Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 23, 1896, Sonntags-Blatt., Image 10

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    O
d
Dir Smrift deg Todten.
sekundiert-Nimm aus dein deutsch
französischm Kriege
Von Jal. Mag.
(thtfetzUNg-)
Du liegen die Goldstücke und Bank
nsoten dor ihm. Er nimmt in erster
Linie Bau-buntem füllt dann aber auch
noch die Taschen mit btanten Gold
stücken und tnöpft sie sorgfältig zu,
Daß nichts heraus-fallen kann· Als er
damit fertig ist, Ewill er den Raum ver
bassen, dber der Leichnam liegt quer vor
dein Eingange, so sdaß er über ihn hin
wegsteisgen muß. Er zögert unid auf
seiner Stirn zeigen sich Odicke Schweiß
tropfen. Und sdoch liegt Bourreille re
gungslos und mit geschlossenen Au
gen da.
»Ich bin ein Narr," mxirmelte der
Chemiter. »Es ist Zeit, das Weite zu
suchen! Porträt-ist«
Er steigt über den Körper des Tod
ten Gintweg zsicht in der Küche seine
Stiefel wieder an und sderläßt das
Haus, behutsam die Thürtivieder hinter
sich -schließen1d. Immer noch ist es
ringsum still. Vorsichtig horcht er nach
allen Seiten, ader es ist nichts verdäch
tiges zu vernehmen
Nachdem er den Hof durchschritten
und die Oekonomiegetbäude hinter sich
liegen bat, fängt er an zu tausen, so
schnell er kann. Erst bei der Fabrik
geht er lang-sam, um Athsm zu schöper
und seine Kleidung in Ordnung zubrin
gen. Als er sich genügend gesammelt
hatte, tritt er in den Garten, wo seine
Freunde nsoch inkmer plausdern unsd
rauchenjd aus untd cob gehen. Mit Ge
walt seiner Stimme Ruhe Unsd Fettig
keit gebend, lwdei er tsie ein, wieder in
das Haus zu treten. wo er die Rolle
mit Zeichnungen an sich nimmt, die er
sich natürlich längst vorher dort zurecht
gelegt hatte. Als sie in das Eßzimmer
traten, wo Georg noch immer arn
Kanrin «sitzt, äußert Professor Basselot,
dessen Blick aus die Uhr fällt, die auf
dem Kaminssrms steht: »Ein Viertel vor
Els erst? Und doch ver-spüre ich schon
Lust zu schlafen. Das macht die ge
sunde Landbuift und der Spaziergang
im Garten. Æer erst wollen wir noch
Jshre Zeichnungen ansehen, lieber
Freund. Haben Sie sie geholt?«
Johann legte sdie Rolle aus den Tisch,
und Alle vertiefen sich sofort mit leb
haftem Jnteress e in Idie Betrachtung sder
Zeichniungen. So schen sie nicht, daß
seine rechte Hand mit Mut befleckt ist;
hause-s »sich hinter »dem nächtlichen Ein
er selbst atber gewahrt es unrd erblaßt
Mit verstörtem Antttitz tritt er an das
Misset, reinigt mit idem Taschentuche
einantder mehrere Gläser Coanac hin
unter. Dem Blicke sdes Kranken jedoch
ist dieser sonst gansz unbemerkt geblie
bene Zwischensall nicht entgangen; er
schauert zusammen und schaut seinen
Bruder ängstlich an.
Mit äußerster Ausbietung seiner ge
waltigen Willenskraft bringt Johann
es fertig, Erläuterungen undAusckiinste
zu ertheilen sunjd den aufmerksamen
. Wirth zu machen, bis er endlich die
Gäste zu ihren Schlafgemächetn gelei
ten dars. Jetzt ist er aber auch zum
Tode erschöpft, man-it in sein im ersten
Stock gelegenes Schlaszimmer untd»
schließt die Thiir hinter sich ab. Er«
zündet tdie auf dem Tische stehendei
Lampe an und betrachtete sich im Spie
gel. Seine Züge verrathen Ast-span
Mng, die Aug-en haben merkwürdig
dunkle Ränder. Aber das ist auch
W. Er ist nicht ausfaller blaß.
Dann untersucht er sorgfältig seine
Kleidung. Er entdeckt ans Even Mod
schößen einige Bluts-traper untd ans
seinen Beiwkleidern ein paar »Tropfen
von der Kerze. Weiter nichts. Er hat
seine Selbstbehervfchsuwg mittlern-eile
vollständig zurückgeer-rinnt unid mur
rnelst befriedigt: Alles in Allem ge
nommen ist »die Sache vortrefflich ab
gelaufen!«
—--«.—.---—————-—-.—-.—-.-—
Der Thür näherten sich Schritte, untd
es wurde leise eingerpr Er hörte
die Stimme seines Bruders, welcher
sagte: »Ich bin’s, Johann. Kannst
Du mir nicht öffnen?«
Er that es und trat Geer-g so unbe
fangen lächecnd entgegen, Idaß dieser
nicht zu glamben vermochte, er könne
ein Ver-brechen verübt haben Auch
war er überzeugt daß Joshanen den
Binsen M ishr Aawesm nicht ver
ssen haben Birne
»Na, M willtst Du denn noch?«
fragte Johanna »Es ist schon viel zu
spät für Dich geworden. Mach« wur,
M Du schleunigst MS Bett Wmst.«
»Ich inmiz Dir wider noch etwas er
M, etwas sehr Erfreuliches Ich
M vorhin ern Gesprcch Mchesn Bas
.sekot M idem Baron gehört, akg ste
drauß-c vor wem ossenen Fenster des
l: As
Eßzsinrnvers isihm Nicht-m Sie sprachen
von Dir unsd Deiner Wag, M
der Professor mai-nie: »Ich bin so fesi
überzeugt von dem Erfolge, daß ich
große Lust hätte, Monimayeur mein
ganzes Vor-mögen —- 100.000 Franken
—- zur Verfügung zu stell-en und sein
Theillpæber zu werden« — »Sicherlick
werden Sie sdabei gut fahren«, stimmli
Ihm Blairiere bei; idem-n hörte ich noch
wie der Profess or entgegnete: »Ich wil
ei- crst noch lfbeschlafen unid ldann morger
früh meinen Entschbuß fassen.« —- All
Johann! Ohne Zweifel wivd Basselo
morgen früh mit seinem Vorschlag ar
Dich herantreten, «undd1da-nn hast Du ji
mehr Kapital zur iVersiiguna, als D1
brauchst. Wie gl« lichbisn ich, daß Dr
Dich nun aller fin ieren Pläne endschla
gen kann-st.«
Johann war ganz niedergeschmetter
durch diese Mitdheilnmg, die wenn si
ihm eine Stunde vorher gemacht wor
den-wäre, Bourreille das Leben geteite
unid ihm socbst ein furchtbares Ver
brechen erspart haben würde. Schwei
gen-d steckte er sdieHänjde in seine Tasche
usnd zog ssie mit Goldstiicken und Bank
not-en gefüllt hervor, die er «an sein Bei
warf.
»Was ist das für Geld?« stöhni
Georg. »Woh« shast Du es?«
»Akmsft Du es denn nicht? Basselc
mag mir jetzt anbieten, was er will —
es ist Fu spät.«
»Nein, Bruder, nein! Es ist no(
nicht zu spät. Nimm Basselot’3 Vor
schlag an uswd stell-se Bourveille morae
dieses Geld wieder zu. Wir wolle
schon einen Weg ausfindig machen, die
auf unverdiichtiger Weise zu betverkstel
ligen. Dann werdn wir wieder ei
rushiges Gewissen habe-U
»Ich sage Dir doch, daß es bereits z
» spät ist," erwiderte Jchann schroff un
finster, indem er sein Tasche-reach her
vorzog. »Sieh’ Dir sdies shier an.«
»Blui! Unsgliickselsigen Du hast de
utlllclk LJLLUUL Hclillchsk
»Es blieb mir-nichts Anderes übt-ig.
»Ein Mörder also? O Bruder, Bin
der!« ächzte der Kranke untd want
- ganz gebrochen hinaus-.
4.
Jn Les Bernctdertes brannte inzw«
» fchen die Kerze, die Jothcmn so. Mons
mayeur ansznlöfchen vergessen hatt
auf dem neben der Leiche stehen-de
Stuhle iiinsnier weiter Ein Lusftzux
der durch die offen gdbkbebene Dbür vo
der Küche her kam, ließ dieer Licht zeii
. weife sbsin untd her flackern unsd diese
. phantaftifcher Wechsel in der Beleuck
timg verlieh dem Bauern jedesmas e
nein Miit von Leben.
Eine halbe Stunde etwa mochte se
der Mbmrg des Verbrechens verfer
fein fein. Da mit einein Male brach ei
dumpfes Stöhnen Edie lautlofe Still
Es kam aus Bomreille’s Man-de — di
Alte war nicht todt, Ton-denn hatte nii
bis jetzt in tiefer Ohnmacht gelegei
Ganz allmählig Kehrt-en Leben Inn-d Be
wegunig in iden blutitberftrömten Köt
per zurück. Seine Finger öffneten un
schlossen ;sich, die Arme hoben »sich etwa-·
Sein Blick traf die offen geblieben
TM, und über feine Lippen drang ei
unartibuliirter Schrei Jn den sbereit
von tdein Schatten des Todes verschlet
erten Augen flammte es noch ein-nie
wie Rachgier auf. Alles, was der z
Tode getroffene Geizhals an Lebens
kraft ins-d Energie noch in sich «batte, da
sammelte er zu dem einen Zwecke, de
Räuber feiner Schätze der Strafe z
überliefern.
Zuerst dersuchte er, um shilfe zu ru
fen, aber fein-e Kräfte reichten das
nicht mchr bin; nur ern Röcheln easi
über feine Lippen, und er trinßte ja, da
Niemand so nahe bei ihm schlief, m
das hören zu können. Darauf fchleppt
erfichausfldenKnjeenbiszudermi
Kalt Mden Wand, taucht-e die zit
W Finmk h MS Mira das nn
der llassenden Schädelvffnunsg hervor
gedrungen und ihm über Gesicht, Hal
und Schultern geflossen war, un«
schrieb damit auf die Mauer:
,,Johanri Montrnayeusr ist de
Mörd
Jetzt konnte der Unglückliche vo
Schwäche nicht weiter innid warf rakh
lose Blicke niii tsich·
Jn dem Raume befansden sich beinsckh
gar keine Möbel. Der Stuhl, auf den
das Licht noch immer brannte, di
Treiin und mehrere Schränsle an de1
Wänden, das Eva-r Alles. Ein Tisd
war in dem schon vor dem Verniaum
der Fenster ziemlich dunkel gewesen«
Gemach nicht vorhanden. Als Erfai
dafur war unterhalb des eianenfbets
eine Art Klapptisch an der Wand arege
bracht, dessen ans leichtern Ta
aefertigte Platte sich in letzt-ever tin zwe
Schar-wirren Wgte und nach Bedar
auf eian niedergelassen wer-den konnte
War sie aufgellappt, wie Märttsg
dann diente die Platte eine GifeirM
als Stütze, die in ein-er unter-bald ai
derWarfd befindliche Oefestecktr. «
Jan Todedsanepfe griff Bomreell
nach dieser Sterns-, die sich gerwde übe
L—f .
)
Un IND
U
ihm lieferst-, aber die tranppfhwft tasten
denhönde stießen blos tdie Statt-ge aus
der Defe. so daß die Platte polterrw
niederfiel. Gleichzeitig san-! der Alte
mit einem leßten Ansstdhnen schwer zu
Boden, wälzte sich herum und blieb ænf
dem Rücken stiegen
Dieses Mal war er wirklich todt.
: Aber die heruntergetlappte Tischplatte
, verdeckte idie von ithm geschriebenen
Worte an der Wanst-.
Die Schrift des Todten war unsicht
bar gewovden
D:e Kunde von dem in der nächsten
Nachbarschaft vertibten Morde wunde
an anderen Morgen durch die Arbeiter
nach der chemischen Fabrik gebracht
Johann v. Montmayeur hörte, ohne
daß er Jemand danach zu fragen
brauchte, tdaß man allgemein der Ansicht
war, die Kunde Von den Schätzen, die
der Bauer in so neu-vorsichtiger Weise
bei sich im Hause behalten hatte, sei
ohne Zweifel irgend einem Strolche zu
Ohren getommen, der dann den Alten
überfallen und beraubt hatte.
Klasudine war es gewesen, ldie zuerst
den Mord enitdeckt hatte, als sie am
Morgen in Idaö WWUS kam. Das
vor Entsetzen halt-todte Mädchen hatt(
die Dienstleute herbeigerufen und wat
dann zu dem Mnice Von Garches ge
gangen, um Anzeige von dem schreck
lichen Vorfalle zu erstatten·
Von seinem Avbeitszinrsmer crus, Bes
sen Fenster nach dem Gehöft zu let-gen
konnte Johann v. Montmayeur sehen
wie fast die gesamsmte Einwohnerschan
des Ortes sich sdorthin begab und sir
Gruppen um die Gebäude heruinstand
»Zum Glück shatbe ich nichts zu be
fürchten, « Taate er ssich indem er ein«
Art damonischen Stolzes darüber ern
pfand, sich durch seine Vorsicht sit
Sicherheit zu wissen. Mit einer chemi
aniqu W3107’U·n n
SKW
IIIIIPOOUW·IEU
stkll Yosullg tkuuc set uue Dunst-met
aus seinen Kleidunggstüclen und bi(
Kerzenflecken von seinen Beintleideki
vertilgt. Die getan-hie Summe, di(
noch über 5(«I,s)00 Franken betrug, partic
er in eine Kassette. Es schien ihm vor
— wichtigen und so hatte et sie denn lansgi
vor Tagesanbruch asn einem Strick ii
einen im Hofe stehenden Brunnen ver«
senkt. Dieser wurde seit Jahren schot
nicht mehr benutzt, swail die Quelle ver
siegt war; Johann slonnte somit bit
Kassette, wie dort jedenfalls am sicher
sten verwahrt war, jederzeit ohne son
derliche Mühe wieder beworholen De·
einzig-e Mensch, Wer außer ihm daran
wußte, war Georg, er shatte es ihn
selbst mitgetheilt. Wer kannte wissen
was geschah, und bei loem Brit-der wa
das Getheismniß sicher aus-gehoben
Georg lag Ofter im Bett, Jobam
nuußtse fein Mittagsmahl allein einneb
men. Trotzdem er sich itber alle Gott-is
sensbisse erhaben düwtte,wollte ihm das
Essen doch nicht man-dem Dagege
tsrant et, fder sonst ausndbmend mößisx
war, ziemlich viel, und das Wat ihn
wohl.
Er hatte sich vor-genommen auch an
Nachmittage die Fabr-ist nicht zu verlas
sen, aber eine unbestimmte Unrub
wollte nicht von ihm weichen tin-d macht
ihn newits. Jener seltsame Instinkt
der psychologisch noch nich-l erklärt, abe·
allen Csrimänaslisten wohlbekannt ist
trieb ihn zu dem Orte Chin, wo die Leich·
feines Opfers lag.
«Vielleicht vernchme ich etwas-, das
msir nützbich sein tat-ein« dachte er, bat
Badüvfniß empfindenlo, jenen Drang
vor sich selberJu motivsiran Jn sie-ber.
hastcr Ertegmsg machte er »sich zun
Amsgschen sektig. »Als er durch »von Ho
der Fabrik ging. erhob er umvilltiirltck
deaNundschauteFusdenIowstm
Eheseiuös MW Cis-www Im vi·
! MSch
sbbiches Gesicht, der als
aufs-stu- mm wchl um ibn zu be
Macht-m Johann zuckt-e zusamme
de gis-a stir
lUnsier der um das M herumm
wovo-wsi-kvs-D
jammerten zur-enge anstand The-. jemei
Anbmft gerade eine Bewegung; nich
etwa, weil man Even Chemitker gewahrte
sondern vielmehr, weil gisichzrittg meii
Jenem der Untersuchungsrichber aus
Versailles, den ein Polizeiwmmissät
und der Gerichts-Itzt geleiten, dort ein
traf. Month erkannte den Erste
ken schon von Weitem. Es war hen
Mondes einer seiner Schukkameraden
vom Gymmfmm ther. Das iwar ein
günsstisgeö Zufammentrossm, kdmn jetzc
konnte er ohne Zweifel Gen Gang sdet
Untersuchung aus nächste-r Nähe verfol
gen.
»Der Zufall Ist entschieden für «m«cch,«
dachte er bei Fich.
Momines streckte sym, sichtlich et
frxsut, W hör-de Woge-m M Ue
Begrisßung der beiyen Schulka
war arm seht Wische. «
HMMMZU Kühklwtdpfltcht läu
- ,« " et be met-W s ch
ter. Da Du Edi- Wenisss
ges-m W, tDu mir ch
Ikgnifes manche uüMche Auskunft zu
Fe .
Lf I
»Mit größtem Vergnügen Soll ich
Ach begleiten?«
Dich lbitte Ach sogar daran-if
Zwei Gent-armen steigen ihnen in
den hof voran nnd sie tensftchdann zu
beiden Seiten ldes Eingangs in das
Wohnhaus auf. Moraines trat zuerst
ein, dann folgten ldsr Cominrissär und
der Arzt, nnd als Eetzter lam Mont-(
maoeur. Er war Edle-ich smid lonmte ein ;
newöses Zacken doch nicht Wierdriiclvn,«
als er wieder iiber diese Schwelle trat.
Man ließ Die Hausthür ganz weit
offen stehen, damit der Sonnenschein
bis in’s Boureille’s Schlaszimrner und
in sdas anstoßende Gemach fallen könne,
in dem vie Leiche lag. Montmayeur
war den Beamten, idie sofort ern den
blutiiberströniten Körper herantreten,
gefolgt, allein er mußte sich, von maß
losem Schrecken erfaßt, neben lver gleich
falls weit offen gebliebenen Glas-Miit
an die Wand lehnen, usm einen Halt
zu finden. Sei-n erster Bkicl hatte ilnn
nämlich gezeigt. daß sder Körper nicht
mehr ans dersean Stelle lag, wo er
ihn verlassen «hatte.
Damals lag er ja quer »vor sder Thür
—— wie also swar er an den jetzigen Platz
gelangt? Hatten ihn vielleicht die
- Dienst-leu« awfgelbobm, oder war er
- doch noch-nicht toldt gewesen? Und was
s war in letzterem Falle noch geschehen?
Er war leichenlblaß geworden, und
trocknete lsich »die mit Arngstschweifz be
deckte Stirn ab. Moraines näherte sich
ihm besorgt nnd meinte: »Das greift
die Nerven an, twenn man's nicht ar
wolmt ist, wie? leat es Dir leid, ras;
- Du milgelommen bist?«'
»O nein, im Gegentheil,« entgegnete
Johann kurz ung wies es auch von der
Hand, crls Jener ilyn fraate, ob er nicht
- wenigstens einen Augenblick frische Luft
schöpfen wolle.
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Uckilh TO IUUI Uslll lllWl lclJ, UUH kl
bei-gekommen war, unid er mußte auch
» aus-harren, koste es was es wolle. Jshn
- düntte sdie Gefahr weniger groß, wenn
, er sie feste-n Fußes erwartete und ihr
k kratzte Wenn bei dem Richter irgend
k ein "srbestinrmter Verdacht ausstieg, so
- konnte ein wie unabsichtlich hingewor
k senes Wort Johann-s Ihn leicht zer
; streuen. Der Anblick-des«Leichnams an
s undsijr sich machte ihm gar keinen Ein
druck mehr, den-n seine ganze Willens
trast und Intelligenz waren jetzt mit
höchster Anspanunig mir auf das eine
L Ziel gerichtet jede Gefahr von sich ab
- zuwenden Er verfolgte mit größter
Aufmerksamkeit die Bewegungen der
Unwesen-dem er lauschte itzt-en Worten
untd suchte Fu errathen, twas sie dachten.
Er vernahm die mit gedämpfter Stim
me gesprochenen Worte des Richters,
dann des Commissärs mild des Arztes-,
der den Leichnam untersuchte.
»Es ist nicht schwer,« meinte der Un
; tersuchungsrichter, »sich den Hergansg
vorzustellen Natürlich hat der Mör
der, wie idie ausgesprunigene Truthe
zeigt, wohl wur einen Diebstahl beab
sichtigt. Boureille ist darüber wach ge
worden und sdem Versuche, sein Eigen
thum zsu vertheidisgen zum Opfer ge
fallen. Jn dem Kasten liegen noch
Goldstücke und Bantnoten wirr- durch
einander. Der Tthäter ist vielleicht durch
ein von asuszesn lomimendeö Geräusch ge
z stört -tvorden, seine Arbeit zu vollen-den,
untd That es vorgezogen, lsich aus idem
Staube zu machen. Die Wert«l;«papieve,
die noch in der Truhe liegen, wir-d er
wohl aus Vorsicht Wichrt gelassen
»Ein eigen-sicher Kampf hat nicht
stattgefunden« erklärte tder Arzt. »Der
; Mann ist durch einen Schlag nrit die
: seen Instrument nieder-gestreckt- wor
den« Dabei hob er den auf dem Boden
hegen-den schwern Meißel mus, dessen
Griff mit einem Taschmtsuch unnvtickelt
war. hier vom kleben noch Gan-re des
Opferö und getonnenez Blut.
Der Richter nahm den Meißel und
entfernte vorsichtig mit dem Daumen
Jpiisd eskgekages VII-Merkur E
warwuv grooem bloss, Am blauen ulld
get-den Streifen, und an mehreren
; Stellen ausgebesseri. Jn einer sder
Ecken war es mit den Buchstabm »M.
D.« gezeichnet.
Jn tdsn Augen des Untersuchungs
richters bkitzte es aus. »Der Thäter
scheint ein höflicher Mann zu sei-n —- er
hat seine Visitewlarte sdagelassen,« be
mertte er.
Montmayeur aschmete erleichtert auf.
Wenn das Gericht ans eine falsche
Fährte kam, Ida-km war er gerettet. Er
verließ zum ersten-nat die Stelle an der
er gestanden hatte, uswd trat an Moras
nes heran, der chm die Buchstaben mit
den Worten sengtc »Das ist nicht
Bontretllew Taschentuch.«
»Aber doch auch arton nicht das des
Thäters, entgegnete »der Mr kalt
blütig. »Der Mensch wird schwerlich
so mocnsichttg gewesen sein, sein Ta
schetrtuch biet liegen zu lassen-" .
»Ich ihcklte sdies nicht für ausgeschlos
sen. Der Mörder hat vielleicht ange
sichts sder Leiche »dem Rot-s verloren, was
ja nicht selten vorkommt Er wird erst
hinterher sden Verlust des Tuches ent
F A
deckt haben, mrsb swiivbe jeht natürlich
viel darum geben, wen-n er es wieder an
stchbringsen tömte.« »
Der Gerichtsarzt betrachtete länger
Zeit aufmerksam die Stelle, wo Beur
reille den tödtlichen Streich empfa en
hatte und niedergesunten war. soDie
furchtbare Konstruane hatte sehr start
gchlntet, so daß sich eine große Mut
lache gebildet Gatte. Er ertiärte mit
aller Bestinmctheist, idasz Bourwille dort
die Tobestvmibe erhalte-n dabe.
«Er ist also nach Jbrer Ansicht nicht
sofort todt gewesen?«' fragte Moraines.
Monttnayanr fühlte, swie sein Herz
schlag stockte, und er lauschte mit ern-ast
ooller Spannung aus Ibie Antwort des
Arztes-.
.Nein.« entgegnete dieser, ,,er bat
Poch gelebt, daran ist nicht zu zwei
; eln.«
T »Länger Zeit?« fragte Montmayesar
Mit so seltsam gepreßter Stimme, daß
der Untersuchunsgsvichter ihn verwun
dert ansale
»Einige Minuten — vielleicht auch
eine Viertelstunde, idas läßt sich nicht so
genau sagen. Aber offenbar hat er sich
noch einmal aufgerafft Wie es scheint,
bat er sich bis zur Truhe binschleppen
wollen, asber rrnterwags «ift Der Rest ides
Lebens entflohen, nnd er ist tobt dort
an sder Wanlb Mnsgiesuntem wo er jetzt
liegt.«
Plötzlich vernahm man Aus-rufe sei
tens- ber draußen verbarrenben Menge,
und unmittelbar darauf stürzte ein
junger Mensch, der furchtbar blaß swar
unsd sich awaenscheiniich in höchster Er
reaung sbefansa in das Zimmer-. Er
achtete gar nicht auf die Personen, die
dort schon anwesend waren —- er sah
nrnr den blutigen Leichnam seines
Vaters. Es war Bourreille, den ein
Telegramm Klausbinens von dem
furchtbaren Ereignisse sbenachrichtigt
hatte.
Er sank neben Ebem Todten in die
Knie nim- sinm staut nrm siirb m
geben Er war wie betäubt von
Schmerz und Entsetzen Moraines
trat zu ihm und sprach einige Trost
tvorte. Nur Montniayeur blieb unge
rüthrt und beobachtete kalten Blutes
Alles-, swas um ihn herum vorging.
Während sei-ne Augen durch das
Zimmer schweiften, das zwar »durch
das vom Hofe lher einsallensde Licht er
hellt wurde, wobei jedoch die unmittel
bar rechts und links neben der Thür
gelegenen Partien im Halbduntel blie
ben, gewahrte er jetzt zum erste-n Male
die herabgellappte Tischplatte· Wäh
rend seiner kurzen Anwesenheit in idie
sem Raume hatte er ein genaues Bild
desselben mit allen Gegenständen die
darin waren, in sich aufgenommen Er
erinnerte sich ldasher ganz -genau, dieser
Klanptisch war zu jmr Stunde noch
nicht niedergelassen gewesen. Was war
also nach seiner Entfernung hier vor
WMT . .
Die Sonne war inzwischen weiter
westwärts gesunken und einer der ein
fallenden Lichtstrahl-en beleuchtete jetzt
auch sdie niedergelappte Platte und die
Wand rings-um« Montmayeur’s Au
gen waren noch immer dorthin gerichtetl
und er vermochte kaum eine Bewegung
tödtlicher Angst zu unterdrücken als er
auf der linken Saite der Platte plößlich
Buchstabm —- geschniebene, roshbraune
Buchstaben zu erblicken glaubte. Er
dachte zuerst an eine Sinnestäiuschung«
aber nein! Es sworen zwar nur einige
Zeichen sichtbar, die übrigen verdeckte
augenscheinlich die Tischplatte, aber
jene, mit unsicherer Hand thirtgeschriebe
nen Buchstaben Ibiideten dennoch ganz
deutbichbenAnfang seines Bornamens1
»Joha» .«. Åkerg nicht so scharf chin
sah, konnte sie freilich für bloße Blut
spriyer otdor für Flecen im Anstrich
hatten
Um mehr zu lesen, hätte er ganz
dicht an sdie Wand herantreten mild sich
blicken müssen und tdas wagte er nicht
«Aber es war ka auch gar nicht nöthig
mos- «—-— RGO-— txt-I- 42 tsc- MI
der nach seinem Mge noch ein
mal für kurze Zeit zusm Bewußtsein ge
langte Bouvreille diese Frist benutzt
habe, um seinem Mörder der Gerechtig
keit zu Eber-liefern. »Er wußte es, daß
die Schrift des Todten islm denunzirtet
Zwar sagte er sich tdann wieder, daß
das Alles ja Unsinn sei, tdasz er ein
paar zusällige Streifen oder Abschüt
sungen in der Wand irrthitsmlich als
Buchstaben angesehen that-e, aber er
brachte sich nicht dazu, das wirklich zu
glauben. Seine haare waren ganz
durchtriintt von Scknveiß, sein Gesicht
leichentblak und sein Blick folgte nett
Entseyen den Sonnenstrahlen, dte Alles
echellten unsd ihn zu ver-derben zu wol
len schienen.
Ame recht zu überlegen, was er that,
schloß er plöslich tbie Thür. Aber lau-m
war das geschehen. als er auch schon
einsah, wie Inst-W er war, untd es
bereute. Alles wendete sich erstaunt
nach isan hin, unid tdet Untersuchungs
» richtet stte dem-Merid- «Nein, das
J gebt nicht, Montmayatr, wir sehe-n ja
nichts mchr. Sei so gut und mache die
L
Mär wieder auf. Wenn Dich die
Sonne dort genirt, so komme doch biet
hiW
Mr geborchte iiFiid Wäsgiiel gest
e Schein air taten r
Wand swo die blutige Schrift Odeö Tod
ten begann. Er suchte sich davor Zu
stellen, daß isie beschattet winde, und
blieb so stehen.
Inzwischen hatte-i Moraines und
der Polizeicommsissär ihre Untersuch
ung beendet, beider außer dem Taschen
tsuch und dein Meißel nichts gefunden
. wurde. Die Teiche ließ der Richter hi
»naustragen, iisin ihren Inhalt genau
saufzunehnien und womöglich festzu
stellen, wiwiel von dein Gelde entwen
det wurde. Niemand lani auf den Ge
danken, die niedergellappte Tischplatte
wnter dein vermauerten Fenster aufzu
i richten. Moraisnes beabsichtigte jetzt
mir noch die Möbel im Schlafzi inmer
zu sdiirchsuchen, ob Idort vielleicht schrift
liche Aufzeichnungen vorhanden seien,
iind dann die übrigen Jnsassen sdes Ge
höftes zu vernehmen
Wulter blieb sbei der Leiche seines
Vaters zurück, die Uebrigen begaben sich
in das Schlafzinisnier. Der Polizei
coinniissär öffnete zunächst sdie Schub
lciden einer dort stehenden Kommode
und fand gleich »in der obersten einige
Briefe, die er dem Richter überreichte
Dieser las sie niit steigendem Jnieresse,
« und als er Montmayeiirs Blick fra
! gend aus sich gerichtet sah, wendete er
sich an diesen mit den Worten: »Hier
fiin einige Briefe unter-zeichnet mit dem
Namen Michel Doriat. Fällt Dir da
jbei nichts auf?«
. »Nein. Doriat ist ein Gärtner in
;Garches, der im besten Riese steht«
L »Möglich. Jedenfalls wberweitdeich
ihn doch mail fragen, ob Ida-Z mit »M.
D.« gezeichnete Taschentuch ibin ge
hört.«
Inzwischen hatte sich der Polizeicom
LE
I
. A. Jo» —
Inmar entrer-nr, um ietcrirocne uno ore
Dienstboten Fu holen. Auch der Dot
tor verabschiedete sich, um seinen Bericht
zu machen, und Montmayeur war mit
seinem sriiheren Schultameratden allein.
Wie tvon magnetischer Gewalt angezo
gen, mußte er immer swieder sdurch die
Thiir nach der niedergetlappten Tisch
platte an der Wand schauen.
»Wok)in stehst Du denn immerfort?«
fragte ihn Moraims.
Er faßte sich schnell und erwiderte:
»Ich muß immer den armen jungen
Menschen ansehen, der dort neben sei
nem Vater -sktzt.«
Dabei legte er ein gewisses Zittern i
seinet Stimme.
»Ja, es ist schrecklich. Jch muß mich
bei solchen Vorgängen immer gewaltig
zusammennehmen, um sest zu bleiben,«
entgegnete Morainez »Dich dagegen
hätte ich gar nich« für so weichherzig ge
halten«
Montmayeur wurde einer Antwort
enthoben, denn in Diesem Angst-blicke
erschien lder Polizeicomnrissär mit
Klaudine. Der Richter wollte ihn Aus
sage gleich peototolbiren und nahm eine
schwarze Ledermappe zur Hand, die er
bis tdahin unter dem Arm gehalte
hatte und die alles dazu Erfovderlitp
enthielt. Vergebens aber schaute er sich
nach einem Tischchen um, den-n hier im
Schlaszimmer Gesand sich keiner- Da
s fiel sein Biick aus den Klapptisch i
; Nebenzimmer, und schon wollte er den
ZPolizeiconrmissär bitten, die Platte
aiusrichten usnsd ein sbreninentdes Licht
idaraus stellen zu lassen, als der Ghe
nriter, der jenen Blick aus« esansgen hat
te, sich einnrischte. Die Nä« Ider Gefahr
gerä- ihrn sei-ne ganze Kaltbliitigbeit zu
ru .
«Jn der Küche steht ein Tisch,« sagte
er, »dort ist es auch hell.«
·»Jc Du Mk recht-« entgegnete Mo
rwcnes. »Eure seltsame Jtdee, alle Im
stet permanenn zu lassen. Man ist shier
wie rn einem Keller.«
»Die Arbeit scheint noch iernli
Mich-J bemerkte Martin-tyqu IWahrckZ
fcheknclch häk- sie Yksrielle erst»n»euer
III-OF -«s —
spuvs uuasuqkku tusscll, Ulll llcy vor
Dieben zu schützen. Es hat dem be
daue;rnswerthen Menschen nicht viel ge
nütz .'«
Jn der Küche wurde zunächst der
Knecht vernommen, der bei den Pferden
schlies. Er hatte nichts Verdächtiges
gehört. Der kleine Kuhhirt dagegen er
zählte, daß sein und in der vorigen
Nacht einmal wüt ndsgebellt habe. Er
get wach geworden und habe auch aus
er Stallthür geschaut, aber nichts
wahrgenommen Um die eit befragt,
meinte er, das wisse er ni t genau, es
könne aber wohl gegen Mitternacht ge
wesen sein.
Dann berichtete Klaudtne, wie sie
den Pslegevater gesunden und den Mord
entdeckt hatte. Der Richter befragte sie
eingehend über seine Lebensgewohnhei
ten und seinen Geisteözustand in der
letzten Zeit, woraus sie nach bestem Wis
sen und in durchaus klarer Weise Aus
tunst gab.
(Fortsehung folgt.s