Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, January 29, 1897, Sonntags-Blatt., Image 14

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    Das erste Wort.
Noveälette von Otto Reu
ter.
Schon »- dritte Ball, Und noch im
mer has re er sich nicht erklärt! Fräu
lein Else wcrr wirklich böse aus ihn und
schnippisch- wansdte sie sich alb, als Herr
Ernst HärteL der junge hübsche Bau
mästen sie abermals zur Quadrille en
gagirir.
»Es thut mir leid. Ich bin bereits
Wirt-X enckgegnete sie aus sein-e höf
Iiche Frage, ob er die Ehre haben
könnte
Erstaunt blickte Her-r Härtel sie an.
Sie hatte ihm doch aus Idem vorigen
Ball die nächste Quadrtille versproan
M wir-n —?
Doch er machte Miste-n- Einwanid und
verbengte sich chrerbievig, einen leicht-n
Seufzer unterdrücken-in Dann ver
schwand egr ins der Menge »der Herren,
welche sich wm den- Eewgansg ins den fest
Wch gaschmückten Saal zusammen
drängt-us. s
Else blickte ihm mit ärger-lichem Lä
chtln nach. Sie war noch gar nicht en
gagirt, sie hat-te iihns nur auf die Probe
Meer wocenk ob er denn überhaupt
nicht aus seiner höflichen Zurückhal
tung unsd Schüchiernbeit zu erwecken
war. Nein, auch dieses Mittel half
ruscht —- Herr Härtel wasr viel zu höflich
Und schüchtern, als daß er sich eine-n
Einwand erlaubt haben würde. s
Unid wenn- Ellse manr sitzen blieb?
Wen-n Ernst entdecke, daß sie die Un
wahrheit gesagt, nusr um niicht mit ihm
sanken zu müssen-? —— Sie möthee vor
Umnuith irnio Aevger bis unter die daf
tigens blonden Löckchen, die Tihre Stirn
umkräuselsien und irn ihren- blauen Au
gen« stieg es slyeiß empor, wlee von unter
trücktens Thräsnem Müsßte Ernst sie
wichti- für launissch oder gar kokett hal
ten? Mrvße er nikchr ais-nehmen« dasß
ihr s eine s chüchterne Huldigungen un
angenehrn waren?
Arrgerliich über sich selbst begab sie
sich in ein Nebenssnnmen nabrn in ei
nem versteckten Winkel Platz und daclzte
über ihre »Wir-glückliche Liebe« nach.
Sie konnte ilnn doch ihre Liebe nicht
erklären, er als Mann mußte doch das
erste Wort zu sprechen!
Wie lange wartete sie schon in heim
licherns Glücksgesiihl aus dies-es beseli
gmde Wort! Jm Sommer hatten sie
sich aus Rügen kennen elarnitr als sie
miit Mama einige Wochen in- BYInsz weil
te unsd Ernst Studier halber die s chönse
Insel durch-streifte Dmnals schon hat
tie sich die Liebe in« ihr-e jungen-, hoff
ntsvgsseltdgens Herzens geschlichen nnd
irr-it einem innigen »Aus Wie-derselben
diesen Winter-« warens sie von« einander
geschieden-. Der Winter war gelenk
nven; Ernssi erschien- zu den Gesell
schaftsabenden und Bäsllem die der
Mitb, dessen Mitglieder Esse? Eltern
waren, Veranstaldecke Sie hatte ihn
mit herzlicherGebäride und til-nein glück
lieben Lächeln aus den- Lippen- begrüßt
Auch in sdinsen braunen Augen Wie
es wie sin geheim-ern Glück outs, doch sei
ne Lippen schwiegen ten-d schüchtern
sitt-lieu sich seine Auge-n wenn er es
überhaupt einmal wag-de, sie zu ihr
anzuschlagen
szrei Mille seh-m — mein Gott« ihre
Freund-in Ernas hatte sich bereits nach
dem ersten Ball ver-lobt und Tilla hel
der war sogar cms dem Seebabe als
erllksriie M des Assessorö Westens
perirckgelebkt
Wean sie sich getäuscht M — wenn
W sie überhaupt nicht Mes!
MåMut mail-te ihrs-riß Umher
zen n eine leicht-e Biässe überzog ihre
W. Roschethobsiesichslismwß
te doch sehen, ob Ernst eine andere Da
me zur Quabsrsille easgagsirt hast-e
Da irae Lieutenanr von- Mahnung
ruf sie zu-. Spormtlirrend schlug er
Mr backen Manne-ein inttm er sich tief
ver-beugte
»Mein-e Gnäktkgstr —-— welchs’ ein
GMC Sie snoch nicht engagsirt zsu se
hns! Darf ich usm die Ehre bitten? —
Glfe Wuberte ein-en Mommts. Sie
hättr -.—::.L) am liebste-n dem Liwtensant
eiwsn Korb gegeben Aber psköklich be
Wse ihr Blick den Aug-n Gast
du«-n der M zum Tanzsaal stand
und sie mit trauriges-I BW beobachtete.
Er durfte Nicht ahnen, dwß sie vorhin
die Unwahrheit gesagt usw mich legte
bediewa in MAMMM
must-s und schritt tatst sian ist-den Saal
wo sieh Ue Paar-e Ihm aus-stellten
Mit ittikbom M ich Emst hättet
dem Paare nach. Ja, ja-, Wem-U
m Mal-thing war ein- mit flvtmet
W- all et. Besonders in- forth
m- vcgiss sc W öder W m
MMMMWUI Mem-, W
F l
er es einmakl versucht-. die sivtete Ma
nier der Ofspöiete nachzuahmen
Du lieber Gott-, wo hist-e er dieses
Tanzm, dieses kecke Monds-rus. diese
weltmännisckse Art usnd Weh-Te im Ber
tehr mit den- Damen auch lernen sol
len? Dde Zesit der Tanzftrmde lag
weit zurück. Dann warm Jahre der
harten, schwereer Arbeit gekommen tn
fdensen er außer mit fein-am alten Miit
lterchen und seiner Schwester mit keiner
Dame gesprochen hatte- Usnid als er
sich eine geachtete Stellung unter den
Avchxtetten und Künstlern der Residenz
errang-m, hatte er kaum Zeit
oDammgefsellschaft aufzusuchem Erst
die Bekanntschaft mit Frau Regi
mngisratsh Winter und derew iteblichen
Töchterchen Eise hatt-e ihw dazu ver
mocht, sich in- den Club aufnehmen« zu
lassen. Unsd wie ihatt-e sie ihn auf dem
ersten Ball s o freundlich begrüßt! Wie
hatte sie so herzlich und gutnvittthig über
seine kleinen Ungeschicklichkditen beim
Tanz gelacht. War sie doch in solch
herziger Weise feine tleinie Tanzmeiste
rin auf den Bällerr und Gesellschafts
adenden gewesen.
s-·
UUV solccs cosllcck TYM Wurm, Wcllsl
ter daran dachte. Wie oft hatte er ihr
iseh-on in- innigen Worten seinen Danl
Ianssptechen wollen —- seinen Dankt
Ums sie-in List-, vie sich ins seinem Hek
zern ver-barg. wie ein schewes Vögelchen
in seinem Restchen. Aber er wußke
nicht, wie er es anfangen- sollte, er stock
te und erröttrte jedes Mail, wenns er
von feiner Liebe sprechen wollte. Er
fand das rechte M Tücht. Wenn er
doch nur einmal die thsdt des Lieu
,tensan-t von- Madrlung besessen hat«-le!
. Traurig wandte er sich ab, et mocht
das bunte, glänzende Gemüt-l skes
Tanzsaales nicht mehr schen und wallte
einen stillen Winkel aufsuchm wo es:
sich seinen düsteren Träumereien hinge
·den lonsnstr.
! Da fiel fein Blick auf einen Fächer
welcher einsam und vergessen auf seinem
Stuhle lag. Das war Elfe’s Fächer
— er kannte Ihn nsur zu genau; hatte
er doch diesen Sommer auf Rügen ern-:
kleine Seelandschaft daran-f gemalt
zum Andenken an die gemeinsam ver
labckcsn fchönsen Stunden am rauschen
den Meeresstrand
Er nahm den- Fächer in die Hand
nnd nkfailretie eihn-· Mk Wthigem
Lächeln ruht-e sein Blick auf der kleinen
Seel-andscha«ft. Däe weißen-, von grü
nem Wald gelröntien Kreisdeselsen stie
gan triseder vor seinen Aug-en auf, der
Strand an dem sie so oft ausf- und ab
gegangen in traulichem Gespräch, wäh
rend mit leisem Gemurrnel die Wellen
an das Ufer brandekon wnld weit, weit
hin nach Osten und Norden sich das
ewige Mien- erstrecktq leuchtend in
dunllem glänzenden Tintem büsend
unter den Strahlen dar Sonn-, schäu
mend am fern-en Riss, das die schnell
beschrosmsgten Möner untflattertm.
Er seufzte tief auf. Ach, weshalb
hatte at damals nlcht schon gespro
chen —- —
Plötzlsjsch schrak er leicht zusammen.
Die Musik im Taswszk war ver
stumme Lachend und plawdern ström
tm die Herren und Damen irr das Ne
benzimmser zurück« He Damm nahmen
die Fächer zur Hand unsd wehren sich
Kühlung zu-.
s »Par!von, Hort Baumeister ——— der
Fächer Ides gnädigen Fräuleins . . . .
I Lieustarmnt von Mcsdekung stand ne
ben Ernst und Blicks-e Iihn niit malifiw
sem Lächekn an.
f Give heiße Gluth über-flammte die
,Wangen Emst’s. Sollte er den Fächer,
M den sich feste schönsten- WW
Errmrerrmgen knüpstm, stien händen
M Amt-muss übeer?
Nein — es kasm ihm wie eine Ent
weihtmg dieser Erinnerung, seiner hei
sigsten Wie wr.
Mir ein-et energischen Bewegung
khpwe er den Fächer Mmmnm wnd
tief ausathnvensd entgegnet-e er dem
Lieutemnt:
»Ich wende Fräukekn Winter den
Fächer selbst ist-abtrang
Fort siltxe er mw der Löeutsenant sah
ihm erstaunt nach. Darm guckte er die
Achseln und wollte sdem Davoneilmdien
folgen-, als er von einem hishersen Offi
zier in ein Gespräch ver-wickelt wurde,
dem er nicht auswdichon imme.
Wiss einst Fräuiein Wut-e den
aus idem Bärenzwinger zurückbew
den Rötter, der 4ihr sden hatwschnh wie
derbrachte, mit Härtle Bläck em
pfing, so Wes auch in Iden- M
Augen Eli-? eilst-Dich M- Mig mis.
als Ernst ihr den« Fächer übe-Mk
»Verzeiht-! Sie- Jst-Un Elst- dvs
ich Ihm- Föchst nahm-« sptvch et
stock-W- «ubet Mk- Usstt W —
laöBiIdchen verwies-Grüne herr
sche, was-Licht Wen-wen in- mit
Heut- dik U s ; eis- Isa
Æ M in there ngm empor.
r .- —
Sie hatte den Fächer msit Absicht ge
wählt zu dem heutigen Ball; er sollte
ihn sehen, und wenn er dann nicht das
rechte Wort fand, dann- — ja dann
hatte sie sich in seiner Liebe getäuscht
»Ich glaubt-z diese Erinnerungon
seien längst vergessen,« slüsterte sie.
»Fräu1ein Else -—— wie können Sie
denken, daß ich jemats jene Stunden
vergessen werde — daß "L-«ch jemals. . . .«
Sie bläckte zu Ihm auss mit fo gro
ßen, zärtichens, glücklichen Augen-, daß
er verstummte —- daß er verwirrt stäe
eigenen Augen need-erschlug Das Wort,
das erste, rechte Wort — es wollte wicht
itiber sesisnse Lippen — er erschrak vor
dem Klang seiner eigenen- Stinnme sie
klang so rauh, so hastig —- es ers-isten
ihm wie eine Einweihung seiner reinen,
shallng kenschenEnwfawung wenner
sie m den gewifhntichem bona-n Wot
ten ausdrücken s ollte.
Ein schebnrisches Lächeln huschte über
stht Gesichtchen Er that ihr niedlich
leid, der arme, M Mensch in seiner
Ubetitisbmen Zartheit und STIMM
s Mk
I »Und wenn ich jene Stadt-en- nun
svergessen hätte?«
Erschrocken blickte et aus.
. »Fräulein Eise —- das —- das ist
nicht möglich«
. »Ich habe sie nicht vergessen-« fuhr
sie in innigem Tone fort. »Das sollte
Jsbnen der Fächer beweisen-, den ich
heute mitgebracht -ba«be,un'd den wir ge
meinsam am rauschenden Strande dar
Ostsee maltm Sehen Sie, hier steht
das Datum. an dein Sie das lleinr
Bild m-aloen.««
»Der 20. Juli —— ja, aber da W
noch etwas?«
»Ich hab-e es dazu geschrieben . . . ·"
Verschiimt errökbensd senkte sie den
Blick und ihre Hand zittetde lo?se, als
sie ihm den Fächer reichte.
Es flimmerte ihm vor den« Augen,
aber er las doch die in« tieinsm ziirrlicher
Schrift geschriebenen Worte: »Zu:
Erinnerung an die schönsten- Tage ingri
r.«:s Lebens."
I ,.Else . . ..«
Er ergriff zugleich mit dem Fächer
ihre Hand. Er wußte später nicht
mehr, oh er ihre kleine, zitternd-e Hand
an die Lippen geführt; er wußte nicht
mehr, was er in jener glsücklichstens Mi
nute seian Leme gesprochen, aber mit
einem Male strömt-n die Worte aus
seinem Herzen hervor, wie der rein-.
silberbelle Bergmrell aus dem sprödrn
harten Gestein-, das er in plötzbkchor Ge
walt durchbrechen
Ein glückliches Lächeln auf dem Ge
sichte-km das blonde Köpfchen leicht gr
senkt, so stand sie vor ihm und ließ die
Sturztvellcn sein-r zarikichen, W,
bittenden Worte über ihr Herz Moder
rieseilm das tm sebltgen Schwer erhebtse
i Und nun stockte er plbtzlich wieder.
s «E·lse, kannst Du mir verzeihen —?«
« Schelm-isch bkickte fn zu ihm auf,
hegte ihre Band in seinen Arm und
schmiegte sich zärtlich an sestne Seite.
; »Du lieber, tbörsichtser Mann-X flü
sterke sie leise, »nur es denn so schwer,
das erste Wort zu find-ni«
. »Ja Glis-« mtgegweve et Mistw
merrd, »Du weißt Ia nicht« wie ich nach
diesem Wort gesucht habe»
Fröhlich lacht- sre auf wwv zvg Ihn
sort in den Saat
« »Gniidiges Fräulein . . ..«
Lieutenant von Madelung krat- ih
nen entgogssn ,doch Else nickse ihm spöt
tisch lachend zu. —
? »Sie sind zu spät get-dumm« herr
Limienant « dies sie Mit-willig
Mein Bräutigam hat nrir den Fächer
bereits gebracht»
. Bedroht schmale der Limbenant dem
idavonoisbenden Paare nach.
Derdammtck Wirt-n »das bät
teich wissen sollen-» " mod topsschiit
telnd bogab er sich zuin Met. tun sä
nsen Gram mit einem Glase Sect bin
unterzrqpülen
ss Os—
, Bestrafte Eifersucht
humorescke.
i
. Meine Frau war tasserw ekfetsüchs
ti f
Weiß der Himmä, sie hatte keine-n
Grund dazu. Wen-n- es der Fall gewe
sen wäre, so würde Seh nicht aufnle
meine Schuld tmig zu beim-new denn
» WMM »Es-LIMITED
nicht w« agen. « in r
trenesise Ein-sann von der Welt — »die
Sonne its-bit am« hin-met ist nscht tei
m;—undfowatei nein-säh är
ger schu, meine-a ehelichen M
durch allerhand Nötig-laden Mk zu
, sehen-, die jeder demüwstigm Basis ent
Jch neb- j- mim Wiss ins-i
—- AI
alles! Sie liebte mich ebenso aufrich
tig wieder. Gerade dann-n hätten wie
so glücklich fein können-, wenn »Ihr-e ftxe
Jidee nicht gewesen wäre. Umsonst
machte ich »Ehe täglich die Lebensmit
digsten Borstellunkgenz legte ihr Rechen
schaft ab von all’ meint-In Thau untd
Handeln. Sie lehrte nie nach Hause
zurück, ohne leise heranzuschleichem
dann pkötztzsfch die Thüren- aufzurJLßen
und- in alle Zimmer zu Leucht-Irre Sie
wandte srch auf ihren Gängen, wenn sie
kaum das Haus Massen hatte, jäh
um, in der Meinung, mkch zu überra
schen. Sie stöberte alle meine Sachen
und Papiere durch, quälte sich und mich
und ließ uns beide des Lebens nicht
froh werden-.
jzsusrwayr, ein unangenetnner Zu
stand. Aber es soll-te noch unangeneh
miet werden Eines Morgens, als ich,
wie gewähnlich mrsine GeschästSWege
antrete, bemerke ich vor dem Hause ein
schäbig aussehen-des Jnvividumn, das
tin-gelegentlich den Inhalt des dort be
findlichen Buchhänuee - Schaufensters
in Augenschein nimmt. Jch widme zu
nächst keine sondenliche Aufmerksamkeit
und schreite rusbig füvbaß. bis ich mein
Ziel—das Geschäftskokaxl eines Freun
des — erreicht habe. Jch verplasntere
ein halbes Stündchen mäst diesem, dann
trete ich den Rückweg ain. Zu meins-r
Verwunderung orbticke ich gegenüber
vorn Hause dassdkbeJndividuum Dies
mal steht der Mensch vor einem Vit
tusalitswiadem sein-e Blicke bis sin« die
Tiefen eines Gefäßes mit Heringen
bohrend« deren Gewiß ihm —- nach der
röthlichet Verklärung sein-es Riechen
ganes zu urtheilen —- keinesfalls ge
schdket hätt-.
»Nanu?« trinke äch, »will der etwas-E
wn Dir? Oder bist das Zusam«
Jch beschließe- fvtgfölsstig aufs-updat
sen. Gemessenen Schrittes wandle ich
die Straße hinab. Nach etwa drei Mi
nuten blicke ich mich, wie zufällig um
— richtig, dreihundert Schnitte hin-der
mir schienbekt meins Verfolger, ganz le
ger, als hegt sein christlichas Gemäth
keinerlei böse Absichten. Um meiner
Sache ganz sicher zu sein, ms ich ein
Droschte an, steige ein, gebe eine belie
bige Straße an und sag-te davon. Mein
Schatten wirst sich aus der Stelle eben
falls in- ein« Gefährt und rasselt in ge
messener Entfernung hinter mir drein
Jch lasse plöle in eine Seitengasse
einslliegen —- Tter Schatten nimmt dan
setben Pfad
Nun weiß ich, woran lich din.
Meine Frau läßi mich durch einen Pri
vaideltive beaufsichtigen!
Jch lache gerade vJänner-T Unsinn
du siegst! Allein wohin soll das füh
ren? Unser Glück geht doch zu Grunde
an der fixen Ide- meiner Frau. Je
denfalls will ich den löblichen Pisistrat
spitzel iiichiig in der Jrsre herum-flich
» ren. Jch könnte ihn ja leicht los wer
j den, wenn ich vor einem Haus mit zwei
jEingängen in verschiedenen Straßen
absteige, hinein gehe, indem ich die
’Droschie anscheinend vor der Thür
warten lasse und mich durch den an
dern Eingang davownmche. Aber wo
zu? Jch hwbe ja nicht-s zu verbergen.
Nur strafen will ich mein Weib-oder
belehren, wenn das möglich ist. Sie
bezahlt das Vergnügen meiner Be
obachtung aus ihrer Sparkasse — mag
sie denn tüchtig tin den- Beuiel greifen.
So fahre ich denn, so schnell als der
arme Droschkenganl taufen kann, nach
Charlottenburg von Charlottenburg
nach Treptonz hier wechsle ich die
Droschie und neinne die direkte Rich
iuing nach sdem Gesundheiisbrunnenz
urn mich von dort« nachdem ich mich in
einem Restaurani mit Speise nnd
Trank gestärkt kam, Iim schnellsten
Tempo nach Schönebetg transportiren
zu lassen. Das Runrpein auf den di
versen Pfkastern war zwar nicht schön,
die klein-e Unannschmlichieit wunde je
doch mehr als aufgewogen durch die in
nige Eleuth welche ich über das
immer länger werde-we Gesicht mein-ei
Schattens empfand-, der mit mehr Ge
wissenhaftigseii als Geschickiichleit hin
ter mir her segelte.
: Die wilde Jagd dauerte sdis zur ein
brechmdm Dunkelheit Da hatte ich
die Fahrerei mchgerode satt, fürchtete
auch, mein Verfolger möchte im Fin
stern meiner Spur nicht mehr sicher ge
nug folgen können. Denn es war rism
mutigen Monat November, und schon
um fünf Usler sent-dunkel. Eben wollte
ich endgültig entsteigen, als in meinem
Immn eine ieuflische Idee aussprosztr.
»Ich rief memem Kutscher noch eme
Adresse zu, diejenige eines guten Freun
des· W Mit-Mit später sptMIg ich
Jvor einem willst-artigen kleinen hause
Ein ein-er Straße von Berlin- W. ans
Pein Gefährt mid esskieg — Mich
lau-any um meinem Miso Zeit zur
Ra olge zu en —- die nach der
im guter-te Wohnung mei
nes Mem-des fiihrenden Stufen-.
Jm Jamern angelangt, Hin-gelb ich·
Jch Wie schon, daß seine jusngse Frau
mir öffnen wiirve. Das Mädchen- war
soit einigen Tagen krank.
Freien-Mich begrüßte sie mich, reicht-e
mir die hand, ich blau-rette ein oder
zwei Minuten am- det Thier mit ihr«
Mein Bei-folget verbarg sich inzwi-!
schen hinter met Hauskhiit, um uns zu«
belauschen.
»Sie gestatten, verehrte Frau Elise,
daß ich Sie aus besondrren Gründm,
die ich Ihm-n sofort nütitlxilens wurde,
einmal Du nenne.« füstetie sich ihr ha
stig zu, worauf ich kaut Umzusetztet
»Nun, Lieschen, ist Dein Alt-er zu
VMM
Sie scheute mich erstaunt an.
»Nat- hetein,« erwiderte sie dsa sie
nicht wußte, was Esch beabsichtige und
ob sie mein Du erwidern solle. Jch
trat ein
»Ist Jht Möwchms zu Hause-?
fragte sich, als die Thüe sich geschlossen
hatte
»Ur nt w ver Stube —- warum-i
»Jch ertkäre Ihn-en- alles. Kommen
Sie nur.« Wir gingen- hinein-.
«Lieber Æosph,« rief ich meinem
Freunde zu, »sofort hjsnaus — schnell.
schnell!«
»Was ist denn los? Man sagt doch
erst Guten Abend, ehe —"
»Nu: hinaus — tomsm!«
Er soigte mir höchst verwundert in
den Flur
»Hast Du etwas dagegen, mich nrit
Deiner lisben Frau eine Viertelstunde
allein im Zimmer zu lassen? Jn allen
Ehuen versteht s· !«
»Nein —- westwis
,,Draußen am Fenster stscht in die
sem Augen-Miete ekn Detettiv, den meine
Frau in ibrer thörichten Eifcwsucht mir
nachgeschickt- Jch habe Ihn bereits
den ganzen Tag in der Stadt herum
,xp;hetzt und möchte nsun meine Frau
sgrsiinsdlich turiren. Verstehst Du mich
7 nicht? Du kannst ja, um allem Gerede
Hvorzubeusgem durch’s Schlüsselloch
guckm.«
s Ettse und ihr Mann kachten höch
»Natiircich sind wir bereit, Heinrich
,— rasch hinein, Ihr Pseudoverliebten.
sonst könnte es Bei-dacht emvecken.«
Wir begaben uns in das nach der
Straße zu sbekogene Wohnzimmer
»Lassen Sie die Rolecrux herunter,
Frau Elise —- rscht behutsam und vor
sichtig. So s— seyen Sie sich zu mir
aus das Sopha—drehen Mir das Licht
llelin —«
»Ur-er yerr Vogel —-"
»Ihr Mann sieht ja durch Schlsüs
sokloch. Wir stellen auch sofort dsi
,.statuss quo« wieder her. Nur einen
Augenblick Der Vamipyr wird aus
den Leim springen, im schnellsten Ga
l-opp nach meiner Wohnung fahren und
mit meiner wiitkfcheairbeiwin Ehe
hälste zurückkehren Possen Sie aus. «
I Nach zehn Minuten lugte ich vorsich
iig hinaus --— richtng, tret Späher war
snrschwunsdent Rasch zurück und aUe
i Vorbereitungen getroffen, in einer
Vierteistunde konnte er niit meinem ei
z Fersiichtigen Liebchen anOrt und Stelle
s ein.
»Du, Adoiph« — Wruirte ich mei
nen Freund —- ,»,verstieckst Dich, wenn
Esie hereintritsph unter das Sopha, um
serst zum Vorschein zu kommen, wenn
ich Dich mise. Sol-old getkingelt wirst-,
schrauben wir das Licht zur-int— auch
öffnen Sie nicht sogleich, Frau Eli-se,
8 und stellen sich dann ein wenig verlegen
an. So.«
Richtig! Kaum war eine Viertel
sstunde vorbei. so msseite eine Droschke
die Straße heraus. Mein Weibchen
swak jedoch schikm — oder hatte ishr der
Besobachtungömensch den Nat-h gegeben
—- uiid ließ an der Ecke haften Dann
schlich sie in Begleitung des Detettioe
herbei, uni zusirvdersi am Fenster zu
observiren. Die ties herabgezogenen,
im den Seiten sestgestecktens Rouleaux
mochtenihrberdächtig erscheinen. Wir
hiirten leise die Hanstbiir gehen. Jm
nächsten Augenbkicke wurde die Klingel
Epidng
Mein Freund nahm seinen Platz eins.
Elise dreht-e loie Lampe stein.
Wir vertritt-ihnen daß nieirie Frau,
als ihr nicht misgeinacht warte noch
mals an Echten Lauscherposten am Fen
ster zurückkehren imd sbei idiefer Gele
gmheit das inystische halt-dunkel ini
Zimmer wahrnehmen würde.
Kein Zweisel es war so —- denn ei
nige Minuten später riß sie seist den
smhgelzng ob.
»Ich M öffnen-»Hei Glitt M
»was sollen die Nachbar-n denken«
Sie eilte hinaus und schloß auf.
Währendde kroch ich schnell in den
großen Kleidesschranh Wen leür
hinter niir sozial-end
»Ah ist der Trwiose?« erklang die
zirntmde Stimme meiner Genus-tin
Wer? Was wünschen Sie der-if
-.— ...-......-.--—— ·
Ach, End-Mine, Du bist's —- was —"
»Ja. stell« Dch nur so an- —- ich
hat« lange g.tdacht, daß Ihr beide —
o, dieser Barbar! O. Du falsch-T hin
terkisstiges Geschöps!«
Sie lbrach tin Schluchzen aus. »Ah
ist et — er ist hier, ich wekß es! Der
Detektive dmsußm ist mein Zeuge!'«
Eltse svermcchtit kaum ihrer humo
ristkschm Stimmung Herr zu werden,
stellte sich aber überrascht und fragte:
»Wer: suchst Du denn-in allsrk Wiss-«
«Meinen Mann-Du weiht es wohll«
,.Detnen —-— ich, Du Mst wohl nicht
ganz korrekt im Kopfe? Wie sollte der
hierhxætommeM Noch its-zu in Abwe
senheit meines Munnes ?«
»Wo ist Dein M?«
»Vetkeist!"
,,Dacht ich’5 doch —- Du verrätpst
ihn, den Unglückltchem wie Heinrich
mich v:irräth. Ach, ich arme! Noch ein
mal, wo iist Wesch?«
»Aber Entmeltne —- doch nicht etwa
hier! Was denkst Du von- mir? Soll
sch denn Deknes Manmö Hist-er sein-?«
Jetzt lnarrte ich, wie unabsichtlich,
äu wantig mit der Schrawlthür.
-,,Ha!«
Mit triumphisventxzorttigem Antliß
stürzte sie aus das unschuldige Möbel
stücl los und packte die Thüre
Clise s achte see zu Wm
»Was fällt Dir ein? Was willst
Du?« « » ,
»Lasz wicht«
« Gleich einer Rachegöttin sprengte sie
die "lzerne Schranke das heißt, rtß sie
cku —
»Alle Mächte « Heinrichs Also
doch! Unwürlrigey Falschen Trento
setrz half ichY doch immer geahnt!
Bösewicht, Elsendry Meuchelmörder
—— hak«
»Aber Enimelinchen sp«
»Du hast mich betrogen, verrathen.
verkauft, geröbert ·-—-«
Sie wan sich auf das Sopha unst
schlnchztr. Jhr Gram that mit aus
richtig lett-, aber risnsegesährliche Krank
lxeit verlangt eine starke Mod'1szi-n.
Plötzlich sprang sie aus mw fiel wü
thend ihre vermeintlich: Nebensbuhlei
ern an
»Verruchte, ich zerfleische Dicht«
. »Hilfe, Hilfe-« schrie Elise, nun
ebenfalls schluchzend.
»Ich sage es Deinem- Mann!« zetrrte
Emmekinse.
Jst nicht nöthig, der weiß es schont«
rief Adolf-h irr-beim er aus einmal aus
sesirrem Versteck hervorlrah und seine
Frau aus dem Gefecht-o zurückzog
Meirre Frau stand starr vor Erstau
nen.
Wir brachen alle drei in lautes Ge
lächter aus.
»Was ist das? Was bezweckt ibt
damit?«
«Dich zu turirrn," erklärte ich ruhig.
»Wir hätten die Sache noch wekter
treiben und Dich wegen Haussriedens
brach artenren lassen können, aber der
Slawdal würde zu groß geworden
sein. Du- siebft, Gmmeline, wol-in
Deine tächesrliche Eifersucht führt. Du
bkamirst Dich und sbereitest Dir Kum
mer uns-d Sorge, obne daß die geringste
Ursache vorlegt. Zum Glück sind es
Freunde weiche Dir verzeihen und
Deine Vorwürfe nicht nachtmgen wer
den. Ein heimtückischer Zufall hätte
es aber fügen tönnen, daß Du mir in
ein-ern X-beliebigen fremden haufe eine
solche Scene gemacht hättest; mir gut,
daß ich Deinen Spion rechtzeitig wahr
nahm und ihn unld Dich noch Verdienst
auf das Eis siibtte.«
Erim-elim- starrid beschämt und
schweigend —- -dann« fiel sie mir pkoßlich
um den hats und ries weinend und
lachend zugleich: »Verzeian, lieber
Mann — ich verstehe jetzt alles! Du
hast richt, ich bin ein- Närrin, doch Du
sollst von Stand ans ein vernünftiges
Wer an mtir haben! Ich will Dich nie
mehr mit unnützen Eifersucht quälen,
Elise usan ihr Mann. sowie der Betei
tive draußen s ollen meine Zeugen- sein.
Froh bin ich aber doch. daß sich alles so
aufgeklärt hatt«
Es versteht sich, daß wir den Abend
zusammenbtiebem bei einer dampfen
den Bowle die Gern-sung Emsnteliiien’s
feiernd Ich darf Jidlich versicherte, das
Trlh seigfjenenbiesTage die « -’ ste
eine z rau the-, welche zwischen dem
Nordlap nnd dein stillst We je
mals Kassee gekocht dat.
Der reiche Bat-tin Goldlntrg be
sucht nat seiner Min- eiik ask-ski
in welche-n als erste Psieee das Licht
»s- mza Nachtw- iti mei« Lw
vorgetragen wird. Beriichtlich Inn sich
NUM- ttbsbt sich W indem er
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.Komm’, IM, geh'« wir — du M
Ism- Qislllchctt sitt ins-.- « -