Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 30, 1896, Sonntags-Blatt., Image 16

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    Der Einsiedler
Uovellette von U. Masasi. Uns dem Ita
licnischen von H« Schulg.
An- dem lustig flackernden Kamm
feuer saß er ganz allein. Eine qual
inende Lampe-, die nahe dem Heerd an
der Wand befestigt war, erhellte den
rauchgebräuntm Raum. Ein ein
faches weichholzenes Bett, ein Tisch mit
drei Tellern und einem thönernen Oel
krug und ein vom Gebälk herabhän
gender Tornister, in dem der Einsiedler
sein- Brod und seine Lebensmittel auf
bewahrte bildeten die ganze Einrich
tung. Neben dem Herd stand noch
eine Kiste die auch als Bank diente.
Die Mauern hatte der Rauch schon
längst geschwärzt. Linis führte eine
wisdete Thüre in die Kapelle, eine arm
selige kleine Kapelle mit einem hölzer
nen Altar und einer weißen, aber stark
verschlifsemen Altardecke. An der
Wand ein Kreuz mit einem trübe flim
metnden Lämpchen davor, das so müde
und schläfrig flackerte, als wollte es
erlöschen
Der Einsiedler kauerte im Winkel
vor dem Heerd und hielt die mageren
Hände über das Feuer. Aus dem bunt
zefarbenen Gesicht funkelten seine tief
liegendsn Augen feurig hervor, und.
das dichstbeharrte, leicht est-graute
Haupt ans die Brust gesenkt, starrte er
in das flackernde Feuer.
Draußen fiel dichter Schnee. Ein
weißes Leichenstuch hüllte die calabri
sche Hochebene ein. Von Zeit zu Zeit
braust-e der Wind durch die Fichten
wipfel, rüttelte an der Tkyür und
schnauvre vir- an Den Heer-o hinein.
Der Einsiedler kauerte sich fester in
den Winkel, sdas Feuer slaclerte und
prasselte irnmer lustiger empor, und die
Lampe blinzelte immer schläfriger.
Seit dreißig Jahren bewohnte er
diese verlassene Gebirgsgegend Jm
Sommer wandert er stumm unsd sin
nend durch Wald und Ebenen, seinen
Ranzen mit Waldfriichten füllend, und
danckt mit stummem Neigen des Haup
tes den gutherzigen Bauern, die ihm
Lebensmittel reichen. Jm Winter
bleibt er in »der verschneiten Wildniß
allein, und der Wanderer, den im Ge
birge ein Schneesturm überfällt, weiß.
daß in jener Klausnerthüre ärmlich
asber herzliche GastW-Hchest seiner
harrt.
Wovon träumt wohl der fröstelnde
Klausner in stürmischen Dezember
nächten? Woran denkt er, wen-n sein
Auge starr con den Gluthen haftet?
Ach was sür ein hübscher, munterer
Junge er einst gewesen! Einst, vor
Zeit, als Mütterchen den Ran
sen mit Leckerbissen füllte, ihn auf die
Stirn küßte und mit den Geschwistern
zur Schule schickte. Hei, wie sie draußen
ans sder Straße tollten und lärmten
und wie mühsam sie das- froh
Lachen erstickien, wen-n der Lehrer ih
nen den Rücken wendete. Und das
Kichetn und Lachen aus dem Heim
weg, der Jubel, wenn sie Mütterchen
am Fenster ihrer warten-d erblickten!
Unid das helle Gläserklingen und Tel
lerklirren beim Abend-essen die langen«
« trauten Dämmme wenn Mütter
chen spinnen-d schöne Märchen erzählte
Ach, und der Weihnachtsabend, der
schöne, heilige Abend! Alles schimmerte
mild leuchtete im SpeisesaaL auf dem
. Tisch blühte ein schneeiges Tischtuch
-daraus glitzernlde Gläser und dam
psende Speisen und ringsum frohe
« Gesichten Und Vor dem Schlafen
" geh-I legte Großmama ihre welken zit
- tevnden Hände auf die Scheitel der En
Iel und segnete sie.
Woran mochte der einsame am Heer-d
Mde Klausner wohl denken, wäh
rend sein Auge regungslos am Fen
ster haftete, indeß draußen der Schnee
in dichten- Flocken niedersank und der
Wind wild durkch die Fichtenwipsel
! strick-? . .
Wohl an das schöne Mädchen, das
er in jenen seligen Jugendtagen aus
Odem Waldwege zum ersten Male ge
Jsthen Md zur Kirche begleitet hatte?
JMI sie einander wiedersahen, lächelte
jksie ihn möthend zu, und er —- ach,
ZW! Welclf schöne Träume spann
Zet, Träume eines beglücketwen Fami
, eines eigenen heims, wo
Tät-IN eines Tages, da begann ein
,ein schw, schlanker Bursche,
W mit süßen Schmeichel
W beilförm, nnd der Dämon
MWW etW in seinem het
förmliche Schlacht entspann sich zwi
schen den beiden Familien; sein Vater
sank tödtlich getroffen zu Boden, und
er selber floh vor seinen Versolgern in
die calabresischen Berge. Dort erfuhr
er, daß der Schreck seine alte Groß
mutter getödtet daß seine Mutter bei
mitleidigen Verwandten Unterlaan
gefunden, und weiter irrte et in weg
loser Felsöde, bis er zu dieser Klause
kam. Der fromme Einsiedler, der sie
bewohnte, nahm ihn gastfreundlich
auf, und nach dessen Tode erdte er von
ihm den Ranzen und »die Mauan
hätte.
Das isi’s, woran der Einsame denkt,
indeß er, die mageren Hände am Rei
svgfeuet wärmend, in dieGluthensiarrt,
und draußen fällt in dicht-en Flocken
der Schnee unsd der Wind schluchzt in
den Fichtenwipfeln . . . .
Man pocht asn vder Thür.
»Hei-ein«, ruft der Einsiedler.
Die Thür öffnet sich, e·m Mem-rund
eine Frau, in schwere Mantel gehüllt,
erscheinen auf der Schwelle, und
draußen wiehern zwei schaumbedeckie
Rosse.
»Gieb uns Nachtquartier, frommer
Brwder,« spricht der Mann, der
Schneesturm hat uns auf dem Wage
überrascht.
Bruder Thomas erhob sich· »Setzt
Euch,« sprach er, »ich werde wnierdeß
die Pferde besorgen.«
Der Wanderer legte dem Mantel ab
und schälte darm die Frau aus den
durchnäßten Hüllen. Sie mochte wohl
an die Fünfzig sein aber sie war noch
immer schön und schlank.
»Wir scheinen hier ungeladene Gäste
zu sein,« begann der Man-n, sich aus
die VmTk am Heerde niederlassend und
die erstarrten Finger reiben-d.
Aber er verstummte rasch, den-n der
Klaus-net trat ein und mit einem Bün
del Reisig im Arme, das er aufs Feuer
warf. Die Flamme schlug hoch em
por und ihr röthlicher Schein warf
helle Strahlen auf den Raum.
»Eure Pferde sind wohl versorgt,
doch Euch kann ich nur Speck und Bord
anbieten.«
»Nein, frommer Bruder, wir brau
chen nichts als ein wärmendes Feuer.«
Der Eins-ebbet lauerte sich auf sei
nen früheren Platz im Winkel nieder
und sein Blick fiel aus das rosig ange
strahlte Gesicht der Frau. Zusammen
fahrend, wandte er rasch den Blick ab
unsd starrte regamgslos in’s Feuer.
Sie aber blickte in der niederen Hütte
umher und begann mit süß klingender
Stimme:
»Armer Bruder, in diesem Schnee
lebst Du hier ganz allein ?«
Der Klaus-net etbebte bei dem
Klange ihrer Stimme, doch erwiderte
er nichts.
Der Wind braust immer heftiger um
die Hütte und die durchfröstelten
Wanderer schmiegen -sich enger an ein
ander. Die Frau legt das durchnäßte
Schuhwert ab und wärmt die kleinen
Füße an dem Heerdbrande Darm be
gaam sie zu plaudern unsd der Einsied
ler erfuhr, daß see fast dreißig Jahre
verheirathet seien und daß Gott ihr
Haus mit Wohlstand und vier blühen
den Kindern gesegnet habe. Ach, was
das für süße Geschöpfe sind! Die eine
Tochter hat voriges Jahr geheirathei.
Wohl war’ s ihnen schwer gefallen, sich
h-- -I.- -«- I-—- -c-— L-- UA :
UUII Ils« ou its-subs« usw-« VII- css II UUW
der Beruf der Frau. Jetzt sind sie
eben aus dem Wege zu ihrer Marietta
die min auch Muttersreuden entgegen
sieht. Eine sünfzigjäbrige Großmama!
Jst sie nicht schön und stattlich?
Der Einsiedler hält die Hände übers
Feuer und sein Haupt sinit noch tiefer
aus die Brust.
Die Beiden aber plaudern unermüd
lich weiter.
«Erinnerst Du Dich noch des ersten
Jahres unserer Ehe, gleich wach dem
großen Unglück? Der Arme. er hat
Dich sehr gern gehabt, nun, Du warst
ihm ja auch gut wie eine Schwester dem
Bruder-, aber geliebt hast Du ihn nicht.
Aber er war ja wirklich gar zu leide-n
schastlich, er wäre kein guter Mann
gewesen. Diese Eifersucht! Wie wild
er aus mich losstürzte, als er erfuhr-,
daß wir uns liebten. Sein armer Va
ter mußte es büßen. Was wohl aus
ihm geworden ist? Vielleicht ist er nach
Amerika geflohenodervielleichtschmach
tet er im Kerker. Wir aber, wir sind
glücklich. Diese süßen Kinder-! Gin
lio muß Advolsai werden und Beppino
Doktor, und Nella, unser kleiner, süßer
Amor, will Name werden«
Der Einsiedler lauscht regungslos,
die hände am Reisigseuer war-wend.
Draußen zausi der Stimn die Kronen
der Bärin-. Das Gespräch wird zuen
Flsstenn das Weibchen senkt derops
iÆstkg in bit VII-ds
«Wolli Ihr schier-sean spricht der
W We. »Dort ists-ei- Bekt «
«Jchrschnieesdanlsdan. Fila
I
men-a. der fromme Bruder überläßt
Dir sein Bett. «
Schläfrig erle sie sich, und ishr
Man-n führt sie zärtlich an’s Lager
nnd deckt sie mit der groben Derbe zu.
Dann rückt er sich einen Stuhl an-’s
Bett, legt das müde haupt auf den
Zipfel des Kissens und schläft sitzend
ein. Das leise Athmens der Schläfe
rin und das laute Schnarchen des
Mann-es dringt bald an des Klaus
ners Ohr
Das Feuer erlischt, nur die Lampe
wirft ihren trüben Schein auf die Hüt
te, und er sitzt regungslos und starrt
auf ihr bleiches Gesicht und ihre rosi
gen Warigen und die schwellenden
Glieder. Dann erlischt die Lampe auch
und Dunkel senlt sich auf die Schla
senden
Als der Morgen schon graut und ein
fahler Schein sich durch’s Fenster
stiehlt, sitzt der Einbrecher noch immer
regungslos am Heerd.
Seine Gäste erwachen. sie gähnen
und strecken sich, wirr hängen die Haa
re in ihre Stirn, und schläfrig blinzelt
dre Frau, jedoch auch so isi sie noch
sch Ein.
Der Mann eilt hinaus, um seine
Pferde zu satteln, sie aber nähert sich
dem Einsiedler, nimmt ein Geldstück
aus der Tasche und reicht es ihm.
»Behalte Dein Gew,« stößt der Ein
siedler rauh hervor, von seinem Sitz
aufschnellend. Leidenschaftliche Gluth
Iodert in seinen Augen« seine Lippen
wollen sprechen, aber er überwindet
sich, das Feuer im Auge erlischt, kalte
Ruhe kehrt in seine Züge zurück, und
er setzt sich wieder
Als der Mann zurückkehrt flüstert
l
»V· Jus i-- u- nu, aus pu- uuu u
»Warum nimmst Du diese Kleinig
leit nicht an? Wir wollten Dich nicht
verleyenX
»Ich brauche kein Geld. Meine Hütte
steht jedem offen.«
»So nimm wenigstens diese silberne
Denlmiinze,« beginnt die Frau mit
einschmeichelnder Stimme. »Der Bi
schof hat sie geweiht, und gedenke unser
in Deinem Gebei.«
Dei Klaus-net streckte stumm die
Hand nach bei- Miinze aus« die sie vom
Halse läste.
»Ich gebe Euch auch ein kleines An- z
denken, —- wartet!«
Er öffnete die Kiste, stöberte in dem
alten Plan-der herum und zog eins ro
thes Korallencherzchen hewor.
»an es Deine Tochter-, es wird ihr
Glück bringen.
Die Fraii blickte aus das Herzchen
und dann auf den Einsiedler-.
»Wer gab Dir das Herz?'«
»Ein Mädchen. die für mich schon
längst tobt ist« Lebet wohll«
Sie überschreiten die Schwelle Der
Einsiedlerlehnte sich an bie Thür und
blickte ilxien lange, lange nach. Die
Frau wandte sich einiger Male um,
aber sie winkt-e ihm nicht, sie lächelte
ihm nicht zu. Jhr Antlitz war bleich
und traurig. Sie gedachte der Ver
gangenheit.
Der Klausner aber sah ihnen nach,
bis sie seinen Blicken entschwunden
Dann lehrte er in die Hätte zurück,
setzte sich an den Heerd und begrub sein
Gesicht m die Hände.
Draußen seufzte der Wind in den
Tannentvivseln und lautlos sanken die
Schneeflocken zur Erde.
——«« -.-——-.
Ganz vie bei aus«
Jm kürzlich veröffentlichten ersten
Bande seiner »Geschichte Rußlands
bis zum Ende des 18. Jahrhunderts-«
(Gotha, PertbeD schreibt Prof. A.
Brückner über die Waldverwüftung,
die sinnlofe Vernichtungswuth auf
dem Gebiete der Jagd und der Fische
rei, sowie über den Raubbau aus land
wirthfchaftlichem Gebiete in Rußland:
»Von den unermeßlichm Wäldern,
welche den größten Theil des kussischen
Areals bedeckten, find nur die mitth
schaftlich schwerauszubeutenden Wald
koniplexe im Norden und Nordosten
von der Verwüstung freigeblieben,
welcher andere Waldungen zum Opfer
fielen. Jahrhundertlang fand die
größte Holzverschwendung statt; bis
auf die neueste Zeit haben die Bauern
ihre Fußbeileidung in ausgedehnten
Gebieten nur aus Lindenbast berge
ftellt, wobei für jedes Individuum
nicht weniger als 50 bis 70 junger
Linden gefällt werden müssen; in
früherer Zeit wurden heerstraßen aus
nebeneinander gesagten Ballen herge
stellt, so daß allein deren Ausbesserung
ganze Wäsder verschlang Jahrhun
kkete Lang hat das Volk Ratt der Ket
zen oder des Oeses dünngespaltene
trockene Bittenschindeln gebrannt;
zahllose Wawbrändtz wo die ausge
bthen Steh kamn nach zwanzig
Jahrener einen-Unfug des Holz-.
wuchsek aufweisen, haben die größten
Waldlomplexe verwüftet; zu Brenn
holz hat man durch alle Zeiten nicht
nur alte Bäume, sondern auch ganz
junge Stämmchen gefällt; den Wind
bruch hat man weder zur Feuerung,
noch für die Pottaschefabrilation zu
verwerthen gewußt. Dazu massenhaf
ter und unvernünftiger Verbrauch von
Brennholz in den Dorfschmieden und
Badestuben, in neuerer Zeit die Hei
zung von Damvfschiffen und Lokomo
tiven mit Holz, die Vernachlässigung
des Torfbaues und der Steinlohleni ·»
produktiom die vielen «i’)euerglzriinftez·l
Z 1
u s. w. Dies Alles beweist, daß die
Rufsen den Wald als Bollslapitalz
nicht zu schonen verstanden und daß siej
sich nicht mit den Zinsen des Kapitals
begnügten. Der Gedanle an die Zu
tunft unterscheidet den Kulturmenschen
von dem Wildw. Montesauieu cha
rakterisirt die Barbarei durch das Bei
spiel eines Menschen, welcher, um eine
Frucht zu pflücken, den ganzen Baum
fällt. Ungehört verhallten die Mah
nungen der Patrivten, welche in Nuß
land schon vor zwei Jahrhunderten »
dem Unfug der Waldverwiistuna ein
Ziel zu setien empfablen. Rut Zeit des
Czaren Alex-ei llaate Krischanitsch ·
dariiber, daß der Gebrauch der Säaen «
in Rußland unbekannt sei. und daß
alle Bretter mit Werten hergestellt wür
den, wobei eine Unmasse Holz verloren
aebe, so daß »von 100 Ballen 50 ein-:
fach Spähne feien«: der Bauer Pos- «
soschlow beschwor seine Landsleute zu ;
Anfang des 18. Jahrhunderts-, der
Holzverschwendung ein Ende zu ma
chen und »Wald zu säm. « Es hat
..-.-:.«
aber im Gegentheil die Abholzung in
den allerletzten Jahrzehnten seit der!
o- p
1
Usycllu llg ou ihrs Mgcuswusy m uuus
größerem Maße fortgedauert, als stü-; l
her und die Folgen derselben sind zum
Theil oben angedeutet worden
Aehnlich der »Raubbau« in Jagd
und Fischerei. Man hat die Bemer- Z
kung gemacht. daß selbst die s ogenann- E
ten »Frentdvölter« (Jnorodzh) ein bes-!
seres Berständniß fiir die Schonzeit, !
für einen rationellen Betrieb dieser Ge-?
werbe haben, als die Russen, so etwa
daß die Samojeden die jungen Eis
fiichse am Leben lassen, während die
Rassen dieselben tödten. Klagen über
das Wegfangen der Fischbrut begegnen
uns schon in den Schriften Passe-sch
kow’s vor zwei Jahrhunderten, ohne
daß es damit seitdem besser geworden
wäre, K. E. v. Baer, weist daran hin,
daß die Rassen mit einem sträflichen
Leichtsinn eine große technische Ge
wandtheit in der Fischerei verbinden
und unbekümmert um die Zukunft in
Flüssen und Seen den Stamm des
Fischiapitals angreisen und die Quel
len ihres Reichthums zum Versicgen
bringen. Im Beringmeere baben sie
im Laufe von 27 Jahren (1741-—68)
die Seeliihe bis aus das letzte Exem
plar der Gattung vertilgt. Kein Wun
der, daß über die Abnahme des Fisch
reichthums an der Wolga in Sibirien,
am Peipugsee und an anderen Orten
geklagt und auch wohl gelegentlich die
hauptursache dieses Uebelstandes, der
Gebrauch feinmaschiger Neße, gerügt
wird, ohne daß es wesentlich besser
würde. So Possoschlow’s Mahnun
gen vor zweihundert Jahren, so Hein
richs Storchs Rathschläge vor einem
Jahrhundert, so in unseren Tagen die
one-fis m ht- SOI oh von msvaS MJIPT
HEXE-if thlä ZiFZEfEhTZEiIIILZTHZEII (
um die Fischboreätbe in den Binnenge
wiissern zu vernichten.
Eine ähnliche Verwüstung findet;
auf dem Gebiete der Jagd statt, woi
der Wildbeftand an Zobeln, Herrnelin,!
Eisfiichfen u. f. w. beträchtlich abge-I
nommen bat. Selbst in der Gegend
von Jatutsl ist ein solcher Rückgang in
Betreff der ZobeL Biber u. f. w. wahr
genommen worden. Viele Ortsstamen
im europäifchen Ruleand erinnern an
den Reichthum an Bibern, welcher völ
lig verschwunden ist. Vor hundert
Jahren tepriifentitte der Werth des
Jagderttages in Rußland das Fünf
bis Zehnfache der heutigen Ausbeute.
Es haben also auf dem Gebiete der
Thiergeographie in dieser Hinsicht
tiefgteifende und unerfreuliche Verän
derungen stattgefunden
Viel bekhängnißvoller ist der Raub
bau auf landwirtbschaftlichem Debiete,
die Bodenerfchönfung infolge der Rou
tine im Betriebe des Ackerbaues, der
Extensität der Wirtbschaft. Jahrhun
mtetang hat das Vorukthii daß dief
Schwur-Herde als Weichthumsquelle
unerfchöpflich fei, daß man nicht zu«
düngen brauche, dex Aberglaube, daß
der liebe Gott auch Zhne Düngung eine
gute Ernte befcheeten werde, den
Stamm des Vollstapitals verringert
mehr als der Unbill des Klimaz, den
thaniMFen sind die volls
wtrsbhfchuftlichen Krisen- der besten .
, tdempianbbautndetLandwietbi
Gift Zuzeifchreibm So die Instchbn l
L
Der besien Kenner auf diesem Gebiete.
llußland ist als Reichihumsauelle heu
e durch die Veränderungen der Flora
md Fauna und der Ackerikume ein
oefentlich anderes, als vor Jahrhun
perden. «
-4
die Weibsleit und das Dinner.
Bon Schan Schorch Zinifade, Groceries
und Saiuyntieper.
Mei Bißniß bringt es mit sich, daß
ch mit allerlei Leit diehle. Merscht
rder find es WeibsleiQ Die Manns
eit geh alle in de hintere Ruhm, wo de
Bat fchteht. , Wenn die nicht wäre,
vird ich die ganze Wiet nicht drei von
hne sehe. Bot ich muß sage, daß die
meibgleit sehr verschiede sind. So a
Brocerhkeeper kann da allerlei Schw
ries mache. Wen-n ich um fünf Uhr
Morgens de Schtor aufmache, komme
zuerst de deutsche Weil-Nein Die iaufe
gleich fiir Dinner ein- Potehtos. Kab
5iitsch, Porlschaps, alles sonne Sache,
vie mei Lizzie für mich loche dhut.
llbout um ziehn Uhr komme die Rig
;ers, die hole Cracters und Tschieß for
dinner. Die Eirische iimme noch
7chpäter. Die hole Potatos, Beten and
: Budel voll Whisky. Wenn’s Cäsch
knapp is, hole sie blos Whiskh. Um a
Iiertel vor Zwölf komme die Yanlie
Lehdies. Alle die Haar fein gefixt
ein gedreßt and mit Sich Glofs an de
band. Da is e Lehdie die kommt um
dinnerteim und is immer in a große
Hurrie Sie sagt ihr Hosband is
bald da und der hat gern ein gutes
Dinner und das will sie ihm schnell
Tixr. Da nimmt sie a Box Sardiehns,
1 Steiß of Ham, a Sleiß Tschies und
.-..--·s-«s«s-t--·s--o-«--«.- » .
—-A-A-s
il Wicht-Gluts- Osp II u san-d wein-—
riemer und settelt jede Monat. Dafür
meint sie auch, daß ich ganz aparte ?
Dinger in mei Grocery kiehpe soll. Da -
iommi sie eins Dags und sagt:
»Mei Hosbiind macht gern Potetos
habe, aber das is mir zu viel Trubel, -
sie zu piehle; habe Se Mr. Zinifade,
keine gepiehlte Potätos, die man blos ·
Ln de Pän zu lege braucht?« ,,'«Nv,
hab ich gesagt, »die kiep ich nicht«. Die
Weibsleut, die herkomme, piehle bie «
Potätos selber.« »Das müsse Dscher- .
men Lehdies sein,« hat se gesagt, die «
baddern sich so viel um das Esse.«
-JC«- hab ich gesng- »daß fmd Acher
man Lehvies." ,,Ja«, hat se gesagt,
»das is schlimm, daß Se tei gepiehlie «
Potätos habe. Mei Hosbänd gleicht ·
se zu esse. Na, da will ich ihm schnell «
: Suhp mache«, hat se gesagt. »Habt ·
Se Biesith« ,,Bieftieh, no, das misse -
Se im Drugschiore hole.« »Aber, Mr. 7
Zinisnde«, hai se gesagt, »Se kiehpe ’
doch sasi gar nichts in Jhr Schtor zu
esse!« »Mälväm,« hab ich geäußert,
»ich kiehp a Grocery und kei Lunch
Ruhm. Wenn Se was zum Kucke habe j
wolle, kenne Se Alles bei mir kriege, «
rber rehdimehd Miehlö iiehp ich nicht« »
»Na«, hat se gesagt, »ich versteh schon,
Sie habe a Grocery for de Dscher- «
mäns, un die Dschermen Lehdies habe
Zeit zum Kutten, ich aber nicht. Jch ·
belang zu so viele Soßeities, ich bin a .
Member von de Christian Tempeer
Union, von de Kucking Schuhl Saß
eietie, der Dschurch Soßeieiie, ich bin a «
Sutrbay Skul Tietscher und belang
noch zu a häs Dvßen andere Soßeie
Eies. Da hab ich kei Teim, nach den I
Miehls zu sehe. Aber mei Gubneß, es »
wird spät. Geben Se mir schnell «
noch a Bvx Sardiehns, an Soßsätsch,
zwei Beis, a Watermelon und in diese
III-j-« It...- E- - CH-« J m-«--.
ZIIIEIUI II,UlI VI- U IIIUUII UI UUQOVS'
Jch hab ihr Alles gebe und da se
noch a Buttel gehabt hat in de Baslet,
hab ich gefragt, ob se da Whisty lyin- »
ein habe wollt. Da is se mir aber :
ins Fehß gesprunge wie ’n wilde Katz
und hat gesagt: »Mi. Zintfaden, Se
insolte mich, in mei Haus komme lei
alloholil Drian Jch bin ä member «
von der Tempermz-Union. Jch mach
mei Hosband gute Miehls und da
braucht er lei strong Drints wie de
Dotschmen.« Jetzt war es mei Turn
aewese, falsch zu werde, von wege de
Dotschmen, aber sie is e autet Rasch
tumek, da laßt man sich schon was ge
falle und ich hab nix gesagt.
Nach a halb Schlund kommt der
hosband von de Frau in die Schtor,
schneidet ii Fäß, wie wenn er die
Krampf heit, reibt sich die Stpmack T
und schreit: De Waltrmelons und de
Mtniill, die rmnpeln im Bauch, als
hätt ich Deinameit gegesse. Wai das
pinscht und schmäht. Au! au!" »Ja,
was soll ich da thu«, hab ich gefragt.
»Geh Se mer schnell s Whidtey, Mk.
Zjntsaden, aber en eitische, doppelt
Shetßf Ich hab ihm a groß Glas
voll ausgegosse und das hat er aus
Mkv Zug W geschketiki »Ab,
iest geli« Met, das wate Krämpfi
donne- and Leitung! Ohne de Whisly
N
oär ich jeßt ii Leich. Jch bin noch
palbtodt.
De ganze Leib is ialt wie Eis
Gebe Se mer noch a Whistnx aber ii
kroßm.« Und da hat er das zweite
Hias getrunken. »So, jetzt fiehl ich
oeder leif, die Wassermelone, wie die
m Stomack rumgeht und die Vetter
nili, das will gar nicht kweiet werde.
ita, da muß ich noch a Whisty darauf
eße, aber doppelte Sßeiß.« Wie er
pas getrunie hat, fagt er: »So, jetzt
ann ich wieder losgehr. Schreibe Se·
g da ins But, aber schreibe Se nicht
Dhisth, fondern Bottermilt ins But,
Damit mei Frau nichts merkt. Wenn
sie ausfindt, daß ich für dreißig Cents
Vhisiy getrunke hab, aiebt’5 dreißig
Tag lang a Mordsfpeitaiel und fe
nacht mer bei Dinner mehr· Sie kickt
cnyhau fchon, daß ich ihr so viel Tru
Iel mit den Dinners mache. Na, aebe
Ze mer fchnell noch a vaar Ciovs5· daß
nan de Whisih nicht fchmelle dhut.
Hut bei!
-.
Haariiriiubeuder Aberglauben
Jn Korea scheint man jetzt plötzlich
qu den erleuchteten Gedanken gekom
nen zu fein, daß die Bildniffe böser
Geister, die man vielfach im Lande
ehen kann, überflüssig seien. Denn
Die Potizei hat Befehl erhalten, diefe
Bildniffe zu zerstören. Bei der Aus
iihtung des Auftrages ift dann einem
car zu eifrigen Polizisten das Unglück
)affirt, daß er ein Bildniß des erftm
Tönias der jetzt herrschenden Dnnaftie
rrthiimlich für das eines bösen Geistes
gehalten und verbrannt hat. Hierfür
fat der Unglücksmann natürlich schwe
e Strafe zu gewärtigen.
Jn China brauchen die Polizisten
iicht besorgt zu fein, in ähnliche Ver
egenheiten zu gerathen. Denn das
Wasser des Yangtfetiang wird wohl
kher aufwärts fließen, als daß die
i
nane Frmternrtz oeg Aberglaubens im
tieiche der Mitte weichen wird. Wie
ich wieder bei der letzten Sonnenw
terniß gezeigt bat, nährt man den
tlberglauben hier iiberall von oben
herab. Der heutige Sommer bat z. B.
n Mittelchina wieder hier und da
Dürre verursacht, worauf die Manda
Jinen in den Städten der betreffenden
Begenden die nach Süden zu liegenden
Stadttbore schließen ließen, damit die
bösen Geister der Hitze und der
Trockenbeit nicht bereintommen könn
en. Man braucht sich nicht weiter dar
iber zu wundern, bei gewöhnlichen
Nandarinen einen solchen Aberglau
ben zu finden, wenn er sogar in ganz
tnvetmindertem Maße bis in die kai
·erliche Familie hineinreicht. Der
souverneur der Manschurei berichtete
litt-Flieh, der Begräbnifzplatz der kai
«erlichen Ahnen in Mukden wäre schad
iast und müßte nothwendig ausgebes
7ert werden Dagegen erhoben jedoch
die Sterndeutser in Peting Einspruch,
Tit-ein sie sagten, das laufende Jahr
väre sehr ungünstig für derartige Re
Iaraturen. Nun bleibt nichts übrig,
ils die Sätge der taiserlichen Vorfah
ren aus der Gruft zu nehmen und vor
Täusig anderswo unterzubringen, bis
IS den Sterndeutern gefallen wird, zu
krilärsem man dürfe die Ausbesserun
gen machen. Der Kaiser hat in diesem
Sinne eine Verordnung erlassen und
er hat den Asirologen zugleich befoh
Een, einen günstigen Tag fiir die Fort
«chafsung der Neste seiner Ahnen aus
sindig zu machen.
CO
Der Geleimtr.
(Von Jhm.)
liendez-vous durch Brief verrathean
llebmbuhler riecht den Braten, —
Eisersüchi’ger Thaiendrang, —
BinseL Vogelleirn und Bank.
ZlbenIdsiimmung —- Waldesrand ———
lltibut, Rose in der Hand, —
Dusi und Nachtigallenton —
Hroße Liebes-Illusion
Etwas warten —— Zeit wird lang —
Niedersetzen aus die Bank —
qusielkn wollen — ganz verqebens —
Folge des verdammten Klehens.
Ilebenbubler iriitmvbiri; —
Irihuk lolossal lackiri —
mollte brinan Rose ihr —
Eieß verzweifelt Hose hier.
—- Eine seltene Geburtstagsseier
icgingen dieser Tage vier Einwohner
Don Amotbach in Baiern, die ein Ge
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«’en, nämlich der Rathsdiener Wilh
steunig sein 70., dessen Frau ihr 72.,
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iirie Siaiionskommandant Johann
Iohl das 77. und der Schuhrmckaet
Drei-ni- das 88. Wissens-it Die vier
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