Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 30, 1896, Sonntags-Blatt., Image 9
Sonntags- L latt Beilage des »Anzeiger und Herold« zu No. s, Jahrgang l?. Er J. P. Windolph, Herausgeber Grund Plane-, Nebr» den 30. Oktober 1896. Diinninghäiqeii.« Roman von Claire o. Glümer ——— (Sch1uß.) « Zweiunddreißigstes Ka pitel. Beinabe zwei Jahre waren vergan gen; der 2. November 1878 war ge kommen und hatte ganz Dönninghau sen in freudige Aufregung versetzt. Es alt, den achtzigften Geburtstag des reiherrn zu feiern, und da die Son ne hell und warm vom wollenlosen himmel strahlte, war es, als ob auch Berg und Thal, der schimmerndeBach. der Wald in seinem bunten Herbftge wande an dem Familienfeste theilnäb men. Selbst das alte Schloßgemäuer war in Gala. dicle Ranken von Tan sie-sprungen uttucullzrcll Das Wappen schild über der Einsahrt, umwunden die breite Steinbalustrade der Frei treppe und den Thürbogen der Ein trittshalle, während über dem Glocken thiirmchen die Fahne mit dem silber nen Thurme in blauem Felde im Mor genwinsde wallte und rauschte. Die ersten Feierlichteiten waren vorüber; in aller Frühe hatten die Schultinder aus der Terrasse vor den Fenstern des Freiherrn einen Choral gesungen; dann hatte der alte Herr Glückwiinsche und Geschenke der Seini gen in Empfang genommen, hatte sich des stattlichen Kreises gefreut, der sich heute um den Frühstückstisch gereiht« vor allem der blühenden Schaar sei ner Urenkel —- zu Waldemars Kin dern, der seit einem Jahre in Dönning hausen lebte, waren zur Feier des Ta ges alle kleinen Wildenhayns mit den - Eltern gekommen Und nach dem « rühstiicl hatten sich nach altem Brauch ?nspeltor, Hofmeister, Knechte, Mäg de, Hirt und Schäfer, Waldarbeiter und Taglöhner, der Schultheiß, der Müller, der Förster, der Pastor und der Doktor zur Gratulation einge funden; selbst die Jnsassen des Armen hauses waren erschienen, um ihrem Wohlthäter langes Leben zu wünschen kschx h---- Lä- I-4-s-n M-«s»7 VII-Ule IUUCblI Ulh sbosktl Vsutusust ten gegangen; aufathmend begab sicc der Freiherr von Goldhund begleitet in’s Wohnzimmer7 aber statt der er warteten Familiengruppe fand er nui seine gichttrante Schwester im Roll stuhl am Kamim in dem trotz des-Son nenscheins ein tüchtiges Feuer brannte »So allein, Thetla?s« fragte er unt warf einen unzufriedenen Blick auf das Taschentuch mit dem sie, als er ein trat, hastig ihre Augen getrocknet hatte »Wi) sind alle die Anderen?« »Ich habe sie fortgeschickt; ich wollt( allein sein,« antwortete die alte Da me. «Lieber Johann, Du glaubs nicht« wie schwer es mir geworden ist zum ersten Male nicht dabei sein zi können, wenn Deine Gratulanten tom men.« Sie brach aufs Neue in Thräner aus. »Sei ruhig, Schwester, über’s Jahr so Gott will, bist Du wieder dabet,' sagte der Freiherr, indem er sich au« den Sessel neben ihr niederließ. »Ueber«s Jahrt« wiederholte sie mi trübem Lächeln, dann fügte sie ablen tend hinzu! »Ich habe mir die Post mappe bringen lassen; dies Alles is fitr dich . . . .« Der Freiherr sah die Aufschriftei der Briefe, die sie ihm gereicht hatt-e flüchtig an. »Johanna hat wohl an dich adres t?« fragte er, das letzte Couvert aus Hand legend. »Nein, es ist nichts von ihr getom men,« antwortete Thetla. »Aber sorg dich nicht, der Brief wird sich nur ver spätet haben . . . . ein junges Paar au der Hochzeitsreise . . . .« «Unsinn!« fiel der Treiben ein »Wenn die Hochzeitsrei e iiber eii Vierteljahr dauert, ift man aus den ersten Glittlsdusel heraus; und weni nicht —- Johanna gehört nicht zu de nen, die um ein Neues das Alte ver äu mon. Rein, nein! dahinter ste et was —- dai Kind ist traut.« »Lieber Johann,« fing Thella an; er ließ sie nicht weiter sprechen. »Ich habe vorher gewußt, daß es so tommen würde,« fuhr er fort, »und habe es dem Doktor gesagt, als er mit seinen hirnverbrannten Reiseplänen herausriicktr. Eine Frau gehört in' Haus. Auf der Eisenbahn und in Gasthöfen ist sie überflüssig, fühlt sieh unglücklich . . · .« »Johanna’s Briefe bezeugen das Gegentheil,« sagte Thella ,,Uebrigens war sie von vorn herein damit einver standen, die Zeit bis zu Werner’s Jn stallirung auf Reisen zuzubringen.« »Natürlich!« rief der Freiherr; »das Kind ist mit Allem einverstanden, was von Denen, die es lieb hat« verlangt wird. Um so mehr hätte der Doktor auf ihr Behagen bedacht sein müssen. Wer ein Weib nimmt, hat ihr vor Al lem eine Heimath zu bieten, und da Monsieur Urian eine solche erst diesen Herbst einzurichten beliebte, wäre es seine verdammte Pflicht und Schul digleit gewesen, das Heirathen so lange auszutchieven." »Lieber Bruder, sei nicht undank bar,« bat Thekla in ihrer sanften Wei se. »Dir zu Gefallen hat Werner über Jahr und Tag gewartet; hat allein, im größten Unbehagen, in der kleinen Universitätsstadt gesessen, um dir Jo hanna nicht gleich wieder zu entfüh ren. Daß er sie, nachdem er fein hal bes Leben um sie gedient hat, nun end lich haben wollte, kannst du ihm nicht verargen. Und daß er ihr bei dem ärzt lichen Congreß seine Freunde Vorzu ftellen und ihr England und Schott land zu zeigen wünschte . . . ." »Laß es gut sein,« fiel ihr der Frei herr in’s Wort; »ich weiß schon, bei dir heißt es: »was Wer-ner thut, ist wohlgethan.« Jch sage dir aber, dein Herzblatt ist, unbeschadet seiner vor trefflichen Eigenschaften, seiner Ge lehrsamkeit, seines Geistes und so wei ter, ein so lrasser Egoist, wie nur je ei ner in Männerlleidern gesteckt hat« Jhm ist aus seinen vielen Reisen der Sinn für Haus und Heim verloren gegangn, und nun sucht er auch Jo hanna zur Landstreicherin zu machen Glücklicherweise ist sie dazu von zu fei nem, edlem Stoff. Weißt du nicht mehr, daß sie im letzten Briese aus London schrieb: nach allem Schönen nnd- Nntpnssrmtsn dnä fi- nshbsn Nit ". i s te, freue sie sich unfäglich auf ein stilles Restchen in Wien.« Ich war übers zeugt, daß sie jetzt endlich dort seir müßten, habe von dort ihren Geburts tagsbries erwartet.« Eine Pause trat ein; Thekla faßt( nach einem Briesblatt, das sie bein - Eintritt des Bruders unter ihre Deck· - geschoben hatte, und allen Muth zu samtnen nehmend, sagte sie in schüch ternetn Tone: »Lieber Johann, ich habe einen an : deren Brief aus Wien bekommen. Ma « gelone . . . .« Der Freiherr streckte abwehrend dii : Hand aus. »Nicht weiter!« rief er; »du weißt das; ich den Namen und noch einen an dern nicht hören will. Verdirb mit . den Tag nicht; die Sorge um Johann( ist schon störend genug« Mit zusammengezogenen Brauei , sah er vor sich nieder: Thekla seufzte Beide hatten das Vorfahren eines Wa gens iiberhört und beachteten aud Goldhund’s Unruhe nicht, der mit ge spitzten Ohren zwischen Fensten unt ; Thüre hin und her lies. Aber nur , ließen sich im Gange Schritte unt « Stimmen hören; die Thüre wurde ha stig geöffnet; mit einem Freudenge heut stiirmte der Hund hinaus, wäh ’ rend Lisbeth hereinstiirzte. ,,Grofzpapa! Tantet da sind sie, d( « sind sie!" rief das Kind. Jm näch sten Augenblick hing Johanna an Halse des Großvaters, Tante TheM - streckt-z ihre Gicht vergessend, beid Hände nach Ludwig aus, der von Jo hann Leopold begleitet in’s Zimme« trat, und Lisbeth rief triumphier ii Begrüßungen und Glücktvünsche hin ein: Onkel Johann Leopold und si hätten gewußt, dasz die Reisenden zi l Großpapcks Geburtstag kommen wür den, hätten sich aber nichts davon mer ten lassen. · »Nein, die Uebefraschgng Frstkåll ständig gelungen,« ag e r set r «Doch nun fest Euch, Kinder, und be » i ! t l ) richtet, woher unsd wohin des Weges.s Es sah nachgerade aus, als ob Jhr gar nicht wiederkommen wolltet.«« »Und haben uns doch Beide immer fort danach gefehnt,« antwortete Jo-l hanna, indem sie neben dem Großvater( Platz nahm, das Schwesterchen an sich; zog und dem Hunde, der sich an ihre! Kniee drängte, liebkosend über Kopr und Rücken strich. »Seit Wochen hät-» tet Jhr usns hier, wenn es nach unse ren Wünschen gegangen wäre. Aber Patienten und Collegen, und allerhand gelehrte Leute haben Ludwig nicht fort gelassen. Das ist die Nachtseite der Berühmtheit —— aber das darf ich nicht sagen,« unterbrach sie sich selbst. »Seht nur, wie mein Tyrann die Brauen zu s a mmenziehi·« »Er meint es nicht so schlimm!« sagte Tante Thella begiitigend; Lud wig und Johanna lachten fröhlich auf. und Johann Leopold fragte, ob Jo hanna den Eindruck mache, ein gewech z iete Frau zu sein. «Prächtig seht Ihr Beide aus,« fuhr er fort; ,,einen wahren Sommers Sonnenglanz habt Jshr in den Au gen·« ,,Glücksglanz!« rief Ludwig unid sein häßliches Gesicht wurde beinahe schön durch den Ausdruck inniger Be friedigung, mit dem er aus seine junge Frau niederblickte, die, sich in ihren Sessel schmiegend, im Kreise umhersah und halb gerührt, halb heiter sagte: »Ihr glaubt nicht, wie glücklich ich bin, wieder bei Euch, in dem lieben al Dönninghausen zu sein, an dem lie ben alten Kamin zu sitzen . .. am lieb sten stände ich gar nicht wieder auf. Oder muß ich Toilette machen, habt Jhr Gäste zu erwarten?« »Erst zum Diner,« antwortete der Freiherr; ,,jetzt bleib nur hier — ich möchte allerlei fragen und hören, ehe die anderen Hausgenossen kommen; auch Will-whaan sind da mit Mann ungd Maus. —— Also erzähle, Kind, wie ist’s Euch seit den letzten Brieer , ergangen ?« . Während Johanna berichtete, zog Ludwig Johann Leopold bei Seite. ,,.Haben Sie Nachricht von Otto?« fragte er. Johann Leopold wechselte die Farbe. »He-den Sie auch schon von seinem : Tode gehört?« fragte er dagegen. Ollfn tndtl« innte Litdmiat ..icki las von einer lebensgesährlichen Verwun dung im Duell.« - »Er ist seinen Wunden erlegen,« i antwortete Johann Leopold. ,,Gestern . habe ich die Todesnachricht erhalten, » habe sie aber Großpapa noch nicht mit k- getheilt; ich wollte ihm den Geburts .3 tag nicht verderben. Weiß es Jo hanna?« . »Noch nicht —-— ich wollte erst Ge wißheit haben,« antwortete Ludwig ; und nach einer Pause fügte er hinzu: »Ich gönne ihr die Versöhnung die der , Tod zu bringen pflegt.« Sie waren in eine der Fensternifchen , getreten und sahen in den Hof hinun - ter. Eine Wärterin kam mit Walde k mar’s Kindern vom Garten herein; ; Johann Leopold folgte ihnen mit den Augen, bis sie im Hause verschwunden ; waren, dann sagte er: . »Wie wenig im Ganzen auf ein - Menschenleben anlommtl Es wech I seln die Geschlechter, und nicht nur die - Sage bleibt treu, wie der Dichter singt, - auch das Leben bleibt dasselbe-. Die c neue Generation wächst fröhlich auf, - unbekümmert um das zu früh vom - Baume gerissene Blatt. Wie hätte ich : mir sonst Dönninghausen denken tön - nen, ohne Otto und Ajtagelone.« »Da Sie den Namen nennen, will i ich Jhnen doch erzählen, daß ich seine - Trägerin gesehen habe,« sagte Ludwig i ,,Unter dem Vorwande, mich alg Arzt i zu tonsultiren, ließ sie mich eines schö ! nen Tages zu sich rufen —-— sie war mit - ihrem Manne in Schottland gewesen. : Jhr eigentlicher Grund war jedenfalls c die Bitte, ihr zur Versöhnung mit dem - Freiherrn behilflich zu sein. Was mei : nen Sie, wird er sich umstimmen las i sen?« - Johann Leopold zuckte die Achseln. - »Bis j t war wenig, oder vielmehr keine Aus icht dazu,« antwortete er; - »möglich, daß ihn Otto’z Tod, den er . morgen erfahren muß, versöhnlichet - macht. . . . Versuchen Sie Jhr Heil. E— Aber was ist’s denn mit Magelone? Sie war das gesundefte, blühendfte Geschöpf der Welt.'« »Jetzt ist sie nervös, wie Alle, die in der Unnatur der großen Welt leben,« sagte Ludwig. »Wie ich höre, gilt sie fiir eine der elegantesten und gefeiert sien Frauen Wien’s; sie behauptet aber, sich tödtlich zu langweilen unsd nur durch die Versöhnung mit den Ih rigen glücklich werden zu können . . . .« »Glauben Sie nur das nicht, lieber Doktor!" rtef Johann Leopold; »Ma gelone hat sich hier niemals wohl ge fühlt; unsere Leben war ihr zu ernst, zu einfach . . . . ich begreife nicht, was sie hierher zieht.« «Einzig und allein der Wunsch, et was zu erleben,« antwortete Ludwig. »Wir sind einmal nicht dazu gemacht, ein Schmetterlingsdasein zu führen. Versäumen wir, unseren Tagen einen würdigen Jnhalt zu geben, so werden wir von dem angeborenen, oft ganz unbewußt-en Verlangen danach ruhelos umhergetrieben. Bei Magelone kommt noch der Eigenwille des verzogenen Kindes dazu; das versagte Spielzeug Hi uuv wgccyrcuvturcuyqlc Oel Um herr hätte erklärt, sie nur wieder aus zunehmen, wenn sie allein und als Bettlerin käme, — sagte sie mit strö menden Thränen, und schien die sicher angelegten Millionen, die ihr Schwie gervater hinterlassen hat, geradezu wie ein Unglück zu betrachten. Ebenso die Anbetung ihres Gatten, ohne die sie indessen, wie sie klagenden Tone-s ver sicherte, leider nicht mehr leben könne; aber ebenso wenig könne sie Dönning hausen länger entbehren. Schließlich sagte sie noch, abermals unter heißen Thriinen, ihre Kinderlosigkeit wäre eine Strafe des Himmels, weil sie ohne Zustimmung der Ihrigen geheirathet hätte. — Daß sie sich nach anderer Richtuna viel schwerer vergangen hat, scheint sie vergessen zu haben.« Johann Leopold lächelte bitter. »Das sieht ihr ähnlich!« sagte er. ,,Uebrigens kommt es in dieser Sache nicht nur auf ihre Empfindung an. Wie ist’s mit Johanna, würde sie es ertragen können, mit Maaelone ge rade hier zusammen zu treffen?« »Ich habe das als selbstverständlich angenommen,« antwortete Ludwig; »habe sie sogar aufgefordert, mir bei dem Versöhnungswerk behilflich zu sein. Grosxherzim wie sie ist . . . TMEin Anruf des Freiherrn unterbrach 1 . ,,Doktor, kommen Sie mir zu Hilfe!« bat der alte Herr, und als Ludwig zu ihm trat, fuhr er fort: »Ich hoffe, Sie werden vernünftiger sein als Jo hanna, die allen Ernstes daran denkt, uns Lisbeth zu entsiihren, davon kann aber nicht die Rede sein. Die liebe Kleine ist uns Allen an’s Herz gewach sen, der Pastor giebt ihr vortrefflichen Unterricht, Und jedenfalls ist sie hier besser aufgehoben, als in der großen Stadt und bei Euch Vagabunden Sprechen Sie ein Machtwort, lieber JWerneL als Arzt und als EhemannJ Ludwig wiegte lächelnd den Kopf. . »Die Sache muß durch freundschaft liche Uebereinkunst geordnet werden — ;an Machtworte ist Johanna nicht ge 1wöhnt,« aab er zur Antwort. »Was I aber das Vagabondiren betrifft, so hat ves damit ein Ende. Vorlesungen EPraxis, das Vollenden meines Fieber Ibuches, wie es Johanna nennt, Jo ·hanna’s eigene Arbeitsplane, ——- das Alles zwingt uns, häuslich zu werden« »Und wir werden es gern,« sagt( HJohanna »Du nennst uns Vagabuni ;den, lieber Großvater; hast du nich das hübsche Wort gehört: »Vagabun den haben die häuslichste Seele?« Der Freiherr schüttelte den Kopf mi zweifelnder Miene. »Wir werden’s erleben-!« meint-e er »Wenn die Universitätsserien kommen Packt Jhr sicherlich wieder auf unt zieht’s in’s Weite.« ,,Gewiß!« fiel Ludwig ein; ,,unt zwar, wenn Sie uns haben wollen nach Dönninghausen.« »Das soll ein Wort sein!« rief de· Freiherr, indem er Ludwig und Jo hanna die Hände zustreckte, in die si« herzlich einschlugen »Die Frühstücks glocke!« fügte er hinzu, indem er sid erhob unid Johann-a den Arm bot « »Wie werden Waldemar’s und Wil-I denhayn’ s erstaunen!« I« Ludwig hatte Johann Leopold vom Rollstuhl der Tante verdrängt. · »Heute fahre ich Sie hinüber, Tante Thetla!« sagte er; »wenn ich wieder komme, gehen wir mit einander.« : »Du solltest lieber hier bleiben und « Tante Thekla gesund machen,« meinte Lisbeth. »Dann bliebe auch Johanna · hier und Alles wäre gut.« ! - »Da hörst du’s!« sagte der Freiherr zu Johanna. »Das Kind sühlt sich hier heimisch und gehört zu uns, wie du es thust. Laß sie mir, da ich dich entbehren muß.... Lange wird’s ja nicht dauern . . . . bedenke, ich bin acht- » zig Jahre alt . . . .« ,,Lieber Großvater, ich würde sie gern noch lange, lange bei dir lassen!«I . ries Johanna. Der Freiherr blieb stehen. I »Das heißt mit anderen Worten, du; wirst sie bei mir lassen,« sagte er i »Ich wußte es ia! Du bringst es nicht über das Herz, mir einen Wunsch ab zuschlagen — thu’ dir auch mal etwas dafür zu Liebe « Mit schnellem fraaendem Bli ck fabI Johanna zu ihm auf, öffnete die Lip-) pen, als ob sie etwas sagen wollte, gieb aber stumm und sah vor sich nie r. »Nun was hast du im Sinn?« frag te der alte Herr. »Heraus damit.« Johanna athmete schwer. »Ich möchte dich um etwas bitten, lieber Großvater,«« antwortete sie. »Verzeih’ der arm-en Magelone . . . er laube, daß sie herkommt. Sie sehnt sich trank nach dir, nach Euch Allen.« « Eine jähe Röthe flog über die Stirn des alten Herrn. « »Das sagst du!« rief er in grollen- « dem Tone, »weißt du, was du ver langst.... hast du zum Beispiel be dacht wie dir zu Muth sein würde, wenn du ihr hier begegnen müßtest?« Johanna’s Augen hoben sich wieder, leuchtender, als sie der Freiherr je ge sehen hatte. · »Jch, lieber Groß-vater?« antwor tete sie; »ich bin zu glücklich, um MU gelone etwas nachzutragen. Wenn du verzeihen könntest . . . .« Seine Miene war milder geworden. »Ich will’s bedenken,« antwortete er, ihr fest in die Augen sehend, die an seinem Blicke hingen. »Aber ist’s denn wahr, Kind ——— bist du glücklich recht von Herzen glücklich? — So tüch tig Ludwig ist, so hoch ich ihn schätze — mein-e Besorgnisse hatte ich doch; er war mir zu rauh, zu hart für Idich . . . .« « ten- .-:.I’.A —-k.- « k«-c- Naß-In »UL csx tI tut-»O tut-Js- Iukpp U»»»... na. »Je deutlicher ek gefühlt hat, wi l visel er mir ist, um so mehr ist er mir geworden. So viel, daß ich es kaum noch verstehe, wie ich mich je von ihm verlieren konnte. Denn in srühester Jugend habe ich ihn geliebt, wie er mich, und was mich später bezauberte, war nur ein Trugbild meiner Phanta sie.... Du siehst, ich darf Magelone nicht zürnen, thue es auch nicht län ger! Versprich mir....« »Ich will’s bedenken! Komm’ jeßt, man wartet auf Uns,« unterbrach sie der Freiherr und mit einer Mischung von Jngrimm,Stolz und Befriedigung fügte er hinzu: ,,Halbblut haben dich Hildegart und Hedwig genannt. Aber trotzdem bist du die beste Dönninghausen, die je ge lebt hat« i Ende. OOO - Vom Franciikoiigrcß. s«21nfzcichnnngen aus dem Tageduch einer Theilnehmerin. ! Unsere Bewegung ist schön im .;Gange, und unser Kongreß wird ent ,ischieden dazu beitragen, sre noch mehr « zufördem. Jch glaube, daß die Schnei digteit unseres Auftretens und die Eleganz unserer Toilettens einen sehr , guten Eindruck macht. Jn der Mehr zahl smd wir doch recht geschmaclvoll : gekleidet. Vom Allen kann man das - allertdiings nicht sagen, am wenigsten , von der N. Wie kann man sich nur, - wenn man so alt ist urnd so aussieht, noch so ansieIeM . Die Eröffnungsseier im großen Festsaale des Berliner Rathhauses war einfach erheben-d. Wie schön muß es sich in dem riesigen Saal tanzen! II- Ik sit Heute sprach die S. und es war gar iicht so übel, was sie lvorbrachte. Jch Ende aber doch, daß sie neulich in dem zroßm Kassee bei uns besser gespro hen hat. — Ob sie sich wohl das Haar Iärthck sit III Il Das sage ich auch: ruhen dürfen Dir nicht eher aus unseren Lorbeeren, als bis wir die Lehrstühle der Univer sitäten unsd die curulischen Sessel des Barlaments erobert haben. Vor Allem aber muß die Dienstmädchensrage ge oegelt werden. se si- se Ich theilte der R. meine gestrian Gedanken mit, die sie so aut fand. Nur meinte sie, unter curulischen Sesseln wären diejenigen des Magistrats und Der Stadtverordneten zu verstehen Nun aust, auch die wollen wir erobern und wer-den es thun. Dichtet Lan nicht reichlich so gut wie Heu-e, unio weiß nicht jede von uns fast noch besser in den Tag hinein zu reden als Lan zerhans? — Jn Bezug auf die Dienst mädchen gab die R. mir Recht. Sie hat in der letzte-n Zeit mit ihnen schlim me Erfahrungen gemacht. — Wo sie vohl ihren Umhang gekauft hat? Il- sis ds Jch gehe so weit, zu behaupten, daß auch die Portefeuilles der Minister Josn uns nicht als unerreichbar betrach tet werden« dürfen. Mein Gott, was die können, können wir auch, ja wir sind vielleicht noch ein bischen schneidi ger. Jch möchte wenigens den Luca nsus sehen, der vor mir nicht aus-reißt. Mit einer Camarilla habe ich auch schon einmal zu thun gehabt — na, mit der bin- ich schön abgesahten. Wenn die Kanzleiräthin P. dieses liest und sich getroffen fühlt, ist es mir auch egal. st- a· sie Ob wir vor der Militär-Karriere Halt machen, das fragt sich sehr. Jch Flaube nicht, daß es schlimmer um das Vaterland stände, wenn wir weibliche Osfiziere hätten. Vielleicht gäbe es dann nicht die von der Tante ,,Voß« ausgerechnetien 757 pensionirten Gene rale· Und wie gut würden die meisten Uniformen uns kleiden! Il- Iit Jst Wenig Männer nehm-en an unseren Versammlungen Theil. Wenn Reden in fremden- Sprachen gehalten werden, die man zuweilen nicht ganz versteht, sehe ich mir diese Männer an und be schäftige mich mit Muthmaßungen darüber, was sie wohl sind, wie sie wohl sind, ob sie verheirathet sind oder Junggesellen, und im ersteren Fall, ob sie in glücklicher Ehe leben, im zweiten aber, welche meiner Freundinnen und Bekannten wohl für sie passen würde. Ein sehr netter ist unter den Män nern. Fa z In Ist-II F XI Jll- III-T St- dls Il »Alle Berufe müssen unss offen stehen,« sagte die D. zu mir, »wir müssen Alles werden können, was es giebt.« ,,Alles außer Paps ,« bemerkte ich. »Warum auch nicht Papst?« erwi derte sie. »Gerade dazu eignen wir Frauen uns sehr, weil wir von vorn herein unfehlbar sind. Auch hat es einmal eine Päpstin Johann-a gegeben, mit der man allgemein zufrieden war.« Ich mußte ihr beipflichten Sie sah an diesem Tage recht vortheilhaft aus, wovon indessen viel aus Rechnung des neuen Gebisses zu setzen ist »- st- si Heute sah ich in einem Schaufenstergk der Friedrichstraße ein Hütchen —-z nein, so etwas Entzückendes ist mir Hf noch nicht vorgekommen! Jch muß-b I doch einmal hingehen und fragen, was e es kostet. zt ———.-.————— « i — Ein französischer Kreuzer ist vom» Marocco til-geschickt um die Satans-Fz ber, welche den Dampfe-: ,,Corinie« pliinderten, zu bestrafen. M si s sag-z g. ULIZJO ; A ZEIT-« V