Sonntags -Blatt. Beilage des »Anzcigcr nnd Her-old« zu No. S, Jahrgang l7. T o P Windolpl1, Herausgehen Grund Island, Nebr» dcn (3. November 1896. Damian Time von tfmtt Pefchtam Draußen heult der Sturm und vor iden Fenstern wirbeln die dichten Schneeslocken vorüber. Der alte Herr wendet sich um nnd blickt fragend auf seine Frau. Diese schlägt ihr Auge voll auf zu ihm, ein glückliches Lächeln fliegt iiber ihr sultenreiches und doch frisches Gesicht, und mit einem ent schiedenen, festen Tone, den man sonst mir selten bei ihr trifft, sagt sie, wäh ren-d sie sich wieder in der Sophaecke niederläßa: »Und sie kommen doch!« Der alte Herr sieht wieder zwei felnd nach dem Fenster und ein Fie bekschauer überfällt ihn bei dem Ge danten an das abscheuliche Unwetter Plötzlich aber tommt es wie eine Ein gebung über ihn und aller Zweifel schwindet. »Freilich, wenn er.. .« Er wendet sich abermals um, und jetzt ist es, als ob die volle Sonne auf dem Gesicht der Frau läge. Sie scheint zu lachen, und doch schleichen sich leise die Thränen aus ihren Augen, und da bei nickt sie heftig mit dem Kopfe und ihre zitternde Hand tastet nach einem Telegramm, das auf dem Tische liegt. Aber sie kann es nicht fassen, dieKraft versagt ihr, und ihre Hände vor’s Ge sichi oruaeno, nnrr sie ichtuchzend auf das Sopha zurück. Mit der-Hast eines jugendlichenLieb habers eilt der Graulops zu ihr, bers eilt der Grautopf zu ihr, nimmt ihre Hände, küßt sie und dann das alte Gesicht. Und dabei drängt es ihm heiß, leidenschaftlich nach demHer zen, -—- fast wie an jenem Tage, an dem er sie zum ersten Male umarmte. Und wieder quillt ihm der Jubel über die Lippe: »Wie glücklich wir sind!" Die alte Frau aber sieht ernst aus ihn, mit jenem tiefen Herzensblich der einst das Feuer in seiner Seele entzün dete: »Und wem verdanken wir alles?" fragt sie in halblautem, sinnendem Tone. ,,Unserer Liebes« ruft der Grautops und drückt etwas stürmisch einen Kuß aus den Hals der Frau, so daß ein lei ses Noth über ihre Wangen gleitet und sie ihn fortdriingt, beinahe so unwillig wie damals, —- nicht ganz so heftig, aber doch mit demselben Zornblitz. Ge wiß mit demselben, er leuchtet noch ge rade so wie vor dreißig Jahren und ebenso wenig wie damals wird er heu te ernst genommen. Die Frau schmollt. Aber er ver steht sich auf's Schmeicheln. »Wenn ich übermüthig bin-, bist du nicht schuld daran? Jst Uebermuth nicht dieSpra che des Glücks, nicht wahr? Darum drängt es ja die Kinder, die Liebenden zur Tollheit und Schelmerei, zu Scherz und zu Geneck. Und wer ist mein Glück, wer anders als du?« Die Frau scheint versöhnt zu sein und schüttelt lächelnd den Kopf. »Noch immer derAlte, noch immer derSturm wind!« sL »san«-Co Nr -- s« »als UUV Rllplclll chcUllil Uhu-. »Glaudst du wirklich an eine solche Zauberlrast der Liebe? Auch dann— wenn die Rose verwellt ist?'« »Was hast du? So ernst so bitter, Und gerade heute! Was sehlt dir, An na? Du, meine lliuge Frau, mit dem immer llaren Kopf und ——-Eisersucht?« Die Frau lacht. »Nein, Stephan, du verstehst mich nicht. Das hat dir die Eitelkeit eingegeben.« »Ah -——— das ist stark. Eitel eitel sind nur die Frauen. Aennchen, du beleidigst mich. Aber ich will dir ver zeihem wenn du mir sagst, was du hast, was du meinst?« »J meine, das es nicht die Liebe ist, die das Glück des Lebens macht, nicht « das, was ihr Liebe nennt. Auch unser Glück, Stephan —« »Du sprichst in Räthseln. Jetzt verstehe ich dich wirklich nicht meht.« »Man denkt viel nach an diesen lan-( gen Wintetabenden. Wenn du dort am Ofen mhst und deine Zeitung liest nnd ich hier in meiner Ecke sitze und stricke —- lach' nicht Stepham Man! kann iiber dem Strickstrmnpf oft bes sere Gedanken haben. als über dicken Büchern.« »Am Ende wirst du mich noch isn Imeinen alten Tagen zum Stricken an halte-M « »Es könnte siir manchen Tolllops ganz heilsam sein. Wenn du aber dei nem Uebermuth nicht endlich Einhalt thust —« »Du hast recht. Jch bitte zum letz tenmal um Verzeihung Nun sage mir aber auch,wem wir unserGliick verdan ten wenn du schon von der Liebe nichts wissen willst. « »Unserm Haus« Um Gotteswillen still! Wenn das der Hausherr hört, steigert er uns den Zins. « »Wenn du nicht ernst sein sannst-s« ,,Doch, ich verspreche es Nur laß ein wenig von diesem schrecklichenErnsL Heiterkeit steht dir besser.« »Die Thränen steigen mir in die Augen, wenn ich alles iiberdente. Wenn ich alles so vor mir sehe — mein Le ben, dein Leben, die Kinder —-- wie sich das so gestaltet hat, wie es verwebt ist mit geheimnißvollen Fäden, verknüpft mit dem und jenem — Siehst du, Ste phan, der Silberschranl dort —« . »Was hat der mit unserm Glücke zu thun?-s l »Mehr als du denkst. Stelle dir eininal vor, ei stünde nicht mehrs dort « t I »Was dann?« I »Wiirde dir nicht etwas fehlen? IWiirde dich die leere Wand nicht stö ren? Thäte es dir nicht weh, wenn Idort etwas anderes stünde, wenn das Ialte Ding mit all dem unnützen Krani Iplötzlich verschwunden wäre, wenn du I nicht mehr die chinesische Pagode nicken Isähest und der Palmzweig nicht mehr Idahinter stäte?« . »Du hast nicht ganz unrecht. Aber was soll das?« » ,,Siehst du, jetzt wirst du mich auchf "verstehen. Kannst du denken, daß es? dir möglich wäre, deine Zeitung irgend wo anders zu lesen, als in dem ge » bliimten Fauteuil neben dem Kamin?" »Es ist wahr — da wird es mir so recht behaglich. Da so einen Schlacht bericht aus China oder Bulgarien zu lesen, wenn das Feuerchen tnistert, der Kassee dustet, und ein Blick nach der« Ecke mit nicht stürmende Kriege, Pul verdampf und lohende Flammen zeigt, sondern eine allerliebste, strickendeFrau ——— na, nur nicht gleich böse sein. Jch spreche in vollem Ernst. Es geht mir nichts über das Plätzchem und da mals-, als du die Karoline Pflegen mußtest, als ich eine ganze Woche lang allein war — ich hätte es nicht länger ausgehalten. Jch sage dir, im Kas feehaus —- du kannst dir gar nicht vor stellen, wie das alles kalt, nüchtern, langweilig ist. Der Kassee schmeckt dir nicht, bei der schönsten Schlacht wird dir’s nicht gemüthlich, die Zei tung ist leer und einfältig, die Gäste er scheinen dir wie zudringliche Affen und die Kellner wie lauernde Raubthiere I- k-II-kc Ls2 M«s·-- ZU ---.- -k.k-f.--. lich fad und widerlich, und wenn du dir auch zehnmal sagst, es ist dasselbe vortreffliche Hochauellwasser, das zu Hause aus deinem Brunnen strömt — deine Zunge bleibt eigensinnig bei ihrer Meinung, als wäre sie weiblichen Ge schlechts. Pardon, das ist sie ja. Aber was ba du nun schon wieder? Du starrst mich ja ganz satanifch-ironisch an.« »Deine Erinnerunng unterhalten mich. Fahre nur fort. Wie ist es dir im Gasthaus ergangen?« daß man in der Kochlunst dort weiter »Im allgemeinen muß ich sagen, daß man in der Kochkunst dort weiter » vor-geschritten zu sein scheint, als —--« »Ich danle dir, das genügt.« »Jetzt werde ich anfangen, mich über den Sturmwind zu beklagen. Watte doch, bis ich fertig bin! Wem es an entgegenlommender Stimmung fehlt, was ift dem das schönste Gedicht-—das blutigste Beefsteatt Diese mafchinen mäßige Abfiittekung, diese steife Förm- « lichkeit, -—— einen Hühnertnochen mußt I du behandeln, als ob es ein Hofrath - wäre, — und dann, wenn du dir’s so recht behaglich machen möchtest, wenn dich die Lust anwandelt, deine Füße « auf einen Stuhl zu legen, blaue Wölk chen in die Luft zu blasen, zu sinnen und zu träumen, da schallt es rechts und links: »Zahlen, Jean7 zahlen, Schorsche,« Trinkgelde-: - Physiogno mien umgaukeln dich, und eins, zwei, drei! mußt du hinein in den nassen Ueberroel, hinaus in den kalten Regen. Nein, Aennchen, lieber deine Kuchen, wenn sie auch manchmal ihren Beruf verfehlt haben, nnd —- zu Hause, zu Hause!« »Du bist also wirklich am liebsten daheim? Und das Theater, die Kon zerte? Du bist doch Musiifreund?« »Ach, höre mir damit auf! Jch lie be die Musik, ja, wenn ich da auf mei nem Gebliimten geborgen bin und du auf dem Piano spielst. Da höre ich, wonach meine Seele verlangt; niemand stört mich, ich kann mich ganz versen len in den Zauber der Töne. Aber im Konzert, zwischen dieser gepuiztem par fümirten Gesellschaft wie ein armer Sünder am Pranger sitzen, —- ach, am Pranger standen siewenigstens noch al lein und stießen nicht mit demEllbogen an Nachbar und Nachbarin. Und die ses ewige halblaute Geilatsch anhören: .,Hat der aber einen großen Mund!«—— »Ein hübscher Mensch!« —- ,,Gott, wie mager!« —- »Und so tief ausgeschnit ten!« «- Brtr, mich schaudert’s! Und« dann noch, wenn es dich nach eineri weichen Walzermelodie, nach einems lieblichen Liedchen dürstet, bei einer; endlosen Etüde —— viele Fingerverren-;I kungen unid wenig Musik —- aushar-’ ren müssen! Hör’ mir nur mit denl Konzerten auf, Mama!« »Aber am Stammtisch, bei den Freunden —« I »Ja, der Gedanke tröstete mich, da-. mit glaubte ich über die Abende hin-. weg zu kommen. Acht Tage warst dui fort; vier Abende habe ich im Wirch-j hause verbracht Es war mehr als zu- « viel. Arn letzten, da geriethen wir in Streit. Sie vertheidigten dasWirths-z haus, ich die Familie Mit Freunden nach der Arbeit beim Biere zu sitzen, I das sei alte deutsche Gepflogenheit unds gute deutsche Sitte Und ich sagte ih nen, daß es Unsitte sei, daß dieses ge wohnheitsmäßige Trinken und Tabak- « tauchen ein Diebstahl an der Familie,« daß dieses Behagen an faulen Spii z ßen, Anekdoten und Witzen ein Dieb- I stahl an ihrer eigenen Seele sei. Sie meinten, so eine tüchtige Bierfreund schast habe so manchen befördert, sei so manchem zum Nutzen geworden« ,,Ganz-recht,« entgegenete ich, »ganzi recht. Auch das Volk, den Staat besj stehlt ihr.« Da wurden sie grob und« ich stand aus und ging. Nein, Anna. — nichts vom Wirthshaus! Das ist der Fluch unseres Lebens! Wenn ich· mich dagegen zurückträume, wie wir Abends am Bettchen unserer Karoline saßen und scherzten mit ihr, bis sie ent schlummerte, und wie süß das war,. Ivmn sie nnrb -inmnl »macht- nnä mit i großen Augen anschaute und dann la the-nd befahl: »Mama, gieb Papa einen Kuß, er hat das so gern« und; wenn wir dann dlauderten bis lange in z die Nacht hinein, oder zusammen la-l sen, zusammen unsere Bilder, unsere Kun suchen, unsere kleinen Schätze bes trach eteni, Erinnerungen daraus-Z auf-« tauchen ließen, u. Zukunftspläne span nen: wie schön war das, wie glücklich Daten wir da! Und doch, ich kann esJ nicht begreifen, aber essgiebt Leute, die für all das keine Empfindung haben, Ienen der Qualm der Bierstube iiber rlles geht. Aber warum siehst du mich io seltsam an? Bist du nicht meiner Neinung2« »Ich denke an vergangene Zeiten. War das immer deine 11eberzeugung2« »Natürlich. Doch —--— selbstverständ lich war es einmal anders. Als ich Junggeselle war — ·j »Da gefiel dirs im Konzert, iml Theater, im Kasseehaus?« »Nun ja, ich vermißle nichts ich s- »F »Und am Stammtisch??« I »Womit soll man seine Zeit todt chlagen? Was weist du vom Jungge-! ellenlebeni Einmal, da versuchte ich’ —- das Geld war mir nämlich ausge kangen —- mit dem Zuhausebleibm Ich sauft-e Brod und Butter und brau e mir meinen T«hee. Entsetztichl sa xe ich dir, — ich-wurde ganz melan holisch.« »Und doch stirte dich niemand, keine Redensarten verdrossen dich und keinel Trinkgelder - Physiognomien, du konntest träumen, sinnen, blaue Rin gel blasen, die Füße auf einen Stuhl legm—si »Du hast recht, es fehlte mir etwas. Jch weiß nicht was. Das ist ja lange her, so lange her. Man wird mit der Zeit ein anderer Mensch.« Die alte Frau faßte seine Hand und sagte mit zitternderStimme: »Ich will dir sagen, was dir fehlte, was dich än derte. Es ist dasselbe, was unserGlück gemacht hat: unser Haus, unser Heim· Wenn ich dichten könnte, würde ich ein Märchen schreiben von einem seltsamen Geiste, der die Stuben erfüllt, um alte. Schranke und Truhen weht, in hundert kleinen Dingen sich einnistei. Von ei nem stillen Geiste, der dir alles hei misch, traut und wohnlich macht, der dir den mißlungenen Kuchen versüßt, den Lehnstuhl, für den niemand mehr einen Groschen giebt, zu einem liebenä Freunde macht, und der alten Frau. die nichts mehr hat als Runzeln und graue Haare, noch ein bischen Zauber lrast giebt, um Sausewinde festzuhal ten.« »Du weinst!« Er zieht sie zärtlich an seine Brust und schjingt seinen Arm um sie. »Glaubst du nicht an meine Liebe?« s1«»-«-l m.-c .!.-... M.’C, ! Olc IUHUIUJL LLUUJ llllck WILL Ic doch erhebt sie sich und blickt ihn ruhig an. »Erinnerst du dich an die welsche Signora?« »Der alte Herr wird böse. »Wozu solche Dinge ausrühren!« »Ich will dir keinen Vorwurf ma chen, Stephan. Was ihr Liebe nennt, ist nun einmal so; es will Jugend, Schönheit, Reiz. Du sollst diese Lie be nur nicht mit einem Heiligenschein schmücken, den sie nicht verdient und den ihr freilich die Phrasenmacher und Bücherschreiber geben. Die Liebe, Stephan, hätte dich mir nicht erhalten. Jch war ein einfaches-, schmuckloses Weib, früh gealtert, weil ich mich für die Kinder geopfert hatte, und selbst in meiner besten Zeit-—was hätte ich dir bieten können gegen den üppigen Reiz, die blühende Schönheit, den blenden den Geist der Signora! Und doch, Stephan, —— obwohl kein Wort der Klage über meine Lippen kam, —- du rasftest dich auf, etwas zog dich zurück zu mir, zu deinen Kindern, eine ge heimnißoolle. gewaltige Kraft kämpfte siir uns-, Zauber gegen Zauber, nicht wahr-, ich habe recht? Du besiegtest jene Liebe und was sie besiegen half, das war jener Geist, jener liebe, gute Geist, dem allein wir unser Glück ver oanken.« Sie schweigen. Draußen heult der Sturm und Dämmerung erfüllt das Gemach. Da hdrt man aus weiter :- ..... M-·-c«-- kxm«--— kabuc qu Mut-Ich Ost-you- los-seku» Schritte Frau Ansnsa lächelt. »Das ist Hermann. Jch kenne seinen Schritt· Er tappt drein, wie ein Goliath, aber er ist zahm wie ein Kanarienvogel.'· Der alte Herr springt aus. »Auch die Kinder sind da. Jch höre ihre Stimmen.« l »Sagte ich dir’s nicht, daß sie kam-· men werden? Und wenn es Pech und; Schwesel regnet, sie kommen. Der? Geist zaubert sie her.« I Der alte Herr horcht an der Thür ,Auch Karoline kommt. « »Das hätte sie nicht thun sollen — » bei ihrem Zustand! Zwei Stunden; fahren --—- bei diesem Unwetter! AherE Zuch ihr läßt es keine Ruhe —— sie inijs I sen alle nach Hause Auch unser ar ner Heinrich, trotz der wilden Sees-« sie faßt das-J Telegramm und driictt es m ihre Lippen —« er koinn1t,erj! kommt!« Da packt den alten Herrn wieder dass jugendliche Ungestüm, er eilt aus seine! Frau zu und umarmt sie: »Du hasts recht « sagt er, »der tolle Junge! Jetzt begreife ich erst, warum er kein Weil-) . nachtssest vergehen läßt, ohne die Neid se über den Ocean zu machen. Jg,! Alennchem er ist stark, dieser Geist des Qaheirns —« Jn diesem Augenblick öffnet sich die Thür, ein Rudel Kinder springt ju selnd herein und hinter ihnen sieht man Iwei große, bättige Männer unsd eine Iarte, kränklich aussehende Dame. I Stephan aber hält seine Frau noch fest, beugt sich zu ihr nieder, uwd wäh ren-d seine Kinder ,,Großpapa, Groß mam-a!« rufen-, flüstert er ihr in’s Ohr-: »Ich glaube an diesen Geist und weiß auch, wer ihn in Haus bringt. Habe Dank dafür!« - p—--«. — Verrückte Wahlwettcu. Dies ist die Zeit der Weiten. Jn den vier oder siinf Wochen vor der Wahl werden mehr Wetten in den Bet. Staaten abgeschlossen, als im ganzen übrigen Jahr. Es giebt eben sehr wenige Amerika nser die nicht auf den Ausgang einer Wahl wetten. Leute, die sonst abge sagte Gegner alles Spiel-ens und Wet tens sind — wenn einie Wahl in Sicht kommt, dann werden auch sie von dem Wettfieber ergriffen. Viele der Wette-n sind seltsamer Na tur. Jn Buffalo wettete vor einigen Jahren ein bekannter Demokrat, daß er in dem ersten Schneesturm eine «Peanut« mit einem Zahnstocher eine Meile weit rollen würde, falls Stern nicht Mayor würde, und hielt auch die Bedingungen der Wette treulich ein. Die Schubkarrenwetten sind so häufig geworden, daß sie kaum noch Aufmerk samkeit erregen, und selbst das Schau spiel. ein-en woblaekleideten Demokra ten oder Republikaner barfuß gehen zu sehen, vermag höchstens noch die liebe Straßenjungensd anzulocken. an Wall Street wurden während der Clevelan-d-Harrison-Campagne so viel Weiten auf den Ausgang der Wahl abgeslossen, daß man die Namen Clevelaind und Harris on sehr wohl in die Liste der courssähigen Papiere hätte eintragen lön—nen. Jn Harlem wohnt ein Mann, der Republikaner ist, während sich seine Frau zum demokratischen Glauben be kenrnt. Kurz vor der letzten Präsiden tenwahl geriethen sie iiber die Vorzüge der beiden Kandidaten in Streit und der häusliche Friede war gestört. Schließlich machte der Gatte folgenden Vorschlag: ,,Falls Cleveland erwählt wird, will ich ein Jahr lang jeden Abend den Tisch abräumen und das Geschirr spülen; andernfalls mußt Du mich rasiren usnd mir jeden Morgen die Schuhe vutzen.« Seine bessere Hälfte ging dar-auf ein- und — der überzeu gungstreue Republikaner hatte das zweifelhafte Vergnügen, allabendlich Dienstmagd spielen zu müssen. Ein Bürger von Kansas City wet tete einmal, daß David B. Hill zum Gouverneur des Staates New York erwählt werden würde. Er hatte sich verpflichten müssen, im Falle sein-es Verliserens eine Vonne Kohlen zu titu chen, unsd im Schausenster eines Klei derlnhenä bezahlte » spin- Most Morgens um 6 Uhr begann er. Den ganzen Tag über war er mit einem kleinen Pinsel thätig, Unbekümmert um die Hunderte, die sich draußen auf dem Trottoir drängten. Auf einem Schild stand zu lesen: »Ich habe aus Hill ge wettet.« Um nun auf kürzlich erst abgeschlbs sene Wahlwetten zu kommen: Jn Ri pley, Ohio, haben sich zwei prominenie Bürger namens Leggett und Dr. Ty lesr dahin verstiänsdigt, daß im Falle der erählung McKinileW Dr. Tyler seinen Kopf rasiren uns-d ver-golden las sen und unbedeckten Hauptes die Mai-n Straße abspazieren soll, während im Falle der Erwählung BryanZ Leggett ein Gleiches zu thun hat, nur mit dem Unterschied-,e daß er den Schädel ver silbern lassen muß. Jn Montgomerhsp Ala» hat ein Demokrat 16 Silberdol » lars gegen einen Golddollar aufBryarM gewettet, ein Republiksaner 32 Silber-; unzen gegen eine Goldunze auf Mc-! Kinsley. Ein-e andere seltsame Wette windi aus Louisville, Ky» berichtet. Dort haben Hollowah Bros. einem Herrn. Wm. M. Wallace »ein Fällen verkauft, das seinen Werth von 8750 hat. Wier Brhan erwählt, so muß Wlallace 32000 für das Fällen erlegen, wemv dagegen McKinley aus dem Kampfe als Sieger hervorgeht mir 8500.- Jm Perry, Va» haben« zwei Verlobte namens Alice Youinger und MS Stanton mit etmanM eine Werts Mchlossenz derzufolge, im eFalle, daß Stantson gewinnt, Fräulein Younger die Hochzeitskosten zu tragen t Zwei Philadelphiaer sind überein gekommen, daß der Vierliiever von der Quälerstadt bis Wilmington auf den Händen gehen muß. Die Strecke ist 30 Meilen lang und die Reise wde mindestens 8 Tag-e in Anspruch neh men. Eine der eigenartigsten Wette-n ist zwischen zwei Kaufleuten einer kleinen Stadt Connecticuts abgeschlossen wose den. Die beiden Kaufleute sind Kont kurrenten und das Uebereinckommen lautet dahin, dsaß im Falle vonBryanB Erwählung der McKinley - Mann 8 Stunden täglich während einer Woche als ,,Sandwichman«« durch »die Stricc ßen der Stadt wandeln unsd für die Waaren seiner Rivalen Reklame ma jchen solle. Umgekehrt der Bryan sMamp falls McKinrey erwählt wivd. ;Gefährlicher ist eine Wetie, die John .Walch unld Tom Carberry in Masse-n burg, Col., ein-gegangen Walch unsd Carberry sind Bergleute und der Ver lierer hcat sich in einen 200 Fuß tiefen Schacht hinieinzubegebem hat dorst ein Seil zwischen die Zähne zu nehmen und wird von dem Gewinner hinauf an's Licht gezogen. Aber Vielleicht die originellste Wette haben zwei Chicagoser Kellner abgeschlossen Der Verlierer ist« gehalten, hundert Austern zu kau fen usnd zu öffnen, wähnend der Ge winsner die schmackhaftens Schalthiere verspeist. Wer dabei besser wegkommt, ist nioch die Frage Kaum wenig-er osri« ginell ist eine andere Wette, die in Dodge City, Kan., F. K. Powers und E. R. Prowers eingegangen- sind. Powers ist ein überzeugungstreuerPo pulift, während sich Prowers zum Res publikanerthum beten-nd Der Gewin ner darf das Privileg für sich in An spruch nehmen, einen Kimkderwagein durchs die Hauptstraßeni der Staidt schieben zu dürfen, während der Ver lierer das Kinderwägelchen zu occupi ren hat, in der einen Hand eine Saug slasche, in der andern eine Kisnderklap per. Die Saugflasche wird mit sau rer Milch gefüllt und der Verliever hat sie auf das Wohl des Giewiinners zu leeren. Jn Colovaido stimmen auch die Frauen »dieses Jahr und viel-e sind die politischen Gegner ihrer Gatten. Kürz lich gerieth ein Ehepaar in Denver über den Ausgang der Wahl in Streit miteinander. » Zuletzt beschlossen die Beiden, den Gegenstand fallen zu las sen, uInsd die Frau schlug dem Mann folgende Wette vor: »Wenn Bryam er wählt wird, werde ich seine-n Monat lang alles Holz hacken, andernfalls mußt Du für einen gleichen Zeitraum oass Waschen oer jzsamtsnenwaicye uoser nehmen« Die Wette kam zum Ab sch«luß. Jn Dallas, Texas, giebt es zwei Männer, deren sein-er klein umd dick ist, während der andere dünn unsd lang. Wird McKinley gewählt, so muß der Dicke vier Wochen lang einen Anzug des Dünnen tragen, im Falle der Er wählung Bryan’s wird sich der Dünne vor OdIie Nothwendigeit gestellt sehen, ein-en Anzug des Dicken zu tragen. Eine junge Bostonerin, die 178 Pfd. wiegt, wettete gelegentlich der letzten Kampagne auf Harrison und mußte drei Monat-e lang ohne Korsett gehen. Ein Bostoner sal) sich gezwungen, 6 Stunden lang Init ein-ern hsalben Voll bart die lzweite Hälfte hatte er sich abrasiren lassen müssen, - — in ein-er der Hauptstraßen auf und ab zu gehen. Origenell war auch ein-e Wahlwettse, die in Germantown, Pa» abgeschlossen wurde. Ein gewisser Corwell hatte zu fest auf Harrison gewettet und muß-te infolgedessen in einem Schaufenster zu Bett liegen. Und nun noch eine Wette, lotie 1884 von einem hübschen jungen Mädchen in Meadville, Pa, verloren wurde. Das Wahlobjekt waren 50 Küsse gegen einen Winsbermantel -. ...,-. — ,,Höchst merkwürdig, Jean! bei mei nem früheren Diener veichten meine Cigarrens immer viel länger!« »Hm, der wird wohl Nichtmucher gewesen sein, Herr Barmi«