E immer geliebte Mädchen entlasten i te. Er dachte auch jetztwieder an- Luzic, während er schlaslos dem Morgen ent gegenharrise, der ein-e schwere Entschei dung bringen mußte. Ein aus der Richtung von Paris herüberschalleni des Geräusch iilnidigte den Anmarsch neuer Truvpenthetie an, aber die mei sten Franetireurs hörten es nicht, sie schliefen fest auf dem eisialteni Boden. Walter Bourreille konnte nichi schlafen-· ihm gingen zu viele Gedanken durch den Kopf, die ihn wach hielten. Er hatte die halbe Nacht noch vor sich und war so nahe bei Garches. Sollte es nicht möglich sein, vor Tagesan bruch Luzie zu sehen und zu sprechen? Wenn er sich vorher mit ihr ausges thnt hatte,wiirde er morgenmii ganz anderen Gefühlen in denKamps gehen. Ungefährlich war die Sache ja nicht, aber er kannte hier herum von Jugend auf jeden Pfad und jeden Graben, war auch durch die früher unter nommenen Streisziige ziemlich genau über die Stellung der preußischen Vorposten und Feldwachen unterrich tet. Zuletzt siegte die Sehnsucht, Lu zie wiederzusehen, und alle Bedenllich leiten. » Er erhob sich leise und ging der , osteniette zu, nachdem er vorher ein «Ziindhölzchen angesteckt und gesehm hatte, daß es zwei Uhr Morgens war. Er hatte also mindestens noch zwei oder drei Stunden vor sich, in denen er bequem durch die Cernirnngålinie nach Garches und wieder zurück gelan gen konnte. »Ich muß mich etwas vertreten, ich bin ganz steif gefroren,« sagte er zu seinen Kameraden, der hinter einem Baume Posten stand. »Nimm Dich in -Acht, Bourreille, die Preußen sind nicht weit,« antwor tete Jener. »Ach was, mir sollen sie nichts an haben,« meinte Walter, indem er wei ter schritt. Der Andere schaute ihm kopfschüt telnd nach und glaubte jeden Augen blick, im Vorgelände würden Schüsse gegen den waghalsigen Spaziergänger abgeseuert werden« allein Alles blieb still wie zuvor. Jn der That war Walter Bourreille gänglich unangefochten durch die preußischen Vorpostenietie hindurch gelangt; einmal hatte er eine seind liche Patrouille kommen sehen, vor der er sich in einem Graben versteckte, und wiederholt hatte er kürzere Srecken aus händen und Füßen zurücklegen müssen. Um das-Dorf Garches war er in einem weiten Bogen herumge gangen und jetzt glücklich bis zur Fa brik gelangt. Wie aber dort hinein gelangen, ohne den Preußen in die hände zu fallen? Er hätte sich des wegen nicht so viele Sorgen zu machen brauchen, wenn er gewußt hätte, daß die sämmtlichen in der Umgegend zer streut liegenden Truppen bereits am Abend zusammengezogen worden wa ren. Deswegen lag die Fabrik jetzt ganz dunkel und todt vor ihm; das Wohnhaus derGebriider Montmayeur konnte er nicht sehen, da es durch die abrit verdeckt wurde. Er hatte sich m eine vielleicht hundert Schritte von leyterer entfernte Baumgruppe geschli chen, um erst zu relognosziren und ei nen Plan zu entwersen, und lag dort zwischen dem Unterholz und dem Erd boden, um gegen jede Entdeckung ge sichert zu sein. Wuyreno er ausmellsam noch Dem Gebäude, in dern er schon so furcht bare Stunden durchlebt hatte, in iiderschaute, öffnete sich drüben plötz lich eine Thür, und zwei Personen er schienen in derselben. Die eine blieb aus der Schwelle stehen — es war eine Frau, so viel Walter in der nächtlichen Dunkelheit unterscheiden konnte. Die andere, ein Mann, verließ das Haus und entfernte sich eiligen Schrittes in der Richtung nach Garches. Er tam ziemlich dicht an Walter vorüber, der jetzt Johann v. Montinayeur in ihm erkannte; dann verschwand er im Dunkel. Die Frau war ihm von Weitem ge solgt und kam jetzt gleichfalls näher, Jenem noch immer nachs uend· Sie schien mit Ungeduld au seine Rück lehr zu warten und athinete aufgeregt, wie Walter deutlich hören konnte, der längst in· ihr seine Geliebte erkannt hatte. Länger duldete es ihn in sei nem Versteck nicht; er richtete sich em por und eilt-e mit den Worten: »Lu ziet Mein geliebtes Mädchen!« aus sie zu. " Sie stieß einen leisen Schrei aus und schien fliehen zu wollen, aber er war schon dei ihr, umschlang sie und küßte sie, indem er ihr zuflüsterte: »Ich bin es ja, Luzie, Walterz habe doch leine Furcht! hast Du mich k 1 Idenn nicht gleich an der Stimme er tannti« - »Du hier, Walters Großer Gott« iwaö haft Du gewagt! Einmal habe sich Dich zu retten vermocht, zum zwei stenmale dürfte es unmöglich sein.« »Ich hielt es drüben nicht länger aus, Luzie. Jch mußte hierher eilen, lum Dir zu sagen, daß ich Deine cSchuldlosigkeit erkannt unsd Dich im (mer geliebt habe und immer lieben .werde!« I »Du hältst mich also nicht mehr Fsür schuldig? Wer hat Dir denn gesagt ——— » »Ich erhielt in Paris einen Brief von einem gewissen Courlande.« I »Dem darfst Du glauben, denn er ;ist unser Freund, der es sich zur Auf gabe gemacht hat den Mord an Dei nem Vater aufzuklären« Sie hielt tn-,ne um eine Weile angestrengt in der l Richtung nach Garches hin zu horchen, so daß Walter fragte: ; »Was hast Du denn, Luzie?« i »Ach, Du weißt ja natürlich nicht-— Les Bernadettes ist niedergebrannt — Klaudine schwer verwundet!« « »Das arme Mädchens« sagte er theilnehmend, ohne des eigenen Ver mögensverlusteö durch den Brand mit seinem Worte zu gedenken. · »Sie ist bei uns in der Fabrik, und der deutsche Stabsarzt hofft, sie am Leben erhalten zu können. Aber vor hin hat sie sich im Wundfieber den Verband von ihrerWunde gerissen, die aus’s Neue zu bluten anfing, und ist dann wieder in eine Ohnmacht gefal len. Herr Johann v. Montmayeur ist nach Garches geeilt, um den Doktor zu holen, während Herr Georg so lange bei der Kranken ist. Doch Du darsft nicht länger hier weilen, Wal «ter, jeder Augenblick kann Dir Gefahr breiten-n « ! F »Es ist nicht so schlimm. Die Preußen in der Fabrik scheinen ja Alle zu schlafen.« . »Dort ist Niemand Sie sind gegen sAbend sämmtlich nach Garches abge riickt, aber sie können jeden Augenblick zurücktornrnen.« »Sei ganz ruhig, sie sollen mich nicht fangen. Zuerst sage mir, ob Du mich noch immer liebst.« - »Qb ich Dich liebe, Walter?« mur melte sie mit unbeschreiblicher Zärtlich teit. »Du darfst nie wieder daran zweifeln.« »Und Du verzeihst mir?« »Was hätte ich Dir denn zu ver zeihen? Der Schein sprach ja gegen mich!« »Ja, das ist wahr, und deswegen mußt Du mir noch Eines sagen, wenn ich morgen ruhigen Herzens in den Kampf gehen soll. Weßhalb hast Du damals Deine Pslegemutter verlas sen?« ,,Bis vor wenigen Tagen hätte ich Dir das nicht sagen dürfen, Walten Jch hatte mir eine Ausgabe gestellt, deren Lösung in ersterLinie das tiefste Geheimnis; erforderte. Deswegen woll te ich vor Frau Doriat und Dir, so wie Paul und Heinrich gegenüber lie ber schuldig erscheinen, als jenes Ge beimnisz preis-geben Jetzt tann ich es Dir anvertrauen, wenn Du mir schwö ren willst, daß Du nichts thun wirst, um die Ausführung meines Vorha bens zu «verhindern.« 2 »Ich schwor-e es Dir, Luzie!« ; »Nun, so höre. Der Mann, der Deinen Vater ermordet hat, ist Jo hann v. Montmayeur. Du kannst Dir nun also selbst die Frage beant worten, ob es möglich und denkbar ist« daß ich jenen niederträchtigen Mörder iliebe! Er aber ist wie toll in mich iveriiebt und dadurch hoffte ich ihn zu einem Geständniß zu bringen, auf Grund dessen ich ihn den Gerichten über-liefern und meinen Pflegevater kDoriat retten könnte. f «Jn dieser Hoffnung bin ich schein Zbar auf seine Werbung eingegangen. Nun wirst Du meine bisherige Hand Zlungstveise verstehen.« s Walter stand mit geballten Fäusten neben ihr und schien in der Richtung nach Garche3, wohin er Montmayeur hatte gehen sehen, dabonstiirzen zu wollen. Sie packte ihn am Arm und sagte mahnend: »Vergiß nicht, Walter, was «Du mir soeben geschworen hast! Klau dine und ich haben das Geheimnisz un ter den härtesten Prüfungen bewahrt —(- Du mußt das auch thun, sonst ist Doriast rettungslos verloren!« »Aber warum zeigst Du den Mör der denn nicht einfach beim Gericht an?« »Wir haben ja .teine Beweise gegen ihn.« Mit hastigen Worten gab sie ihm eine kurze Schilderung der Ereignisse, nach der er sie von Neuem stitrmissch küßte, indem er murmelte: » s »O, Du Gutes Wie bitter unrecht haben wir Dir gethan!« »Ich habe Euch Allen längst Verge ben,« sagte ste, sich ihm entwindend.i »Nun aber ist es die höchste Zeit stir! Dich, Walter.« » « »Ja, ich gehe schon,« antwortete eri resignirt. »Na-r noch einen letzten« Kuß gteb mir auf den Weg mit.«« EineMinute nachher schlich sichWal ter wieder vorsichtig in der Nichtungs davor-, aus der er vorhin gekommen war, während Luzie langsam nach der Fabrik zurückkehrte. Kaum warens Beide aus der Baumgmppe herausge-; treten und nach entgegengesetzter Rich-; tung auseinander gegangen, als nichts weit hinter ihnen sich im Unterholz ein! Mann vom Boden aufrichtete. Erj folgte Luzien, aber mit wantenden Schritten, so daß es fast scheinen konn-l "te, als ob er betrunken wäre. Es wars Monwtmaheur der das junge Mädchen; einholte, als sie gerade wieder in die» Fabrik eintreten wollte »Ist der Doktor nicht gleich mit Ih nen gekommen?« fragte sie ängstlich . »Ich konnte ihn bis jetzt nicht auf- ! finden, « entgegnete er mit seltsam ver- « änderter Stimme. ,,Kehren Sie jetzt zu Jhrer Schwester zurück, ich will nochmals nach Garches gehen. Man suchte den Doktor und ich werde mit ihm kommen, sobald er gesunden is.« »Ach ja, thun Sie das, bitte,« ver setzte Luzie und fügte noch einigeDan iesworte hinzu, nicht ahnend, daß e5’ Montmayeur gar nicht eingefallen war, nach Garches zu gehen. Jhm konnte ja gar nichts Erwiinschteresk begegnen, als daß Klaudine an denl Folgen dieses neuen Zwischenfalles zstarb, da wollte er sich wohl hüten, den jArzt herbeizurufen. Er war daher nur zum Schein von der Fabrik so weit fortgegangen, bis ihn Luzie nicht mehr sehen konnte, und dann langsam wieder umgekehrt. Dabei hatte er in der Nachtstille Stimmen vernommen, sich leise und vorsichtig der Baum gruppe genähert und den ganzen letz ten Theil desGespräches zwischenWal ter und ihr belauscht. » Eine furchtbare Wuth, ein namen-; loser Grimm erfüllte Johann v.Mon-t-« Imaheun Also er war der Nat dieses «Weibes gewesen, das ihn nicht liebte, sonden aus tiefster Seele haßte und ·nur nach dem einen Ziel trachtete, ihn zu verderben! Aber es sollte ihr nicht’ gelingen, er wollte über sie und Allei triuinptyiren Kaum hatte Luzie die Thiir hinteri sich geschlossen, als er in der Richtung davonstiirzte, in der er Walter Bour-« reille hatte fortgehen sehen. Der junge-; Man-n konnte noch gar nicht weit ge-:z kommen sein, und in der That sah« Monxtmaheur schon- bald die Umrisse. »seiner Gestalt vor sich aus dem Dunkel. hauftauchen Er gewahrte recht gut ldaß Walter einen Verfolger hinter sich Ewiihnte und sich zu verstecken suchteJ iaber Montmaheur ließ ihm keine Zeiti Idazu. « — - - m sw so i »wu: greulich Herr Jouurreiuy »u- - ten Sie doch,« rief er ihm schon aus einiger Entfernung mit gedämpftet Stimme zu. s Walter erwartete den Heraneileniz den, und als er ihn erkannte, sagte ers blos: i »Sie, Herr von Montmayeur?« Die übrigen-Worte, die ihm aufz die Lippen lamen, drängte er mit Ge I walt zurück, des Schwur-es eingedenk,l den er Luzie geleistet hatte. I Jener aber flüsterte ihm, als er her- « angekommen war, hastig zu: »Jl)rej Pfegeschwester liegt im Sterben unt-« möchte Sie gerne noch einmal sehen. Deshalb hat mich Fräulein Luzie Jus — nen nachgeschickt.« Walter zögerte einen Augenblick Er hatte die unbehaglicheEmpfindung, als - ob ihm eine Falle gestellt werde. Allein . dann fiel ihm wieder ein, wag Luzie von ihrer Schwester gesagt hatte, und» so entschloß er sich denn mit Mom maheur zu gehen-. Freilich konnte er; nur wenige Minuten bei der Sterben s den weilen, denn er mußt-e sich beeilen,« wieder zu seinen Kameraden zurückzn » kommen, aber ihre Bitte durfte er doan nicht unerfiillt lassen. , »Bitte, gehen Sie voran,« sagte ers kurz. »Ich folge Ihnen« ! Der Fabrilbesitzer schritt rasch vor aus, seine Augen blitzten und um sei ne Augen spielte ein grausames Lii cheln. Er öffnete die Thür, durch die auch Luzie vorhin wieder in dieFabrit gegangen war, indem er sagte: »Fal gen Sie mir, so gut es geht. Jch habe leider keck-n Licht bei mir. Hier kommt eine Treppe.« Beide tasteten sich die Stufen empor bis in den ersten Stock. Walter wun derte sich zwar, daß man die Verwun dete hier in der Fabrik und nicht in dem Wohnshcmse untergebracht habe aber das war wohl nicht and-ers zu . 4L-! machen gewesen. So folgte er denn seinem Führer über den langen Gang und trast in ein Zimmer, dass dieser ge öffnet hatte. Von Neuem überlam ihn der Argwohn, der zuerst in ihm aus getaucht war. »Wo ist Klaudine?« fragte er unge duldig. Er hörte, wie Montmayeur dieThiir abschloß, durch die sie eingetreten wa ren, und sah, wie er dann mit einem Zündhölzchen eine auf dem Tische ste hende Kerze anzündete. Der Raum, in dem beide sich allein befanden, schien früher eine Art Bureau gewesen zu sein; es standen ein paar Tische mit Schreibgeräth und einige Stuhle da rin. .,Weshalb haben Sie mich hierher gefiihrt? Wo ist Klaudine?« fragte er mit erhöhtem Unwillen, und als er sah, wie sich das Gesicht des Chemikers daraus zu einem höhnischen Lächeln verzog, vermochte er nicht länger an sich zu halten. Vorhin, im nächtlichen Dunkel, hatte er diese oerhaßten Züge nicht erblickt; jetzt aber sah er sie vor sich, und nun vergaß er den Eid, den er Luzise geschworen hatte. Abscheu und Verlangen nach Rache trugen in ihm den Sieg davon. Er stürzte mit dem Aufschrei: ,,E.lender Raubmör der!« auf den Chemiler los, packte ihn und suchte ihn zu Boden zu werfen. Montmayeur hatte sich überrumpeln lassen und schwankte im ersten Augen blick; da er aber bedeutend stärker war als sein Gegner, so gelang es ihm sehr bald, sich von diesem loszumachen und Walter gegen die Wand zu schleudern. Dann zog er ein-en Revoslver hervor, richtete die Mündung gegen ihn und sagte laltbliitig: ,,Sobald Sie noch einmal Miene machen, mich anzugrei ken. schiene ich Sie ohne Gnade und Barmherzigkeit nieder.« »Du haft meinen Vater ermordet, und das sollst Du büßen!« stöhnte Walten »Sie werden wohl daran thun, sich Iarüber klar zu werden, daß Sie voll ständig in meiner Gewalt sen-d. Sie verdsen vorhin schon bemerkt haben, daß ich Ihnen an Kräften überlegen bin, dann habe ich diesen Revolver hier, währen-d Sie waffenloss sind, und endlich lockt jeder Schuß, den ich ab feure, sofort die Preußen herbei, die sich sehr freuen werden, den ihnen neu lich entwifchten Gefangenen wieder in ihreGewalt zu bekommen. Sie dürften diesmal nicht viel Umstände mit Ih nen machen.« Diese Bemerkung brachte den jun gen Mann wieder zur Vernunft. Er faßte sich und fragte mit ruhigerer Stimme ,,Weshalb haben Sie mich hierher gelockt? Was wollen Sie von mir?« »Ich habe Sie, wie Sie inzwischen wohl schon selbst gemerkt haben wer den, nicht hierher gelockt, um einem Wunsche oon Fräulein Klaudine zu genügen, die Von Jhrem Hiersein gar keine Ahnung hat,« versetzte Mammo heur höhnisch, »fondern vielmehr, um eine Privatangelegenheit mit Ihnen zu ordnen. Erst wenn das geschehen ist, werde ich Jhnen jene Tbür öffnen. Jeder Versuch der Widersetzlichkeit aber kann Jhnen verhängnißvoll wer den.« »Was wollen Sie also von mir?« Viederholte Walten »Sie sollen mir eine Befcheinigung Darüber ausstellem daß Sie die An gaben der Schwestern Luzie udelau vine in Betreff des Todes Jhres Va ters für erfunden und durchaus un glaublich halten.« Waltet Bourreille lachte schneisdend aus. ,,Gar nicht übel ersonnen, aber lieber will ich mir die Hand abtyacken lassen, ehe ich solche infame Lüge nie derschreiben sollt« »Ganz wie Sie wollen. Jch gebe Ih nen fünf Minuten Bedenkzeit Wenn sie abgelaufen sind, werde ich durch ei nen Schuß aus dem Fenster die Preu ßen herbeirufen und Sie ihnen aus liefern.« »Niederträchtiger Schmie!« knirsch te Walter sich nur mit Mühe so weit beherrschend, daß« er sich nicht aus’5 Jtewe ungeachtet desRevolvers auf die sen Dämon in Menschengestalt stürzte. Abeszener hatte ihn vollständig in sei Iver Gewalt. Dabei wurde es drau szen mit jede-m Augen-blicke lichter, und schon trat, wie er durch das Fenster sehen konnte, der Gipfel des Month levien aus dem Nebel hervor, der über der Ebene lagerte. »Was soll ich denn schreiben?« frag te er mit Thränen in den Augen, wäh rend die verhaltene Wut-h seine Stim me erbeben ließ. »Es ist schön, daß Sie Vernunft an nehmen. Bitte, setzen- Sie sich dort htn,« versetzte der Chemikets, auf den Tisch deutend, »dann werde ich dikti ven.« Walter rückte das Licht näher, legte das Papier zurecht, tauchte die Feder ein und schrieb wach dem DittatMonst mayeurs Folgendes: »Chemische Fabrik in Garches, den 19. Januar 1871. Heute, am Morgen der bevorstehen den Schlacht, erkläre ich, Endessunter zeichneter, daß aslle Aussagen der Schwestern Luzte und Klaudine Thi baude tin Betreff des Herrn Johanns v. Montmayeur und seiner Schuld am Tode meines Vaters leere Erfindun gen sind. Herr v. Monstmayeur ist mein-Freund und vollkommen Unschul dig an der ihm ansgedsichteten Unthat.« Als er unter das Schriftstijck seinen Namen gesetzt hatte, las Mowtmayeur es durch, steckte es ein und sagte dann, iwdem er ihm die Thiir öffnete: »So, jetzt sind Sie frei!« Der junge Man-n stürzte mite eine Verwünschung aus den Lippen hinaus und gleich darauf sah der Chemiker ihn von der Fabrik über das freieFeld hin eilen. Er hatte das Licht ausge löscht und war an das Fenster getre ten. Während er ihm nachblickte, bis die Gestalt im Nebel verschwunden war, kam ihm dser Gedanke: »Dieser da und seine Kameraden, die sich für das Vaterland tödten las sen wollen, haben doch einen Zweck, ein Ziel im Leben. Sie sind glücklich!« ihm zuzuraunen: ,,Mache es wie sie, stelle Dich in die Reihen der Kämpfer! lKämpfe Seite an Seite mit dem Soh ne Dein-es Opfers, bis Du ehrenvoll fällst. Aber finster lächelnd schüttelte Ier den Kopf. »Thorheit! Sentimsen talität!« M» C--.s, I-! ·«!.L-« F« k,:) M.I-« Und eine geheimnißvolleSitimme schien E Or akzuu stu, tuccuu us« W- Jan-seyn haus, wo Luzie ihm bereits in angst voller Erwartung entgegenkam Der ,Anblick des Mädchens-, dessen wahre lGesinnung gegen ihn erst diese ver hängnißvolle Nacht geoffensbart hatte, stack-Ue srine LButh aufs Ikue an und er vermocht-e es kaum über sich, ,i-hr mit geheucheltem Bedauern zu ver -sichern, der Stabsarzt sei trotz aller HBemiihungen unaufinsdbar gewesen jDann ging er ins sein Schlafzimmer und schloß sich ein. Er war in einer entsetzlichen Gemüthsversassung und wollte nichts mehr hören usnsd sehen, . weshalb sein Ersies war, daß er sich durch ein starkes Opiat Schlaf zu ver schaffen suchte, was ihm auch gelang. Luzie war inzwischen-wieder zu ihrer Schwester zurückgekehrt und hatte die noch immer im Fieber Liegende zu be ruhigen und ihr einenNothverbandan zulegen gesucht. Wie einen ihr zu Hilfe gesandten Engel begrüßte sie den jgegen sieben 11hr,als draußen noch Alles in Nebel gehüllt war, in das Krankenzimmer tretenden Stabsarzt Der wackere Mann hatte fiir die beiden Schwestern wirklich-e Theilnahme ge faßt undtvar trotzdmn Qllks auf ri nsen im Laufe des Tages zu erwarten den größeren Fiarnpf hindeutete in der Morgenfriihe rasch noch einmal zur Familie geeilt, um nach Klaudine zu sehen. »Nimm hatte Doktor Eversmann, so hieß der Stabsarzt, gehört, was während der Nacht geschehen war, als er zunächst einen neuen kunftgerechtsen Verband anlegte. Luzie half ihm unsd erzählte dabei, wie entsetzlich es ihr ge wesen fei, daß man ihm diese Nacht nicht habe auffinden können, da sie mehrmals geglaubt habe, es gehe mit der Schwester zu Ende. »Man hat michnicht finden können? Wer hat mich denn gesucht? fragte der Stabsarzt erstaunt. »Herr Johann von Montmayeur selbst. Er war zweimal in Garches und hat sich, wie er sagte, die erdenk lichfte Mühe gegeben, Sie ausfindig izu machen, indefz vergebeng.« »Das ift mir unverständlich Jch lhabe die ganze Nacht mein Quartier «nicht verlassen. Da muß ein Mißver sstänsdniß obwalten.« Er gab dann znoch eine Reihe von Berhaltungsmaß sregeln, die Luzie piinltlich zu halten zversprach und schloß mit den Worten: "«Geben Sie alle Stunden einen Löffel von der neuen Ajtedizirk der es hof fentlich gelingen wird, das Fieber ein zudämmen Sobald es mir möglich ist, werde ich wieder nach unserer Kranken fehen.« x Als der Arzt fortgegangen war, neigte sich Luzie iiuer ihr-e Schwester und küßte die arme Kranke. Sie wuß te jetzt, daß Johann nicht gewollt hatte, daß der Doktor in dieser Nacht komme, weil er hoffte,Klau-dine würde ohne dessen Beistand sterben. Courlande hatte bei der letzten Zu sammenlunft zu ihr gesagt: »Nachdem Montmayeur die beiden Briitefe gelesen hat« die Sie und Ihre Schwester nach meinem Diktait geschrieben haben, wird er auf ein neues Verbrechen sm wen, um das erste zu verdecken Jhrer — glaubt er sicher zu sein«v weil er sich von Jhnen geliebt währi«—der umsichtige Agent konnte nicht ahnen, daß Monst mayseur sehr bald über dies-en Punkt anders denken würde —- ,,u-nd deshalb - haben Sie selbst für Jhre Person nichts von ihm ziu fürchten. Anders aber steht es mit Jshrer Schwester» Deren Anklage hat er zu fürchten, und deswegen hege ich keinen Zweifel da ran, daß er bei sich längst beschlossen hat, sie zu tödten-, wenns ihm das Schicksal nicht »die Mühe erspart. Er wird sie natürlich nicht affen, mit Dolch oder Revolder, zu tödten wagen, sondern Gift, die Waffe der Feigen, wählen, das ihrn als Chemiker ja je derzeit zur Verfügung steht. Er. wiird Versuchen, ihr zuerst kleine Dosen bei zubringen, um so den Schein zu er wecken, daß sie an eine natürlichen Krankheit dahinsieche. Darum wachen Sie Tag und Nacht über Fräulein Klaudine, weichen Sie nicht von ishr unid halten Sie Jhre Augen offen. Es ist ein gewagtes Spiel, in das wir uns eingelassen haben-, aber es bleibt uns kein anderes Mit-tel. Und wenn Sie nur den Muth nicht verlieren, dann stehen wir, wie ich hoffe, auch bald am Zielet« Dies-e Nacht hatte Montmayeur nusn offen-bar gedacht, Klaudine werd-e ohne rasche ärztliche Hilfe wohl kaum den Morgen erleben, und deswegen war er entweder gar nicht in Garches oder wenigstens nicht bei dem Stabsarzt, dessen Quartier er ganz genau kann-ste Wen-n er nun sah, daß ihre Schwester noch lebte, dann würde er zweifellos suchen, in der von Courlande angedeu teten Weise sich der gefürchteten An klägerins zu entledigen. (Fortsetzung folgt.) - « -.- ------ — Der kluge Sohn. Jm fernen Morgenlamde lebte ein reicher Mann, dem der Himmel zu gleicher Zeit drei Söhne geschenkt hack te. —- Als die-selben herangewachsm waren, rief sie der Vater eines Tages zu sich Und sprach zu ihnen: »Ihr seid jetzt groß uind stark geworden und steht miir im Geschäfte hiilsreich zur Hand. Da Jhr Euch aber nicht immer so ver t·r—aget, wie es Brüder eigentlich sollen, unid da ich nicht weiß, wem von Euch ich einmal das Geschäft übergeben soll, da Jhr alle drei eines Alters seid, so habe ich beschlossen dasselbe Demjeni gen zu übertragen, der mir nach drei Jahren die größte, ihm selbst gehörige Summe Geldes aufweisen kann.« -—· Set und Phrat waren mit demVor schlage ihres Vaters Völlig einverstan den, denn sie hatten« sich zu strebsamen Kaufleuten herangebsildet und zogen ge trosten Muthes in die Ferne. Während jeder der beiden Brüder bis in die späte Nacht hinein arbeitete, dürftig sich kleidete, kümmerlich sich nährte, und Heller zu Heller legte, trieb sich Ali, der letztgeborene, in den Wirthshäusern seines Heimathsortes umher und machte Schulden über Schulden. Ein Jeder borgte ihsm gern-, denn man wußte, das; sein Vater der reichste Mann der Stadt war. Die ier war oerruot, daß sei-n ihm lieva Sohns die Schwelle seines Hauses mied, obwohl er die Mauern seiner Vater stadt nsicht verlassen hatte. und mit Bangen sah er der Zukunft entgegen Kurz vor Ablauf der drei Jahre er fuhr der Vater eines Tages, daß Ali plötzlich von dannen gezogen sei, nach dem er vorher sämmtliche Schulden gie tilgt hatte. — Wohin er sich begeben, wußte Niemand. —— · Als die verabredete Frist abgelauer war, stellten sich Set und Phrat im Hause ihres Vaters ein und breite-ten vor diesem die Schätze aus, die sie im Laufe der drei Jahre gespart hatten. Sie hatten Beide fast gleich viel und der Vater sprach seine Freude und Zu friedenheit aus. Da trat plötzlich Ali in’s Zimmer; reich inv Sammt untd Sei-de gekleidet, strahlend von Brillaiw ten; zwei Diener begleiteten ihn und schütteten vor den Augen der über raschten Brüder nnd des vor Verwun derung sprachlos dasitzenden Vaters den Jnhalt mehrerer Säcke aus eine-n Teppich aus. Der Glanz des Gobdes, das Feuer der Edelsteine blendete schier die Umherstehenden und sreudestVa-h lend rief der Vater sein-en Liebling zu »Ich wußte es,« sprach er »daß Du der Klügste bist und Du sollst auch ein mal die Schalle Deiner Väter erben. Dein-e Vriitder werden Dir gerne hülf reich zur Seite stehen . . . . Aber sage m-ir, wie Du es angefangen. so unentd « liche Reichthümer in der kurzen Zeit zu erwerben-?« — ,,Lächelnto beugte sich Ali zu seinem Vater nieder und slüssterte ihm ints Ohr: »Ich habe eine reiche Frau ge heirathet!« (Fl· BL)