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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Nov. 6, 1896)
W - Nathan-. Von Reinhold Ort-nann. »Gott sei Dank, daß man endlich wieder Berliner Pflaster unter sich spürt,« sagte der Rentier August West phal mit einem Seufzer wohligen Be hang als die Gepäckdroschte sich vom StettinerBahnshof aus rasselnd und rüttelnd in« schneckenhaft eilige Bewe gung setzte. Untd die treue Gattin asn seiner Seite fügte nach einem geradezu demonstrativen Ausatshmen hinzu: »Ah —- und die Lust! Es ist eine wahre Erquickung, mal was Anderes zu riechen- als Seetang uwd Fische. Finsdest Du nicht auch, Grete?« Fräulein Margarethe Westphal fuhr erschrocken aus dem träumerischen Sin nen empor, in das sie fast während der ganzen Eisenbahnfahrt Versunken ge wesens war. »,Ja Mama — ich glaube —- wenn Du· mein —'· Ihr dreizehnjähriger Bruder Karl wher, der unter vielen anderen vor trefflichen Eigenschaften auch die Ge wohnheit hatte, seine Stimme gerade dann erschallen zu lassen, wenn Nie mand in seiner Umgebung es erwartet oder verlangt hatte, kam ihr zu Hilfe, indem er nach sehr vernehmlichem Schnuffeln bestätigte: »Wirklich, hier riecht es mehr nach altem Käse. Aber das is jrade was Schönes." »Halte den Mund, bis Du gefragt Wirt-ji« donnerte sein Erzeuin Du hast mit Deinen Rüpeleien wahrhaftig auch Deinen Theil dazu beigetragen, mir diese Sommerreise gründlich zu bekleiden. Und es wird hohe Zeit, daß Dein Ordinarius Dich wieder gehörig unter die Fuchtel nimmt. Du warst ja schon auf dem besten Wege, ein — ein — ein richtiger Strandläufer zu wer-den« Karl zog den Kopf zwischen die Schultern und dachte eifrig darüber wach, welcher gemeingefäbrlichen Men schengattung wohl ein ,,Strandläufer« beizuzäblen sein möge. Fräulein Margarethe versank wieder in träume risches Grübeln, und es wäre eine sehr schweigsame Fahrt gewesen, wenn nicht Herr und Frau Westphal immer neuen Anlaß zu Aeußerungen des Entzücken-I iiber die lang entbehrten Reize ihrer gelizbtien Vaterstadt gefunden hätten. Der Anblick einer Straßenfegemaschine stimmte sie beinahe weich, und als sie dann endlich die elektrisch beleuchtete, mit Kokosmatten belegte Treppe zu ih rer Wohnung emporstiegen, da würde Awguft Weftphal sicherlich im Ueber schwang freudiger Bewegung die die schimufende Gattin an seine Brust gezogen haben, wenn nicht die beiden Hawdloffer, die Hutschachdel und die Plaidtasche, mit denen- ihre lie bevolle Fürsorge ihn bepsackt hatte, sol che Zärtlichkeiten gebieterisch verhindert hätten. Karl war natürlich vorausgeeilt, unzd aus der Höhe des dritten Stock werks klang es jetzt ivon seinen Lippen herab: « »O jemine, eine EbwnpforteL Feh len blos noch die weißgewaschenen Jungfrauen und die Stadtverordneten mit der goldenen Amtskette!« Frau Amalie aber stanrd sprachlos. Eine Guirlande aus griuven Latinen --:k--- ....-..-s-.-k- Ut III-Ists Ulsclsusschsk Ucc Psulpcllk Mc GLI gentshür und hoch oben war in weißen Buchstaben auf einem knallrothen Pa piekschildchm zu leer ,,Herzlich willkommen!« Jhsre Augen wurden feucht, deren gerade bei Jettem deren schnippisch-e Art ihr schon so manche böse Stunde bereitet, hätte sie so viel rührende Liebe unsd Anhänglichkeit nimmermehr ver muthet. »Sieh nur, August! —- Dafür hat das arme Mädchen sei-ne sauer erspar ten- Gtoschen ausgegeben! Wir wollen ishr statt der Jetbroche und des Mu schelkastens doch lieber den .Bernstein schmuck geben, den wir für Taube Pul vermacher mitgebracht hatten. Nein — eine so sinnige Ueberraschung!« Auch August Westphal war tief er griffen, und J-ette, die in Mitben weißet Tänsdelschiirze freutdeskrsahlem den Antlihes ihre heimkehren-soc Herr schaft empfing, wurde für ihre zarte Aufmerksamkeit mit Händel-rücken und, Magmigen reich belohnt Der M der langen schmerzlichem Trennung von ihrer »Madame« schiens Werde-unt in geradan lowwderbenrerr Mc EIN-lich auf Jette eingewirki M haben. Von der vorlautms Drei-; sie-M die svnsi den betvvtstechendsienk Zug ihres Wesens ausgemacht hatte i nms nicht-L aber auch rein nichts mehr-i irr ihrem W. Ein- woblkbuml W Hauch sonst-er Demnib lau viel-; Wäldersllenhwassiespmchmrd F fi- I that. Ganz so, wie sich Jette an die sem Abend aufsiihrte, hatte Arnalie sich immer das anscheinend unerreichte Jdeal eines Dienstmädchens ausge malt. Und wie blitzblsank es in der ganzen Wohnung aussah! Das arme Mädchen mußte Tage lang mii Aufbietung aller Kräfte geputzt und gescheuert haben, um diese musterhafte Ordnung, diesen wahrhaft berückenden Glanz zu erzie len. Ein sinniges Lächeln war auf Frau Amalienstntlitz, als sie von ihrem ersten Rundgang durch die Woh nung in das Speisezimmer zurück kehrte. »Gib mir den- Schlüssel zu dem gro ßen Koffer, August,« sagte sie, und als die treue Dienerin des Hauses sich dis iret zurückziehen wollte, fügte sie mit einer gewissen Feierlichkeit hinzu: »Nein, bleiben Sie noch, Jene! Sie sollten es zwar erst morgen ha ben; aber jeder Arbeiter ist seines Loh nes werth, und was man thun will, das soll man bald thun.« Jetie schien vor freudigem Schreck einer Ohnmacht nahe, als ihr die von Bernsteinperlen zusammengesetzie Bro che mit den« dazu gehörigen riesengro ßen Ohrgehängen goldhell aus der weißen Pappschachtel entgegen leuch tete. »Ach, Madame, das ist ja viel zu schön fiir mich — das kann ich ja gar nicht annehmen! — Nein, wirklich — so was tragen doch nur die feinen Damens.« »Jch freue mich, daß Sie es zu wür digen wissen," meinte Frau Westphal sehr gnädig, und ihr Gotte ergänzte nicht ohne einen gewissen Nachdruck: Der Bernstein ist nämlich echt! Sie können sich selbst davon überzeugen. Wenn man ihn reibt, wird er elek trisch.« »Auch noch elektrisch!» sliisterte Jet te. »Nein, es ist zu schön! Ich kann diese Nacht gewiß kein Auge Zuthun vor lauter Freude.« « . Sie küßte der Madame die Hand, reichte dem freigebigen Gebieter treu herzig die arbeitsharte Rechte und zog sich mit ihrem Kleinod aus den Häng e bodew zurück. Herr August Westpbal aber sagte, als er sich bald nachher in dem ehelichen Schlasgemach voll süßen Behagens in den weichen Kissen streckte: s »Weißt Du, Amalie —- dieser Dot tor Hellwig war mir sonst nicht sehr shmpathisch—irtEinem aber, glaube ich, « hatte er doch Recht. Als ich ihm klag te, daß ich mich eigentlich während des ganzen Seebadeausenthalts nicht recht wohl gefühlt hätte, meinte er, das hätte nichts zu bedeuten —- die Hauptsachek wäre die Nachtur zu Hause· Und es muß wohl so sein. Jch fange schon an, Z die günstige Wirkung aus mein Besin- « den zu spürenZ s: »Weil Du hier Dein-e Ruhe und Deine Ordnung hast, August, und Dich iiber Nichts zu ärgern brauchst. Aber was diesen Doktor Hellwig anbetrisft, I so hättest Du ikm doch vielleicht nicht so schroff behandein sollen. Er wars ein« ganz nett-er Marsch, und vielleicht hatte er ernstliche Absichten « »Ehe-a deshalb!« brummte Augustj Westphal. »Ich kann diese geleckteni Dem-»A- westk De UZIÄOIIOI um«-« ZÅ II ------- Wis--,-,qs--q-v danke mich für einen Schwiegersohn, s der nicht ’mal Slat spielen kann Es O war die allerhöchste Zeit, daß wir ab reisten Grete machte ja schon ganz verklärte Augen, wenn der blonde . Schnur-hart des Herrn Doktors aus! der Bildsläche erschien!« »Wenn sie ihn nun aber wirklich liebt, August! Man hätte sich doch wenigstens unter der Hand nach seinen Verhältnissen ertunsdigen lönnen.« »Unsirrn! —- bei ihren achtzehn Jah ren wird sich schon noch was Besseres für sie finden. Und nun gute Nacht, . Arnaliet Ach, es geht doch nichts iiber eine gesunde Müdigleit und ein gutes Bett! Jch denke einen langen Schlaf zu thun, denn dieser Badereise Qual war groß.« Das Licht im ehelichen Schlafge mach erlosch, und Frau Amalie, die aus irgend einer räthselhasten Ursache den ersehnten Schlummer nicht zu sin den vermochte, wartete in stiller Erge brmg aus den Moment, wo die wohl bekannten kraftvollen Schnarchtöne die nächtliche Stille angenehm beleben würden« » Aber sie wartete umsonst. Ruhelos wälzte sich Herr August Westphal auf seinem weichen Lager, und halblaute, unchrsistliche Verwünschimgen kamen in immer kiirzeren Zwischen-räumen von seinen Lippen. Wohl eine Stunde oder mehr mochte aus diese Art bereits vers-« stritt-m sein« da duldete es die zärtliche Gattin nicht länger m ihrem mthätis gen Schweig-m «»Augu«ft,« fragte sie leise, »ist es Dir auch so merkwürdig? — Mein Gott, es wird sich doch nicht so was bei uns eingenistet haben-? Das wäre ja schreck lich!« »Hol’s der Teufel, Amalie —- aber ich glaube, es ist so. Seit unserer ita lienischen Reise habe ich solche Qualen nicht mehr ausgestanden Wenn- es welche sin-b, sind es wenigstens tau send.« Frau Westphal stieß einen Schrei des Entsetzens aus, und in derselben z Minute noch hatte sie die Kerze wieder Hangeziindet Wie gräßliche Entdeckun Jgen ihr auch immer bevorstehen moch » ten, diese furchtbare Ungewißheit konn te sie nicht länger ertragen. Eine hoch nothpeinliche Untersuchung begann — und, wahrhaftig! Frau Amaliens schlimmste Befürchtungen blieben weit zurück hinter der grauenhaften Wirt lichleit. Es waren wirklich »welche« und ihre Zahl war nicht gering. »Dann tann nur die Fette-schuld sein. Aber was in aller Welt mag sie nur angestellt haben? Und was sollen wir jetzt anfangen? Diese abscheuli chen Thiere werden uns keine Minute Schlaf gönnen — es ist ja, als ob eine Hungersnoth unter ihnen geherrscht ».hiitte.« f Herr August Westphal bemühte sich ; seine verzweifelte Gattin zu trösten, » obwohl er selber sich begreiflicher Weise keineswegs in der rosigsten Stimmung » befand. Er versprach, in aller Herr gottsfriihe den berühmten Kammeer ger kommen zu lassen — es koste. was - c f es mone, und das nächtiiche Arme-unt endete damit, daß sich das bedauems- z Ehepaar eintdeilen vor der Uebermachts ider Feinde zuriictzog um sich für denj Rest der Nacht im Wohnzirnmer einzu- i richten, so gut oder so schlecht es dass fteiflehnige Renaissance- Sopha und dies - kurze Causeuse eben gestatten wollten-. s Das strenge Verhör, dem Jette am? nächsten Morgen unterworfen wurde,l « verlief natürlich ohne jedes Resultat. s Ein Kindlein von vier Wochen tonntes nichts ahnunasloser und unschuldiger; sein als sie. Sie hatte das Schlafzim- å mer der Herrschaft nur betreten, um ess zu lüften und zu reinigen Und wie’ sie es gereinigt hatte! Nein, wenn « Madame wirklich »welche« gefunden hatte, so mußten sie durch ein Wunder aus dem Nichts entstanden sein, oder l der Wind hatte sie durch’s Fenster her eingetveht. Frau Amalie sagte nichts weiter, aber ihre Stirn blieb umwöltt, und et- ·. was wie schwüle Gewitterftiminung ! lag demzufolge über dem trautenit Westpa-hl’schen Heim. Fräulein Mar garete hatte heftige Migräne, wie sie q auf die väterlichen Ertundigungeni nach 1 der Ursache ihrer vermeinten Augen versicherte, unid Karl kehrte um die l Mittagszeit mit zerrissener Jacke und ( einer start oerschwollenen Nase aus der Schule zurück —— den Folgen einer freimdschaftlichen Auseinanderseszung s iiber die Vorzüge der verschiedenen 1 Sommerfrischen. in denen die herren Unter-Tertianer ihre Freien verlebt l hatten. Zum Diner gab es Brühtar tosfeln, wie immer, wenn Frau Arnalie ihren schlechten Tag hatte, und als sich 1 Herr August Westpahl nach dem Essen s in sein »Arbeitszimrnn«· zurüong, 1 IWL Is- lll Ocpug Uus Ul( Hulclclgcll41 Wirkungen der heimathlichm »Noch l«ur« schon viel weniger zur-ersichtlich als am verflossenen Abend. Und es verbesserte feine Laune nicht« als er in der Kiste, aus der et sich zur? Auffrischung seiner etwas gedrückten Lebensgeisier eine Sonntags-Cigarre hatte vergönnen wollen, nichts mehr vorfand, den-n eine trostlose, gähnende Leere. Und er hätte doch schwören können, daß sie fast noch voll gewesen «c war, als er abreisie. Seltsam für-; wahr, höchst seltsam! Denn daß Jet«te« ! « die erklärte Männerfeindin -—— nein, es H« war unwiirdig, angesichts der Grüqu lande und des herzlichen Willkommens h auch nur ein-e Selunde lang lolchentk fchwarzen Verdacht zu hegen. Wo sie nur geblieben fein konnten? Und sieI hatten 400 Mark pro Mille gelosiett eine angenehme Ueberraschung war es immerhin nicht. Mii einem Gefühl allgemeiner Zer —--—- -s— schlagenheit in den Gliedern streckte sich 4z here August Westphal auf die Chaise longm, und eben hatte die holde Göt tin der Träume ihn sanft in ihre Arme genommen, als die Thin des Zimng recht ungesiüm aufgerissen wurde, und ein-e wohlbekannte Stimme mit etwas scharfem Klange den Schlummernden ausschreckte: »Mir das sind Deine Bezirks-Ber elnisitiungens nnd Deine Mahlber lammlungens —- Dn solltest Dich schäme-il In Haufe machst Du ein Gesicht als Mundes Du nicht drei jäh len irr-d draus-n spielsi Du den Wüst e l A l - — to —A-—-«-t I— — ling. Es ist« unerhört! Ein; alter Mann, der vielleicht über’s Jahr schon Großvater ist! Willst Du, daß ich mich von Dir scheiden lasse — fiins Jahre vor unserer silbernen Hochzeit?« Herr August Westphal rieb sich die Augen, und in diesem Augenblick sah er wirklich so aus wie Jemand, dem das lleineEinmaleins ein nun-gründ liches Näthsel ist. »Erlaube 'mal, Amalie — Wüstlintg —— was willst Du damit eigentlich sa gen?« »O, stelle Dich nur nicht obendrein unschuldig! Wer den traurigen Muth hat, hinter dem Rücken seiner FrauOt gien zu feiern, der soll auch den Muth haben, es offen einzugestehm Dein Leugnen würde Dir außerdem nichts mehr helfen. Du hättest die Koupons oon den Eintrittslarten nicht so sorg fältig aufheben dürfen, wenn ich Dir nicht hinter Deine Schliche kommen sollte. —- Da, sieh’ nur gefälligst her, Du Reue: Schippanowsly’s Weltmu sii —- sionzert de Noblesse —— Academy of Music! — Sogar bei den III-howev Amazonen im Panoptitum bist Du ge wesen— Natürlich —- die sollen ja auch blos mit ein paar Perlschniiren und ei ner Lanze bekleidet sein. Jn solchem Kostiim kann ich hier freilich nicht her umlaufen-« - »Der Himmel derbiite es, Amalie! Aber was zum Teufel soll den-n der ganze Unsinn bedeuten? Wie kommst Du zu den Papiereren da? Und mag habe ich damit zu schaffen?« »Wie ich dazu komme? Jn der Ta sche Deines schwarzen Gesellschafts PAXOE hob Hefe It est-sinkst .«-72 ZJQ ZE -- --·, sss v-- san-s- , as nachsehen wollte wegen der Motten. Denn davon, daß Jette das Zeug wäh rend unserer Abwesenheit alle acht Ta ge auggetlopst hat, wie sie behauptet, glaube ich selbstverständlich kein Wort. Du mußt es in der letzten Zeit vor uns serer Abreise ja wirklich recht hübsch ietrieben haben ——— Du —- Du —— Ca ianova!« Herr August Westphal sagte tein Wort; aber nachdem er drei Mal mit starken Schritten das Zimmer durch nessen hatte,riß er die Thür aus und rief mit Donner-stimme auf den Kor ridor hinaus: »Henriette!« Lächelnden Antlihes stellte sich die setusene ein. »Ja wohl, Herr Westphal —- womit Eaim ich —« »AnttvortenSie mir aus meine Fra ;en! Wer hat während unserer Ab vesenheit in unseren Betten geschla ’M?« »Herr Westphal, —- ich will doch gleich auf der Stelle todt hinfallen, verm —'« »Wer hat während unsererAbwesen yeit meine theuersten Cigarrens ge -aucht?« »Herr Wescphal, ich schwör-e Sie-« »Wer hat während unserer Abwe enheit meinen schwarzen Gesellschafts vck getragen?« »Hm Westphsb fv wahr ich biet yor Sie stehe —« »Amalie —- hole die Polizeik« Das hatte gewirkt· an herzerschiit erndes Geheul ausbrechend bequemte ich Jette zu einem Geständniß. Sie yatte ,,Logirbesuch« gehabt; ihre ver Heirathete Schwester aus Zossen war n Begleitung ilyres Gatten nach Ber in gekommen, um sich die Gewerbe Iusstellung anzusehen und Jette hatte s für ihre Pflicht gehalten, ihnen ürstliche Gastsreundschclft zu erwei: en. Alles weitere ließ sich leicht erra ben Frau Amalie war erst ein paar Mi iuten lang sprachlos-. Dann deutete te mit einer wahrhaft löniglichenGeste zuf die Thür. »Hinaus! —- Sie ziehen morgen, »der sobald ich eine Andere habe! —— lus Zossen also stammen die Biester! lla ja, dann wundert es mich nicht, saß sie»so verhungert waren. — Und Dir haben dieser unverschämten Person inen echten Bernsteinschmuck mitge -racht!« Da wandte Jette, die schon aus der Schwelle stand, ihr thräneniiberström es Antlitz noch einmal in’«s Zimmer uriick: »Den Jux können Sie gerne wieder riegen, Madame! So was trägt seutzutage doch kein Mensch mehr — md mit das Elektrische, das is auch ploö Mummä!« «Hinaus!« den-werte Herr August Besile —- und Jeiste verschme Frau Amalie«enizog sich durch einen lebten Nervenansall der nun-named wen Nothtvendigkeit, ihren Gatten we ken des falschen Verdacht-» und Ent chukdiauna zu bitten; aber sie wagte s auch nicht, Einspruch zu erheben, ils er am M erklärte, daß die Ge ellschast zweier an Migriine leiden-der — T AJ Damen. ein-es maulenden Wir-süd chens und eines wegen »der verschmol lenew Nase beständig schnaufende Jünglings selbst bei den allerbeschei densten Ansprüchen nicht sehr amüsant zu nennen sei, und daß er es deshalb vorziehe, sich in seine Stammkneipe zu begeben. Für heute mußte sie ihm schon wohl oder übel durch die Finger sehen-. Der erschlichene Ausgeheabend ließ sich ja ein andermal wieder in Ab zug bringen. — Freudig bewegt schüttelte August Westpbal den lang entbehrten lieben Freunden am runden Stammtisch der kleinen traulichen Weinstube dieHände. »Kinder! Mag man- sagen, was man will in Berlin ist es doch am schönsten-, und das beste an so einer Sommerreise ist die Nachiur zu Hau se·" Der lange dürre Oberlehrer Grie penkerl s- eigentlich hatte ihn August Westphal nie recht ausstehen können — lächelte spöttisch. »Vielleicht für behäbige Philister, denen die Bequemlichkeit das höchste aller irdischen Güter ist,« sagte er mit handgreiflicher Anzüglichteit· »Wer wir unsereins seine kargegg gggggggg wie unsereins seine karge Muße dazu verwendet, die Kräfte des Geistes und des Körpers zu stählen im unaufhör lichen Kampf mit der Gefahr, der kehrt ungern genug in das Getriebe des niichternen Alltagslebens zurück.« Griepenkerl war ein « Alpenfex und er hatte an diesem Abend schon lange mit Sehnsucht aus die Gelegenheit ge wartet, seine gesahrvolle Besteigung her- Qtniiffiemeeshibp »k. Grösse-» s----, su Dem arinen, ahnungslosen Westphal war es Vorbehalten gewesen ihm diese Gelegenheit zu verschaffen, und unaus haltsam brach nun die lebendige Schil derung jenes verwegenen Kletterunter nehmens aus die Stammtischgenossen herein. Herr August Westphal war sonst ein geduldiger Mann und den Ruf eines Helden hatte-er eigentlich nie erstrebt. Heu-te aber verdrossen ihn die Renom »mistereien des langbeinigen Oberleh trers und der ,,behäbige Philister« srasz Hso lange an seinem Herzen, bis er sich in einem schwachen Augenblick verlei ten ließ zum ersten Mal in seinem tLeben einen wirklichen Schwindel zu risliren· »Alle Achtung vor Jhren Klimm stünsten, Herr Oberlehrer, und meinet wegen auch vor Jhrem Muthe! Aber . was ist siir die Welt damit gewonnen, Iwenm Sie wirklich mit Müh und Noth « aus so einen Dolomiten hinausgeirm Ixelt sinds Da darf ich mir doch das iZeugnisz ausstellem daß ich meinen . Vorrath an Kourage besser angewendet habe « I »Wieso denn?« hieß es von verschie denen Seiten, »was haben Sie denn in Ihrem Ostseebade Großes gethan?« »Was ich gethan habe? — O nicht Viel! —— ich habe nur einem Menschen mit eigener Gefahr das Leben gerettet einem jungenManne, der sich beim Ba den zu weit hinaus gewagt hatte, uns-d ider ohne mich unfehlbar ein- Kind des Todes gewesen wäre.« »Piccolo!« krahte der abscheuliche GriepenterL Das größte Tranchiv smesserl herr Westphal will aufschnei M « I Jeht gerieth der Rentier, der seine unre- angetastet fuhlte, m Hitze. »Wie können Sie sich unterstehen, an meinen Worten zu zweifeln? Jch will Jhnen sogar den Namen des Ge retteten nennen. Es war ein gewisser .Doltor Hellwig aus — aus -———«« « s »Aus Frankfurt am Main! — Ja wobl, meine Herren —- ich kann Jhnen die Erzählung des Herrn Westpbal be stätigen, denn ich selbst bin der Glück- « liche den er todesmutbig den bransden- » den Wogen entrissen.« Und der hübsche jungeArzt nsit dem » martialtschen Schnurrbart verbeugte sich lächelnd gegen die erstaunte Tafel-— run«de, um dann seinem »Netter« voll warmer Herzlichkeit beide Hände ent- , gegen-zustreclen. Und Herr August WestpbaL wenn auch von der Gefahr eines Schlagslusses nicht allzu weit entfernt, ließ nach diesem schrecklichen Augenblick willenlos alles mit sich ge schehen Er lauschte aus die abenteu etliche Geschichte, die Dr. Hellwig von seiner tollliibwen Rettungsthai erzähl te, bis sie ihm am Ende gar nicht mehr so tmglaublich vorkam —- er liess sich mit Würde von seinen Stammtischs steunsden beglückwünschen —- gewiilyrbe · dein zweifelziichtigen Griepenlerl der zsich betreten entschuldigte großmütbig seine Verzeihung und traktirte schließ lich die ganze Tafelnmde mit Cham wann-— Kupfer-Eos Gold ----·----—----——-— s Als er lange nach Mitternacht am I I M Arm des »Geretteten«, etwas unsichevensgi Fußes zwar, doch in gehobmsterSti - mung seiner Behausung zuschritt ) meinte er jovial: »Und nun, Sie Windbeutel, sagen Sie mir endlich, ob es wirklich nur reiner Zufall war, daß Sie wie ein Geist gerade in meiner Stammkneipe » auftauchen mußten Sollte da nicht ; vielleicht ein gewisser vorwiyiger Back- " fisch seine Hände —- "-·«« »Herr Westphal — in solchen Ange legenheiten ist Distretion Ehrensache.»J-E« Wenn Sie mir aber giiiigst gesiatt wollen mich morgen- persönlich nass· dem Befinden der Damen zu erkun« gen —« - »Ach so, nun fange ich an zu stehen: das soll die Nachtur sein, v der sie sich so viel versprachent Jch ha te das Wort nur falsch geschrieben Na, kommen Sie in Gottes Namen - und richten Sie sich so ein daß Sie zu; ; Tisch dableiben können-Guten Mor gm!« ( .-.-.—-- - Weibliche-r Toilettcnsmn. Adam: ,,Eva!" Eva: »Liebe-r Mann?« » Adam »Du bist heut’ so nachdent J Adam: »Doch2 Doch! Jch kenne Dich Ia! Du siehst gerade so aus, wie « eine Frau, die einen Wunsch auf dem -« Herzen hat. « Eva: »Was sollte ich denn wün-— ,-—.·-· Adam: »Ja, eigentlich sollte ma E meinen, daß Du hier Alles hast, was man wünschen tann.« «k!va: »Na also!" Adam: »Zuerst hast Du mich.« Eva: »Ja, ja, ich weiß.« « Adam: »Dann hast Du ein-en geo ßen Garten fiir Dich ganz allein, da. kannst Du spazieren gehen, so viel Du. willst, ohne Furcht, Herren zu treffen die Dich ansprechen.« " Eva: »Das ist wahr.« -;« Adam: »Die ganze Natur ist fiir Dich da und giebt Dir fortwährend « Feste; die Sonne scheint fiir Dich, für Dich erglänzen die Sterne. Eva: »Ja, ja!« Adam: »Wenn die Vöge« singen, für Den schmettern sie ihre Kadenzen und flöien sie ihre TremoM Fiik Dich ———« nicht wahrs« Eva: ,,Fteilich!« « Adam: »Wenn die Blumen blühen, für wen schmücken sie sich mit den zar testen Farben, fiik wen hauchen sie die lüfzefien Düftae aus? ——· Fiir Dich!« Eva: »Allerdings!« - Adam: »Für wen sind die Früchte "o saftig und das Gras so weich?« Eva: »Gewiß!« Adam: »Na alfo! Was fehlt Dir denn noch?'« Eva: »Foe«che nicht weiter». Du iindeft es nicht« « Adam: »Siehst Du! . · . . Also fehlt Dir doch was?« Eva: »Nun denn —- ja!" Adam: »Und was, wenn man fra- » gen datf?« - Eva: »Sieh’ mich doch einmal an!« « Adam: »Nun gut, ich seh’ Dich an. ; Ich bemeriet Nichts« Eva: »Das ist es ja eben.« Adam: »Was genirt Dich denn an » deinem Aussehen?« Eva: »Daß ich nackt bin.« Adam (entrüsiet): »Was, bist Du » Irüde?« - Eva: »Nein, durchaus nicht. Aber find-est Du es nicht furchtbar dumm siik eine Frau, immer ins demselben Ko tiim hetumzugehen? Besonders, wenn es keins ist?« Adam: »Nicht im Geringsten.« Eva: »Fin«dest Du denn nicht, daß richts mehr zu wünschen übrig bleibt, « venn man Alles zeigt?« Adam: «Jchversichete Dich....« Eva: »Laß! laß! Jch hab’ meine tun-z bestimmten Jdeen darüber, und oenn Du nett, sehr neti wärst . . . .« Adam: »Nun?« Eva: »Dann möcht’ ich mir was zum Geburtstag wünschen!« Adam: »Was damit« Eva: »Eine Toilette.« Adam: »Ein-e Toilette2 — wozu?« Eva: ldie Aug-en niederschlagend): Damit ich mich dekollettten kann.« Auch einystanlheit A.: »Wie geht es Deiner Tit-aus« B.: »Schlechi!« A.: »Ja, was fehlt ihr denn-W B.: »Sie leidet an Dienstboten Wechsel-Ziehen« Eine neue Jahreszeit Lehrer: »Sag’ ’mal, lieber Paul, vie nennen wir die Jahreszeit in wel .-t es schneit?« Paul (Sohn eines ORDNU Schnetdige JahreszeiiP l