Die Schrift des Todten. Von Jul. Mag. i (Fooisetzum3) I Des-wogen flästerte sue jetzt leise, ins-I dem sie sich zu der Kranken nieder beugte: »Für-We nichts, Schwester Jch ban: da und werde Dich befchirmen!« Gegen acht Uhr kam Georg, um sichj nach Klaudisnens Befinden zu erkundi- » gen, und fast um dieselbe Zeit begann auch die Schlacht, deren heftigste Kämpfe in unmittelbarer Nähe statt fanden. Das Dorf Garches spielte eine wichtige Rolle in diesem letzten verzweifelten Ausfalle der Pariser am 19. Januar 1871. Ein Theil des Dorfes nebst der Kirche ging in Flam men auf, und die Fabrik hatte es nur ihrer günstigen Lage zu danken, daß sie nicht das gleiche Schicksal erfuhr. Den linken Flügel der Franzosen tommiandirte General Binoy, das Centrum stand unter Bellamare und der rechte Flügel unter Ducrot, wäly rend Trochu von der Sternwarte aus die ganze Schlacht leitete. Um acht Uhr Morgens drangen vom Moanerien aus dieStreitkräfte des französischen Centrums in dichten Massen gegen Garches vor, während gleichzeitig Vinoy’s Angrissslolonien auf Montretout los-gingen. Der rechte Flügel dagegen rückte erst nach einer dreistündigen Verspätung über Pilzen val vor. Diese Verspätung, die theils durch mangelhaste Ausführung der von- der Oberleitung erlassenen Beseh le, theils durch das mörderische Ge schützseuer der deutschen Batterien ver ursacht wurde, sollte dem ganzen Aus fall verhängnißvoll werden. Das Centrum und der linke Flügel sahen sich dadurch im Vorgehen gehemmt und geriethen in’s Swanlen. Als sie bei Garches aus die 10. deutsche Jn santeriedivisions stießen, wurde ihr An griss zum Stehen gebracht und ver wandelte sich in ein langwieriges Femtgeftcht Deutscherseits wurden die 9. uns-d 21. Jnsanteriedivision als Reserve der 10., die Garde-Landwehrdivision und das 1. bayrische Korps wach Versailles herangezogen, doch brauchten die bei den letzt-genannten Truppentheile gar nicht mehr in den Kampf einzutreten Yie Jranznserr vermochten nur die vor -,MSMIIUÆ. Saul-es- uegenokn Hoyen emzunetk men, und es gelang ihnen auch, sich der nur schwach besetzten Schanze bei Montretout zu bemächtigen, weiter aber kamen sie nicht. Um zwei Uhr Nachmittags gingen zwei Bataillone der Neunundfünfziger vor und warfen die Franzosen bei Garches zurück. Die Montrsetouti schanze ward um elf Uhr Abends durch Bataillone vom 47., 58. und 82. Regiment wiedergewonnen. Der Rück zug der Franzosen nach der Stadt ar tete fast in eine Flucht aus; ihr Ber lusst betrug gegen 7000 Mann, darun ter an 1200 Todte. Auch die Sieger hatten manchen Tapferen zu bestattem 30 Ofsiziere und 616 Man-n wurden in den Verlustlisten bezeichnet Zahl-reiche Bewohner von Garches, » deren Häuser in Flammen ausgegan-i gen waren, hatten während der: Schlacht laut jammernd eine Zuflucht? in der Fabrik gesucht. Letztere wurdej ebenfalls von einer Granate getrosfen,s die aber weiter kein Unheil anrichtete;j das Wobnhaus selbst blieb ganz ver-; schont. Aber der furchtbare Lärm der! Schlacht drang zu der Kranken, dies Fenster bebten ohne Unterlaß bei demj Krachen der Feuerschlünde, und est waren- ewtsetzliiche Stunden, die Luziej und Geotg an Kladinenss Lager ver brachten. Trotzdem trat bei dieser das Wundfieber nicht mehr so stark »auf, und gegen Abend, als der grause Lärm draußen verstummte, sank auch RIaudine in friedlichen Schlummer Jeyt erst konnt-e Luzie daran den « ten, sich nach Frau Doriat umzusehen, wegen deren sie in großer Besorgnisz war. Unter dem Verwande, etwas frische Lufrt schöpfen zu wollen, eilte sie, nachdem Georg ihr versprochen hatte, die Kranke nicht zui verlassen-, davon, traf aber schon nach wenigen Schritten aus Courlande, der vor dar W aus der Lauer- stand und ihr Mittbeiltr. daß die Gärtner-ei unver sehrt geb-sieben- seL Nachdem er ihr Wlö Vorsicht rmd Wachsamtett empfohlen hatte, kehrte ste an dasBett Is. Das War von Port- wst M L den Mißerfolg des letzten großen MS salleö besiegelt. Eine dumpfe Ver-. zweisimvg bemächtigte sich der ausge hungerien Stadi. Die Uebetgabe Ließ sich nicht länger hinauöschiebem aber da Trochu geschworen hatte, niemals eine solche zu unierzeichnen, so gab er den Oberbesehl asn Vinoy ab. Bei den Belagerungsituppen wußte man, daß es sich nur noch um einige Tage handeln könne,und auch snach der Fabrik war diese Kunde bereits ge drungen. Hier hatte sich Klaudinens Zustand inzwischen zu Luzims und Geotg’s größter Freude entschieden zum Besser-en gewendet, wenn auch noch immer s orgs amePflege und große Vorsicht nöihig war wusc- quuc »I( asqub uuus vklll Un stoßenden Zimmer-, das früher die alte Frau v. Montmayeur bewohnte, ganz geöffnet, nachdem Johann auf ihren Wunsch den Schrank, hinter dem er damals die Unterredung der Schwe stern belauscht, beiSeite geschoben hat te. Wenn die Schwester schlief, hielt Luzie sich in diesem Gemach auf. Georg kam sehr häufig, um sich wach dem Besinden der Kranken zu erkun digen, für die er die eifrigste The-il nahme an den Tag zu legen suchte. Er hatte sich auch schon erboten, Luzie im Nachwachen abzulösen, was diese aber immer ablehntr. Wieder-holst kam er auf diesen Punkt zurück. ,,Fiinfzehn Nächte wachen Sie nun schon,'« sagte er ,und wenn Sie auch bei Tage ein paar Stunden schlafen, so können Sie das unmöglich länger durchführen. Man sieht es Ihnen ja an, wie angeriffen Sie sind, Sie wer den sich selbst trank machen.« »Es ist nicht so schlimm,« meinte sie darauf, »auch während der Nacht fehlt e smir nie an Gelegenheit, ein Schläf chen zu machen. Sobald Alaudine sich regt, werde ich gleich wach.« »Fräulein Luzie, ich kann und darf nicht zugeben, daß Sie si chvollstiindig aufreiben; lassen Sie uns also eine gütliche Vereinbarung treffen. Hier steht ja noch das Bett meiner Mutter. Daraus werden Sie sich bon fest ab jede Nacht mindestens einige Stunden niederlegen und schlafen. So lansge werde ich »dann Jhne Stelle bei der Kranken einnehmen, und wenn Sie wach werden, und sich genügend aus gerwht fühlen, mögen Sie mich wieder abldsern wenn Sie nicht anders wol len. Aber davon gehe ich nicht ab.« szise blieb nichts Anderes übrig, arg auf Wesen Vorschlag einzuschm. da sie durch fortgesetzte WeigerungVer oachr zu erregen surchtete Es war gegen 10 Uhr Abends-, als Jothann in dass Krankenzimmer trat. Georg, der so lange bei den Schwestern verweilt hatte, verabschiedete sich jetzt, um schlafen zu gehen, und drückte auch seinemBruder dieHand, als ob er ihm hätte sagen wollen: »Jn Deinem Herzen scheint also das menschliche Gefühl noch nicht ganz er storben zu sein.« Der Aeltere schien ihn zu verstehen uer lächelte seltsam. Klaudine war seit mehreren Tagen bereits wieder bei völlig klarem Bewußtsein, nur das Sprechen fiel ihr noch schwer. Als der Chemiler an ihr Lager trat, wendete sie den Kopf nach ihm hin und sagte mit leiser Stimme: »Meine Schwester hat mir gesagt, daß Sie daran bestanden haben, sie beim Nachtwachen abzulösen. Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber mir thut es leid, daß ich Ihnen so viel Last mache.« ,,Seien Sie versichert, daß es sehr gerne geschieht, Fräulein Klaudine." »Es ist ja aber gar nicht mehr noth wendig, daß Nachts noch Jemand bei mir ist. Jch fühle mich bereits viel besser.« »Der Stabsarzt wünscht asber noch nicht, daß wir Sie allein lassen-.« »Ich glaube- daß ich jetzt einschlaer werde.« »Um so besser, dann werde ich es mir dort in dem Sessel am Kamin be quem machen unsd Fräuleins Luzie mag sich berushigtoen Herzen-s eben-falls nie derlegen.« Während Johann zum Kamin trat, in dem eins leicher brannte, neig te sich Luzie zu der Schwester, indem sie that, als ob sie deren Kospkiisen glättete, und flüsterte ihr zu: «Habe nur keine Angst und schlase ruhig. Ich werde wachen, daraus kannst Du Dich verlassen!« Dann sagte sie Mommayeun »Sollte meine Schwester irgend et was bediirsm, so kloper Sie nur agn die Mr, ich werde dann gleich bei der band sein« Hieraus verschwand sie Mel-asiat tner, dessenThürsiejschochmttsoweit zart-achte daß eine breite Spalte offen blieb. Sie legte sich aus-kleidet aus«-» L Bett, unier dessen Kopfkissen sie einen ’ geladenen Revqlver schob, den Cour lande ihr für sen aus-ersten Fall ein- . gebändigt hatte. « s Johann v Montmayesur trug einen Meinen Tisch vor den Sessel am Ka min und stellte die Lampe whatan de ren Licht er durch einen Schirm so Ver deckde, daß es die Kranke nicht zu be lästigen vermochte Dann setzte er sich, schlug ein mitgebrachies wissen schafiliches Werk auf und fing an, da rin zu lesen, oder that wenigstens so. Tiefe Stille herrschte im Haufe. Draußen aber heulte der Wind; das Wetter war umgeschlagen, die strenge Kälte gewichen, und der Regen schlug gegen die Fenster. Nachdem rast eine Stunde verstrichen war, legte der Chemiler sein Buch nieder und richtete einen durchdringen den Blick auf die Kranke. Sie schien zu schlafen und regte sich nicht. Das Gesicht des armen Mädchens war eben so bleich wie das Kissen, woraus es ruhte. Er streifte die Pantosseln, die et an hatte, von den Füßen und schlich auf den Strümpfen an das Bett. Jn die sem Augenblicke schlug Klaudine die Augen aus und sah ihn an. Er sit-blie, wie unter den bloßen Blicken des jun gen Mädchens ihm ein kalter Schauer von dem Nacken durch das Rückgrat lies. Gleich daraus schloß sie die Augen wieder und er lehrte geräuschlos zu seinem Sessel zurück. Obwohl Klaudine wußte, daß ihre Schwester in unmittelbarer Nähe und zu ihrem Schutze bereit war, so hielt sie dennoch ein unsagbares Entsetzen in seinem Banne. Luzie hatte geglaubt, ihr nicht verschweigen zu dürfen, was Courlande ihr gesagt hatte, und das war genügend gewesen, um ihre eiwe namenlose Angst einzujagen. Sie be saß nicht die Energie und Entschlossen heit ihrer Schwester und war ja au ßerdem körperlich noch sehr schwach. Es waren daher fürchterliche Augen blicke, die sie jetzt durchlebte. Jedes wensn Montmayeur nur der-Kopf erhob oder eine Bewegung machte, fühlte sie ihr Herz unruhig gehen Endlich aber siegte die Müdigkeit doch über ihre Angst — sie schlief wirt lich ein. Es schlug aus der Uhr Ein-s. dann halb Zwei. Montmayeur schloß aus ihren ruhigen, gleichmäßigen Athemziigen, daß Klaudine sest schla se· Abermals näherte er sich ihrem Bette, beugte sich tief über sie und ge wann die feste Ueberzeugung daß sie in der That schlummere. Dann schlich nicht und atbmete gleichfalls ganz gleichmäßig: beide Schwestern schliefen offenbar. grun renne er an ritauomeng Lager zurück, wo aus demNachttischchen meh rere Flaschen und Gläser standen« Er wußte, da die Kranke, wenn sie wäh rend der acht über Durst klagte, nach der Verordnung des Arztes Citronen limonade zu trinken bekam. Er selbst hatte die Früchte aus Versailles geholt und Luzie bereitete den Labetrunk je den Tag frisch. Auch jetzt war ein Glas noch zur Hälfte damit gefüllt. Montmayeur zog ein Fläschchen aus der Tasche, das mit einem weißenPul ver gefüllt war, welches gestoßenem H Zucker ähnlich sah. Er schüttete etwas von diesem Pulver in das Glas unsd rührte die Limonade mit einem Löffel um. Während dessen schlies Klaudine friedlich weiter, sie lonnie nichts ge sehen und gehört haben. Er schlich an zdie Thijr des Nebenizimmers, überzeug ste sich durch einen raschen Blick, daß jer nicht minder vorsichtig zu derThijr. Jm Nebenzimmer verbreitete einNacht ilicht eine schwache Dämmerung er sah Luzie angelleidet aus dem Bette liegen und gewahrte, daß chre Augen ge schlossen waren. Jedoch da schien ihm noch nicht zu genügen. Er schlüpste durch den geniigend breiten Spalt und schlich auch an ihr Bett. Sie regte sich auch ihre Schwester noch so ruhig wie vorhin aus ihrem Bett-e lag, und be gasb sich dann wieder aus seinen- Platz vor dem Kamin Gegen drei Uhr Morgens erwachte Klaudine und öffnete ihre Augen. Jm Art-fange betrachtete sie Montmayeur mit ängstlicher Neugierde als ob sie ihn nicht erkenne oder sich fragte, was er hier bei ihr thue. Schon aber war er an ihrem Lager und srwgste in theil nehmeridem Tone: »Nun, wie siihlen Sie sich sent, Fräulein Klaudiriei« « ,,Danle, gut. habe ich lange go« »Was-Mk T« ! »Ein paar Stunden Wollen Sie nicht etwas treu-ken, der Hals wird Ihnen trocken Morden seini« ! Sie mußte alle Selbstbeherrschirng ;znsammemiehnien, tun anscheinend ru hig zu erwidern: »Bei-Ewig habe ich swch seinen Durst. Ich will die Li smonade erst spiiter Wf Damit — L Ließ sie ihren Kopf wieder auf dasKiss sen sinken, mn nach einenWeilk fort Iusaixkene »Aber Sie werden jedi miis oeseim Here von Mmätnayeut, es ist sen, daß Sie sich von Luzie ablösen iassenk »O nein. Sie schläft. Jch würde mir ein Gewissen daraus machen sie zu weiten-« Jn diesem Augenblick trat das jun ge Mädchen bereits indes Zimmer und sagte: Jch bin schon wach wie Sie sehen. Und Klaudine hat recht: es ist jetzt sür Sie Zeit zum Schlafen. Gegen diese Art Strapazen sind wir Frauen doch widerstandsfähiger als die Männer.« »Ich ruhte mich aber noch nicht im Geringsten ermüdet-« »Nein nein, jeht bleibe ich hier — ich bestehe daraus!« »Nun gut. wenn Sie es so wollen, muß ich ja gehorchen —- aber nur unter einer Bedirtgung?« »Und die ist?« »Daß wir es von jeht ab jede Nacht in dieser Weise halten, so lange es nöthig ist. Sie lagen sich zunächst nie der, und ich nehme Jhre Stelle so lange ein, bis Sie sich ausgeruht ha ben.« . »Gut, ich nehme es an.« Dan ging er. Die Schwestern horchten mit angehaltenem Athem auf die sich draußen entfernenden Schritte. Endlich stieß Luzie mit vor Abscheu bebend-er Stimme die Worte hervor »O, der Elende!« »Ich habe wirklich geschlafen,« sagte Klaudine, »aber ich bin fest überzeugt« daß et mir unterdessen Gift hier in das Glas gethan hat. Er nöthigte mich so dringend zum Trinken, als ich wach geworden war.« »Mit eigenen Augen habe ich es ja gesehen! Er glaubte, ich schliese eben falls, nachdem er bis vor mein Bett ge kommen war, um sich davon zu über zeugen. Aber ich schlüpste gleich hinter ihm bis zur Thür, so daß mir keine einzige von seinen Bewegungen ent ging. Dann beeilte ich mich, wieder auf mein Bett zu kommen, und das war gut, denn er schaute nochmals durch die Thür, nachdem er seriig war. —- Also hat Courlande doch recht behalten!« Sie nahm eine kleine Flasche, goß den anhalt des Glases hinein und ver tortte sie, um sie dann in einem Wand schrant auszubewahrens. Das Glas spiilte sie wiederholt aus und stellte es leer aus das Nachttischchen. Früh YJtorgens, wie gewöhnlich, kam der Stabsarzt. Er brachte die Kunde mit, dasz in der verflossenen Nacht Punkt zwölf Uhr das Feuer aus beiden Seiten eingestellt worden sei, als Einleitung eines dreiwöchentlichen Waffenstillstands behufs Einberufung einer französischen Nationalversarnm lung, mit welcher der Frieden abge schlossen werden sollt-e. Die Heilung der Kopfrvunde Klaudinens fand er über Ermatten gut fortgeschritten; er gab seiner Patientin die Erlaubniß, aufzustehen, sobald sie sich kräftig ge nug dazu fühl-, und wünschte ihr fer nes gute Genesung, da sie ärztlicher Beihiilse nicht melyr bedürfe. Erst nach Verlauf mchrerer Stunden erschien auch Johann v. Monimaneur in dem Nebenzimmer. Er bemühte sich, ganz ruhig und gelassen zu erscheinen, aber sein-e Hände zitterten und seine Blicke richteten sich scheu zur Seite, als er Luzie fragte: »Nun, wie siebt’s?« Wie bat sie den Rest der Nacht ver bracht?« Auf Courlande’s Anweisung ant wortete Luzie. »Nicht gut. Sie war unruhig und klagte mit einem Male über heftige Magenschmerzen und Breninen im Halse. Für eine Stunde vielleicht, aber es hat sie vöwig herun ter-gebracht Das Fieber scheint wie der zugenommen zu haben. Jch bin sehr in Unruhe-« »Dazu liegt kein Grund vor, liebe Luzie. Es handelt sich biet offenbar nur um eine ganz vorübergehende Störung des Befindertss.« Er trat an dste Mr und schien die Kranke zu beobachten. Vor Allem aber richteten sich seine Blicke auf das leer auf dem Rachttischchen stehende Glas. Sie hatt-e also getrunken-, wie auch aus Lasten-B Bericht her-vorging und triumphivenb blitzte es in seinen Au gen auf. »Sie dürfen unbesorgt setn,« sagte er im Hinauggchen noch. »das ist wei ter nicht. Sollten sich aber wider Er warten jene Zufiikie wiederholen dar-n werde ich sofort nachGarchoi eilen, um den Arzt zu holen« Luzie sandte ihm einen Blick nach, Ins dem miversshnlicher M, mit tief ster Verachtung gemischt- lvtcch. Sie konnte während des ganzme bei Klaudine bleiben, da die W aus Durchs, W früher den Dautbaslt ser Gebrlider Montmaheur vetsvkgk Mie, jetzt wieder regelmäßig erschien» rm zu kochen und die sonstige Arbeit pu vernichten. Als nachlpr Georg lam, um sich nach dem Befinden des zeliebten Mädchen-z zu erlundigen, sagte Luzie zu ihm: »Sie fühlt sich heute wieder schlechter und ich ginge Im liebsten gar nicht von ihrer Seite fort. Aber ich muß nothwendig ein mal ist-W Dorf hinüber, deshalb mäs sen Sie mir versprechen, daß Sie bei ihr bleiben, bis ich wiederkomme Sie dürfen sie nicht einen Augenblick allein lassen, hören Sie wohl?" »Seien Sie völlig unbesorgt, ich rverde meinen Platz nicht während ei ner Selunde verlassen.« Luzie eilte nach Garches, um Cour lande aufzusuchen, der sein- Quartier immer noch in dem halb zersallenen Häuschen hatte. Als das junge Mäd chen ihm Bericht erstattet hatte, gerieth der sonst so ruhige uncd laltbliitigePo lizeiagent doch in gewaltigelsrregung obwohl die Angelegenheit ganz den Verlauf nahm, den er vorher-gesehen hatte. Ae -. -— - · »Man Die nur Fels aus Jytck Hutt« mahnte er. »Ich zittere, wenn ich daran dmle., daß durch mich Ihre Schwester sich in dieser furchtbaren Gefahr befindet. Es ist doch eine un geheure Verantwortlichkeit die da durch aus mir lastetl Ein Augenblick der Nachlässigkeit oder Betgeszlichleit kann Jhrer Schwester das Leben lo sten. Also wachen Sie unablälsig über dieselbe.« »Verlasien Sie sich ganz aus mich, Herr Courlande!« tröstete Luzie ihn und zog hieraus das Fläschchen hervor, in das sie den Inhalt des Glases ge füllt hatte. »Ich danke Jhnen,« sagte er. »Das ist ein kostbar-es BeweisstiicL Jch will, gleich nach Versailles gehen und die Flüssigkeit untersuchen lassen. Kehren Sie jetzt zu Jhrer Schwester zurück, grüßen Sie dieselbe aufs Herzlichste« von mir und sagen Sie ihr, sie möge nur noch ein paar Tage weiter so ta-. Pfer aus-halten wir seien jetzt dicht an dem Ziel.·' Jn Bersailles wohnte ein alter Che miler, Namens Sarlat, der namentlich1 in det Gisstiunde als eine Autorität galt und allen daraus bezüglichen ge-! richtlichen Angelegenheiten als Such-i verständiger zugezogen wurde. Auchi die Pariser Polizeipräfektur bediente» sich seiner häufig und Courlande wars schon wiederholt bei ihm gewesen, usini irgend einen- amtlichen Auftrag aus zurichten. Sarlat erkannte ihn auch sofort wieder und meinte: » »Ah, guten Tag, Herr Courlande, Branchen Sie mich einmal wieder?« ,,Jawohl!« »un1 io besser, ich habe lange nichts( mebr verdienen tönnen.« , l »Das heißt, ich habe sitt den Art-i genblick noch teinen amtlichen Auftrag siir Sie, sondern komme in einer pri vaten Angelegenheit.« j »Na, das macht nichts,« sagte der alte Chemiter. »Womit tann ich Jh-J nen also dienen?« J »Jndem Sie mir sagen. was in die-« ser Flasche ist. Jch garantire Ihnen ein nachträgliches Honorar, mit dem Sie zufrieden sein sollen.« " Der Alte nidte. Setzen Sie sich, Herr Courlande. Jch will sogleich an’s Wert geben« Dann begab er sich in sein Laboratorium und es dauerte ungefähr eine Stunde, bis er zurück kam. »Die Flasche enthält Citronenlimo-— nade, der Arsenil zugeseszt ist,« theilte er dem gespannt aushorchenten Agat ten mit. »Und in welcher Menge ist das Gift beigemengt?« erkundigte sich dieser.; »Wütde sie geniigen, um einen Wen-H schen- zu tödten?« s »Das nicht« aber sie reicht hin, um! sine schwere Schädigimg des Organiö-s mus herbeizufiihren.« Courlande rieb sich die Hände» »Man ist also doch kein Duinrntops,« meinte er. »Sind Sie einem Verbrechen aus der Spur?« sragte Sarlat neugierig. »Einem erst geplanten,« entgegnete der Agieni. Aber ich tann Ihnen heute noch nichts sagen, vielleicht mor gen, wenn ich wiedettanmr. Machen Sie mir, bitte, bis dahin einen Jurzen Reiftlichm Bericht itber Ihre Ana y e.« Dann begab er sich nach dem Hause, tn dein die Eltern des Herrn Materi nes. der Junggeselle war, in Versatlles wohnten. Er war bereits wiederholt oott gewesen, um sich nach dem Unter imbungtrtchter zu ersinnt-diesem und hatte gehört, daß er bei Le Maus ver daut-et worden set. Moraines habe nsolge dessen Urlan erhalten Inn sei ie Wunde daheim heilen zu lassen, und verde von den Seinen zuriictertvartei. F ——· l Coutlansde erhielt nun diesmal den Bescheid- daß der Unietsuchungstichtek bereits Tags vorher angelangt fei, abet noch das Bett hüten müsse, weniger der Wunde wegen, als um sich von den« schweren Strapazen-, die et durchge macht hatt-, zu echolm Der Agent ließ ein Briefchen an ihn zurück, in dem er bat, Iihn möglichst bald em pfangen zu wollen, da er ihm wichtige Mittheilungen in der Angelegenheit Doriat - Montmayeur zu machen ha be. Dann kehrte er nach Garches zu rück. z» In der Javrrr wiederholte sich heure der Vorgang des gestrigen Abends. Johann v. Montmayeur erschien isn dem Krankenzimmer, sein Bruder ver abschiedete sich unsd Luzie zog sich in das Nebengemach zurück, wo sie sich wiederum ganz angekleidet auf das Bett legte. Von ihrem Bette aus ver folgte Klaudine die Bewegungen dieses Mannes, der — wie sie wußte —- ihr den Tod geschworen hatte, und dann schweiften ihre Blicke weiter zu der nwr etwas bis zur Hälfte geschlossenen Thür« hinter der die Schwester zu ih rer Hilfe bereit war. Dieser Gedanke stärlte sie einigermaßen- wieder, son hätte sie gemeint, »vor-Entsetzen vergehe zu müssen. Sie kämpfte lange gegen denSchlumg mer an; es war ihr, als ob sie in den ewigen Schlaf sinken müsse, wenn sie der Neigung nachäbe. Endlich aber siegte die Müdigkeit doch und sie schlief ern. Als Montmayeur mit Sicherheit annehmen konnte, daß Klaudine fest schlafe, näherte er sich ihrem Lager, um sie genau zu betrachten. Was ihm Luzie berichtete, waren ja wohl die er sten Symptome einer Arsenit- Ver giftung gewesen, die er ganz genau kannte, aber in dem Falle hätte doch die Wirkung eine nachhaltigen und länger nndauernde sein müssen. Auch war das Gesicht der Kranken wohl blaß, aber es trug keinen leidenden Ausdruck mehr. »Das ist doch seltsam,« dachte er und nahm sich vor, die Dosis des Gif tes heute zu verdoppeln Er verge wisserte sich wiederum, daß Klaudine fest und ruhig schlief, dergleichen ihre Schwester, dann schüttete er das Ar senik in das bereit stehende Glas mit Limonade. - US chlk zwei Uyk VMUVCL ! Klaudine erwachte und sagte, noch halb vom Schlummer umfangen, ohne j an Montmageurs gefährliche Nähe zu denken: . « »Ich habe Durst, Luzie, gieb mir ( doch zu trinken« « Kaum aber hat-te sie die Worte aus gesprochen, als ihr mit einem Schlage die Erinnerung und das volle Be wußtsein wiederkamen. Ein eisiger ( Schauer durchrieselte sie; sie glaubte sich verloren. Montmayeur war be reits herzu geeilt. Er nahm dasGlas, . rührte den Jnhalt um und bot es ihr ’ zum Trinken. Mit fester Hand hatte " er gerührt, auch jetzt zitterte seine Rech- f te nicht. Das arme Mädchen war na- « he daran, ohnmächtig zu werden, aber die Nähe der Gefahr gab ihr einen ret tenden Gedanken ein. Sie nahm das Glas und fragte, in dem sie ihrer Stimme möglichst viel Festigleit zu geben suchte: »Was ist das?« »Citronenlimonade, die Sie ja jede Nacht belommen.« »Sie fängt an, mir zu widerstehen.« »Dann wollen- wir morgen eine an dere Limonade herstellen. Für den Augenblick habe ich leider nichts An deres. Nehmen Sie nur einen Schluck davon, das wird sie ersrischen!« »Ich möchte doch lieber klares Was ser trinken!« »Ja, ich weiß nicht, ob ich Ihnen das geben darf.'« . .. »Nu: einen Schluck! Nachher, wenn ich wieder Durst bekomme, werde ich die Limonade trinken« Der Chemiter wagte nicht weiter in Klaudine zu dringen. Er nathm ein anderesGlas und schüttete etwas Was ser hinein. Auch diesem Gift zuzu setzen, ging nicht w hl an, denn erstens s wäre der Geschma zu sehre hervovge- . treten, und zweitens waren die Augen « der Kranken auch fortwährend aus seine Hände gerichtet. Sie trank einen Schluck, setzte dann das Glas hin und schloß wieder die Augen. Er glaubte, dasß sie wieder einschlafen wolle, und begab sich zu sei nem Platze am Kamim Allein das war ein Jrrthum; die entsetzliche Auf- T regung dieser letzt-en Minuten hatte das jun-ge Mädchen tiberwältigt. Sie war bewußtlos geworden new kam erst lange nachher wieder zu sich. Als sie - die Augen aufschlug, stand nicht Mont- " mayeur mehr weben ihrem Bette, son dern- Luzie Sie war ebenso bleich wie ihre Schwester, die, nachdem sie sich