oe gewissert hatte, daß sie allein seien mkfjtbhntu »Ach, Luzie, wenn Du wüßtest. . . ." »Ich habe ja Alles gehört und e sehen. hätte er Dich zum Trin en zwingen wollen, dann wäre ich sofort hervorgetreten, um Dir beizustehen.« Sie leerte den vergifteten Jnhalt des Glases wiederum in- eine Flasche aus, die sie im Laus-e des Tages zu Cour «lan-de trug, während Georg so lange ihre Stelle bei Klaudine vertrat. Der Agent begab sich damit alsbald zu dem Chemiler nach Versailles, der nach be endeter Analyse erklärte: »Nochmals Arsenit, Herr Courkande, aber dies mal die doppelte Dosis.« »Montmayeur scheints sich beeilen zu wollen, um rascher zum Ziele zu kom men,« dachte der Agent, dann sagte er laut: »Ich bitte Sie, wiederum einen kurzen Bericht für mich aufzusetzenX Als Johann von Montmayeur sich am Vormittage, wie es seine Gewohn heit war, bei Luzie nach dem Ergehen der Schwester erkundigte, vernahm er, daß teine neuen Störungen in ihrem Befinden eingetreten seien. Er er wähnte, daß Klaudine, während er bei ihr wachte, klares Wasser der Citro nenlimonade vorgezogen habe, und agie, ob sie nachher noch das neben i stehende Glas mit Limonade ge trunken habe. Luzie verneinte das nnd berichtete, ihre Schwester habe kein Verlangen mehr geäußert zu trinken, der Inhalt des Glases sei daher heute Morgen weggeworfen worden. I . »J«clclj(cc Olc Illlk llcuc cilllollLlUN s rieth der Chemiter. »Ich halte es nichts ftir gut, daß die Kranke das Wasser ohne jeden Zusatz trinkt. Vielleicht hatten Sie die Limonade etwas zu siisz gemacht, so dasz daher die Abneigung unserer Patientin gegen den Trank stammte. Anders tasn ich mir diese nicht erklären. Lassen Sie die Limo nade lieber etwas herber fein.« Jnnerlich war er wiithend. Sollte ihm das Mädchen doch entschlüper? Nein, und wenn der Zufall sich gegen ihn und fiir sie erklärte, so mußte er eben iiber alle Zufälligkeit den Sieg davontragen. Er hatte ihren Tod be schlossen, und sie sollte sterben!« Montmayeur wollte in der folgen den Nacht die Sache mit einem Schla ge zu Ende führen, denn sobald Klau dine so weit genesen war, daß sie das Bett und die Fabrik verlassen konnte, hatte er ja Alles von ihr zu fürchten. Er durfte jetzt auch kühner vorgchen, weil er in Erfahrung gebracht hatte, daß der deutsche Stabsarzt aus Gar ches seit Beginn des Waffenstillstandes nach Versailles berufen worden war, um in den dortigen Lazarethen thätig zu sein. Wenn also Klaudine den Trank zu sich nahm« so war weit und breit kein Arzt zu haben, der ihr bei stehen und die charakteristischen Symp tome der Arsensikvergiftung wahrneh men konnte. Die Sache würde sehr schnell vorüber sein, und Klaudine wie vordem seine eigene Mutter, begraben werden, ohne daß man der Todesup sache genauer nachforschte. . Als Klaudine in der Nacht wach wurde, während Montmaheur noch bei ihr war, beging sie nicht abermals die Untlugheit, zu trinken zu begehren. Als Luzie das Fläschchen mit seinem Inhalte wieder dem Agensten brachte, fragte sie ihn mit Thriinen in den Augen, ob er denn noch immer nicht geeinbkg Beweise gegen Montmayeur »Ich suyle es, daß das Leben meiners Schwester an einem Faden hängt, " fügte sie mit liebender Stimme hinzu, s »denn dieser Mensch ist zu Allein föhtgk i ,,Harren Sie nur noch bis morgen aus« " bat Courlande. «Spätestens! dann ist die Prüfung zu Ende, die Sie; Beide so heldmmiithig bestanden ha «. ben, zugleich aber auch unser Ziel er- E recht: Montmayeur entlarvt unsd Do- : riat gerettet!« »Sie haben die rechten Worte gefun den, um mich wieder auszurichten. Jch werde auch Klaudine gut zureden, daß sie wacker aushält« Caurlande eilte sofort nach Versail les, wo ihm Sarlat als das Ergebnis; seiner Untersuchung mittheilte, daß diesmal genügen-d Gift in der Limo nade gewesen sei, um zwei Menschen zu tödten. »Ich bitte wiederum um eine turze Auszeichnung leees Besundes,« sagte der Agent und steckte, als der Chemiker seinem Wunsche nMetommen war, alle drei Berichte zu- sich. »Kann man denn immer noch nicht erfahren. um was es sich handelt? forschte der Alte Wiertg, woraus Courlcmde ihn mit den- Worien be schwül-Unit «Noch nicht« Herr Satt-t, Ist M W ein wenig Geduld, dann sollen Sie in Alles eingeweiht werden. Dann begab sich der Agent nach dem Hause des Untersuchungsrichter, da er gestern den Bescheid erhalten hat-te, daß dieser ihn heute empfangen werde. Moraines trug den linken Arm noch in der Binde; et erkannte den Besucher sofort wieder und streckte ihm die Rech te mit den Worten entgegen-: ,,Seien Sie mir bestens willkommen-, Herr Con-rlande. Jch denke noch mit Ver gnügen an Jshren ausgezeichneten Eng nnc zurück, den Sie mir so graßmiithig überließen Doch nun! nehmen Sie Platz, denn Sie haben mir ja, wie Sie schrieben, wichtige Dinge mitzutheis len.« Der Agent berichtete nun· Als er geendet hatte, sagte Mora«ines: »Das sindallerdings wichtige Nachrichten Doch Sie haben sich da in ein Spiel eingelassen, das doppelt gefährlich ist. Zumal wenn man einen Man-n wie Montmayeur zum Gegner hat. Was auch das Ergehntiß Jhres verwegenen Unternehmens sein mag, ich muß Sie dieserhalb tadeln, Herr Courlnnde5 wie leicht hätten Sie dadurch den Tod des jungen Mädchens verschulden tön nen!« Der Agent senkte schuldbewußt den Kopf, indem er lleinlaut erwiderte: »Ich bin mir dessen sehr wohl bewußt und lann zu meiner Entschuldigung nur anführen, daß alle erdenllichen Vorsichtsmaßregeln getroffen sind. Ware stinudine durch meine Schuld" ein Ungliick widerfahren, ich hätte mir eine Kugel durch den Kon geschossen!« Moraines betrachtete mit Antheib nahme den kleinen Man-n- mit seiner leidenschaftlichenVorliebe fiir alles Un gewöhnliche, Romanhafte. Er mochte ihn nicht noch mehr niederdrücken, son dern sagte blos: »Das wiirde die Aerrnste indessen nicht wieder lebendig gemacht haben-— Doch nun zur Hauptsache. Sie haben Jhr Ziel in der That erreicht. Mont maryeur ist verloren. «Wie gedenken Sie nun fernerhin vorzugehen?« »Das weiß ich im Augenblick noch nicht ganz genau. Jch möchte diesen Nichtswiirdigen so vollständig über fiihren, daß ihm nicht die geringste Ausrede möglich bleibt, und ich hoffe, auch dahin zu gelangen.« ,,Bald?« ,,Morgeni, Herr Moraines, und eben deswegen lag mir sehr daran, Sie noch heute zu sprechen. Zunächst wollte ich Sie vorher in alles bisher Geschehene einweihen und Ihnen dann erklären, daß nunmehr die Reihe an ihnen sei. Jch bin ja nur der einfache Agent, Sie aber sind der Vertreter der Gerechtig keit, die den Schuldigen trifft und be straft. Wird Jhnen Jhre Wunde be reits erlauben, mich morgen nach Gar ches zu begleiten?« »Diese Wunde soll mich nicht hin dern, meine Pflicht zu thun-, darauf tännen Sie sich verlassen. Sie dürfen auf mich zählen, wann immer es seit« »Ich danke Ihn-en und werde Jhnen baldmöglichst Nachricht geben.« —— Courlande begab sich zu Fuß nach Garches zurück. Er brauchte Zeit, um mit sich selber iiber die weitere Art des Vorgehens in’s Klare zu kommen. Der kleine Mann war bei aller zur Schau getragenen Zuversichtlichteit doch nichts weniger als ruhig. Dieser Mont mayeur war ein gar zu gefährlicher Gegner; er fürchtete irgend eine un vorhetgesehene, ganz raffinirte List, durch die er ihm doch noch mrschlüpfte. WSchon oft hatte er an- Georg von chonrmayeur gedacht. Die Schwestern hatten ihm berichtet, daß dieser noth wendig um das Verbrechen seinesBru ders wissen müsse. Sein Stillschwei gen machte ihn daher in gewisser Hin sicht mitschuldig, doch seine Krankheit und Schwäche bitdeten auf der anderen Seite entschuldigensde Momente für ihn. Jedenfalls war er, wie auch Lu zie unsd Klaudine bezeugten, ein von Grund aus ehrenwerther und rechtlich denkender Mann, den nur die Furcht vor dem Bruder hinderte, diesem ener gisch gegenüber zu treten. Courlande hatte von Luzie erfahren, daß Johann v. Montmsayeur heute in geschäftlichen Angelegenheiten nach Paris gegangen sei. Nach dem Waffenstillstandsvertrage bildeten die Borposten der Einschlie ßungsarmoe wie bisher eine vollständi ge Kette um Paris, aber die Einwoh ner hüben und drüben- dursten be stimmte Straßen und Brücken — in diesem Falle die von Sevreö benutzen, um herein oder heraus zu gelangen, nur mußte sich jede Person durch einen vorzuzeigenden Passirschein auswei en. Courlmrde beschloß, die Abwesen heit Montmaheuks zu beim-ten, um zur Fabrik zu gehen, in der er bisher nur entml gewesen war, ak- er Letzte I den Brief ihrer Schwester überbrachtr. Georg kannte ihn daher nicht. Er empfing den Fremden höflichc in- der Meinung, ihn führe irgend eine ge schäftliche Angelegenheit her. » »Ich bedaiure, mein Herr,'« sagte er, »daß Sie gerade heute gekommen sind, wo mein Bruder nach Paris gegangeni ist. Er leitet die Fadr’it, denn ich selber; bin leider schon seit Jahren trank unds gänzlich unvermögend, mich darumd zu tümmern.« ! »Ich bin auch nicht in geschäftlichen; Angelegenheiten gelommen,« verfehtei der Agen«t, »und wollte gar nicht Ih ren Herr-n Bruder, sondern Sie allein sWn.« ,,Mich? Ja, womit kanns ich Ihnen dmns dienen?« Courlande zögerte einen Augen«blick,; bevor er Antwort gab; das Herz pochtet ihm doch etwas ängstlich, denn es kami ihm noch ein-mal zusm Bewußtsein, wie gewagt das Spiel sei, in das er sich einzulassen im Begriff sei. Allein es gab tein Zurück mehr und so erwiderte er: »Ich setze voraus, daß uns hier Niemand belauschen kann, denn was ich Ihnen anvertrauen möchte, ist nicht fiir fremde Ohren bestimmt.« »Sie dürfen ungescheut reden,« gab Georg befremdet zurück. ,,Zunächst gestatten Sie mir, da ich Ihnen persönlich unbekannt bin-, die Bemerkung, daß ich eine Empfehlung an Sie habe.« »So? Von wem den-n?« »Ich bin ein Freund von Fräulein Luzie T.hibaude.« »Eine bessere Empfehlung könnten Sie in meinen Augen nticht finden.« »Und von Fräulen Klaudine.« Der Fremde sagte das mit einer so eigenthiimlichen Betonung, daß Georg sich dadurch verletztfiihlte Er versetzte daher in abweisendem Tone: »Nun lassen Sie mich aber endlich hören, was Sie hierher führt« »Das soll geschehen,« gab Courlande zurück, ohne sich asus dser Fassung brin gen« zu lassen. »Sie liebens Fräulein Klaudine, nicht washr?" »Mein Herri« fuhr der Krante auf. »Ich bitte, bleiben Sie ganz ruhig und seien Sie überzeugt, daß mich die besten Absichten leiten. Vorher jedoch mußte ich die Lage llarstellm Deswe gen wiederhole ich: Sie lieben Fräu lein Klsaudine, unsd folglich muß Al les, was sie betrifft, Jhnen nahe ge M « »Gewiß, das thust es auch, allein was bezwecken Sie mit Ihren Andeu tun-gen?« »Sie zu veranlassen, auf Ihrer Hut zu sein, Fräulein Klaudine droht eine große Gesahr.« »Eine Gefahr«-» stammelte Georg und zitterte dabei dermaßen, daß der Agenit wohl einsah, er müsse ihn behut sam aus das vorbereiten, was er ihm mitzutheilen habe. »Ich höre, daß Jhr Bruder sehr viel Theilnahme siir die Kranke zeigt. Er löst Fräulein Luzie beim Nachtwachen ab unsd bereitet selbst Tränle für die Patientin. Wahrscheinlich hofst er, der alle Geheimnisse der Chemie kennt, dadurch ihre Genesung beschleunigen zu können. Aber so gelehrt er auch ist, so kann er sich doch leicht dabei täuschen und etwas als Heilmittel an sehen, das vielmehr schädlich ist.« Georg war leichenblaß und hörte mit steigender Angst zu. Er glaubte aus den Worten des seltsamen kleinen Mannes eine Anschuldiguwg herauszu bören, die indessen so entsetzlich war, daß er immer noch hoffte, sich geirrt zu hast. Ek- I , Ist-. s t »Oui«-full Isl- illll HUL Klule Uclullll1, daß mein Bruder für die Kranke Ge tränte bereitet. Woher wollen Sie den-n das- wissen?« stainmelte er. »Ich glaube wohl, daß es Ihnen unbekannt ist, denn sonst würden Sie wohl schon näher untersucht haben, was er ihr giebt.« »Nun, und dann?« »Dann würden Sie ohne Zweifel gefunden haben, daß es mindestens sehr unvorsichtig ist, solche Mittel wie Jhr Bruder anzuwenden« »Und was sind das für Mittel? So reden Sie dacht« »Das weiß ich nich-t, aber Sie kön: nen sie ganz leicht selbst untersuchen, wenn Sie heute Abend, anstatt schla fen zu gehen, sich von Fräulein Luzie in ithrem Zimmer verbergen lassen-, um von dort aus Jkyren Bruder zu beob achten. Jch werde sie benachsrichtigm und sie wird Ihnen dann schon sagen, wie Sie sich verhalten müssen.« »Was werde ich Fürchterliches ent decken?« dachte Georg. »Sollte Johann Gift —? Doch nein-, der Mann-— irrt sich, dergleichen ist ja undmtbar.« Er anstwortet dann-, daß er alles Nähere mät Luzie vereinbaren werde; kaum aber hatte Courlande das Zim Ier May als der Unglückltiche wie L H vernichtet auf einen Stuhl sank und das Gesicht mit deni Händen bedeck te. Ohne Zweifel deutete der- Fremde dasean hin, daß Johann damit um ginge, Klaudine zu vergiften. Aber aus welchem Grunde? Wenn er daö junge Mädchen für so gefährlich an sah, dann konnte es nur deswegen sein, weil sie sein Geheimniß kann-te. Jnspdiesem Falle aber mußte auch Lu zie darum wissen und dann war es ja ganz undenslbar, daß diese Johann liebe und seine Frau werden wolle. Da schien es ihm doch eher wahrscheinlich, daß dieser Courlande sich ganz und gar irre. Als erschwerender Umstand fiel ishsm wieder ein, mit welcher Dringlichkeit ihn Luzie stets gebeten hatte, wenn sie sich sür einige Zeit entfernen- mußte, ih re Stelle bei Klaudinse zu vertreten und diese leinen- Augenblick allein- zu lassen. Aber wie konnte sie dann andererseits zugeben, daß Johann bei JhrierSchwe ster wache? »Nun, heute Abend werde ich Ge wißheit erlangen,« sagte er sich, schau derie aber schon vorher bei dem Ge danken an das, was er möglicherweise erfahren werde. Wenn er nun entdeck te, das; Johann »in der That Klaudine zu vergiften beabsichtige, was sollte er dann thun-? Als er Luzie begegnete, sagte er zu ihr: »;;-ch iyaoe vorhin einen seujarnsen Be such empfangen« Sie sah die Todesqual, welche er litt, war aber selbst ebenso blaß wie er. Leise antwortete sie: »Auch bei mir war Herr Cmrrlande, er hat mir alles gesagt.« · ,,Seien Sie barmherzig, Luzie, und sagen Sie mir, ob das wahr ist, was dieser Mann behauptet. Er hatte ja seine Beschuldigung nicht in klaren Worten ausgedrückt, aber schon der Verdacht ist sast noch schkimmer, wie die Wirtl«ichtet.« »Ich kann Ihnen jetzt noch nicht verrathen. Heute Abend sollen Sie selbst urtheilen.« »Nun gut, also heute Abend!« ent gegnete er mit bebender Stimme, wäh rend er verzweislungsvoll den Kopf auf die Brust sinken ließ. 20. Am Nachmittag warGeorg v. Mont maheur wie gewöhnkich, in- dem Kran lenzimmer erschienen-, während er aber ssonst Klaudine zu unterhalten unrd zu zerstreuen suchte, saß er heute schweig sarn unsd trübselig bei ihr Er wagte nicht von dem zu reden, was ihn wie sein Alp drückte, wußte er ja selbst nicht einmal, ob Klaudine eine Ahnung von Ider ihr nach Courlande s und Luzie s Bersicherungen drohenden Gefahr hat te; und von gleichgiltigen Dingen ein iGespräch zu führen, konnte er nicht über sich gewinnen. Gegen sieben Uhr Abends begab er jsich in das Erdgeschoß hinunter und Jversiigte sich in das Wohnzimer, wo er iseinen Bruder bereits vorfand, der so Heben von Paris zurückgekehrt war i Nach Georg’ s Entfernung zündete Luzie die Lampe an, öffnete das Fen ster und blickte spähend in die draußen bereits alles umthiillende Dunkelheit zhinein. Alsbald löste sich von« der den Garten umschließenden Mauer eine Gestalt ab, die mit einem weißen Ta Eschentuchse winkte. Es war der uner ; müdliche Agent, der sich dort verborgen jhielt, um im Falle der Noth sofort bei Zder Hand zu sein. . I Luzie hatte das verabredet-e Zeichen « bemerlt, das er ihr gab und fühlte sich nun wesentlich beruhigt; die Nähe ei Hnes tveu ergebenen unkd muthigen f Freundes gab ihr die Stärke, die sie so jnöthig brauchte. Inzwischen saßen die Gebrüder ’!lJion-tmayeur einander am Tische im IWohnzimmer gegenüber. Es waren geschäftliche Interessen, die Johann ’nach Paris geführt hatten. Er war darauf bedacht, die Fabrik möglichst . bald wieder zu eröffnen, um dann oth ;r1e Säumen an die Ausbeutung seiner I Erfindung zu gehen. Das fitr den An Lfang erforderliche Betriebskapital be ifansd sich ja in seinem Besitz; es lag im ; mer noch unberührt in der Kassetste aus idem Grunde des alten Brunnens im ;Hofe. Er mußte mit dem Ergebnsisz sei ner heutigen Verhandlungen wohl zu frieden sein, denn er schien vortrefflich aufgelegt und speiste mit gutem Appe .tit. Georg dagegen rührte keinen Bis - sen an und sah blässer und elender aus als jemals. Als sein« Bruder das gewahr-te, fragte er ihm »Im-ist Du Dich wsiseder schlechter hmte?« »Es geht mir nicht gut." »Ich will Dir sagen, woher das kommt. Du bist die lente Zeit Abends zu lange ausgehtieben um Klaudine F I J Gesellschaft zu leisten. Das ist nichts fiir Dich, Du bist das nicht gewöhnt und kannst es nicht aushalten-. Gellf bei Zeiten ins’s Bett.« »Ja, Du magst wohl recht haben. Es wird besser sein, wenn ich gleich schlafen gehe.« Er stand auf unsd stieg die Treppe empor, ohne daß Johann- sich weiter um ihns gekümmert hätte. Anstatt aibser sich auf sein« Zimmer zu begeben, trat er wieder bei den Schwestern ein« Lu zie führt-e ihn in- das Zimmer, in dem sie schlief und an das noch ein-e Kam mer stieß, die früher als Garderobe ge dient hatte. Sie hatte ein-en bequemen Sessel hineingestelltund sagte, auf dien selben deutend: »Hier können Sie sich’5 bequem ma chen bis ich Sie hole.« Er setzte sich zitternd nieder und trocknete sich mit dem Taschentuch den kalten Schweiß von der Stirn. »Berlieren Sie nur den Muth nicht,« bat das junge Mädchen »Wäre ich doch nur schon todt!« ,,Vergessen Se nicht, Georg daß — was auch kommen möge —- Klaudine Sie von Herzen lieb hat Und auch immer lieben wird.« Mit diesem Troste ließ sie ihn al lein. Bald nach neun Uhr kam Jo hann v. Montmaheur und ließ sich, wie an den vorhergehenden Abenden, mit einem Buche am Kamin nie-der, woraus Luzie sich in das andere Zimmer zu lriickzog. Johann von Monrmayeur empfan eine lebhafte Unruhe Die Dosis Arse sniL die er gestern Nacht genommen, hätte das Mädchen unbedingt tödten müssen, folglich hatte diese überhaupt nicht getrunken, und Luzie die Limo nasde arn Morgen weggegosss.en Er wollte diesmal wtieder dieselbe Menge Gift verwenden, so daßKlaudine, wenn sie davon trank, unbedingt verloren i war. Wenn sie nun aber keinen Durst I in der Nacht verspürteund wieder nicht ltrankkki Und wie lang-e sollt-e das so weiter gehen?« Klaudine fühlte sich durch das Sekt same nnd Unnatürliche der Lage—ein Bruder beobachtet den anderen, um ihn bei dem seigsten und erbärmlichsten aller Verbrechen zu über-raschen —- so aufgmgt, daß sie länger als sonst wach blieb. Montrnayeur gewahrte es und fragte endlich: »Weshalb schlafen Sie denn heute gsar nicht ein, Klaudine? Jst Jshnen das Lampenlicht unangenehm, so werde ich es auslöschen.« »O nein, ganz und gar nicht. Es s würde mir im Gegsentheil etwas fehlen, xwenn dser matte Lampenschein dort zverschwände Ich glaube, das; ich jetzt Zauch bald einschlafen wer-de.« s Es wsar aber drei Uhr Morgens, als sfie thatsächlich entschlummUerte i ,,Endlich!« murmelte Johann Er beobachtete sie längeres-seit und erst als er glaubte, daß sie ganz fest schlafe, ischlosz er sein Buch und trat an ihr sBetL Der größeren Vorsicht halber schlich er auch diesmal erst an die fast zur Hälfte offen stehende Thür des Neben-Ammers, unt n«a«chznsehen, ob Luzie auch schlafe. Sie lag aus ihrem Bette, anscheinend ins festem Schlum mer. Sobald Montmayeur aber von dem Eingange wieder verschwunden war, schlüpfte sie in die Kammer zu Gen-ra. »Kommen Sie!« flüsterte ste. Georg hatte in fieberhafter Aufre gung dies-es Augenkblicksgebarsrt Eben deswegen aber war er jetzt derartig er schöpft, daß er reicht aufzustehen ver mochte. Er machte ein-e verzweifelte Anstrengung und sagte dann ebenso leise: »Ich kann nicht!« »Ich werde Ste stützen,« entgegnet-e Luzie und umfaßte seine schmächtig-e Gestalt. Von ihr fast getragen, näherte er sich geräuschlos der Thür, denn er hatte sich vorheresbensalls seiner Schuhe entledigt. Er kam noch zeitig genug, um sehen zu können, wie sein Bruder das weiß-e Pulver in den Labetrunk der Kranken mischte. Dann fijhrte ihn Luzie eiligst wieder in sein Versteck, um sich ebenfalls nicht minder rasch wieder san ihr Bett zu legen Es ioar die höchste Zeit gewesen. Montmaveur glaubte in dem an stoßenden Gemach ein Geräusch ver nommen zu haben und kam zum zwei tenanale an die Thür, um nach Luzie zu sehen. Sie schien aber ihre Lage noch gar nicht verändert zu haben, usnid so setzte er sich beruhigtwieder an den Ka min unsd las. Ein-e halbe Stunde nachher erschtisen Luzie dann, als ob sie eben erst wach geworden, um iikyn ab zulösen·. Als er hinausgegangen und seiin Schritt aus dem Flur iverhallt war, schloß sie die Tshiir hinter ishm atb und rief tns das Wgemacht hinein-: »So, jeht stnxd wer alles-w« Nun kam Georg aus seinem Versteck F - — hervor, eine Beute der tiefsten Ber zweislunsg und körperlichen Ermat tung. Mit schwankende-n Schritten ging er leise an den« Nachttsisch neben Klaudinens Bett, ergriff dort das dart aufstehende Glas rmd führte es mit ei ner raschen Bewegung an seine Lip pen. Luzie konnte es ihm tawm noch entreißen ,,Ungliicllicher,was wollen Sie den-n thun« »Ich will das für Klaudinxe bestimm te Glass leeren. Jch habe Durs .« »Sie wiissen gut genug, daß Sie sich damit in den Tod trinken« . »Und ist der Tod nischt für mich ein-e Erlösung? Geben Sie mir das Glas, «Luzie!« ,,Nimmermehr.« ,,.Haben Sie Erbarmen msit mir. Das Dasein ist mir unerträglich ge worden, lassen Sie mich schnell damit zu Ende kommen»!« Da tönte vom Bett her ein-e sanfte Stimme: »Und wes-halb dünkt Ihnen das Leben eine so entsetzliche Last? Jst es Ihre Schuld, wenn es unstet den Mensch-en auch schlechte und Verworfene giebt? Es giebt aber auch edle Gemü Lthen arme Dulden, die man bemitlsei det —« ,,B-emitleidsen Sie mich, Klaudine?« »Mehr als das, Georg, ich liebe Di-ch?« »Trotz alledem?« »Kann Dich Jemand für die Ver brechen Deine-s Bruders verantwortlich msachen?« »Du bist ein Engel, Klaudinse,« rief Georg weinend. »Du verdienst das höchste Glück, idas ausf Erden giebt. Mtich aber hat der Tod bereits gezeich ne .« »Du wirst noch ganz genesen.« Er schüttelte den Kopf, antwortete aber nicht. Bei sich dachte er: »Ich will nicht genesen!« dann zeigte er auf das verhängnißvolle Glas unsd fragte kurz: »Was enthält es?« ,,Arsienik,« gab Luzie zurück. ,,Wi-«ssen Sie das ganz bestimmt?« »Es ist durch amtbiche Untersuchung bisher dreimal fest-gestellt worden. Dies war das vierte Mal, daß Jhr Bruder die siir Klaudine bestimmte Limoniasde vergiftet hat.« »Dann sagen Sie mir, was weiter geschehen s oll,« versetzt-e er mit einer an ihm ganz ungewöhnlichen Entschieden hatt. »Ich füge mich then Anordnun gen und bin zu Allem bereit. Klaudi nens Leben darf nicht weiter gefährdet sein!« Johann -v. Monstmiayeur stand am ander-en Moigen erst spät auf. Er hatte wieder ein Schlafinittel nehm-en müsse-n, um endlich etwas Ruhe zu fin den. »Vielleicht ist sie todt!« war sein erster Gedanke, aber gleich daran sagte er sich, daß Georg in diesem Falle je denfalls gekommen war, um ithsn zu holen. »Wenn ne nicht todt ist, dann hat ne wieder nicht getrunken!« Und als zweiter Gedanke tauchte die flüchtige und unbestimmte Ahnung ei ner ihm gestellten Fall-e, einer drohen den Gefahr in seinem Geiste auf. Doch das war ja Unsinn, offenbar bildete diese tshörichte Schwarzseherei dsie iibke Nachwirkung »der künstlichen Schlaf mittel, die ser aber längst nicht mehr zu entbehren vermochte. Er wusch sich und rsiß das Fenster auf, um sich an der eiindringendsen kühlen Lust zu la ben, dann kleidete er sich an. Wieder holt lauschte er zwischen durch und blickte aus dem Fenster, allein nich-is Ungewöhnliches oder Verdachtiges war« wahrzunehmen Die Fabrik stand leer, die preußischen Soldaten hatten sie verlassen, und auch ism Wohnhause war alles still und eru·hig. Langsam und leise stieg er die Treppe hinab, um zu nächst im Wohnsimmer zu frühstiicken. Der Raum war um diese Zeit sonsst gewöhnlich leer, da Luzie oben bei ih rer Schwester blieb, und Gieosrg meist nsoch nicht ausgestanden war. Heute dagegen war eine ganze Menge Mens schen darin, denen er sich mit höchster Beistosfsensheit auf einmal gegenüber sah, nachdem er ahnungslos eingetre ten war. Ein Schrei der Ueberraschung nicht mir, sondern gleichzeitig des Enstsetzens entfuhr seinen- Lippen. Sein erster Antrieb war, das Ge mach schleunigst wieder zu verlassen, aiber schon war es nicht mehr mögliich Zwei Männer waren bereits zwischen lithsn unid die Thür getreten und hatten ihm den« Rückzug abgeschnitten. Fortsetzung folgt.) Kind: »Vater, wie unterscheidet sich eigentlich konckab unsd konckret?« Vater: »Konkav und konkret? Weeßte, liebes Kind, det is unsjefiilyt derselbe Unterschied wie zwischen Ju stav und Jasthof!«