Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, March 05, 1897, Sonntags-Blatt., Image 8

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    USE-: T -
dir sieben Englein im Himmel. Aber
et unterdrückt diese Vorstellung und
fragt nsur mit Besorgniß: »Frierst Du
mich nicht, Trixet, bist Du nicht kalt?«
Mein Vet terchem versichert über
glücklich Das hol-die ständ, »ich bin ganz
Maria«
»Aus müßte sve aber noch Ihn-den«
bemerkt-e Alter in ihrer ernsten- Weise,
»und das sind Motiv-W«
»Aber sie nat ja doch spie schönen neu
en Knöpsststeifelchtrm die so prächtig
sitzen« entgegnet »die Mutter-, »die sinsd
M gust genng.'«
»Ballfchushe.« hölwck PÆI HON
mamn »ich dächte. Jhr hättet geratde
genug Gekd Mchkeuidert,« Ida-bei be
steht er sich seufzend in seine Sofiaecte
zurück, mit dem first-n Entschluß-. sich
von nun an ganz neutral zu- verhal
ten. - -
»Aber Atice hat Necht,« stimmte
Bello bei, »zu einem nichtigcn Ball
ftaatc wie dieser gehören much weiße
DOHRN-«
Lily hat sich niedergetauert und den
Saum des nutftigen Kleides ein wenig
aufgab-oben so daß die n«· bei-l chen Roß
chen Ver klein-m Balldame sichtbar wer
den. Allerdings stecken sie nur in
sWrzen Schulzen aber diese sind
auch äußerst zierlich.
»Was meinst Du MAX-« fragt die-r
Vetter Eint-gott, sich direkt an seinen
Lieblnisg wein-denn »S-nr"sk«ch- Dich nur
ganz offen ans-, Trixel.«
O, ler habt Alle fckteosn so- viel für
mich gethan —-— und die schwarzen
Scheu-he sind ja neu —- ich kann —«
»Ja, und dann sind snsrch dsise weißen
Handsch-« he,« fällt ihr die Muttzr in H
Wort, »die müssen unbedingt sei-n. "
»Da müßtxt Ihr doch eigentlich
schwarze nwehrnoni « staunst Bier Väter
Ehregott mit wicheiger Miene , »He-nd
schabe- nnd Schuhe sollen immer har
moniren nnd fcknvsarz schian auch
nicht so, wenn eins-a einer oder der an
sdere Tänzer seianrsßrock aus-gefärbt
haben sollte, wo dann immer Spuren
zurückbleiben«
ste mer Schwestern lächeln einan
der an, sie wiss-en- ganz gwa, dasß in
diesem Fall ishr lieber Vetter aus« dem
Holzwege ist, Indessen widersprechen
möchsm sie ihm »der es so gut mein
doch nicht
Als später alle Töchter zu Bett sitz-d,
wird sdise Schuhawgselegmheit noch ein
msal in Bereich-sing gezogen und- zwei
Stimmen gegen eine entschieden sich
sitt Ballfchushz mit de: Klauselt Wenn
sichs- tlyun läßt.
Papa Her-gewann hebt rni: lautern
Gähnen Die Sitzung auf mild mit der
Bemerkng: »Ihr sei-d wohl Ringe
schtmppt,« begibt er sich zu Bett-e.
Als endlich Jst-: heiß ersehnte Baslltag
erschienen ist, wird am Vormittag ein
an Beatrix adeesstrtses Kästchen unten
im Hause abgegeben, Das Lily eilst-r
tig lyeraufljolt Untd its-ver Wer
über-reicht
Beatrix nimmt die Sendung in Em
pfang unsd in Gegemvart von- Minister
um- Schtveftter wird die Schwur gelöst
und der Deckel abgenønmm Ein
Paar Keiner niddlicher Schuhe aus
weißem Atlas, tmnmt zum Vorschein,
oben- auf »aber liegt em- Mann-enge
faltsetes Pia-Pier
»Ich glaube gar, er hat die Rech
nung mitgeschickt« rwft Frau Hage
matm aus, »das hätte et sich ersparen
könnten, es ist Alles berichtigt.«
Beatrix legt achtlos dasan bei
seite, nimmt idie Schild heraus, läßt
sie, drückt sie an sich mod ist außer sich
m Freude
»Es ist kleine Rechnung, Manna-J ibe
merkt indessen Lily, »es ist etwas vom
M Ehregott Geschriebnes-, ein
Brief -—«
Jhts Schwest« W MS Mch Dem
Schkssksiiich faltet es auseinander und
lacht —- lacht, daß ihr die Thränen
M die Wangen verken. Als sie sich
etwas fassen kann, liest sie den Inhalt
m, er lautet: -
«Wi-dmunsgskgekricht für Beatrix Ha
Iwm bei Uebertiefemnsg der ersten
Mchwliu
Liebe Beatrix!
, Den rechten Schcich habt »ich bezahlt,
- Den linken gibt sdsie Mutter.
Sie sehen beide wie gemalt
Fsiilpk nusr das feib’r.1: Futter!
Da zleh’ sie an usnsd tanse sith
Das mit-fischt Dein Vetter Ehregott
We lebhafteste Heiterkeit »die diese-S
Wmmsgadicht erweckt. hält site den
Tag vor und als der Dichter
f · sag-m Mittagessen- kmnmt, erhält
M wärmstm Dank M ein paar
" e von dem- kleinen Mädchen das
" gute-« ehrst-m here-m so Ochs
is seh-W W, M Vei
—-—..—.
Eter Ehregott Trixies einzige Ehren
wache aus dern Ball bilden soll. Frau
EHagemansn hält ihre einfache Gar
;dsersotbe für eine s olche Schau-stellstan als
Zungeniigend nnd neue Ausgaben —
inein, das ginge doch nicht! Herr »Da
zgsemann seinerseits, geht ohne seine
FGcrttins niemals m Gesellschaft und
jbleibt lieber daheim, seinem Vetter di e
Vertretung seiner Baterwürde gern
jiberlassend Dieser ist völlig in sei
kEnem Fahrwasser und wird sich sin jeder
IHinsicht aufs Beste präsentiren
; Gegen Wd erscheint ein Bo: e nrit
dem Bullbvquet, siir Beatrix, welches
I;Mr. Andrews selbst ausgewählt hat.
Es besteht aus weißen Rasen und Mai
Zglöckchen, die sich um einen Mittelpunkt
Even Beilchen rathe-n
« Der junge Herr hat sich seit sein«-ern
Zersten Besnch dann und wann aus ein
Stündchen eingestellt und das Ver
Etranen, welches die Tarni lie in ihn senk,
immer mehr befestigt
I Ats die älteren Schwestern von ih
srem Tagewerk heimgekehrt sind tl eids n
Isie gemeinschasstlich ihr jü-ngeresSchw-:
Zsterchen an DE e Augen der liean
ZMädchen strahlen -dabe von Stolz und
iFrende das beste Wert, an das sie ihre
deschickten Häntte je gelegt ist ja sie,
kithre ge iebte, kleine Ball-dam-«r in dem
jweißen, zartschimmerrden Kleide.
FSchiin ist sie in der That, schön wie
»ein Gebild vorn Himmelshohnck
E Alle haben noch ein liebevolles Wort
eine herzliche Mahnung in Bereitschast
Ynur Vetter Ehregvtt v-rzichtet aus jede
Iderartige stundenng er hat mit sich
åselbst genug zu thun ur) hat schon seit
jeinser Stunde sein Zimmer nicht ver
tlalsen Sein-e Toilette läßt am Fei.
kbsit und Neu-hebt nichts zu wünschen
Zübrig, auch hat er sich noch kurz oor sei
Jner Wicht Haare rrnd Bart ver
zschneiiden lassen, welch-e Procddur der
sHaartüsnstler so grtindlich betrieben
;-’hat, daß sein Haupt uan Antlitz an ein
ZStvsppelseld erinnern, über welch-es der
jWind streicht. Doch ist leyerer reich
Zlich mit dem Dir-it von Haarbalsarn ge
iwiirzt sodaß man Triries Ballvater
zan diesem Freusrhniseste zehn Schritte
Zweit riechen wird.
l Und nun fahrt unten eine Kutsche
spor, wenige Setunden später erschenrt
er. Andrews strahlend vvr Glück. Er
ist, wie Alle, die ilm sehen, bekennen
«;niissen, ein bildschötrer junger Mam,
in seinem seinen Ballanzugq mit einer
weißen Rose und einigen Veilchen im
Ausschlage und einem göttlichen Blick
in seinen hübschen, drrntlen Augen.
Als er Beatrix m ihrer zanberhasten
Schönheit vvr sich sieht, stockt ihm der
Atti-ern- Es ist gut daß Vetter Ehre
gott zsrrr Eile mahnt, d .e Mutter rasch
mit Mantel imd Schleiermch für ihr
Töchter-then bei der Hand-ist Und das
Pärchen färmlich die Treppe hinub und
in den Wagen- getrieben wir-d
»Na Mr, sagt Vetter Ehnegott
im Dahinter »den-te wollen wir
mal vergnugt sein, sich bin ganz der
Eurige und Jhx seid ganz die Meini
gern
. Und so fahren sie der gewisien
»Tochter ern-s EWnT genannt Freu
dtzdirrtt in die weit geöffnet-n Arme
NU
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Fixme M
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Der Tintensieck
Erzählung Vorn Hei-in rich T or v
berg.
Es isft eine ganze einfache Geschichte,
. via-ich du« erzähle-« wha. Eine Geschich
te,diesichvok Wägen Tagenme
Ihmme abgespielst hat. «
Ich war also —- wm glehch,o-1;m vie!
Ursst zu- Wirth zu Ism
men — verliebt Gast-z wakhmsfmwig
vetvidkm So verliebt-, wie musn msit
femm- visrwmbzwanzig Jæhirm mn sein
kann. Der » est-stand« meiner
Flkkmme war eine Schauspiekerins. Gase
Schauspielerän dritten erdes, die —
wiacht nm wuf riet W —- die kleine
Kokette spiekt ·
Sie hieß Mam. Wer hatte nicht
much schon- wenigstrns einmal eine sol
che Etat-a, vie eine, Wasuch noch so
kbestre Rolle im- Leben spieler Jeder
glmkbe ich- Jch also auch —- nsut daß
mir die Rolle, diLe sie spielte, ein-e Eb
scheuliche schien-. Ich hatte nämlich
Lin-Laß zu gslaubm daß sie mich be
trüge. Daher: Vorwüer Thkänem
ein-e hestfgie See-ne und enHich Ton
Bruch.
»Ja der Bruch!
sSiie wollte mit ein-tm span Un
mmtfcheky ciznem solchen Ochello nichts
zu thun haben-. Nein, nein Und nein!
Kost-G site wies mirs die Thür.
Jch ging, tief Wgt M meinem
Manneöstolz. Ader —- ich kam wieder
Ums-Mit Die This-rief für miach
es.
Gut dem-, guck. O, sve fkyllte schm,
dass mit wicht so viel daran lag; nicht
so viel. Jchsollte . . . .
Ich weiß nicht, was ich alles wollte.
Eines nur weiß ich, ich war verzweifelt
und wollte fort, um« sie zu vergessen.
um . . . .
Aber wobin
Einerlei wohin. Fort· Weit fort.
sNur nicht zu weit-. Nur so weit, daß
Fmich ein Briefchen Klätchens bald tref
;sien konnte. Denn das Briefchen mußte
Hiommem es musßte Und ee
zwürde nur ein Wörtchen enthalten:
i»Kom-m'«.
) Diese Hoffnng gab mit denn auch
Im Muth zur That. Ich reiste .ab.
Zu meinen Großeltem. P- "slich.
»Dort —- Ias wußte ich —- wut ich
sinken-et mit offenen Armen empfangen,
Idort war die Thür nicht für mich ver
zschlofsetu
; Mein-: Ankunft war eine unglaub
,kiche Ueberraschung Die Freude eine
iechtz herzliche-, wohlthusende.
I Meine Großmutter, mein Großva
;tet, die beiden Tat-ten, die Diener
jschaft, die Coufmen —- von denen- die
eine noch auf allen Vieren kroch, wäh
rensd die Aelteste schon iosnsfirmitt imr
sie alle wetieisettem mit tm Aufent
halt so angenehm wie möglich zu mu
chen, mich zu oeihäischeln und mich zu
verwöhnem Ja, das wäre alles ganz
reizend gewesen« wenn. . ..
Wenn die Erinnerung an Klata
nicht« gewesen wäre.
Jn- den ersten Tagen ging es noch,
obwohl ich Ia auch netvös, zerstreut
und gereizt war.
Ich hatte zu We Deus Austrag ge
geben, mit alles« was die Post brachte,
nachzuschieten, und es kam alles; Zei
tungen und Brief«-, ja auch Briefe,
nur rexner non tar.
Gar kein Zweifel« Klara weilte
ernstlich brechen mit mir.
Jch asber hielt das nicht aus-.
»Nein, nein. Meine ganze Seele klam
merte sich förmlich an Dies ein-: Weib,
das ich jetzt verlieren sollte, nnd ich
wollte es mir zurückerobem ich wollte
mich Idemüthigem sie unt Verzeihung
bitten, Alles, Alls-es wollte ich thun, nur
um ste nicht zu verlieren, nur um ihre
Liebe zex erhalten« Und eines schön-m
Tages setzt-e ich mich bln und schrieb
ein-en Brief.
Was-. ich schrieb?
’Meim Gott, Alles, was ein wahn
smnig Verliebter eben schreiben kann.
Von meiner Verng metner
Liebe, meiner Ren-. Enssschukdigsungen,
Bersprechmmgem Schwürr. Alles dag
sloß nur so aus mein-er Feder-, Seit
um Seite wurde so in fliegenden fie
bernder Hast mit meinen Schvlsftzügen
bedeckt, nur meine Unterschrift fehlte
noch. Ein All-net Zug und —- da
hatte man-T da wart-er Tintenfleck da.
Was thun?
Noch einmal schreiben?
Nein. Es giebt Briefe, THE-: man nur
einmal schreibt. ·
Was also thun, Rahierent Jch hat-;
stetn Wer hier. Da auf dem Tische
——es wqr der Schreibtisch meiner Cou
fmse heb-ne — auch feines.
»Helene.« rief ich.
»Du wünschest!«
»Hättest Du kein Radietmessert Ein
garstigtr Tintenfleck hat meinen gan
zen Brief ruinier«
»Gewiß. So, da hast Du." Und
sie legte mm ein« ganzes kleines Arsenal
von Messerchen, mitl- ein ganzes Buch
von Löschpapier hän· Dabei fiel ihr
Blick aus »den Brief, cwf den Fleck und
dmm —- mf mich.
nBette-: Hans,« sagte sie, »soll ich
Dir etwds sagen ?"
»Amt«- skagte ich.
FDU W km Veng »ein-ne Dumm
heit zu matt-ein«
Ich lachte kurz auf.
.Wirilich? Erklärt Dich ein bis
chen Aussieben was Du- oinie Dumm
heij nennst.« «
»Der Tintensleck geht so nicht taus.
Mit Deiner Newosititt und Deiner
schweren Hand ganz gewiß nicht. Soll
äch’s versuchen, ihn wegzwbeimnmen»«
»Gewiß« und ich avhmete erleichtert
aus, »daß »Die Dummheit« sich um auf
den« Tintean bezogen hatte.
Ich stand also auf und mein Cou
sinchen nahm vor dem Schreibtische
Plap und beugte sich ciifrig üsber den
Briefbcgen, cn titm fic emsig zu scha
den«- begann.
Wie reizend sie war. Jn Wesen-n
Augmsblicke erst schien ich’s zu— sehen,
schien ich’5 zu empfinde-m Jetzt, da
die Sonne gokdense Lickzter um- ihr
Köpfchen wosb, so Daß ishr golrdlonves,
glänzen-des Haar aussah wie ein leuch
tender Glorienscheius. «
Sie drehte mir den Rücken kmd ich
fle von ihr nichts als die Silbe-nett
det schlanke-us Gestalt dmi Mit
Nase-n mit deutleinen ringean Löc
chen, das entzückende Ohr. Ja, sie
s—
—
swar Æchx ichs hübsch. dieses Mäd
»chen, in mlchem schon das Weib zu er
wachen schien. -
; »So," sagte sie endlich. »Wie Du
fielysh ist der Tinrerrfleck for-U
War es ein Jrrihum, oder zittert
zihre Stimme-. War es . .. Doch nein,
Heg mochte wohl ein Jrrtslzum sein-. Da
isaß sie so ruhig, so unbeweglich fast,
un-) fuhr nur mit die-m Fingelnagel
kglättend über die radierie Stelle.
. Wie reizend sie war! wise wirklich
entzückend Jeni. wo die Sonne gol
dene Lichter mn ihr Köpfchn wol-, jeßi
wo ich . . · wo ich zmn ersten-male sah,
daß las Mädchen lein- Kind s·e-i, nein,
ein Weib . . . Ein. . . Weib!
i Und ins diesem Auge-Miete- war es
mir. als ad ich träumte Ein ganzes
Leben durchiräumä. Und als sei alls,
»was ich bisher erlebt, in weite Ferne
gerückt Als sei alles, was ich- erlebt,
gefühlt, gedacht s— verblaßt und förm
lich zur Erinnerung an längst vergan
»gene Tage geworden.
i Auch Klam. Ja, euch sie. Jhr
IBild verschwamm msehr und mehr, und
ging in ein anderes über. Ein ganz
anderes, und ich sah eins Köpfchen . .. .
Ein Köpfchen, um das die Sonne ihre
goldenen Licht-er wob. und mir wurde
ganz seltsam zu Mai-he
Jch träumte
»So«, sagte Helene und stand auf.
Dadurch schreckte sich aus meinem
Traum tr?-:«der ausf.
»Ich . . . -donie«, sagte ich und nahm
den Brief.
Der Fleck war fort. Der Tiniew
fleck. Da aber« .. was war das?
Waren das nich’r«..
Ja, das waren Thrönenspuren.
»Helene!« rief ich aug. »Du haft ge
wes-ni«.
Da wars mit ihrer Ruhe vorbei.
Laut fchluchzend rief sie aus-: »Kann
ich Tan dafür-, wean ich Dich lieb-ek«
und schluchzend unkd immer weiter
schluchzend, sank sie mir an die Brust·
mir, der ich m:·:ne Arme weit geöffnet
hatte. «
Ich aber . .. .
O, ich bin der seligstraller Menschen,
und pwise die Frauen, W denen ge
wiß ieine einen Tinimfleck radieren
könnte, ohne den Inhalt des Briefes
zu lesen. eine Gewohnheit, durch die,
wie man sicht, viel. aber sehr viel Glück
gestiitei werden kann.
p-—
Mißverstanden
Gänse Geschichte aus dem Salz-men
leben. Von Theodor Heiz.
Die gefürchtet-e Abrichtunsgiszeit war
wieder einmal vorüber, und für heute
sollte dass ganze Regiment — die junge
Mzmnsschast zmn ersten-male mä den
»a1ten Dienern« versinkernens greise
ren Uebungsmarsch untern-Amen So
stand es im legten Befehle, so hatte es
der Herr Oberst bestimmt unlv es war
daher nur selbstverständlich, daß auch
das Wetter Ovdre patirte und ein sel
ten- freundlicher Spätherbsttag zu wer
ten versprach. s
Jn den einzelnen Mannscheftsznw
mern ging es in aller Früh schon äuß
erst lett-oft zxx Die wwnswschast
stand natürlich bereits lange vor ver
Zeit in voller Marschasvjustsävung fix
nnd fertig da, um ja nicht die Unzu
fviedenshtit der gestmkgens Chor-gen zu
erregen, welch’ letztere dafür mit der
durch ilfre Stellung gerechtfertigten
Läfsigleir und Bchaglichteit Toklem
machten.
Art-f dem Mamnfchatftstisfche, jenem
Urquell und wider-siegqu Fond uns
gezählter Kasemavkeste und Zimmer
tvsurem Geisen altes-Mk halbver
ntorsschtes Holz kein dem t. wnv l.
stehen-den Heere oder den- beidens Land
wehren angehöer Mann jemals, der
Vorschrift mtsprschmsd, blendend weiß
zu reist vermocht-z standen noch nn
tetfchiedW nrit Ehbrwnfuppe ge
fällte Gßschalm war-aus die troßigcn
Krieger die Kraft schöper sollten, ei
nem nwhrstündisgm Uebungsmarsche
furchtlos und start enegogenszublickm
Vor der Zelt alt und klein gewordene
Reste Ves- fo überaus nahchxfteni Korn
mißt-naives »dieses als unerkeskcht va
stehenden militärsischm Zahn-»etwng
Mittels-, wurde-n von Einzelnen theils
in —die Empfean BUT-I getaucht und
erMEcht, theäls tolllüshmmc«kse im har
ten Naturzustand-, stmirch die obligatm
Witze gewürzt,verzehrt,als sich plötzlich
von der Thüre her ein mariersschüttetw
des »Habt Achts« vers-lehnten ließ. Al
les stand wie aus Erz gegossen. —
,,Weiter mache-W klang es gsuädm von
den Lippen Des höchst unumwthetvv
weise fett schon eingedng Offi
XEerC
Und was- für ein Offizäer war das!
Herr Obetlth Immeran von
dessen «Stückevns« Das ganze Negnnent
L I g l
—- einschließlich der Musik — zu erzäh
len wußte.
Mast-et dem Herrn Oberkirutenanck
waren jetzt den-Mich wachrmchrwbar zwei
schmtbepackte Jn«fanterijtm, kehret be
sonderen mitlitörischm Dimstlskishmg
nach Offiszierövtmey aufgewacht
»Abfew!« kmnmarkvirte der Herr
Oberljeutenant. aufwenmnsinbsm Tisch
drucken-ZU twme mn Pia-z zu scharfskm
vie zerstreut her-umstelme Eßschalsen
«sosfort vsosn einem Dutzend kkensteifriger
Hände zu einer kreist-in ,,R:-isndsekburg«
zusammmgixschobeni wurden.
»3uggfüt;-rer Schlatt-few fchmetterie
jetzt »der Oberlisemsenxm im den Saal
Wem.
Der Gen-ferne stürzt-e aus dem Halb
dunkel hervor Und sprang ms « einem
träftfgens »Ja Befehl, Herr Limbe
want!« in Positur.
»Zugöführet Schlwkel,« wieder-holte
mm »in förmlich wohlrvollensdem vmt
sehr guter Laune zeugendem Tone der
Oderlithant, »drin- übingebe ich Ih
nen zwei gsamze Schichten, ornsige gebra
tene Gähnen sechs Fkasschm Wofn nebst
iden- hier-zu erforderlich-m Wtißbroden,
versthden?!«
»Du Befehl, Herr Oberliewtmrxt!«
molkdevte der etwa-s über-rasches Zug-si
füshrek, obwohl er dermalm thastiächbich
noch weit davon entfernt war, die Sa
che zu verstehen
»Der-theilen Sie dass- M Ihren Zug
-—— verfkaiwden3!« ließ sich daran-f der
Ober-Murmqu weiter vernehnim
»Jawohl. Herr OberDEm-tenamtt!« losq
noch-mass der bereits awfg Aewßerftr
qtfvarmte Zusssfübrct —- Tslsk Sachk
rmeszte sich ja Jleich aufkläresn«.
»Um verminan um an:.r):, nkajt
daß auf Einen Alles lcnimr und- auf
jderr Anderen nicht-« verstanden?!«
Inaba-te noch Ver Herr sterlieittenani.
Unser-hört! Der brave Unterofsjzier
;ir.ir verblüfft so verthliist daß er die
Antwort schuldig blieb: es sit-E en ihm
völlig Die Nie-: net-schlauen zu when;
förmli ch hilflos- blickte er den inim r
.-uml:«eimlia::rs« werden-den Lsfsizier
fragend an.
»Ja. ist Ihnen eårvae nicht !lar!«
sssuthr ider Letztere Daher aus« und Dsiie
frühere gute Laune schien bedenklich
«rasch ver-fliegen- zsu wollen, »ich glaub-,
ich spreche deutlich und verständlich!«
Die allezdit getreu-e, unglückliche
nah-m einen ver-zweifelten An
lauf: »Herr Oberlieutereant, bitte ge:
horsamsi, jetzt gleich?« brach-te er endlich
mühsam heraus.
»Ja, um Gottes-willen! Zugsfiihrerk
Sie werden wahrhaftig täglich » ,'«
der Herr Oberliseutenanst s prach Das
Hisan Wort im Angesicht Its ganzen
Zuges noch nicht aus, aber er zeig-te be
wits in schwer mißzuvetstekrrnder Wei.
»s-e mit dem Fing-er aus die Stirn-e
« »Wann denn«?! — Bis wir nach Hause
kommen envaZS — Selbstverständlich
ietzt, unt- zwar sofort, tmmntln Sie
sich« Damit machte Her Hen- Ober
lieu-terram »Mehr« und ging sparen
klirrend und säbelvasselnd Von dann-an
Der arme Zugssichrer bkisckie dem
Entschwinpmvm mit äußerst beküm
detier Miene über Even ganzen Gang
nach, hoffend, der here Oberbieutzsiant
werde noch ein erläuterndes, ta: Rött
sel tösendes Wort zuriickrsufm tlls
dies aber nicht ver Fall war, schüt telte
il. wid t. Zugssiillyur Frau-z Schlantel
recht sorgenvoll das Haupt Er hatt-.
die feste Ueberzeugutng daß die Sache
sahe schlimm enden werde, aber er fühl
te auch, daß er außer Stande sei das
Unheil abzuwenden Was in aller
Welt war da angegangen? War es
eine hochberzige Spensde eines edlen
·Götmees? Feierte man vielleicht heute
den Gedächtwißtag ans irgend eine glor
reiche Schlacht an welcher »das Regi
mient mhmreichen Atti-heil genommen
hatte? Dazu wollte wieder der
Uebungsmarsch schlecht passen. Doch
die Zeit drängte! Der Zugsfüthter
sptvch sich daher — so wenig richtig
chm die Sache auch voran mochte
—selbst Muth zu. Was konnte iym
spikeftksch geschchmZ Et voll-zog mu
ein-m llae und deutlich ausgesprochenen
Beschl. Nach Geünten und Ursachen
Tit-F nicht zu frag-en. Der Heu
zuwandte-cum W unn· tot-M »sechs-A
schast wach Gellörung schuldqu «E:
« has-PS nur zu gehorchen und Vlies wcsllte
Julme
s So tief er denn, mir-h sei-ne Betrachs
stumm einigermaizm gettöst::. die
Mcsnnschaft rasch zusammen-, bestxllzs
die auch äußerst verdutzt dreinschasustsni
den beiden Gefkeftm zu- Bett-heitern
Hund sah mit-er qavissmilmsfter Wahrung
ides ÆEFMUQ wekcheg sosdese uner
jwartetc köstliche Bwikdhuvg umgab,
Adam-aß daß dem W: gemäß »ver
sttiinftig und Macht« vor-gegangen wet
tdr. Ihm selbst wollte es trog Allem
HW must-den« Rm von dem Weine
txt-Ihm et etwas. s
ED- ..I«
Zu früch wurde der Zug aws id- :n Ka, -
suan zur großen gemeinsam
Aufstellung gerufen s
Mit leuchtenden Augen, zum ·
rwch lauen-d, schmal-end, scheut-send
trat die überglückliche Mawntchasfb ldie
nicht wußte, wie-ihr geschehen war, an. «
Als der Hauptmann-, welcher unten '
gewartet hatte, sein-e Knmpagnie rnu z.
sterte fiel ilnn wolhl das erregte Wesen .·.
des ersten Zuges etwas aus doch da ;
sansl Alles tn Ordnung war, find er «
lernen Anlaß zu einer Frage z
Ball-N darauf erschien der Oberst hoch -
zsu Roß, nah-m die verschiedenen Mel
dungen entgegens, tommandirte: »Da-P
velreihen rechtguml Marschlkrcn -
Ma-rsch!« uns-d hin-aus ging es in den
frischen Morgen, stearnrn und wtdlgses —
nrutsh, wobei der Schlanleksche Zug
durch Haltung und Aussehen gerate-zu
die Verwunderung der um diese Zeit
schon slüggen Vertreterrnnen kaer die-«
nendrn Klasse erregte :
Längst hatte man bereits- die Zadk
weit hinter sich gelassen, war der drei
ten- Reichsstraße entlaan bergauf, elFIls
asd marschirt und nun schien man an
einer Stelle, wo ein reizendes Gelände
zu bei-en Seiten der Straße aufstieg,
mldlich am Ziele angelangt zu sein. Der
Herr Oberst ließ nämlich »Halt« kom
mandiren, defadl ,«Pyram-id:n« nnzn—:
setzen, stieg selbst vorn Pferde und de
asad sich, gefolgt mons dem gesamnrten
foiziergtorps zu einer besondeer ein
ladenidssn Stelle-, um gleichfalls kurze
Rast zu halten. Der Adjutansi hatte
alsbald unter tausend Versicherlcgem
wie lästig und beschwerlich ilnn dieses
Kleidunggzstiick heute sei, seinen Man
tel abgelegt unt ihn an einem geschütz
ten Plättchen ausgebreitet-, wars-us der
Reginientålomrnandant, der sein-In eå
acnen Mantel natürlich andeitnelt, den-.
verdienten Adjutanien unter einigen
sehr gelungen-en Witzen ils-der das wär
mende Feuer der Jugend, that-sachlich
die Ehre und Gnade erwies, aus dessen
Uedertleid Platz zu nehm-en- Der sonst
so gestrenge Herr Oberst sah in Tresem
Augenblick außerordentlich demseng
aus« besonders als er sich rniit einem
freundlichen »Nun könnt-'s tosen-dem
Herr Oderlieutenant!« ccn seinen wacke
ren Asdjutcmten wendete:
»3u Befehl, Herr Oberst! So
fortl« gab dieser zwiict und sprang
den Anhang hinab, wiederkdlt lau-l den
Namen Zugs-sühnt- Schlarrlel«' ru
fend. Endlich hatte er den Gesuchten
ausfindig gemacht. —«— »Ja. was ist’5
denn?!« rief er demselben schon von
Weitem entgegen. — »Sie sehen ja. die
Herren warten schon-! Rasch lassen
Sie die Leute vortreten. die Sie mit
dem Frühstück beladen hædmf
In dem dedauernswertden Zugs-silb
rer stieg jetzt eine feucht-law WW
aus« « «
»Herr Oderlieuisenam, ich bitt-Z ge
horsamst,« entgegnete Schlansel mit
zittern-der Stimme, »ich habe jedem
Einzelnen im Zuge seinen Theil M
den« ».
Der Oberlieutmanl sktzjen dies nicht
zu verstehen et siußte ein wenig und
rief bannt »Doch nicht zerschekitten?"
,,Zu Befehl, HerrOberlskciiewanh ich
sollte Doch ---—"
»Was, wie eisn dequrier zet
sehn-Eilen, iusd dass sollen jth der Herr
Oberst und die Herren, die zu dem
Fkikkyftiick zusammengelogi haben, ei
sen?«
Jept ward dem unglückkichen Zugs
fülhrset Alles klar, er knickte zusammen
wie ein windgebskvchenes Rohr im Lan
be, feine Kniee schlottettm. et versuchte
ein-, zweimal zu sprechen, es ging nicht
Dei-« Adjutsant betrachtete indessen,
selbst mit größter Unruhe den plötzlich
gänzlich fassusngslosm Zugs-führen
und mit ein«muna1e stieg auch Lin dem
Offiziet ein-e ganze schreckliche Ver-um
tdung auf.
Er trat ganz nahe an den wusng
aktka Umkwffiziet herren, packte
ihn mit drei Fingean bei dkk Blouk
schüttelte ihn ein wenig« als ob er ist-i
in’s Leben ykuriickwfeni wollt-e, Und tief .,
»dann mit gleichfalls bebenidev Stimme:
«Schlaniel, mn Gottes Wilbmz Sie
haben mich doch nicht Why-klin
Ik -
Edm II«
Schutt-set nsidte nur still und w,.:s
:nüthåg.
,,Gefressen!!« leucht-.- fzr Läcrlieuke
nant und wallt-z wiss Vot: Um USE-et
gestochen, dwi Schritte zurück. " -«
,,J-awoht, Herr -Obetl«ieutmanj!« be- «
ftöttgte nun Schlatt-set ernst und feist
tsisch und mit feuchten Au-gt.t.
Der sterlicujenant und RegcmenM
Adjutanst Hugo Jmimermsaem aber hob
die Recht: wie zum Schwcm gut Hät
mel unsv sprach: »Seit das Regt-ums «
gegründet wurde, war Lein- solches Bkzch J
Zuasfijhret!« O « —
Sprach's umid ging gesenkten haup
Ieg zu dem offizierbetoocktsm Hügel —