Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 26, 1897, Sonntags-Blatt., Image 7

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    Sonntags-Blatt .
F Beilage-des »Anzeiger und Herold« zu No. 29, Jahrgang l?. z
l J P Windvlvh, Herausgeber
vqw
Grund Island-, Nebr» den 26. März 1897. (
Der Birnenhandei.
umdressle Von Freiherr von Schlicht.
»Ich sei ein Verschwender-, ein groß
artiget Verschwender, dest von fDem
Werth des Geldes»wie von so vielen
anderm Dinge-m icht die leiseste
Ahnung habe, der in einer Minute mit
vollen Händen wieder wusgebe was er
sich im ein-et Woche mühselig erworben
hu .. Jch verdiente Unter Kuratel ge
sl i zu werden, wenn nicht selbst ein
Kumioriusm ein-sähe, das; bei mir jeder
Versuch, mich ändern zu wollen, ver
lorene Liebesmiilxse märe.«
So sprach ofi meine kleine Frau zu
mir wenn sie Geld Hit- been wollte, mid
ich ilns statt jeder nnderen Antwort
mein leeres Ellortmonnuie entgegen
hielt, in dem alles Mögliche drinne-n
war-Enden meiner Frau und mein-es
Jungen, "2l!resi(n» ei» (siebnrt«2mgs:-:
ver,-—,eichniß vorn Freunden NOT-staun
te:·2, alle Freiniarlen, Umkan das-« «.«
nicht, most- mcei zum Leben Im wenig
slsen mit-eler las-.
Zwei anlxre yis rke ich Dis se Straf
reisen meines dessen« Jcksci ruhig c««
olme mich zu dessem ab e: es
Akænd,al2s:1ie Reif-e Im u Vk n irn r
hunuerkclfl ask libesi wollte n-. W i :
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beim besvxs Wille-n iur fisix fimdsiibziki
Mart int: ein von fast allen Zeitungen
Demschlandg nnd «ln«1ln— nbsiigelel
les hinwrisii Meg, Fenillchi zur Wir
filJi msg stellm sc i--.:e, r: s: m: r bei der
donnernden Zxkairooe IT Kis- iiber
mein , ise stets -, «nichu. THE-: Las-Hm
entl:id, ndennsbochks Wald
»Nun QVI t M- - sgsh Wle tum- tcz ne
zornig an. »Ja-sei Jahr las;1.a,ab-J t« .
Dein e Rede-. ruhig Singt steckt, als
wäre es eine mit pcn unketasnten
Gönnmt gestiftete volle Gelobbtse,
sit-tm aber is1’g genug! Ich wünsche
mir nichts schwächen als noch hundert
Jahre mit Dir zusammen zu leben
»aber noch ein Ja ksr der Ehe wie die
beiden letztem, tmd ich bin eine Leich-3,
koie Du dann anstatt dem von DE r
stündlich hetbeigesebnten Kuratorium
dem Kranatorimn in Gotba übergeben
kannst- Ein Ende inqu diesem Zu
stanlde gar-tatst werden so oder fo, tan
dar-um habe· ich Folgendes beschlossen:
Du über-nimmst von heute ab dieKasse,
» jatvohl Du, liebes Hinz-, trotz Deiner
· großen erstaunten Augen alles Geld,
das ich ver-Diene, liefete ich am D ch ab,
ich verlange weidet- nichts siiI mich als
Taschen-gelb -—— bitte wider-sprich nicht
die Sache ist unweigetlich bei mir be
schlossen! Mr wollen einmal seh-en,
wie weit wir aus Die Art und Weise
mit unserem Gelde kommean
Mit einem Freudenschrei flog mir
mai-ne kleine Frau um du«-n Hals.
»Wie?« Was- ich seit Monaten erhofft
usw ersehnt worumDich zu biiten seit
Lan-gern meine Absicht mar, sollte zur
Wirklichkeit werden? Du ver-traust mir
die Kasse am? Wie lieb und gut Du
bist, dafür werde ich Dir ewig dan
lan!«
. »Wie, Du willigst ein?« fragte ich
Ohöchst erstaunt »Na, oa hast Tu meine
"B·örse, gib mit aber, bitte, zunächst
für diesen· Monat mein Tascknn.geld!«
EiroeDoppelttonse main-rette isn meine
Hamb.
»Mehr n«icht?« fragte ich.
»Bitte sehr, man habe ich die Kasse!«
lautete die Antwort.
Schon wcllte ich meinen voreilsigen
Entschluß bereuen, aber ich sagte mit
Lasz nur, wie lange wird es denn
dauern-, bis die kleine Frau zu Dir
Tom-wen user sprechen wir-I: »Nimm
die Last von- ntir, die Du auf meine
Schultern Iegtest. ich vermag sie nicht
zu trag-rni« Gewiß, das würde nicht
las-tät Mf sich wart-en lassen — aber
We, da seit dem Tage, am Dem ich
das Amt des Kassikets abgab, mehr
als füwf Jahre verflossen sind, warte
ich immer noch, uswd ich glaube ich wer
de ewig dar-aus warten.
Wie meine Frau das Kunststück ser
sig bringt« stets Gesd zu haben, ist mir
ein Risithch, untd wie list es schön
M bequem, sich um nichts zu küm
mert-, nich-is Fu wissens. keine Rechmvng
s— -I—
Izu erhalten, niie mii Geld Melan zu
werden sondern nur darum bit-im zu
triitfenl
Jn einer Frauenvsrsannnlmisg, der
ich vor Jahren ein-mal beiwohnitq fiel
das Wort: »Die schlechweste Frani ist
iiiimiee noch tausendmal liess-ei- als ider
befli- Manni«
Ich bin matt davon mkferiiit, mich
dieser bist-sinnigen Behauptung anzu
schließen-sahn iiii spielen-Punkten- sind
die Frauen ums doch über.
Meine klein-se Frau hat außer vielen
anderen- Tugaisden die »der Sparsam
keit, ohne dabei iin Geriivgssiiesn geizig
zu sein, aber sie sieht sähst-en Stolz
darein, möglichst wenig zii gebrauchen
old-er, richtiger gesagt, mit möglichst
wenig möglichst viel zu erreichen.
So war es gaiiiz natürlich, daß gro
ße Fremde in Troja-s Hiallen herrschte,
Eals ich mir eine lleisne Billa kaufte, die
Eint einem herrlichen großen Garten lag.
Ein Garten war für meine Frau von
Ejehser der Jnsbegriss aller Seligkei? t ge
Qwelen ivnd mit Feuereiftr nailyni sie
Efich der Bestellung des Lan-des an, be
Eaiifsichiigie und nnEsiruirie den Gärtner
und-Ihm Diener und sorgt-e dafür, daß
auch Alles aepflamzt wurde, was zur
sLeiksmotlidiirft und Nahruna gehöri,
als bat Crit-beeren und Kartoffeln
JSellerie nnd Pairee, Erbsen in .s·:) Boh
nen, cnlat Und Grünlahl Wi irzeln
und Pesersilin und mag es sonssi noch
immer Schönes auf Erden gisbi Be
so erstere Freude verursachten natürlich
die Stachelleerein Himbeeren und Jo
khiritii Meeren von denen Man so muri
»du-schön fjir den Winter e niochzn
»kom- ie, ohne daß man nöthig betrie«
baiiix auch mir einrn Grosch: n auszu
geb-an
D. - L --. s- esss i- k»«
; ask« L THE-»F UZD OULUTV List-I Uck
Hang-rein aber war ein Bimbansrnx
selbst die Beredtsamleit eine-—- De
Imo Werkes-, verbunden mit Der Farben
Idracht eines Marlari, wäre nicht« im
Stande, auch »nur ein amnäbenwri rich
tiges Bild dieses Baumes zai geben
iEr war einfach »himmlisch« , schon als
wir das Haus tauften waren uns- von
Idern Bau-m Wunderldinge erzählt war
;den, aber er übertraf alle unsere E
iwarinngem viel-e Tausende der schön
ssten Früchte hingen an den unter der
süßen Last beinahe brechende Zwei
gen
l »Obe ist gesund!« lautet rin- alies
xWari; so aß ich den-Si Birnen, daß
imir rse Auge-n üsbersgingenz ich wollte
imit einem Male gesund werden, aber
kich erreichte das Gegentheil von dem.
iwas ich etsiredi hatte -— ich beiam ei
Enim totale in Unordnung geraikemn
stagen —- und ldOer Arzst sprach kopf
igiiiiirlnw ,,Reisen Sie noch Karls
i 'b!«
l Karlsbad ist ein theueres Pflailser,
aber was balf’5, ich mußte Dorthin,
Wichnicht an den Folgen eines
Bimbaumes frühzeitig von- dieser Er
sde All-schied nehmen wollte.
Wie ich aber diesen schön-en Baum
mit seinen trügerisch schönen Früchten
haßiei Am liebsten hätte ich ihn- alb
schlagen uwd in Brennbolz verwandeln
lassen; da kam ich aber schön bei mei
nset Frau an. Wir hatt-m einen bes
tigeri Streit, dessen Folge voraus
zusehen war: lder Bau-m blieb sieben
um asuich noch andere Mmschen trank
machen zu können
Die tbeure Gattin blkeb zu Haus,
und allein mit meinen Lansesnd unver
dauten Birnen im Magen iubr ich
wach Karlsbad wo der Spur-del das
gestört-e europäische Gleichgewicht bald
wieder aus den« ,,siaius qua anke«
bmchir. Fräsen als geglaubt und ges
hosst, lannte ich die Heimreise antreten
Ich hatte mein-e Ankunft nicht ange
zeigt, ich wallte die Man überm
schan. Trotzdem fah ich auf idem
Bahn-blaß natürlich vergebens nach
meiner Frau aus —- ich san-des unbe
greiflich. dwß ihr liebendes M Nicht
III-spat Wie. daß ich wuf dem va
stände, in Oder W die Mein-sche
iv der Linken den Kessert shall-nd Es
ist ed ichs-sticht Gefühl mitzukom
Wns erwartet
wer empfangen zu wenden-zip wer-»denn
meine Lan-, aW durch meint
Schuld, nicht gerade die dass-, ais ich
endlich cvor meiner Wklyürr stand
Jch klingektr. — Nieme öffnete.
Jch Ule abermals —- Niemand
öffnete. i
Ich wußte ganz genau-, daß ich asm H
Botmng meimet Abreise mseiinmj
Frau meinen Schlüssblrfng, am From;
sich der Hausschslüssel unt-d der Drücker!
Man-M, gegeben hatte, irr-Wem suche?
ich im allen Hosen-, Westen und Pole-!
tottarschm; ohwe etwas anderes zu fin
bm als WWe Pferdsbahnsbillets
umsd schweren Herzens bezwhlste Lust-el-»l
reichng en (
Jch läutete abermals wre verrucki. .
—- Niemand öffnete.
,,Kommsi Du- nsichst auf diesem Woge
im Dein Haus, Ida-tm viselleicht auf
einem andere-M« sprach ich zu mir
selbst. Jsch machte links-um Keshsrt usnst
güng um das Haus. um Durch dve
IScheU-,ne von dort durch ei«:1-m schma
ILW Bett-: Wun9s7gimg nach der Küche,
ivon dieser noch dem Hausflur usnd von ,
n Wohnzrmn et zu gelass- H
Z
IM.
; zu- m) me Omirwnse Umar, vor nicy
Imi t sein gar seltsames Bild
I Meine kleine Frau kniete in sein-ern
jewfachsen starken Hausileide auf eins-er
ausgkbtssiiseten blauen umkd weißen
Küchonschürzse vor emem großen
Sirt-Mo der volle-r Bis-nim- war.
Neben ihr lwieie zur Rechim ein mir
völlig unbekwmisies Wesen, ' jin gegan
iibet iwiseie derBursche —- meins kleiner
Junng tvm der Eimzige, kter die Birngn
stehend aß. l
»Abe. deam«3,« hörte ich da dies
Stimme derUnbeiscmnim sagen ,,nein,
Madame, diese drei Bei-mein nehme ichj
nicht, die sind -Fallosbst, die haben
Siell-on!««
»Das wird immer besser!" erwiderte.
meine Frau. »Das soil Fallobst fein!
Nicht- ein-e eiwzige Bin-e ist zur Erde
gefallen ich und der Die-net haben- das
Obst heukte Morgon fekbst
nicht wahr, Wiihelm?«
»Jamohl, gnädig-e Frau, da ist ieisn
Fallobst nich-i mit dummes-P
»Da hör-m Sie es,« fuhr Wink
Frau fort-, »was idmcksm Sie sich ei
genilichs Sie können sich doch nicht
die allerbesten Birnen aussuchen, was
jsvllen damsn die andere-n Kunde-In sa
Igm?«
,.«za, wenn ich nur inxchr mal aug
suschen darf, was ich laufen Ahne, dann
lann ich auch sein-e Mark für das
Schipp bezahlt-ji«
»Was, ein-e Mark? Sie sagten doch
fvorshim Sie wollte-n eine Mart und
»zwiasnziig Pfennige geb-m Z«
I »So, habe ich das gesagst?« klang es
sinnig zurück. »Da musß ich mich dann
wohl versprochen herbe-n, nein. mehr als
neunzig Pfennig-e gebe ich inie für ein
Schipxn nur wecil gntsiidigeFtau es sind,
lege ich «k,xeu:te ’nen- Groschen zu.«
,,G-csb:n Sie wenigsten-s eine Mark
tin-b ziehn Pfennige!« bat meine Frau
»in-it einer so flehen-Den Stimme, als
!bäie sie fiir ishr SeelenheiL «
»Nein, Frau Gniidigste, »das ist mir
ganz und gar gewißlich nicht möglich;
aber, weil Sie es sinkt-, wnd weil Sie
mich so freundlich bitten thun, will ich
Sie noch fiinf Pfennig-: zulegnnx aber
mehsr ganz gewiß nsicht!« «
»Gott sei Dani!« entng sich dem
Herzen meiner Frau, Und mit ein-um
»Gott sei Dant, baß Jlbr Euch endlich
einig s eid!« trat ich unter ilie Handeln- i
den.
Mit einem Schrei fuhr meine Fran?
« in die Höhe J
»Du? Wo kommst Du feist schen;
ihn? Aber warum schreibst Du denn»
lauch nicht?«——--Will)elm, passen Sie auch
aenou aus, iaß nicht nur die ernten
Birnen fortgehen werd-en! —- Bitte
entschuldiae mich noch einen Augen
xblicl, Du siehst in, wie beschäftigt ich
augenblicklich bin, gehe nur in Dein
Zimmer! Wilhelm, begleiten Sie den
gnädigen Herrin, ich folg-e sogleich!«
Aus diesem Sogleich wurde eine
Viertelstunde usnsd idann noch eine, unlv
als meine Frau endlich zu mir iln das
Zimmer trai, war sie, ’tvie man zu
sagen- pflegi. bei Auslösung knalhe Ver
nichtet sank sie aus einen Stuhl
.,Ne?n, zu« sagen- unld Fu glauben ist es
nicht« was um für Aerger mtd Vet
Bkuß hat! All-e Leute. die hietlher kom
men, thun es nur mit der ausgespro
chem· Absicht, mich bei »dem Dimen
homwel zu betrügen — aber ich lsaisse
mäch mischsi bei-rü- mein-, ich thue es
nsicht!«
»Aber, liebes Kiyo-d, so sbemkhsigeDich
doch!« bat ich, ,,es ist msir übrigens
sehr lieb, cdasß Du das Gespräch glrich
auf IIIka Brimanhaiaidel «bri)ngst; swgse
mir tim, wie bist Du auf diesen um«
gliickfsekigen Getmnksens gekommen ?«
»Uwglückfel-ig nimmst Du denGesdaw
kon?« gab meine klein-e Frau erftsasum
uwd wuschrimsewd üsber mein-e Worte
empört zurück, »ich find-e die Idee ach
solut -11«ischt»uinsgliickseliig, viselmxelyr sehr
schlau umsd praktisch. Jch hasbe schon
ein« hübsches Stück Geld verdienst.«
,,Dar«f ich ohne isnsdiskret sein zu
wolle-up fragen-, wie viel ?«
»Se-chs Mark.«
Das klang so stolz, Daß ich nicht
wwliisn konnte, zu sage-In ,,Aller«diwgå
— sein kleines Vermögen —- -die Kosten
der Karls-habet Reife sind beinahe ge
«Deckk.«
Zärtlich schmiegte meine Gebieterin
foch an mich: »Ach so, ja —- Liebster,
verzeih’ ich hackte das bei dem Aiersaer
ganz vergessen-, Du warst ja im Karls
baid Sag’, wie geht es Di—r? Jch
finde, Du sieh-it bedeutsensd woshler auss,
hat Dir der Aufenthalt vor-i gut ge
than? Hast Du Dich gut amiisiriZ
Hast Tu viele Bekannte getroffen-?
Wo hast Du gegessen? Bei Puppeler
im goldenen Schiin Hast Du mir
auch, wie ich Dich bat, etwas von
Fauna Senk, der Unsiiberstrefflsicham
mitgebracht? Aber so erzähle doch!«
Uni ich erzähle, und andijchiig hörte
meine Frau zu.
Da öffnet-e sich die Thür, und her-ein
trat Idee Diener.
»Nun, was giebi·s?« fragte ich, un
willig über diese Störung.
Der Die-wer suchte mit »den Augen
die Herrin des Hauses: »Die Frau
Kanzleiräthin läßt fragen, ob sie viel
leicht ein hast-es Schipsp Birnen bekom
men könnte, die ginädige Frau würden
es ihr aus Gefälligkeit wohl für fünf
zig Pfennig-e lass«m·«
»S·Je soll sich ihre Birnen auf dem
Monde pflücken!« donnerte ich lass-,
aber mein-e klein-e Frau est-hob sich:
»Bitte, verzeih’ ein-en Augenblick, ich
bin gleich wieder bei Dir!« Usnd ehe
ich es verhindern komm-ie, war sie ver
schwunden-, um wrnigeMinuiens spät-er,
triumvliyirenkv eim biainkes Findig
pfennigsstiick in der Hand halbensd, wie
der zu mir im das Zimmer zu tret-m.
»Die will ich Dir schenken«,« sprach
mein Ehegesponst, Dafür kamt-it Du
heute Abend ein Glas- Bier mehr trin
tm.«
Jch bin sonst sehr für das »Neh
men,« Ober dieses Mal erhosb ich ab
wehren-d die Hände: «Behalte mir,
Liebste!«
»So nnnm oocn1·
»Nein, wirklich, behalte sie nur!«
»Aber warum t«e-nn?·' i
»Nun, wenn Du es denn wissen
willst: ich mag nsicht mit dem Kanzlei
rsath zusammen an einem und dem
felsbesn Tische sitzen und micdn Bier mit
demselben Gelde bezahlen, »das feine
Frau Dir für dsieBtrnen geschickt hat«
Verwundert fah mich meine Frau
an: »Aber warum denn nicht?«
»Ja, warum nicht? Das ift Ge
fühlsfache, und wer’S nicht fül, t, der
wir-d es nie begreifen.«
»So willst Du alfo damit s.«;s.e::,
las-. icn in demGeldpunkt weniger fein
fühlixr bin als Du, daß es Unrecht ist
von mir Gielsd anzunehmen Z«
»Du drückft Dich etwas schroff aus,
Liebste-, aber im Großen und Ganzen
äsufzerft Du meine Ansicht.«
»Pfui, Du bist garstig, und ich hatte
mich fo auf das Wiedersehen gefreut!«
»Man-last Du etwa, ich nichts Aber
erst mwß ich seine Stunde ander Haus
thür Hin-gekn, weil Du Birnen verkau
fen mußt; dann finde ich DIEch mit
ein-er Gemüfefrau um fünf Pfennige
streitend, weil Du Birnen verkaufen
mußt; ich will Dich begrüßen-, Dir
einen Kuß geben, Dir erzä«hlen, wie es
mir ergangen ist, Du haft kein-e Zeit,
Dich mir zu» widmen, denn Du mufzst
Birnen verlaufen-; iich setze Dist gaan
ruhig und friedlich meine Ansichten
k— «- »so
über diesen Pumckt auseinander, ohne
zjeden Grund nimmst Du mir das übel,
jmsachst mir eine steue, uind das Alles
,-nut, weil Dei-Birnen verkauer mußt-N
I Meine kleine Frau hatte die Hände
svok das Gesicht geschnagsn acad weinte
ydise bittersten Thräneinz ich selbst ginsg
wie ein Löwe, der asber bei Haigsewbeck
Invch nicht zur Schule geganng ist,
wusthschnausbsmd in meinem Zimmer
auf und ab. Da öffnet-e sich leise die
Thür, Ihn-d abermals trast Wikhelm
herein.
»ZumKu-ckuck noch einmal, was gibt
es denn nun schon wieder?«
) Erschrocken sah er mich an: »Das
Mädchen von der Frau Ka-n-zleiriäthin
»l·cißi sage-n, upnier sden Birnen, welche
sdie gnäding Frau ihsr ausgesucht hät
; ten, seien drei bestoßsene, usnsd sdie Frau
Kanzleiräthin hätten gesagt, dasMäd-.
chen solle nur Von den allerbesten mit
bringen, ob die qnddige Frau die drei
Birnen umtaiuschen wollten«
Hätte ich noch Haare ausf dem Kopf
gehabt, so hätte iich sie mir in diesem
Augenblick ausgerissen
»Sage Dem Manchem rae Frau
Kanzleiräthin könne mir irn Mond
schein begegnen!« rief ich.
»Aber, Man-Ul« rief sie.
»Ach so, ja, r-ichti«g!« besanm ich
mich. »Nein, sag-: dass nicht! Aber
sage dem Mädchen, es solle zu Haus
bestellen, meinte Frau wäre meine Frau
unid kein-e Grüsntwaarsew rund Gewisse
bändlerim und gehandelt wiirtde hier
:nicht! Und noch ein Andere-s will ich
TDir sagen: Gnade Dir Gott, wenn
;Du noch ein-mal zu meiner Frau oder
’z-u mir in das Zimmer kommst rund
mel-oest, daß Jemand da ist« der Bir
nen kaiuseni will! Jch schenke Dir hier
imit alle Birnen, die noch sda si«ri(b.«
»Es sind noch sechzig Schiispp!« jam
merte meine Frau und erhob slehsensd
die Hände
»de wener suchst-aus end Schipp
wären, ist mir ganz segal,« furlyr ich
»fort; »nirnm sie lein, mach-e mit ihnen
åwas Du willst, oerschcnste sie, toche sie
Hein, betrachte sie als Mitgift fiir Deine
Hochzeit, mache, was Du willst, aber
laß sie verschwinide.n!«
Und Wilhelm ließ sie verschwinden:
in der Scheu-ne noch aus idem Flur von
ihnen die geringste Spur.
»Gott sei Dank, baß Oder Birnen
ksansdel zsu Este-de ist, bevor er noch grö
ssere-s Unglück anigerichstiet hat!« sprach
ich und begab mich zu meine-r Frau,
mn definitiven Frieden mit ihr zu
schließen; der Stein sdes Amistsoßes war
wenigstens für dieses- Jsasbr beseitigt
Kaum hatte ich mai-ne Frau in die
Arm-e geschlossen und ishr eine-n herz
hasten Kuß gewebt-Im als der Diener
uns eine Geschäftåofferte brachte. Ich
’ösfnete umso las-:
- »Gel-egenk,eitskau-f.
Durch eine-n güinsstsisgen Gelegenheits
kauf in Den Besitz von cikca sechzig
Schipp sit-er schönsten-.-ssafiigstesn Birnen
gelangt empfehle ich dieselben ganz
»Aber theilweise per Schipp für den
äußerst billigen Preis vson eisnser Mart
nnd Vierzig Pfennige. Wie«soerverkäu
fer erhalte-n Rasbiait."
»Da-s sunid ja m—einieBirnen!« kritisch
t-e meine Frau, und mir selbst wurde
schwarz vor Den Ungern. -
»Willstan, wo bist Du mit den Bir
nien geblieben ?«
»Ich habe sie san den Obstsixsänsdler
vertauiii. biet gnäldige Herr hatten sie
mir doch cesclsrnkt.«
Zuerst war ich versucht, zu fluchen,
kruin cui- besann ich mich eines Bes
s-eren: ich griff in »die Tasche mich ent
nahm meinem Portmsonnsasie svierusnlds
achtzig Mark, die ich Mem Diener isn die
Lan-d drückt-ex idem-n befahl ich ilesm, »die
ssschzig Schipp Birnen für mich wie-der
- zu tausen.
Nach seiner gucken Stunde kam er zu
rück unld überreichte mir zwei Thalern
Verwundert sah ich sihsn am: »Was
ist das für Geist-W
»Der Obstkyänsdler meint-»F der gnä
dige Herr wollse die Birne-n gewiß
selbst wirst-er verkaufen-, Denn allein
ausessen tönen- dier Herr sie doch nicht,
mid da hat er mir Rabatt gegeben zehn
Pfennig süsr »das Schipp.«
Jch bm sanftmüllyig wie eisn Lamm,
troydem erhielt Wsilshetm seine schallen
de Ohr-feige. ,,Verschmken wollte ich
die Birnen, ja- wohll, verschmtm an alle
mir nsusr irger wie sbeskammätems Man
schen, damit ich Ruhe thätte für alle
Zeiten. Atbesr die Götter unid die Bir
nen wolle-n meinen Tad; so heischt aber
gebe ich mich nsoch nicht gesangtsn.«
Ich gab dem Diener sdesns Befehl.
vier Arbeiter ziu holen, umtd mtitt diesm
zusammew s chasusfelste ich asm Nachmittag
tin nie-Einem Garten sein großes Loch, in
das ich die sechzig Schitpp hinab-senkte
Fest wurde die Ertre zwgestampst — die
standen nicht wieder aufs
Als ich am nächsten Morgen er
wachte, meldete imir Ider Diener, im
Garten seien Diesbe gewesen, die Ende
wäre ausgeworfen-, die sechzig Schipp
Birnen wären gestohlens. —
Eine geraume sZseist ist seitdem ver
flossen, aber sobastld es- cm »der Haus
tskyür klinigeltie, zitterte ich bei Iden: Ge
dankens, daß mir- meisne Birnen zusm
Kauf ans-geboten würden-.
Unseren Birsnibauim aber, einst unser
Stolz unsd unsere Freude, habe iai mit
ewiger Verachtung bestraft.
—- -—-—O .- ———
Die Zeiten ändern sich.
Aus Perris wsird geschrieben: Eine
Berühmtheit des Kaiserresichs war das
Blume.n-mä"kch:m Jsasbeslba, welche Der
Jockeykluibs unter ssesisnsein blesoinidersm
Schutz genommen hat-te umid im Som
mer nach Baden-Beiden auf deie Renn
backztnscms mitncuhm alle Klmsbmkistsgliedcr
tasncnxtcn sie, kasUinIesn niukr bei «i«hsr, die
Dicht-er widmzstssin ier -dsieVerse, die
Presse feierte sie oft und in all«en. Tom
a-rte:1. »LaBouqu-e-ti«ere.du Jucken Einb,
,,la Belle Jsias elle« wsar Sinse Persön
lichkeit g«:Ik)-örst«e zu Ganz-Paris und
machte glänzen-be Geschäft-L Asbers man
wird snsichii jiimigesr. Deshiakb hæimbkyete
Js-abelle, »als- sie usm die Dreißig herum
schwebte, ein-en tüchtigen Gärtner-hur
s chsen umsd eröffnete scsdrisesw Lob-ern in der
Ruse Royale, nah-e dser Mrsdeslsaina Atber
der theurie Blumenslsasdxzn vesrschwatwd
bald nach dcsm Krieg und Jsaibelle
wandelt wiederum, mit ihr-am Mu
schelkorb vsosll Blum-en vor sich, auf die
Gassen usnsd über idcci Bsoiusltavard, wo
sise Nisesmwnsds nveshsr zu kensnsens umid sich
ihrer zu erinnern scheint. Jst sie Idoch
ein-: Grejsin gewonnen Ein Mitarbei
ter ter »Jllustriati-sr·;1«, «er sie zufällig
erkannte, frag-te sie aus: Jshre Kur-iso
schaft hat sie verlassen-, sesiittdem Sie dm
Junkebe aufgegeben? »Das nicht,
csber Die schllzchtesn Zaslsler hoben mich
usmgebraichL Jch konnte denen michs
abschlagen, dusvch die ich etwas gewor
den war. Aber die Zeiten war-en an
ders geworden-, das Kaiser-reich- todt,
die großem Herren von früh-er sah-items
nicht wish-r. Jsch habe ldahier msesimien er
sten Beruf als Wasrldershsänribesttin mise
der sergrissen. Uiebseraill hat man mir
mein-e Vorrecht-e gewahrt Jch allein
darf sdiie Resrmsbalzsn botvetem uncd in
ser reichem Theatern erscheint-en- Akus
dsisesse Weise itst es mir möglich gewor
den, mai-Use Nichte zu erziehen, dsiie die-—
ses Jaer dias Konsiervastoriuim verlas
sen hat. Jch1 bin- zufriekm unsd gebe
all mcimen Gewian her, mn meinst
Gläubiger zu bezahlen, den-an- isch beim
Bankerott man-es Lasocngeschästetz 00
v. H. versprochen lhabe, um um meint-e
Mondschein-: zu ern-IMM. Leider.
mit dem Abter komm-m auch die-Krank
heiten; die dicke, «r-.1uct;erfiillte Luft »Der
Naicht«1virtshs«k,iä11«ser erschöpft mäch, antd
jedes Jahr verschwinden alte Bekannt
schastten. Die heutigen »Pe«tsistg vevnig«
(Stutz-er) kamen die einstde Jsiabellse
nicht mehr, sie zahlt-n ruscht mseshr 10
Fr. sür mein-e 10 Saus U Fr.) wer
thein Sträswßchieini . . es ist das Ewdse.«
Einst hatte Jsabelle in Sammet und
Seitde, in goltosten Arsmsbämksem und
Geschmleiwen gegslsäaszh dije ichs dir
Klulblseutse schiencktscsm weim- sie Glück
im Spiel uirud Wettcm hsaittsenx Sie
sath anmuthig, häsbsch umd sekkyst vor
mhsm aus wie einse Msarqusise des gro
ßen— Jahrhunderts-.
———-H- .-——
L o nd on, 14. März. Der bri-·
tiische Dampser ,,Normawd«, von New
port mach Bikbao sahwnw, scheitert-e in
der Bai von Biscay. Das Schiffs-voll
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