M Jeanne. Von h.Mara. Es lag weit draußen, fast am Ende der Stadt, aber es war das- hübschefte hänschen in ganz Bitte; die beiden hohen Bäume vor der Thür beschatte len das has,ns ohne es zu verbergen; es war weiß angestrichen und hatte grüne Löden und an den Fenstern blühten dunkelrothe Blumen Die Schule war eben aus und die fröhlichen Kinder eilten jubelnd nach Hause. »Sieh,« sagte ein kleines Mädchen zu seiner Gefährtin als sie an dem weißen Häuschen vorübergingen »sich die schönen rothen Blumen!« »O,« rief die andere unsd zog die . men bliillyen, wohnt der Motd!« - und bohrte ihr die kleinen Fäuste In die dem Ubert-dessen durfte sie, Jeanne, Freundin schnell fort, »die smsd schreck lich!« Sieh nur, die Blüthen gleichen Bluisiropfem die langsam herasbfallen Meine Großmutter sagte: wo die Blu Die Kleinen sprachen laut, nach Kin derart, unsd die junge Frau, die auf dem Balkon faß, hatte jedes Wort ge hört. Erschreckt, mit ver-störten Zügen, sprang sie aut: »Fort sollen sie, die fchreclfkchen Blu men-l« unid sie eilte in’s Zimmer — axber da stand die Wiege. Sie riß ih ren Kleinen in die Höhe und drückte ilm an sich. Das Kind lachte und lrähte Angen. Sie küßte flin, und spielte mit ilnrh bis er einschlief — und die rothen Blumen waren vergessen-. s—— — Als die junge Frau ein klein-es Mäd chen war, hatte das weiße Häuschen anders ausgeschm, als jetzt. Da wohn te det alte Didier mit seiner Frau Und feinen zwei Knaben darin; er war ein Künstler von Gottes Gnaden und ein Ltrmp aus eigener Kraft. Er ließ das Haus verfallen, mißhansdelte Frau und Kinder und trug jeden Frank, den er verdienste, in die Schenke. — Wie an ders war ihr eigener Vater gewesen! Wenn er nach Hause kam, lief sie ihm jubelnd entgegen; er hob sie auf und trug sie in’s Haus zur Mutter. Nach noch ein klein wenig unten bleiben und, auf dem Sopha lieged, zuhören, wie der Vater erzählte; sie mußte verspre chen, die Augen zu schließen — und wenn- sie sie wieder öffnete, war es Morgen und sie lag in ihrem Bett — aber sie konnte sich nicht erklären, wie sie dahin gekommen-und wenn sie frag te, lachte nran sie aus: ein so großes Mädchen usnd weiß nichts, wie sie in’s Bett gekommen! Von ihrem Vaterl hatte sie die dunklen Augen« geerbt und das sonnige Temperament, von dert Mutter die goldenen Haare und diej Sonngieit und die wundervolle Zart heit der Haut Der Vater wurde krank und mußtej im Bett liegen. Er sah todten-blaß aus » unsd zuweilen hustete er in der Nacht so’ statt, daß sie davon erwachte. ! Eines Tages kam die Tanie Mart-i atme, die nicht einmal französisch spie-i chen konnte, und nahm sie bei der Hand» tmd führte sie hinunter in den Salon Da lag der Vater in einem ganz engen Bett und es waren viele, viele Blume-m da und große Kerzen brannten auf l hohen schwarzen Leuchtern. Sie wolltej den Vater küssen, aber Tante Marian ne zeigte aus die gesalteten Hände und die geschlossenen Augen und Jeannel begriff Mß et schlief Wd ließ sich stillt hinaus führen. Demn zog sie mit der Mutter in ein kleines Häuschen am Ende von Di dier’s Garten; sie spielte mit Jean Adieu der nicht viel älter war, als sie, nnd der so schöne blaue Augen hatte, so hell lachen konnte und immer solch tolle Streiche machte; und sie liebte Vierte, der viel, viel größer war — aber vor dem »ersten Didier« fürchtete sb sich. Und er liebte sie! Wenn sie im Garten mit ihren Puppen, oder auf der Straße Ball spielte, tief er leiden schaftlich: die möchte ich malen! Die ill- ja tausendmal schöner als all die Haus-baden Raphaels — und mit « f TM hingen- die Blicke des Will-trun sM Malers an den blonden seiden « heissen Locken, die das erhitzte Gesicht mahsnten und an den- dunklen , die fett in fröshlichem Ueber lachten und dann- tvieder mit thdiewistvnckim— Die-»Wer: sen-rette not, - Url. erst zärtlich- dmm drohend. d,liefftin’i fund sich hinter dem der Mcmzeystersaßundnähte MJIIMÆ L — - — nun nie, nie mehr schlagen?« und tanzte vor Vergnügen ans einem Bein; der älteste Sohn, Monsieur Vierte, wie ihn die Leut-e nannten-. stand todten bleich an der Bahre; er biß die Zähne; auf einander und in seinen großen Axt-L gen leuchtete es — aber man wußte nicht-, war es Freude oder Trauer. Wenige Wochen später hatte auch Frau Diidier sich todtgetrunkens und Jeanne’s Mutter zog mit dieser zu Pierre und Jean—, um ihnen die Wirth schaft zu führen — so war’s am Besten für Alle; Frau Mars brauchte nun nicht mehr so emsig zu nähen und Pierre’s Verdienst trug der Vater nicht mehr in die Schenke. »Wie glücklich waren diese vier Men schen! Pierre sorgte für Alles, konnte Alles, wußte Alles. Frau Mars führ te die Wirthschast, und wenn Pierre von der Arbeit kam —- er war Zeichner in der großen Tapetenfabrik —- und die Kinder aus der Schule kamen, er wartete sie ein seckeres Mahht hübsch angerichtet auis ocurnensgejchmuater, weißgedeckter Tafel. Das that ihrem Schönheitssinn und ihrem Magen gleich wohl. — Die Kinder spielten zusam men, machten unter Pierre’s Ausfsicht ihre Schularbeiten und waren sehr; glücklich; Abends aber wsar’s am schönsten; dann saß die ganze Familie um den runden Tisch, die Lampe brannie, Frau Mars und Jeanette hat ten eine Handarbeit und Vierte las ils nen wundervolle Geschichten vor, wäh rend Jean Menschen oder Landschaf ten zeichnete — je nach dem, was die Geschichte i-hm·eingab — meistens war es aber doch Jeanette’s Bild, das er aus dein Papier oder aus Thon gebil det vor sich entstehen ließ. Wenn sie sich entzweit hatten, zeichnete Jean Schlangen, die arme kleine Vögel mit giftigen Blicken bypnotisirtem oder Katzen, die spitze Krallen tief in den kleinen Körper der armen Vögel bohr ten — aber die Schlangen und Katzen hatten Jeanne’s Gesicht und die armen rnrschuldigens Vöglein sahen Jeans Di dier frappant ähnlich. Wenn Pierre diese Bilder sah, zuckte es um seinen schönen, ausdrusclsvollen Mund nnd in den Augen lag eins düsteres Feuer, aber er ließ die Kinder gewähren . . .. Und dann — wie war das nur so schnell gekommen? —- waren sie keine Kinder mehr. Jean sollte nach Paris, um sich vollends zum Künstlerauszubilden und Jeanne in die Stadt, um Blumen machen zu lernen. Noch aber tonnste sie nicht fort, die Mutter war kränklich und bedurfte ihrer. Es war arn Tage von Jean"5 Ab reise; Jeanne allein hatte ihn zum Bahnhsof begleitet, Pierre konnte sich nicht frei machen, und die Mutter war zu krank um auszugehen —- Jetzt saß Jeanne im Garten in der Laube, vor ihr stand ein großesBild, daß ihrJean noch im letzten Augenblick gegeben—es war sein seor gerungeneg Portrait in Kreide, ein letztes Geschenk für Jeanne. Das junge Mädchen blickte mit Ebra nenilberströmtem Gesicht dran und sliisterte vor sich hin: ,,Leb’ wohl, leb’ wohll« Sie war so in Träumen ver sunken, daß sie Pierre nicht hörte, der leise herangekommen war und jetzt hin der ihr stand. Als sie sich plößlich umso-h, erschrak sie vor dem tiefen Schmerz, der sich in seinem Gesicht aus prägte: »Ob, Pierre, wie wird er uns feh len!« rief sie, und die Thränen flossen von Neuem. »Armes Kind!« sagte Vierte leise wird strich ihr liebevoll über das seiden weiche Haar. »Armes-Kind!« wieder holte er —- «er wird bald wiederkom men, und dann — ist Hochzeit« Jeasnne starrte ihn- mit weit offenen Augen an. «Will denn Jean heirathen? — oder —- oder Du ?« Die Stimmer versagte ihr, nnd dunkle Röthe überng flft Gesicht Der Ausdruck des Schreckens in dem UttschUEdigm Gesichschm ließ PEMEZ here hoher schlugen ,,Ja,« fragte er, ,,willst denn Du Jean nicht heirathen ?« Das junge Mädchen lachte hell aus. »Ich? Man heirathet doch seinen Bund-er nichts« »Wie-r liebst Du ihn denn nicht?" »O gewiß, sehr, sehr!« und die Thränen flossen wieder. »Und näch, liebst Du mich auch wie enden Mes« —- seine halb etstickte W»bebte, er wagte nicht, das MOR Messe-se «- gch «- . e m . , wie den- liesben Gott« »Aber den W Gott — heirathet — m —- doch nichtk Sieschisdusskmdalöseein MWW M,Mekbi-jest W M ist-ver Was-M, alt P U M III Licht M M » II I— « Vcränderuug in· ihr vor; er war nicht mehr Monsieur Pier-te zu dem sie aus blickte, wie zu dem lieben Gott, er war nicht mehr ihre Bruder, vor dem eine scheue Ehrfurcht sie fern hielt —- er war ishr Vierte, ihr Geliebten ihr Mann! — Jm nächsten Augenblick hing sie an feinem Halse, lachend und weinend, Und et bedeckte The Gesicht, ihren Hals, ihre Hände mit Küssen, und es gab kei nen glücklicher-en Menschen auf der ganzen weiten Erde, als Pierre Di dier. — Da ore Mutter es wun1ch1e, ließen sie sich in aller Stille trauen —- Jean, den sie dringend gebeten, zur Hochzeit zu kommen, schickte einen kurz-en Glück wunsch und schrieb, es sei ihm uns-mög lich, sich gerade jetzt srei zu machen. Bald darauf starb die Mutter; »von Jean hörten sie selten direkt. desto öfter durch die Zeitungen, die den jungen Maler. der zugleich Großartiges als Bildhauer leistete, nicht genug rühmen konnten. Jn- dem weißen Häuschen aber wohnte das Glück, und was des jungen Gatten anbetende Liebe erdenken konn te, mußte Jeanne haben. Eines Tages hatte Pierre sich in der Fabrik svei gemachturrd war zur Stadt gegangen —- er kehrte bleich und trau rig zurück; — aus Jeanne’s besorgte Fragen antwortete er: Er habe Unan nehlichteiten im Geschäft gehabt. Sie durfte nicht wissen, daß er ausgegangen war, um sich in eine Lebensversicherung ausnehmen zu lassen, — daß man ihn abgewiesen; er könne noch viele Jathre leben, aber er mässe jeden Augenblick aus den Tod gefaßt sein — ein Herz llappensehler sei ein böses Ding. Er konnte es nicht iassen-——Sterben! Er sollte sterben, und er fing doch eben erst an, zu leben. Er wußte ja seit so kurzer Zeit erst, was es heißt: glücklich sein —— leben. Jetzt sterben? Er rang mit sich, er wollte den brennenden Schmerz niederkiimpsem Stunden lang irrte er durch die Felder und auf einsamen Wegen durch den Wald; — dann hatte er sich gefaßt und eilte nach Hause in sein sriedliches glückliches Heim, über dem fortan ein-e Wolle hing. Aber Jeanne sollte nichts ersalp ren, ihr wollte er die harmlose Glück seligkeit nicht stören; er wollte stark sein-, er wollte leben, wie ein vernünf tiger glücklicher Mensch und sterben, » wie ein Mann —- wenn es seinj » mußte ..... E Eines Abends erwartete ihn Jeannej Ean der Hausthür; mit gliickstrahlendemT EGesicht und glänzenden Augen slsiisterte Esie sihm zu E »Ich habe eine Ueberraschung fiir 7 Dich — eine große Ueberraschung!" E Jhm war, als müsse sein armes Etratrles Herz stille stehen. Wollte sie 'ihm jetzt sagen, woraus er siins Jahre voll Sehnsucht gewartet, sollte er jeßt EVater werden, jetzt,« wo es zu spät E mak? » i ) i ; »Was ist’s?« fragte er kaum hörbar. E ,,Komm’ in’s Haus, dann sollst Du es ersahren.« z Als er die Tbür geöffnet, die in’"g Wobmzimrner führte, fühlte er srch von strästigen Armen umschlungen, und» JJean preßte ihn an sich und jubelte: » ; »Hasb’ ich Dich endlich wieder, mein; Haltet Vierte, mein Vater, mein bester-s iFreund!« - J s Pierre war sehr bleich geworden,? Tdie Aufregung, die plötzliche Freude» i war fast zu viel für ihn — aber er war ; sehr glücklich. ; »Sieh nur« wie schön er geworden!"i rief Jeanne und sah dem Fmsnde in’ die großen- glänzenden Augen mit derj Miene einer liebenden Matten derer-; Jüngstrr eben in’s Elternhauö zurück-H lgerchkr. ; «J«eht bleibst Du aber hier-S« ent-; schied sie. »Du glaubst gar nicht, wies gemiithlich es bei uns ist«——und Pierrej stimmte ihr bei. z Dann merkte Jean erzählen, von sei , nen Studien in Paris, von seinen Rei-l sserh von neuen Entwiirfen und Plänen. z— Und er wußte so wunderbar zu er Lzäblent Wenn Pier-re sort war, saßl kJerrn stundenlang bei der jungen Frau sdre chrn so gern zuhörte Sie waren( kmnner bei einander, wie früher. Er Ebals ilyr im Garten und in- der Kiiche, j pflückte Erbsen- und Bohnen und rührte ’ die TIanD I Aber nach den ersten Wochen des iGliickes wurde es anders. Jean ginig des Morgens mit Vierte fort, und so viel Jeanne arrch nach ihm aussehn-nie er kam nicht vor Abend wieder. Die junge Its-« verlegte ihr fröhliches Lachen nnd erstappte sich øst dabei, daß sie leise vor sich bist-tate- «Jch liebe Pier-re, Mem ganz alleinls Und Vierte wurde täglich bleicher, nnd sei-e großen Jugend-unser trauri S W w Amt-. sue die Ibusde leet W. versuchte umr, —- J die glücklichen Zeitm der Kindheit zu riickzurrrsfem die Lampe braun-te auf dem runden Tisch, Jeanne nähte und Jean zeichnete oder modelliriez aber Pier-te hatte fast immer zu arbeiden, selten las er vor —- es war nicht wie friisher, das Glück war aus dem kleinen Hause entflohn-. Wenn Jeanne von ihrer Arbeit ausf blickte, fah sie in die Augen Jean’ö, die mit verzehrender Gluth sie anstarrten. oder sie begegnete den todesttaurigen Blicken Meeres, die ihr das Herz zer rissen. Eines Abends kam Jean von einem seiner langen Spaziergänge, die ilyn fast den ganzen Tag von Haufe fern viel-ten, früher zurück. Er brachte ein großes Bouquet von Farrenkkaui und rothen Blumen mit, das er Jeanne reichte »Wie schon sie sind!" rief die junge »Frau —- aber nach kurzer Pause fügte sie hinzu: »Weißt Du, wie man sie nennt? Blutende Herzen.« Eine dunkle Röthe überzog ihr Ge sicht, das sie schnell in dem Blumen strauß verbarg. »Und Du willst sie bebalieni" rief Jecm wild. »Mein blühendes Herz zertrittft Du tin-d wirsst es von Dir-« ,.Srill, Jean,« bat sie, « rede nicht so« ich —« »Du magst es nicht hören-? Jch weij es, aber Du s ollsi mich hören. Jch habe Dich mein Leben lang geliebt — ich weiß keinen Tag, keine Stunde, wo Du mir nicht das Höchste, das Liebste gewesen!" Sie wollte ihn unterbrechen —— es war vergebens: er sprach nicht laut, crber es schien ihr, als ob er die Worte herausschrir. Jn seinen Augen glühte ein Feuer, vor dem Jeanne etbebte. »Als ich ersubr, daß Du Pierre’s Weib werden wolltest, da raste ich — ich hätte mir das Leben genommen, aber ich wollte Dir nicht wehe thun — Dir und ihm! Jch arbeitete, Um zu vergessen. Und jetzt, nach süni Juch ren, nachdem ich Geld und Ruhm und eine Zutun-it erarbeitet, jetzt glaubte ich überwunden zu haben —- und es ist schlimmer, schlimmer als je!« Jeanne war in einen Stuhl gesun ken —- Jean kniete vor ibr und verbarg das Gesicht in ihren Schooszx sie legte die gesalteten Hände auf seinen Kopf, wtie betend, und um ihren Mund zuckte es lranwfbast: »Jean, mein armer Jean!« flüsterte sie. Es mochte etwas in ihrer- Stimme liegen, das er sriiberf nicht darin ge hört, er sprang auf und riß sie zu sich empor — et umschlang sie mit beiden Armen und küßte sie mit wilder Lei denschafi. s- --- - «- - — um »unter eriOlcll m Olqem AU genblick Pierre’s todtenbleiches Antlitz ----— aber die Beiden sahen ihn nicht -—— ein« Gefühl maßloser Wirth bemächtigte sich seiner, er fühlte einen itechenden unerträglichen Schmerz im Herzen er wankte und es wurde dunkel vor den Augen; mühsam schleppte der unglück liche Mann sich bis an den Eingang des Hauses —— dort sank er nieder. Jean hatte sich gefaßt; er etgrifs Jeanne’s Hände und blickte ihr mit rithrendet Zärtlichkeit in die Augen-: »Berzeih’ mir, Jeanne«, bat er, »oh, verzeih« mir! Siehst Du, ich kam um Abschied zu nehmen. Jch gehe fort, noch in dieser Stunde -—»ktir immer!« Als er die Thrjinen in Jeannes Au gen sah, wollte er das schöne junge Weib wieder ans sich ziehen, aber er be herrlchte sich ,,Gr1«iß’ mir Pierre«, sagte er und wandte sich ab ——- »ich darj ihn jetzt nicht sehen, unseren armen lieben edlen Pierre.« Diran war er fort und sie hörte ihn die Treppe hinaufstiirmen in sein Zim mer. Jearme vergrub ihren Kaps in den Kissen des Sovhaö und weinte, als ob ihr her-z brechen müsse. »Viel-re Vierte, ich liebe Dich, Dich ganz alleini« rief sie wieder und wieder —— aber ihr herz widersproch! Du lügstl Du liigstt Dann schien es ihr,als ob sie Schrit te vemähme —- jth ging Jean fort, sortt Fort stir immer! Sie stürzte zur Thür, sie wollte ihn rufen, sie konnt-e ihn ja nicht ziehen lassen, sie tomrte ohne ihn nicht leben Da hörte sie einen gellenden Schrei —- Jean hatte den sterbenden Bruder gefunden. «- - « Seitdem sind fünf Jahre vergan gen; Jean nudJeannehakn fiel-ge herrathet und leben in Port-. aber drei Monateiujedem ehre bringen siein Bitte zu, in dem t weißen hause, das irrem Wehen gemiithlicher und ehsanter wird. Sie le täglich von Ame is innig-st- Lielie und sind CW is dein Wen-. er habe nie —- l ekfahten. daß sie ihm einen Augenblick — einen Augen-blies inn- — untre-u ge wesen. Und als Jeatme ebm jew, auf der Veranda sitzend, das Gespräch der Kin der gehört, sieht sie im Geiste die rothen Blumen, die John ihr einst gebracht —- aber sie almi nicht, daß sie und ihr Mann —- Mördn sind. ON Der weitere Weg. Eine Geschichte wijhugo Klein. i ! Arm in Arm warens sie schon eine kStunde gegangen und hatten wenig «nrit einander gesprochen. Die schöne IINatur ringsum war für sie lauen da. «Die griinen hiigeh die wehenden An s« den, die Blumengärtem welche die Bil Zlenstraße einsäumten, die nsiedlichen ? Landshäuser darin, nichts zog ihre Aus i mertsamleit aus sich. Ihr Blick starr-te in’s Leere und mechanisch schritten sie dahin, ohne Vergnügen zu empfinden oder Ermüdung Jshre Seelen waren gebrochen und sie hatten beschlossen, zusammen zu ster ben. Seit einem Jahre liebtcn sie sich, heiß, treu und keusch. Sie war ein reiches Mädchen, die Tochter angesehe « ner Leute, er ein armer Beamter in ei nem Banlhause der Stadt, jung, ar beitssreudig nicht ohne Kenntnisse, nicht ungeschickt Der reiche Mann hätte ihm bei seinen vielfachen Unter nehmungen leicht eine Stellung einräu men können-, die eine Familie schlecht und rechst nährte Der junge Mann hätte gearbeitet, sich nützlich gemacht und sein Weibchen gehalten wie eine Königin. Der vornehme Herr wollte aber von dem unbedeutenden Freier1 nichts wissen und wies ishn ab, erst lalt und höflich, dann zornerfiillt und hef-; tig. Weder die Bitten und Vorstellun- T gen des Bewerbers, noch die Thränen der Tochter rührten ihn. Seit einem Jahre wurde schon der Kampf um die väterliche Zustimmung geführt, ohne Erfolg. Erst gestern hatte der Alte der Tochter erklärt, er werde niemals seine Einwilligung geben, niemals-, gerade weil sie es sich in- den Kopf gesetzt, den jungen Mann zu heirathen-. Dem Letz teren aber schrieb er, er wolle die’Hilse der Polizei tin Anspruch nehmen, salls der Ueberlästige es wagen sollt-e, seine Bemiihuwgen usm das Mädchen fortzu setzen und dieses weiter zu behelligen So hatten sie denn beschlossen, zu sterben. Zusammen wollten sie den lTod suchen. .Während der Abwesen theit der Eltern, die ein-e lleine Reise Emachtem verließ sie das elterlicheHauI. ZAm Ende der Stadt traf sie mit dem iGeliebten zusammen und nun schritten idie Beiden weiter durch die griinen xAlleen der Cottage-Anlagen. So ge Zdachtens sie zu gehen, bis es Abend wur !de, und dann hinabzuschreiten an das EUfer des Stronies. Noch einen langen Fluß wollten sie sich geben, einander sumarmen und sin— der Umarmung in 1das Wellengrab tauchen. Aber dazu Imuszte es, wie gesagt, Abend werden. Ein unheimlicher Plan wie dieser konnte nicht bei Tageslicht ausgeführt werden- wo so viele Augen sehen. Wenn die Schatten der Nacht niedersanken so sollte ihre Todesstunde geschlagen , . Nahezu drei Stunden waren sie schon geschritten, aber der Abend war noch immer fern. Sie blickten-·end1sich um sich. Sie waren in einem kleinen, en gen, grünen Thale, rechts abgegrenzt von ein-er bewaldeten Höhe, die sie vom Strome trennte, ihrem letzten Ziele. Rings herum wiederum Hügel, mit Laubbolz bewachsen oder mit Reben bei-sinnst Ein llares Bachwasser sprang in seinem Felzbette leise rau schend von Stein zu Stein. Die Sonne spiegelte sich blendend darin. Nicht sern von den Lebean, im lauscht gen Grün halb verborgen, sah man die gesälligenFormen eines zierlichen Bau es des Restaurantö »Zum Waldvogel«, eines Ausflugszieles der vornehmen städtischenWelt an warmen Frühlings tagen und schönen Sommerabenden Jm Augenblick lag der »Waldvogel« verlassen da, um diese Stunde strebte ihm niemand zu. Etwas später moch ten hier viele gepunte Damen und not-le hereen den eleganten Karossen entstei-; gen. Vorläufig fehlten noch die Gäste.j Die Weichenen Tische und Stil-b le standen leer zwischen den Gebüschm Ein Kätchen lag schläfrig im Sonnen schein, wähnend ein anderes mit einem Watte s vielle, das vom Baume gefallen war. An einem der leiten Tische saß ein bar-Unser Kellnerjunge und schrieb emsig an den Speis-arten- dei Tawx Der junge Mann- drilckte den- Arm destchenssesteranssich strichliebs w—--W·«- T— — tosend mit der Hand über ilnr weißen Finger und sagte: »Ah-lieu wir hier warten, bis es Abend wirdi« . Sie traten in den Gasthandgarten und nahmen an einem der Tische Plat, so daß sie von ihrem Sihe aus die Aussicht auf die liebliche Scenerie im Freien, den hüpfendeni Bach und die spielenden Sonnenstrahlen hatten. Der junge Mann bestellte eineFlasche Wein. Unwillliirlich blickten sie dann um sich. Der offen-e Gatten war im Hinter grunde durch eine gedeckte Terrasse alk gegrenzt. Zur Linlen gab eiz noch ei nen Ausgang. dort führte ein Steg über den Bach. Aus der Terrasse han tirte eine Bussetdame mit ihren Liiörs flaschen und blickte dann in tin- Massa Buch· Es war eine Gestalt von mitt lerer Größe, mit schwarzem haar und einem niedlichen dunklen Gesicht-eben Sie wandte sich nun ans einen Angen blicl den frühen Gästen zu und ais sich die Blicke der beiden Mädchen begegne ten, enisuht den Lippen Ernestinens ein Ausruf der Ueberraschung »v.)ag Marthens riet ne. Das Malchen, so erklärte sie rasch ihrem Begleiter-, war ihre Milchschwe ster vorn Lande« wo sie beide ihre Kind heit verbracht. Zusammen hatten-— sie in turzen Röckchen gespielt, gelacht, ge tollt. Jahre lang. Später warens sie auseinander gekommen. Das reiche Fräulein übersiedelte mit den Eltern nach der Stadt, die Tochter des disk-sti chen Postmeisters blieb mit den Ihri gen aus dem Lande. Nie hatte Mat chen versäumt, die Jugendfreundin zu besuchen, wenn sie nach der Stadt kann, zu der sie nur dreiStunden Eisenbahn fahrt hatte. Das waren dann sitt bei de sekige Stunden der Erinnerung und des heiteren Schwatzens. Die Besuche waren nie zu häufig gewesen und hat ten die letzten Jahre ganz awsgehört. Ernestine wußte schon lange nicht« was aus dem Malchen geworden war. Auch dieses hatte die Freundin er kannt und eilte nun herbei. Die Mit-d chen umarmten und tiiszten sieh stiirs misch. »Wie kommst Du hierier« vie-s Er nestinr. »Ach, das ist eine lange Geschichte!« -,,Unsd so nah von uns, hast Du nie gedacht, uns zu besuchen?« »Die lente Zeit wohl, aber da gab es viel. Arbeit ——— und noch anderes . . .« Das Mädchen war inGegenevart des fremden jungen Mannes zurüQaltenU Sie zögerte einen Augenblick, dann sagte sie »W:e Du winni Als sie bei den letzten Worten zu ihm aufbliclte, stellte ihn Ernestisne vor. »Mein Bräutigam," sagte sie kurz. »Ah, Du bist Braut! Wie schön, dass; ich Dir Glück wiinschen lannt Mögest Du in Deine-r lkhe allen Se gen finden, den Du ver-dienst! Und Sie, junger Herr, hüten Sie mir wohl mein Ernestinchen, und achten Sie dar zaus, daß ihr nie ein Haar getriimmt ;tvird!« t Die Kleine bemerkte nicht in ihrer Freude, wie bitter die Bealiietwiinschte lächelte und wie peinlich berithrt der junge Mann von ihrer letzten Bemer kung war. Malchen schwatzte dann weiter, ertunidigte sich nach den Eltern der Freundin, gemeinsamen Bekannten und sand an ihrer Rede so viel Ge fallen, dasß sie gar nicht merkte, wie woritarg die Antworten der Anderen waren. -,,O, wenn Du wüßtest, was ich Al les erlebt habe, seitdem wir uns zuleft gesehen,« schloß Malchen endlich ihren Wortschtoail Ossewbar brannte sie daraus, der vertrauten Freundin alle ihre Erleb nisse mitzutheilen, und als diese noch mals ein-e Frage darnach that, ließ sie isich nicht viel bitten und begann ihre HEtzählung. »Dente Dir, Liebste, ich war so un glücklich, dasz ich mir ein Leid antehusn wolltet.«. Aber ich will nicht mit dein Ende beginnen, sondern mit dem Anfang. Jm vorigen Jahre also war’s, da lernte ich aus einem Faschingstränz chen in unserem kleinen Dorfe einen neu-en Forstbeamten kennen, der nach unserem Gemeindebezirl oersth wor den war. Er war so hitbsch, so gefäl lig, so sein« so ganz anders alwie Uh rrgens jungen Leute, daß ich mich aus den ersten Blick in ihn verliebte. Du wurdest es begreiflich gesunden haben, wenn Du ihn gelannt hättest. Auch ich Mel Ihm seht und —- wozu soll ich viele Worte machen -——— wik pur-den »in Liebe-paar Er versprach, um meine HMD Möuhakkm sobald er im Amte vornitcken würde, und ich M . Dann rückte er im Amte vor nnd schob M Freien hinan-, ne et em- Wu de Schuld sent-it hinterm te- geme Im euch W- Ich In- sue-, VII » ssskt- M M er