Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, November 27, 1896, Sonntags-Blatt., Image 7
Sonntags- LI- statt Beilage des ,,Anzeiger nnd Herold« zu No. l2, Jährgang l7. Js. P. Windolplp, Herausgehen Grund Zslanrs, Nebr» den 27. November 1896. Der neue Verein. i « Humoristifche Stizze von Wilhelm Frerling (Hann.) Gottlieb Bormann war mit einem « Schlage ein reicher Mann geworden. s Ueber Nacht war aus dem bescheidenen Gartengrudftiicke, auf dem er, treu der Tradition feiner Väter, frühe Kartof k fein gepflanzt und Kohl gedüngt hatte, :» . ein werthvolles Bauterrain geworden, n um das die Spekulanten sich rissen. Da hatte er dann sein Erbe für ein ko lossales Geld verkauft, war nicht ohne Wehmuth aus dem alten, schon etwas baufälligen Gartenhäuschen in eine elegante,l.ktage der inneren Stadt ge zogen, und im Wohnungsanzeiger wie auch auf dein Schilde der Borpiatzthiir war zu lesen, daß Gottlieb Borniann nunmehr der viel beneideten Zunft der Rentiers angehöre. Wie sollte er sei nen beschaulichen Beruf auch sonst kennzeichnen? Gemiifegiirtner a. D oder gar z. D. konnte er sich doch nicht gut nennen. Jn der Muße feiner sorgenlosen Tage fing er nun an, mancherlei nach zuholen von des Lebens Genüssen und , Freuden, die ihm früher aus Mangel an Zeit und Mitteln nur spärlich zu geflvssen waren. Er suchte sich an ei I- nem Stammtische beimifch zu machen. er verbrachte die Abende in Konzerten ! und Theatervorstellungen, er unter nahm Reisen lurz er versäumte keine Gelegenheit, die Vergnügen ver sprach. Aber es erging ihm dabei sonderbar. Am Stammtische brauchte er nur den Mund aufzuthun, um »sich durch eine « ganz ernst geineinte Bemerkung an der Unterhaltung zu betheiligen, und sofort entstand erst ein gewaltiges Staunen, das sich alsbald in lautem Gelächter zu lösen pflegte, und verschie dene seiner Aeußerungen waren von so » anhaltendersWiriung, daß man noch pl Tage lang davon sprach. Und es war Aq« --,« « doch tein Wunder, daß er von manchen Sachen nichts wußte und verstand. Wer reichlich dreißig Jahre immer nur » die Augen auf den Boden gerichtet hat, F aus dem die nahrhaften Kräuter sprie ; ßen, der verliert schließlich den Blick fiir andereDinge und wird ein Fremd ling in den Ereignissen des bunten Weltgetriebes. t I i i l Jm Theater war es ja recht amti sant, so lange Possen und lustige Schwänte gegeben wurden. Führte ihn aber sein Verhängniß in ein Trauerspiel oder gar in die große Oper, so litt er die grenzenloseste Lan geweile, und beim Besuche von Sin sonie-Iionzerten war es ihm schon wie derholt passirt, daß ein Nachbar ihn durch sanfte Rippenstöße aus dein freundlichen Reiche der Träume ausge schreckt hatte, um sich das surchtbart Schnarchen zu verbitten. kremden Städten tonnte er wenig Reiz ahnen-innen Häuser, Plätze unt Menschen schienen ihm wenig ab weichend von denen der Heimath und außerdem verursachte ihm die Eisen dahnsahri immer Kopssmerzen und ge linde Seetrantheii. So nahm Herr Gottlieb Bormann endlich, um der beginnenden tödtlichen Langeweile zu entrinnen, seine Zu slucht zu den Vereinen, die es ja heut zutage in augreichendem Maße giebt. Bald war er in der glücklichen Lage« mehr Vereinen anzugehören, als die Woche Tage hat, und zwar lauter sol chen. die außer der Beitragzzahlung keinerlei Ansprüche an ihre Mitglieder .siellen. Da waren zunächst verschie dene Wohlthätigkeits-Vereine, ein Ver schönerungs-Verein, ein Verein sür Fremden-Vetteln und dergleichen mehr. Da konnte man in den Sitzun gen ganz bedächtig zuhören. wurde nie um seine Meinung gefragt und hatte nur bei gelegentlichen Abstimmungen daraus zu achten,was die meisten übri gen Mitglieder thaten. ob sie ausstans den oder sitzen blieben, ob sie die band in der Höhe hoben oder nicht« Das war eine leichte unsd angenehme Sache, di( manchen Abend ausfüllte und dem Le ben einen Anstrich von Geschäftigteit gab. I Mit der Zeit aber fühlte der wackere Gottlieb sieh nicht mehr ganz befriedigt von der wenig beachtet-en Rolle des ein fachen Migliedes. Der fortwährende Anblick aller der Präsidenten, Vice Präsidenten, Setretiire, Kassirer u. s. sw» die mit oder ohne Abzeichen ihrer Würde einen förmlichen Glorienschein von Wichtigkeit und Bedeutung um sich verbreiteten, erzeugte in dem Her «zen des sonst so bescheidenen und an spruchslosen Mannes allmälig den EWunsch auch etwas zu gelten, auch zu Amtswiirde und Ansehen zu gelangen LAber wie? « Jn den bestehenden Ver seinen war schwer anzuiommen Da jtannten sie ihn und feine Fähigkeiten «zu gut um ihm einAmt auf die Dauer anzuvertrauen; das hatte Gottlieb mit Schmerz in seinem Kegeltlubb erlebt. ,YcCcc)DciTi ck Vol-l lllkz VOk Ock chuwayi jdes Vorstandes dreimal sein-en Ge Eburtstag geheuchelt und eine Unmasse ;Bier ausgegeben hatte, war er glücklich Imit einer Stimme Mehrheit zum — YStellvertreter des zweiten Revisors der Jahresrechnung gewählt worden. Aber Hschon im folgenden Jahre hatte man ihm diesen ansehnlichen Posten wieder Habgenommen Es war ja Alles Cli ;quen-, Vasen- unsd Vetternschaft. " Ganz anders undviel leichter machte steh das in einein neuen Verein. Wer keinen solchen gründet, der hat damit Hschon die Präsidentenglocte beim Stiel Tgesaßt, und aus Pietät gegen den Ur « heber des Vereins läßt man einen sol ichen auch später nicht wieder aus das Niveau des gewöhnlichen Vereisnsmiti zgliedes herabsinten. So war es doch Hauch dem dicken Lehmann gegangen, idem früheren Schlächter, der die glor Ireiche Jdee gehabt hatte, einen Verein .der »Kneipp’schen Malz:Kassee-Trin iter" ins Leben zu rufen, und mit ESchulze, demPräsidenten des »Bereins .der Schieläugigen«, lag die Sache ge « nau so. i Mit Anstrengung grübelte Gottlieb FBormanm nachdem ihm diese Erkennt Iniß aufgegangen war, darüber nach, iwas in aller Welt man denn noch zum iGegenstansde einer Vereinsthätigleit jmachen könnte, Wahrlich, ein Finanz xminister, der neue Besteuerungzobjelte ,aussindig machen will, hat immerhin knoch eine größere Auswahl, als der Erfinder eines neuen Vereins. Die sWelt ist rein vergeben, jede Thätigteit zist dem Monopole eines Vereins oder sVerbansdes unterstellt, vom Dreibunde san bis herab aus den Gesangverein der ; Steineträger. -· «« Mclccl UUUUIU lllll lcgcllll clslclll lNaturfehler behaftet gewesen wäre, so hätte sich am Ende ein Verein der !»Buckeligen« oder der »Klumpfiiße« Zins Werk setzen lassen. Aber an der gleichen in diesem besonderenFalle sehr bequemen Auszeichnungen fehlte es jihm gänzlich Auch konnte er doch un zmöglich einen ,,Klubb ehemaliger Ge Imiisegiirtner« gründen, da wäre er swohl das einzige Mitglied geblieben .- Jn seiner Noth wandte er sich an ei nen hilfreichen Freund Der Mann twohnte in seinem Hinterhause, war sAdvokatenschreiber und hatte ihm schon in manchen schwierigen Lebens lagen so z. B. bei der Abfassung von Wohnungs- Annoncen mit seinen gei jstigen Gaben erfolgreich Hilfe geleistet zGern versprach der Wackere, seine gan kze Kraft fiir dieRealisirung von- Gott ·liebs Wünschen einzusetzen, und um die Sache gründlich zu behandeln, kam Eer täglich zu einer eingehenden Bera sthung, wobei ihm Bier unsd Cigarren Izur Anregung der Denk- und Erfin tdungslraft in splendidester Weise zu gewendet wurden. Indessen waren be steits drei Wochen vergangen, ohne daß sirgend eine der vielen Jdeen des Schreiberg sich als ausführbar erwie sen hätte. Und wieder llopfte er an Gottliebs lThiirz diesmal war s an einen Sonn tag Morgen, und es war zu erwarten, Idas sich dem Getränke und Rauchtverke heute auch ein anmehmbarer meiß zum Frühstück zugesellen werde. Das waren so die Gedanken, die ihn beim Anklopsens bewegten, aber sie wurden sofort bei Seite gedrängt durch den Anblick, der sich ihm beim Oessnen der Thijr darbot. »Hurrah! Jetzt haben wir’s!« schrie er auf und beinahe hätte sich Gottlieb ob des unerwarteten Geräusches mit dem Rasirmesser in die Nase geschnit ten. »Was ist denn los?« fragte er be stürzt, indem er sich den Ueberrest von Seifenschaum aus dem Gesicht wischte. »Unser Verein ist erfunden! Ein ganz neuer, eins ungeheurer originel ler!« srohlodte der Andere. Es bedurfte mehrererGläschen Cog nac, um denErregten einigermaßen zur Ruhe zu bringen. Dann steckten die beiden Verbündeten ihreKöpse zusam men und redeten und hörten, hörten und redeten bis die Mittagsstunde schlug ,,Also so machen wir es«, sagte Gottlieb bei dem letzten Händedruck »Jawohl, das wir-d gemacht«, ent gegnete der Schreiber, indem er noch schnell drei Eigarren aus des Freun des ofsenem Kistchen in die Tasche und eine in den Mund steckte. Iß Il- st Jm Laufe derselben Woche noch er schien im redaktionellen Theile eines kleinen Klatsch- und Winkelblättchens die Notiz, daß man beabsichtige, der unbefriedigenden Lage der bis jetzt oibne Vereinsschutz und ohne Hilfe ei ner gleichstrebenden Gemeinschaft da stehen-den »Selbst-Rasirer« aus adel sen. Herr Gottlieb Bormann sgi der edle und gemeinsinnige Mann, der ein erfolgreiches Zusammengehen zunächst der in der Stadt lebenden sich selbst rasierenden Herren in die Wege leiten und zu diesem Zwecke am lommensden Sonnabend eine Versammlung von Interessenten abhalten wolle. Das selbe besagte auch eine riesengroße An nonce im Jnseratentheile derselben Zeitung. Der Sonnabend kam heran, und längst vor der festgesetzten Stunde er schien Gottlieb in sestlichem Gewande, um den sür dieabzuhaltendeVersamm lnng gemietheten Saal noch einer letz ten Nevision zu unterziehen. Es war alles in Richtigkeit Die Tische stan den in wohlthuender Ordnung, wohl versehen mit Streichholzständern und Ascheschaslem und die Stühle harrten geduldig der Schaar von »Selbst Nasierern«, die sich heute Abend hier niederlassen sollte. Aber die Zeit verging unid außer Gottlieb, idem Schreiber und einem Flickschuster, den man durch die Aus sicht aus eine gute Kundjchast nnd Feibier gewonnen hatte, erschien tein ensch. Die Drei tranken, so schnell und so viel sienur konnten, um Wirth und Kellner nur einigermaßen bei guter Laune zu erhalten, und endlich gegen 11 Uhr, als man auf weiteren Zuzug doch nicht mehr rechnen konnte. eröff nete Gottlieb nach mächtigem Glocken geläute die Versammlung Der intelligenteSchreibersetzte dann in längerer Rede den Zweck der Zu: sammenkunft auseinander, der Schu ster erklärte sich damit einverstanden, und endlich wurde der »Verein deut scher Selbst-Eliasierer« feierlich gegrün det. Sämmtliche- Anwesende erklärten einstimmig und durch Namensunter schrist ihren Beitritt, und die Wahl des Vorstandes ergab Herrn Gottlieb Bormann alsPräsi-denten, den Schrei ber als Schriftsührer und Schutzma ster und den Schuster alg Beisitzer Acht Tage später hatte der finidige Schriftsiishrer schon die Statut-en aus gearbeitet, die als Zweck des Vereins den Austausch der Erfahrungen, die gemeinschaftliche Beschaffung von Werkzeug und Materialien, sowie ei nen geselligen Verkehr der Mitglieder ansiihrten. Weiterhin wurde die Grün dung gleichstrebender Vereine auch in anderen Städten und deren Zusam menschluß zu einem großen deutschen Verbande ins Auge gefaßt . . . . Seitdem ist .Gottlieb Bormann Präsident, und tvewn auch sein Verein immer noch nicht über die ersten drei« Mitglieder hinausgewachsen ist, so betrachtet derGliickliche doch mit Stolz! sein Präsidenten- Abzeichen, einen nied-. lichen, silbernen Rasier- Pinsel. Wenni er ihn bei festlichen Gelegenheiten In das Knopsloch gesteckt hat, so kann er viertelstundenlang vor dem Spiegelt verweilen und ihnimmersort anschauen —- s-— den Pinsel —-- - « -— Meine Regierungs - Anstellung Frei nsach dem Englischen von Leon Lands-berg; Die Hauptsache ist, daß die in Fol gendem erzähltenErlebnisseeines Aem terjiigers aus Wahrheit beruhen. Es Ikann daher dem Leser höchst gleichgül tig kein, ob sich dieselben in diesem Jahre oder vor zehn Jahren zsugetra gen haben. Nachdem ich einmal den Entschluß gefaßt, mich bei der Bundesregierung um eine Anstellung zu bewerben, giab ich mein Geschäft auf und setzte alle Hebel in Bewegung, meinen Vorsatz auch zum schnellen Austrag zu brin gen. Jedermann, den ich nur darum anging, unter-zeichnete bereitwilligst mein Gesuch, und das Kongreßmit glied meines Distriltes erklärte zuver sichtlich, daß meine Schritte von Er solg gekrönt sein würden. Jch war siir die Administration eifrig thätig gewesen, und die Führer der Partei, der ich angehörte, meinten, daß mein-e Dienste eine Anerkennung verdienten. Drei Monate gingen vorüber, ohne daß ich irgend welche Fortschritte ge macht hätte Das Kongreszmitglied lschrieb mir häufig und sogar der Prä Isident hatte ein-en meiner Briefe mit ei lnem ermuthigenden Schreiben zu be antworten geruht. Mein Anstellungs detret blieb jedoch aus, und in der Zwischenzeit sah ich mein kleines Ka pital mehr und mehr auf die Neige gehen Meine Freunde riethen mir, mich nach Washington zu begeben, wo ich meine Angelegenheit besser betreiben konnte, und da mir dieser Rath ver niinftig erschien, Packte ich meinen Kof iser und fuhr nach der Landeshaupti stadt Es dauerte nicht lange und ich stand smit sämmtlichen Politilern und Be amten auf gutem Fuße. Mein Verkehr mit denselben war sehr angenehm. Sie nahmen alle ein großes Interesse an Hneiner Anstellung,diesie mit mir wäh ,rend der Dinerg und Soupers be spwchen Esc. l-·«IJ « -«4«’ sc-! slk h; - OAA «««««« «,.., ».«,...,... W», « ., a,«.«.,,. Nach Verlauf von zwei onaten stürzte eines Tages mein Koingreßs lmann ins höchster Erregung in mein Zimmer. s »Hier ist Deine Anstellung,« ries er « mir in Eile zu, »und ich kann Dir nur sagen, es ersorderte meinen ganzen po sritischm (5inscuß,.sik fiik Dich zu erra pern. Du wirst es nie erfahren, mein Junge, welche Anstrengungen es mich gekostet hat« Jch dankte ihm unsd öffnete nerdös »das volurninöse Dokument. Es war smeisne Anstellung alssionsul von Tin galing. Fünf Minute-n lang starrte ich aus das Schriftstück, dann wagte ich die Frage: »Colonel, wie kommt es, daß mir anstatt des angesuchten Konsubats ges grade dieser Posten angewiesen wurde?« ; »Weil Du als die geeignetste Person angesehen wirst, um mit demselben ,betraut zu werden,« lautete die Ant wort. »Mehr zu sagen ist mir nicht .gestattet.« s Das war in derTshat sehrneichelhastf «und ich fühlte mich der Adminsistration zu Danke verbunden, daß sie meinen Faall so große Beachtung geschenkt tie. I »Was ist das Salair?« war meine i nächste Frage. s »O, das weiß ich nicht,« erwiderte .er, »aber es wird schon Alles in Ord nung sein Jch muß jetzt nach Hause eilen Besuche mich später. « »Halt, Colosnel,« rief ich- »Wo liegt denn eigentlich Tin«galing?« »Welche Fragel« antwortete er la chend. ,,Jedes Kind wird Dir sagen, wo Tingaling liegt.« Und fort war er, ehe ich ein anderes Worts sagen konnte. Jch nah-m den Atlas zur Hand und begann nach meinem neu-en Posten zu suchen. Nach zwei Stunden langen Suchens war es mir nicht gelungen, ihn auf irgend einer Karte zu ent decken, und ich legte den« Atlas wieder fort, ohne zu wissen, ob mein Konsulat sich in Europa, Asien, Afrika oder Südamerika befände. Das war eine große Enttäuschung, aber ich fühlte mich ein wenig besser, als die Abendblätter erschienen. Sie tündigten meine Anstellung an und sagten ganz hübsche Dinge über mich Keines der Blätter jedoch belehrte mich über die Lokation von Tisngaling Am folgenden Tage sprach ich beim Staatsdepartement vor,·und nachdem ich sämmtliche bei meiner Anstellung üblichen Formalitäten durchgemacht, frug ich den Sekretär: ,,A propos, wo liegt denn eigentlich Tingialing?« Er schaute mich einen Moment ver wundert an, dann sagte er: »Das ist eine sonderbare Frage. Jedes Kind kann es Jhnen sagen. Uebrigens enthält Jhr Anstellungs-de kret das Nähere darüber. « ,,Durchsaus nicht. Es heißt blos Tingsaling, die Jnsel Tingaling.« »Ein Bersehen desKo»Pisten,« meinte der Sekretär. »Nun, das wird korri girt werden, sobald McGosh zurück kommt. « »Wie hoch ist das Salair? Herr Setretär?« »Das kann ich nicht sag-en. Wen-n Herr McGosh nächste Woche zurück "kornmt, wird man Jhnen alles Nöthige mittheilen.« Der große Herr machte eine Hand bewsegung, und ich verabschiedete mich. Eine ganze Woche suchte ich sämmt liche Hotels und ZeitungssRedaktionen heim, unt Auskunft über Tingaling zu erlangen. Niemand war im Stan de, mir einen definitiven Bescheid zu geben, doch meinten Alle, daß ich Herrn McGosh’s Rückkehr abwarten müßte. Jn meiner Verzweiflung begab ich mich zum Präsidenten Ich daintte ihm für den mir gewährten Posten und bat ihn, mir zu sagen, wohin ich eigentlich zu gehen hätte. Er blickte mich verwundert an. »Sie werden Jhre Jnstruktioinen vom Ministerium des Aeußern em pfangen,« war sein-e kurze Antwort. Jch verließ ihn verwirrter als zuvor, aber am selben Tage glückte es mir, ei nen Schiffskapitän zu treffen, dem die Lage Tingalings bekannt war. Er be lehrte mich, daß die Insel sich an her chinesischen Küste befände und sowohl die Franzosen als die Chinesen auf de ren Besitz Anspruch erhöhen. Bei den Franzosen war die Jnsel unt-er einein anderen Namen bekannt, und so kam es, daß ich sie nicht auf der Landkarte 1 finden vermocht hatte. Dies war auch der Grund, warum das Ministe rium des Innern so wenig darüber zu sagen wußte, Herr McGosh kehrte endlich zurück. und ich beeilt-e mich, ihn um die er sehnte Auskunft anzugehen »Tan-galing,« theilte mir Herr Mc Gosh mit, ,,gehört den einen Tag den Franzosen und den andern den Ghin-e sen. Der nächst-e Dampfer wird uns üsber den gegenwärtigen Status in Kenntniß setzen. Sie können sich zu Ihr-er Anstellung gratuliren-. Die Jn sel hat ein prachtvolles Klima unsd die Eingeborenen erreichen dort ein Alter von hundert Jahren« « »Und das Sakair?« s »Ich werde es für Sie auszufinden Isuchen Sprechen Sie nächste Woche swieder vor.« Herrn McGosh’s-Mittheilrtng slößte mir neuen Muth ein, und während der nächsten acht Tage traktirte ich meine Freunde, deren Einfluß ich meine wich itige Anstellung zu ivevdansten hatte. Die Zeitungen hatten Vieles über den sneuernannden Konsul von Tingaling zu berichten, unid Alle in Allem ge Ensommem verbrachte ich eine angenehme IWoche und begann mir zu meiner neuen Würde Glück zu wünschen. s Der zweite Besuch» den ich Herrn McGofh abstattete, vernichtete jedoch smeinen angenehmen Traum auf eine grausamer Weise. Diesmal war der Herr zugeknöpft ; »Wir erwarten, daß Sie nachste Woche nach Tingaling absegeln, « sagte er in geschäftsmäßigem Tone Es ist kein Salair mit Jhrem Posten ver bunden, doch belaufen sich die Gebüsh iren auf 880 jährlich. Sie können da ’mit ganz gut auskommem wen-n Sie sich nach der auf der Insel üblich-en Lebensweise einrichten.« H gnfmuutermtg von H oben. H Jener Theil des deutschen Bürger » thums, der von den Stufen des Thro ;nes herab Abhülfe gegen die schändli ;chen Uebergrisse erwartet, welche sich der deutsche Offiziersstand gegenüber »der ,,biirgerlichen Kanaille« fortwäh Trend und in immer brutalerer Weise izu Schulden kommen läßt — wir er : innern nur an die in der jüngsten Zeit iganz Deutschland in die größte Aufre gung versetzende kaltblütige Niederste chung einesCivilisten durch den Lieute nant von Brüsetvitz in Karlsruhe — Hhat seine Rechnung offenbor ohne — HWilhelm, von Gottes Gnaden König Hvon Preußen und Deutscher Kaiser, ;-.gemacht Anstatt sden an übermäßiger HEinbildung und falschen Ehrbegriffen lkrankenden Leuten in des Königs RockRaison beizubringen, werden diese HHerrschaften von dem obersten Be fehlshaber des deutschen Heeres noch Hdazu ausgemunterh bei der geringsten HVeranlassung »den der Uniform ange ;t«hanen Schimpf« zu retten, d. h· so ifort mit der Waffe dreinzuschlagen, Hund sollte auch das ganze »Civilisten ipack« »auf die Strecke gebracht« wer den. Wise anders soll man die Worte ausfassen, die Kaiser Wilhelm, wäh Hrend der Brüsewitz : Fall noch allge Emein erörtert wirdund die ganz-e Pres Hse Repressivmaßregeln verlangt, an die Hden Fahneneid leistenden neuen Rekru Iten der Besatzungen Berlin, Spandau, HGroßlichterfelde und Charlottenburg richtete?- Der Kaiser sagte, laut Ka Hbelbericht: »Haltet Eure Unisorm in Ehren Wer Eure Uniform beschimpft, Hbeschimpst Euren König Wer desKö nigs Rock angreist, greift Euren ober sten Kriegsherrn an.« Wie anders, so fragen wir, kann man diese Worte aufsassen? Wenn der Brusewitz- Fall sich nicht erst ganz kürzlich ereignet Hhätte und ähnliche Fälle nicht fortwäh rend Zu verzeichnen wären, so könnte man des Kaisers Rede als einen AP Pell an den soldatischen Stolz gelten lassen; so aber kann man sie nur als eine umschriebene Billigung der Hand .lungsweise des Herrn v. Brüsewitz auffassen, und man braucht sich nsicht zu wundern, wenn man demnächst von .weit-eren Civilistsen - Abschlachtungen »zur Rächung von Unisor-m-Beschim pfungen« hören wird. --·-o. Ein weiblicher Cranl — -oder heißt’s Crankin? s-— verlangt in New York die Einführung der »Eur sew Glocke«, dieser Art von »Zwer streich - Glocke« für die liebe Jugend, die nach Einbruch der Nacht nicht mehr aus die Straße gelassen werden soll. Das war so eine Einrichtung in mit telalterlichen Zeiten; damals mußte man, nach hoher obrigkeitlicherVerord nnng, nach Einbruch der Nacht auch ein-e Laterne in derHansd halten. Wenn erst die Gas- und die elektrische Be leuchtung abgeschafft worden ist, und das helle Licht des morgendämmernden zwanzigsten Jahrhunderts, s-— dann mögen wir wieder zu Oellaternen der Mittelalters - Zeiten-, zur ,,Corsew" Glocke und zu anderem mittelalterli ,chen Muckertreiben zurückkehren, nicht früher.