Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 05, 1897, Sonntags-Blatt., Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    M
Der neue III-leitet
VonJuliugStetten heim.
Der Name Schlafrock ift bekanntlich
eine Iakscbmeldkmg. Der wirkliche
thmr des Ungethiims von Gast-erobe
stück, das dein, der Wen verfallen, um
schloi:ert. ist: Schlanfroct. Aber seit
ijjrbuwderien ist Oder Schlafrock unter
etnem falschen Namen- bekasnnt nnd
treibt in der Biedermaske des Wohl
thäiers fein verweichkächendes Gewer
be. Jch will Höchstens zugeben, daß
sein Aussehen einer gewissen Gemütbs
lichten nicht entbehrt, aber das ist ge
rate das Gefährliche an tiefer Init
titnstrwiform M Philisterissz. Wer
ihm trägt. gewohnt sich bald orn ihn
und kommt nicht mehr aus ihm her
aus. Der Schlafrock nimmt dem Mem-n
die Wär-or usno die Gestalt, und wäh
rend er diese verhüllt und verungiert,
verhiist und Munziert er auch des
Träger-s Geist Jsch glaube, im Stæni
de zu sein in ter Gesellschaft von je
dem Mann nach kurzer Unterhaktunn
sage-n zu können, ob er zu hause einen
Schlafrock trägt rlder nicht Das Dis
turn des Ministers Mamenssel von dsn
Revolutiosnären ins Schlafrock und
Vanioffeln ist ein außerordentlich tref
fen—des. Einem solchen Revolutionär
fehlt Alles-, was einen Mann zum Re
« , bohrt-Zonin macht: »der Mann, umz- site
- Regierueg, welche die oppositionell an
sqehsnckiten Mäuschen zahm zu macht-.
sucht würde bessere Erfolge erzielen,
wen-n sie ihnen außer Orden und
Wir-first auch einen Schtafwd ver
liebe In sehr vielen Fällen legt Irr
Man-— dir-n Mann cis, wenn er den
Zchzzfrod anlegt, unz- tvecrn »der
Zchkafron Hm gar sich noch mit der
Tanne-n Pfeife der Waer Leg Philister
:E)1ms-3, verbündet rat-n ist der Mann
zifo Fern besten Wege, ein htmoeiliqrr
Topszuckeh Staub.1bwifck;csr, Rechtm
bet nnd Wärmflaeschebold zu- werden«
Dieser Weg wird hierturch bedenkkictx
frommt-sc
Ja) kamst-e in dieser Weise noch viel
von dem verderblichen Einfluß desj
Schlafeoas reden End noch welk-:
Schirm-wes über seine mir bekannte
rraurige Individualität veröffentli-;
chem. Aber es lag dies gar nicht in
dem Plan des vorliegenden Feuilletotns
- und würde mich auch zu weit führen
ca es mich leicht verleiten könnte, auch
von ander-en üblm Einflüssen, welche
belamnte nnd beliebte Gewohdnheiten,"
zu denen ich iden Schlafrock miser-, auf
dm tklxtratter des Man-nie- haben zu
sprechen Ich will aber nur noch sllich
tig c is Den Unterschied zwischen dem
Negljae der Frau nnd des Mannes
uintrseisen Das ist der Unterschied
zwischen der Schöntxeit und dem Ge
Matt-til der Schönheit Die Frau tann
remer im Neglige sein, eins- schöne
erm: noch schöner eine minder schöne
" schöns- r als im Ballstaiat. Der Mann
im Ncql ge ist aber immer eine schreit
· licht Erscheinung auch Ikser sogenannte
« fchöc Mann Der Mann besitzt siir
· sein Neglige die unglaublichste-n Til
» eher, die er sich um denHalS pzclts fahrt
in are unverantwortlich q- stalteien
vaschtrhe und vernachlässigt sein:
· Frism strässich Bedeckt er nuin diese
qasr mit einer Koth so ist selbst ein
Asdent S ei- e gelungene Karritatur dies
selben Der Schlafrock voll-endet die
asbschrcckende Erscheinung s
- Jst der Schlafrock alt, so sann sich
ein weichen-s Gemüth, als »das meine
, qegeniiber dergleichen Dingen ist, mit
ihm aussötmm ihmManches verzeihen
und sich allmälig ganz srewndschaftlkch
zu ihm stellen. Der alte Schlafrock
tarm san-Ich die Patina, mit der ihn ein
laaoger Dienst behaftet hat, ein gewisses
respelternjlößendes Ausschl-n erhalte-m
kamt durch sei-n verschossenes Wesen,
- seine Phlenven Knöpse und seine
Flicteskt fast ecsxwiirdig aussehen-l und
wär-d immer das Leib für sich in An
« sprach nehmen können, ungemein
wahrt-lich zu sein. Mir imponiset das
- Alles nicht, aber ich muß doch gerecht
« fein und zugeben, daß das Alter auch
irrt-Schlafrock zu achten isst und daß eg,
« wie jedem Stück Gar-dewa auch itsm
Eos-en Vorzug des Beqwemern deg
- Mmschlichetn verleiht DEe Neuheit
aereicht keinem Garterobestiicl zum
Vertheil, man muß sich in solches wise
in eine-n neu-on Freutnw erst Erim-einne
labt toben Das Futchtbarste ist ohne
Zwei-fest ein neuer Schlafrock
Unter den Weilmachtsgeschenten
; spielt der mue Schlafrock eine große
Rose Meist wird er von then Gattin
nen MMUL Sie hoben den alten
Schlafrock ihres Gatten- schon längst
neusten-leert oder sur-Disposition der
" Rumpellanmer stellen W, da, wo
vix-alten Lumpen liegen, am dem-n die
wundervollen Fenstetlappm gemacht
werden. Der Gotte sash W M zu
« es
M
abscheulich in dieser Weitem aus,
sie schämt sich in seinem Namen schon
längst vor sdem Dienstmädchen Der
Gatte ahnt allerdng nicht, was ils-m
bevorsteht, ja. wen-n er wüßte« baß er
seinem alte-n Schlafrock entrissen- wer
den soll, indem es srch so prächtig
gähnte nnd auf den er gar keine Rück
sicht zu nehmen hatte, so würd-: er hef
tig gegen ji«-In Ersatz pwteftsirscn
Aber der neue Schlafrock schreitet
schsn«.-ll, wie jede-J Unglück. Am Be
scheerungöabirm sielrt Ver Gatte, nichts
Böses abnend plötzlich Die Leb-n irr-is
Sesselg mit einem mächtigen Klei
dunggftüct bedeckt, das gar snfcht zu ver
kennen ist. Den-n eine lange Litze la
sgert wie eine bunte Schlange auf ihm,
kund diese verrätb den Schlafrock. Den
Beschenlton überläwft’s, sei-n erster Ge
danke ist: »J-n dieses Kleidungsstiict
soll ich mich erst hinettrlsbenl Wie
fmanche Stunde Gem-üthlichleit wird
Evas tosten!« Man sieht, welch’ einen
»bösen Einfluß ein Schlafrock aus-TM,
er macht lin dem Augen-blick, wo et er
scheint, seinen künftigen Eigenthümer
engherzig rund undankbasr.
Nun wird der Schlafrock aniprobiri.
Er ist natürlich zu lang. Schlasfröcke
frnid ins ilzsrer Jugend immer zu lang.
Das wird geändert werden, sagt Die
ihren Gatten wie einen ihr giainz unbe:
kunnten Mann ansehen-de Dame des
Hauses, denn ihr Gotte hat in dem al
ten Schlafrock wie ein Strolch aus-ge
setzen nnd gleicht jetzt ein-ern Sultan.
Dann spricht sie die inhaltsschweren
Worte: Du wirft ilm hoffentlich recht
schon-en!
Damii org-rinnt fiir den wiie ein Sul
tun aussehenden qelkorsamesn Gast-ern
ein: leidensvolle Zeit.
Schon am andern Morgen wird ker
neue Schlafrock in den Dienst gestellt
Der Abschied vom alten war rührend
Seins Eigenthümer haft-e ihn aus- aller
Gewohnheit angezogen und sich eben
wie gewöhnlich unter oem leise-n Ah!
des Wohbbefknioens sehr behaglich da
rin einige Mal heru·ingecvälzt, da wird
iizlin der neue Schlafrock aus der Ga
benstube in sein Schlafzimmer hinein:
gelangt Richtig da ist ja Ins schreck
liche Di-na, sagt der Besitz-näh andern
er das glänzende Gewand anlegt und
vernimmt zum Frühstück siolprrt.
In einer längeren Ansprachc rlkeilj
ihm nun die Gattin mit, wie er sich in
dem neuen Schlafrocke zu denehmen
habe. Vor Allem habe er mehr Acht
auf ihn zsn geben, wie auf den alten,
denn der neue sei aus viel besserem und
ttxeueretn Stoffe und dürfe wein
fleckig noch zerrissen werden« Der
Gotte solle sich daher beim Kasse-eitlen
ten mehr vorsehen-, denn jeder Tropfen
minire das Ensemible, weis e: durch
kein Fleckwasset herauszubringsen sei.
Der arme Mann nimmt sich also isn
Acht, und was »das heißt das kann
nur sder begreifen, dem das erste Früle
stücl die werthvollstr Mahlzeit des Tri
aes ist. Untier der strengen Aufsicht der
Gattin, die kein Art-ge von dein Schlaf
rocke wende-i mild namentlich die Bewe
gungen der an dieni Schnurrbart sdeg
Gatten hängenblseibmden Aufbew
pfen scharf kontrollirt, gehst Das Früh
stück zu Gulde, worauf der Schlafrock
wieder. den Stoff zu ein-er längeren
Jnstruition liefert. Vor Allein sei er
nicht, wie der alt-e, aufs irganlo einen
Stuhl oder sonst wohin zu werfen.
Dazu sei dass Stück Von-n doch zu
werthvoll. Es sei also soogfältig an
dsn Nagel zn hängen. Busch dürer die
Taschen nicht wieder, wie die Eies alten,
vollgepackt werden, die immer wie Kar
iofselsäcke ausgesehmi hätten. Es wär-.
dochiaimnetschadg wenn lver Mann
sich schon nach einein Jahre möcht mehr
»in dem neuen Schlafrock-e präseniiren
E Bei Tisch - von-n der fanaiischc
jSchlafrockttäger tkenm sich auch bei
LTische nicht von dem köstlsiichen Klei
dungsstücke ist vie llebetwachung
seitens ver weiblich-en Angehörige-n ein-e
doppelt sorgfälrige, Die Smietie
jwikd dem Papa unter vom Kinn be
IfestigL damit sie sbon Pserkiichen But-st
theil Des Schmiede-; völlia bedecken
dund vor Fett und anderen Fleck-m bei
schützen könne, unso nach Tisch wird an
dem ungkijttfeligcsn Kleidunqsstiicke von
den praktisch-Im Händen Der Damen
bmimpolin Damit aus-b nicht Hi
klteinfte Makel aus f einer Neuheit riibe.
Wir vmr ein-Im vtrloktnscsn Adam Diese
träumt der Bäche-am im Nachtifchs
schkmnmek von feinem heimgegangenen
alten Schinfwckc
Leu-www aber sicher, Mkd indess-H
wie alles Neue, auch der sie-m Schluss
rock ole Nun ertsi vetwächit er sich mii
sein«-m Träg-eh bei ihn dass-! auch zu
lisbens bea:·"smn«t. trdkse er den Asttvordkrm
geliebt hat, und in den er man allmälig
Wettkmversintt Soverfchkafwcli der
Mmfch allmälig. der dem Winsel
«eims Tages den- kleimn Wer reichte
IDer Schlafrock gehör-i iw die erste Reihe
Wer Dingk, vor denen sich Jeder »in Acht
zu nehmen hat, der nicht frühzeitiq oder
so spät wie irgensd mögslich ein Greis
iwekden will Dem cis-n Mr nich, der
Rotz des Schlafrock-es its-licht verpkiilis
stert und einschrumpr gehört zu desn
größten« Seliesnshebtm Jeder Andere
aber ist verloren und selbst die Greuel
eines nseum Schlafrock-Z vermöge-n ih
nicht zu retten s»
OOO
im Feuer gcpkiift
xtjpisode aus Den-n südlich-In Oa Zisc
ni51i5, von Wv.Sch1-r[rcnbs.
I.
Kein Zweifel, Peter Deppe, das Fac
totum des Majors, war zugleich der
«einzige Mensch aus der gatnzien Ranch,
·r-er etwas von Obst- unldWieinbau ver-:
stand. Und eigentlich verstand auch er
der bE edere Westphabe, mächt viel davon !
zEs war nicht seine Special-Näh dont
Hause aus toar er Forstnrann. Aber
wie soas so geht, Peter hatte den gan-j
zen Continent durchzog-en fin der Hofs
innig, eine einträgtiche Stelle die sei
nen Fähigkeiten unld seiner Erziehung
entsprach, zu net-alten und da er sichj
hierin getäuscht fand denn Niemaan
wollte etwas von geregelter Baum-suchet
« wissen, so hatte er den islxm von Majorl
Angeles gemachten Antrag angenom
Inen und toar zum Superintenkenteni
seiner Ranch, die s elyr malerisch an den:
Abhsängens des New-Thale- lag er-- I
jnannt worden. Susperinien Vent-- dass «
T klang so schön! Wie er seinen neuen
Titel zum ersten Male in einem- Briese
san Nie Lieben dahean erwähnt batte,«
da war ihm das Herz geschwollen vor
Stolz und Glück. Strperintenoentt
;J-n seiner Vaterstadt hatte eg auch et
nen Suporintendenten gegeben —— aber
der bebasute einen anderen Wein-berg,
den Weinberg des Herrn-, denn er war
ein bochgestellter Tier-lage und Peter
erinnerte sich, wie er stets respektvoll
seine Mütze vor ihm gezoe.gn, wenn er
ihm in der Straße begegnet war
Und nun war esr selbst Superintendent
Freilich ain ganz anderer. Denn bei
Lichte besehen trar sein neue-— Amt gar -
nicht so etwas Hob-ei Im Gegentbeisl
s-— in Deutschland hatte man s einfach
Aufseher genannt, kenn er mußte diex
chinesischen Arbeiter, die auf der RanchI
beschäftigt wurszden beaufsichtigen und
sehr häusst g mußte er auch selbst Hand
anlegen, um den tscägen Kerlen mit
gutem Beispiel bot-anzugeben lanl
dann lam’S noch schlummer. Die Phns ;
torera. diese-« schädliche Insect ·-;3er- "
störte in einem Jabre Di: sätntrttlichen.
Weinberge aus der Ranch unt der Zln «
bau von Pfirsr dxen und Birnen und
Feigen, den man ldarauf versucht tatieYk
lobnte sich nicht Die ,3-racht unds
Verpaaunaslosten nach dem Osten tiini
traten zu be deutend, sodaß st ren arö ,
ßeren Theil des Vortaufiipreiseg ver E
langten tlist-Je, sorgfältigc«1tsleae, und!
mongolischen Horden entlassen, ut d
Peter Deppe mit Hälse seines »Boß«,
und einger irischer Knechte-, begann-»
nun die Vlnpslanzung oon Olivenbiiu ’
mon, aus denen man allmählig reichen
Gewinn ziu ziehen hoffte. Aber dass
lag noch in weiter Ferne. Vorläufig
präsentiirte sich die ,,-Qliven«Plantage«
als ein Zworgtvald von kleinen, unan ’
sehnlichen, grauen Bäumchen die aus-L
einiger Entfernung wie Unkraut aus -
sahen Und dabei gab-Z doch viel zus
thun daran, kenn diese Bäumchen ver f
regelmäßige künstliche Bewässerungi
sodaß Peter viel Noth hatt-e mit seinen
Arbeitern, ebne doch auf mehrere Jahre
hinaus greifbare Ergebnier seiner un i
ermüdlichen Bestrebungen seh-en zu lEin
« nen. Und das hatte ihn schon ost recht E
’ mlßmutttig gemacht, den-n es war und
dlted vmläufig eine unsiuchtbare, un
dankbare Mühewaltung, dsie er sich
aufgeladen .)at.,te und m hrmals schcnj
war er auf dem Sprunge gewesen, sei J
nen »Joh« aufzugeben und sich anders
wo nach lohnen-der Beschäftigung um .
zuschauem Ader immer wieder hatte
er sich besonnen und wart geblieben
Und daran wair einzig und allein feine
·schöm, jung-e Herrin, Mes. Edith El
·littljoirpe, schuld-. Der konnte er nichts
abschlagen
r)
Und kein Wunder. Edith war ein
«liedkeize.ndes Geschöpf. Ihre Mutter
: war eine Mexicanekin gewesen und m
Vater gehörte zu jenen Wdalsigeii
Rittern des neuen golden-en Bließeg,
dienen man nicht mit Uns-echt den Na
men Argonauten gegeben; er war nie
mals nach seinem Heimatlystxaiate Maine
zutitclgwlchrn und so wan- Edith ganz
in Californsien ausgewachsen nnsd erzo
gen worden« und aus ihren dunklen
iAugen leuchtete und glühte die Sonne
des Südens. Der Major hatte sie,
als see mit Gmpfelxlungsschteiben frisch
Tlvon England weg in San- Francisco
landete, bei eine-m Balle kennen und lie
ben gelernt, unsd balo dar-auf fand dlke
Hochzeit statt und sein Bräutchen folgte
ihm nach det- Ranch im Netto-Thal
Sie war so schön-,- so duftig, so uns
schuldig wie eine Blume — aber auch
so gedankenlos-. Als sie Maser Etllit
thorpe, den jüngeren Bruder eins-bri
tisschen Lords, heirathete, da glaubte
sie, in den Schooß des Luxus unid des
Wohllebens zu fallen· Und nun
stellte sich’s beraus, daß ihr Mann-gar
nicht reich, nicht einmal woihlktsatbend
war, daß er die Manch mit dem llsellsnen
Erbiheil gehiqu das ihm als jünge
reni Sohn allein zustel, und dann-n ma:
nach dem Anlauf nur noch eben genug
übrig geblieben, um ein einfach-es
Wohnhaus und einge leichte Wirth
schaftsgebäude zu errichten. Und
sonst erhielt er von seinem Bruder
dein Lord, nur noch eine kleine man-at
licke ,,Allowance« von 20 Pfunsdx
Wäre die Ranch nun einträgllich gewe
sen, so hätte er ja mit seinem jun-gen
Wesibe sehr nett, trenn auch nur aus
bescheisdenem Fuße, leben lönnenx Ader
diese dumme Rauch lxatte ja nicht allein
nichts gebracht bisher, sondern auch
noch den größten Theil seiner Neben
einliirtfte verzehrt, sodaß also that
sacht-ich Schmallzansz Kiichennieister
nur auf Edith Rai-ich wie der Ma
jor sie zu Ehren seiner Frau getauft
und sogar das kleine Ecitonatssaläk des
»Superintenit-enten« manchmal nicht
bereit war am Fälligkeiistage
Trotzdem gab Peter Deppe, wie ai
sagt, seinen Posten nicht ani· ti:
hatte den Major sehr gern dag- war
ein großer, stattlicher Mann mit Dein
Herz-en eines Kindes-, der Von Den prak
tischen Dingen des Lebens tetkne Ah
nung ljiatte und der eigentlich nur et
was-T von der Jagd und sonstigem
Sport verstand, weshalb Iee auch sei
nein »Superintendenten« ldie Sorge fiir
Alles überließ. Aber fiir Jie junge
Frau, fa, für rie lxätre Peter, »der un
geschlachtete Riese aus dein Teutoburi
gek Wald, seine Haut gelassen llno
wenn sie ihn jedesmal so bittend und
riihresnd zugleich aus ihren großen,
dunklen Augen anblictiez so hatte er
nicht den Muth, iiyr Ihr-ei abzuschn
gen.
Leider aber langweilte sich Gotth.
Das Wachs-ihrem der jugendlichen
Olivenpslanzung zu Verfolgen, basi
war nicht gerade aufregender Natur,
sodaß Edith an das lebthafte Leben in
San Francigco gewöhnt, oft nicht
wußte, wie- sie die Zeit todtschlagen
solle. Und aus-J Langeweile hat-te sie
sich denn ans Malen gemacht. Alles
hatte sie schon mit leuchtenden Farben
auf die Leiirand gebracht - -- ten
prächtigen Sonnenauf: und Unter:
gang, die in fchillernden Blume-n pran
genden Hügel rings umher, tie gerinn
fiigigstescene in der Lands-chan ja so
gar ihren Mann und Peter harte si
häufig conterfeit, wie sie bii der LDlrveit
waren oder aus die Jagd zogen, sodasz
auch diese Beschäftigung die sie An
fang-H interessirt hatte, ihrem Thätig
leitetrange nicht mehr genügen wollte.
Ta langte eines Nachmittags ganz
unvermuthrt Arthur Sselsfridge an, ein
Osfizier der britkischen Armee, der mit
dem Major im selben Reginient ge
dient hatte und um mehrere Jahre
jiinger als dieser war-. Jetzt befand
er sich aus einer langen Vergnügungss
resise usm dise Welt, sodaß er feinem
Freunde Ellithorpe sofort bereitwil
lsigst einen langen Besuch- -in Aussicht
stellte. Und der brachte Leben in die
Monotonie auf Editi) Ranch Die
junge, schöne, lebhafte Frau seines
Freunde-s schien ihm ausnehmean zu
gefallen. Das war ldeutslich zu merken,
ais er ihr-das erste Mal Vol-gestellt
wurde. Aber auch ihre Augen glänz
ten- und ihre Wangen nahmen ein
höheres Colorit ans, als sie ihn verstoh
len betrachtete. Denn Art-nur Seif
ridge war ein schöner Brann, viel
distinguirter als der Maior ·in seinem
Wes-en und seinen Man-irren, und mit
fein-en schmachtenden Augen und wohl
gepslegten, seidenireichen Schnurr
hart, konnte er wohl irgend einerDmne
gefallen Die Bei-den schlossen sich
auch sofort an einander an sie wa
ren ten ganze-n Tag bald unzsertrenn
liche Gefährten, und für irre Malstsa
dien hatte nun Edith ein neues, inte
ressamstes Snj·et. Bald niuszte ser sich
als Kreuzriiter veril-eiden, bald als
norsniännischser Seeräuber, dann wieder
als König Cyrus oder sonst eine hi
storische Persönlichkeit, und in all-ein
diesen Costiimen, in den verschiedensten
Stellungen war und blieb er der schöne
Artlyur Seltfriktge Wenn sie eine
Skizze von ihm angefertigt hatte, dann
» beugte er sich wol-il iiher sie und flä
sterte ihr mit sanften lispeln-riet Stirn
k«me allerhand Schmeicheleitens über ihre
Kunstfertigkeit zu. Kurzusna das Ver
hältniß zwischen Lden Beide-n machte
Riesenfortschritte und nähert-e sich dem
Punkte, wo ernste Gefahr drohte für
den ehelichen Frieden des Majors, msit
erschreckentoer Deutlichkeit -
Der Major merkte vccn alle-dem
nichts —- sein unsbefangenes, friesoglisches
Gemüth gab offenbar »der stee gar
keinen Raum, daß ihm von seinem
eigenen Freunde irgsetnldwde Gefahr
drobe. Editle mochte sich wohl manch
mal darüber wundern, den-n sie sah ihn
dann an mit einem sonderbaren Blick,
in dem lxaib die alte Liebe, shaslb aber
etwas wie Verachtung um Zorn
schlummerte. Peter Deppe sglikngsegen
durch-schaute die Jntoigue des besät-i
schen Ofiziers sehr klar, usnd seine
Stirn umwöltte sich gewöhnlich, wen-n
er an den Beiden oorüsberschritt wie
sie nur noch Augen und Ohren für ein
ander hatten unkd sdesn Dritt-any den
Ehemann·, schon als etwas Fremdez »
als etwas Feindliches .m«ieden. Jn
dessen Peter mußte schweigen, wen-n er
auch bemüht war, auf unansällige
Weise Iden Störenfriesd in soc-m »Tete
a-.:Tet»e« der Beiden manchmal zu ma
chen. Er hatte ja kein Recht sich ein-zu
mkischen in Diese delikate Familienange
legsensheit, aber mit tiefem Schmerz sah
er die Zeit kommen, wo seine schöne,
liebe Gebieterin straucheln und fallen
würde, wo Tag Herz jenes gooßieng uns
!i«-el«,olfenen Mannes ta, des Mannes
mit Dem Kiniderasemijt«r, Zerbrectxen
tviirsbe
4.
Es war mehrere Wochen lang heiß
gewesen, drückend ihr-iß Kein Tropfen
Regen war gefallen vom ewig blauen,
strahlende-n Hirn-mel, unid von früh bis .
spät brannten die sengensdeni Sstrsahlen ;
der Sonne aus die Schluchten undi
melligem Wiesen, die Edith Ranch unn- »
san-miten. Der Major war an jenem :
schmalen Nachmittag in emsig-er Ene-!
fernung Vom Hause damit beschäftigt,
eine Wantd des Schafft-alles zju repari- i
ren. Peter war mit Bemässerung »der I
einen Olivenallee thätig und so war ;
denn das Pärchen ganz ungestört dort :
aus dem Rücken des Hügelg, din- ziem- I
licher Entfernung von den andere-H
Zwei. Das Skizzenlbuch lag aufge- l
schlagen auf dein Schsosofze der jun-gen
Frau, die auf eine-m Feldstuihl saß,
während Arthur Sselfrildige vor ihr im
verdorrten Grase sich hingestreckt hatte.
Sie discutlirten ein Thema, das ishsre
beiderseitige Aufmerksamkeit völlig in
Anspruch zu nehmen schien, suxnsd acb
nnd zu erröttzeie Edith unter den etwas
kiihn bewunderten Blicken ihres Ga
steg. Der Gegenstand des Gespräch-es
war ein verfäiiglicher, und das junge
Weib hatte sich eben etwa-H matt gegen
die .(-;uinuit:unig dies Anderen gesträubt,
daß ihre Gslze mit rein Majoe eine un-:
glückliche, eine versehlte sei. »Sie wer
den nicht ven ihm berste-mein then-erste ;
Edirb Sie erlauben, daß ich Sie so ?
nennen darf?-s—'« »die junge Frau sen-its
das Haupt wie in halber Vesschäsmung
und Reue, aber widersprach nicht -—
»Sie bedürfen eines zartfiithlendenHers
zensz eine-·- Herzengsz das jede Regung
des Jnriigen zu würdigen und zu er
gründen vermag, nicht eines Herzens,
das inur fiir materiell-e Dinge, für
Sport und für Rokkheitsens des Landw-v
bens schlägt, ist«-I- nicht fo?« »
an dies-ein Yliosmenie erhosb sich Ar- ’
tdur Selfridtge sehr plötzlich, zog die ;
Luft iies ein und blickt-e ldiainn scharf
um sich. Edith «hatte, doneiinem unbe
stimmten Gefiitil der Angst ergriffen
das Gleiche gethan. Der Anblick, der
sich rein Auge der Beiden jetgt bot, war
ganz darnach angettian, ihnen Beunru- J
tjigung einzmloszem
Vom Thal-e her wälzte sich eine bvesii
te, dichte Rauchwolke, auf deren Kam-m
liie und da rotstse Flammen schon- zün
gelten, Und diese Mauer von Qualm
und Feuer wuehg sichtbar an Höhe mild
Ausdehnung Eis kannst-e jetzt mit der
Schiiielligteit eine-J Rosseg direct aus die
Lllskzäncge zu, auf Its-neu die Ranch lag.
Zwar waren in Der Näh-: stieg Hause-H
Und in dem Haufe selbst Vosrbsereitusns
gen gegen solche Zufälle getroffen Und
Doch Wär-De, bei dem Dünnen, mageren
Fittich dass den Flammen hier auf der
Rauch geboten war, auch lau-m ernstli
che Gefahr files Lebens gewesen sein,
sit-mal wenn ihr Mann und Peter dort
gewesen wären-, um sie zu schützen
Aber wie bisf zum Hause gelangen?
Dazu war offenbar nicht mele Zeit,
den-n selbst bei schnellem Laqu hätte »die
immer näher lomsmenlde Wde von
Rauch unsd Feuer sie schon aus dem
Wege eingeholt. Also was thun? Und
Edith sblgielte ver-zweifelnd um sich nach
Rettung. Da bemerkte sie zu- ihrem
sumchtbasren Schrecken, dsaß itFr Beglei
ter, datsz Art-hat Selfridge, selbst schon
Sicherheit in der Fluch-t- gsesucht hatte.
Flucht ohne sie aufzufordern, sein
Schicksal-mit tslym zu-« theils-m ohne ei
W
nen Versuch nur zu ihre-r Retmngs zu
» machen-, ohne ihr nur ein Wort des Ab
j schieds zu sagen — schm«äl:-lich! Und
« vor Schreck untd Zorn stanscs Edith wie
gelähmt und die bistttersen Thränen der
Reue stürzten ihr aus den Augen
»quter, W-alter! Hilfe!« schrie sie
jetzt, in der Hoffnung, drin ijirem Gat
» ten gethsörst zu werden
! Und da, mitten durch den dichten,
Vbeißensden Qualm, den- »das sengmde
Gras schon erzeugt-e, kam die mächtige
Gestalt ihres Mann-es getan-few und
neben ihm, wie ein Schil-dtraaer, leuch
tete Peter-, mit mehreren- nassen Decken
bedungen. Ohne ein Wort zu- verlieren,
nahmen die Beiden dass junge-, vor
Angst nahezu wahnsinisge Weib bei den
Arm-en, und so schnell sie lausssen konn
ten gitng’s wach eine-r Lichtung in der
Plantage, wo der Boden frisch ausge
ackert usnld noch ein wentia feucht war.
Jn eine Furche, mitten in- Irem Acker-,
warfen sich alle Drsei platt aufs Ge
sicht, und Peter breitete schnell unsd
Vorsavgikich die feuchten Decken über sie.
Dann hörten sie-s erst dicht hinter
sich san-sen und zisch-en uld prasseln,
unsd sder Mit-Im asina ihn-en fast aus in
dem brenzlich-en Rauch, der jetzt wel
lenartig über sie dsah«inzoa. Dann
hörte man das unheimlich-e Geräusch
neben sich -—-- ganz dich-i. Und schilt-eß
lich trug inne-n der Schall tdte scharfen,
tniatternlden Laute von der anderen
Seite zu.
Sie wanens gerettet Giesriihrt unsd
die Augen voll flehen-der Liebe auif ih-,
ten Gatten gerichtet sank th Titl) in des
sen Arme, während Peter schmunzelnsd
dabei stand usnd sich fein Theil dachte.
Der Mast-r bat nie erfal«,-ren, wie na
t,-3 der Schiffbruch seinem Lilkealück ge
wiesen. Ja, er machte sogar Hamps
hafie Anstrengungeiy un: seinen-Freund
Artbur Selsnidsge zu längs-erexit Verwei
len auf Edith Rauch zu bestimmen.
All-ein Herr Selfridge hielt seine etwas
scheuen, schulsdbewußten Augen auf
Dass Antlitz der jun-gen Frau gerichtet.
Und darin mochte er weijlseixn Urtheil
gelesen haben, denn c: reiste- n-och am «
selben- lesend ab.
-—--- ----—-s-·---- —
Ule Pensionierung Von CCIUIUS
Ul. Clas·
Viele wer-den sich noch erinnern, wie
viel Aufregung es «venu-rsach·te, als im
Jxahne 1894 der 84jährige Cassius M.
Cloh ein vierzsehnjährigses Mädchen
heirathete und es nach seit-new Wohnsitze
in- der Nähe von Wshiitekiasll, Ky» nah-m.
Fama sagt, daß das wunderliche Paar
sehr glücklich lebe, obgleier lder Versuch
des alten Kriegsihseldem sdie Mängel isn
zser geistigen Ausbildung seiner jugend
lichen Gattin auszumserzem sich ale ein
vollständiger Fehlsschslag erwiesen hast.
Sie ist noch immer das einfältig-e
,,.s.l«ltädchen vom Lande«, daß sie vor ish
rer Verheirathung war, doch ist sie mit
ihrem Loose zuksriedem behandelt ihren
Gatten msit der größten Liebe unld Aus -
inerksamkeit unsd suchst sei-ne geheimsten
Wünsche zu errathein unsd zu erfüllen-.
Der eigen-artige Fall list neuerdings
wieder dadurch in den Vordergrund ge
treten, daß General Clsay jetzt endlich
dmrch seinen Freund, den Senastor
Qintdssah, um eine Pension estngekommen
ist, und dein Congresse sein« Gesetze-ni
wurf vorliegt, der ihm als Veteracn dies
mexitansischen Krieges einePenssion von
3100 den Monat bewilltidgt Bisher
hat-te General Clah es verschmäht, ldie
Regierung uirn esinse Pension anzugehen,
und thut es jetzt, wie ier faigt ,nur ini
Interesse seiner Frau, lrssise bald ver
wittwet sein« werde. General Clay hat
seine sehr bewegte Vergangenheit. Er
war ein stvammser Abollit«ion-ilst,— focht
seiner Zeit mit Robert Wickliffse ein
Duell aus, tödtete »Ch« Turner msit ei
nein Womit-Messer und brachte »Will«
Brown ebenfalls ein-e gefährliche Mes- »
s erwsunde besi. Jm mexikanilschen Krie
ge erswarb er sich verschiedene Auszeich
nungen und während des Bürgserkriie
ges wurde er von Präsident Liniroln
als Gesandter niach Rutßland geschickt.
Seine erste Frau erwisrskte bald nach
sein-er Rückkehr von St. Vetergbusrg
eine Scheidung Von ihm.
-··
Zeugniß und Empfehlung.
i »Seit zwei Monaten litt meine
i Frau an großer Hieisserkcit und Be
’ fchwerden beim Sprechen. Seitdem sie
lehr Mittel genommen «b,-at, kann sie
Haft gar nicht mehr sprechen. Bitte,
sendsen Sie umgebend noch ztrti Fla
fchsen:. Ihr daniktjairer
Alex-is Hinterbuber.«
.—, -..» -
Ding-non
Häuschen, dessen Papa seinenf hefti
gen, asufwallenden Charakter hat, läßt
sich von Mama erzähhem daß ylder
Mensch aus Stasusb gemacht sei.
,,Gelt, Mama.« sagt er darsan nach
denklich »du ist Tier Paipa gewiß aus
Brausepulver gemacht wer-den«