istlus der .,Jllinols Staatspeitungxy Der Mal-di Die seit einigen Tagen kmtch Die Blätter gehende Nachricht, daß der Mahdi das itliche gesegnet habe, er regt an und iir sich nicht das Interesse, welches der ganzen Bewegung, die er im Sud-m herausbeschworen bat, entge engebracht wird. Es ist dies aber voll ständig gerechtfertigt, denn trotzdem es der ,,Mabdi« ist, mit dem die ganze Er hebung steht und fällt, so kommt es doch aus die Persönlichteit, der diese Bezeich nung beigelegt wird, im Allgemeinen sehr wenig an. Deßhalb ist auch die Bemerkung, er habe die Bewegung im Sudan veranlaßt, gerechtfertigt, ob gleich Der. welcher soeben mit dem Tode abgegangen ist, bereits ein Nachfolger des ersten war; das Mabdithum, wenn man es so nennen darf, gebt eben direkt aus diesen von einem Vorgänger über, und es ist glei gültig, in welcher Pers son es vertörpert wird. Das Wort Mahds bedeutet nicht, wie vielfach an genommen wird, »Der. welcher leitet«, also den gebotenen Führer, sondern »Der, welcher geleitet wird«, das heißt den Gott sich ausersehen, um durch ihn seinen Willen zum Ausdruck zu brin gen. Der Propbet selbst ist ein ebenso . unwissendes und schwaches Geschöpf, wie alle anderen Menschen; er ist nur das Werkzeug des Herrn, seine Fähig keiten brauchen die seiner Brüder nicht im Geringsten zu übertreffen. Dies ertläri, weßhalb der soeben verstorbene Mahdi, trog seiner Unbedeutenheit be reitwillig acceptirt wurde und deßhalb die Persönlichkeit des neuen nur von geringem Belang ist. Der Erne, welcher sich im·Surian zum Mahdi aufgeworfen, mußte aller dings hervorragenden Gaben besitzen, um dir Aufmerksamkeit auf sich zu len ken, doch kamen ihm auch äußere Um stände zu Hilfe. Obgleich im Koran eines Mahdi nirgend Erwähnung ge than wird, scheint es doch, daß Maha rned von einem solchen gesprochen habe. Die Lehre der Juden von einem Kom men des'Messias hat ihn wohl darauf ebracht, denn auch durch den Mahdi sollen alle Lebenden zu dem einen Glauben, in diesem Falle natürlich dem Mohamedanismus, bekehrt wer den-. Christus, den die Mohamedaner als einen der größten Propheten aner kennen, aber dessen Gottheit sie leugnen, wittde dann auch wiedererscheinem und er würde es sein, der alle Juden ver nichten und Christen und Heiden in Muselmänner verwandeln werde, um dann als demüthiger Anhänger des Mahdi diesem beim letzten großen Got tesdienste die Gebete nachzusprechen. Die Auserstehungsposaune werde ertö nen unsd Gott das letzte Gericht abhal ten. Der Mahdi aber müsse aus der Familie Moharned’s selber stammen, ein Nachkomme der Tochter des Pro pheten und deren Gatten Ali sein; er werde den Namen Mohamed tragen! und sein Vater gleich dem Vater dess Propheten heißen. z Der Umstand, daß nicht nur «Ill’. diese Borbedingungen bei ihm zusam mentrafen, sondern auch seine Mutter den Namen der Mohameds, Amina, führte, mag den ersten Mahdi wohl daraus gebracht haben, sich als solchen auszugeben, ja, hat seine Eltern wahr scheinlich schon dazu veranlaßt, ihn dar auf hinzuweisen, daß er der Auserw rene sei. Von Kindheit an gab er sich dem Studium des Korans hin, und während seine älteren Brüder ein Handwerk erlernten, widmete man ihn der Gelehrsamkeit Mit 25 Jahren zog er sich fiir 15 Fahre gleich dem Prophe ten in die Ein amkeit zurück, betete und sastete, so daß er in den Geruch eines Heiligen kam, um mit 40 Jahren, dem Alter, in dem Mohamed sich enthüllte, als Mahdi hervorzutreten Sofort schaarten sich Anhänger um ihn, meh rere Siege, die er davontrag, besonders den iiber stets Pascha, vor Allem aber der Fall von Khartum, und noch mehr als dieser der Tod General Gordon’s, der als die Vertärperung aller Gegner des Glaubenssiirsten, als der Antichrist selber, galt, wob eine Aureole um sein Haupt. Als einer der Ersten hatte Osman Digna sich dem Mahdi angeschlossen. Ehemaliger Sklavenhändler, ruinirte ihn die egyptische Konvention, die die Sklaverei verbot,undseitde-m lennt sein Haß gegen die Egypter, »diese falschen Muselmänner, die sich mit den Christen vereinen,« keine Grenzen· Vom Mahdi zum »Ernst der Derwische Gottes« ge macht, hat er sich durch seine Kühnheit und Klugheit zu leicheine außerordent liche Autoritäiüäet dieselben verschafft. Abwechselnd Sieger nnd Besiegter, ist es ihm doch gelungen, seit fünfzehn Jahren die ngptet und Engländer in Athem zu erhalten, und et ist es, und nicht der Mahdi, in dem diese ihren ge sittchteten Gegner erblicken. Der erste Mal-di hat ja auch längst dieses Erden ihal verlassen, er akd im ahre 1885 an den Poeten, ein N olkzer aber tiitnmerie sich we nig unt mi itärische Angelegenheiten, von denen er nichts I- l verstand, aber Osman Digna gelang es, tüchtige Führer heranzuziehen, und welcher Art auch der neue Mahdi sein mag, auf den Verlauf des Feldzuges dürfte dies nur wenig Einflug håken - »»..—. -..-.--.. Des Smithsonian’s goldenes Jubilaum. Jn der Vundeshauptstandt liegt we nige Gebierte von dem Kapitol der ,,Smithsonian Parl«, als dessen Mit telpunkt das ,,Smithsonians-Jnstitut« gilt. Diese eigenartige Anstalt feierte am 8. September ihr goldenes Judi liium. Sie wurde im Jahre 1846 von dem reichen englischen Naturforscher James Smithson gegründet. Derselbe überwies sein für damalige Verhält nisse bedeutendes Vermögen den Ver. Staaten ,,zur Vermehrung und Aus breitun des menschlichen Wissens«. Die Anstalt welche Unter Leitung eines Sekretärs der zur Zeit der angesehene Physiker Langleh ist, einen Stab tüch tiger und strebsamer Gelehrten unter hält, hat sich währen-d des lehtens halben Jahrhunderts besondere Verdienste um Ethnologie Astronomie, Meteorologie, Geologie, Botanit und Archöolgie die ses Crntinents erworben. Seit 1847 wurde ein Jahresbericht veröffentlicht, welcher schon längst den Rang eines sehr gesuchten wissenschaftlichen Buches erhalten hat und über alle Entdeckun gen im Laufe des Jahres Auskunft giebt. Die »Beiträge zum menschlichen Wissen«, eine Publilation von gediege nen Quartbänden, sind außerordentlich gesucht und werden antiquarisch mit hohen Preisen bezahlt. Prof. Rau’s gediegene Monographie über den Pa lenque-Strin gehört zu diesen Schrif ten; ebenso die Arbeit von Squier und Davis iiber die Hügelbauer am Missis sippi· Amerjranische Altertyumsrunde scheint von jeher das Steckenpserd die ser Anstalt gewesen zu sein, und die Säle des Museums bergen seltene Schäde. Da finden wir den uralten und prachtvoll gearbeiteten Hierdeg phenstein vom Tempel des Kreuzes in Palenque, die grotesken Götzenbilder aus Tenochtitlan, welche den Eindruck machen, als seien sie wie Meteore vom Himmel gefallen. Die Steisärge von Tennessee und die Hünen räber in Ohio und Illinois haben m gleicher Weise dazu beigetragsen, diese großar tige und eigenartige Sammlung zu be reichem Während sich die Washingtoner Saminlun en nicht mit denen des bri tischen Massen-us des Louvoe in Paris und denen von Berlin messen können, sind sie,was ameriianischeAlterthums kunsde betrifft, heute schon besser ver sehen, als die europäischen, und täglich erhalten sie Zuwachs. Die naturwissenschaftlichen Samm lungen, Minerale, Fische, Vögel, Schlangen, besonders aber die Collet tion von Thier-Stauden aus der PHO ciin-Periode, sind außerordentlich reichhaltig. Wir glauben, es giebt we nig besseve Megatherien-Stelette, als das in Washington. Für einen For scher und Kenner bieten diese Säle mit ihrem seltenen und reichen Jnhali wochen- und monatelang Sehenswiir digteiten. ’ Dieses Alles verdanken wir der Frei gebigteit des Engländers James Smithson, und jeder Ameritaner, der an der wissenschaftlichen Bildung und ihrer Ausbreitung in diesem Lande iJnteresse nimmt, hat alle Ursache, das LAndenlen dieses Mannes zu segnen. sow Cttate Im Munde von Göttern nnd Menschen« «Q«uo(1 Iicet Juvi et licet bewi« sagte Jupiter, als er, in ein-en Stie1 verwandelt, Europen entführte. »Das Hemd ist mir näher als de1 Rock«, meinte die schaumgeborene Ve mis. »Noch Golde drängt, am Gold· hängt doch alles«, entschuldigte sitt Danac. »Jetzt gieb mir einen Menschen, gut( Vorsicht!« brüllte der hungernde Ries· Pvlvphem Alles ist eitell" ries, sich im Wasser spiegel betrachtend, Narcisz. »Nun sei bedankt, mein liebe1 Schwan«, sang die Leda. »Von des Lebens Gütern allen Jst der Ruhm das höchste doch«, dellamirte stolz Herostratus. ,,Raum ist in der kleinsten Hütte« sprach Diogenes und kroch in sein» Tonne. «Und sie bewegt sich doch!« dacht im Schweiße seines Angesichts des Lieutenant beim Tanze nut der dickei Eommandeuse »Ein jederWechsel schreckt den Glück lichen,« stotterte verwirrt der Siudto, da ihm ein Accept präsentitt wurde. »Arbeit macht das Leben s tiß«« trö stete sich der arme Stsyphus. »Denn an der Braut, sdie der Mann sich erwählt. läßt gleich sich erkennen, Welches Geistes er ist, und ob er sich ei genen Werth sühlt«, docirte der weise Sockates, Gatte der Xanthippe. »Gehorfam ist des Weibes Pflicht auf E d « r en. Das harte Dulden isi ihr schwerstes Loos«, sagte Xanthippe, des obigen Frau . »Behiit’ Dich Gott, es wär’ zu schön ge wesen, Behüt’ Dich Gott, es hat nicht sollen sein!« tröstete der keusche Joseph die Madame Potiphar. »Ich werde Euch schon zu Paaren treiben«, sagte der Heirathsvermittler zu seinen Clienten. »Der Tod macht Alles gleich«, trö stete sich der Gast, als er statt eines Ha sen- einen Katzenbrsaten asz. »Alles In der Welt läßt sich ertragen, Nur nicht eine Reihe von «schi5nen Ta meinte der Regenschirng Fabrikant. ,,Endlich allein!« frohlockte der Ehe mann, als seine Frau in’s Bad abge reist war. »Geben ist seliger als nehmen«, dachte Jörg und gab dem Hans eine Ohrfeige. ,,DemMann kann geholfen werden!« rief der Geizhals und schenkte dem Bettler einen Pfennig. ,,Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis«, schmunzselte, Coupons abschneidend, der Rentier. —.»--,...... —.. Die deutschen Pioniere. Von Kara Georg lVr. Brühl.) Wie sinnig »Mein, Lein, Webeschrein«! Ja Frohsinn, Ackerbau, Gewebe, Das soll der Deutschen Banner sein« Das ihr Symbol, ihr stolzes Erbe! Sie sollen ihre heit’re Lust Jn'3 starre Yanteeleben tragen, Froh soll ihr Herz in freier Brust Nach ächter deutscher Weise s chlagen. Mit Reben soll der Hände Fleiß Die waldumtränzten Hügel krönen, Und kosten sie der Traube Preis, Jhr Lied das stille Thal durchtönen. Die Axt, der Spaten und der Pflug, Sie seien ihre Lieblingswafsen, Den Urwald, drin der Wilde schlug Sein Zelt, in Gärten umzuschafsen Auch in der Werkstatt soll die Hand, Die ems’ge sich geschästig rühren, Und an die Arbeit sest gebannt Den Hammer und die Spule führen; Soll leiten der Paläste Bau, Der Brücken, die das Dampsroß tra gen, Der Dome, die ins Aether-blau Mit ihren stolzen Thürmen ragen! --—.. Bemmchens yihfche, gemiedyliche Hund« Was glänzt dort bei Bärne am Son nenstein? Heer’sch näher und näher knallen. » Es ziehen de Dreiber in dichten Reih’n llUnd kleene Hunde bellen darein; De Hasen und Fichse fallen. z Und wenn Jhr die beesen Gesellen - fragt: Das is Bemmchens hibsche, gemiedh liche Jagd! Was ziehd dort rasch durch den Däm schen Wald Und schießt Sie ’nauf na,ch den Ber ' gen e - Se legen sich alle in’n hinderhalt, Herr Jeses, nee, wie de Flinde lnalll, Es fallen de Bärn’schen Lerchen ! Und wenn Ihr die beesen Jäger fragt: Das is Bemmchens hibfche, gemiedhs 7 liche Jagd. De BemmchensJagd und de Bärn’sche d US Auf hasenblud und auf Lerchen! Und wenn mer ooch schwitzen, ’s wird nich geklagt, Met schießen eben, so lan—g’ es dagt " Und dhun Sie alles erwärgen. Und von Enkeln zu Enkelns sei’s nach - gefagit « .- Das war Bemmchens hibsche gemiedhs liche Jagd. Mikado. Scheintodt Unter dem Nachlasse des Freiherrn von Reichenbach befanden sich auch Aktenstücke, welche auf das Schicksal jener Karoline von Linsingens Bezug haben, die mit dem Herzog von Cla rence, dem nochmaligen Könige Wil helm dem Vierten von England, eine geheime Ehe eingegangen war. Sie lernte den Prinzsen in Hannovet als die Tochter eines Generals kennen-; ihre Ehe dauerte nur dreizehn Monate, denn nachdem der Prinz nach England gegangen war, verzichtet-e sie aus die Hoffnung, als seine legitime Gattin zu erscheinen. Die heftige Aufregungl brachte sie in ein Fieber. das sie dem Tode nahe führte. Der Hergang wird wie folgt geschildert: Karolinse lag! bleich, regungslos, ftarr da; mani mußte glauben, sie sei verschieden; Sie wurde aufgebahrt, mit Blumen und Kränzen bedeckt und ein feierliches Leichenbegängnifz vorbereitet. Als die Stunde der Beerdigung herantam, fing einer Von den Aerzten — ein noch junger Man-n —- an, unsicher und un schliissig zu werden. Er behauptete, es seien an der Verstorbenen keine völlig zureichenden Anzeichen entschiedenen Todes wahrzunehmen; bei dem wenig ausgetliirten Charakter der Krankheit, der sie erlegen, sei aber doppelte Vor sicht nöthig. Obwohl die anderen Aerzte wider sprachen, ja den jungen ,,Befserwisser« sogar verhöhnten, setzte dieser es noch durch, daß die Beerdigung auf seine dringende Bitte vorerst aus einen Tag noch aufgeschoben wurde. Aber am fol genden Tage befand sich die Leiche noch in demselben Zustande wie zuvor. Der jung-e Arzt bat also wieder um einen Tag Aufschub, aber wieder brachte auch dieser keine neuen Todeszeichen. So ging es einige Tage fort. Die Sache begann Aufsehen zu erregen. Man sah ietzt ein, daß Karoline lebendig begra ben worden wäre, wenn man dem Ur theile der älteren Doktoren sich gefügt hätte. Karoline war freilich todt, aber ——-— scheintodt. Man brachte sie in ihr Krankenbett zurück, entfernte alle die» düsteren Vorbereitungen eines Leichen begängnisses und verdoppelte dieSorg falt für die Unglückliche. Endlich — in der dritten Woche -— schlug sie die Augen auf, der Athem kehrte zurück und das Herz begann zu schlagen. Entsetzlich grauenvoll war der Zustand gewesen, in dem sich Karolinc befunden. Während ihrer Todtensiarre hatte sie das vollkommenste Bewußt sein nnd hörte jedes Wort, das in ih rer Nähe gesprochen wurde. Jst es da ein Wunder, daß sie den Arzt, mit Ra men Dr. Mein:eke, mit Begeisterung als den Retter ihres Lebens pries, der sie ——— wie sie in einem Briefe an den Prin zen sagt —-— »dem Tode abgekämpst hatte!« Karoline wurde auch die Ge mahlin Dr. Meineie’s. »O -- tssine Hundstagsgeschikhtr. Jn einem Eisenbahnwagen der Li nie Sevilla—Cordoba befand sich eine lustige Gesellschaft, welche einem Tod tenschädel, den ein junger HospitalsAF sistent seinem Koffer entnommen hatte, unter allerhand Scherzen ihreAufmerk samkeit widmeten· Plötzlich bekam ein Student den unglücklichen Einfall, mit idiesem Todtenschädel die Jnsassen des Nachbarcoupee’s zu erschrecken. Ge sagt, gethan. Der Schädel wurde an einem weißen Stock befestigt, mit einem weißen Tuche drapirt, zumFenster hin aus und vor das Fenster des nächsten Coupee’s gehalten. Die Jnsasfen des Nachbarcoupee’s mußten wohl geschla fen haben, da es Nacht war, denn erst, nachdem man mit dem Schädel gegen das Fenster geklopft hatte, ertönte ein markerschiitternder Schrei, dem — tiefste Ruhe folgte. Die Urheber des »Scherzes« ahnten zunächst nicht, wel che Wirkung der in dunkler Nacht Plötz lich am Fenster erschienene Schädel ge habt hatte. Bei der Ankunft in Cor doba bot sich ein erschütterndes Bild. Von den drei Jnsassen des nächsten Coupee’s wurde eine junge Dame leb los vorgefunden, eine ältere Fvau lag im Starrkrampf auf der Erde, wäh rend ein bejahrter Herr in Jrrsinn ver fallen war. Die Urheber dieses »Scherzes« haben sich selbst gestellt und sehen jetzt ihrer Bestrafung entgegen-— Brrrl MWW Nochefort nnd Nobeling. Jn dem soeben veröffentlichten vier ten Bande seine ,,Lebensasbenteuer« (Paris, Paul Dupont) erzählt Roche fort mit der Miene eines harmlgen Biedermanns, wie er in höchster e fahr schwebte, wegen des Nobiling’schen Mordanschlages als völlig Uwschuldi ger den Kon zu verlieren. im wirklichen Sinne des Wortes natürlich. Der La ternenmann hielt sich zu jener Zeit in Genf auf, sah sich aber infolge eines ge fährlichen Liebesabenteuers gezwun n, für einige Zeit heimlich aus der Beten Schweiz zu verschwinden Etwa vier Wochen vorher hatte er in Veveh Freunde besucht und dabei auch die Be kanntschaft eines in der Hütte am See lebenden russischen Berbannten ge-’ macht. Jn dessen Garten sah er einen Mann sich im Schießen üben, es war Niemand anders, als No-biling, wie er jedoch nach seiner Behauptung erst spä ter erfuhr. —- Um unliebsamen Folgen seines Abenteuers aus dem Wege zu gehen, begab Rache-on sich mit einem Freunde über Straßburg nach Luxem burg, wo er unter falschem Namen in einem untergeordneten Gasthause ab stieg. Bald kam ihm jedoch die unmit telbare Nähe Frankreichs, wo er wegen seiner Theilnahme am Kommune Ausstand noch gesichtet war, nicht ganz geheuer Vor, daß er den Entschluß faß te, wieder nach der Schweiz zurückzu kehren. Kaum aber hatten er und sein Begleiter den Zug bestiegen, als ein Herr mit schrseckensbleicher Miene in den Wagen stürzt-e und ausrief: »Wis sen Sie schon, was sich ereignset hat, mseine Herren? Kaiser Wilhelm ist er mordet!« Zugleich breitet-e er vor sei nen Mitreis enden mehrere deutsche Zei tungen aus und übersetzte daraus —- er war Elsässer — die auf den An schlag Nobilings sich beziehenden Nach richten. Rochefort läßt uns im Unklaren dar über, welche Stimmung die Kunde von der ruchlosen That in ihm hervorrief, « dagegen gesteht er, daß ser aus dem Be ! wußtsein seiner Unschuld laut auf lachte, als der Elsässer ihm vorlas, der Mörder, ein gewisser Nobiling, sei kürzlich in der Schweiz gewesen, habe sich dort mit den hauptsächlichsten rus sischen Flüchtlingen in«’s Einvernehmen ;gesetzt, und auch mit ihm, Rochefort nämlich. Das Lachen sverginsg ihm je doch gänzlich, als er in der Schweiz er fuhr, daß der Mann, den er im Garten des Russen mit Schiseßübungen beschäf tigt gesehen hatte, kein Anderer als der ,,Königsmörder« gewesen sei. Die blasse Todesfurcht scheint dem Feder helden damals manche angstvolle Stunde bereitet zu haben. Würde die Schweiz ihn nicht ausliefern, wenn der Verdacht, daß er mittelbar an dem An schlag betheiligt gewesen sei, berechtigt erschienen wäre? Alle Anzeichen spra chen ja gegen ihn. Dazu kam noch, daß ; er kurz vorher Depeschcn mit der Vera sSassulitsch die durch ihre beiden Re volverschiisse auf den Petersburger Po lizeichei Trepow und ihre Freisprech ung zu einer zweifelhaften europäischen Berühmtheit gelangt war, gewechselt und ihr auf die von Berlin aus an ihn gerichtete Bitte einen Zufluchtsort in Gen-f ausfindig gemacht hatte. Kurz, er war sich bewußt, daß der schlimmste Verdacht leicht gegen ihn hätte erhoben werden können, und schon sah er im Geiste das Richtbeil eines preußischen Henkers vor sich blinken, aber die Gie sahr, auf diese unriihmliche Weise sei nen interessanten Kopf zu verlieren, ging an ihm vorüber, denn in die Oef fentlichteit dran-g nichts von seiner Ve gegnung mit Nobiling in Beben - -- -« Narrenwcishcit. Als der Kurfiirst Johann Georg der Erste von Sachsen damit umging, seine Länder unter seine vier Söhne zu thei len, kam eines Tages sein Hofnarr zu ihm in’s Zimmer und sagte, er wolle ihm wegen der Theilung einen guten Rath geben, doch müsse er zuvor die Unisorm eines kurfiirstlichen Rathe-s dazu haben. Der Kurfiirst befahl la chend, dem Hofnarr ein Hoskleid zu geben. Nachdem dieser es angelegt hatte, beurlaubte er sich, um, wie er sagte, im Nebenzimmer sein-e Weisheit zu sammeln. Hier zerschnitt er jedoch das statt liche Hoftleid in vier Theile, behing sich mit diesen Theil-en und kehrte so ange than zum Kurfiirsten zurück. Dieser war aber über den Streich sehr unwil lig und fragte denNarren im aufbrau senden Zorn, weshalb er ein so schönes Kleid in seiner Tollheit zerschnitten habe. Da zuckte der Narr ganz gemüthlich die Achseln und antwortete mit lä cheln-der Miene: »Ihr sei-d ja noch när rischer als ich; i habe durch’s Zer schneiden nur ein schönes Kleid verdor ben. Jhr aber wollt ganz Sachsen durch die Theilung verderben; denn wenn es erst in 4 Theile vertheilt sein wird, so wird niemand mehr den alten Glanz darin eriennen-.« Wie recht der Narr gehabt hat, da von giebt die kurze Geschichte der klei nen Herzogthiimer Weißenfels, Merse burg und Zeig, die durch dieseTheilung entstanden, den besten Beweis-. Dis Schulden, welche diese kleine Herzog( gemacht, konnten erst nach länger denr hundert Jahren nach dem Aussterber dieser Linien getilgt werden. ————-..—— —---—« Ein virtuoser Sperling. - Ein ganz merkwürdiges Thier ha( ein Mitglied der Naturwissenschaftlii chen Gesellschaft in Nimes, Galier s Mingaud, ausgeleiem über welches er an di e »Revue Se ientifique« in- Paris einige briefliche Mittheilungen sendet. Es handelt sich um einen Span, den der Besagte im April 1893 in« den« al lerersten Wochen seines Daseins aus dem elterlichen Neste nahm und seitdem verpflegte. Aks der Vogel für sich selbst zu sorgen gelernt hatte. wurde er mit einem Finken, einem Stieglitz und zwei Zeisigen In einen Käfig gesperrt Nach einiger Zeit hatte sich der Sperling ganz in den Jargon seiner Kumpanei hineingefunden. Er zwitscherte wieder Fins, er sang mit dem Stie litz um die Wette und that es den eisigens im Trillern zuvor, so daß sein Eigenthü mer iiber die Maßen erstaunt war. Aber, wie es bei allen solchen Ge schicht-en heißt, das war noch gar nichts. Herr Mingaud hatte neben sein-er Vo gelliebhaberei die Gewohnheit, jedes Frühjahr ein paar Grillen von der Wiese aufzulesen, die er in kleine Käfi ge setzte und dort beobachtete Schon mehrere Jahre lang hatten die kleinen Bewohner des Feldes neben dem Vogel käfig ihr Leben geführt unid beschlossen, ohne daß sich etwas Besonderes ereig n-ete. In diesem Frühjahr aber find der - musikalische Sperling an, sogar das zirpende Heimchen unverkennbar nach zuahmen, nachdem er es zwei Tage ne ben sich gehört hatt-e, unld noch am Ende des Monats Juli, nachdem die Lehr meister des Spatzen längst das Zeitliche gesegnet hatten, hatte dieser das Zirpen noch immer nicht verlernt und vergnüg te sich abwechselnd mit diesen Tönen und mit den andern, die er den gefan genen Vögeln abgelauscht hatte. Es wird noch hinzugefügt, daß dieser Spatz überhaupt gar nicht so singen oder so schreien kann wie andere Spatzen was er ja allerdings auch nie mals gehört hatte, da er seinen Eltern so früh entzogen wurde. Alles in allein ist dieses Geschichtlein wieder einmal ein Beweis, daß bei allen naturwissen schaftlichen Beobachtungen der Einfluß der Umgebung sehr sorgfältig berück sichtigt werden muß. Ravennas-, Jmel verschwunden. Nach einer Meldung aus Valparaiso ist angeblich die an der chilenischen Kü ste belegen-e kleine Jnsel Juan Jeman dez infolge eines heftigen Erdbebens vom Meer verschlungen worden« Juaw Fernandez ist eine kleine Jnselgruppe im Stillen Ocean zwischen 33 und 34 Grad südl. Br» die aus drei Jnselcherr besteht: »der 670 Kilometer von der chilenischen Küste entfernten und 90 Quadratmeter großen Insel Mag a Tierra, der s üdwestlich davon belsegenen Jnsel Santa Clara mit nur 5 Qua dratkilometer Flächenraum, der 85 Quadratkilometer großen Insel Mas a Fu-era. Die Jnselgruppe ist vulkani schen Ursprungs und voll niedriger Berge und Waldungen. Auf den ur sprünglich unbewohnten Jnseln suchten ! zuweilen schisfbrüchige Seeleute Zu Hfluchh darunter 1704 der Schotte "Alexander Selkirk, dessen Schicksale Daniel Defoe zu seinem ,,Robinsons II Crusoe« die Anregung gaben. Jm 18. ; Jahrhundert legten dieSpanier auf der l größeren Jnsel ein Fort an. Die chile inische Regierung benutzte sie zeitweise als Deportationsort und verpachtete die anselgruppe an verschiedene Unter nehmer, so 1868 an den Sachsen Wehr han, 1877 an einen Schweizer. Zuletzt zählte die Jnselgruppe 60 Einwohner, an 100 Rinden 60 Pferde und etwa 7,000 Ziegen, die zum Theil verwildert waren. sZu bemerken ist, daß diese Nachricht zuerst von deutschen Zeitungen gebracht wurde. Es ist zum Mintdesten be fremdlich, daß ein, wenn nicht wichti ges-, doch höchst interessantes Ereigniß nicht von Chile aus direkt hierher be richtet sein sollte. Es mag deßhalb ein Jrrthum vorliegen. —- Der königliche Schauspieler Ode mar, Mitglied des Hoftheaters in- Han nover, sprengt-e neulich in Ostende zwei mal die Spielbant. Er gewann das erste Mal 96,000 Mart, das zweite Mal 100,000 Mark. -—— Die jüdischen Ansiedler in Ar gentinien haben, um das Andenken des Barons Hirsch zu ehren, beschlossen, dasz bis zur Wiederkehr des Todestages des Barons jeder neugeborene Knabe »Moses Hirsch genannt werden soll. Die Großgeschworsenen von Ma rion County. Jud» welche jetzt in Jn dianapolis tagen, beschäftigen sich mit den Bestechungsversuchen, welche man mit Mitgliedern des populistischere Såaats-Wahltomites versucht haben so . Redakteur Dr. Hartmeyr von den »Hamburger Nachrichten« ist wegen Beleidigung des deutschen Genossen Dr. Jameson’s, des früheren Direk s tors der britisch -südafritanischen Ge - sellschaft, Alfred Beit, zu 20 Mark : Geldstrafe verurtheilt worden.