Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, April 09, 1897, Sonntags-Blatt., Image 13
M Dichtung nnd Wirklichkeit il l l Erzählung von C. Weilnen -·-....-—-.- .— Jch bin untröstlich!« jammerte der Theater-Direktor Braun seinem Freund und ersten Liebhaber seines Theater vor. »Muß sich Fräulein Molden gerade jeyt den Fuß verstauchen, wo ich keinen Ersatz sür sie habet Hätte sie nicht noch acht Tage warten können, bis unser Gast spiel hier beendet war? Es ist zu satal!'· »Sollte sich denn Niemand finden?« fragte Alex Dornfels theilnehmend. »Ich bin schon gestern Nacht aufs Telegraphenamt gelaufen und habe an die Agentur depeschirt, sie solle sich sofort bei Fräulein —- wie heißt sie nur gleich —- ertundigen, ob sie — ah, da tommt schon die AntwortC rief er aus, als er tden Telegraphenboten durchs Fenster erblickte. Mit sieberizaster Hast risz er das gel be Blatt auf· »Hurrah!" jubelte er, »sie lommti Gott sei Dant! Da lesen Sie ——« Alex lag: .,Neise sofort ab. Anlunst halb zwei Mittang »Das ist ganz samos«, subr der Di rektor fort. »Wenn sie ihre Rolle heute Abend noch lernt, kann sie morgen sriih mit Ihnen und Jhrer Frau die Seenen probiren, und morgen können Sie drei schon zusammen spielen!" Die schöne junge Gattin des Schau spielers Dornsels war die erste Liebhabe rin des Braun’schen Ensembles. »Sie haben mir ja den Namen unse rer neuen »Gräfin Julia« noch garnicht gena:s.nt«, bemerkte Dornselå. »Wer ist sie eigentlich ?« »Sagte ich es Ihnen nicht? Nein? Wie konsus ich doch bin! Nun also: es ist ClementineMarbach.« Aler ließ ein langgezogenes Pfeier ertönen. Sein Gesicht sah ziemlich be troffen aus-. »Hm«, sagte er, »das ist aber unangenehm!« »Was ist unangenehm it« fuhr der Direktor auf, der schon wieder neues Un heil fürchtete. · ,Na, n-:i, lieber Braun, saiiren Sie nur nicht gleich aus der Haut. Jch ma che mir ja nichts daraus, aber sie — Fräuiein JJZarbach —— wird unangenehm beriibrt sein. Ach Unsinn, sie wird die alte dumme Geschichte gewiß längst ver gessen haben, sie ist vor vier Jahren pas sitt —-« »Ah, turz vor Jhrer Heirath?« ,,Jaivohl, aber ich war damals be reitg verlobt und liebte Cäcilie von gan zer Seele. Doch Niemand in unserem Theater wußte davon. Clementine und ich hatten die Liebhaberrollen und es wurde viel über uns getiatscht, weil fre maßlos leidenschaftlich war und ebenso spielte. Schließlich sah man gerade heraus, daß ein Blinder sehen müsse, wie wahnsinnig verliebt sie On mich sei.« Dornselg war, während er dies sag te, ganz ärgerlich geworden, denn diefe Erinnerung roar ihm höchst peinlich Dann fuhr er fort: .,Schliesilich bekam ich die Sache gründlich satt. berbat mir die dummen Foppereien und erklärte rund heraus, daß ich bereit-s- mit einer talentdollen Schauspielerin berlobt sei. Dann — na, Braun, unter uns kann ich’s ja ge stehen —- war ich feelenfroh, als ich aus jener Gesellschaft forttam.'« »haha, kann mir’s denken, armer Kerl. Der Haß. der aus verschmähter Liebe flammt, ist der fchlimmste«, der setzte Braun. »Schöne Liebe«, spaltete der Andere. »Nun, mag dem sein, wie ihm wolle, ich hoffe, daß auch sie in Vergangenheit ver gessen hat. Doch nun Adieu, lieber Braun!« »Hm, htn«, murmelte der Direttor, als er allein war, »was Alex aus Be fcheidenheit nicht erzählt, tann ich mir schon zusa:nrnenreimen. Die Marbach liebte ihn leidenschaftlich und, heftig wie ihr Naturell ist, genirte sie sich nicht, ihn-. das offen zu zeigen. Hm, hm.« Direktor Braun geleitete die mit dem Zuge piinttlich eintreffende Schauspie lrrin nach dem Hotel, sriihstiictte mit ihr und war iiber die freundliche Art und Weife, in der sie von Alex Dornselg und dessen Gattin sprach, hocherfreut· Trotzdem war er am nächsten Mor gen, als die Hauptprobe stattfinden sollte. etwa-Z ängstlich, als er daran dachte, toie wohl Fräulein Marbachg erstes Zusammentreffen mit Dornsels besonders aber mit dessen Gattin, aus fallen würde. Kurz nach els Uhr erschien Clemen tine Marbach. Ihre schwarzen Augen funkelten seltsam, alg sie Dornsels er blickte. Dieser, wie auch der Direktor, hatten das seindselige Aufleuchten wohl bemerkt, nichtsdestaweniger trat der jungeSchaUspieler schnell vor und reich-— te ihr lächelnd die Hand zum Gruß. »Schön tvie immet«, sagte er, »und rosiåzwie die ewige Jugend·« · » as Schmeicheln haben Sie nicht verlernt, wie ich bemerke", entgegnete sie, indem sie den beiden huren die Hände reichte. «Wabkheit ist keine Schmeichelei!« mischte sich der Direktor ein. Clementine war in der That eine sehr! schöne Erscheinung, mit herrlichem el-; senbeinsarbenemTeint,welligem schmar-i zem haar und glänzenden schwarzen Augen; aber in dem ganzen Gesichtss ausdruct lag ein undesinirbares etwas,T das Dornselkz Cäcilie gegenüber sriiheri einmal als »unl)eimlich« bezeichnetl hatte. E ,,Sino nun Alle da ?« fragte Clemen- I tine sent. »Frau Dornsels I »Kommen Sie, ich will Ihnen meines Frau vorstellen«, sagte der junge Mann,i indem er sie zu Cäcilie führte. I »Ich fkkUk Mich ZEISka Sie kennerl W I i »Ja lernen, meine liebe Frau DornfelkJ ! begann Clementine, der jungenFrau die Hand drücken-d. »Welch famofe Rollens Iroir drei haben! Hoffentlich mache ich. meine Sache gut « ; »Oh, daran zweisle ich nicht«, erwi-! derie Cäcilie freundlich. » - Jn diesem Augenblick ertönte die ) FelingebBraunT der Direktor und site-I gcsseur m einer Person war, und die« Probe begann. Dieselbe verlief sehr I gut, besonders-J die Hauptseene im drit l ten Att fiel glanzend aus. Der Direktor I strahlte vor Freude. ; »Sie hat ihren alten Fehler, den sie j schon vor vier Jahren hatte, noch immer » nicht abgelegt«, sagte Alex später zu sei nersfrau »Sie überhasttet sich beim l Spiel. Die Kritiker haben ihr das von . jeher zum Vorwurf gemacht.« »Ja, ich habe das auch bemerkt. Aber das liegt weniger an ihrem Spiel, Alex, als in ihrem Wesen. Sie selber bedarf ver Zurückhaltung der Mäßigung." »Das weiß ich längst«, antwortete Alex nachdenklich »Es ist schade um sie, denn sie besitzt ein eminentes Talent. Sie war doch eigentlich sehr liebenswürdig zu uns, meinst Du nicht?« »O m, j—a t« Die junge, schöne Frau blickte auf und lachte. »Du, Du, Ler, nimm Dich in Acht! Sie scheint mir nicht die Frau zu sein, die so leicht vergibt und —- vergißt!« »Am wenigsten wird sie mir vergeben, daß Du mein holdes, süßes Weibchen ge worden bist. Sie kommt mir immer wie ein zum Sprung bereites Raubthier vor. "Nun, hoffentlich verdirbt sie uns das Spiel nicht!« Als Clementine von der Probe in ihr Zimmer im Hotel zurückkehrte schloß sie die Thür hinter sich zu. Dann lief sie im Gemach hin und her, rang die Hände in namenloser Wuth und blieb dann und wann stehen, um Athem zu schöpfen. Jhre Brust wogte siiirmisch auf und nieder und ihre Augen glühten wie in unheimlichem Feuer. »Es treibt mich zum Wahnsinn, sie lzu lsammen zu sehen«, knirschte sie. »Ich liebe ihn -—- rasend — in wahnsinniger Leidenschaft die aus Liebe und Haß be steht —— aber ich will mich endlich rä chen —— die süße Rache haben, nach der ich feit Jahren gelechzt — haha! — hüte jDich —- ich habe Dir nie vergeben und es i nie vergessen, daß Du mich zurückstießest, ZAler Dornfels!« i ) Sie warf sich auf das Bett, erhob sich jedoch bald wieder und öffnete einen lleinen Koffer. Aus diesem nahm sie einen kleinen Gegenstand, dessen glitzerns des Metall sie in sanatischer Leidenschaft küßte, wobei sie ein grauenhaftes, teuf lisches Lachen ausstieß. Dann schloß sie den Gegenstand wieder fort. »Auf später, mein kleiner, unschäd zbarer Freund", murmelte sie, »auf spä iter ——— haha —- eine heimliche Vertausch ung —- ein unglückseliger Zufall — das Spiel ist mein! Und wenn nicht —- nun, was dann kommt, ist mir gleichgiltig, wenn ich nur meine Rache habe.« Das Theater war bis auf den letzten Platz auåverlauft. Manche hatten das lzuglriiftige Stück: ,,Eine falsche Freun Zdin«, schon gesehen, aber es machte ihnen «Spaf3, der Ausführung mit der neuen -Schauspielerin beizuwotsmen i ,,Suielen die Dornfels’ wirklich so lwunderbar schön, wie man allgemein jhört?, fragte eine Dame ihren Nachbar. »Gewiß, der Hauptreiz ihres Spieles besteht in der Einfachheit und herzgewim nenden Natürlichteit, mit der sie ihre HRollen geben.« t »Ja dem Stück »Die facsche Imm jdin« stellen sie ein junges heimlich ge jtrautez Ehepaar dar, nicht wahr?« »Ganz recht. Und Gräfin Julia, die tJntriguantim die in rasender Leiden ifchaft für den Gemahl der schönen Leo «nore, den Grafen Bertom entbrannt ist, ifucht unter der Masle der edelsten iFteundschaft die Liebenden zu trennen.« j »Ah —- und gelingt es ihr Z« - »Nein. Die Liebenden trotzen ihren 1Isliänlen und das führt zu der erschüt ternden Scene im dritten Att, wo Grä Ffin Julia erfährt, daß Graf von Ber ztow auf dem Wege ist, sein junges-Weib Janzuertennen und heinizuholen. Darob Tgeräth sie in wiithende Raserei, steckt seinen geladenen Redolver zu sich und be T gibt sich damit in die’BillaDeonores.Die tScene stellt ein entzückend eingerichtetes EZimmer dar, in welchem Leonore sehn jsiichtig des Geliebten harrt· Da trat zGräfin Julia ein und es entspinnt sich sein Wortwechsel zwischen den beiden IFrauem Plötzlich lassen sich Hufschläge .vernehmen, Julia wirft die Magie der iFrenndfchaft ab, gesteht ihre Leiden s schaft, und dafz fie Rache nehmen will tund feuert. Leonore schwankt nnd bricht in dem Augen lick zusammen, da Graf zvon Bertow in das Zimmer stürzt und « sich neben Leonore niederwirft, während Julia entflieht.« »Mein Gott, wie aufregendl Aber Leonore ist nicht todt, nicht wahr?« fragt die eifrige Zuhöberin. »Nein. Doch jetzt beginnt das Stück.'« ; Der Vorhang ging in die Höhe. Das iSpiel begann. Nach dem ersten Alt schon ertönte lauter Applaus, welchen nach dem zweiten Alt zu einem donnern- i den Beifallofturm anfchwoll. s Die gespannte Erregung des PublH lums wuchs mehr und mehr, je weiter der dritte Alt vorfchritt. Es lag eine seltsame, drückende Atmosphäre iiber dem ganzen Theater. War es das Wal ten ir end einer geheimen Macht, wel ches die meisten mit einem bangen Ge fühl beschlichZ War es dasselbe geheim nifzvolle Walten oder nur heilige ernste Liebe, was Alex Dornfels zwang, jeden Blick, jede Bewegung des Weibes zu be- . obachlen, dessen Liebe er verschmäht-el F- —- — « k Er wachte mit einem fieberhafterr Eifer, der an Schmerz grenzte. Mit gespannter Aufmerksamkeit ber folgten die Zuschauer die Vorgänge auf der Bühne und geriethen mehr und mehr in Erregung, se näher man dem entscheidenden Moment tam, wo sich die sanfte Stimme Gräfin Julias in bit teren Haß und Spott verwandelt. Leo nore weicht zurück, bleibt in der Mitte des Zimmer-s stehen und weist den Hohn der falschen Freundin stolz zurück; da plönlich tritt Gräsin Julia näher an sie heran und faßt mit der Hand in die Brustsalte ihres Kleides,«too die gefähr liche Waffe ruht. Jhre Augen glühen, ihr ganzes Gesicht zuckt und arbeitet in unbeimlichem Haß —- dem glühenden Haß der Mörderin — Dann wendet sie sich ab. Das Publikum ist vor Ent setzen über das mit tädtlichern Haß er füllte Gesicht wie gebannt. Jn diesem Augenblick dreht sieh Grafitt Julia wie der um, blickt die Ridalin feindselig an und zischt: »So stirb, denn ich liebe ihn ,und räche mich« — dabei erhebt sie die : Waffe und zielt auf Cäcilie —— — — ) ,,Barmherziger Gott,« entringt es sich in diesem Moment den bleichen Lip pen des gefolterten Alex, der mit einem Satze vorspringt, Cäcilie zur Seite schleudert und die Hand des mörderi schen Weibes in dem Moment erfaßt, da sie los-drückt . . . . »Du Teufel,« keucht er, nach Athem ringend, »Du wolltest mein Weib töd ten!« Ein Knall, ein Blitz, ein Bersten — und der große Wandspiegel auf der Bühne ist in tausend Stücke zersplittert. s ,,Nieder mit dem Borl)ang!« schrie i der Direktor-. Das Publikum hatte sich in fürchter licher Aufregung ergoben und lief wild und verstört durchei ander. Der letzte Anblick, den die Bühne bot, bestand in einer wild um sich schlagen den Gestalt, welche sich vergeblich aus ·Alex kräftigen Armen zu befreien ssuchte, wobei sie wüthende und drohende Blicke und Geberden auf Cäcilie warf. Dann fiel der Vorhang i Am nächsten Tage las man in der Zeitung, daß die bekannte Schauspie lerin Clementine Marbach während der Vorstellung in unheilbaren Wahnsinn verfallen war. ..-—--—.-—« i Der Smtastriiiite. « Von Johanna Richter. Jch habe nichts dagegen, wenn meii Mann seinen »Ausgehtag« regelmäßig linne hält. Der kommt nur ein Ma Iin der Woche vor, und ich betrachte di· tsusanimentiinste mit seinen Kumpa ·nen aus der thörichten Junggesellenzei durchaus nicht mit eifersüchtigen Au gen. Sollen sie doch in ihrem verräu cherten Lotale sitzen, das geistlose Skat spiel dreschen, Unniassen Bier vertilgei und sich mit den Scherzen auH ihrer so EgenanntenJugend zum hundertsten uni aberhundertstenMale anöden Das-Ver .gniigen gönne ich den Leutchen Aber I— es darf ni ts übertrieben· werden« «so auch die ,, usgestage« nicht. Wie war mein Mann zu dem Pferde bahnsFahrschein sder Strecke Lange Brücke-Breite-Straße gekommen, der ist jüngst in seinem Ueberziehertäsch chen sand? Und dann hatte ich an nächsten Tage eine weitere Entdeckung gemacht: Jn der inneren Tasche dei Weste, dort, wo er seine Brieftasche ver wwahrt steckte eine Karte-: Alhambra selegantestes Balllotal der Stadt, jeder iDonnerstag großer KavalierbatL — siein Wetnzwang —- uin 12 Uhr Da sinenquadrille.. I Liba, —- jetzt wußte ich, ian an der 1«Statabenden« los wor, -— als- iiieir JMann zum Abendessen antrat, war id 'die geträntte Frau. Der Barbac nakiir Iaber wenig Notiz davon! Zo oerliei der Abend recht trübsel ig . da sagte Imein Mann plötzlich: ,,7 ur iiioraen « habe ich Karten zum Opernhaus « bestellt I-— Du weißt schon: wage aweitin unt lähnliche schöne Nuinnie rn. An Waii irrer-Abenden bist Du doch ixtinier musi italisch abgestimth Meine Bikgeistei skung stir den großen Meister von Ban reutb übersteigt in der That die Schran iten deH Orchesters »s. Mein Mai n liiitte mich an meiner allerschioajisten -eiie Igepackt Er selbst hatte von Musi « ; i tit ldie blasseste Ahnung, er vertrag tii iii IMoll von Dur zu unterscheide-L A - ’ich es durchgesetzt hatte, dass ein guter ’,,Bechstein« in unseren Stirn ti:;:, drohte er, er würde diesen erbärriilitien Jamniertasten zu Vrennhotz verarm tcn . . . Also sagte ich freudig zu, und in oer That, es war ein wunsdekherrlicher Abend. Als der musikalische Genuß zu Ende war, gingen wir über zu dem tu linarischen: Souper im Hotel Contis nental. Auch das war vorzüglich. Ich pflückte eben zum Rachtisch einige Weins trauben, mein Mann beförderte our-ji einen Schluck Rothwein die Reste eini gerKnactrnandeln hinunter,oann wischte er sich den Mund-und sagte: »Du, liiik mal, der Statabend ist für oiese Woche oon Mittwoch auf Donnerstag verlegt worden« ,,We5t,alb denn?« fragte ich argloå. ,,«Llch«, antwortete er, »die Statfpie ler haben Mittwochg keine Zeit·« Jch grübelte erst eine Weite. Der Sloiabend fand also nicht Mittwoch, sondern Donnerstag statt. Was hatte ich denn auf dieser ohnehin schon ver dichtigen Karte gelesens «Jeden Donnerstag großer Kavalier hakt . . .« Oh, es fiel mir wie Schup pen von beiden Augen: Ich sollte be trogcn, in unerhörter Weise betrogen werden! · Die ganze Nacht konnte ich kein Auge schließen. Mein Mann durfte cur- die — - — J em Donnerstage nicht ausgehen,das tand bei mir felsenfest. Aber wie das verhindern? Mit Gewalt, mit gutem Zureden richtete ich nichts aus, das wußte ich, also nahm ich zur List meine Zuflucht Als uns ani nächsten Mittag der Hausarzt besuchte, sah’ ich recht abge spannt aus. »Ich habe wieder eine sehr schlechte Nacht gehnbt«, klagte ich. »Ich kann nicht einschlafen, das geht nun schon seit Wochen, ich komme ganz her unter dabei . . O Himmel, diese-Schlaf losigteit —«, ich schlug die Hände vor’s Gesicht und stöhnte, dirsz es ein Dutzend Hausärzte hätte jammern können. »Hm, hm«, machte der Sanitätsrath »Schlaflosigleit . . . na, nicht schlimm... kleines Receptchen geben . . . ganz schwa che Dofis . . .« Eilfertig brachte ich Tinte, Feder und einen Bloc herbei. Er tritzelte schnell einige Worte darauf und riß das Blatt ab. »So . . .« dabei überflog er das Ge schriebene noch einmal, »vorm Schlafen gehen, ganz ungefährlich unschädlich« »Kann ich es vielleicht auch im Thee . . . ?« fragte ich. »Natürlich, natürlich . . .« niclte er, schon im Weggehen begriffen, ,,Thee, Wasser, Wein . . .« Donnerstag Nachmittag drei Uhr holte ich das Recept aus meiner Schreibmappe, in welcher ich es sorg sam verwahrt hatte, hervor. Jch ver suchte das Getritzel zu entziffern: Chloralum hhdratum . . . Aqun destil lata . . . Shrupus simplex buchstabirte ich mühselig. ,,Vor Schlafengehen....·" — —- also wenn man schlafen wollte wirkte das,——aber auch wenn man nich· schlafen wollte! Ach, diese niedizinischv Wissenschaft ist doch ein großartigeå Unternehmern Dann ging ich zur .lnothe!e, es wen ein wirklicher Seelenfrieden über micl gekommen, mir war zu Muthe, als ot ich ein große-Z Rettungswerk glücklich Vollbracht hätte. Unmittelbar vor mir betrat ein Dienstinann die Apotheke Der Provi sor nahm dessen Recept und begann mit seinen Gläsern und Büchsen zu hanti ren. Jch warf verstohlen einen Blick aui Das Recept, —- Sapperlot, war das nicht? — ich schärste die Augen, natür Iiich . . . sum hydkatum . . . a destillatc puv Hut-kurz , »Eine Matt fünsundsiebzig«, —— un terbrach der Probisor meine Forschun gen. Der Dienstmann legte einen Tha ler aus den Tisch und strich schmunzelnt die restlichen zwölf ein halb ein: ,,Et is« sür’n seinen Herrn, der an der Ecke war: iet, —- 'n feiner, nobler Herr«, erzählt( er noch beim Abgehen. Nun gab ich mein Recept. Der Pro visor lächelte. »Das hätte ich gleich mi besorgen können«, meinte er und ginc wieder zu denselben Gläsern und Biich sen. »Eine Mark fünfundsiebzig«, — und er reichte mir das Fläschchen. i d sc »Der Herr ist eben auch erst nach Hau se gekommen-C meldete mir Minna, als-« ich aus dein Corridor meinen Mante ablegte· »So ....«, machte ich gleichgiltig dann ging ich nach dem Solon und barg in meinem Schreibtisch das tostbari Masche-m »Na, Männe, da bist Du ja« sagte sie so hatmlos wie möglich, ,,’S« giebt heute ein Rehblatt, — was Gutes wie?« »Das kann der ärniste Mensch essen wenn er’s hat«, brummte er, aber dabei lächelte er oergnij t, er dachte wohl ar den Glut-Herren- Maine-Ball ,,Wann willst Du denn weggehen?'« fragte ich voller Spannung »Acis« antwortete er, »so gegen neun. wenn ich um zehn dort bin ....« Wie hatte ich doch aus der bewußten Karte gelesen? »Herren-Eavalier-Ball. Beginn zwei Uhr . . . .« »Da sangt Jhr heute wohl mit dem Statspielen etwas später an alI sonst Z« fragte ich. « ,— .I,F, ’ s t s I »ou, —- wu — uusy N, ju qcuus suiigcli kwir später an, weil«, —- stotterte er. H »Nun ja«, entgegnete ich mit Ruhe· '»daå scheine ich geahnt zu haben, ich ha sbe für sieben Uhr Thee zurecht machen slassem den können wir erst noch gemiith slich trinken, — denn sieh’ mal, Mann schen, Du mußt doch was warme-«- in den IMagen nehmen, der weite Weg, das kal i te Bier, der schlechte Wein und Fortblei Jben bZZ zum frühen Morgen, — atso « her, kräftigen Thee ii la Russie, waz Z« ! Seine Augen leuchteten auf in selt ksamem Glanz, ein Zug großer Befrie sdigung breitete sich über sein Gesicht, er sah aus-, als ob ihm eine schwere Ar beit ganz ohne sein Zuthun plbtzlich in erheblicher Weise erleichtert worden sei. »Du verfügsts über phänomenale Jdeen". meinte er zustimmend »Damit kannst Du mir imponiren. Und wenn ich heute nicht zum Statabend gehen müßte, würde ich wirklich . . . . . .«' Mit schadensrohem Lachen unterbrach ich ihn. »Ich bitt" Dich, wenn Du gehen mußt ..... !« Dann eilte er in die Küche. »Ich werde den Thee heut selbst bereiten«, er klärte ich dort dem Mädchen. Damit mischte ich die bei Rex und Tarn-Arr Hee getausten Theeblätter, goß siedendes Wasser darauf —- nach zwei Minuten war der Göttertrant fertig. »Minna«, ordnete ich an, ,,springen Sie hinunter zum Kaufmann und holen Sie klaren Zucker — ich brauche sonst zwar immer Stückenzucker, aber heute ..... « Miy na ging, —— die war ich los. Dann holte ich mir das Fläschchen mit Dem Wundertrank Tropf, —--- Tropf« — Ttopf, « fünf Mal liess ich in die Taf se meines Mannes je ein Tröpfchen aus dem Fläschchen fallen, dann nahm ich das Theebrett, trug es hinein, und ord l— nete den Tisch. »Weshalb macht denn das Minna nicht?« forschte mein Mann. »Die ist eben mal runterv zum Kauf mann, sie holt noch etwas Zucker«, er kläre ich. »Aber nun trink, Männchen,« Find dabei hatte ich ihm seine Tasse ge ülli. Jn diesem Augenblick wurde heftig die Klingel der Corridorthiir gezogen »Minna ift unten«, sagte mein Mann, und es schien mir, als ob er diesen Umstand mit besonderer Freude begrüßte. »Geh doch ’mal vor und sieh zu, was los isi.« « Jch ging vor — eine Rohrpostkarte für meinen Mann-. Jch las bei der Corridorflammer Onkel Lehnbach er snchie meinen Mann, den heutigenSlat abend nicht zu vergessen. »Anfang 10 Ut)r.« Die »Mache« der Karte durch schaute ich sofort. ,,’ne Rohrpostkarte für Dich«, sagte ich, als ich wieder in’s Zimmer trat. »Du sollst nicht vergessen, heute um zehn Uer . . .« Er lachte. »Den heutigen Skat hätte ich so wie so nicht vergessen, -—— aber, bitte, nimm endlich einen Schluck T )ee. Du hättest die Minna nicht her unterschicken sollen, wenn so viel zu thun ist«, setzte er mit malitiösem Lächeln hinzu. »Ich habe mein Täßchen fast leer, —- na also, ’nen kräftigen Schluck... proooså.« Er leerte seine Tasse bis ziir Nagelprobe. Jch nahm auch einen kräftigen Zug. Der Thee kam mir etwas dick vor, — oder schmeckte er nur süßlicherZ Jrh trank meine Tasse ans, ohne so richtig auf den Geschmack zu kommen. Aus je » den Fall aber war ich auf die Wirkung meiner fünf Ttopfen sehr gespannt. »Haaahhh«, gähnte da plötzlich w»ein Mann los, ,,aaal)hk), ’ne Stunde , Ha fen könnte man auch noch, es ist jetzt erst acht, bis neun, wag? Das geht.« Und « damit hatte er fich auf das Ruhesopha ausgestreckt, das- in seinem Herrenzim mer stand. l sxcgenruch rooure ich aus oouem Halse lachen, dasz mir meine List so »ut ge gliickt war. Ja, — die fünf Tropfen, — mein Männchen erwachte vor dem näch sten Morgen sicher nicht . . . dem hatte ich lden Elite - Ball gründlich versalzen. »Hahal;a«, —- wollte ich loslachen aber ,,;aaah« entrang es sich meiner Brust, ich mußte gähnen, —- schrecklich gähnen, H —und noch einmal gähnen. Ich fühlte E mich außerordentlich müde, die Augen lider sanken schwer herab, ein Gefühl ’ der »Wurstigkeit« überlam mich. Mein ’ Mann würde die ganze Nacht durch « schnarchen, dass wußte ich, —- warum T sollte ich nicht auch? Und ichwar so matt, so müde . . . ich wankte nach dem Eßzimmer vor, und ehe ich noch etwas bedenken konnte, — »jaaahhh«, lag ich auf dem Paneel - Sopha und s— — »jaaahhk)«- -—-s damit war ich sanft ent ' schlummert Ein ser ukisanftxs Schijttekn wen-s mich. Es war helllichter Tag. »Gott sei Dank«, sagte Minna, ,,gnä’ Frau - liegen hier schon seit gestern Abend. Jch konnte Sie nicht munter kriegen. Jetzt ist es schon lzehn Uhr. Der Herr liegt ; auch in seinem Zimmer, —·schläst auch : noch. Den Rest des Thus-habe ich ge » stern ausgetrunken, ich wachte auch erst um acht auf.« Langsam kam mir die Erinnerung wieder: Jch hatte meinem Mann fünf Tropfen . . . Elite - Ball - Abend . . den hatte er verschla « fen, also hatte fchmeinenZwecker reicht. Aber ich, — woher meine plötz liche Mattigkeit? Ich fühlte mich noch wie zerschlaaea Die ganze Nacht auf dem Sooha ..... Sollte er ethoa "densetben Schmerz mit mir. . . ? Damit - er ganz ungestdrt war, während ich schlief und schlafen mußte. ,,Wesyalh haben Sie mich nicht geweckt?« wandte ich mich ärgerlich an Minna »Gna«’ Frau waren nicht zu erwecken, der Herr auch nicht", referirte sie wahrheitng mäß. Der sinstere Verdacht in mir bestärkte sich, eine »Gänsehaut« lief mir den Rit cten ’rauf und ’runter. Jch wankte nach meines Manne-; Zimmer. Der schnarch te noch kräftig, — ja so ein Schlaftruntt Jch wollte ihn ermuntern. »Du, steh auf, eH wiro Zeit, Du mußt nach dein Vureau, —« da schlug seine Weste, die quer iiber oer Stuhlleline hing, schwer argen meine Hand. Jsch forschte nach dein harten Gegenstand den ich berührt ihatte: ein Fläschchen ringsum ein Pa: spier gewickelt, s— ein Recept! Voll Neu gier faltete ich dasselbe auseinander und las: ,,Ehloralum hydratum Aqua destillata ..... Syrupus simplex . . . !« Er hatte also einen Schlaftrunt, für mich, wie ich für ihn, — das sind die modernen Ehent «.———- -—-— ——— — Jn der Leihbibliothek. Back fifch : »Das Buch für die reifere Ju gend war reizend —- haben Sie nicht noch etwas reiferes«s« —- ·Weltbegebenheit. Gräfin : »Warum schreit denn das Kind so?« Diener : »Der junge Graf gern-ben. seinen ersten Zahn in die Welt zu setzen« — »Ein de Siecle. ,,Durch ge schäftliche Abmachung ist die Verlobung zwischen Baron Krumnr und Fräulein Silbermann zu Stande gekommen. Der Herr Baron beauftragt feinen Kam merdiener, der Kantxnerzofe des Fräu leins Silbermann den Verlobungsztuß zu oerabfolgen.« : Z —PrompteAnt1oort. Lei)rer:,,So mangelhaft vorbereitet kommen Sie hierher? Sie beantworten ja keine iFragel Was sallt Ihnen denn ein?« I « · . ) « « I« — Primaner. ,,Letder nichts. H ges-! Its-g - ! Vergalloptrt.» Lieutenant: Gncidige Frau undFtaua ! lein Schwester können ja famos kutq schiren! Baronin: Haben Sie Uns gestern imt xThiergarten gesehen? Lieutenant: Ja! Füchse flogen nur so Dahin wie von Furien gepeitscht! Beim ersten Ferienbesuch. Stubiosus (mit Schniissen bedeckt):» »Na, Joh,ann wie gefall ich Dir?« Diener: »Der junge Herr gefielens mir besser, als Sie noch ganz waren!«· i I l Der Bildungs- Protz »Herr Würstler, ich kann Ihnen lei Ider über die Fortschrittes Fhrer Töchter-. nichts Erfreuliches mittheilen Beide. haben mir erklärt, sie wollten nicht ler nen!« »So! . . . Deßwegen brauchen Sie die Mädeln aber net zu seckiren!« »Ja, wofür bezahlen Sie mich denm eigentlich?« »Damit wir auch an’ Haus-lehren yab’n!« D r a k o n i f ch. Junger Dichter: ,,... Und stvoth when Sie mir? Was soll ich mit mei-. nin neuen Musenkindern anfangen?« Kritiker: »Verstofzen Sie ste!« Auch ein Zahnkünstler. Zu einemBarbier, der zugleich Zahn teasnilen kommt ein Bauer mit der-: Frage : ,,Hott’r Zä’ zu verkeffen?« — Der Barbier bringt alles herbei, was er. an Zähnen vorräthig hat. Nach länge rem Wahlen sagt der Bauer: ,,Dar Zaa la gepsass — Packen senn mer ei’!«·' —- «Aber, Marm, was wollen Sie denn mit dem Zahn machen?« fragt erstaunt der Zahntiinstler. »Dann will ich knei-l ner Fra’ zu Weihnachten schenk’. Die sich vor e’ paar Tagen an« Zack «----.«:-bisse!« —- Llls der Barbier la s sagt: »Ja, aber da muß ich ihn De- , einsetzen,« antwortet schlau der· Bauer: ,,Dös,3 its-oh i:h allee’; mer hum Siegellacl Verhecir::!«« - ». « Uebertrumpr , Erster Z-Jl;.".ai«zt (renommirend): ,, . Und schmerzlos arbeite ich! Fa belhastl Ers: gestern ist mir wieder ein Patient beixn Zahnziehen eingeschla fen!« —- Zweite: Zahnarzt: »O, das sollten Sie mich erst Mal sehen! Meine Kundinnen wollen sich während der Operation jetzt alle — weil sie wegen des angenehmen Gefühls dabei stets ein so überaus freundliches Gesicht machen , —- photographiren lassen!« Ver Adler und die Papa-i g e i e n. j Jch fliege gern mit Adler Fitt’chen —- s Dem Panagei gefällt das nicht; I Nun ruft ein Heer von buntenSitt’chen:«s »Herunter ntit dem frechen Wicht! l Will er uns Alle überflügeln . »L Jn feinem schniucklos schlichten Kleid? · Auf, laßt uns feinen Hochmuth zügean So zischt der Haß, so tobt der Neid. I ,,H·ciuft einenHolzstoß,« hör’ ich schreien,7 »Der hochan bis zum Himmel lohti « Wer mehr kann, als wir Papageien -— I Der Scheiterhauer sei sein Tod!« « z Jsch aber lausch den Sphärenklängen, Den Blick zum Firmament gewandt; Statt mir die Schwingen zu versengen,« Hat man die Schnabel sich verbrannt. m I » — « . l Falsxbaufgesasz » s A..: Fräulein Anna ist doch gewiß ein stchtltletdiges We::), solch Weib wäre inein «.»- il . 7 B.; Das glaube ich, daß die Dich zu ,?fall bringen wurde » i -«..—— t i EinEli reninann. :L Bettler (der an sein gesundes Beim einen Stel zsuß anschnallt): »Was many aus dieser elenden Welt nicht alles ihum muß, um sich ehrlich durTZ Leben zui schlagen!« « i i Widerspruch i « A: »Ich höre, Du iyast Deinen Ge-; Ehilsen fortgejagt?« —- Bt »Jatvohl! L Siehst Du, erstenJ war der Kerl zu gats nichts zu brauchen, und zweitens wart er zu Allem sank-W i Gewissenhaft ." Mutter ldie ilire Tochter im Arme ihres Lehrers überrascht): So, — mein Herr, gehört das auch zum Unterricht? Lehren-O nein gnädigeFrau, dafür gebe ich extra eine Viertelstunde zu! Die besteQuelle. » Frau Hauptmann (,zu ihremGatten): »Männchen, unsere Auguste hat getün digt; ertundige Dich doch, bitte, einmall in der Compagnie nach einer guten Kö chin!« Geschmacksache. . Gast: Das war doch nicht etwa Pfer defleisch, was ich gegessen habe? Wirth: Natürlich war’s Pferde lfleischl Gast (wiitl)end): Was! Und Sie un lterstehen sich Wirth: Es kostet doch auch nur 204 Pfennige, mein Herr! Gast (beruhigt): So, so, nur 20 Pfen nige Ra, da bringen Sie mir noch eine Portion! . G e m ii tli l i ch « : Herr: Sie baden meine Geduld ausi i eine harte Probe gestellt! s Oausirer: Das muß ich zugeben. iich hätte Si e schon längst hinausge schmissen! .