- Ein Ende. Stszze von citat Gelt-e. Als Gawrilo Mechajlowitsch Gans toj erwachte und seinem Burschen llingelte, meldete ihm dieser, daß ein fremder herr seit zwei Stunden be « rette auf diesen Augenblick warte, da f er ihn zu sprechen wünsche. »Wie steht er auf-Z« fragte der junge « Elegant gähnen und sich reckend. Es fröstelte ihn unter der Seidenpliifche decke »Er diirfte vielleicht fünfzig Jahre alt sein,« erwiderte der Lakei, ,,sieht recht ärmlich aus und wartet gedul dig ins einem Winkelchen des Vorzim mers.« »Gewiß ein Bettler, den mir irgend ein lieber Bekannte-r geschickt. Gieb ihm zehn Nabel und schicke ihn weg.« Ueberdriisfig, noch halb verschlafs,en griff er nach dem goldbeschlagenen Täfchchen, das auf dem Nachtlasten lag, und zog eine Hundert- Rubel- Note hervor. »Liebe lein Kleingeld,« meinte er, »suche mal in meinen Beinkleidern nach.« Der Diener that, wie ihm geheißen wurde, in der Tasche fanid er einige Goldstücke »Sei-ice ikm fort und bringe mir mein Frühstück.« Der Diener entfernte sich. Gawrilo Mechajlowiifch aber sprang auf das Löwener, das vor dem Bette lag hüllte sich in den seidenen Schlafrock »st. k« At- k- z-- Ist— L: -.. ——.-. -:.. Ost-! .UU,IL III-IX uls,s-, Ulc IL lcklus SIIIlIk gem Suchen unter dem Bette fand. Der vorzügliche Chronometer zeigte die zehn-te Morgen-stunde. »Teufel,« begann der junge Mann, im blonden Kopfhaar sich trauend, »zehn Uhr! Wie man so verschlan kanns Um Neun habe ich beim Obrist sein sollen, — was wird der Alte für ein Gesicht machen, wenn ich dafür um Elf komme? Wo nur Hryn wieder bleibt? Hryns! Hrhn!« schrie er laut einige Male und begann zu schelten. Der Diener kam in’s Zimmer ge stürzt. »Er läßt sich nicht abweisen, er braucht lein Geld, er will Sie spre chen.« hub er an, mit der Hand auf die Thür deutend. Der junge Herr hatte den alten Mann, der draußen wartete, schon ver gessen. Hrhn mußte ihm nochmals al les haarklein erzählen. Darob gerieth Gatvrilo Mechajlotvitsch in Zorn und schrie dem Bursche-n an, er solle den Bettler-, den sein Geld verschmähe, hin auswerfen Hryn stürzte davon, und bald hörte man draußen laute Stim men, dann· wurde plötzlich alles still, und eine Thiir fiel hart in’s Schloß. Hrhn tam mit der Meldung zurück, der Alte sei bereits draußen. Gawrilo Mechajlowitsch fühlte sich sehr be ruhigt und höchst angenehm berührt Er machte jeßt mit thn’s Hilfe Tei lette, schnallte den Säbel um und ver ließ das haus, nachdem er vorher drei Tasse-r Thee getrunken, die erste mit Rothwein, die zweite mit Cognac und die dritte mit OtowyL Auf dem Wege zum Obrift trat er noch bei Bielitzloj ein und aß eine Portion Fische, die er mit süßem Litin hinunterschwemmte. Zufällig kamen noch zwei Kameraden von der Garbe, Jlitsch Osiepowitsch unsd Darja Antolotvitsch; diese ließen sich Seit geben, da konnte Gawrilo Mechajlotvitsch icht nein sagen. Er blieb bei den Gardisten und wettete schließlich, daß er eine so herrliche Mi schung zu bereiten wisse, daß die An fangsbuchftaben der Schnäpfe den Na men seiner Liebsten ergeben würden. Die zwei andern glaubten nicht an das m»i-ss,t Muts-Ich lUclcclckc HLUUI Oullllllcly sub dies dem jungen Lieutenant nicht ge lingen werde, und brachten es zu Wege, daß et um halb ein Uhr noch bei ihnen saß. Unterdessen hatte er durch einen Ge hilfen des Bielitzkoj im Geheimen die Mischung bereiten lassen; sie tranken Alle davon, und Niemand konnte den anhalt errathen. ,,L)lesia!« triumphirte Gawrilo Mechajlowitsch· » O -l-« —-e-- s » i—-- a !« Er hatte die Wette gewonnen und strich das Geld ein. »Olesia ist zu tlein,« mengte sich jetzt ein Polizeisotnik ins Gespräch, der mit einigen jun-gen Herren am Neben tisch saß. »Mein Freund hier, der eh nemvetthe Jatzio Christosowitsch, der Sohn des würdigen Herr Christus Da deitsch Rabti —- Jht kennt ith doch, Vätetchem er ist Propinatians- und Regakienpächter in Rodawenka ·-—, der san-n sogar sieben Buchstaben mathm Neulich hat et einen Schimps gebraut, der aus den Buchstaben M ike-espka bestand. Wässekchen Wässekchen hat er ihn getaqu Wasser chen, Wodenkm Er sinnst auch wie ein Wässetchen durch die Gut-Mk l Alles lachtr. Nur Gawrilo Mechaj lowitsch nicht, denn der Name Olesia hatte ihn an den Obrist und an dessen Tochter Olesia, die seine Braut war, wieder erinnert. Ader jetzt konnte er unmöglich mehr hingehen. Um diese unangenehme Stimmung nun los zu werden, ließ er frischen Seit geben und lud den Herrn Polizeisotnit mit seiner Gesellschaft an seinen Tisch. »Ich hätte Sie heute sehr dringend gebraucht, « hub er nach einer Weile, zum Sotnit gewendet, an »Den-ten Sie sich, kommt da in aller Frühe ein Bettler zu mir, ich schicke ihm einv Gold stück hinaus, und er ist nicht zufrieden. Ich mußte ihn hinauswersen.« Der Sotnit ist ganz gerührt und zerdrückt eine Thräne; er ist immer ge rührt, wenn er Wodenla trinkt. Aber bat-d geht diese Rührung in Zorn über, umd er schwört bei allen Heiligen, bit tere Rache an diesem eleniden Bettler zu nehmen. Er wird ihn- vernichten, durchpeitschen und nach Sibirien ver schiclen . · .. Als Gawrilo Mechajlowitsch endlich um fünf Uhr Abends nach Hause tam, erzählte ihm Hryn, der alte Bettler sei wieder dagewesen. Aber nicht allein, sondern mit dem Obrist. Beide hät ten volle zwei Stunden auf den Herrn Lieutenant gewartet, schließlich habe der Herr Obrist Lärm geschlagen und sei wiithenid davongegangen. »Diesen Brief hier,« fuhr Hrhn fort, ,,hat er für Sie zurückgelassen« Gawrilo Mechajlowitsch hatte zwar rasen-des Kopfweh, das; alles vor seinen Auge-n tunterhunt tanzte, aber er war durch diese Nachricht doch so sehr er-f niichtert, daß er den Brief erbrechen und lesen konnte. Der Obrift titulirte ihn in diesem Schreiben einen ganz mi serablen Charakter und verbot ihm sein Haus-. Auch Olesia wollte nichts mehr von- ishm wissen. Jetzt war Gawrilo Mechajlowitfch vollkommen- niichtern, als hätte er kei nen Tropfen getrunken. Denn dieser Schlag traf ihn sehr hart. Er hatte auf die Mitgift seiner Braut ganz sicher gerechnet, er mußte auf dieses Geld rechnen, denn er lebte jetzt nur von feinen· Schulden, die er mit beson derem Talent und Fleiß zu machen wußte, s— ohne die Mitgift war er ver loren. . Diese bittere Ertenntniß nahm der art von ihm vollen Besitz, daß er un fähig war, an irgend etwas anderes zu denken. Und dieser alte Bettler! Wer das nur sein mochte, welche Beziehung hatte er zu dem Obrist? Vor welchen Rath seln stand er? Er wußte weder ein noch aus; er fühlte aber, wie ihn diese Gedanken marteten, daß ihm das Hirn förmlich wehe that, als laste es bleiern im Schädel. Etwas mußte geschehen, sagte er sich, aber was um des Him mels willen? Die Ungewißheit und Unsicherheit seiner augenblicklich ver zweifelten Lage erfüllte ihn mit Angst vor der drohenden Zukunft Man muß ihr also ausweichm ,schloß er, stand auf und verließ gebrochen, in tiefer Mißftimmung das Haus. Er mochte auf der Straße kaum zehn Schritte gegangen fein, als ihn Jemand von hinten auf die Schulter tippte. Er schrocken wandte er sich uni; vor ihm stand ein älterer Mann, demüthig den Rücken gebeugt· Der Bettler! zuckte in ihm der Ge danke auf, unsd schon kehrte sein Stolz und Zorn wieder. Langsam klemmte er das goldgefaßte Monocle in’s Auge Imh sub fis-n »Ur-n mir-non ifnbin An Dieser machte ein sehr bekümmertes Gesicht und wagte nicht, auszublicken. »Was will Du?« begann Gawrilo Mechajlowitsch. »Euch sprechen, gnädiger Herr,« er widerte leise der Alte, noch immer in seiner gebiickten Stellung verharrend. lFJch bin Onusry Jljowitsch Masien ow.« Gawrilo Mechajlorvitsch zuckte zu sammen; er prallte entsetzt zurück, als sähe er ein Gespenst vor sich. Sein Gesicht wurde graufahl, jeder Tropfen Blutes war aus ihm gewichen. Aber bald sammelte er sich. Er packte den Alten beim Arm und zog ihn mit sich in- ein Hausthot »Was willst Du von mir?« begann er keuchend, »was willst Du?« Seine Lippen zitterten, daß er taunr sprechen konnte. »Meine arme Tochter stirbt, sie will Dich noch einmal sehen-« Erschijttert lehnte Gawrilo Mechajlotvitsch an der Wand. Er bedeckte seins Gesicht mit beiden Händen und stöhnte. Der Alte blickte ihn lummervoll an. »Kommt, tommt,« bat er, ,,es könn te zu spät werdeens!« Gaprilo Mechaljotvitsch schob den Alten vor, nickte stumm mit dem Kopfe und begann fest auszuschreiteit Und während er seinem Fährer in das ärmliche Viertel der Bolschaja folgte, F A wo unten die letzte steinerne Brücke über der Newa sieh spannt, wo die großen, grauen Zinskasernen schmale, winklige Straßen bilden, da überflog er in Gedanken seine ganze elende Ver gangenheit. Er sah sich wieder als jungen, aus gemusterten Lieutenant· Sein-e Seele war groß, das Herz weit, alle Welt ge hörte ihm. Unsd auch jedes schöne Weib, in dessen tiefe Augen er listig geblickt. Bis sie ihm entgegen trat, die kleine, unscheinbare Jadwiga, dieses kaum erblühte Kind mit den verwun derten, fragen-den Augen, mit dem rundlichen Kinn und den rosenroth-n ein wenig ausgeworfenen Lippen-, die er so stürmisch, so wild zu küssen ver stand. Das »kleine Kins «, wie er sie nannte, barg seinen Kopf an seine Brust unid blickte scheu und in hinge bungsvoller Liebe zu ihm auf, er sog in sich aus den Athem ihrer seidenwei chen, glänzenden Flechten, und er sog in sich aus ihre Seele, ihre Ruhe, ishr Lebensglück Er hatte damit gespielt, seinen tollen Scherz getrieben, es war ihnn eine Laune, was bei ihr alle Welt aus-machte, was siir sie ihre Zukunft, ihr seligstes Glück und ihren Himmel in- sich einschloß. Als er dann genug getändelt, --— als er ihre Seele vergif tet und ihr Herz erfüllt hatte mit wahnwitzig solternder Reue und jenem unsäglichen Weh, das an ihrem Leben fraß wie zertretenes Hoffen, wie schmachbolle Demüthigung, da begann er daran zu denken, seine zerriitteten Finanzen in Ordnung zu bringen, und verlobte sich mit der Tochter feine-Z Obrist. -——Jadwiga hatte er mittlerweile ver gessen. Nun wurde erhart und rauh an diese Vergangenheit gewohnt Der Alte machte vor einem baufälli gen Hause, das ganz am Ende der Bolschaja lag, Halt und betrat die lnarrende, wantende Holztreppe. Der Gang war finster, und« Gawrilo Me chajlowitsch mußt-e sich am Geländer halten, um nicht zu stürzen. Vor ei nem elenedens Dachstijbchen blieb endlich der Alte stehen. Er stieß die Thür mit dein Fuße ein und ließ den Lieutenant eintreten. Er befand sich jetzt in einem kleinen Raume, in den die Sonnen strahlen schräg einsielen in einem brei ten« Band, daß es wie ein Lichtquell aussah, in dem Myriasden Sonnen stäubchen glänzten. Im abgedunlel ten Winkel H ein ärmliches Lager. Zagend tritt Gawrilo Mechajlowitsch näher. Vor ihm liegt ein üppiges Weib, . . . wie sich Jadwigo doch verändert hat in der lange-n Zeit! Aber diese runde, weiche Fülle sticht grausam ab von der Farbe des Gesichts· Es ist bleich, wöchsern bleich; nur die schwarzen, seelenvollen Augen gliihen, umflort wie von Thränen unsd todtmijsde Und iibr die blutlosen Lippen huscht ein schwache6, verzerrtes Lächeln, als wür de ein seltsamer Hauch sie berühren, losig und wohligsüsz. Gawrilo Mechajlowitsch bleibt am Fußende des Bettes stehen und dreht verlegen die Mütze in den Händen; er sucht mit den Augen nach etwas, dass er nicht aussprechen will, und das ihn bedrückt, — bis sein Auge plötzlich weit und ossen und starr an einein Gegen stand hängen bleibt, der abseits steht, das; ihn die Kranke nicht sehen kann-« ein kleiner, winzig-lleiyer Sarg. Und drinnen gebettet etwas Weißes-, Schim merndes . . . . Gawrilo Mechajlowitsch fahrt sich mit der Hand an die Stirn, alg wollte er das siedende Blut zurückhalten, das in breite-m Strom emporschiesz Lang sam sinkt er in die stnie und birgt sein Haupt in ihrem Schooß. Und er kann die stürzenden Thränen nicht zurück halten, die versengendem heißen, Thra nen · . . . si- e q Achtunidvierzig Stunden darauf saßen einige junge Herren von der Gatde bei Bielitzkoj, entwarfen groß artige Wutki-Rätbsel und besprachen den Fall Gawrilo Mechajlowitsch Gantzkoj. »Es ist doch ganz nastürlich,« meinte ein kleiner, dicker Oberstlieutenant, »was blieb ihm sonst auch übrig? Eine Unmasse Schulden, keine Aussicht auf Rettung, Verlust der Braut und die Aussicht auf ein Einengericht, hol’s der Hund, da ist der Revoliver das ein zige Mittel! Er hatte vollkommen Recht. Ich selbst würde. . . »Weit gesehlt,« unterbrach ihn ein langer-, aufgeschossener Kapitän mit rothem Schnutrbart, »Du kennst die Sache nicht« Kamerad. Er hat sich et schossen, weil er in eine Nishilistin ver liebt war und weil erGrund hatte. das Ehrengertcht wegen der Schuldm...« Bielihkoj brachte frischen Sekt. Das Gespräch verstummte Gawrilo Me chajlfwiksch W vergessen ..... Ein Taufpathe. sum-regte von A. Ladvoeat 1. , »Nun, Herr Schwiegersohn, haben Sie sich die Sache überlegt?« s »Was denn, Schwiegermama?« » »Wie? Sie fragen-, was? Ja, wo ,haben Sie denn den Kopr Ja, ha ben Sie denn nicht an die erste drin Lgensde Frage gedacht, wen wir zum IPathen Jihkes Sohnes machm2« I »Aufrichtig ges agt, nein!« l »Entsetzlich. Sie vergessen doch Al les! Nun, so hören Sie mich, ich Imöchte, daß das Kind den Namen « Emil erhält.« ! »Warum den-n gerade Emil?« — t »Ich hatte einen Vetter, der Emil s hieß, und dem es im Leben sehr gut ge kqansgen ist, er ist dekorirt. Kurz, alle i Emiis haben G-liick.« »Siehe Emil Zola! Na meinetwe hcien also, Emil, wenm Ihnen- dieser OName so gut gefälli. Aber da wir ; uan mit der Taufe zu beschäftigen ha « ben, wen sollen wir dann zum Pathen fwählencs Jch hatte an meinen alt-en EKameraden Las-tout oder an Herrn Chastaguet geda«cht.« ,,Chastaguet! Der könnte mir ge fallen! Er hat fünf Neffen uxnid acht Richten. Denken Sie, daß er sich um ksein Patihenkind betiimmern wird? Was Jhren alt-en Freund Lageon an belangt, so ist er ein Knauser. Er wjirde einen Bonbon in vier Theile Ischneiden Und Sie wissen doch, daß wir mindestens 200 Dijien Bonsbons . haben müssen.« i ,,200 Diiten Bonhonsl Aber wozu denn, mein Gott?« »Um sie unseren Freunden und Be kannten schenken zu können. Es giebt eine Menge Leute, die uns Dienste er wiesen haben oder uns welche erweisen könnten. Warum die Gelegenheit ver säumen, ihnen eine Höflichkeit zu er weisen, da es uns nichts kostet?« »Wahr«haftig, Sie haben Recht!« »Ich habe immer Recht, Herr Schwiegersohn. Ach! es würde selt sam in Jhrer Ehe hergehen, wenn ich nicht da wäre! Sie müssen sich daher einen sehr freigebigen Parhen suchen; er muß ferner eine hohe Stellung ein nehmen, damit er Emil protegiren ude ihm einen guten Posten bei der Regie rung verschaffen kann. Schließlich muß dieser Pathe Junggeselle sein; denn wer weiß, wen-n er sich an das Kind anschli-eßt, so würde er es viel leicht zum Universalerben einsetzen-« »Sie denken wirklich an Alles; aber wo soll ich diesen Phönix ausfindig machen?« »Das ist Jshre Sache! . . . . suchen Sie! finden Sie! nehm-en Sie einen Wagen auf Zeit und machen Sie sich ans Werl!« »Schön! Jch werde mich zunächst an meinen Abtheilunsgschef wenden. Das ist ein reicher, angesehener Dann ... Dann gehe ich zu... zu».. oder zu.... Na, ich brauche mir ja jetzt den Kon nicht zu zerbrechen; ich werde schon Alles richtig besorgen!« 2. Bei dem Abtheilunsgschef »Ich komme, verehrter Herr, um Sie ergebenst zu bitten, mir die Ehre zu er weisen, als Tauspathe mein-es Erstge borenen zu fungiren.« »Hu-ha! sehr gut! Setzen Sie sich doch. Jch werde in meiner Statistik nachsehen . . .. Sehen Sie selbst, mein Herr, Sie sind der Vierundsiebzigste!« »Der Vieruiidsiebzigste?« »Gewiß, der Vierundsiebzigste, der seit fünf Jahren diese Bitte an mich richtet. Und wissen Sie, was ich Ih ren 78 Vorgängern geantwortet habe? Jch habe ihnen geantwortet, daß ich mich eben darum nicht verheirathet, um keine Kinder zu haben. Sie lang weilens mich, diese schreienden, quieten den Grimasse-n schneidenden Bälger. . . Sie begreifen also, daß ich Ihren Wunsch nicht erfiillen kann!« »Seien Sie überzeugt, Herr Ehes, daß, wenn ich gewußt . . . . daß, wenn ich hätte ahnen können. . . .« »Oh, ich zürne Ihnen nicht! Sie sinid der Vierundsiebzigste, das ist Al les! Wenn es Hundert sind, demissio— wire ich!« Z. Bei Herrn- Lardigou, ehe maligen Notar. »Mein lieber Lavdigou, Sie wissen wohl, daß mich meine Frau mit einem strammens Jungen besehen-it hat.... Sie kennen also wohl die Bitte, die ich an- Sie richten- will?« Eine Bitte?.. .Hm!.. Nein . · . . ich erratlp sie wirklich nicht!« »Würden Sie geneigt sein, der-Pa the meines Erstgeborenen zu werdens?" »Der Pathe! . . . Hm! . . . Aber ge wiß! . . . Jch sage nicht nein! Jch bin sogar sehr glücklich . . . um so mehr, da das Schicksal diesmal hoffentlich ein Einsehen haben wir-d . . .« »Wie meinen Sie das?« »Den-ten Sie sich. . . . es ist ganz merkwürdig . . . . denken Sie sich, daß ich schon fünfmal Pathe gewesen bin, und daß meine fünf Pathe-n alle mit einem Gebrechen geboren wsusvden oder später eins bekommen haben.« ,,Teufel!« »Ja, der Erste hi«nskte, der Zweit-e war taubstumm, der Dritte bucklich . . « der Vierte, was war der Vierte? . . .. ach ja, er hatte sechs Fing-er an der lin ken Hand . .. Was den Fünften an langt. . . .« ,,Halten Sie einst Jch zit-tere!« »Nun, nun, das ist rein-er Zufall! Wände doch schließlich nicht am bösen l « »Nun gestatten Sie mir, ganz auf richtig zu sein-, ich bitte Sie, meine Bitte nun eben als gar nicht geschehen zu betrachten. ,,Wirklich.. Sie sehen mich . . . hm! untröstlich darüber wirklich ganz untröstlich! . . .. Jch wäre so glücklich gewesen, so glücklich!« »Ich zweifl-e nicht daran! Aber was wollen Sie? Jch bin ein wenig aber glüubisch Sie nehmen es mir hoffen-t lich nicht übel?« »Aber gewiß nicht!« Bei Herrn D4uclosel, Mit «f: -hL--cwl-6..-: »Mein theurerz hochberehrter Mei ster, wollen Sie uns, meiner Frau unkr mir, eine große Ehre erweisen untd der Pathe unseres Jungen werden«-« »Mein Freund, Sie bitten mich da um eine ernste Sache. Wissen Sie, daß der Gebrauch der Pathen und Bat-hin nen in die ersten Jahrhunderte der christlichen Kirche zurückreicht? Jn den Christenoerfolgungen wurde dieser Ge brauch eingeführt. Man forderte, daß Diejenigen, die getauft zu w erden wünschten-, von seinem Bürgen begleitet wurden, den man ,,sponsor, pater lus tratis« oder »patrinsus« nannte.« »Nun, so werden Sie also unser ,,patrinus« s-ein!« »Aus den letzten Werken, die über diese Materie erschienen sind, geht her vor, daß frühe-r sogar bei der Konstr mation die Anwesenheit eines Pathen und einer Pathin erforderlich war.« »Ach, dus ist ja sehr merkwürdig, sehr merkwürdig! Sie sind also ge neigt, verehrte-r Herr Duclosel, unis die-se hohe Gunst, die wir erbitten, zu gewähren-?'« »Ja, ich willige ein: doch unter ei ner ausdrücklichen Bedingung; ich werde dem Kinde den Namen des Hel den geben, dem ich das Buch widmen werde, das ich in dsiesesm Augenblick schreibe! Ein oerkannter Held! Ich werde ihn dem Staub der Jahrhun derte entreißen, um ihn der Bewunde rung unserer Zeitgenossen zu überlie fern. Es wird für meinen Pathen eine Ehre sein, seinen Namen zu tra gen.« »Ja, aber . .. meine Schwiegermut ter sagte mir, sie hätte bereits gewählt .. Wie heißt den-n übrigens der Vor naine, den Sie geben würden?« ,,Parthenopes!« »Wie, bitte?« ,,Parthenopes, Sohn des Meleaaer Iunsd der Atalante Kennen Sie ihn nicht? Er war einer der sieben Heer führer die die Rechte des Polyneikes lgegen Eteokles aufrecht erhielten Er I kämpfte tapfer und starb vor Theben « »Oh, das bestreite ich durchaus nicht, aber ich muß Ihnen gestehen, der Name Porthenopes . . . .« »Es tann keinen edleren und schmei Ichelhafteren geben Der Junge wird Partbenopes heißen, oder ich werde nicht sein Pathe!« j »Nun, verehrter Herr: ich werde darüber nachdenken und mit meiner ISchwiegermutter sprechen» Aber iclj I glaube, es wird uns kaum miiglich sein ..... en jedem Falle danke ich Jlinen Eberzlich fiir Ihre Liebenswiirdigkeit. « «). IBei Herrn Maler Pottel »Mein lieber PotteL willst Du uns» meiner Frau und mir, ein großes Ver gniiaen bereiten 7« »Du trissst es gut, ich wollte Dick auch eben um etwas bitt-en·« ,,Ste«he ganz zu Deiner Verfügung . es handelt sich darum, Pathe be« meinem kleinen Emil, meinem zukünf tigen Erben, zu werden!« »Patshe zu werden?.... Ach, meir Freund, wie nett, daß Du an mich ge dacht hast!« »Ich weiß wohl, es ist mit gewisser Unannehmlichckeiten verknüpft, die. ,,Unannehmlichkeiten? Aber durch aus nicht!« Jch habe stets gewünscht der Pathe eines Kindes zu werden, dai ROHR auss- meinen Knieen schau - - « is kelns, das sich an- mich anschließen, dem ich meine Gemäldesammlung hinter lassen münde! . . . .« »Bravcr PotteU Daran erkenne ich Dein gutes Herz!« »Aber dass ist doch ganz natürlich! . . . . Unter Freunden! Bei der Gele genheit muß ich Dir sagen, daß ich auch von— Dir etwas zu- ersbittsen habe Hast Du vielleicht zufällig einen l»Fiinfhunsdiertfrancsscheinl bei Dir?« »Aber gewiß!« -»Ach, leihe mir doch die Kleinigkeit .Danke schön! Jch werde sie mei snem Schneider schicken und gebe sie kDir mit dem Rest zurück. Denn wir has-den doch noch eine Kleinigkeit zu re geln:.« »Man-ruhige Dich deswegen nicht, ich halbe Zeit; Du sagtest also-, Du wä rest glücklich, der Pathe . . . .« »Der Pathe meines Neugeborenen zu seins? Natürlich wäre ich glücklich usnsd entzückt! Aber leilder ist es ja nicht möglich!« »Wieso?« »Du hast Fa ganz vergessen, daß ich Protejtant bin Ein« Protestant kann doch einen kleinen Katholi ten nicht über die Taufe halten-.« »Das ist wahr!.. . Sage mal, die fünfhundert Francs, die ich Dir eben gegeben— habe» »Oh! beunruhige Dich des-wegen inichtl Ich erwarte eine Erbschaft» von einem sehr reichen Onkel. Er hat einen heftigen Gichtanfall gehabt; E.alfo !« I 5. ! Wieder zu Hause. I »Nun, Herr Schwiegersohn?« »Nun, Schwiegermama?« j »Haben Sie gefuniden?« f »Was denn?« T »Einen Pathen für mein-en Enkel!« z »Ja . .. ja . .. es ist mir endlich ge ;lungen, einen zu sinsdsen!... Es ist Hist nicht leicht gewesen! Jch hatte i an alle Thüren geklopft, hatte mich an E alle meine Freunde gewendet, Niemand s wollte einwilligen . . . Schließlich hatte ich eine Idee, eine großartige Jsdeel . . . ? Die Sache ist gemacht ; Wir habeni ei ; nen Patshen; er hat mit Begeisterung ’ angenommen.« ! »Wer ist es d-enn?« « »Der kleine Junge unseres Por tiers!!!« -.O«-- « Aphorismen Aue dem Französischcm Potiphar und Joseph. i Madame Potiphar ist allerdings ’ keine ruhmenswerthe Erscheinung, und zwar nicht gerade wiegen ihr-er Neigung ? zu Joseph, sondern wegen ihrer nichts Twürsdigen Verleumdung desselben, er s habe ihr Gewalt anthun wollen« wäh ; rend doch um gekehrt der arme Junge J nur mit knapper Noth sich ihrer Auf .dringlichkeit erwehren, und nur mit sZurüctlassung seines- Rockes in ihren Händen sich von ihr loswinden konnte. s Aber dieser ,,keusche Joseph« ist gleich lwohl die lächerlichste Personnage Von E einem jungen Man-n, die man sich den ern kann. Sie umarmt ihn und er jreifzt sich von der schönen Sünde ge Zwaltsam los und läuft davon, anstatt i sich vorläufig bei der Dame wenigstens Ymit einsam nirbt jinprsniibtm Galan i l i ( ! - s REFUND-kri J XI Z Hterien abzufinden. Wohlgemerkt ich kk Isage nicht, daß er der Sünderin hätte sß kwillfahren sollen, ich mutbe ihm nicht I zu, zum Verräther und Ehebrecher an seinem Prinzipal zu werden, —- aber d ;ee durfte nicht die rasend Verliebte in li jden Tod beleidigen. Daß eine Frau, deren Liebegantrag in fiir sie so be schämenderWeife abgewiesen wird den ßt -Mann dann glühend hassen muß, das ist klar; man darf sich also eigentlich ei gar nicht wundern, daß Madame spri-; ter den Spieß umkehrte und — mitbl idem Beweigmaierial des zurückgelasse- U snsen Rockes in der Hand — den Herrn - Joseph des gewaltsamen Vetfiihxuugs- ki versuchs beschuldigte: «,,Als ich umh· » Hilfe schrie, floh er, unter Zurücklaswci sung seines Rockes. « « Ich habe mit diesem dummen JoJIce seph kein Mitleid Wer der Erbebte-ne «cherin fern steht, dem mag ein Gefühere der Geringsch ätzung gegen sie gestattet« sein s-— so er selber fiir rein unsdi Lzlveiselsohne halten darf; wie es detw Gehörnten selber nicht verargt werde-m kann, wenn er, ob der ihm ungetheian Schmach, seinem Haß und Rachedurs ; durch einen Alt der Lynchjustiz Befries zdigung verschafft; aber der Mann, de I · die — wenn auch schuldlose —- Ursach s jener unglücklichen Leidenschaft ist, hakti die Pflicht, mit schonendser Theilnahnkii » die Wunde der Leiden-den zu heilen ztu versuchen, anstatt ihr das Verbrecherg mal auszudrücken Mag auch alle Welt ihr zürnen Js: seph muß ihr ,,viel vergeben«, weil s , s ihn »vie! geliebt«. s si