X Vie- Hefe-gescheit « Quellen- Iea Lein de Einst-tin Wen das Ende des letzten Monats Mai standen meine Frau und ich, ser ner meine Schwiegermutter, die einmal wöchentlich bei uns speist, von Tisch anf, als man uns einen Brief aus Amerika übergab. »Ah, Nachrichten von Georgi« sagte meine Fran, indem sie das Kouvcrt mit einer Haarnadel aufschnitt. Georg ist ein Nefse meiner Schwie germutter, der sich in Philadelpliia mit einer Erbin verheirathet hat, und zwar unter der Bedingung, daß er Amerika niemals verläßt. Wir betrachten ihn daher als ein uns entrücktee und ge opfertes Wesen; vergleichen wir aber schließlich seinen iivpigen lleberfluß mit unserem bescheidenen Wohlleben, so können wir uns einer gewissen Be wunderung fiir ihn nicht entschlagen. Besonders meine Schwiegermutter versäumt nie die Gelegenheit, mir meinen angeheiratbeten Vetter als ein Muster von Tüchtigkeit lsinzustellem was mir meistens eine gewisse Reiz barleit verursacht. »Zum Teufel,« sagte ich ibr eines Tages, »wenn ich es in mein Pro Jeamm aufgenommen hätte, nur eine « illioniirin zu heirathen, so hätte ich nie die Ehre gehabt, Jhr Schwieger sohn zu werden!«—— Während dann meine Frau den Kai fee rächte, wurde ich beauftragt, den Brief laut vorzulesen. Mit htonischer Kürze, in der sich schon der Einfluß des neuen Vaterlandes geltend machte, schrieb mein Vetter-: »Mit dem näch sten fährt Edith nach Europa, um den Ausführungen in Baireuth beizuwoh nen; bis Paris, wo sie sich einen Mo nat aufzuhalten gedenkt, reift sie mit Bekannten. Würdeft Du, liebste An tonie, die Güte haben, Ediih ans dem Bahnhof St. Lazare zu erwarten, und sie nach einem Hotel führen. wo durch Dich bereits ein Zimmer bestellt ist? Uebrigens ist sie an Selbstständigkeit gewöhnt, weiß sich vortrefflich Rath und wird Freunde zu Dutzendenfinden. Der einzig schwierige Punkt ist ihre Unterbringung im Hotel, um die ich Dich bitte. Wenn Du sie aus dem Buhnhof erwartest, so halte zum Er kennungszeicheu für Edith einen Figaro in der Hand. Uns allen geht es gut; wir umarmen Dich sowie Deine liebe Mutter; Jerome drücke ich herzlich die Hand. Dein treuer Vetter Georg. « Der Austrag bot keine besonderen Schwierigkeiten An guten Hotels ist in Paris kein Mangel, und daß ee Edith Walton nicht darauf ankame, vier oder fünf Goldstücke täglich aui ihren Unterhait zu verwenden, wußten wir. Durch den wenn auch einge schränkten Briefwechsei mit Georg war uns von früher her bekannt, daß seine Schwägerin etwa fiinsundzwanzig Jahre alt, nicht ausgesprochen hübsch, aber sehr anmuthig sei, daß sie Abwechse lung, Balle, Flirt, kurz Alles, was zu ihrem bevorzugten Stande gehöre, ab göttisch liebe. Von den Vortheilen, die ihr Reichthum, ihre Erziehung, die freien Gewohnheiten ihres Landes und ihre Unabhängigkeit als Waise ein räumen, macht sie den unumschränk testen Gebrauch. . Wiihrend ich den Brief ihres Neffen vorlas, hatte meine Schwiegermutter keinen Laut von sich gegeben. Antonie und ich besprachen die Wahl dee Hotels, das den Ansprüchen Edithe und in zweiter Reihe den unseren am besten entsprechen würde. Dat- Wash ington- Hotei ani Boulevard Haue mann, das von reichen Aineritanern bevorzugt wird, bat annehntbare Bor ziige, aber eine Unzuträglichkeit, die mich ohne Bedenken davon abstehen ließ: ed grenzte an die Wohnung, die wir inne hatten. »Diese junge Emanzipirte,« sagte ich, «wird zwanzigmal am Tage hier versprechen, und dann ist es um unsere Ruhe und Behaglichkeit geschehen Bringen wir sie in angemessener Ent s--.-«-- ....«....· ---· r--.-4 m IIICCIUOCV Ullskt 7 »Aus Ins-Ist C-« JLÄIÄO ,Eontinentul,l does mindestens zwanzig Minuten von uns entfernt ist?« Das »Continentnl« wurde angenom men und die Sitzung aufgehoben, Ditne daß meine Schwiegermutter dad Grund Hotel zur Geltung tu bringen versuchte-. Dieser ungewohnte Mangel an Widerspruch hätte tnich zur Bot-ficht wohnen sollen, aber ich schliiferte tnich in ein falsches iiclieriieitegesiilil ein« Frau v. Elsattneville verließ und stun, anstatt nach ihrer lsietvobnlteit und nor Mitternacht nicht zur Ruhe totntnen zu lassen. Als wir am nächsten Morgen eben mit dem Friihstitck fertig waren, er schien sie wieder. »Ich konnte die nze Nacht keinxlluge schließen, « sagte ie, indem sie sich mit niedetgeschlage net Miene aus einen Stuhl niederließ. Ze hörte sie zum ersten Mal über ihre sundheit klagen, die sich mit der eines Tiroler Bergbewohners messen konnte. Von einer leisen Gefühle tmwandinng ergriffen, drückte ich ihr höflich meine Beunruhigung aus Kraut bin ich nicht, « versetzte sie, thue davon gerührt u werden. »Sie Its-sen vielleicht ni t, daß Einen auch Ue Sorge tun das Glück Anderer nicht usw lassen kann Seit gestern denke ich nur an Jemne und Ostia-I « Les-It I. Channeville wird bei Ist Meseuheit von seiner Mutter W Mit-Muster aller Söhne nnd Attil W WWWI siDissestclln Thus-the M Ists-I Frau, die ihm das Leben geschenkt, zt widersprechen Er war ein Muster an der polytechnischen Schule, ein Mustm aus der Kriegsalademie und wird da( Muster eines Ehemanneg sein, wem man ihm an maßgebender Stelle ein« Frau ausgesucht haben wird. Sirt elbft überlassen, würde er das Jung gesellenthum nicht ausgeben. Erist de1 höflichste, best erzogene Mensch mi: ausgesuchten Manieren. »Wenn ich Dich recht verstehe, möch test Du Miß Walten und ihre Millio nen bei der Artillerie eintreten lassen?« »Warum nicht-« meinte meint Schwiegermutter, indem sie ihre Hand schuhe auszog, als sicheres Zeichen, das die Angelegenheit uns erhitzen würde. »Witrdest Du vielleicht auf das Gliia seromeö eifersiichtig sein?« »Dessen wäre ich wohl salzig, Schwie germutter, das wissen-« cic, aber dazu ist es noch zu früh; vor der Hand macht es mir Spaß, mich an den Abscheu zu erinnern, den die Heirath von Gearg Ihnen einstmals verursachte.« »Georg hat sich verkauft; er gai Familie, Vaterland und Freunde auf, um aus der Tasche seiner Frau in Phi ladelphia zu leben; glauben Sie viel leicht, das wäre mein Traum sin JerotneW »Nein,« antwortete ich- »aber ia müßte Sie nicht kennen. Jch weiß seht wohl, daß Miß Walton um die Ehr( bitten wird, in der Garnison Bourget leben zu dürfen, ja, aufrichtig gestan: den, ich glaubte von vornherein, si· käme nur deswegen nach Frankreich.« Frau v. Ehanneville wars mir einer wüthenden Blick zu. Meine Frau, di bis jetzt kein Wort dazu gesagt hatte« meinte nur: »Wie streitsüchtig Jht seid!« Um die Sache nicht aus die Spitz( zu treiben, war ich unklug genug, mein« Ochroiegermurrer zu beschwichtigen »Keinesfnlls trauen Sie mir zu« daß ich Miß Walton verhindern tniirdel Jerome zu heirathen, wenn sie nur di( leiseste Neigung dazu verspürte.« Mutter und Tochter begannen nui zu plaudern, während ich meine Cigar rette tauchte. Ich hörte einen ganzes Feldzugsplan mit einer Leichtigkeit nnl Umsicht entwersen, der meine lebhaft· Bewunderung erregte. Die Hauptsach war, Edith gleich bei der Ankunft mi Beschlag zu belegen, denn es fehlt an dein Pariser Pslaster nicht an liihnei Rittern, denen das Glück übel mitge spielt hat, nnd die gern bereit sind eine srisch gelandete Erbin zu kapern Die Urheber des Hornplatte stelltei ein jüngst vorgekommenes beriichtigtes Beispiel aus: man hatte das Opse schon beim Landen in Haore in Ein pfang genommen »Wir iönnten,« bemerkte ich scher send, »Miß Walten schon auf osfene See ergreifen, wenn wir das Boo benutztem das die Briefe vom Pack-et fahrer adholt.« Man entschied sich, ed bei dctn Bahn hos von St. Lazare bewenden zu lassen dagegen wurde ich ersucht, noch densel ben Tag ein Zimmer im Washington Zotel mit Beschtag zu belegen, un ieienige unter und bei der Hand 31 haben, die mit Gotte-J Hilfe mein Schwägerin weiden sollte-. Am nächsten Morgen besichtigte1 meine »Frau und meine Zchwiegermut ter das Zimmer in Gesellschaft de Mnrquis de la Pirade Hier muß ich bemerken, daß Ferdi nand de la Pirade sich durchaus nich meiner Sympathie erfreut, was iln aber nicht hindert, beständig bei un ans- nnd einzugehen Er ist ein Jung geselle, der sich nur stinfunddreifii Jahre beilegt, in Wirklichkeit abe viel mehr zählt; er war der vergnügt Gesährte meines seligen Zehrrsieger vaters, der sich bis zu seinem End königlich amüsirre, wie Gott und in weiß, denn ein Theil von Amomen-. Mitgift mußte dazu verwandt werden den Nachlaß zu ordnen. Unter dem Vorwand, daß er sie für Herrn von Channeville ruinir habe, während es einfach mit ihn «-k-I-«I. h-« -.- tx. t- »Juki-k nssHVusH Vu- ks inne H- cui-Hund« des Vertrauens meiner Echwiegermut ter bemächtigt, daß diese nichts ohn seinen Rath thut. Er genießt leinet schlechten Ruf im gewöhnlichen Sinn des Wortes; wenn er manchmal ver ·gißt, was er seinem Stande schuldi· list, so ist weniger er als sein schmale Eintemtnen daran schuld. Tie Zah der Leute, die ihm fiinf isouiedor ge liehen haben, geht in’e Unendliche aber ohne ane Bezahlen zn denken fällt es ihm nicht ein, seine Schuldei zu leugnen. Zwei Tinge erregen meine Bett-un derung, ohne ihm meine Sympathiet zu gewinnen: ich kenne in ganz Paris keinen elegantek getleideten und amii santeren Menschen. Er hat geschivoren als Junggeselle zu sterben, was iibri gens keinem Menschen zu bezweifelr einsiillt, denn er hat, wie man zu saget pflegt, sein Pulver bereits verschossen Dank dem glücklichen Zufall, der ihr bei zunehmenden Jahren schmächtigei werden lie , ist er in seinen Bewesuni gen elast seh geblieben. Er reitet« läuft Schlittschuh, spielt lawn termin, veranstaltet Wohlthätigkeitsbaznre unt Landmttiew Mit Recht gilt er siir eint jener unwiderstehlich zur Heiterkeit sortreißenden Persönlichteiten Seil-s ein Aeußekes trägt dan bel, sein« Hilf-liegen ist komisch und grotesk. in ikade that mir die Ehre, dir Wohl m von mir ausgesuchten Zim meri zu bewilligen unt das Arrange ment drehte er vollständig mu, indem er Misel Iesstellen ließ, Iepolstertt Ums Schsukelsttihle ers-M stie- m allen m Wis l i Formen ansstellte, in die sich am Mor Eisen von Ediths Ankunft eine Flut tun Rosen —- selbstverständlich au IF meine Kosten-ergoß. t! Als der Schnellzug in den Bahniso von St. Lazare einfuhr, befanden mein izi Frau und ich und bereits dort, Jede ein Exemplar des »Figaro« in de Lust schwenkend, als ob es uns darun : - zu thun sei, möglichst viele Zeitungei · abzusetzen. Eine schlanke, junge Dante nicht hübsch, aber anmuthig und außer - ordentlich ein«-, tatn ohne Zögern au uns zu, reichte uns die Hand und er - lundigte sich in sehr reinem Französisc nach unserem Besindem man hätt ; deuten können, daß wir uns Tags zuvo getrennt hätten. Dann erbot sie sich ’ uns zu folgen, indem sie ihrer Zof· auftrug, siir die Gepiickrevision dura die Zallbeamten zu sorgen. Aber das Kantmetkätzchen verstand die Sprach Racines so wenig wie er selber, wem er heute nochmals zur Welt lame. »Y»u stupid thing how provolc ing!u (Du dummes Ding, wie unan genehm !) sagte die Amerilanerin, mi dem Fuße tampfend. Plötzlich tauchte, wie von der Vor sehung geschickt, wie vom Himmel ge ! fallen, La Pirade neben uns auf Mi die Hand drücken, indem er sich stellte I als ob unsere Begegnnng zufällig sei - meine Frau begriißen und fragen, was - uns hierher führe, undsichMißWaltm s- vorstellen lassen, war fiir ihn das Wer - eines Augenblickes. lind dieser Spitz c bube verstand englisch! Ueber unser Verlegenheit verständiyt, sagte er i »Ich erwarte einen Freund, der wahr : scheinlich den Zug versäumt hat; ge statten Sie, meine Gnadigste, daß ir Jhretn Mädchen behilflich bin, unt ruhen Sie sich einstweilen im Hotc : aus; wo steigen Sie eigentlich ab«.-« e Während die Tarnen voran gingen slusterte er mir zu: »Frau v. Channe ville hat mich zum Rekognosziren her befohlen- Teufel, sie bekommt ein reizende Schwiegertochter !'« Wir waren übereingeiommen, da( Miß Walton Abends bei une dinire1 sollte, einsach zu Dreien. Aber sie wa so gerührt von der Zuvorlomntenhei des Morquis, so von dem Wunsche be seelt, ihre Dankbarkeit an den Tag z: legen, daß uns nichts übrig blieb, al La Pirade zu bitten, das Quartett vol zu machen. Zugeben muß ich, daß di eben Gelandete nicht aus dem Lache herauskam und die Gerechtigkeitslieb zwingt mich, anzuerkennen, daß de : Schmarotzer sich als seiner Diploma bewährte. Er gab riihrende Episode aus der Kindheit und Jugend Jeromee den er, wie er sagte, hatte aus dem E - kriechen sehen, zum Besten. Ein senti mentales Pensionssriiulein hatte di ganze Nacht von dem schneidigeu Lfsi zier geträumt, aber Edith war nicht weniger als sentimental. Als wir or anderen Morgen bei ihr im Hotel da Frühstück eiunahmen, war lerne Spu - von Schlaslosigieit auf ihrem von Ge sundheit suchenden Gesicht wahrzuneh men. Es versteht sich von selbst, da La Pirade auch geladen war. Auf ein einzige, von Ferdinand hingeworfen englische Bemerkung hin sprach di junge Auierilanerin den Wunsch auc· noch am selben Tage meiner Schwieger mutter dargestellt zu werden. Ich be griff- daß La Pirade ihr diese Jde eingegeben hatte. Welch' unschatzbare Freund! 0.0 Die verhängnißvollen Folgen de Nachbarschaft von Hotel Washingtm ließen nicht aus sich warten. Beian sich Edith nicht bei une, so war sie ini meiner Frau, die in Jeromes Jnteress ihre unzertrennliche Freundin geivordei war, unterwegs· Persönlich hatte ie mich nicht zu beklagen, da Ferdinan de la Pirade regelmäßig Kavalier dienste dabei versah; ich weiß nicht z wie dieser Mensch es anstellt, stet Eintrittdiarten sür Theater, Konzerte Gemäldesammlungcn, kurz siir Alles was als sehenswerth angesehen wird L- L-- 0-k1. 1 ; tu ULI chulujb zu lqullL I i Bei jeder geringfiigigenNeiegenbei ; i war die junge Auelanderin unser Mai - Xan der Mittagetafeh nnd meine Rra1 : ; erklärte mirseljr ernst, man kenne eine riErbin aus dem Millionenlnnde nich zumuthen, mit einfacher Kost vorlieb 31 nebrnen, namentlich wenn es sieh daran Ihandlh den sssoldfisch sür die Famili s izu angeln. Bei der Durchsicht unsere . Wirthschastsbiicher halte man sreilid - glauben müssen, eine Erbschaft, nich eine Erbin wäre aus Amerika zu uns herübergelommen. Die Begegnung fand statt. set-rom v. Channeville sclsneite eines scheuen Tages in Galaunisorm, wie zufullig zur Dinerstunbe bei uns herein· Tit Unisorm war die Idee meiner Zanvie germutter, die ihren Sohn in der lrie gerischen Auerliftung besondere versüy : rerisch sand. Daß der Eindruck au : Misz Walten kein ziinbender trar . konnte man leicht beobachten; srei mütbig —- wie jedes est-laut tot-einle « etzte sie uns auseinander, daß de s iilitür tand, wenigstens die niedern s Grabe, sich in ihrem La de keines be sauberen Ansehens zu er retten hätten Jedenfalls war die überreichen gemes sene attnn , mit der der junge Ossi : Hier ditbs ingerfpiyen an seine Lip pen führte, eher da n eingethein jede( an teimende Gesüh in ihr zu ersticken : Die Unterbaltun stockte bedenklich nnd zum ersten s le erlebte its ei « r —-- sys : Viertel made, in der Qiths s äigt e ksithrertsutr. Vinift gutseset - teten e n a erme( . Glas, m klares Wer enthielt ; se : m wurde in den Mahlzeiten m merikauisier Gewohnheit m nya . IW permis-. — v Ists-»w- — —-..«-- syst-— -0g- . issqsai-·--1-sss·-s -.- .«—. Weil ich Jerome als vortresslichen Klavierspieler kannte, lenkte ich die Unterhaltung aus die Musik; aber der Ungliickliche vermaß sich, eine Bemer kung sallen zu lassen, die Wagners Vollkommenheit in Frage stellte. Oktave, der natürlich in unserem Kreise nicht fehlte, beeilte sich, diesen uner hörten Frevel zu sühnen, indem er den Meister von Baireuth siir den einzigen Komponisten seit Erschassung der Welt erklärte, der die Kunst der Instrumen tation vollendet handhabe. Da ich ihn als durchaus unsiihig kannte, ein Cello von einer Posaune zu unterscheiden, war ich daraus gesaßt, daß mein Schtoager seinen Widersacher ersolgreich bekämpfen und besiegen wiirde; aber Ehanneville zeigte sich auch hier musterhaft erzogen. Er be gnilgte sich, die Augen zum Himmel auszuschlagem während Miß Walton die ihrigen mit neu entfachtet Sym pathie aus den neu entdeckten Wagner schmärnter richtete. Der Feldzug gegen Edithd Herz hatte also wenig ersolgreich begonnen ; wenn die Artillerie auch nicht gerade - unterlegen war, so lkatte sie doch in feinem Falle viele Verheerungen ange richtet. Wir hatten jedoch die Freude, wahrzunehmen, daß Jeronte bei seiner zweiten Begegnung, am nächstfolgen den Sonntag, glücklicher war. Mein Schwager konnte sich einer lebhaften Bewunderung für die junge Amerika nerin nicht erwehren; dat- suchte er kei neswegs zu verbergen, und Edith ihrer seite wies sie nicht zurück, um so mehr, als er wirklich ein hübscher Junge war. - Je mehr er aber in Verzückung gerieth, ) desto ehrerbietiger wurde er, und seine .- Huldigungen glichen gefrorenen Süßig ionstQkUtvn-v «---Ivv-«kvs-utso-·Is-s1-sw4 Nisus vssrvwmsv a VI«-·ru--V-·s-I ; Jerome verstand sich aus diesen Wink - nicht, und anstatt in einer lauschigen : Ecke, die der in diesen Dingen ersahrene r Adel war, siihrte sie doch fein Wappen. lcclcch Alls Ulclclll ZUUUUIU Utlo Uc schick versuchte Edith das reizvolle Spiel versteckter Liebeetändelei, aber Marquis mit Hilfe eines Osenschirms nnd einer Palme arrangirt hatte, harmloss und unbeobarhtet zu scherzen, schmachtete er mit sehnsüchtigen Blicken vor Aller Augen. La Pirade selbst machte mehr als einmal davon Gebrauch, während Jcrome in seiner Garnison zurückge halten war; da er diese Anlasse immer wahrnahm, um englisch zu sprechen, konnten wir nicht beurtheilen, wie die Unterhaltung sich fortspann. Aus den Auebriichen herzlichen Lachens war aber zu entnehmen, daß die junge Amerika nerin sich vortrefflich amiisirte. Edith hatte eine einfache Natürlich keit, die gewisse Verkehrtheiten ihrer Erziehung und ihres Geschtnackes ent schuldigte. So erinnere ich mich eines Zwischen falles, der vermuthlich von gewissen Personen strenger benrtheilt wurde als von mir; ich muß gestehen, daß ich mich unaemein darüber belustigte. Wir standen von Tisch aus, bei mir selbstverständlich; Jerome ebenso wie meine Schwiegermutter und La Pirade waren zugegen. Ich weiß nicht mehr, aus Grund welchen Scherzes nLetzterer und mein Schwager ihre Briestaschew der jungen Amerilanerin einhiindigten « Auf der von Jerome sah man nur die Anfangsbuchstaden I. C» denn obgleich die Familie von ausgezeichnetent alten Aus dem Notizbuch des Anderen hin gegen machte sich eine Krone breit, die hinreichend groß war, um als Serviets tcnring zu dienen, und die nicht ver sehlte, Misz Waltons Aufmerksamkeit aus sich zu ziehen. da in der freien Republik solche Firlefanzereien wenig gekannt sind. Edith bewunderte die Eleganz des heraldischen Attribute und i seine vortreffliche Wirkung, denn Lal Pirade, den sein Erfolg derauschte,s wies noch mehr vor; er versteht sichj aus solche Dinge, und so sahen wir der ; Reihe nach Portemonnaie, Uhr, Hut-s sutter, Manschetteninöpse und Stock-« tnaus. Bei jeder neuen sirone stieß( ----·-s-q..·,-.-s Mis; Walten einen neuen Ecltrei der Bewunderung ane, während die Augen brauen von Frau v. Channeville sich innner mehr ;usannnenzogen. Zum ersten Mal sah ich nicht ohne Genug thnnng meine Schwiegermutter usirtsj lich writhend Liber ihren Giinstling;i vielleicht beutete er seine Bekanntschaft » wirklich mehr aus, ale ees dein Inte- ; resse Jeronres vortheilhast war. i Als Edith die verhängnisvolle Vers « ändernng in den Zügen der alten Lady l wahrnahrn, glaubte sie, ihr allzuf plebesischer Enthusiasmus nur sei - schuld daran: »Sie rniissen mich ent schuldigen,« sagte sie anmuthig, ,,an sreiherrlichc Kronen bin ich nicht ge wöhnt.« »So geht es eben den txa Piradeeti auch,« sagte meine Eri)rviegerrrnrtter in i geringschätzigem Ton; »deehalb miß-? brauchen sie diese Verzierung« Hierj sei eingescholtet, daßder erste La Pirade l den Marquistitel und Namen im Jahre I 1829 in der Person von Ferdinands« Großvater erhalten hat, was sein Enkel l gern vergessen möchte. i Unser Marquis antwortete nichts, da er ni ts zu antworten hatte; aber ich sah e seinen Augen an, daß er diese seiner Eigenliebe zugesiigte Kränkung nicht so bald vergessen würde. Der Abend verlies etwas srostigz von da an la n wir den gelrttnten Mann viel e tener, ohne daß wir geradezu ent it waren. Was Miß Walten an angte, o sing sie an, Paris in nnd ans-send zu kennen, und beanspmäte die Vogt tnng meiner Frau nicht mehr vie " . Axitt erheile war es Mitte Juni Hemden; mein Schwa erhatte Urlaub Ins We th- aus'0 ans, feine Erobean siegreich ku Ende zu führen; Frau v. Channevil e war nicht unzu- . frieden. »Jerome macht Fartschritte,« sagte sie ost; »von jetzt ab bleibt nur noch die Gelegenheit abzuwarten, sich zu erlliiren.« Ich war hinsichtlich dieser Fortschritte nicht derselben Meinung; steilich machte er welche, aber im ent egengesetzten Sinne; ich will damit Zagen, daß seine Verehrung siir Edith sich zu einer wahren Anbetung steigerte. Daß er das Muster aller Liebhaber siir eine junge Französin im Geschmack Mussete abgegeben hatte, unterlag tei nem Zweisel, nur war es sraglich, ob er ebenso das Ideal einer Auieritanei rin, die den Einflüssen Edisone ihre Erziehung verdantte, sein konne. Ich versehlte nicht, meine Befürch tungen Frau von Channeville gegen über laut werden zu lassen. »Mein Sohn, Sie sprechen wie ein Mann, solglich wie Jemand, der sich nicht auf Gefühle versteht. Ich gebe zu, daß Miß Wattons Landsleute wenig mit Gesiihlen zu thun haben, dennoch ist sie viel zu sehr Weib, umnicht durch die Tiese einer ausrichtigen, ihr ent gegengebrachten Neigung geriihrt zu werden, wenn sie einer solchen aus ihrem Wege begegnet.« Bei diesen Worten siel ich ein: »Sie glauben, man kenne in Amerika keine Gefühle? Sie irren, man kennt sie, nur geht man energischer vor; unser Artillerist braucht zu lange Zeit, seine Batterien aufzustellen ; wir müß ten schon einzelne Kanonenschiisse ge hört haben.« Frau von Channeville erörterte setzt den Punkt der näher riickenden Abreise und beklagte sich iiber die Jerome seh lende »Gelegenheit.« »Unsere Ansichten gehen auch hier auseinander-· erwiderte ich;, »was gehdrt denn dazuz- Erst gestern schiene ich sie auf den Eisfelthurtn· Muß es denn eine Wassersahrt sein, bei der Miß Walten in Gefahr gerath, zu er trinken, und in den Armen Jhree Soh nes ohnmiichtig, aber gerettet ane- Ufer totttrtrt?« Meine Schwiegermutter ver abscheute meinen Spott und räumte ge wöhnlich beim ersten Anlauf mit ver ächtlichem Achselzucken das Feld; dies mal begniigte sie sich, mit einer gewis sen Gereiztheit zu antworten: »Viel leicht würden Sie sich entschließen, ein Tänzchen siir dad junge Mädchen zu arrangiren, sie hat uns mehrmals ge sagt, daß sie leidenschaftlich gern tanzt, und Sie wissen, daß estvenige Woher tiinzer wie Jerome gibt. Sie würden es thun, wenn »Sie tviriliched Inte resse an Jhrem Schwager hatten.« Ein Seufzer, bedeutungsvolles Kopf nicken und zum Himmel emporgeschla gene Augen vollendeten den Sah. Ohne Mühe errieth ich, daß man mich beschuldigte, ein unverbesferlicher Egoist zu sein« Lit, über die Hilfs mittel einer Schwiegermutter! Mit unter-drunter Entriistung erwi derte ich: «Wohlan, Sie sollen ein Tänzchen haben, sonst niiifzte ich mich darauf gefaßt machen, bis an’v Ende meiner Tage zu hören, daß ich es war, der Ihren Sohn verhinderte, seine Amerilanerin zu heirathen, wenn sie zufällig von feiner Neigung nicht ge rührt werden sollte. « Man trieb die Nachgiebigieit so weit, es mir zu überlassen, den Tag festzusetzen, dann schien alles um mich in triigerische Ruhe versettlt, bis ich eines Morgens durch die zufällige Er dsfnung eines umfangreichen Packetee, das lithographirte Einladungetatteu enthielt, aufgeriittelt wurde. »Was sollte dass-« Frau von Channeville war zugegen, ignorirte aber meinen Schreck und sagte, ohne ihrer Tochter Zeit zum Antworten zu lassen: ».Hoffentlich haben Sie nicht vergessen, daß Sie eine Abendgesellschaft geben ; der Atha graph schickt soeben die ziarten.« »Wer allen Dingen,« sagte ich, mich nn- -;nvn lenkt-n See-ans ans-sci machend «war nur von einein ansinnen die Rede, nicht von einer Atte- idgiiitl schaft. Unsere Gaste werden Juni Min « desten aus ein Souper mit zwanzig! Musiianten nnd einer we rthioiiins Zchinuctfachcnnertheiluna beim tioiit lon rechnen, wenn Zie ihnen iiarten in diesem -tii schicken.« « »Mein Gott, was siir ein Pedant !« : sagte meine Zchwiegernnniei mit zuckersiifzem Lächeln, »so regen Zie sichF doch nicht auf! Ein tilaoiet nnd Zwei E Geigen, einige Erfrischnngen, kleines Bontets siir die Tanzcrinnen, daes ist Allen was man von Ihnen oerlanai, nicht wahr, Antonie? Möchtest tu ev Deinem Gatten nicht wiederholen·.-« »Wiiilich, das ist Alles, was man von Dir verlangt, « erwiderte Antonie wie ein Echo, »iibrigend reist Mist Walton am Morgen nach der Gesell schast ab; sie war soeben hier, um es mir mitzutheilen.« Meine Frau täuschte sich nicht, wenn sie annahm, mich tnit dieser Nachricht beschwichtiken zu können. Misz Wal tons Abrese hieß wieder Ruhe in unser Dasein und Gleichgewicht in un er Bndget dringen. »Gut « sagte ich, mich zinn Weg gehen anschictent, »aber rathe Jerotne, diearnal seinen Vortheil wahrzuneh; men, sonst müßte er als Inn esel sterben, falls Ihr ein zweites al bei der Erobernn einer Ameritanerin ans nii rechnen solltet. « hrend der nächsten Tage blieb nns er Hans io still, wieich chnnr wtins schen konnt-, selbst Edith tam selten was sei-me natürlich nnaii machte. Wenn ersich esen le in ci ner bescheidenen Weie beta ate, sie case lang unsichtbar die W»de, is lautete die Antwort: . ch verliere zu , viel Zeit bei Worin, die er abfcheuliche Mensch ift mit meinen Totletten noch fehr im Riickftand, und Sie wissen, ich reife ab.« -Leider t« ftdhnte der Artillerift mit einem Seufzer, der feine Angebetete oerfcheuchte, wie ein Windhauch ein Blumenblatt wegweht. »Warum begleiteft Du Miß Edith nicht zu Worth?« fragte ich meinen Schwager eines Tages. »Aber!« machte meine Schwieger mutter, indem fie. vor Unwillen er röthcte. »Nun, mein Gott, bei der Anprobe braucht Jerotnc nicht gerade zugegen zu fein,« erklärte ich achfelzuckend, .aber ed gibt Wartezimmer, wo die Damen Stunden zitbringen.« « »Wie gut unterrichtet Sie find! Ich wußte gar nicht, daß auch Ihre Frau Kundin von Wortlf ift,« warf Frau von Channeville boshaft dazwi schen. »Jchtnachte Jerotne nur darauf auf mertfain,« fagte ichtaltbliitig. ,,Uebri gene, mein Junge, mußt Du Dich diesmal ernstlich in’s Zeug legen. Vor der famofen Abendgcfellfchaft lade ich Dich »zum Einer mit Champagner, ver paffe die Gelegenheit ja nicht. seh erwarte, daß Du wie ein richtiger Hufar darauf losgehft.« s Am Morgen des verhängnißvollen Tages wurde das Haus umgedreht, man entfernte die Teppiche, bohnte die Fußbbden und brachte Wagenladun gen von Stühlen und Tischetn Wäh rend eine Art von Tribiine im Speife faal aufgebaut wurde, flammten un zählige Kerzen an den Wänden auf, und feltene Pflanzen wucher wie mit einem Zauberfchlag aus der Erde, bis zur Treppe zog sich ein wundervoller Wintergarten. Das war ieiu Tänzchen, daa war selbst keine Adeudaesellichaft s( .-( « Is mit Tanz, die ich geben sollte-das war ein glänzender Ball! Aber was hats alle schlechte Laune, jetzt, wo ich mich einer vollendeten Thatsache gegenüber befand? Meinen Hut nehmen und im Fttub sriihstiicken, war Alles, was mir unter diesen Ums ständen erlaubt war. Ich verbrachte den Tag außer dem Hause und speiste mit einem Kameraden Schließlich, da mir nichts Anderes iibrig blieb, als in den Augen der Welt den Anstand zu wahren, lehrte ich gegen halb zehn Uhr zurück, um Tailette zu machen Ein Brief, der einige Stunden zuvor angekommen war, wartete auf mich; als ich ihn gelesen, hallten die Wände meines Zimmer-d von wildem, hal lischeni Gelächter wider, dem Auedruete meiner teuflischen Freude. Dann ging ich an die Beendigung meiner Tollcttc und wartete ungeduldiger als ein Lied haber aus die nächste halbe Stunde. Nicht niit der ruhigen Ergebung, mit welcher der Wirth seinen Gästen ent gegensieht, ging ich in meinem studi nett aus nnd nieder, sondern wie der Tiger, der aus die Gazelle lauert—die ibiazelle war meine Zchwiegertnntter. Sie erschien endlich, geleitet von ihrem Sohne, dem unwiderstehlichen seine-re Mit einem von ihr durchaus nicht erwarteten Lächeln bot ich meiner Schwiegermutter den Arm. Wir traten in den von Licht durchslutheten Satori, in dein sich meine Frau in prachtvolle-r neuer Toilette bereite befand. sich schloß die Thiir hinter une, um in meinem Vergnügen nicht beeinträchtigt zu werden. Mit sieberhaster Spannung betrachteten mich die Zeugen dieser Steue, die wohl eine iiberraschende Neuigkeit ahnten. Gegen den ilamin gelehnt, die Augen fest aus meine Schwiegermutter gerichtet, hielt ich sslgende Ansprache: »Sie wissen, Madiiuie, warum mein friedliche-d Dasein seit seche Wochen gestört wurde, Sie wissen, warum an meinem Tisch wie bei sJiothschild ge speist wurde, warum ich mein Geld in den ersten Neftaurante ausgeben mußte. Sie wissen ferner, warum ich heute Ulcsctd Liillslliclh Ollö iliicls Uciiuuiig zweihundert Loniodor ioiten wird, ort anstalre1- Aller, nur Zu verhindern, das; Misz Walton und ihre Millionen nach thtierita zurückkehren Wohlam :l.liadattte, freuen Sie sich, die Sache ist geistlich wir haben unseren Zweck erreicht ; aus der reisenden Ameriianes rin wird eine attbelungewitrdiqe Fran zostn. Jnt nächsten Augenblick sonnen wir sie begliiciiviinschein sie schreibt tnir soeben das Billet, das Sie mir gestatten zu oerlescn, ehe unsere Gäste uns anders Pflichten auferlegen Neehrter Herr! Zie sowohl wie die Ihren waren immer so liebenswtirdiq stehen mich, daß ich Ete zuerst Den tin-mer Ver lobung nni drin Tiliarquio de la Pirade in trenntnisz setze, niit der Bitte, es Ihrer Familie niitzutheilen Mein Brautigant und ich bitten Sie jedoch die Nachricht noch nicht zu verbreiten, damit wir ungestört Ihrem Balle bei wohnen ionncn. Ihre ergebene Edith Walton.« Der arme Jerorne war so bleich ge worden daß ich nicht umhin konnte, ihn aufrichtig zu bedauern ; was meine Schwiegermutter anlangt, so blieb sie prachloe und schachmatt zum ersten iale, seit ich das Vergnügen habe, sie It kennen. Aber bald sah ich in ihren ugen ein kriegerisches Feuer aus blihen, ihre Lippen bewegten sich, sie wollte sprechen, Gott weiß, was ich hören sollte-— « Das Schicksal entschied sit meinen Gut-gren; zwei wer behaubschuhte Ostia e schaben bie tiefen zuw« und die Stein«-estimate des Musen beuDieneri veriiindetex «Mifsalton —ver Herr Marquis be la Dienstes« i