1 ringstr. Wenigstens ist mir die Hand schrift« der Adresse völlig fremd- M Brief hast du mir noch nicht gezeigt. Es ist die nämliche, und was er ewi hiiti, habe ich dir mitgetheilt. Die bekannte Klatschereit Man brauscht kein Oedipus zu sein, um das zu- errathen. Allerdings, aber —- Hölle und Teu fel! —- ich will den Schrift tennen ler nen, der auf solche Weise mit meiner Ehre zu spielen wagt, und . . . Baron Robert hielt sein Pferd an, drückte die rechte Faust auf die Brust und stieß zwischen denzusamrnengebissenen Zäh nen hervor: und das Füntchen Wahr heit, das ni- diesem Hausen Unrath ent halten ist. Und wieder zuckte Egon im Weiter reiten die Achseln, obwohl er wußte, wie sehr dieses Zeichen gelassener Gleichgiltigkeit den« Hitztöpsigens reizte. Damit wären wir wieder am Aus gangspunkte angelangt Was zwischen beiden auch vorher geschehen, weiß ich nicht; es liegt auch nichts daran. Mei nes Erachtens konnte Melitta nicht wohl anders, als den Verusnigliicttens, den sie allein san-d, bei sich aufnehmen und die Dehors, soweit dies eben mögs lich, nicht besser wahren, als durch die Anwesenheit seiner Cousine, die man füglich seine Schwester nennen kann. Ob sie sich bereits vorher kennen- ge lernt, weiß ich nicht, und da ich ihren späteren Verkehr während seiner An wesenheit aus dem Schlosse zu beobach ten- ieine Grtegenshcit fand, vermag ich auch darüber nicht Auåtunst zu geben. Meliita lud dich nicht ein? Der Arzt Verbots jeden Besuch. Es ist doch ein ehrlicher Mann, die: Ohne Zweifel; ein bischen stumpf und verbannt-—- dn leitnst ja diese alte Art Lan-darste. Es lag in ligons so sorglos nüchter nen Antworten etwa-J Iliisweichensdes, was die Erregtlseitnnd das Mißtrauen Baron Robertss noch zu verstörten an: statt abzuschwächen schien. lieber dass kühn- nnd scharfgeschnisttene, dunkel gebräunte Gesicht des Majoratsherrn lief ein nnwilliges Zacken Und der Lieutenant? fragte er wei ter mit einer Stimme, die in ihrem er zwungenen Flüstertone wie ferne-Z Donnerrollen aus der mächtigen Brust hervorilang Ein netter Kerl, ein liebenswürdi ger Schwer-mischen wie man so sagt; jung und hübsch, slott und galant, ausgezeichneter Reiter und brillanter Tänzer, dabei geistvoller als derglei chen, die nur den Champagnerschaum mit einem Wort einer jener Glückli chen, rie nur den Ehampagnerschaurn des Lebens abzuschiipfens verstehen und darum allen Weibern gefallen-. Dies-mal gab Robert keine Antwort, fragte auch nicht weiter. Schweigen-d ritten sie bis an die Biegunsg des We ges, wo dieser in scharfer Zickzackliniic zur Burg aufzusteigen begann. Hier stiegen sie ab. Der Reittnecht, der sich bisher in einiger Entfernung zurück gehaltene nahm die Pferde in Em pfang und erhielt den Befehl, zu war tm, woraus die beiden Herren ein-en Faßng einschlagen, auf welchem sie, durch das Gebüsch gedeckt, unsbeobachs tet bis zur Schloßterrasse gelangten-— ES war der zwei-te Tag, nachdem Konrad Buchrodt die Nicolsburg ver lassen, in bitterem Groll, wie sich Me lcitta sagte, obwohl er nicht mit einem Wort oder Blick mehr an das Gesche hene erinnert hatte. Es schien, als sei ein undurchdringlicher Schleier dar über gefallen. Sicherlich zum Glück für beide, und doch hatte DieAtta ein leises Bedauern dafür. War es nur die verletzte Eitelkeit der Frau, die eben nicht hätte so ganz Weib sein miissen, unt sich nicht von der Leidenschaft ei nes nicht gewöhniichen Mannes zum mindesten geschmeichelt zu fühlen und durch die so plötzlich hervor-gekehrte kühle Gleichgiltigleit beleidigt zu wer den, oder war es in der That der Keim eines wärmeren Gefiil)les, dar- auch in ihrem Herzen emporzuteimen begon nen — sie wußte es selbst nicht und wollte es nicht wissen-. Jedes Nach grübeln- darüber verbannend, arbeitete sie in ihrem Zimmer so eifrig, als gelte es das tägliche Brod, an einer jener nichtsbedeutenden Stier-stetem die auf ein erregtes Frauengsemiith etwa den selben Einfluß üben wie die Cigarre auf den Mann. Selbst als sie die Mr öffnen hörte, schaute sie nicht sof, sondern begnügte sich mit der Frage: Sind Sie es, Marietta2 Ich bin ed. antwortete die tiefe Stimme ihres Gatten Nnn fuhr sie empor,erröthend zwar, doch ohne Verbeng seinem scharfen, sit-steten ftslikt bogegnend Langsam MMUWJUWMIMM Gruß entging-Miit wieder zurück, da er die Arme fest über der breiten I— H Brust gelteuzt hielt. Die starke, fai viesenhafte Männevgesiali mit den dunklem Gesicht unid den Xeidensfchaft lichens Augen- bildeie ein-e vortrefflich Illustration zu den wunderbaren Ge schichtem die sich die Neustädter voi dem indischen Capittin erzählten. Also hier finde ich dich? sagte e: langsam. Habe ich kein- Recht mehr, hier zi fein-? gab Melitta zurück. O doch, gewiß! Nur gestehe ausch bitte, mit das Recht zu, dich zu fragen was dich zu dieser, gelinde gesagt, seh1 merkwürdigen Reise veranlaßte, die ei: net-Flucht ungerne-in ähnlich sah Nenne es immerhin so! Ja, ick s-- , Iroq, oor orr wie vor nur 1c1v11, ooi den Verhältniss-en, die du« uns geschaf fen hattest. Sagtest du das nicht dii selbst oder hast du vergessen, wie wsii seit einem Jahre lebten-? Eins Dämon des Mißtrauens, der Unruhe und Ei fersucht hatt-e von dir Besitz ergriffen Mit Argusaugen überwachtest du jeden meiner Schritte; jedes gleichgiltsigi Wort-, das ich zu einem anderen sprach legtest du in der gehäfisgsten Weise aus-; jeder harmlose Scherz, der nicht dir galt, wurde für dich zum Anzeichen einer niedrig-en Verirrung Und wenn du heute dein- Unheil entsahest, mich um Verzeihung batest, so war dies eben nur ein Beessserunig fiir wentige Stunden, und morgen begann die Qual von Neuem, tin-bekümmert dar tun, ob wir zum Spott der ganzen Welt wurden. Jch will diese widri ·en Seen-en nicht genauer in dein Ge dächtnis; zuriirirufen, du entsinnst dich ihrer jedenfalls ebensogut tste ich — sie länger zu ertragen überstieg meine straft. Dieses rastlose Kämper nnd Grämen rieb michan Jch hatte nichts mehr zu- hoffen als Ruhe ——- ich, die stolze, starke Melitta, die vordem den Kampf mit der ganz-en Welt ausge nommen unsd nichts fürchtete als ih: eigenes- Herz uin den Verlust deiner JLiebe. Weißt du noch, wie du friiher mich so gern mit einem Adler Ver-— glichest, der über das niedrige Gewiihl der gemeinen Menschheit hinweg tiihn nach der Sonne strebt Nun, du hast es trefflich verstanden, meine Schwin qsen zu brechen und mich in- die Nie drigkeit herabzuziehens —— oder meine Schuld! Hätte ich je wirklich gefehlt, ich wäre zu stolz, vielleicht auch zu furchtsam und zu ungeschickt gewesen« es dir zu verbergen. Du kanntest mich genügend, um das zu wissen« usxddem noch kein Ende dieser Qual, bis sich fammenrasfte und heimlich den- Frie den dieses weltentlegenen Schlosses suchte. Und hier«-Z fragte Robert, in dessen wie aus dunkler Bronze gegossen-Im Gesicht während aller dieser heftig ihm zugeschleuderten Antlagen keine Mus kel gezuckt hatt-c Jch fand ithn auch hier nicht, ant wortete Melittsa leise. Dagegen vielleicht etwas Besseres, Augen«-starkes lachte der-Baron schnei dend auf und warf den Brief, den er noch immer zusammengeballt in der linken- Hand hielt, auf den Tisch. Da ist der Bett-et —— nun- sprich noch ein mal! Meian erblaßte, eine bange Ah nung stieg ins ihr auf, doch während sie las, trat allmälig wieder eine flam men-de Röthe in ihre Wangen. Der anonhine Brief enthielt in dürren Worten die Anschaldigung, sie stehe zu dem Lieutenant Buchrotdt, der seinen Unfall nur geheuchelt, Ein sträfliche-n Beziehungen Er entglist ihren-— zit ternden Händen, noch bevor sie ihn zu Ende gelesen —- heftig trat sie mit dem Fuß daraus du«-,- sll THE-m ch«-«»c schwie --, »u« il »so-us »s ich gar keine Antriiorh gieb sie Dir selbst! Mekitta! donnerte der Baron Ich antworte nichts --— nichts! Dez- Lieuienanxt war hin? Schwer verletzt, das ist die Wahr heit. Und du pflegtest ihn —-- natürlich dieser Samaritevdienst ist ja schon unzähbigse Male der Grund-Wirt des Liebe gewesen. Dieser intteressanti Offizier ist jünger, hübscher-, liebens würdiger als ich.... Meliita — bit Stimme des Mannes ging in ein fast unverständliche-L dumpfes Röcheln über; sei-list seine Riesmtraft reicht nicht mehr aug, seine furchtbare Erre gung wie bisher unter die Maste stei nemer Ruhe zu bändsigem Die Adern auf seiner Stirn schmollen wie Stils an, die breite Mitbe auf seiner Wangi färbte sich psrpurtotchz die mächtig( Brust rang mühsam und pfeisend nacl Athem Melan, wiederholte er nock einmal, bedeute dein- nächstes Wort-: Ehre untd Leben dreierMenschen thöngi davon ab. Und müßte ich sofort von deinet band sterbe-, ich kann nicht anders sagen: dieser Wisch ist gemeine Ver stude Es lag ein eigenthümlicher Klasm : insMelittas Tone, der selbst den seine - Sitme kaum noch Mächtigen zur Ruh I zwang. Er faßte, wie um der in iky1 toben-den Wuth einen Abflsuß zu ver : schaffen, mit der Hand wasch dem näch sten Sessel und brach mit einem Grif : die Lehnse ab. Es geht Alles zu Stücken, murmelt , er, die Splistter so heftig fortschsleus , dem-d, daß sue eine Vase zertrümmcr « ten, Hole und Porzellan, Glück un! Glas — warum nicht auch ein Men tschenleben! pah, was liegt daran! Willst du mich ruhig anhören, Ro bett? fragte Melitta sanft. ----l— Opuwi Jn- rückhaltsloser Weise berichtet-e sii von ihremZusasminentresfen mit Buch rodt in Lasnig, von der Bogegnuiix an der Teufelsschlucht und der Zei« seines Aufenthaltes im Schlosse, nichts beschönigend als höchstens die Leiden schastlichkeit des Li«eutensants, die sii mehr als etwas aufdringliche, aber be deutungslose Courmacherei hinstellte Für sich selbst hatte sie keine arederi Entschuldigung als den Wunsch, uner kannt zu bleiben, der ihr verboten hatte, sich ihm zu nennen. Als sie ge endet, blieb der Baron, der bisher mit starken Schritten m Zimmer auf- unt abgewandert war, dicht vor ihr stehen« Wäre das alles die volle, unge schnrinkte Wahrbeit, so müßte ich dick wohl deiner Undorsichtigleit halbei Etadeln, dich mehr als den Liexutenant aber —- unterbrach ser sich raush —- es klingt mir denn doch zu unschuldig, zu Lromanhaft j Ich kann nichts von dem, was ich gesagt, wegnehmen, nichts mehr hinzu Eftigen———thue du nun, was du für dein Recht hältst erwiderte Melitta einfach iiiid setzte sich, die Hände in den Schoosz legen-d, gefafit wie ein Ange Illagter den Urtheilsspruch des Ri ch « ters erwartet ; Der Baron preßtc beide Fäuste ge i cien die glühende Stirn. i Wenn ich dir glauben könnte, Me Elittei Du ahnsi nicht, was ich seit einem Fahre gelitten habe; dii kennst die Gi seriucht nicht, dieses allgewaltige Ge spenst, das mich in dein seligsten Au genblicl faßt, mein Herz vergiftet, wie init glühenden Klammern preßt nnd zerfleiischt, das, tausendmal abgeschiit .telt, immer von Neuem zurückkehrt, unnennbare Qualen-, Raserei und Wahnsinn im Gefolge· Aus der lee ren Luft zaubert sie ihren Trug her zvor, und ich muß ihn glauben, ob ich « will oder nicht. Spricht das ein Mann —-« der Mann, der mir einst schwur, sein Dasein lebe nur noch in mir, der sich , start genug fühlt, mich der ganzen EWelt abzurinigen, die Sterne vom Himmel herasbzuholen, wenns ich nach ihnen Begehr trüge —- und nun bist du ; so schwach geworden, daß du nicht dein Ieigenes, vor dir selbst als falsch aner ttanntes Gefühl beherrschms kaniist?.. TO Robert, toelch’ andere glückliche Zei ten haben wir erlebt, damals, als un sere Herzen sich wie im Sturme fan den! Da warst du ganz der meine, ich ganz die deine, und mit tausend heili gen Eiden schwirren wir uns, nie solle ein« Schatten zwischen uns treten. Du allein brachst sie, du beschworst die Ge witter herauf, die ueiser Glück Vermeh tetens, Sieh, meine Hand faßt noch ein« mal nach der deinen, sie ist rein wie ehe; ich tann Dir frei inis Auge sehen . ist nun der Sturm bertobt, kön nen wir wieder riithig und glücklich sein? I Ver zucegr san schmeicyenwe Hon. tdie flehmde, hingebende Zärtlichkeit ir Miene und Blick verliehen der schönen Frau einen unwiderstehlichen Reiz Dem sanften Druck ihrer Hand ges horchensd neigte sich Robert über sie doch noch ehe seine Lippen die ihm ent gegsenstrebendeni ihrigen berührten warf er mit einer trotzig-en Bewegung den Kopf wieder zuriick. Jn feine-i Augen brannte das wilde, mißtrnni sche Feuer von neuem auf. Nein, nein! stieß er barsch hervor Die Wolken stehen noch finster, mi· leuchtet noch kein-e klare Erkenntniß kelxn blauer Himmel.... ich seh-e nocl Blitze drohen, die uns alle zerfcknnet tern können . . .. Wahrkheist gebt mir Wahrheit! er murmelte es noch einmo in den Bart, während er ohne Grul zur Thür und ohne einen Blick zurück zuwerfen, hinausging. Melitta machte keinen Versuch, ih zurückzuhalten oder ihm zu folg-en Sie beugte den Kopf auf die auf den Tisch gekreuztew Arme und —- weinte Jn dein mit altenodiseh gediegener wenn auch etwas verblieben-er Psach ausgestattetens Solon erwartete Egoi ««- von Nikolai rnsit steigen-der Ungedull » die Rückkehr des Beweis. Dies a— Stunde konnte, nein, mußte die Ent scheidung bringen, was er von der Zu 2kunft zu erwarten hatt-se, Und er hoffte das beste —- in seinem Sinne. Mit welch Unendlichek Vorsicht und Mühe hatten-» diesen Schlag vorbereitet; er muß-te treffen. Endlich tmt Robert ein, zündete sich eine Cigarve an-, stellte sich ans Fenster und sprach kein Wort. Sein Gesicht war finster, dennoch gefiel es dem Un - geduldigen nicht recht, der sich auf eine ganz andere Scene vorbereiet hatt-e und nach mehrmaligseim erfolglosem - Räuspsern sich endlich zu einer direkten Frage genöthigt sah. Hast du nkit Melitta gesprochen? » Ah, dubtst noch da? wandte sich Iwoecr yaw herum. e Pitirt griff der andere nach seinem : Hut-e: Entschuldige, wenn ich störte, ; doch batest du mich selbst, zu warten. . Ganz recht! ich habe um Entschul . digsung zu bitten, verzeih lenkte der Baron ein, zog die Glocke und warf s sich auf einen Sessel, der trotz seiner soliden Bauart unter Der wuchtigsen Last fast zusammen-brach. Ich bin heute eins verzweifelt schlechter Wirth und Gesellschaften Bitte, erzähle mir irgend etwas ausNeu-stadt, wen-n über haupt in den letzten fünsundzwanzig Jahren in diesem Jammernest etwas Erzählmswerthes vorgefallen ist. Jacques mußte Erfrischungen auf tragen, wobei ihm Egon einen kurzen, bedeutungsvollen Blick zuwarf, den je ner durch ein unmerklich-es Neigen sei nes tadellos gieschetiteltens Kopfes be antworte. Diese beiden schönen See lsen verstand-en sich ohne Worte-. Der Baron begniiate sich, stark zu tauchen und noch stärker zu trinken Wenn Egon, der allein die Kosten der Unterhaltung trug, hoffte, der fast uns mäfzige Weingenuß werde ihn gesprä: chiger machen, so wurde er bitter ent tiiuscht — es fiel kein Wort mehr über Melistta oder den Leieutenant Buchrodt, und durch eine direkteAnspielung den; offenbar nur leise schimmernden Zorn des gereiztcn Löwen gegen sich toachzsui rufen, hätte der Vorsichtigse nie aewagt. Seine Situation erschien- Iilnn ohnedieZ unsicher und drücken-d, so daß er, die Einladung zu Tische ablehnend er leichtert ausathmete, als er dem Schlosse den Rücken- wandte. Seinen Reiiknecht schickte er voraus; er selbst blieb im Dorfe und kehrte ge gen Abend zu Fuß nach dem Schloß parte zurück. Hier traf er, der stum men Verabredung gemäß, den« Kam mer-dienen Es war wenig und uner sreulich genug, was dieser zu berichten hatte: der Baron und Melitta hatten zusammen gespeist und sich dabei in ruhig freundlicher Weise unterhalten dann jedoch sofort, entgegen ihrer son stigen Gewohnheit ihre getrennten Zimmer aufgesucht und dahin den Thee befohlen. Mißmuthig lehrte Egon nach Neu stadt zurück. Er hatte fast gefürchtet, die ihm nur zu gut bekannte sinnlose Wut-h Robert-Z werde diesen zu weit hin-reißen —- und nun war so gut wie nicht-s geschehen! ein kalter Schlag —-— man muß dafür sorgen-, daß der näch- i sde zündet und vernichtet, die Wolken stehen noch immer am Himmel. Siebentes Capitel. Mele täuschte sich nicht: bitteren Groll und Verzweiflimg im Herzen war Konrad von der Nsicolssbuisg ge schieden-. Er schalt sie falsch und kokett und hätte doch ein Jahr seines Lebens dafür gegeben, noch einmal mit ihr sprechen zu dürfen. Die Verwandten schoben sein-e trübe Stimmung noch auf seine Krankheit und suchten ihn in ihrer liebevollen Weise aufzuheitern freilich eine recht schwierige und un dankbare Ausgabe. Ehrlich genug, sich einzugestehen, daß er gerade jetzt diese Giite weniger denn je verdiente-, fühlte er sich davon nur noch um so mehr be . drückt. Dazu trat noch sein Verhält ; nisz zu Clar—a. Wohl erkannte er jetzt, : da ihm Melitta’s Worte die Schuppen von den- Augren genmnmen, ilrre tiefe, stille Liebe, aber zwischen ihnen . stand die beriiekende Gestalt jener Frau « und die Gewißheit, das; Clara diese , Leidensckmst ahnte-, uin das Motiv sei nier Plötzlichen Werbuug wußte. s Nun wagte er darüber kein Wort , mehr zu ihr. Scheu wich er ihr nach Möglichkeit aus, und wenn sie ihsre Augen auf ihn richtete, sählte er die —- Röthe der Scham auf seinen Wangen bvemrem Sitte selbst heuchelte völliges Vergessen, nur war sie noch bleicher . und stiller als vorher. Wie eine be sättidie lebende Anklage erschien sie . i . . Gras Alenegg brachte jede frei-e » Stunde in- Lichtenau zu. Er allein bemerkte keine Veränderung ans dem Freunde, nur eins entging ihm nicht, . die tiefe Traurigkeit Eli-rat Darin J fsteh er schärfer als alle anderm wen-r er auch ihren Grund nicht zu mirs-th seln vermochte. Es drängte ihn mit unwiderstehlicher Gewalt, ihr seira Hilfe anzubieten, nur wußte er rächt recht, wie er dies Verlangen in- Worte kleiden sollte —— seine Liebe war mit einer fast ängstliichen Ehrfurcht ge paart. Eine günstige Gelegenheit bot si chihm, als er eines Tages mit Clara allein im Garten war. Während er, sein Herz mit zärtlicher Sorge erfüllt, sein Hirn noch vergebens nach einer passen-den Anrede zermasrdertse, fragte Clara plötzlich: Glaubens Sie, daß Konrad fähig wäre, vielleicht eins Un recht zu begeian Das lag so außerhalb seine-Z Ge dankenkreises, daß er sie, ohne zu ant worten, nur verständnißlos anstarrte. Jch meine, fuhr sie esröbhendp fort, ob er sich von seiner unbesonnenen Hi tze, d: e Sie ja «kennen ,hinreißen lassen könnte, etwas zu thun, was er bei kühl-er Ueberlesgung selbst als Unehren haftigteit bezeichnen müßte? Konrad —- etwas UnehrenhuftesL Nie, nie, antwortete Altenegg eifrig, dann schütelte er den Kon und fügte langsam hinzu: Pardon, gnädiges Fräulein, glaube wirttich, ich habe Sie nicht recht verstanden. O doch, erwiderte Elsara, indem sie scheu nach der Veranda blickte, wo so eben Konrad-s Gestalt sichtbar wurde. Jch fürchte, er ist auf einen Jrrweg verleitet worden, er schreitet, ohne es zu wissen, einem Abgrund zu. Wenn Sie sein, und wie Sie mir einst versi Janrten mein Freund sind, so retten Sie ihn Vor einer syrau, die ihm ge !fäl)rlicl) werden m1rß.(5rmuntern Sie ihn zu einer Reise, auf Ihre Güter, wohin Sie wo.lleu .fragen Sie m ich nicht weiter-, ich darf Ihn-en nichts mehr sagen, ich bitte Sie nur, so herz lich, al sein EUTensch bitten kann. Sie drückte thn beideHiinde, schaute ihm flehend in die Augen und eilte da Von, den Guten in einer nicht geringen Bestiirzung zurücklassend -— war es das, was sie bedrückte? jeden-falls wohl, aber was bedeutete eigentlich dieses »Das«? Altent, in dessen einfach harmlosen Anschauungen eine ernste Leidenschaft für eine verheira thete Dame auf dersele Wahrschein lichkeitsstuse stand, wie eine Reise nach dem Monde, würde noch lange vergeb lich über dieses risithsellhafte »Das-« nachgesonnen haben, hätte er sich nicht zufällig einiger Worte entsonnen, wel che Herr von Meolai heute beim Früh schoppen im Adler geäußert. Diese Er innerung führte ihm auf die richtige Spur, und förmlich stolz auf seinen Scharfsinn, winkte er den noch immer auf der Veranda stehenden Freunde. Du, komm doch mal her, möchte dir zwei Worte im Vertrauen sagen. Langsam schritt Konrad heran. Nun, was gibt’s Hat mich Clara bei dir verklagt? ullllllllt —— 1275 Wal Voll) Illcyl so leicht, den rechten Anfang zu finden-— Weißt du, Konrad, scheinst dich da oben auf der Nicolzburg verdammt niedlich gemacht zu haben, start die Cour geschnitten, was-? Wer sagt das? braust-e Konrad er glühend auf, Clara vielleicht? Auf Ehre, nein! betheuerte der Graf aufrichtig. Kommt aus einer anderen Quelle, vielleicht nicht ganz so rein, mußt aber doch damit rechnen. — Würde an deiner Stelle aus ein paar Wochen verreisen, damit der albern-e Klatsch aufhört Werde Urlaub neh men und mit dir nach Alten-egg fah ren, Rehböcle schießen, sangen schon an, sich zu Verfiirbcn; brillante Jagd auf junge Gänse — was meinst du? Konrad zog die Brauen zusammen. Ich bleibe hier. Bitte, nenne mir deine sogenannte nicht ganz reine Quelle-. Ich möchte den Frechen gern näher kennen lernen. Richtiaen Stand-il fertig machen, was? Nein, nein, Bester; bin übri gens wirklich verpflichtet, zu schweigen, auf Parole! Weißt du schon, daß der Nicolslmraer Baron angekommen ist? Soll nicht recht richtia sein —-- in Nen stadt pfeifen’s die Spatzen auf den Dächern. Wenn er von dem Klatsch hört »s— bedenke, Mensch, bringst ja die arme Baronin in Teufels Küche- Habe gehört, der Baron will Besuche ma chen, euch natürlich zuerst, eifct·si3chtig ist er wie sein Türke, kann ein ganz un schuldiges Wort falsch verstehen, Mal heur fertig, mußt entschieden vorbeu gen. — Der Graf hatte sich seit Lan gem in keiner ähnlich fatalen Situa tion befunden nnd seine abgebrochenen Sätze ging-en immer mehr in gänzlich zusammenihanglose Worte über, deren Zwischenpausen er durch verlegenezil Räuspern ausfüllte. —- Familie — Ehre —·- Rücksicht —— Verdacht durch aus vermeiden — das Weitere verstarb in einem unverständlichen Murmeln L -.-., I das er plöhvich, mit der Hand über den Fluß nach den Bergen zeigend, mit dem Aufruf Unterbrach: Da steh, da komm-en sie schon! Jn der That konnte ein scharfes Augen einen Wagen unterschein der aus dem Bergwalde heraus dem Thale zufuhr. Der betveffenbe Weg führte von der Nicolgburg direkt nach Lich tenau usnd durfte als Privatstraße nim- « von den Besitzer-n beider Güte-I benutzt werd-any Die Schlußfolgerung Alten qus erschien demnach nich-! unberech tigL Di Hand, welche Konrad Bucht-odi, die Augen schützend, um schärfer zu sehen, ans die Stirn legte, zitterte. iEine wilde Gedankenreihe jagte durch sein Gehirn — sollte er vor dem Ba ron als abgewiesener Cmirmacher im Scheine der Lächerlichkeiit dastehen? Durste sich Melitta, die lyerzlose Ko kette, an seiner Verlegenheit weiden? Nie und nimmermehr! Hastisa wandte er sich um und ließ die Hand sinken. Du kannst recht haben; es wäre mindestens seltsam, wenn sie nach Lichtenau kämen, ohne dem Onkel ei nen Besuch zu machen. Sei übrigens ohsne Sorge, sie brauchen wenigstens noch eine halbe Stunde, da sie die un tere Brücke pas stren müssen. — Das ist« meier als genügend Zeit, um die Stein-e des Ansioßes, svon denen du jsprachsih ans dem Wege zu räumen. z Er wand-te sich zum Gehm, hielt je Edoch an den zur Veranda emporfiih jrenden Stufen noch einmal an und istieß heftig, abgebrochen, wobei er die JAUgen zu Boden senkte, hervor: Da Tmit du es weißt —— du hast wohl ein Recht daran —- ich werde mich sofort «mit Clara Verloren — das wird hof fentlich der Frau Varonin und dem Herrn Baron sowie der ganz-en verehr lichen Einwohnerschaft von Neustadt und Umgegend genügen, schloß er bit ter und sprang schnell die Stuer ern-. por. Jm Hanflur traf er Clara. - Sie machte ein-en liastigen Schritt rückwärts, als wolle sie in das Zim mer, das sie soeben verlassen, zuriick treten. Er hielt sie aber bei der Hand fest. Erinnerst du dich noch des letzten Tages auf der Nicolsburg? sragte er leise. Ein Zittern durchlief die zarte Ge stalt, sie Mchselte die Farbe, während sie mühsam hervorbrachte: Es war doch mir einer deiner Scherz-e, Konrad —- ich bitte, laß mich jetzt. Nicht bevor ich deine Antwort habe, ein offenesJa oder ein unumiwemdenes Nein! Es ist msir feierlicher Ernst da mit! Sprich, du mußt darüber schon nachgedacht haben, denn du mußtest, daß ich nicht scherzte! Du liebst mich nicht, Konde Konrad zuckte zusammen unter Claras sanftem, vorwurssvollem Blick. Doch sah er sie offen an, indem er ant wortete: m-«--- .«»«- - « -. « roteunazt Imyl 1o, mir W es lll Mo manen gelesen oder deine stillen Mäd chengedanlen es sich axsgemalthabem aber doch, ich liebe dich, das edelste. reinste Weile, das meine Augen je ge sehen. Ich liebe dich, wie man die Ju gend, alle Reine und Erhabene liebt, den Stern, der dem Beritrten im Sumpse vomsnleuchtet und ihm die lrechte Bahn zeigt. Und ich- bin- ein »Verirrter, ein Ossizier, der den Ab ’schised nehmen muß, weil er sein Ver .ni«o·gen Vergeudete, »ein Mann, der das Jbeste Gesiihl seines Herzens im lächer ilichen Spiel ein-er Kolette verzettelte. »Du nur kannst mich retten aus dem IWusL in dem isch mich verlor. Sei du« Hinein hoher, leuchtender Stern, und ich Iwill es dir dank-en mein Leben lang, tdich glücklich «zu machen suchen, so viel lich kann —-- ist es auch gleich nicht so lviel, als dsu verdienst —— das ist Alles, »was ich dir zu sagen habe. Färchte knichh mich durch ein Nein zu erzürwm iJsch weiß es nur zu gut, daß ich dich Iniclit verdiene! E Jch sage Ja, antwortete das Mäd jchen einfach. I Konrad lies-, ji«-re Hand ans- der sei Inen nnd trat ein-en Schritt zurück. Laß dich nicht vom Mitleid bestim ;n:rn. Ich wiederkole dir: du kniipsest kdein hoffnungsvollcs reines Dasein an »ein-en 11halb verlorenen I.Stann, der nichts ist und nichts besitzt Du findest tun send bessere was liegt schließlich an mir? Ein Billet nach Amerika, noch besser ein Kugel, macht Alles gut, wenn es nicht anders sein lannl Konrad! Sie lag an seiner Brust Und schlang ihre Arme um seinen Hals. . Jsch halte dich mit den Banden der Lsisebe zurück, flüsterte sie zärtlich. Das so lange zurückgedämmte tiese Gefühl brach sich Bahn. Jch will dein sein, das ist mir Glücks genug, so lange ich deiner Treue gewiß bin! Fortsetzung solgt.)