Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, December 18, 1896, Sonntags-Blatt., Image 7

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    VUUUUUW Plan.
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««Bcitagedes ,,Auzeigcr und Her-sci-« zu No. is, Isihrgapgsys
J. P. Windmpr Herausgeber
»Es-rauhJst;;,zjzz;vk» dsii"18. Dezember 1896.
Eine ungisicklilie Ehe.
Dunst-regte von Heinrich Vollrath
Schuhmacher-.
—
Schluß-)
Frau Lore lächelte still vor sich hin
und lehnte sich für einen Augenblick
träumerisch gegen die Lehne ihres
Stuhlei zurück. ·
Nichts wiiide sie von dem Gelde fiir
sich behalten nicht einen Pfennig!
M sollte er haben-, der Fritz, der
Tyrann. Eine Badereise sollte er da
von machen Die hatte er nöthig. Der
Arzt hatte es Frau Lore gesagt. Fritz
war ein wenig iiberanbeitet. Unsd
dann —
Ein Klopfen- an der Thiir unter
brach ihr Sinnen.
»Bettha ift nicht da!« sagte Frau
Lustghammers dorwurfsvolle Stimme.
»Ich habe die Kinder wieder mitge
bracht. Ich muß noch einen Besuch
machen. Jch lasse die Kinder hier.
Adieu-t«
Lore wartete,bis sie fort war. Dann
gab sie den ,,Mäuschen« Spielzeug
und nähte weiter. Dabei spannen- sich
auch ihre Gedanken weiter.
Schade, daß es nicht runde dreihun
dert Mart waren! Aber Andreas
Wengheim zahlte schlecht: eine Mart
fünfzig Pfennige fiir einen Ueberzieher,
zwei Mart für einen Anzug. Wenn
sie alles rechnete, verdiente er an jedem
Anzuge mindestens fünf Mark, alsoi
ungefähr vierzig Prozent Ein glän-?
zeudes Geschäft Vielleicht richtete sie?
sich später selbst eins ein, wenn sie mit!
Fritz gesprochen hatte« Wenn sie erst;
wieder versöhnt waren und nach der
Badereife wiirde dass ja von selbsti
kommen-. j
M—--—.« —J-- A—,«2 L-..»k..... ttll i
»I-ILIIIMZ klcs CJUIIV ULUUIJCIH »J-«U7
machenk
Sie hört-e kaum darauf.
es
«Sind wir Deine Mäuschen
Manns-W
»Ja, ja!«
Die Rähmaschine rasselte weiter.
Heute noch würde Frau Lake fertig
sein· Nach dem Essen, wenn Fritz wie
der auf feinem Bureasu war, würde sie
zu AndreasÆngheim diese letzten Ak
betten tragein und sich auszahlen las
sen. Und dann ———
,,Mama, Mamachen!«
«Ja?'
-»Gehen die Mäuschen an die But
ter?«
Ja. iu! Hergott, ja!«
Sie rasselte -——- rasselte --— rasselte
die Nöhmaschine, Sonst war es ganz
still. Endlich fertig! Es war asber auch
Zeit. Frau Lore war müde-. Und
Hunger macht-e vie Arbeit --—!
Frau Lore packte die Höschen, Röck
chen und Schürzen zusammen, entfern
te die Spuren ihrer Arbeit und ging in
die Speisen-muten um sich ein Butter
brov zu machen.
Jn der geöffneten Thür blsieb sie
stehen« wie zu Stein erstarrt. Der
Fußboden, der Schrank, die beiden
Stühle, sogar die Tapetenssalles war
mit Butter angestrichen. Auch Haus«
und Eif« Köpfe. Von den haaren
war sein-e Spur mehr zu sehen und die
Meider —
O--» O-— kjsp-:- ---I
sitt-u Not-L susle aus
»san«-P
Die Mäuschen hockten in einer Ecke
und rieben sich gegenseikiq die Gesichter
sin« Mhanå fah lächelnd zu Frau
Lock empor.
««N·Imachen, siehst Du wohl? Nun
M—U:«Möuschen an die Butter ge
YII Frau Loke sichumwandte, stand
Uns-Uhr und Berthas erhitztesz
Ufchlm isw der Küchenthiid um
N CW daka mit- Thtänen zu
W
men.
Edii aber sagte nicht-K
den-di kam et seht spät vom Bu
veau und ging sofort zu Bett. Frau
Lore hatte schon vorher ihre Näbmas
schim in den Solon geschoben fVon
bot-c drang das Rasseln- nicht bis ist«
Schiafpimmw Frau Lote hatte bei
ihre-m Besuche von Andreas Wengheim
einen neuen Austrag erthalten Einen
rosa, ein-en blauen uind einen Flanell
Kabenanzug nebstMiitzen nnd Ueber
ziseherrh sowliie einen rosa, ein-en blauen
und einen Flanell-Mödchenunzug mit
Müden nnd Ueberziehern. Die Arbeit
mußte bis spätestens übermorgen früh
abgliesert sein.
ran Lore triumphirte Sie würde
runde dreihundert Mart haben. Ueber
morgen.
Um hasib vier Uhr Morgens ging
sie zu Bett.
Um vier Uhr Morgens stand Herr
Friedrich Langhammier aus. An sein-er
Arbeit fiir Knauer und Sohn mußte
noch etwas geändert werden ehe er die
dreihundert Mart bekommen konnte.
Abs er- sich über Lore beugte schlief
sie, fest und traumlos. Unk)eimiich,
wie immer. Wie träge sie wart«
Und übermorgen war da, der Fami
liengeburtstag Sie bauten einander
ihre Geschenke aus, wie sie’s von früher
gewohnt waren. Jeder auf einen bie
sonderen Tisch im Salon, und Jeder
deckte dann eine weiße Serviette über
seine Bescheerung, damit die Anderen
sie nicht eher sähen, als bis Fritz das
Zeichen mit der Tischgiode gegeben
hätte.
Die sein-der warten draus-sen bei
Bertha in der Küche, und die beiden
»Doßmamas" standen schweigend mit
traurig-freundlichen Gesichtern hinter
ihren Tischen. suchten Beide nach pas
senden Worten, aber sie fanden leine,
und so streckten sie sich nsur die Hände
entgegen, beschwert mit dem heimlichen
Gewinn. Und da stellten sich auch »die
Worte ein. Beide sagten dasselbe.
»Für Deine Badereise!«
Erstaunt und fragend sahen sie sich
an. Aber sie genirten sich vor den An
deren.
,,Nachher, wenn wir allein sin«d!«·
Dann gab Fritz das Zeichen. Und
dtie »Man-Schen-« stürmtaen herein und
gleichzeitig tzzogen Fritz und die beiden
»Doßmamas« ihre Serbietten von
ihren Fischen
Aus Fritz’ Tisch lag ein eleganter
blau-er Anzug nebst Ueberzieher und
Mütze für Hans und ein elegantes
blaues KleidchennebstMiitze und Man
tel fiir Else; aus«Doßmarna« Werners
Tische lag dasselbe in Rosa ude aus
.,Doszmama« Langthamniers Tische in
Flanell.
Die Drei starrten einander an und
brachen plötzlich in! ein« lautes Geläch
ter aus.
Frau Lore aber schrie aus.
»Die vierzig Prozent! Die vierzig
Prozent!'«
Sie war dem Weinen nahe. Sie
tonnte keine Worte finden. Bis Fritz
ihre Hand in die seine nahm unsd ihren
Kopf an seine Brust drückte.
»So sage doch Lore, was ist Dir?
Hat Dir Jemand weh gethan?«
Jn ihr schoß etwas wie Zorn aus.
»Und ich habe miich 1die ganze Zeit
geplagt!«' stieß sie verzweifelt heraus.
»Gestevn Nacht und dorgestern Nacht
und heute Nacht habe ich durchgears
beitet, urn die Bestellung sertig zu
machet-. Die dreihundert Mart sollten
doch voll werden. Er zahlt so
schlecht, der Andreas Wengheim. «
Alle sahen verwundert aus.
WILL lllubc Iu,luu,oklkss
»Ja, ja, ich hab’s doch genähi, das
Alles da, was Jhr den Kindern ge
schenkt habt! Jchl Ich! Jchl Und
ich habe einen Spottlohn dafür be
kommen und Ihr habt sie ihm bezahlt,
die vierzig Prozent Gewinn, die er da
rani hat! Mit meiner Arbeit, mii
meinem Gelde!«
«- . i is
Abeivds, als sie mit Fritz allein war,
brachte sie Plötzlich ihr Wirthschafts
buch. Bertha hatte es während des
verflossenen halben Jahres geführt.
Und eng aneinander geschmiegi rech
neten Frau Lore und Herr Fritz Lang
hanrmer. Und sie fanden, daß sie in
ider Zeit, sin der Frau Lore ihre drei
hundert Mark ernähi harte, filr ihren
hauihalt gerade dreihundert Mark
mehr gebraucht hatten als friiiher
Frau Lore sah zerknirscht in Fritz’
Gesicht Der aber lacht-e und zog sie
an sich.
»Ja, Kind, so is ’s, wenn zwei an
densebben Wagen gespannt find und
nach der entgegengesetzten Seite ziehen.
Die Zwei kommen auseinander der
Wagen geht aus dem Leim, und wer
lacht? Der Wagenbckuer!«
,,Andreas Wengheim!« stsammelte
Frau Lon. »O, Fritz, sei nicht böse!
Jch meinte es doch so gut unid —"
Er küßte ihr dise Reue fort.
»Und die Badereise mache-us wir nun
zusammen!«
Sie sah freudestrahlensd zu ihm aus«
»Fritz! Du wolltest?«
»Natürlich! Sonst glauben ja die
Menschen, wir führen wirklich eine un
lglückliche Ehe!«
l ...- -... .-. f-.--..-—.——
JMury Kinnstey über Kamerumi
I Die Engländerin Mart) H. Kings-?
tley die Kamerun und dessen Hinterlandj
bereist hat, läßt rn einer Zuschrift ans
die »Pall Mall Gazette« den Deutschen !
und der deutschen Kolonialverwaltung
volle Gerechtigkeit widerfahren. »So
gar in Deutschland sind so viel irrige
Behauptungen über Kamerwn verbrei
tet worden, daß ich sie nicht mit einem
Salzkorii, sondern msit einem Salzsack
vergleichen kanns. Es ist so leicht, in
Europa zu sitzen und die Leute drau
ßen in Afrita zu schelten und zu
schmähen, besonders wenn der Betref
sensde niemals dagewesen ist. Jch
ltann mich nicht rühmen, deutsche Zei
tungen zu lesen, aber die Auszüge ha
be ich gelesen, die die englische Presse
citirt, und diese wimmeln von Jrrthü-l
mem. Was die Behandlung der Ein-l
I
l
gebotenen durch die deutschen Beamten
betrifft, so glaube ich, daß die Beschrei
bungen recht übertrieben sind. Man
lnettyme den schlimmsten, Herrn Leist
von Kamerun. Jch will ihn nicht ver
thei-,digen aber daß er der furchtbare
Teufel war, wie er geschildert wurde»
glaube ich nicht, weil ich weiß, daß ders
Ehrgeiz seines Lebens darin bestand,
Idie Spitze des Kamerun Peal zu er
klimmen. Zuerst versuchte er es von
IBabundi aus. Er mußte umkehren, I
t
c
weil seine Leut-e es nicht aushielten.
Dann versuchte er es von der Südost
Heite. Seine Leute wurden wiederum
krank Aber anstatt sie im Stich zu
lassen und dem Tode zu überliefern
was er doch hätte thun können, deckte«
er ilywen seine eigenen Kleider über den,
Leib, that alles, was er nur konnte,
um sie ins Leben zurückzurufen undi
brachte persönlich einige von ihnen in
wärmere Gegenden i
Dann kommt der gewöhnliche
,,Schnaps- Palaver an die Reihe. Jch
will nichts dagegen sagen. Jch habe
—«-. ----- W«-«-— »-J. ( -.
(
sssss Aus-II VWUIWJMIUW »He-»W- ass
gezogem Jedenfalls geht es in Ka
mer-un nicht schlimmer zu, als in an
sdetsen westasrilawischen Niederlassun
gen. Was die Ein-fuhr von eingebore
nen Arbeitern betrifft, so ist es nicht
wahr, daß die Deutschen ausnahms
lweise Schwierigkeiten haben. Wir ha
ben die Arbeiterfrage längs der gan
zen Küste, unld das in sehr schlimmem
Maße. Die Deutschen aber verpflich
ten ihre schwarzen Truppen mit wenig
oder gar keinen Schwierigkeiten von
Sierra Leowe, Wei Wei’s und Su
SMZ Lan-d. Diese Arbeiter kehren
nach abgelaufener Dienstzeit in ihre
Heimath zurück und was geschieht-?
Fast alle kehren nach Kamerun zurück.
Gewöhnlich bringen sie noch einigeBw
wandte und Freunde mit. Recht viele
Asbtheilungen halben verschiedene Male
den Deutschen freiwin gedient.
Dasselbe ist der Fall mit den »Bosh
Jungen«, die von der französischen El
senbeinküste vekruiirt werden. Soweit
rch gesehen habe, kleiden, nähren Und;
behandeln die Deutschen die Eingew
nen gut. I
Die Stämme des Hinkterlanlves vonä
Kamerun sind ein wildes GeschlechtJ
selbst für die Westkiiste. unlv dieStäm-z
me ander Küste wehren sich gegen das«
Eint-ringen der Weibern da sie 75Pw-1
sent am Handels-versteht verdienen, der
durch ihr Land geht Deutschland hat
nach meiner Meinung weise gethan,
das Monopol dies-er Vermittlungs
stämme zu zerstören. Dther kamen »die
kleinen Kriege. Nach der Umkrjochung
aber haben die Deutschen diese Stäm
me nicht btutsal behandelt. Die Vati
ri, in deren Lantd ich gewesen bin, sinsd
sogar sehr gnädig behandelt worden-.
DieserStamm ist seit Jahren einFlusch
für die ruhiger-en Stämme im Unter
lansd gewesen, die er in Athem gehal
ten und gemondtet hat. Während des
Zuges gegen die Bakiri haben die
Deutschen einen geschätzten «Offizier,
Lieutenant von Gradenreuth, verlo
ren. Dennoch wurden die Bakiri nicht
vernichtet Jhre große Stadt Tappa
steht noch und man ermuthigt dise Leu
te sogar, nach Viktoria zu kommen und
ihre Produkte abzusetzen. Und sie
thun das in großen Schaut-en Man
ersucht ihre Häiuptlingse, zu erklären,
wie es kommt, daß man aus den Re
gierungsplantsasgsen Löcher mit giftigen
Dorn-sitäuchern findet u. s . w. Und
dann ziehen diese Häuptlinge am
Abend heim. Das ist mehr als sonst
wo in Westafrika passirt.
Weiter kann ich sagen, daß diieDeut
schen in der Ambas - Bai ein Einge
borenen - Gericht eingesetzt haben. Es
besteht aus zwei Häuptlinsgen unsd ei
nem eingeborenen Baptisten - Predi
g-er, einer von den Häuptlingen ist ein
Trinker. Aber das ist nicht dieSchusld
Deutschland-z Das ist nun einmal
die Weise einiger westafrikanischer
Häupilinige selbst unter englJischer
Flagge. Vor diese Richterbant kom
men alle kleineren Vergehen und die
Regierung hält ihre Entscheidungen
aufrecht. Die Unternehmungen der
Eingeborenen werden von den Deut
schen gepflegt. Der von den Planta
gen der Eingeborsenen aus der Ambas
Bai ausgeführte Kakao betrug dem
Werthe nach 1000 Lstrl. Was den
Umstand betrifft, daß es keine deut
schen Kolonisten in den KamerUnS
giebt, so ist es nur weise von der deut
schen Regierung, diese nicht zu ermu
thigen, sich um Konzessionsen zu bewer
ben u. s. w. Der Kirchhof ist nöthig
fiir deutsche Beamte. Wiie die Sachen
stehen, kann der Gouverneur aus kei
nem Fenster schau-en, ohne den Lei
chenstein eines Landsmann-es zu er
blicken. Da fällt mir der Gedanke ein,
dasz ich mich nicht erinnern kann, ai
nem englischen Kolonisten an der west
asrikanischen Küste begegnet zu sein.
Jch habe einen Kirchhof voller spani
scher oder portugiesische-r Kolowisten
gesehen, aber das ist alles.
Westafrira in von großer und,
wenn richtig verwaltet wird es noch
von größerer Bedeutung für die ento
päischen Mächte werden, aber als
Markt, nicht als Kolonie Man kann
keine blühende Koloniie mit einem To
dessatze für Weiße von 40 —- 77 PCt.
gründen. Es hat deshalb wirklich
keinen Zweck, die Westküste als fashio
nablen Luftkurort oder Touristencen
trum oder als Kolonie im richtig-en
Sinne des Wortes zu betrachten.
Es ist unzweifelhaft tin-richtig unid
ungesund, daß eine»Kolon-ie« sich nicht
bezahlt macht. Nun, Kameruns kann
sich nicht bezahlt machen, so lange die
Dinge so fortgehen, und so viel Geld
darauf verwandt wird, ,,Marinas«
zu machen, Straßen zu bunten, den
Fluß fahrsbar zu machen, unsd sonst
tausendevlei Verbesserungen einzufüh
ren. Die Hypothek ist zu groß für
den Besitz. Ich bitte Sie um Entschul
digung, daß ich Sie belästige. Jch
glaube aber, daß Sie mist uns überein
stimmen, daß, wen-n wir mit unseren
Konkurrenten in Afrika erfobgreich
konkurniven wollen, es besser ist, ihre
Methoden zu verstehen-» »als sie zu miß
achten.«
Blausncht.
Einen merkwürdigen Fall von
Blau-sucht bei einem sieben-jährigen
Knaben stellte ProfessorLitten kürzlich
im Verein für Jnneve Medizin vor.
Der ganze Körper des Knabm ist tief
dunkelblau gefärbt Nebenher gehen
Seine starke Schwellung sder Leber unsd
?Milz, eine übermäßige Menge von
sHarnsäure im Urins und eine absolute
japathische Gleichgilstigkeit des Kindes
für Alles, was um ihn vorgeht, große
»Schbafsucht und eins großes Kältege
;fühl, daß sich äußerlich an der eiskal
Hten Haut bemerkbar macht. Ferner lei
tdet der Knabe ans Asthemnsoth Der
IFall ist dadurch besonders bemerken-s
?werth, daß jedes Symptom eines an
Tgebovenen Herzschlers mangelt, der
sonst das Phänomen der Blaussucht er
klärt, «indem das kohlensäurehaltigse
Blut aus dem rechten Herzen durch ir
gend ein-e abnormse Kommunikastion in
das linke hinein gelangt. Gewöhnlich
ist eine Versengeruwg der Pulmon«arar
terie Vorhanden. Während sich sonst
solche Herzfehler durch gewisse Herzen
scheinungsen, namentlich kolossale Ge
räusche, -dokumentiren, fehlt hier jede
Spur davon-; das Herz ist absolut ge
sund. Prof. Litten ist daher geneigt-,
eine Transposition der beiden großen
Gefäße derart anzunehmen, daß die
Aorsta aus dem rechten Ventrikel und
die Pulmonararterie aus dem linke-n
entspringt, unsd somit zwei ganz ge
sonderte Kreislaufe vorhanden sind.
Es fehlt Arterisastion des Blutes in
den Lungen, die beim normalen- Men
schen stattfindet. Das Aortensblut, mit
Kohlensäure gesättigt, strömt durch
den ganzen Körper und verursacht die
blaue Färbung Daraus erklären .sich
auch die ans-deren Nebenerscheinunigen.
Da die Lunge dauernd sasuserstosfhalti
ges Blut bekommt, und keine Kohlen
siiure abdunsten kann, erklärt sich die
solcher Körper- n«ur, weil die Lunge
durch die Bronchialarterien eine ganze
Menge Kohlensäure bekommt und das
Aortensystem hinwiederum Sauerstofs
durch die Bronchialvenen.
— Of
ganze Athemnoth. Lebensfähig ist eins
l
i
Ein wohlverdientcs Denkmal.
l
Ein Dentmal zur Erinnerung a111
keine heldenmüthige That aus der na-s
poleoinischens Zeit, das der Berlinerl
Bildhauer Felix Gekritz - Friedrichs-!
hagen geschaffen hat, ist kürzlich ins
Hersfeld am Rhöngebirge feierlich ent-«
hüllt worden. Das Denkmal gilt dem
General Lingg von Linggenfeld, dessen
menschenfreundliches Eingreifen jene
alte deutsche Stadt vom Flamme-nun
tergangie gerettet hat. Der Vorgang
wird in verschiedenen Lesarten erzählt.
Thatsache ist, daß 1807 insHersfeld ein
französischer Offiziser getödtet war
und daß Napoleon zornig den Befehl
gab, die Stadt zu plündern und an
allen vier Ecken in Brand zu stecken.
Hersfeld war damals von badischen
Jägern besetzt, und der edle Kommun
dant Oberstlieutensant Lingg v. Lin-g
gserrfeld wag-te es, Napoleon mit ein«
drinsgiicher Bieredtsamkeit vorzuhalten,
daß er die verwerfbiche That Einzelner
nicht viele Unschuldsigse und nicht die
Stadt selbst büßen lassen solle. Der
Kaiser ließ sich auich wirklich beweg-en,
das verhängte Strafgericht insofern zu
mildern, als nsur vier Häuser ange
zündet werden solltesnz aber bei der
Plünderung sollt-e es bbeisbem und das
war noch hart genug.
Was nun folgt, hast uns kein Gerin
gerer als Johann- Peter Hebel überlie
fert, und seine Erzählung hat in vielen
Volks- und Schulbüchern einen Platz
gesunden-. Der Kommandant er
mahnte die Einwohner, die kurze Zeit
bis zsur Plünderung zu bis-nützen- uan
ihr Bestes geschwind bei Sei-te zu
schaffe-m Die fürchterliche Stunde
schlug, die Trommel wirbelte-, durch
rdcas Getümmel der Fliehenden eilten
die Soldaten auf den Sasmmelplsaiz.
Da trat der brave Kommiainkdanst vor
die Reihen seiner badischen Jäger,
stellte ihnen zunächst dass traurige
Schicksal der Einwohner lebhaft vor
Augen« und sagte hierauf- ,,Soldatens!
die Erlaubniß zu plündern- fängt jetzt
an. Wer dazu Lsust hat, ber trete her
aus aus dem Glied-el« Kein Mann
trat herauss, nicht einers! Der Aufruf
wurde wiederholt — kein Fuß bewegte
such. Als die Bürger Ida-s erfuhren,
war ihnen zu Muthe, wie Einem, der
aus schwerem Traume erwacht Sie
schickten sogleich eine Abordnung zum
Kommen-dunsten, ließ-en ihm für seine
Milde und Großmusth danken und bo
ten ithm ein reiches Geschenk an. Lingg
aber erwiderte, er lasse sich keine gute
That nett Geld bezahlem ,,Nur zmn
Andenken an Euch,« fügte er hinzu»
,,erb«»it«te ich mir eine silberne Münze
mit dem Bilde der Stadt und des heu
tigen Austritt-T das soll ein Geschenk
sein, welches ich meiner künstigenFrasu
aus dem Kriege heimbringe « Die
wackere That isst in Hersfeld durch Ge
nerationen mit Dankbarkeit bewahrt
worden.
Unsd nun hat man Linigg von Lung
genfeld dort ein großes Denkmal ge
setzt, welches den Marktvlatz neben der
alten romsanischen Kirche schmücken
wird. Das Stanfddbild ins1zsacher
Lebens-große zeigt in Bronzse die Ge
stalt des edlen Ossizisers ism kleidsamsen
Wassenrock der badischen Jäger mit
hohem Kragen und Felsdbinde darü
ber den Yorkmantel Der feine Kopf ·
ist von edlem Feuer beseelt. Die linke
Hand faßt den Reitersäbel und hält
ihn an’s Herz, während dsie rechte-Hand
beredt seine Worte zu begleiten s cheintt.
Der rechte vorgesetzt-e Fuß tritt auf
eine brennende Fackel, deren Flammen
die Kasrtouche mit dem Stadtwappen
zu erfassen drohen-. Der Haupttheil
des Sockels ist auss mehrm, Stufen u.
Deckplatte sind aus grünem, polirtem
Gran-it. Ein in Süd - Ungarn woh
nenter Enkel des Generals, der aus
den Zeitung-en von dser Errichtung des
Denkmals erfuhr, hat dem Künstler
Bilder sein-es Großvaters zur Verfü
gung gestellt
-—--,--... f- , ,«-.
Ein Schwabcnstreich.
Eine gelungene Wahlwette machte
vor der letzten Wahl ein Redakteur ei
ner deutschen Zeitung in Ohio msit
einem Bierwagensuhrmanns in Iron
ton, O.
»Du, Johnz ich wette dir s10, du
trägst nach der WathcKinley’s nicht
die Hosen-, die ich für Dich kaiufe!«
,,An«genommen,« antwortete der bie
dere Joshn und nachdem die näheren
Einzelheiten besprochen, wurde das
Geld deponirt und mit ruhigem Ge
wissen warteten beide die Wahl ab.
Nachdem die Wathl McKinleMs
außer Zweifel war, sollte John die
ihm von dem Redakteur zugeschickte
Hofe einen ganzen Tag lang tragen.
John fuhr den ganzen Tag lang Bier
zu seinen Kunden und als der Zeit
punkt gekommen, um Farbe zu beken
nen, stellte sich auch John in dem betr.
Lokal ein-, wo die Jury sich organisirt
hatte und der Dinge wartete, die da
kommen sollt-en.
,,John,« rief der Redakteur, »Du
besser rücke sofort mit deinen 810
heraus und dann kannst du auch noch
tdas ,,Crowd« trieten —-— verloren hast
Jdu doch!«
I»Christ, hast du deine Jury und Al
les in Ordnung? Jch glaube nämlich
daß du die Zeche bezahlen miufzt!«
»Na, wensn D"u’s nicht anders haben
willst, und extra verdonnert werden
iwillsn mir ist es recht —- die Jurh ist
i bereits in Sitzung«
i Unserer biederer Joshn zieht sei
Inen Rock aus und entledigt sich der
JWeste sowieHosentriiger tin-d läßt sein-e
JHose herabfallen —- da — zum Statu
! neu Aller — hatte John eine blustrothe
lKniiehose bereits den ganzen Tag ge
jtragen Nach einer kurzen Berathusng
tder Jury wurden dem John die 810
izugesprochen und der ensthusiastische
tMcKintewEditok mußte nebenbei die
ganze Gesellschaft traktiren. Letzterer
hatte nämlich versäumt zu konst-atiren,
daß die Hofe über die Beinkleidet ge
tragen werden muß, und John zog sie
unter diesele an. Ergo —- John hat
die 310 und unser McKinsley-Mann
den« Spott. Wenn das nicht ein
Schwabenstreich war, wissen wir nicht
was einen ioncstituiri.