Vom Ausland. -——.-—.— Ullerlei aus Spanien.— Man schreibt aus Madrid vom 6. ds. Mii.: Das Amtsblatt »Gaceta de Fabrik-" verdffentlicht eine Zusam menstellung bezüglich der im Monat Februar d. J in der spanischen Hafen verzeichneten Ein- und Auswanderuns Kn. Genannter Statistik zufolge wan rten 4707 Personen ein und 6004 sus. Natürlich find hierin die aus An — laß der Kriege auf Kuba und den Phi « lippinen erfolgte n Truvpen- Ein- und Ausfchiffungen nicht einbegriffen. Da nach sind rund 1300 Personen mehr aus- als eingewandert. Algerien, Ar entinien und Brasilien sind die Ge iete, nach denen die Spanier vorzugs weise auswandern, während sie merk würdigerweise die spanischen Kolonien felbft fast nicht in Betracht nehmen. Die Auswanderung hat in den letzten Mo naten in beunruhigender Weise zuge nommen sie erfolgt in nur verschwin den-d kleinem Maße iiber spanische Hä feu, während sie über portugiesische und » französifche geradezu enorm ift. Die Provinzen Coruno, Pondevedra, Ali cante und Almeria liefern die stärksten Kontingente an Auswanderern. Es braucht wohl kaum darauf hingewiesen zu werden, daß das in Folge der Kaid nialtriege immer mehr um sich greifende Elend, sowie die Furcht der Waffenfiis higen, zum Kriegsdienft in den Rola nien herangezogen zu werden, die Oauptursachen des geschilderten Ber hältnisses sind. —- Trotz der gedrückten Lage ist die Mildthätigkeit des spani schen Volkes geradezu unerschöpflich Bot einigen Monaten eröffnete das hie " sige Blatt »El Jmparcial« eine Samm lung von» Beiträgen fijr die aus Kuba nnd den Philippinen trank oder ver · wundet zurückkehrenden Soldaten. Es d dem »Jmparcial« bereits 925,000 setas, sowie ungeheure Quantitäten Kleidungsftiicke, Arzneien, Eßwaaren, Weine u. s. to. zugeflossen. Das Blatt hat in allen Häfen, wo Truppen ausge schifft werden, einen trefflichen Dienft vrganisirt. Dank welchem es den Zu tiickkehrenden an der nöthigen Berpfle-· sung bei der Ankunft in der Heimath nicht fehlt. —- Jn der Provinz sind un geheure Schwärme von Heuschrecken aufgetreten und richten große Verhee tungen an. — Jn Gaviria (Bistayen) ist vor einigen Tagen ein Mann im Alter von 148 Jahren 6 Monaten und S Tagen gestorben. Er hinterläßt eine. Wittwe, die 135 Jahre alt ist, zwei Söhne im Alter von 97 bezw. 86 Jah-« ten und eine Tochter im Alter von 102. Zahrm Diese unglaublich tlingende achricht wurde einem hiesigen Blatte durch den Ortsvorsteher und Pfarrer des Ortes Gavaria förmlich bestätigt( CThut uns leid, wir glauben sie dennoch sticht D. Red) - —Die rraotriche Bevölke rund Frankreichs. Die Bevöl-’ terung Frankreichs in den Stadien ver theilt sxch nach der neuesten Zahlung (29. März 1896) folgendermaßen :, Paris- hatte 2,536,834 Einwohner Die iweitgrößte Stadt ist Lyon mit 466, 028, an dritter Stelle kommt Marseille mit 442,239, an vierter Bordeaur mit 256,906, an fünfter Lille mit 216,276 Einwohnern. Sieben weitere Städte Toulouse, St. Etienne, Roubaix, Nan-« I tes, Le Havre, Rouen und Reims haben I mehr als hunderttausend Einwohner. jl Narren Toulon und Nizza haben über ; S0,000 Einwohner. 18 weitere Städte k stählen mehr als 50,000 und 26 kleinere s Städte mer ais 30,000 Einwohner. Ein Jahre 1820 zählte Paris 715,000 inwohner; in dem Zeitraum von 1876 bis 1881 betrug die Zunahme der Be völkerung der Hauptstadt noch 14.1 v." » O» damit hatte Paris 1881 schon 2,-« M,028 Einwohner. Jn dem fünfzehn feikrigen Zeitraum von 1881 bis 1896 hat hiernach die Zunahme der Einwoh- - ner von Paris aber nur noch 11.8 v. H.«» betragen, und es hat sonach gegenüber · dem Zeitraum von 1876——1881 in den« legten 15 Wahren eine Abnahme des Be-» Mikerungswachåthums in Paris im I , Betrage von 2.3 v. H· stattgefunden « Die gefährlichen Papa-i seien von Gen ua. —Nachträg-.j lich wird aus Genua über einen gelun- : · enen Aprilscherz berichtet, den das H rtige Witzblatt »Jl Suceefso« ausge v; dacht hat. Jn den letzten Tagen deg März war die Bevölkerung der Stadt, Z ist der sehr viele Papageien gehalten : »werden, durch die bekannte hypothetische —«Mittheilung beunruhigt morden: der i " annie Vogel sei häufig der Uebers ; Zelt-get tubertuloser Krankheiten Das i« Midiische Gesundheitgamt hatte deg- i lb einige Bekanntmachungen erlassen, ! denen Vorschriften zur Berhütunsgl 1 Icher Lkrkraniungen und Merkmale verdächtigen Papageien angegeben! Inten. Diese Bekanntmachungen wur-. Herr nach italienischem Brauch an die! Oktaßenecken geheftet und eifrig stu-( M Am Morgen des I. April nun; en an den Straßenecken ein neues; t, mit dem Kreuz und den Greifen ; Dis enuesischen Stadtwappens und! . ussorderung an alle Besitzer voni s seien, diese gefährlichen Vögel auf s nd des Artikels 319 des Sanitätb i - · ei und 207 der stiidtischen Poli-! ordnung am selben Tage noch « Mai zu bringen, roo sie im tiamte unterfucht werden » M dass bei Vermeidung einer « H m s Lite. Unter-nehmt gewiss-ero ,W ). I VII es dem gewahrte man in den Straßen Genuas förmliche Prozessionen von Leuten, u meift Dienstmädchen und Dienstman net, die Papageien nach dem Rathhaus trugen. Dort war man anfangs iiber diese Papageieninvasion nicht wenig er chrocken, bis man endlich hinter ihre rsache kam und nun wurde jeder neue Papagei vom Gelächter der Beamten empfangen. Am schlimmsten erging es den Papageienträgern auf dem Rach hausewege, denn da die Bevölkerung sehr bald den Scherz gemerkt hatte, so mußte Jeder, der mit einem Papagei vom Rathhaufe kam, durch die Straßen der Stadt förmliche Spießruthen lau fen. Wer dagegen Papageien nach dem Rathhause trug, wurde von Nieman dem gewarnt. Selbst einen Papageien händler, der mit mehr als 70 dieser Vögel nach dem Rathhause zog, ließ man anfangs ruhig gewähren. Schließ lich erbarmte sich Einer des Gefoppten und sagte ihm: »Gehen Sie nur wieder nach Hause, guter Mann. Die Papa geienverordnung ist nur ein Scherz.« Der Händler aber sah den Warner pfif fig an und erwiderte ihm: »Diese Kon turrententniffe kenne ich, mein Lieber. Jch habe teine Lust, die Strafe zu be zahlen unsd mir womöglich gar das Ge schäft zusperren zu lassen. Behalten Sie Jhre Scherze für sicht« Daraus schob er seinen Karten mit den 70 Pa pageien weiter dem Rathhause zu. »Sie l i q u i e n.« Jn der Hinterlafs senfchaft des Barons Pichon, die. dieser Tage in Paris versteigert wurde, befand sich auch eine Haarlocte der Agnes So rel, der aus der Geschichte der Jungfrau von Orleans bekannten Geliebten Karls VII. Diese Locke war im Grabmal der Kirche zu Loches, wo Agnes Sorel beigesetzt wurde, von einem Gouvernem des Schlosses von Laches, Herrn de Vaudreul, ausgefunden worden. Jm Jahre 1865 hatte sie Baron Pichon ei nem Herrn Hersort abgetauft, der Spi talverwalter in Honsleur war. Dies mal erreichte sie im Hotel Dreux einen Preis von 140 Fres. Ein anderes histo risches Erinnerungszeichen war ein »Gänsespiel zur Zerstreuung Sr. Ma jestät« aus Ebenholz mit eingelegtern Elfenbein, das Ludwig XIV. angehört hat. Die Erben des Barons Pichon erhielten dafür 220 Fres. Verlorene Liebesmuh'. — Ein Sportsmann und eine Halbwelt dame, die sich kürzlich auf dem Hypo drom von Longchamps kennen und schätzen lernten, hatten sich-so schreibt man aus Paris, in eine kleine Jungge sellenwohnung zurückgezogen, um in der süßeften Jntimität leben zu können. Neben der Pferdeliebhaberei hatte der neue Herr und Gebieter der Schönen noch eine andere Marotte: Er wollte alle Frauen hhpnotisiren Seine letzte Er oberung« Madame de M» glaubte zwar nicht start an thnotismus und Sug gestionen, aber sie gab sich zu dem Spiele her und war ein ideales »Me dium«, das sich im erheuchelten Starr schlafe zu Nadelstichen und anderen Thorheiten bereit finden ließ. Vor ei nigen Tagen befahl der Sportsmann der Schlafenden, sich zu einem Friseur zu begeben und ihr schönes Haar, auf das sie stolz war, abschneiden und sich das kurze Haar träufeln zu lassen. Das war nun freilich hart, und die ,,Hypnotifirte« hatte gute Luft, aus dem Schlafe auszufahren und gegen die Zumuthung zu proteftiren, aber sie rechnete aus, daß der Schutz eines so rei chen Dilettanten das Opfer wohl werth sei und that im wachen Zustande, was ihr befohlen worden war. Der blonde Haarschmuck fiel unter der Scheere des Friseurs, und Madame de M. sandte ihm melancholische Blicke nach, tröstete sich jedoch mit dem Gedanken, daß nun ihre Zukunft gesichert sei. Aber o weh! Als sie des Abends vor ihrem Freunde erschien, machte er ein verblüfftesGesicht und erklärte, er finde sie so verändert, daß er sie nicht mehr lieben könne. Den nächsten Tag ließ er sie mit ihrem Ti tuskops sitzen, und nun wandte sie sich an den Polizeilommissär, der mit Be dauern ertlärte, er könne nichts für sie thun, sie müsse sich an den Friedensrichi ter wenden, werde aber auch bei diesem nicht viel erlangen. —Die Kunst, blaues Blut zu bekommen. Auf eine ganz ei genartige Weise ist dieser Tage in Wien ein junger Mann blaublütig geworden, und zwar im wortwörtlichen Sinne, ohne Ritterschlag oder Standes-erhö hung. Der Betreffende pflegt berufs mäßig gewisse Mittheilungen an ver schiedene Adressen hin Zu versenden und bedient sich hierbei des bekannten blauen Pauspapiers. Die tägliche, mehrstiin dige Beschäftigung mit dem blaugefiirb ten Zeug hat nun besondere Erscheinun gen hervorgerufen. Der junge Mann bemerkte nämlich vor wenigen Tagen zu seinem größten Entsetzen. daß er am ganzen Körper bläulich täkowirt sei. hände, Brust, Stirne, Wangen, Lippen waren von zahllofen blauen Pünktchen Fibersäeh ja sogar das Weiße in den Augen bläulich überhaucht. Obwohl fein allgemeines lörperliches Befinden anz normal blieb, gerieth er über die en Zustand denn doch in Beforgniß und holte sieh ärztlichen Rath auf der Minit des Professors Kapost. Dort erklärte man ihm den Zustand. Durch die zarte und sehr voröse Haut an den ngern war der blaue Farbftoff in die lutäderchen der Jnnenfläebe der Hand nnd von dort in die größeren Blutge gtse eiaIdrnngen Von da aus hatte « dann die Sirtulation dar U per durchgemacht und war barg U- Mdrssen wieder zur Ausschei ant das war die natürliche . s du Ursache, warum der jun « Inn t-, MW Hauses-teuren worden war. Aus der Klinit wurde ihm die beruhigende Versicherung zu Theil, daß dieses Blaublut seiner Ge » sundheit keinen Nachtheil bringen wer ! de, nur müsse er für einige Zeit jede Be ! rührung mit dem Pauspapier vermei ; den, wenn er wieder bürgerliches rothes » Blut in seinen Adern haben wolle. —— B r a v o! Die Deutschen in Pe « tersburg haben es sich, gleich vielen an deren, fern vom Heimathlande Leben den,selbstverständlich nicht nehmen las sen, des Begründers der Weltmachtstel lung Deutschlands, des Fürsten Bis marct, an seinem Geburtstage in fest licher Weise zu gedenken. Dem »Lübe ckischen Anzeiger« wird von einem Freunde des Blattes mitgetheilt, daß am 20. März (1. April) die im »Hotel -Vittoria« in Petersburg zu einem Fest essen zur Feier des Geburtstages des Fürsten Bismarck versammelten Deut i schen, darunter mehrere unserer speziel - len Landsleute, dem Fürsten folgendes J Telegramm sandten: . »Und wenn die Welt voll Teufel wiie’, z Es lann ihr nicht gelingen, L Durch Undani Dich zu And«’rer Ehr’ z Um Deinen Ruhm zu bringen. j Es fehlt noch, daß ein Streit entsteht, i Wer sei der Reichsbaumeifter? ; Für uns und alle braven Leut’ ZKein Zweifel, ,,Bismarck« heißt er! s Wir gratuliren. Die alten Getreuen. E St. Petersburg, 20. März-L April ; 1897.« J Das sind kernige deutsche Worte, die lbeweisen, daß der Verfasser jener Zeilen ; seine deutsche Nationalität sich auch fern ; von der Heimath treu erhalten hat. ; Zum Absturz des Juge ;nieurs Jlmer vom Hochlantsch T wird aus Graz geschrieben: Der Juge T nieur der hiesigen Brückenbauanstalt sPaul Jlmer aus Schweidnitz in Schle- » Zsien, ein erst 29jiihriger Mann, unter-; I nahm mit zwei Kollegen einen Ausflug . j auf den Hochlantsch und auf die Teich jalpr. Der Aufftieg aus die Teichalpe Fvollzog sich ohne Schwierigteit. Von bdort aus machten die Herren den Ueber igang auf den Hochlantsch und wollten jvon dort durch den Bärnschütz den Ab Estieg nach der Bahnstation Pernegg Edurchführen. Hierbei verfehlten sie den PWeg und kamen zu einem sogenannten Eholzaufzug Als sie einsahen. daß der J Weg von dort aus nicht in’s Thal führe, » kehrten sie um und heiraten den richtigen « Steig aus der rechten Seite des Mir-nig baches. Jlmer befand sich auf einem er höhten Plateau und bezeichnete den zu erst eingefchlagenen falschen Weg mit aller Entschiedenheit als den richtigen. Trotzdem entschlossen sich die beiden an deren Herren, auf der anderen Seite den zAbftieg zu versuchen. Sie riefen auch tihrem Kollegen zu, er möge zu ihnen Eherüber kommen, was dieser jedoch ab «lehnte. Die Beiden gelangten glücklich , in’s Thal und nach Pernegg. Daselbst ; fragten sie, ob Jlmer vielleicht schon an tgeiommen sei und ob auf dem von ihm »eingeschlagenen Wege ein Abstieg be ltvekkstctligt werden römis, da sie selbst »das Terrain nicht tannten. Sie erfuh ren, daß an einen Abstieg an der ge nannten Stelle nicht gedacht werden » könne und daß Jlmer unbedingt umkeh lren müsse. Da die Zeit schon ziemlich vorgeschritten war, kehrten sie nach Graz zurück. Als Jlmer auch am folgenden Tage nicht eintraf, wurden Nachfor schungen eingeleitet, die aber zunächst Jrefultatlos blieben. Infolgedessen fuhr Jeiner der Begleiter Jlmer’s nach Mir nitz und setzte sich mit dem dortigen ;Postmeister und mit dem Gendarmerie postenführer Schwindsackl in’s Einver nehmen. Der Letztere hatte auch die Leiche des im Vorsahre am gegenüber liegenden Hange derunglüclten Wallnö fer aufgefunden. Das ganze Gebiet der »Biirnschütz wurde mit Hilfe von Leitern Hund Seiten abgesucht. Es gelang aber ;weder der Gendarmerie noch den Berg-« ssührerrn auch nur eine Spur von dem ZVermißten zu entdecken. Endlich machte Edie Expedition gerade an einer der ge ifährlichsten Stellen Halt, wobei der sGendarm Tauber, aus einem vorsprin sgenden Felsblocl sitzend, unten, durch ireisende Raben aufmerksam gemacht, Feine graue Masse zu ertennen glaubte, Zdie kaum von den Farben des Gesteins zzu unterscheiden war. Der Gendarm sund ein Bergführer unternahmen nun I eine Kletterpartie, und nach langen An Tftrengungen gelang es ihnen, den Platz zu erreichen und um 11 Uhr Vormittags den Vermiszten aufzufinden, doch nur als Leiche. Jn hockender Stellung, mit einem grauen Havelock bekleidet, kauerte er in einer engen Felsspalte. Der Fion des Verunglückten war zertrümmert, dieGliedmaßen größtentheils gebrochen. An den Händen und Fingerspitzen hatte der Verunglüclte Verwundungen, die darauf schließen ließen, daß er sich im Sturze über die 160 Meter hohe Fels Ewand vergeblich zu halten und festzu klammern versucht habe. Die Uhr des Verungliiclten war um 6 Uhr 3 Minu Jen stehen geblieben. Um halb 6 Uhr Abends hatte sich der Unglückliche von jseinen Begleitern getrennt, also schon seine halbe Stunde später ereilte ihn das ) ! rehtbare Geschick. Der Tod muß sp ort eingetreten sein. Bismarcks ersteAusfahrt seiner Krankheit Ueber Lisniarcks erste Aussahrk berich u ruh unterm U. d. Mit: . un i wieder in seinen lieben Sachsenwa schau und hat am Sprossen und Crit-? «- feiye Freude gehabt, er, dem ni i: W , als die un künstelte freie ast. m, sk- tn ön Tagen dran-s - III II END-W M is Und « Siestlur a koste atDankb. Rache.« aus rieer l l l 1 teil er bat es empfunden und ansgeiostet mit rechtem Wohlbehagen den immer wieder neuen Gruß desWaldes inr ersten Früh ling! Man sah es dem Fürsten ordent lich an, als er heimkehrte, wie wohl ihm dieses Wiedersehen mit seinem jun en alten Sachsenwalde gethan hatte. »Vin spannen zum Ausfahren« hatte der Fürst gegen drei Uhr besohlen. Aber sein liemmerdiener sagte gleich: »Der Patzle (der Leibtutscher) glaubt’s mit nicht!«« Und als der Diener seine Be stellung ausgerichtet hatte, lonnte er wahrheitsaetreu dein Fürsten berichten, daß es Mühe gekostet habe, den Leiblut scher von dem Ernst des Besehls zu überzeugen. Sie Alle, die alten treuen Diener, hatten geglaubt, daß es ihnen sobald noch nicht vergönnt sein würde, ihren Herrn in’s Freie fahren zu tön nen, wie früher. Zu lange schon —- seit dem 2. Januar —-— war es her, daß er des Fuhrwerts nicht bedurfte, und der Schrecl über die Krankheit war ihnen in die Glieder gesahren. Aber das Glück hatte man sehen sollen, das den Leuten aus« den Augen strahlte, als Seine Dmchlaucht ichmunzelnd vor Freude und mit scherzenden Worten an die Um gebung in den Wagen stieg. Es ging ganz ohne irgend welche Hülfe. Schwe ninaer nahm zurSeite des Fürsten Platz und dann gings innerhalb des Pari zineels um’s Herrenhaus herum über die Parlwiese durch den hinteren Parl ausgang nach dem Forstort Bauiamp hinaus nach Aurniihle zu. Kurz vor Aumühle gab der Fürst Befehl, rechts abzuschwenlen und dann ließ er sich noch eine Weile ireuz und quer durch den Sachsenwald fahren, aber nicht allzu weit vom Ort entfernt, denn es drohte ein Gewitter, das sich freilich später ver zog. Die erste Aussahrt des Fürsten nach monatelanger Pause hatte ihn nicht ermüdet; denn als nach etwa sünsvier tel Stunden der Wagen — eine halb chaise mit zurückgeschlagenem Verdeck — vor dem haupteingang des Hurenhau ses wieder hielt, wars Fürst Bismarck seinen langen Lodenmantel ab, unter den er eine mit Wildlaßenpelz gefül terte, sehr kurze Joppe trug, stieg völlig ohne Hülfe aus dem Wagen und ging wider Erwarten nicht in’s Haus« son dern schritt hochausgerichtet und nur leicht auf den Knotenstock gestüßh nach der Au hinab, die den Pakt durchfließt. Hier ließ er sich unter einer großen Fich te aus einemGartensessel nieder, den sein Kammerdiener schnell vom feuchten Nie derschlag reinigte. Geheimrath Schwe ninger breitete zum Ueberfluii noch sein Tafchentuch über den Sitz. Nach tur zer Ruhepause erhob sich der Fürst wie der und umschritt das Schloß. Jm Parl ließ er sich noch einmal auf einer Banl nieder und schaute über die Wiese nach dem hohen Walde hinüber, an der Pracht des jetzt hier schon mächtig her vorsprießenden jungen Grüns seinAuge weidend. Dann ging er über die Altan ireppe, die in den Speisesaal führt, in das Haus, wo er einen kleinen meiß nahm, um bis zur Zeit der Hauptmahl zeit — um sieben Uhr —— in seinen Pri oatgemächern der Ruhe zu pflegen.« Eine leidenschaftliche S viele r i n. Jn den Eoielsälen von Hamburg die nun schon längst geschlos sen sind, herrschte, sobald die Pforten sich öffneten, trotz der meist sehr zahlrei chen Besuchen stets eine seiertiche Stille und Ruhe. Unterbrochen wurde die selbe nur durch das Rollen der Kugel an den Roulettetischen und die monoto nen Ausrufe der Croiipierg, durch welche diese den Beginn jedes Spieles sowie dessen Ergebniß vertiindeten. Laute Un terhaltungen durften nicht geführt wer den, und wer sich diesen Bestimmungen nicht fügte und es wagte, am grünen Tisch seine Stimme über den Flüsterton zu erheben, der ward sofort ohne weitere Umstände heraustomplimentiri. Allein, wie überall, so tamen auch hier verein zelte Ausnahmen von dieser strengen Re gel vor. Besonders riictsichtsvoll war die Bank einer steinreichen alten russischen Gräsin Kisselow gegenüber. Die Da me, nach welcher übrigens eine Stra ße in Homburg den Namen führt, war eine leidenschaftliche Spielerin, und brachte täglich viele Stunden an dem Roulette zu. An den Beinen völlig ge lähmt, wurde sie durch einen Bedienten aus einem bequem tonstruirten Roll stuhl an den von ihr bezeichneten Spiel tisch geschoben, wo ihr sofort ein passen der Platz eingeräumt wurde. Hinter ihr ging gemessenen Schrittes ihr Selte tiir, der ein umsangreiches Porteseuille unter dem Arm trug. Sobald seine Gebieterin ihren Platz eingenommen hat te, legte er das Porteseuille vor sie aus den Tisch. Sie öffnete ess- und entnahm ihm ein Packet Banknoten, von denen sie einen Theil in Gold umwechseln ließ und nun zu pointiren begann. Die Gräfin spielte der Aufregung wegen nur an dem Roulette und zwar ausschließlich Num mern. Jhre Methode bestand darin, von den sechsunddreißig Nummern gewöhnlich fünsunddreißig mit je ei nem Napoleon zu besehen und eine Nummer sowie das Zero auszulassem Gewöhnlich belam sie aus diese Weise das ausgesetzte Geld zurück. trat aber der Fall ein, daß ro oder die nicht be eßte Nummer sie . so gingen natürlich hie sämmtlichen Einsiitze verloren. Er e gnete sich dies, so war es mit der Ruhe der Dame vorbei. Voller Ingrimm schleuderte die Ernoörie in ungerne-n he - igem und lautern Tone Worte der hs · m Entriisiung egen die Bank und ihre e ten, we che dann allemal ihre liebe oth halten« die Gereizte zu besänf t . Von einem lnaustoersen der ensriedin war sel stverständ ket Ie Rede —- sie ward jedesmal zu M Macht« m man wußte auch tsc »—— J tum: zog doch die Bank von ihr jahr !aus, jahrein eine nach vielen Tausenden, Iwenn nicht Hunderttausenden zählende, ganz sichere Revenue, die unter keiner Umständen verfchetzt werden durfte. - ---—.—--—-·.—.» - Vermischtcs. —PräsidentSpalding von der Globe Sparbank in Chicago sitzt laut letzten Berichten noch immer wohl verwahrt im Countygefängniß, da er die von Richter Dunne verlangte Bürg schaft noch nicht auszutreiben vermochte. Sein Privat : Selretär, Herbert Stin ner, hatte eine längere Unterredung mit ihm und gleich nachher stattete auch An walt H. D. Derbh dem Arrestanten ei nen Besuch ab, über dessen eigentlichen Zweck indessen nichts weiter bekannt ge worden ist. Jm Uebrigen mußte es doch auffallen, daß Spalding’s bishe rige Bürgen ihn plötzlich so völlig im Stich gelassen und nicht einmal vor dem entehrenden Aufenthalt im Gefängniß bewahrt wissen wollten. doch ist Grund hierfür jetzt ebenfalls in Erfahrung ge bracht worden. Der Bankpräsident un terhält, wie erinneriich, ein intimess Liebesverhältnifz zu feiner jungen, hüb schen Stenographin Namens Sarah Louise Erwin, die das Herz des alten Chemannes völlig gefangen genommen zu haben scheint· Vergebens bemühten sich die Familienangehörigen Spal dings, ihn zum Aufgeben diefer noblen und tostspieligen Passion zu bewegen, und urn nun einen letzten» Gewalt streich« in dieser Hinsicht zu versuchen, soll man seine bisherigen Bürgen in’s Vertrauen gezogen haben. Diese er klärten ihm dann angeblich jedwede noch so hohe Bürgtchuft für ihn stellen zu wollen« falls er sich verpflichte, mit dem erwähnten Mädchen ein für alle Male zu brechen, worauf Spalding in dessen nicht eingehen wollte. Seine Freunde zogen sich dann einfach von ihm urüek und kurz nachher schlossen sich hinter dem verliebten Bankpräfidenten die Thore des Gefängnisses. Die Aug frchten der Depofktoren der Globe Spar bant sind nach dem Ausweis des staat lichen Banl - Examinators George R. Hahden ziemlich günstig. Die Ausstäns de belaufen sich hiernach insgesammt auf 8619,177. denen Verbindlichkeiten in gleicher Höhe gegenüberstehen, doch fallen der Masse wahrscheinlich auch die Universitäts —- Bonds in Höhe von 8124,000 zu. die der Receiver bekannt lich demVerwaitungårath derhochschuke auszuliefern sich weigert. Die persön liche Haftpflicht der Aktionäre wird zu dem irgend ein etwaiges Defizit mehr als zur Genüge decken. Der Staats ausfchuß fetzt unterdessen seine Unter suchung der Geschäftsführung Spal ding’s fort. —- celtene Jubelseier.—— Jn Baltimvr ist dieser Tone ein kirchli ches Ereignis-; von ieltenem Interesse in dem festlich aeschmiictten Gotteshause der St. Alpkxonsugscrtemeinde an der Port Ave. feierlich begangen. Sechs Priester des Redemptoristen-Ordens, welche alle zusammen vor 25 Jahren nach der Vollenduna ilirer Studien zu Jlchester, Mo» durch den jetzigen Bi schof Vetter ZU Savannah Ga» ihre Priesterweihe erhielten, begingen diesen Ehrentag in gemeinsamer Weise. Diese sechs Jubilare sind: Pater Ferdinand A. Litz, der Provinzial der östlichen Pro vinz des Redemptoristen Ordens-, der zu Baitirnore ini Mutter-hause wohnt, Pa ter Geo. J. Dusold, Prvlurator des Vorgenannten, von der Et. Alphonsus Kirche zu New Yvrtx Pater Andr. Wynn von der St· JOHN-Kirche zu Torvnto. Canada; Pater J. Rein von der St.Peter5-Rirche zu St. John,N. B.; Pater J. H. Schagemann von der hl. Gläser-Kirche zu Detroit. Mich., und Pater C. H. Kern von der St. Al phonsuH-Kirche zu Nen- Orleang. Die Feier wurde mit einein Hochamte um 9 Uhr eröffnet. Ein großes- Orchester be gleitete die Messe. Pater Litz iungirte als Celebrant, Pater Dusold als Dia ion, Pater Kern alg SubsDiaton nnd Pater Klein als Ceremvnienmeister. Die Festpredigt hielt Pater Joseph Henning, Professor der Theologie zu Jlchester. Ungefähr 40 Zöglinge destsollege wohn ten der Feier bei. Als Ehrengiiste wa ren Pater J. C. Schwarz, der Konsulai tor des General-Oderen zu Rom. sowie dessen Setretär, der Pater John Ben nett von London, ferner Pater Patrick Barrett, der Stiperior des College zu Kiriwood, Mo., anwesend. Nach der kirchlichen Feier sand im Priesterhanse der St. llllphonsuelitemeinde ein gro ßes Bantett statt, an dem die genann ten Geistlichen alle theilnahrnen. — Eine edl: Frau gestor b e n. Eine edle deutsche Frau ist in To ledo, O» zu Grabe getragen worden. Es war die 861iihrige Gattin des verstorbe nen Achtunovierzigers Dr. Ernst Ra ber, der in Deutschland als Revolutio-· när eine prominente Rolle gespielt hat te. Sie war in Goldberg Mecktens barg-Schwein geboren. Dr. Raber hatte als wichtiger Arzt in hagenow und anderen Orten praktizirt Ein echter Belisar-um« wurdeiliaber durch die Chi tanen der reaktionären Regierung nnd seiner Feinde bereits im Jahre 1847 ge nöthi t, Meckienlputg zu verlassen. wo ran ich das Paar nach Texas wandte. Kaum war Raber aber in hausten nnd Lagrange, Tex, als Arzt thäti sw wurde er nach der 1848’er März-ew intion von seinen mecktenbur isches rennden nriickgerufen und in e kn Liiniren rsamrntung des Landes mithin in welcher er dann sur ärgs Linien sei-sein Nach der An sei-e Mismrnlnna durch die knieen-s l; wurde Raber von neuern genöthigt- zum« Wanderftab zu greifen, und so wanderte er dan mit seiner Schweif-t- GUMU Und der Schwester der letzteren, welche sich später mit Herrn Julius Vortriedez deis ialtenNedatteur der »Expreß« vetmshlts Twieder nach den Ver. Staaten aus, wI isie sich in Ohio niederließen und zwar il fDahtow Dort begründete sich Dr. Ra »ber eine gute Praxis als Arzt und App j theter, erlag aber bald einem Nervenfie ber. Seitdem ist Frau Raber immer mit der Familie Vortriede zusammen f gewesen und hat Freud’ und Leid getreu ilich mit dieser getheilt. Jn den letzten TMonaten war sie bettlägerig, aber in Idollem Besitz ihrer Geiftestriiftr. Außer sihren hiesigen Verwandten hinterliißt die .Verblichene in der alten Heimgth zwei ihochbetagte Schwestern in Roftock, P Jwie einen Bruder in Goldberg. i—DaßdieVorbereitunge«-e »zum Bundes - Turnfeft in St. Louts »unter vortrefflicher systematischer Ober ’leitung erfolgen,s tritt immer deutlicher zu Tage. So hat das Transport-Kom mittee, um ähnlichen Beschwerden, wiev sie gelegentlich des letzten Turnfesteg et hoben wurden, vorzubeugen, beschlossen, zallen Turnvereinen Zettel zum Auftlei Jben auf das Gepiick der Turner zu usen Iden. Diese Zettel enthalten die « unr Jtrer - Adresse und das Gepäck wird so Jfort durch Gepiici - Gesellschaften an Iseine Adresse befördert, wo der Eigen thümer gegen Vorzeigen eines Dur-Ma ites dasselbe wieder erhält. Letzteres fwird ebenfalls » den einzelnen Vereinen igesandt Seiten-Z der Straßenbahnen Isind außerordentliche, weitgehende Vor itehrungen zur schnellen Beförderung ivon und nach dem Festplatze getroffen worden. Die Turner : Pioniere haben ihren früher gefaßten Beschluß, die Turner i Pioniere auf dem Feftplas öffentlich zu begrüßen, dahin abgeän dert, daß dieselben schon am erstenFesti tage, Donnerstag, 6. Mai, Vormittags um 11 Uhr, in der St. Louis’er Turn halle durch Herrn Gustav Fintelnburg offiziell empfangen und begrüßt werden ILollem Ein Kommittee, bestehend aus en Herren C. A. Stifel, Franz P Becter und S. Kehrmann, trifft die Vorbereitungen zur Unterhaltung der fremden Turner - Pioniere. Herr Hein rich Braun berichtete dem Central-Aus schuß Namens des Finanz - Kommits tees, daß die Gesammt - Einnahmen sich auf 820,011.45 belaufen; hierzu kom men Roten fiir 39812 was eine Ge fammtsumme von 829,823.45 ergiebt. Beschlossen wurde, den Lehrerinnen aller öffentlichen Schuien Freitarten f iirdie Festtage auf dein Fairplasze, so wie Mitgliedern der Gefangnereine, welche bei dem Empfangg - Konzert, am 6. Mai, in der Augftellungs - Halle mit wirken, hierzu Freiiarten zu geben. Die Preisrichter werden in Wefiermann’s Hotel untergebracht werden. Die Em pfehlungen des Vorsitzenden des Ver pflegungs - Ausschusses Herrn Ed. O. harrs, der Anstellung von 50 Kellnern,. 12 Fischen, 15 Gefchirrwaschern und 4 Aufsehern während der Festtage, sowie der Anstellung eines Privattvächters vom 1. bis zum 10. Mai, wurden gutge« heißen. Die sechzehn Erfrischung5 plätze auf dem Feftpiatze sind zu insge sammt 82610 an tüchtige Wirthe verge ben worden, andere Privilegien brin gen 8280 ein. Das Einquartterungo Kommittee berichtete, das-, in der Ger mania - Turnhalle ((5·arondelet) BZ at tive Turner aus Kansas City und Si. Joseph untergebracht werden; nach der Siid St. LouiferTurnhalle kommen at tive Turner und Turner - Pioniere und nach der Conrordia - Turnhalle attioes Turner und Sänger. Dr. Hugo M. Stariloff, der Vorsitzende des Em pfang-Z - Koitimitteeg, berichtete, daß dasselbe aus«- 48 Mitgliedern besteht und daß diese am Mittwoch Abend und Donnerstag Vormittag, den 5., resp. s. Mai auf dem Eentralbahuhofe anwe send sein werden. Alle auswärtigen Vereine sollen aufgefordert werden. die Zeit ihrer Ankunft dem Empfang-Zwin mittee vorher schriftlich anzit«2,rigen. —Die Baumwoilindustrie im S ii d e n. Vom Siiden hört man ansdauernd von der geplanten Errich tung neuer BauinwollwaareIt-Fabri ten. So soll eine solche, und obeuein von New England-iluterncbmern, in Cordova, Alabama, unter dein Namen «Jnsdian Head Mill-« mit einem Ko stenaufwande von ZW),O(X) erbaut werden. Auch in Birmingham, Ala., ist die Errichtung einer neuen solchen Fabr-it unter dem Namen »Avondale Wills« geplant, deren Bau S500,000 tosten soll. —- Herr August Uihlein von der «Schli3 Brewing Eo.« in Mil wautee feierte das Fest der silbernen Hochzeit. Um seiner Freude an diesem frohen Ereignisse Armbrust zu verleihen. übersandte er dem BibliothetarPeckham, resp. der Bibliothetsbehörde von Mil tvautee, einen Cheet von 85000 mit dem Vermerte, hierfür gute Bücher irgend welcher Art nach eigenem Ermessen an zutaufen und hierdurch die Bibliothek noch reichhaltiger zu machen. — Das tostspieligste, bis her verössentlichte Buch ist die von der amerikanischen Regierung veröffent lichte amtliche Geschichte des Bürger trieges. Sie hat bisher bereits Das-sä 000 getoftet, sl,186,000 allein an Druck- und Buchbinderauögabem Der Rest kam aus GehaltenMiethaSchreih materialiem alle moglichen gemischten Ausgaben und Anlauf von Schrift : iieten und Belegen von Privatleuten. i I wird noch weitere drei Jahre in In speuch nehmen« das ganze Wert zu Mendw Die Gesammttoften W als-dann voraussiehtlich nicht viel unter QOOUMIIUUSLO