s H spitrten beide nicht die Lust, sie wieder anzuziinden. Er zog michsu sich CJW Sopha, hielt meine Hand in der seinen und erzählte: »Ist es mir ungeboren oder hat es seinen Ursprung in den Eindrücken, die ich in früher Jugend empfangen: ich habe von jeher eine große Angst vor Mangel und Elend in mir verspürt, und diese Angst ist mein Verhängnis geworden. Hätte sie mich nicht ver-’ folgt, hätte sie mich nicht gepaclt gerade in den entscheidendsien Augen-blicken meines Lebens, es hätte sich vielleicht ganz, ganz anders gestaltet. Hätte ich mich entschließen können, mein klei nes Kapital zu opfern, und mich ganz der Kunst zu widmen, um zu reisen, und schauend zu lernen, ich wäre viel leicht ein guter Maler geworden, wäh rend ich jetzt ein mittelmäßiger Zeich ner bin. Aber ich klebte an derScholle und arbeitete fiir das tägliche Brod Man bot mir an, mich an einem indu striellen Unternehmen, wo ich meine Fertigkeit im Zeichnen hätte verwenden können, zu betheiligen, aber ich ver mochte es nicht über mich, mein Kapi tal auf’s Spiel zu setzen; der, welcher es gewagt hat, ist heute Millionär. Ich bin einsam durch’s Leben gegan gen, weil ich nicht den Muth besaß, das Loos einer Frau an das meine zu knüpfen, Kindern das Dasein zu ge ben, denn ich fürchtete, nicht ausrei chend fijr sie sorgen zu können! O, diese Angst ist mein Dämon gewor den « »Las3 mich weiter reden,« bat er mich, als ich ihn unterbrechen wollte, ich habe Dir ihre Wirkungen bisher an awfiem entscheidenden Dinaen aeschil deri, sie hat mich aber begleitet, als treue Gefährtin, die sich nie abfchüt teln läßt« »Du hast es nur nicht ernstlich ver fucht,« wandte ich ein. »Doch, doch«, versicherte er, »und auf längere oder kürzere Zeit gelingt es mir auch. Habe ich zum Beispiel eine größere Einnahme gehabt, dann athine ich auf. Wieder und wieder stelle ich mit dem Bleiftift in der Hand die Berechnung an, wie lange die Summe, die ich liegen habe. für meine Bedürfnisse ausreicht. Stimmt alles und werde ich der Angst gar durch an dere Vernunftgründe Herr, dann ist es, als werden mir Fesseln abgenom men. Mit wahrer Lust genieße ich dann die Freiheit, lasse es mir wohl fein an der reichbesetzten Tafel des Le bens, nach der ich lechze, und von der ich meistens entbeher die Blicke ad wenden muß, um plötzlich wieder hin terrücks gepackt zu werden von dem al ten Plagegeistt Wollte ich unter sei fner Herrschaft die Hand nach den er sehnten Genüssen ausstreckem ich hätte doch nichts davon, die« Angst würde sie mir in Gift verkehren. Je älter ich werde, desto seltener und kürzer wer den die Zwischenräume, in denen der Dämon mich losläßtx es giebt Tage, wo ich nicht wage, mir Butter auf die Frühstückssemmeln zu ftreichen.« Jch wars hier unwillkürlich einen Blich auf den noch gedeckt stehenden Tisch. Er folgte mir mit den Augen und sagte nicht ohne Befchämung: «Du argwohnst doch nicht etwa, ich hätte Dich nicht gern bewirthet? Jm Gegentheil, es ist mir eine große Freu de, eine wahre Genugthuung gewesen, es würde mich glücklich machen, voll test Du recht oft mein Gast sein-· Jch bin ja nicht geizig und wenn»die Angst Mich Nklllsl — -»So lade Dir ost Freunde, sie wer den sie Dir verscheuchen«, unterbrach ich ihn. Er zuckte die Achseln und schaute sehr zweifeln-d darein, ich aber sügte hinzu: »Uebrigens scheinen Küche und Keller ganz leiblich bei Dir be stellt zu sein; was man mir da heute vorgesetzt hat, ist nicht so im Hand surndrehen herbeizufchassen.« »Ja, anders thut es bie Psau nicht!« Er seufzte ties. »Die Psau? Wer ist bas?« »Meine Wirthin. Sie besteht dar aus, daß ich gut esse, meinen Wein trinke und meine Cigarren rauche, und »wenn ich zuweilen sage, ich möchte die ses oder jenes sehr einfache, billige Ge richt zu Mittag haben, dann erklärt sie sehr bestimmt: Das iocheich sür Herrn Kluge nicht, das braucht Herr Kluge nicht zu Mittag zu essen!« »Paul, die Frau ist eine Perle, mit der muß ich ein Glas Wein trinken und aus ihre Gesundheit anstoßen!« tief ich begeistert. »Das ist sie!« stimmte er zu, ,,sie sorgt auch, daß in der Wohnung im mer alles gut bestellt ist« und bas; an meiner Kleidung nichts fehlt, und ich lasse sie gewähren, wohl fühlend, wie nothwendig diese Bevormundung mir ist« Weiter reicht ihre Macht aller dings nicht, in allen anderen Lebens beziehungen —'« «Werbe ich jetzt eian die Füh rung übemehmen!« siel ich ihm ins Wort. »Paul, Paul, ich glaube, Dein guter Genius hat mich noch in elster Stunde hergeführt Du darfst dem L Diimon nicht erliegen, ich werde Dich ihm entreißen.« »Möchtest Du es können, ich wünsch te mir nichts Besseres!« antwortete er, aber es klang sehr wenig hoffnungs reich. »Ich muß Dich vor allen Dingen in lustige Gesellschaft bringen!« citirte ich und entwarf ein Tagesprogramm Paul ging auf alles ein, machte sich zum Ausgehen fertig und rief Frau Pfau herbei, der er sagte, er werde heute nicht zu Hause speisen und den Tag über mit seinem Freunde zusam men fein. Nie vergesse ich den Blick, den mir die ehrliche Seele zuwarf; ich mochte ihr wie ein Erldser erscheinen. Bierzehn Tage war Kluge mein be ständiger Begleiter und schien der hei terste, sorglose Gesell, der keinen Spaß verdarb, dem leine Ausgabe zu hoch erschien. Allgemein nahm man das über ihn gefüllte Urtheil zurück und lobte seine Gentilität. Als wir uns trennten, verabredeien wir, im Som mer zusammen eine Reife in’s Salz iammergut zu machen. Er war ganz Feuer und Flamme dafür, hatte schon den vollständigen Reiseplan ausgear beitet und schwärmte auch in den näch sten Briefen davon. Dann wurden sie seltener und einsilbiger, endlich schrieb er, daß er die Reise aufgeben müsse. Er mühte sich, triftige Gründe dafür anzugeben-— ich wußte sehr wohl, daß ihn nur einer bestimmte den er nicht zu nennen wagte —- der Dämon hatte ihn wieder gepackt. Und er hat ihn nicht mehr losgelas sen. Bereinsammt ist er schon nach wenigen Jahren gestorben, zu seinem cis-— Wiss-h »Hu-u Unter ltkssuwk Uruu psuu war schwach und krank geworden und hatte ihn verlassen müssen. Sein Vermögen, vor dessen Verlust er sein ganzes Leben gebangt hatte, fiel an entfernte Vzrwandte Jch habe nie mehr eingestimmt, wenn über einen Geizigen gefcholten oder gespottet wurde, sondern immer meines armen Freundes Paul Kluge gedacht, der so gern gelebt und leben gelassen hätte, wenn die Angst nicht ge wesen wäre —- die Angst vor dem, was kommen konnte und niemals gekom men ist. Jch fürchte, sein Fall ist nicht vereinzelt. -.. »O - .». Vermi, Nine und ich. Ein Kinder-, Bade- und VerlobungssGes schichte von L.!Jacobow5ki. Kinder habe ich nie ausstehen tön nen, so lange sre nicht selbstständig re den, laufen und halbwegs denken ge lernt hatten. Meine einzige Schwester kann es mir noch heute nicht verzeihen, daß ich ihren Erstling, einen Jungen, acht Tage nach der Geburt nicht für ein Meisterstück und Mustergcschdpf er klärte, sondern sn meiner aus der-Stu-v dentenzeit herrührendenWahrheitSliebe ihn für einen puterroth aussehenden zappelnden Affen gehalten habe. Dreiviertel Jahr sind seitdem ver gangen, und heute habe ich ein fast va terhaftes Gefühl, wenn mir meine schöne Schwester » Schwestern, die einen anpumpfähigen Mann heirathen, gelten nach Swdenstenstomment immer .--Lt l'-1 lW —- lcql u Magre tun Its-aus weißen Stechtissen in die Arme legt. s Und daß ich dem kleinen Kerl-s chen, der an meinem Schnmrrdart dielz mehr zerrt, als ich es je gethan, jetztl lieb und brav zunicke daran ist Nie mantd schuld als Hermi unsd Nim, denn ihnen verdanke ich meine Braut. Er, sie und ich, wir drei waren zu-s samtnen dreißig Jahre alt, als wir am Qstseestrand von Miiritz spazieren gingen. Nine -—-- eigentlich heißt sie Anmmarie — hatte ganze zweieinhalb Jahre gesehen; ihr Bruder Hermi. ei gentlich Hermanm war ein Jahr älter, und ich, Richard Hinrichsen, hatte« den gesammten Rest von vierrmdzwan zig Jahren aus meinem Rücken zu tra gen. Daß ich meine Schulserien in Müritz verbrachte, das hatte mein schmaler Gelsdbeutel verursacht, der mir den Rath gab, ein entlegenes Ostsee-1 bad auszusuchen, wo jedes Bad nur zwanzig Pfennigetostete Und Niemand prüde wogsash- Wenn man mit nackten Füßen durch den kühlen Sand strich. Daß ich dort meinen alten Studien sreund Dr. Meister vorgefunden, dasI verdanke ich den Göttern des Zufalls und diese Götter sinsd die liebenswür digsten von allen. Die Liste der Badegäste, die ich arn ersten Tag-e meiner Anwesenheit in Miit-iß langsam durchlas, unterrichtete mich von seiner Anwesenheit. »Dr. med. Agathon Meister aus Berlin nebst Frau zwei Kindern und Dienst mädchen.« Ja, das konnte er nur sein. Wstet s gab es viel, aber diesen ver rückten Bomamen konnte er nur ha f——s I— ben. Und zwei Kinder besaß er auch. Das hatte er mir pflichtschuldigst nach meinem Heimathsort Gleiwitz mitge theilt. Aber wie heißen sie doch? Ich dachte den ganzen Nachmittag nach, sfand aber ihre Namen nicht. Und so horchte ich im Garten meines Häus cheus herum, um allerhand Kosensamen aufzuschnappen, und richtig: Jch wer de ihn- »Kleiner« und ,,Kleinchen« nen nen-! Damit war die Namensrage zwar nicht geistreich aber austömmlich umgangen. Am nächsten Vormittag um 11 Uhr klopfte ich an Dr. Meiste-As Thür. Ein junges Mädchen öffnete und ließ mich eintreten. Als ich die Thür hinter mir schloß, schossen ein paar blonde Köpfe vom Teppich aus, und vier große ver wunderte Augen starrten mich an. s Ah ,da waren sie. ,,N’ Morgen, Kleine-it« grüßte ich und gab dem Jungen die Hand. Wort los hob er die seine. »Na, und Du?« fragte ich die Kleine. ; »Nein-t« zischt-e sie und hielt die Hänidchen hinter dem Rücken-. Das war kurz und deutlich. Jch wiederholte: ,,Na?« und setzte das hei terste Gesicht von der Welt aus. »Nein!« klang es wieder aus dem kleinen Munde wie geärgert hervor, und das Mädchen wich weit zurück. »Hm, großen Eindruck scheinst Du auf die kleine Dame nicht gemacht zu habem!« sagte ich mir resignirt. Da kam mir ein Gedanke. »Du, Kleiner, wie heißt Du?« « »Hermi Meister, Lüßowstraße Za.« Jch lachte über die vollständige Adres se. war aber beim-lich erfreut. endlich sein-en Namen zu erfahren. »Also Hermi! Hol mie doch mal hm, Dein Schwesterchen her.« Mit einem Satz sprang er auf das erschrockene Ding zu, packte es beim rechten Arm und schleifte es zu mir’ heran. Noch ehe ich gegen diese gewalt same Art Protestiren konnte, erscholl das markerschütternde Geschrei des kleinen Mädchens. Von allen Seiten öffneten sich die Thüren unsd rathlos,s fassungslos stand ich wie ein armer Sünder mitten in der verblüfften Gruppe. Zum Glück erschien jetzt auch mein Freund Agathon und ich konnte mir beruhigt den Schweiß von der Stirn mischen Das war meine Bekanntschaft mit Hermi und Nine. Die junge Frau Doktorin fühlte bald Mitleid mit meiner —-—- sie nannte es «stupiden,, —-—— Junggesellen - Exi stenz unsd bemutterte mich ein wenig. Sie koinmandirte daß ich mit Hermi und Nine spazieren gehen sollte und öfters noch veränderte sie die Reihen folge und Rangordnuwg, indem sie rief: Hermi. Ni.ne! Faßt den Doktorv bei der Hand und geht mit ihm spazi-; ren!« Jch habe nie opponirt, denn wenn ich dem Jungen in die treuen blauen Augen sah, in denen eine un endliche Schallheit schlummerte, oder das kleine Mädchen anguckte, das mit seinem drolligien Eigensinn schon ganz« weibliche Eigenart zeigte, hatte ich mei ne helle Freude daran. Und wenn ich mich lang auf den Sand hingestreckt hatte und träumerisch auf die stille, tUcUc W Unsqu ILWULI, IUU nur« us und zu ein weißesSegel auftauchte unsd sich bald im blauen Dunst des Hort-« zonts verlor, machte ich gute Miene zum bösen Spiel, wenns Herini und» Nin-e mich für ein gutes Reitpferd ans « sahen und auf mir herum rast-en, als« wäre ich eine Reiibahn. Nur wenn sie beide das Auf und Nieder ihrer Reit versuche in« gleichem Tempo versuch-« ten, so daß es mir den Athem benahm, " drehte ich mich plötzlich um und sie tol lerten jauchzend in den Sand. Dann lam das schlimmste ihrer Spiele. Sie betrachteten mich als leblosen Kdrper und gruben mich ein. Mit ihren klei nen Holzschippen häuften sie unermüd lich Sand über meinen Leichnam, bis« nsur noch mein Kopf lachend hervor-J guckte. Wenn ich dann aufstund nnd den Sand Von mir abschüttelte, riesel-« te er mir sanft durch den Kragen über; den Rücken und Hermi und Nine sind schuld, wenn ich damals im Verbrauchs meiner Krügen verschwenderifch wurde. J Sehr drollig war es wenn sich beide Kinder Unterbielten -Hermi hatte völ lig das Bewußtsein, als »Großer« sei-» ner Schwester gegenüber zu stehen, und» er bückte sich, obwohl er kaum längerj war als sie, immer ein wenig herunter, wenn er zu ihr s prach. i Schlimm war es, wenn ich mich mitl Nine verständigen wollte. Von ihrer Sprache verstand ich kein Wort. Sie guckte immer nach unten, wenn sies sprach, als redete sie mit einemGnom.; der im Grase hockte; und ich war oft in » heller Verzweiflung,. weil ich so gar; kein Berstänsdiausngsmittel besaß, um auf ihre Wünsche einzugehen. »— Eines Morgens als ich in meinem Stiibchen noch beim Kasse faß, stürmte Hermi zu mir hinterdrein und Nine wackelte ebenso aufgeregt hinterdrein. Beide hatten sie eine Menge Chotolade in der Hand unsd ihre brawngeschmier ten Gesichter sprachen von groben uind unästhetischen Excsessen. »He, was habt Jhr denn?« »Tante Lotte ist da!« jubelte Hermi. ,,Lotte« schien Nin-e hinterher zu mur meln Jch sah erstaunt auf. Lotte? Rich tig. Die junge Frau hatte noch eine jüngere Schwester mit Namen Char lotte. Jch machte mich fertig und ging zu Meister herüber. Aber ich sträubte mich, die beiden Kinder bei den Hän den zu nehmen, da sie schmutzig und Voller Chokolade waren, unid ich ein-er jungen Dame mit dem ganzen Anstand und der Reinlichkeit eines Doktors der Philosophie und künftigen Oberlelp rers entgegentreten wollte· Uncd so trieb ich denn die beiden Kinder vor mir her. Als uns die Laube winkte, in der die Familie Meister ihren Mor aenskafsee einzunehmen pflegte, riß sich Hermi von Nine los untd stürmte wie ein Pfeil voraus. Nine, die sich an ihm festhalten wollte, schoß in den Sand und erhob das ihr eigenthiim liche markerschiitternde Geschrei Da regte sich meins Mitleid wieder. Jch hob sie auf, nahm sie in meine Arme und preßte ihr thriinensüberströmtes Ge sichtchen an meine Wange. So brachte ich sie in die aube, vollgefiillt mit dem erhebenden Bewußtsein, mich der jun gen Dame gleich als Kinderfreund unsd Samariter gezeigt zu haben. Kaum war ich in die Laube getreten, da packte mich Hermi beim Jaquet und zerrte mich zu einem schlanken Mäd chen hin mit den« Worten: »Das ist Tante Lotte!« Ein helles Lachen scholl um mich her. War es die lustige Art, wie der Bengel die Vorstellung übernommen? Anfangs glaubte ich es, aber der näch ste Augenblick machte mich bestürzt. »Erlausbe, Lotte. Mein Freund Dr. Hinriichsem meine Schwägerin Lotte! Jch habe nämlich meiner Frau eine Ueberraschung bereiten wollen. Und sie mir ja auch gelungen Jetzt aber geh’ mal in mein Zimmer, Richard, und wasch’ Dir erst das Ge sicht. Nine’s Chololade hat Dich ge hörig vollgeschmiert!« Er lachte laut auf, Und ich sah noch, wie das schöne Gesicht des Mädchens sich ebenfalls halb zum Lachen verzog. Als ich vor dem Spiegel stand wurde ich blaß Kein Mensch kann verlangen, daß ich beschreibe, wie ich ausgesepen Nur das weiß ich, unter unglückseligeren Umständen ist nie ein heirathsfähiger junger Mann seinem Mädchen vorge stellt worden. O Nine! Und doch siegne ich beide Kinder. Denn in den nächsten drei Wochen ging ich nicht allein mit ihnen an den Strand oder in den Wald, sondern Lotte gehörte jetzt auch zu uns. Und als die lustige Frau Dokvorin ein-mal bei einem Spaziergang scherzhaft äußerte, die junge Generation solle voraus-gehen, womit sie Hermi. Nim, Lotte unxd mich meinte, lachte ich das iunae Mädchen herzbaft an vor Freu de, daß wir als zusammen-gehörig be trachtet wurden. Zwar hatt-e ich jetzt weniger Vergnügen an Hermi’s Toll tyeiten als zuvor, denn er hatt-e so gar keinen Sinn für Lotte’s schönes schwarzes Haar ——- er bestreute es eben falls mit Sand wie das meinige —, der Unverschämte versuchte auch, ihre schlanke, zarte Figur zu überklettern, wenn sie am Strand lag unid in den blauen Himmel starrt-e. Nine war nach meine heiligsten Ueberzeugung enrüstet über mich, den-n ich schien mich meer um die größere jung-e Dame zu küm mern, als um sie, und es war beiden Kindern ungewohnt, daß sie jetzt manchmal zusammen vor uns hergehen und uns nicht stören sollten. Dabei kam es einmal vor, daß Ninse wieder einen unverständlichen Wunsch aus drückte, den nach vielem, ach so ent zückendem Hemmrathen Lotte dahin verstand, daß ich sie auf meinen Schul tern reiten lassen sollte. »Aber, Nin-e, das thut ein kleines Mädchen nicht!« belehrte Lotte sie. Nine verzog das Mäulchen und mur-! melte eitan in den Erdboden hinein. ,,.Haben Sie denn das sonst mit ihr ge than?« lachte mich das feine blasse Ge sicht des Mädchens ans. iJch gestand meine ganze Schuld ein. Jch müßte Alles thun was die beiden Kinder wünschten. Jch sei willenlos gegen sie und erzöge lieber große Ran gen, als solche kleinen Dinger die mein Herz in ihren kleinen Fäustchen trü-! gen. Sie sah mich einen Augenblick groß an. Dann erröthete sie und s prach, in dem sie in den« Wald hineinfah, der - jetzt sein Rauschen eingestellt zu haben schien-: »Dann ist es doch gut, daß ich gekommen bin-. Zu viel Liebe scha bet!« »Bei Kindern wohl! Aber bei Er wachsenen?« wagte ich zu frag-en. Sie blickte jetzt ganz von mir fort, und meine Augen ruhten auf ihren lo sen Haarlöckchen am Halse. Dann ere röthete sie stark, hob Nine empor und rief plötzlich mit leucht-enden Augen: »Nehmen Sie nur! Unid lassen Sie sie ruhig austollsen!« Jch hätte das junge Mädchen am liebsten- beim Kopf genommen, um eine heimliche Frage an sie zu richten, die ich eine ganze Woche schon mit mir her umgetragen. Aber meine Häwde wa ren mit dem kleinen Mädchen beschäf tigt, so daß für das große nur meine - Aug-en übrig blieben. Wir sprachen dann nur halbe Worte mit einander, aber unsfer Gefühl brach sich in tau send Zärtlichkeiten Bahn, die wir den beiden Kleinen erwiesen und immer : trafen sich unsere heimlichen Blicke auf ihren reinen Kinderstirnen »Bist Du nicht ein greuliches Mädchen; Nine?« fragte ich das verwunderte Kind. »Nein,« klang danrn eine liebe sanfte Antwort zurück, »kleine Mädchen sind nie greulich!« s Am nächsten Vormittag lag das Quartett im Sande. Hermi und Nine ; saßen ganz nahe dem Wasser und : höhlten eine tiefe Grube auss, indeß wir Beide ein wenig von ihnen entfernt » im Sande lagen. Jch war einsilbig und betrachtete meine Nachbarin von « der Seite, während sie einen Roman las. Gestern Abend hatte sie allein in ihrem Zimmer das Abendbrod zu sich ; genommen und auch heute früh meine » Gesellschaft gemieden. Erst gegen 11 « Uhr war sie erschienen, und mein Hirn ( zermartete sich jetzt bei dem Gedanken, ( daß sie sich schäme, eine Neigung ver- · rathen zushaben, die ihr Verstand nicht billigen konnt-e. Jch ein unbemittelter Lehrer mit achthundert Thalern Ge halt, sie seine reiche vornehme Fabrikan tentocht-er. Ich athmete tief auf, wie um eine Last los zu werden. Wie gut, daß in vier Tag-en meine Ferien zu Ende gingen! Und ich schaue auf das weite Meer hinaus-. Wie still es ruht! Kein Windhauch weht, und kein-e Welle schwatzt zur anderen fort. Gott-es Se gen wandelt darüber, und wo er wan delt, schweigt der Lärm der Welt. Ich werde immer trauriger. So viel Glang und Glück auf dieser Erde, und für Dich kaum ein Hauch davon! Könnte nicht das Mädchen an Deiner Seite selber ihre Hand in die Deine legen und sagen: »Komm, nimm mich; ich will Dir ein guter Kamserad sein für Dein Leben?« Bah, die Tochter eines reichen Vaterst« Jch sehe auf— Ein kleiner Kerl steht vor mir. »Ah. . .. Hermi. Du?« ,,Onkel,« sagt er seelenvergniigt und lacht mich an. Jch sehe, wise auch Lotte den Kopf erhebt. »Da ist ein Loch!« Und er kniet nieder und weist mit dem Zeigefinger auf ein Loch, das sich in meinem rechten Strumpf gerade über dem gelben Strandschuh befindet. »Ja, wirklich ein Loch!« Jch sage es wie acissesabwesend An meine-r jetzigen Stimmung rührt es mich we- « nig. Was ist mir das? Vielleicht ist s ein Dorn heute an meinem Fuß hän- . geni geblieben. Pah, mag ich auch da- « durch lächerlich erscheinen! Was thut das? Jch reise eben morgen schon ab. « »Ja- ja- Hermisn Mühe ich mich ’ langsam und resignirt zu sprechen, »zum Erzieber tauge ich nicht viel. Na, ich lege Deine Erziehung bald ganz in andere Händel« Da spricht ihre Stimme: »Sie wollen reis-en?« »Morgen!« »Sinsd Jhre Ferien zu End-e?« «an vier Tagen, meine Gnädigste!« Wir schwiegen beide. Mir ist, als höre ich unsere Herzen schlagen. Da ruft sie laut: ,,Nine! Komm doch auch mal her!« Das Mädchen kommt herangetrip pelt. Lotte erhebt sich rasch und kniet dann nieder, so daß sie bei-de Kinder rechts unsd links in den Armen hält, und flüstert: »Jetzt sagt mal Beide: ,,Lteber Onkel, bleib noch hier, sonst thust Du uns Allen sehr weht« Jch weiß nicht, was unsd wie viel sie nachgeplappert haben; ich weiß nur, daß ich zwei weiße Hände an mich ge rissen und ein blasses Gesichtchens einen Augenblick an mich gedrückt habe. Dabei kollertse was zur Erde. Das müssen wohl Hermi und Nine gewesen sein. — Der französische Staatsrath hat beschlossen, den angeblichen Dynamiter Tynan nicht an England auszuliefern. Herzwafchungen Der Herzbeutel mit Salzwassek gewaschen Operationen, von denen der Laie nichts weiß. Jst es möglich-, daß jemand sein ei genes Herz auswaschen kann? Ja, es ist möglich. Die großen Fort schritte, welche die medizinische Wis senschaft und namentlich die Chirurgie gemacht hat, setzen ihn in Stand dazu. Es geschieht zwar nicht alle Tage, daß eine Was chunig des Herzens vorgenom men wird, aber immerhin ist die Ope ration schosn mehrere Mal-e in New York ausgeführt worden, u. A. von Dr. Abraham Jacobi. Die Krankheit, die eine Reinigung des Herzens nothwendig macht, ist im Zlllgemseinen Herzbeutelentziiwdung, ei re Entzündunig des Pericasrdiums die Durch Verletzungen, Erkältungen, häu fig-er durch Bakterien, durch Gelenk rheumatismus, Herz- unsd Lungen ?raniheitiens, Pyämie, schweren Schar Iach u. s. w. entsteht. Das Pericar Iium soll aber gegen Fremtdkörper 7chiitzen. Zwischen der unteren Herz spitze und dem Psericardium befindet äch ein kleiner Hohlraum, der sich in Folge der Entzündung mit eitriger Flüssigkeit füllt. Diese Flüssigkeit be hindert die Aktion des Herzens ungd dringt dadurch das Leben des Kranken n Gefahr. « Früher standen die Aerzte der Peri carditis so gut wie machtlos gegen iber, und in den meisten Fällen starb der Patient. Damals galt es eben als ücherer Tod, den Herzbeutel zu Punk :iren, eine Operation, zu der man Heutzutage unbedenklich schreitet. Denn ierade die Punktion rettet dem Kran k-- L-- 0.v:.» A » -. Mk »u- Ocucrk Otucsuyru Uec sullslcll msd sechsten, oder der sechsten und sie zentsen Rippe wird ein Einschnitt ge niacht, unsd in diesem Einschnitt wird sine silberne Kansiile behufs Entke Iung der Eiteransammlung einge "ii-hrt. Aber mit dem bloßen Abzapfen ist s nicht gethan. Das Herz muß, da nit auch nicht das kleinste Partikelchen ion dem fressen-den Eiter zurückbleibt, kehörig gereinigt werden, und zu die "em Zwecke benutzt man eine Salzlö una. Nach erstmalig-er Anwendung )erselben ist kein Grund vorhanden, veshalb nicht der Kranke die Reini iungsprozedur höchsteigenhändig an ich vornehmen sollte, daß sheißt, er väscht sein eigenes Herz. Die Kaniile zefördert die Salzlösung an Ort und Stelle. Dr. Jacobi sagt in ein-er Abhand ung ijber den Gegenstand: »Die innere Behandlung der Peri rarditis hängt von den Komplikatio ten ab. Die Ausleerung in’s Peri arsdium ist selten quantitativ so be wutend, daß Erstickung zu befürchten oäre, aber ich glaube, man greift nicht o häufig zur Pun«ktion, wie man s oll e. Jm Allgemeinen irren sich die Uerzte nicht leicht in der Diagnose. Immerhin laufen Jrrthiimer mit un ser, densn ich bin zum Beispiel schon cufgefordert worden, Paracentese vor zunehmen, wo Pericarditis, Hypertro )hie und Brustsellentzijndung vorla ren. Die Operation ist nicht gerade ·chwierig. Das Herz ist während der llspiration punktirt worden, ohne daß -(-.«— --:,.1-« s.«·!. ZU Im sp» w» U UW z, g. »W, nerhin einige Gefahr vorhandenjz Die medizinifche Statistik der Stad· New York weiß von keinem Fall, das ine Person, deren Herz ausgewascheig vordem gestorben wäre. Gesprächsweise äußerte der großx !hirurge: »Ich betrachte die Operation als kei Ie fo wunderbare. Sie gehört zu de Dingen, welche jedem Medizinerbt kannt sind, während der Laie keine Alz nung von ihnen hat. « Wenn es darauf ankommt, das JIY nere des Körpers zu reinigen, mach« Iie Herr-en Aerzte überhaupt die schwi rigsten Sachen. Sie waschen nicht c iein das Herz, sie waschen auch de Blut, die Brust, die Lungen, die Kne Und den Magen Beim AuswascF der Brust wird dieselbe Methode F« obachiet, wie bei der Reinigung i Herzens. Zwischen zwei Rippen w ein Einschniit gemacht, oder es w aus einer Rippe ein Stück von s Knochen herausgesiigt, worauf F Kaniile eingeführt wird. Die gewöf liche Ursache für Auswaschun97 Brust ift Brustfellentzjinsdung · Auch die Lungen können ver-miti Einführung einer Röhre und aniek gereinigt werden Die Operation im Allgemeinen vom besten Erfolg gleitet. Bis-weilen wird es nöthig, das ; nere des Kniegelenks zu reinigen-. kommt nämlich vor, daß sich Ins einer Entzündung dort Wasser bi das entfernt werden muß.