g genilleksiurn Romanvondanstitichten Ersttc such (Fortsetuna.) Dante Gott für das deinige, erwi derte er ernster-. Wie weit habe iches mit meinen-, ich kann wohl sagen mehr als mittelmäßigen Talenten und i Kenntnissen gebracht? Bis zum Ha « benichts, der mit 27 Jahren ein neues Leben beginnen muß. Das leichte Blut, der sri muthige Sinn, der sich über alle iderwärtigkeiten des Lebens hinwegseht, die unermüdliche Elastici tät —- ja, das hört sich ganz gut an; wenn dieses leichte Blut nur nicht manchmal zum Sieben käme! Dann kocht es in den Adern, braust es im Gehirn und sprengt alle Fesseln der Vernunft, Selbstbeherrschung und Ge wohnheit; ich bin nicht mehr ich selbst, zwei Menschen ringen in mir, der eine sagt mir, daß ich in’3 Verderben renne, und der andere folgt trotz alledem in wilder Hitze nur seiner Begierde, stär ker als mein eigener Wille. Und da ran werde ich, sobaldmich eine tiefe Leidenschaft faßt, zu Grunde geben, wenn nicht ein Engel mich davor be wahrt; und die klugen Leute mit den trägen Herzen und stampfen Sinnen, die nie irren können, werden iaaent Der Krug gebt so lange Zum Wasser, bis er bricht, und wie man sich bettet, so schläft man! Kindisch alberne Sprichwörterweisheii . . .. wenn es nicht in und über ung stärkere Mächte gäbe als wir selbst sind, wenn ein jeder allein der Schmied seines Glückes sein könnte, so sollte der erste Unglückliche noch geboren werden. Alle Hagel! fluchte der Graf kopf schüttelnd, er hatte den Freund nicht verstanden. Möchten mal bei meinem Rittmeister und Kamerad Wiebelitz ’rangehen, fuhr er,nach der Uhr sehend, fort. Könnte vielleicht noch zwei Stun den Dienst loswerden, weißt du, könn ten dann deine Herschaften eine Strecke zu Pferde begleiten. Habe schon Evas tochter in den Adler bestellt. Jmmerzu, sagte Buchrodst, seine ernste Stimmung gewaltsam abschijt telnd. Gehen wir also! Kamerad von Wiebelitz war gern bereit, den Nachmittagsdienst für Al tenegg zu übernehmen, der Rittmeister ohne Weiteres damit einverstanden. Als die Offiziere aus des letzteren Wohnung traten, stießen sie auf den Landrath mit seinen Damen. Das Dinet im Hotel zum Adler, dem ersten Neustadt’s, verlief ebenso heiter als das Frühstück. Es ließ sich leicht be merken, daß die Mädchen noch nicht wußten, welche Wendung das Schick sal ihres Vetters genommen, denn sie sprachen davon, im Herbst den in der Nähe stattfindenden Manövern beizu wohnen und Konrad im Biwat zn be suchen, eine Aussicht, die in dem Gra fen einen Sturm des Entzücken-s er regte, bis es ihm einfiel, daß ja zu je ner Zeit Buchrodt gar nicht mehr zum Regtment gehören würde. Dieser selbst wurde gegen das Ende des Mahles schweigsam, weniger weil er mit zu ernstenGedanken über sich selbst beschäf tigt gewesen wäre, sondern viellmehr, weil seine Aufmerksamkeit in ganz an derer Weise gefesselt wurde: von sei nem Platze aus konnte er einen Theil des kleinen Nebencabinets übersehen und dort speiste, ganz allein, eine Da me, von einer ausländisch aussehenden Kammerfeau bedient. Sie mußte eine Fremde sein, da er, seit fünf Jahren in Neustadt in Garnison, jede Dame aus der Umgegend kannte. Und eine - derartige Schönheit ersten Ranges wäre ihrn am wenigsten entgangen. Die etwas scharf, aber sehe regelmäßig .-2L -L-I --f-I-—-ÄL--- ----- L·- I---l III-U kas- stWIIICSGIIPII UUZIV UIL Obst-Isl gebogene Nase, die schwarzen, sehr großen und glänzenden Augen, über welche sich lange Wimpern wie ein Schleier senkten, die vollen, tiefrothen Lippen, der farblose, bräunliche Teint —- es lag etwas eigenthiimlich Fesseln des in diesem fremdartigen Typus, der Buchrodi lebhaft an die gluihäugigen, blassen Schönheiten Granabas und Sevillas erinnerte. Sein fast akus dringlicbes Hinsüberstarren blieb von ihr, wie es schien, nicht unbemerkt, denn sie streifte ihn mehrere Male prü fend mit den funkelnden Augen und wandte sich dann, scheinbar unabsicht lich, so, daß er nur noch ibre schsn ge rundete, volle Schulter erblicken konnte. Diese Mißachtnng wie er es nannte. verdroß den bisher von den Frauen W; er beschloß, sie zu emi W. Wie aber bereits bei nächster W sein-en Strebt ein wenig M Seide, was ihm wenigstens den Anblick des a la Titus frisirten dun keln haarez und eines schmalen Strei fens der Wange gewährte, aus deren in feinem Bmzeton schimmernde Daut die lange seidige Wimper einen- zittern-. den Schatten warf. Den feinen Frauentenner entzückte selbst die tadel tose Schönheit solcher scheinbaren Klei nigteiten. Der Landrath ließ die Rechnung kommen und den Wagen vorfahrem Während des Auftrages fragte Kon rad verstohlen den Kellner nach der Dame; dieser kannte sie nicht, fügte je doch hinzu, es müsse etwas sehr Vor nehmes sein, sie habe einen Miethwa gen bestellt, wohin, wisse er leider noch nicht, die Kammersrau spräche gar nicht deutsch und der Bediente sehr schlecht. Auf der Straße hielt neben dem Breal auch die erwähnte Droschte. Ein Diener in einfacher Livree, blau mit blau, machte sich darauf mit eini gen sehr eleganten Reiselofsern zu schaffen Kennst du die Livre? fragte Kon rad, den jetzt eine fieberhafte Neugier ergriffen, seinen Oheim. Dieser verneinte gleichzeitig, ebenso Graf Altenegg Die Ofsiziere ritten zu beiden Sei ten des Wagens, aber selbst als er fast unhörbar auf der glatten Landstraße dahinrollte, wollte das Gespräch nicht mehr recht in Gang, die frühere Heiter keit nicht zurücklommen. Den Land rath beiümmerte das Unglück und der Leichtsinn seines Neffen, woran dieser selbst freilich weit weniger dachte, als an die seltsam schöne Unbekannte Clara blickte in ihrer gewohnten Schweigsamleit traumerisch vor sich hin, nur ab und zu flog ein forschender Blick zu Konrad hinüber, als suche sie den Grund seiner Verstimmung zu er uuquk aus-trug uuuc km ccllllc MS Tages in der Unterhaltung bereits sein möglichstes geleistet, seinen nicht eben reichbaltigen Stoff vollkommen er schöpft und erkannte es sehr danlbar an, als Elli in ihrer munteren, frischen Weise das ihm zunächst liegende Sportthema anschlag. Eine leise Un behaglichkeit lag auf und Zwischen al len, die erst wich, als der Landratb die jungen Herren aus ein rasch ausziehen des Gewitter aufmerksam machte. Es wurde Abschied genommen Und dabei die Einladung zum nächsten Sonn tag nochmals wiederholt und ange nommen. Jeder Tag wird mir eine Woche, ein Jahr sein, auf Parole, werde Sonntag gar nicht erwarten können, versicherte der Graf und faßte die dargebotenen Hände der Damen so vorsichtig zärt lich, als fürchte er, sie in seiner breiten Faust zu zerbrechen. Empfehle mich bis dahin gehorsamst auf Wieder sehenl Er beugte sich tief auf den Hals seines Pferdes herab und suchte in Clara’s Augen zu lesen. Mechanisch wiederholte sie: Aus Wiedersehent aber ihr Blick ruhte dabei nicht auf ihm, sondern auf Konrad. Der Wagen rollte, die Schleier von den Hüten der Mädchen wehten wie grüßend. Altenegg drückte die rechte Faust aus die linke Seite seines blauen Rockes und stieß ein tieerRGebtumme aus, was er seufzen na Was hast du den«-II IYM Buch todt « « Bis Sonntag —- « " · alle Hagel! murm Ich verstehe Wen ! Auch nicht —- auf Parole, verstehe mich selber nicht mehr, schadet aber nichts« .,he du verwünschte Bestie, was soll denn das zumDonner —- das letztere galt seiner hochbeinigen engli schen Fuchssiute, welche sich unruhig baumen begann und durchaus nicht wenden lassen zu wollen schien. Buchwdt lächelte. Er war selbst ein viel zu guter Reiter, um nicht zu bemerken. daß Altenegg dieses Cour bettiren geflissengich durch das zuafeste Untiegen oer Schenkel vermuthete durchschaute auch sosort den Zweck die ser kleinen Kriegslist: aus unauffäl lige Weise dem entschwindenben Wa gen noch länger mit seinen Blicken sol gen zu können. Indem er selbst um kehrte, durchzucke ihn ein jähes Tri umphgefijhl, soeben kam die Droschke mit dem blauen Diener neben dem Kutscher aus dem am Flusse des Hit gels gelegenen Dörfchen hervor und begann mit ihren mageren Gäulen schwerfällig emporzuklimmen. Ein kurzek Ueberlegen, ein rascher Ent schluß —- sein wild-es Blut pulsirte schon wieder im Sturmtakt —, er mußte die Schöne, die ihn so seltsam gefesselt hatte, wenigstens wiedersehen, wvmisglich eine Anknüpfung zu einem späteren Verkehr erreichen, ihren Na men erfahren. Graun-. . . . so höre doch, du kannst so längst nichts mehr sehen. . . . was meinst du: kommen wir schneller aus sur Me- pvex hist nach de- Sigm Der wies aus einen- schmalen Feldweg, der sich aus der Höhe, wo sie hielten, von der Landstraße abpoeigtr. Natürlich aus dem Schriemwege, .alte Geschichte, antwortete der Gras. Und ich behaupte das Gegentheil. Mein Liebezpfeil gegen deine Evas tochter, Ziel: Adler; Preis: sechs Flaschen Moel! Eins, zwei, drei, los! rief Buchrodt, hieb seinem Rap pen die Sporen ein und jagte bergab wärts, daß ihm der Gras einen lauten Fluch nachsandte. Alle Hagel, mich soll der Teufel rei ten, wenn du nicht Hals und Beine brichst, Konrad! Dieser hörte nicht. Dasselbe ab rathende, wie die Ahnung künftigen Unheil-Z betlemmende Gefühl, das ihn gestern erfaßt, als er sich mit Baron Nicolai zum Spiel niedersetzte, stieg in ihm empor, und wie gestern war sein Leichtsinn stärker, seine trotzige Leiden schaft taub; er wäre nicht umgekehrt und hätte der Tod statt des blauen Be dienten neben dem Kutscher gesessen. Ein flüchtiger Blick rückwärts bewieä ihm das Gelingen seiner List: Altenegg galoppirte den Feldweg entlang und verschwand soeben in einer Terrain falte. Als wolle das Schicksal selbst ein unsinniges Begehren begünstigen, tam ihm ein Zusall zu Hilfe. Jn Er wartung eines ausnahmsweise reich lichen Trinkgeldes hatte der Droschken lutscher jedenfalls schon vorher zu tiei in’S Glas gesehen, der schwersällige Wagen schwankte von einer Seite deE Weges zur andern, bis er mit lautem Krachen an einen Prellstein ansuhr und sich scharf aus eine Seite neigte. Der Lieutenant war sast in demselben Augenblick zur Stelle. schwang sich aus dem Sattel und bals der Dame aus steigen. Sie schien übrigens durch den Unsclll Weniges ckschkkckl Als Unmu tbig, und wies den plötzlich erniichter ten und verlegene Entschuldigunaen stammelnden Rosselenteran, den Scha den sofort zu beseitigen. Darüber dürften denn doch Stun den vergehen, meine Gnädigste, be merkte Buchrodt. Die Achse ist voll ständig zersplittert, und da in den nächsten Minuten das Gewitter los-bre chen wird, wollen Sie mir erlauben. Sie nach dem Dorfe zurückzuführen Zugleich stellte er sich vor. Sie dankte mit einigen freundlichen Worten und nahm seinen Arm. Ein flüchti es Erröthen bewies ihm, daß auch se ihn wiedererkannte. Als sie das kleine Wirthshaus erreichten, fie len bereits die ersten Tropfen. Eine erstickend dumpfige Luft schlug ihnen aus der niedrigen Stube entgegen Die Dame riß ein Fenster auf, setzte sich auf eine der hölzernen Wand biinke, kreuzte die Arme über der Brust und blickte stumm, als sei sie allein, in das rasch zunehmende Dunkel hinaus· Nicht ein«Schatten von Furcht zeigte sich in ihren Zügen, als jetzt der erste Blitzstrahl blendend niederzuckte, ein Donnerschlag das Haus erbeben ließ —" und wie heftig und immer heftiger auch das Unwetter tobte, sie beugte sich nur, wie um es genauer beobachten zu können. ein wenig vor, das schöne Ant litz völlig unbewegt, doch in den Au gen ein eigenthiimliches, scharer Leuch ten, das mit den Blitzen zu wetteifern schim Schon bei ihrem Eintritt hatten die Wirthsleute das Zimmer verlassen. Buchrodt war allein mit ihr. das Glück ihm günstiger, als er selbst im tollsten Uebermuth gehofst hatte; und doch fand er keines seiner lecken Worte, wel che ihm sonst einer schönen Frau ge genüber vonselbst von den Lippen fie len. Dein Eindruck der Persönlichkeit stets sehr zugänglich, glaubte er noch nie einen so fesselnden und tiefen em pfunden zu haben. Nicht mehr allein die plastische Vollkommenheit der Ge stalt, der fremdartig schöne, stolze III-.- EIUJU L:-t-- , sue-ne way-un »Es-L Ougc luut c-, Wu ihn erregte, weit mehr noch die aus ih nen lagernde eisige Ruhe, die sie im Halbduntel wie aus bräunlich ange hauchtem Marmor geformt erscheinen ließ, und deren Kontrast zu den weit geöjsneten dunkeln Augen, in denen je der Blitz ein gleiches grelles Funteln erweckte, als sprühe aus einem erstarr ten Körper eine übernatürliche, dem Naturseuer verwandte, wilde Flamme, als sollten sich bei-de vereinigen in einer gewaltigen Lohe, und —- Buchrodt hatte den Gedanken noch nicht vollen det, als mit betäubensdern Donner schlage ein Blitzstrahl so dicht vor dem Fenster herniedersuhr, daß sich die JStube in ein Glutme verwandelte. Er sah die Dame ausspringen und die iArme ausbreiten. zum ersten Male Tentrang sich ein Ausschrei ihren Lip fpeih mehr wie wilder Judel als Ent sseten klingend. Mit einem Sprunge swar Vachrodt an ihrer Seite und lylelt lsie umfasst Er zitterte stärker als sie, »O :l alles Blut stürzte ihrn jäh zu setzen ein fremdes wildes Gefiin durchbraufte ihn, heiß und flammend —- die Dame trat an das geöffnete Fenfter und machte fich dadurch auf leichte, freund liche Wetfe aus seinen Armen frei. Mit tMm-Athemzuge sog sie die fri fche, würztge Luft ein, einzelne Regen tropfen spritzren auf ihr dunkles Haar, in welchem fie blitzend wie Diamanten hängen blieben. Es ist vorüber, sagte die Dame, den Kon zurückwendend; der ftärtfte Schlag war auch der letzte, die Natur liebt effeltvolle Altschliisse wie ein er fahrener dramatischer Dichter. Mir war, als müsse ich in Feuer vergehen wie Semele, —- sie lachte leise, es llang ein wenig scharf und spöttisch, nichtso gut wie der weiche tiefe Ton, in welchem sie sprach — welch ein Ber gleich, lachen Sie nicht darüber? Aber ich fürchte wirklich, ich habe Sie durch meinen Schrei erschreckt und danle Jhnen abermals fiir Jhren Beistand. Dessen Sie nicht bedurften, antwor tete Buchrodt, neben sie tretend. Er hätte gern ein Wort iiber ihre Furcht lofigleit hinzugefügt, doch konnte er dieser Frau berbrauchte Complimente sagen? Die Phrafen erstarben ihm auf den Lippen. « Jch habe gelernt, allein zu stehen im Sturm —— ein leiser Seufzer schwellte ihre Brust —- da, sehen Sie, die glück lichen Blumen, o wie beneide ich sie! Der Regen strömte noch unvermin dert. Unbarmherzig schlugen die schweren, gleichsam auf Fäden gereih ten Wassertropfen die lnospenden Ro sen und Flammenblumen des Gärt chens zu Boden, lniclten die zarten, kaum entwickelten Triebe. Fragend blickte der Lieutenant feine Uquyuru un, cl verslllllv slc ruchl Gewitter imFriihling, fuhr sie, dies bemerkend, fort. Jst es nicht benei denswerth, dieses Blumenlos?....zu sterben in unentweihter Frische, ehe schwitle Sommertage sie verwellen lassen, ehe lüsterne Schmetterlinge sie berauben oder der lalte Herbst sie mit grausamer Langsamleit entbliittert, wenn nicht vorher die grobe Hand ei nes Bauern sie bricht, um sie nach tur zem Spiel achtlos in den Staub zu werfen! O, Sie lächeln —- tveil Sie mich nicht verstehen, Glücklicher, Sie besihen noch den Enthusiasmus, die goldene Hoffnungssreudigkeit der Ju gend, die sich tampslustig nach den Lei denschaften des heißen Lebenssommers sehnt. Ach, es ist ein ungleicher Krieg, in welchem der arme Sterbliche selbst siegend verliert! Denn was ist alles Glück, das wir mit unserm Herzblut erobern? Ein Phantom, das unter der zugreisenden Hand zerrinnt, ein Glas Champagner, von dem der prickelnde Schaum verflogen, die bit tere Erlenntnisz, daß alles eitel! Jch glaube nicht, daß Salomon bereits ein Greis war, als er sein schmerzliches Wort sprach: das wahre Alter ist zu frieden, weil es nur noch eine Hofs nung hegt und in diesernicht getäuscht werden kann. Aber mit starken, be gehrenden Sinnen noch zu sehen, daß die glänzenden Sonnen, nach denen man begierig haschte, nichts sind als slittervergoldete Pappscheiben, zu schmachten und doch wissen, daß alles trügt, Glaube, Liebe und Hoffnung, Treue und Vertrauen, Ruhm und Ehr geiz, hinter sich den Nebel, durch den die Schattenbilder unwiederbringlich verlorenener Jugend schreiten, vor sich eine nackte, lalte Einöde, das Herz in langsamer Qual erlaltend, verstei nernd —- sie unterbrach sich, als sie aus Buchrodt’s Lippen einen aufsteigenden Einwurf bemerkte — nein, sagen Sie mir nicht, daß ich noch jung sei, das wahre Alter rechnet nicht nach dem Tausschein . . . . Kriegsjahre zählen doppelt, sagt ihr Herren vom Militär wohl, und nach Goethes Autorität beißt Mensch sein ein Kämpfer sein· Wir alle kämpfen um das Eldorado und gewahren nur zu spät, daß wir eg in demselben Augenblick verlieren, in welchem wir diesen Kampf beginnen..., fürwahr, es stirbt als Knabe, wen die Götter lieben! Sie schwieg, das lockjge Haupt leicht an das Fenstetkreuz lehnend. Welch ein Weib.» Konrad Buchrodt schüt telte den hübschen blau-den Kopf- der Contrast zwischen dieser wunderbar schönen, noch jugendlich blühenden Ge sialt und ihrer pessimistischen Lebens aussassung erschien ihm denn doch zu seltsam. Prüsend schaute er sie an, ob sie scherze. . . nein, dazu blickte sie zu ernst, zu ergriffen. Und was wäre denn der Kern die ses Leben-. der Reiz, der uns daran fesselt, selbst wenn die Jugend ent schwunden ists Gelassen Sie mir diese Antwort, bat sie, und es lag in ihrem Blick et was, was das lauen beruhigte Blut suchtede wieder selbst puliiten ließd Es gicvt grad-na- nqw, weiche acht fiir ihr ganzes Leben einen Schimmel der Jugend zu bewahren wissen, unt ich glaube, Sie gehören zu diesen. Die Jugend ifi die Liebe, sagte er« durch diesen Blick keck werdend. Kind —- Berzethung, doch ich mus Sie fast so nennen: wissen Sie denn was Liebe iiti Jch glaube, daß ich es zu fühlen be ginne. Das übermiithige Wort wa1 ebensowenig mißzuverftehen als de1 feurige Angenstrahl, der es begleitete Jn das bräunliche, farblose Antlit der Dame schoß eine jähe Rötde, di1 sich bis an den herrlich geformter Hals- und Nackenansatz fortsetzte, ihr Augen funkelten wie vorher, als si· sich dem Bliß entgegen zu werfer schien. um die tiefrothen Lippen zuckt( es.... da trat die Kammerfrau eit und ritchete an sie einige Worte in ita lienischer Sprache, von welcher Buch rodt nicht mehr verstand, als sich be einer Reise durch «Jtalien in sechzig Tagen« nach dem Gsell Fels lerner läßt. Er glaubte etwas von Carrozzt zu hören. Ganz recht, denn die Dam antwortete, jedenfalls mit Rücksicht au ihn, deutsch: Gewiß nehme ich der Wagen, so einfach er fein mag. Jac ques soll sofort anspannen lassen unt den Kutscher aus der Stadt ablohnen Vergeßt nichts vom Gepack! — Dann als die Dienerin das Zimmer verließ wandte sie sich an den Dragoner-Lieu tenant zurück, mit jenem verbindlichei Lächeln, das dem wohlerzogenen Ge sellschaftsmenfchen als beständig Maske dient: Mein Diener hat einer Wagen aufgetrieben, so daß ich mein Fahrt fortsetzen lann, da auch der ilie gen nachliißt . . .. Wie seltsam dies deutsche Luft ist! Seit flinf Jahrei zum ersten Male athme ich sie wiede· und sofort verlockte sie mich zum Phi tosophiren. Es ist wahr: wenn vre Deutsche zusammentreffen, gründen st« einen Turn- oder Gesangverein; sint es ihrer nur zwei, so zerbrechen sie sid die Köpfe über verzwickte Probleme wobei sie natürlich stets entgegengesetz ten Auffassungen huldigen und ni« einer den andern bekehren wird. Unl wie sehr sind wir, die wir uns dat Volk der Denker nennen, von Aeußer lichteiten abhängig! Ein Deutschet Dorfwirtshaus, ein dito Gewitter unt Sonnenuntergang —- wer, dem eir Tropfen deutschen Blutes in den Ader fließt, könnte sich einer sentimentaler Schwärmrei enthalten und des Ver suches, daraus in geistreicher Gesell schaft —- sie begleitete das Complimen mit einem bezeichnenden, etwas toter ten Augenaufschlag —— ein philosophi. sches System zu zirnrnern2 Betroffen starrte Buchrodt sie an das war nicht mehr das leidenschaft liche, tiefempfindende Weib, das der bittern Schmerz um ein verfehltes Le ben im herzen trug, sondern eine kühl· und spöttische Weltdame . .. Die fein fte Kotetterie hätte kein besseres Mitte finden können, ihn noch mehr zu fes feln, und sie schien sich ganz natürlirt zu geben« Er murmelte, um feine Er regung zu verbergen, etwas von Stim mungen. Das ist es, Stimmung! sagte di» schöne Frau ein wenig überlegen. Nur wir Deutsche haben diesen Begrif« rein. .. Stimmung, Romantik, Poesie ein Mondscheinabend —- Eichendorff die Jugensdgeliebte am Arme eine Fremden — Heinrich heine, ein sonni ger Frühlingsmorgen —- Uhlawd, eins tolle Champagnernacht, in der mai unbequeme Erinnerungen zu erträn ken sucht —— Christian Giinther, es is eben alles voetische Stimmung in uns am meisten, wenn wir m der That ver stimmt sind Jch her-sichere Ihnen, in t-. .-t- Mk - austrank-(- gluuscll IIUW Mut-c IWII sc bildete Leute, wir Deutsche beschäftig ten uns hauptsächlich damit,Schweine fleisch. Sauerkrcmt und Kartoffeln zi verspeisen, zu exerciren und in düfteri Wäldern, die lange Pfeife im Munde Philosophie auszubriiteih Und wem dieses Bild auch arg übertrieben ist, ir den Grundzügen ift es doch richtig. Sie hatte bei ihrer lebhaften Red( die Handschuhe abgestreift und zeigt( auffallend kleine und wohlgepflegtq Hände, nach denen Bucheodt sehr eifrig spähte. Er konnte unter den drei ode1 vier Ringen, die sie trug, keinen Trau« ring entdecken. Das gab ihm fein( uternehmende Keckheit wieder. Stimmung? Mein berühmter schnei diger Kamerad würde es »stilvoll« nen nen; und welchen Stil erkennen Si( mir zu? hackländer und Strachwiy, Lebens freudigkeit, Nomantik und ——, es wa ren einige Augenblicke vergangen, eh· Jie diese Antwort gab, und der fein( Spott in ihren Zügen wieder einer Imildem träumerischen Weichheit ge wichen, die auch aus ihren Augen strahlte; jests unterbrach sie sich mit dernt Ausruf: Ah, da kommt der Wa gmesks einfaches murrsch-s Schweiz-» I-f wiigelchen rollte vor die Thiir, hochbe packt mit Koffern und Schachteln. Die italienische Kammerirau und Jarquet mit abgezogenem hute standen dane ben. Der Regen hatte nachgelassen, . von den Bäumen tropsten noch große, funkelnde Perlen. zwischen den Wol ken, die sich wie die verschiedenfarbigen Felder eines Fächers zufammenschoi » ben, begann schon wieder die blitzende « Frühlingssonne hervorzulugen. Wie schnell ist mir diese Stunde ver ; flossen, ich habe nie eine ähnliche er E lebt, seufzte Buchrodt, seiner Dame den . leichten Mantel umlegend. Er streifte d dabei ihre Hand und Schulter, und es r durchzuckte ihn wie ein eleltrischer : Schlag. Werden wir uns wiedersehen. Vielleicht — wenn die Götter es : Wollen! Darauf vertraue ich nicht, sie sind neidisch. Auch giebt es fiir mich nur noch eine Göttin, und wenn sie wollte —- aber ich fürchte, sie verlacht den Thörichten nur. Er stand dicht vor ihr, seine leuchtenden blauen Augen tief in die ihrigen senkend, und be merlte mit höher schlagendem Herzen, wie das Feuer seines Blickes abermals das Noth auf ihren Wangen entzün dete. Sie träumen schon wieder Roman tit, mein Freund. und wenn wir uns wiedersehen sollten, so würden Sie, fürchte ich, arg enttäuscht werden. Es ist etwas anderes, sich im nüchternen Kerzenlicht eines Salons gegenüberzu stehen, als unter dem Blitz undDonner eines Friihlingsgewitters. Was uns heute noch begehrenswerth erscheint, ist morgen ein bloßer Schatten, nicht werth, daß wir die Hand darnach aus strecten, und übermorgen vergessen, un q i i ukgcguugcu tm OUUMI Ucv RUND, s auf dessen Strome sich nur die frische Jugendtraft obenschwimmend erhält und ich habe sie verloren, ich bin eine alte Frau, die viel erlebt und gelitten. Sie werden nicht viel Mühe haben, mich und diese Stunde zu vergessen. Nie, nie! versicherte der Lieutenant feurig, die ihm gereichte Hand on die Lippen führend, ein wenig länger, als dies die Etitette erforderte, und als er sie freigelassen verdroß es ihn, die Ge legenheit, nach dem bedeutunggvollen Ringe zu sehen, nicht benutzt zu haben. Gewiß, ich werde Sie wiedersehen. Um mir und fich selbst zu zürnen, I daß die Folge nicht halten kann, was Sie sich vielleicht davon versprechen. Nein. es wäre zu schade um diese schöne , Erinnerung! Darum bitte ich, küm , mern Sie sich nicht um mich, bis viel leicht ein zweiter Zufall uns zusam menfiihrt. Was Lohengrin von seiner I Gemahlin fordert, werden Sie einer gleichgültigen Fremden nicht verwei gern. Wer ich sei und wo ich mich hin gewandt . . . . Sie verstehen? Das wohl, doch fürchte ich, meine moralische Kraft langt zu dieser Ent sagung nicht aus. Ach,sund wenn es sein müßte« wenn ich nicht allein das Recht, sondern auch .- die Pflicht hätte, sie zu verlangen! rief sie heftig, und es klang wie Schmerz und Zorn durch ihren Ton; dann, als sie seine Bestiirzung bemerkte, fügte sie weicher hinzu: Glauben Sie nur, es muß so fein, mein Freund. haben Sie Dank und leben Sie wohl und vergessen Sie —- Frau Melittat So eilig schritt sie hinaus, daß, als er ihr folgend in die Thitr trat, die Pferde bereits anz'ogen. , Ich have Jhr Wort, Herr Linne - nant Konrad Buchrodt, kein Forschen, " tein Suchen s—- das Unheil, nicht das " Glück führt die Menschen zusammen. ; Jhr Taschentuch wehte in ihrer ; Hand. Jetzt entfiel es ihr und schwebte , langsam wie eine vom Winde getra , gene große, weifze Blüthe nieder. Noch ; ehe es die Straße berührte, hatte der Lieutenant es erfaßt. Was ihn bis , jeyt in seinem Abenteuer bedrückend ; berührt, fast wie betlernmende Gewit ; tetfchwiile, verschwand vor dem golde nen Sonnenschein, der frischen Luft, . dem aufsteigenden Uebermuth. Er z preßte das feine, duftende Spidengh - webe an seine Lippen, schob es zwi ; schen die Knöpfe feines Rockes und - lachte in kecker Zuversicht hinter dem Wagen her: - Dieer Tuch zum Pfand, daß ich Dich wiedersehe! (Fortseßung folgU Schlechier Trost Frau: »Welch’ ein Unglück! Die Gerichtsfession ist geschlossen und mei ne Ehescheidungsklage ist bis nach Ab schluß der Gerichtdferien verlegi wor dens« Advokat: «Seien Sie froh, denn Ihr Mann wird fortfahren, Sie wäh st r- in: WIT- m gis kenn r e se « nor n sttgfeinP a