Sonntags-Blatt is Beilage des »Anzcigcr und Herold« zu No. I4, Jahrgang l?. F d P Windle. Herausgehen « (83rand.sslank- Nebr» den« Dezember 1896 Hurnoreste von H. Darsay. «Wesche, ach welche soll ich heira then?« fragte sich der Limdenant Ser »Jch habe Sie Bei-de ganzgleich lieb. Madaleiwe wie Suzanne be wen dieseiben Augen, dieselbe Haar Farbe dieselbe Gestalt, sie haben die F- niineliche Stimme, die nämlichen Lieb- « , hasbereienv die gleicheAnmuth. Es wird mir gar zu jchwe-, unter diesen Ver-T hältnsissen eine Wahl zu treffen, von der ich überzeugt bin, sie wicht sofort wieder zu bereuen « »holla! Wer ist da?« Es klopfte leise an die Thür -. »Ich, Herr Lieutenant « antwortete ein Husar und trat in s Zimmer. »Schön Wie viel Uhr, Jean?« s »Ich-n Minuten nach Fünf, « fagtez die Ordonanuz »Der Herr Lieutenant haben gerade noch Zeit, wenn Sie zum Abmarsch recht kommen wollen « Eine Viertelstunde später sprang Servais in den Sattel und begab Tich in den Kasernenhof zu feiner Esta dron. Der Tag war völlig angebrochen, als das Negiment die Quartiere ver-« ließ uni zwei Meilen weit zu denl Uebungen zu marschiren ( Am Horizont der langen Ebene zeigte die Sonne ein Stückchen sihrer goldenen Scheibe. Der Morgenwindi führte den erquickenden Duft frisch ge mäbten Heu-Z mit sich und denGeruch der Blumen die zu beiden Seiten der Straße im Schatten des Gehölzesj lptkßtenm F « urt Mc Plrulcnulll lluulk scllccl XIV-· theilung zur Seite. Wie weit weg doch seine Gedanken waren von dem umständlichen AIH gtissspkam der um ihn herum das al-l leinige Gesprächstkyema bildete! Plötz-« lich richtete er sich aus« zog die Unifotm straff asn und hielt sich forsch auf dem! hearedemm eugtischen Samt, vonl dem sich das tiefe Schwarz der Mon tur vorkheilhaft abheb. Das Regi mmt kam an der Woan der Da men Roncetay vorüber. Das Dass machte ein-en herrschaft Ibchen Eindruck unsd war von einem Garten vsgebenz dessen Aussehen sorgfältjoe Pftlge verrieth. Auf denl künstlerisch angebogten Becken mischjen Geranien Wre leuchtenden- Fatben mist dem sanften Grün der Nesebenz ein Teich, über den sich eine Natueholz drücke wischte spiegelte vie erstenl Strahlen der Sonne wieder; hinter, einem Gitter entdeckte der Beschauer Man-km Rebchühnet und wilde Tau-] »Sie sind da," sagte such der Neu-; teuern-t. Sein her-z schlug zum Zer-. springe-« Wirklich beobachtete-n Madeleiwe und Suzanne hinter den halb geschlossenen Lödm den Vorbeimarsch der husaren Doch bei Sanais Erscheinen stieß die Jüngere den Laden aus; es durchiuht den jungen Ofsizier wie ein Blitz. Alle Augen wandten sich nach dem Fenster, welches das anmuthige Bild in seinem Rahmen umschloß. Gleich an Schönheit, gleich an Lieb reiz, wie es sich der Lieutenant gesagt hatte, lächelten die jungen Mädchen in die srtediiche Morgenlanbschast hin aus. Jhre Aehnlichkeit fiel derart in die Augen. daß eine Verwechslung sehr entschubbar gewesen wäre. Dunlel wie die Rache waren ihre Haare, ihre Augen blau gleich dem Vergißrneins nicht. . Der Lteutenant verneigte sich und sandte verstohlen einen Gruß hinaus, desse stumme Beredsamteit von den jungen Mädchen wohl gewürdigt wurde. »Welches Welche?« hörte er reicht aus, sich zu fragen-, der unglückliche Lieutensant — Am Sammelplatz umringten khn die Kameraden «Gltickspilz!« ries der Ntttmelster Damand ihm zu. »Was, Sie kann ten diese beiden auserlesenen Perlen und haben- uns noch nie von ihnen ge sptochm2« »Seht leicht ertlärlich," mitzelte der Unterlieutenant Dusbrulle. Kamerad Servais hat Angst, man könne ihm Konkurrenz machen-« »Das fürchte ich durchaus nicht,« erwiderte Senats. »Ich verkchre erst seit knapp vier Wochen in der Familie Noneeray und werde demnächst heira then.« ,,Welche?« frugen zu gleicher Zeit der Mttrneister und der Unter-Heute nani. »Ach, da liegt eben der Hase im Pseffert« sagte der arme Verliebte, »daß ich das nicht weiß. Jch liebe sie alle Beide, Eine wie die Andere.« »Donnerwet-ter!« bemerkte der Ritt meister bewundernd. »Das geht aber slott bei Jhnent Schneidig!« »Oh, aber gar ncht,« begann Ser vais von Neuem mit tummervoller Miene, »ich leide unter dieser lächer lichen Geschichte und gäbe viel darum, wenn ich mit mir selbst in’3 Reine kommen tönnte.« »Sieh-er Freun-d,« schlug der Unter lieutenant in biederem Tone vor, »wenn sich Dir unter diesen Umständen irgendwie von Nutzen sein kann, thue mir nicht die Kränkung ans, daß Du meine Dienste verschmähs »Ich dsnte so,« sprach der Rittmei ster dazwischen, »Sie stellen uns den Damen vor. Nach dem ersten Besuche werde ich Jhnen schon sagen, welche die Bewußte ist. Jhre eigentliche Flamme. Jch habe ein ganz beson deres Talent in derartigen Vermitt lungen. Es ist doch eine gute Fa milie?« »Un, Herr nimmer-neu die Damen Ronceray sind die Töchter eines in den Rolonien gesallenen Obersten. Ihr Vermögen isi ebenso groß wie ihre Schönheit.« »Und das will etwas heißen«, mein te der Lieutenant Dubrullte. »Und was die Anstänldigteit be trisst ———'« »Gem!g«, unterbrach ihn Rittmei ster Darm-and, »wir gehen hin. Jch bin ganz ins der Laune, Jhnen einen Gefallen zu erweisen. Aber eben höre ich das Signal, schnell zu Pferde, mei ne Herren, wir wollen später darüber reden, beim Essen.« « Nach beendeter Uebung begaben sich die Reiter in’s Quariier zurück. Dien tenant Servaiis gab Jean seine Be fehle; Rittmeister Hannand und der Unterlieutenant owrulle einigte-i sich dahin, nach Tisch mit ihrern·Freund zusammen- Frau Ronceray zum ersten Ma1e zu besuchen. Die Dame empfing die von dem Lieuienant vorgestellten Ossiziere mit der größten Liebenswiirdigleit Ma delaine und Suzanne boten The-e an mit ihren zartenHänden,die weißer als das Porzellan der Meißener Tassen schienen. Bald entspann sichein lebhaftes Ge spräch. Dann sedte Madeleine srch an's Klavier-, während Suzanne mit dem Lieutienant Dubrulle, der eine hübsche Tenorstimme besaß, Duette aus Operetten durchprobirte. »Wun«dervoll, wundervoll!« rief der begeisterte Riiimeister. »Das ist ein Abend, den ich nie in meinem Leben vergessen werde.« Die Stunden schwanden wie im Fluge. Es war schon spät, als die Ossiziere an’s Abschiede dach ten. Eine ruhige Nacht, wie geschossen zum Spazievmgehm, eine richtige iSommernachQ Aus der weißen, tmondbeschienenen Landstraße kamen die drei Freunde rasch in-’s Plaudern. I ,,,Nun Herr Ritstmeisier,« fragte Servais, »wissen Sie, welche mir am besten gesällt?« I »Oh, ph, meini Liebe-, ich versich vollkommen Jhre Qual. Sie sind so schön nnd so ähnlich, alle Beide. Man muß gestehen, daß Madeleine eine vorm-Mich- Clavierspielevin ist, aber Zuges-me si dcsilr entzückend.« »Ich ist« Wie der Unterlieuies III-« s usw wiss-ich. W, ich muß Egeskkhm daß mein- Schavfknick auch Imanchmal versagt. Nach meiner un smaßgeblichen Meinung giebt es hier ein- Mitsteh Ihre wahre Geliebte aus sindig zu wachem« ; ,,Saigen Sies mir rasch, Herr Ritt meister.« - »Höre-n- Sie denn. Jch will le nen sagen, was ich thun würde, wenn ich an Jhret Stelle wäre. Jch würde "ganz gemiithkich einen kleinen Urlaub von so acht bis vierzehn Tagen nely men, unsd weit, weit weg-reisen. Jn wer Ferne gewinnt man am besten Klarheit über seine natürlichen Ge fühle. Fuhren Sie im Land’ umher, gehen Sie nach dem Süden, an die blauen Gestade der Rinier-a. Und dort, am Meere, besinnen Sie sich auf Jhr wahres Selbst, schließen die Au gen« stellen sich Madeleine’s und Su zanne’s Bild vor, überlegen unsd ver gleichen ins Seelenrushe. Jch will ei nen Schwur daraus ablegen, ldaß Sie bei Jhrer Rückkehr völlig im Klaren sind.« D·. c,s,,» m-.s-,A « -..s-LL.-L. L-— ( »Wi( PLUTII J(W,’l, LLlUTMLlc Uck ’Lieutenant, »aber wie kann ich diesen Urlaub bekommen?« ,,Bin ich etwa nicht mehr auf der Welt, ich, Jhr R-ittmeister, als Bürge für die Wahrheit unseres Vorwansdes2 Sie dürfen ganz ruhig sein« ich sorge für Alles.« »Ach, tausend Dant, Herr Rittmei ster,« rief der Lientenant bewegt, »ich versichere Sie . . . .« »Schon gut, schon gut, lieber Freund. Man muß sich doch im Leben einander beistehen.« -—- »s-— Zwei Tage darauf schnallte Ser vais seinen Koffer und begab sich auf den Weg nach dem Mittelländischen Meere, ihm das Geheimniß seiner ver schleierten Liebe zu entreißen. Während er nun zwischen Toulon und Nizza umherstrich konnt-e man Rittmeister Harmand und den Unter lieustenant mit vieler Beharrlichkeit bei Frau Noneeray Besuche abstatten sahen. Der Rittmeister machte Wade kaine den Hof und der Unterlieurenant umwarb Suzanne, was bei Jedem miii einem Heiratshsantrag schloss, den aber Beide sorgsam vor einander geheim hiektem »Ich bin mit meinem Gewissen in Frieden,« sagte sich der Rittmeister. »Wenn- der Lieutenant zurückbme wird es mir ein Leichtes sein, ihn zu überradem daß es Suzanne ist, die er liebt." »Ich habe mir nichts vorzumerfen,« dachte der Unterlieutenansi. »Wenn Kamerad Servais zurück sein wird, kann ich ihn ohne Mühe davon über zrugenz daß er Madeleine heirathen muß.« ——— Nach Ablauf seines Urlaubs er schien Servais wieder am Ossizievss tisch. Seltsamer Weise trugen alle Drei verlegene Mienen zur Schau. Es war offenbar, daß das unvemieisdliche Zu sammensein von- Keinem freudig be: grijßt wurde; sie begegneten einander mit sichtlicher Zurückhaltung Rittmeister Harmand faßte sich end lich ein Herz. Er war der Erste, der das Wort ergriff· «Also,« sagte er mit einem tiefen Atlxnizuge, »es ist ausgemacht, Sie heirathen Suzanne.« »Nein, nein, Sie wollten sagen: Madeleine,« berichtigte rasch der Un terli«eustenant. «Suzanne!« »Masdele·rne!« »Aber Hölle und Teufel,« donnerie der Ritimeister, »ich habe doch urn Fräulein Madeleine’3 Hand angehal ten und bin erhört worden« . ,,Ued ich habe um Fräulein Suzam jnes Hand gebeten und habe ihr Ja wori erhalten« platzte nun der Unin , lieuimant beraus. ! »Ach meine Freuuive,« sagte Set vais, dessens Gesicht sich erstaunlich schnell erhellte, »wie glücklich macht streicht-its denninEanneI hubeichfa «eine junge Dame gesunde-n dieich ichan beic— invietWochmsolldiehoche M sei-! « ,,Bortkefflich,« fiel der Rittmeister ein, »so istAlles in schönster Ordnung, und jetzt haben wir es nicht mehr nö thig, uns zu fragen: »Welche?«« — ..-. -».«. f, - , Uicht zu Hause· Skizzen von J. Bergen Nicht zu Haufe! Jhr häßlichen, gleichgiltigen, oft lügnerischsens Worte! Welch ein-e Welt von Schmerz-, Elend, Aerger unfd Enttäuschung habt ihr oft im Gefolge! st- IOI st Es isft Mitternacht! Durch die öde-n sStraßen jagt der Sturm und peitscht Ischwsere Regentropfen auf das Stra .ßenpflaster. Kein Sternlein blinkt Izu-r Ende hernieder. deurchdringlich lund schwarz ist die Finsterniß dieser JRachi. - s -« « . « » »aber nie einsame Frau vorr, kocraze Imit dem Sturm zu eilen scheinst, fühlt weder Negenschauer noch Kälte. Nur ein Gedanke treibt sie weiter, imnser zweiter. Jshr Kind ist sehr krank, dise Kriimpse schütteln seinen kleinen Kör per. Die arme Frau jagt »in ihrer Herzensangst zu dem einzigen Arzte der kleinen Stadt, zu welchem sie heute wohl schon dreimal geschickt. Er war ,,nicht zu Hause«, hieß es immer wieder. Aber jetzt, um des Himmels »Barmherzigkeist willen, jetzt mitten in zder Nacht musz er zu Hause sein. Jhr lKind darf ja nicht sterben, die Mut-— Jter muß ihm Hülfe bringen-. Da ist sie schon vor dem Hause des Doktor-s angelangt. Hestig reißt sie an der zNachtgloeke Niemand öffnet. Noch Heinmsal und noch einmal schellt sie jJetzt endlich lassens sich schlürfen-de Tritte hören. Eine brummige Stim me fragt: »Wer ist da?« »Der Doktor muß mitkommen, gleich, sofort, mein Kind liegt im Sterben!« schreit das junge Weib durch die ein klein wenig geöffnete Hausthür. Was wird ihr zur Antwort? »Der Herr Doktor ist über Land gefahren, der alsteGrIas in Neudorsf hat sich erkältet.« Wie betäubt hört die Frau die Worte; sie scheint ihren Jn »hal-t kaum zu verstehen. Sie fragt wie Igeistesabwesend noch einmal: »Nicht jwahr, der Doktor kommt jetzt mit?« « »Na, Frau, hören Sie denn nicht?« ruft die-Stimme der rohen« Magd, »der jDoktor ist »nicht zu Hause«!« und sie schlägt schellewd die schwere Thür zu. I Jetzt erst erfaßt die Mutter den zSimi der schrecklichen Worte, »der eDoktor ist nicht zu Hause.« I Nun ist ihr Kind verloren — mit twan«kensdewcschxiritten eilt sie dem Hause izu. Sie sinkt an das Beinchen ihres leinzigen Kindes —— ach» da war kein HArzt mehr nöthial l se II L »Amt"grichtesrchen, Amtsvichterchen! IsJch warne Sie. Schon zwei volle IMonate sind Sie in unserer Stadt Hund haben Jshren Kollegen noch immer i keinen Besuch nbgestatteM Jsch .sjirchte, man vergißt Ihnen diesen s,,saur pas« nicht. Holen Sie nur zmotgen das Versäumte nach und bege -bebn Sie sichan die Visitentour, sonst ; stehe ich für nichts!« Der junxkeAmtsrichtser zuckt lächelnd diie Achseln, drückt dem wohlmeinen den, jovialen Arzt die Hand und er ztlärt setyr ruhig, daß er sich nächstens Iden Richtersamilien vorstellen werde. Jndessen läßt er noch eine bedenk liche Zeit verstveichen, ehe er den Vor saß ausführt Man ist empört über die Formlosigkeit Die Kollegensvauen stecken in den Kasseees ihre Köpfe zu sammens. Armee Amtsrichtert Es ist anzunehmen, daß hier ein Komplott gegen Dich geschmiedet w«ird. Endlich besinnt sich der junge Mann seines gegebenen Versprechens. Eines Sonntags Vormittag, punkt zwölf Uhr, sticht er in: Frach Cylinder und tadellos-en Glaeevs vor der Thür des Präsident-m Er Nin-gelit- Ein dienst bsfltssener Diener öffnet sofort z »Herrschaften zu Hause?« I »Bediaure sehr,«errvti7verte der Wohl inrstruivte ,,Herrschasten sind ,,nichct zu Hause«.« Die Karte wird abgege ben, und der junge Mann geht weiter. Dasselbe Gespräch mit den dienen den Geistern der anderen Familie-n er newevt sich. Immer tönt ilym gons den Lippen der Dosmnestikenwelt das »Nicht zu Hause« entgegen. ; Nun hat er nur noch einen Beswch asbzustatten Doch etwas verstimmt über diese ssortwährenden Abweisungen, will et ljetzt dem öffnen-den- Mädchens zuvor -koni«men, er überreicht sein-e Karte mit »dem Zusatze: »Herrschaften-. sind nicht zu Hause, nicht wahr?« Das Dienst mäidchen geht in das Zimmer tin-d kommt mit der Antwort wieder: »qu Räthin Tarnow läßt bitten.« Erstaunt tritt er in das Wohnstu mer der Familie Eine junge, freund lich Frau empfängt ihm; Nach der üb lichen Begriißunsg sagt sie munter: »Aber Herr Amtsrichter, Sie haben uns Alle recht lange auis Ihren Besuch warten lassen!« »Ja meine gnädige Frau, ich beken nse mich schuldig, man hat mich auch meins Versäumniiß büßen lassen; ich wurde von allen- Thüren mit einem strengen »Nicht zu Hause!« fortgereis sen. Nur Sie, meine Gnädige, waren so aütig, den armen Sünder holdreich auszu·nel)me-.« — »O, tcy war nrcyt im Romplott," erwiderte sie lustig. Da öffnete sich die Thür, und ein junges Mädchen tritt herein. »Erlausbe. liebe Schwester, daß ich Dir Herrn Amtsrichter von Zimmer mann vorstelle.« Alter Walden, die schöne Schwester der kleinen, liebenswürdigen Frau, verbeugte sich erröthend. Noch eine kurze Unterhaltung, unsd der junge Mann entfernt sich. Wochen waren vergangen Zimmer mann hatte im Laufe dieser Zeit trotz der ersten ihm zur Schau getragenen Feindseliigkeit doch von allen- Kollegen fasmilien Einladungm zu- großen und kleinen Gesellschaften erhalten. Denn so ganz unld gar durfte man den jun gen, reichen Mann nicht fasllenl lassen» hatte die tsöchterreiche Frau Direktor den übrigens Damen erklärt. Aber, welche Enttäuschuingt Der Ums-rich ter lehwte überall ab; nur in der Fa milie Tat-now verkehrte er oft und Als der Winter zu Ende ging, da war es kein Geheimnis-; mehr, daß die schöne Alice Walden und Franz von Zimmermann sich für’s Leben gefun den hatten. III Iß III Meister und Gesellen haben Feier Abend gemach-t. Der ehrsame Schuh inachetmeister Gotthelf Funke zieht sich seine-n- Sonnsdagsrock an. Dann nimmt Funke ein« Paar soeben fertig gewor dene zierliche weiße Atlasstiefeletten svom Tisch, hüllt sie vorsoglich ein und Lmachit scch auf den Weg zur Signora Albina, der Primadonna des Stadt .theat)ersi. Seine Fvasu sagt ihm zum Abschied: »Alter, vergiß die Rechnung nicht! Es sind jetzt schon hundert Mart, die uns Alhina sch11»ldet. Jn acht Tagen miissen wir unsere Miethe bezahlen, uind das Geld ist noch nicht beisammen, also übereiche ihr nur dsie Rechnn«n«g!«· »Mutter, sei nicht so ängstlich um dass Geld besorgt!« brummte der Alte im Fortgehen, nachdem er aber doch wohlweißlich aus den-Rath seiner Frau die Rechnung an stich genommen hatte. Bald ist er vor dem Hause der Sängerin angelangt. Ein allerlieb stes Kammerkätzchen öffnet auf sein Kl)ingeln-. Noch ehe er zu Worte kom men kann, sagt das Mädchen schnip pisch: »Nun endlich bringen Sie die Schuhe! Meine Gnädige wartet schon lange darauf. Signova will ausf den Maske-shall gehen-J unsd sie nimmt ihm rasch dass klein-e Packet aus der Hand. »Hier-, schönes Kind, ist auch die Rechnung; ich werde auif die Be zahlmvg warten-.« »Ach, die Signor-a ist nicht zu Hau sse,« erwiderte ihm Lisette gedehkntm Tours, »kommen Sie gelegentlich ein mal wieder!« und damit hatte sie sich rasch mit den Schuhen entfernt, die Thür hinter sich zuschlagend. Enttiiuscht ging Funke nach Hause, mit dem festen Vorsatz, morgen wieder ldie Rechnung zu präsentiren. Aber auch da getan-g es ihm nicht. zu seinem Gelde zu kommen. Er kam immer usnsd immer wieder vergeben-By die berühmte Sängerin war immer ,,nicht zu Hau se«. Nach einiger Zeit wollte er es zum letzten Male versuchen-, auf güt vöchem Wege die Susmme zu erhalten« Schon auf der Treppe tust iihm die Zofe entgegens: »Die Abbinia ist nicht zu Hause, Meister; sie kommt über haupt nicht mehr nach Hause-. Heute Nacht ist sie mit dem dicken Tenoristen Brüller entfloh-en- un«d Sie unid viele andere Leute haben das Nachsehen.« Mit verblüfftem Gesicht vernahm Funke diese Schrecken-Stunde Zu sei nem Aerger um das verlorene Geld gesellte sich noch dsie Furcht vor seiner Frau. Wie wird die arme Seele das Unglück tra-gen?« Am liebsten ginge Funke, der gute Mann, auch »n-icht nach Hause«· .- ---.... US wlro oerlchlen ,,Ls.5ros. Erich Schmidt hat als Sekretär der Komission der Schillerpreis-Stiftung resignirt. Den Anlaß hat die Meige rung des Kaisers gegeben, dien- Preis des letzten Jahres Gerhart Haupt mann, als dem Schöpfer des ,,Hans nele«, zu v-erleihen.« Also doch ei n Mann- unter den Waschlappen! Aber vielleicht bekom men jetzt die Anderen auch Kourage. Ein französischer Pro se ssor der Chemie hat auis dem We ge des wissenschaftlichen Experimenti vens mit organischen Stoffen die Ewi deckung gemacht, daß Gasolingas die weibliche Stimme um verschiedene No ten erhöht. Aus dem Wege der alltäg lichsten Erfahrung der organischen Welt war man schon längst mit einem gleichwirkenden Agens nur zu gut be kanInii. Man sage zu einer Frau nur einmal: Nein! Ein langwieriger Kampf ist gliicklich beendigt: Die Kunst Kommission und das Direktorium der Bostonser Bibliothel haben sder bekann ten Skuliptur der ,,Bachan.tin« Einlaß in die heiligen Hallen der BiIbliotshet gewährt, nachdem sich die nackte Bachantin wohl genügend geschämt hat — über die Kurzsichtisgteit jener «Ku1nsft - Kommission« in ästhetischen Sachen. Die Geschichte von dem ,,Elopement« der Tochter von Don Carlos, der Prinzessin Elvira, ist doch etwas anders, als man’s zu erst gemeldet hatte: der Mann, mit welchem sie entfloh, war nichts weni ger als ein Krüppel -——— er ist ein bild schöner Mann-; auch nicht ein Mann aus niederern Gebliite —- er ist ein hochgeborener Graf; sie floh auch nicht von wegen ihrer bösen Stiefmutter — sie lief dem Grafen nach, weil sie in toller Lieb’ zu ihm entbrannt und jahrelang vorher ,,nervös«, ,,hhster«isch« war . . .. ». « « » J n ei ne r Chicagoer Frauen-ver sammlung ist dsieser Tage das Thema erörtert worden: ,,S-ollen wir unser-e Knaben körperlich züchtigen?« Man stritt hin untd her, »die Einen sagten ja, die Anderen nein, und schon wollte man sich vertagen, ohne zu einem Re sultat gekommen zu sein, als ein zu fällig answesender Arzt als Schieds richtier angerufen wurde. Unsd der hub an unid sagt-e: »Meine Damen! wenn ein Jung-e die Poeten hat, dann muß ich ihn- in eine griiwdliche Kur nehme-n; und wenn er sie noch nicht hat, dann simspfe ich ihn-»daß er sie nicht kriegt.« » , -,.... W Freusnstn ,,. . . Nun bist Du ja ein glücklicher Eihemanni und hast Dein eignes Heim! . . . Wie kommst Dir’s denn- so vort« Jung-et Ehemasnn (leise): ,,Etwa3 unsheimlich!«