— « « 1 Die Lösung des Problesss. Humor-esse von par-l A. Kiesieitr. Jrn Ballsaale hatten sie sich kennen gelernt, ordnungögemäß, nach allen Regeln der Kunst. Jm Kreise der Mütter, Tanten und Freundinnen hatte sie dagesessen und nun gewartet« ob und von tvo wohl ein Tänzer für sit kommen würde. Mißmuthig war end lich der Vater ausgestanden und hatte sich umgesehen. Er hätte viel lieber eine kleine Siatpartie gemacht, aber er konnte doch unmöglich sein Töchter chen gleich auf der erst-en Reunion sitzen lassen; dazu war er doch nicht mit ihr ins Bad gereist. Er steuerte also langsam durch die dichtgedrängte Menge der Thiir zu unt ,hielt fleißig Umschau. Anfangs ent deckte er nichts, einige Minuten später aber tauchte vor ihm ein alter Ge schäftsfreund aus. Der konnte ihm vielleicht nützlich sein! Freilich — Tänzer hatte er auch nicht aus Lager« aber einen großen, erwachsenen Sohn. Der konnte zur Noth die Stelle eines einzelnen einnehmen-. Schleunigst tout de er also herbeigeholt und seierlichst vorgeftellt. .,Er ist zwar Gelehrter,« entschul digte der väterliche Geschäftssteund, »aber doch auch nicht ganz ungeiibt in edlen Leibesiibungen!« Da sahen sie sich also das erst( Mal! Na, später kamen dann viei Wochen des täglichen Zusammenseins wie das im Bade so üblich ist, und ale die Zeit vorüber war, waren sie Beid schon recht herzlich in einander verliebt so daß Olga, dise Tochter des Einen Hermann, den Sohn des Anderen, in Stillen schon immer »Männe, ihrer lieben Männe« sogar, nannte. Abs das geschah vorläufig immer noch ganz insgeheim, nur begleitet von leisen Erröthen und um so lauterem Herz klopfen. . Jn der Stadt freilich, da wurde ej bald anders. Da sagten sie sich ziern lich offen ganz ähnliche Sachen, of noch sogar in bedeutenderem Maße aber das Erröthen legte sich dabei, unl das Herztlopsen trat nur auf, wenn si« sich Beide erwarteten Auch die Elteri erfuhren es bald, was sie für einande« fühlten, und da sonst alles gut unt schön zu einander stimme, so nahm« sie die verschiedenen Hände, legten si in einander —- und sagten weniger als sie im inneren Herzen fühlten unt dachten. Glänzend und rührend wurde dana die Verlobung gefeiert, und als an ih ren beiden Fingern die blinken-der Ringe blitzten, fiihlten sie sich so glück lich« so gehoben, daß der junge Bräuti gam, Privatdozent der Philosophie gleich an eine neue Auslegung dei Glücksbegriffs dachte. Sie aber blickte strahlend zu ihm au« und in ihrem Herzen wuchs der Stolz aus ihn, der da so groß und herrlick vor ihr stand, ihr Bräutigam, ihr Ein ziger, ihr Schirm und Schutz von nur « an! Sie lehnte sich so ganz leise ar seine Brust, als wollte sie es das erst( Mal schüchtern durchiosten. Da schlank auch er seine starken Arme wild un ihre zarten Schultern und preßte sie ar sich, als wollte er sie gleich festhalten wo von jetzt ab ihr Platz, ihre Heim stätte sein sollte. Aengstlich entwand sie sich ihml schüchtern wich sie zurück vor dem Neuen, das jetzt in ihr Leben getreten war. Es schien ihr wie eine Einweih rmg ihres reinen Gefühls. Sie wolltt nnd mochte diese Wiidheit nicht, weil sie solche ja nicht kannte, nnd ihr alles so fremd vorkam. Still und ruhig sollte es brennen, aber desto länger uwt heißt-t Das sagte sie ihm später einmal, als er sie danach fragte, und der Privat dozent, gewöhnt an das Löer großer Probleme, begann nun aufs Eifrigstt zu forschen, wieso, warum sich das Glücksgefühl der Menschen so verschie dentlich und anders äußerte; aber et fand f o leicht keine Lösung. Und doch verfolgte ihn dieses Pro blem, wo er auch ging und stand. Be1l allen- Verlobungsvisiten, Diners unt Feierlichkeiten — immer wieder mußt( er daran denken. Sie saß dann sc ruhig und liebenswürdig s o wohlerzo gen neben ihm, konnte mit Jedem unE über alles sprechen, als wäre gar nichts vor-gefallen; überhaupt that sie, als wäre sie nicht verlodL Ihm rollte in zwischen das Blut so stürmisch unt wild durch die Adern, daß er sie in ei nem fort hätte drücken und küssen mik sm. Seine Augen glänzten wie Feuer« et fällst-e es ordentlich. Er mochte über gupt nichts anderes mehr sehen als ; feine kleine, angebetete Olli, unt wenn er sie dann so inmitten der An deren anhirnmelte dann winkte sie ihm M verstohlen, er solle es doch lassen« Ue Anderen merkten es ja! Als ob daran etwas l" ! Die An dere-I nnd immer wieder Andere-il Erwardochdmerzuersiundgaq —l allein fiit sie. Daß sie das nicht fühlte! Er war ganz betrübt. Mitusnter kam es ihm so vor, als ob sie gar nicht so liicklich wäre wie er — nnd wie er es ch gedacht hatte. Sie könnte doch dann at nicht immer s o gemessen und . . . . Jeierlich sein. Einmal müßte sie doch ordentlich aus sich herausgeben Sie konnte ihn wohl nicht so lieh ha ben, konnte nicht glücklich sein . . . . Doch dann, wenn er mit ihr allein war, sah er ihr wieder in die guten Augen, und jeder Zweifel war vorüber. So viel Liebes und Treues sür ihn sprach daraus, und ihre kleine Hand streichelte ihn dabei so zärtlich, drückte ihm so alles in die sei-ne hinein, Hinge bung und Vertrauen, daß er sich schalt und ordentlich böse war wegen seines Mißtrauens. --- - - Einmal hatte er es ihr auch gesagt, aus Zorn über sich selbst. Da war es Ifeucht unter ihren Wimpern hervorge drungen, leise zitternd hatte sie seinen schwarzen Kopf genommen und geküßt —- dann war sie fort. Er konnte sie eine balbe Stunde nicht finden. Sie hatte wohl geweint. Jn stiller Freude erinnerte er sich immer dieses einsamen Zusammen Iseinä Er dachte ran so viel, daß er das Lösen seiner robleme fast dar über vergaß. Sein ganze Sehnsucht gipselte darin. , Aber noch immer war der Winter nicht vorüber. Noch immer wechselten ssich Gesellschaften und Biille ab, und daer den Tag über sast stets beschäf tigt war, wurde ihm die Erfüllung jseiiies Wunsches sehr erschwert. Und Abends, unter den aufgeputzten Men s-chen, Von denen sich die meisten ziem - klich fremd gegenüber standen, war dann jiintner das alte Spiel: sie wollte kühl und besonnen sein, daß Niemand von : ihrem Brautstand etwas Besonderes ·ibeinerlte, und er wollte sie in« einem isort ans chauen Der Schluß war daß sie aus diese Weise gewöhnlich halb böse aus einander gingen. i Erst am Abend vorher war es wie f " der so weit gekommen. Sie waren bei ; einein alten Professor geladen Rgewesen . und unter den übergelehrten annern L mit den übergebildethrauen und den z vielen Beamten war es extra steis und , förmlich zugegangen. Olga wollte na ; türlich gleich mithalten, der Manne . aber gar nicht. Der benahm sich so sswie immer und da es der Olga aus die Dauer zu unangenehni und zu viel swurdg seyie sie sich einfach von ihm » fort und hinüber zu einer alten Dame .! Oh, oh —- wie sah da das Gesicht » des Prioatdozenten aus! Es paßte - gar nicht zu seiner sonstigen logischen - Denkweise. ,I Halb noch schmollend saßen sie sich i nun am nächsten Tage nach dem Essen ·gegeniiber. Der Bräutigam war im - mer noch nicht freundlich gestimmt. i Mit einer großen Falte zwischen den - Augen blickte er tiefbetriibt vor sich hin. - Er sprach fast gar nicht. «- Das wurde der Braut aus die «- Dauer zu viel. Behutsam stand sie s deshalb auf und ging zu ihm an die , Chaiselonge. SchmeichelnId legte sie s ihre Arme um seine Schultern und T lächelte ihn an: ! »Na, Männe, bist Du i— immer noch.·.. böse?« ; Er sagte gar nichts. Einen Mo ment that er, als wollte er ihre Arme abschiitteln, dann saß er wieder still. Die Falte wurde etwas kleiner. » Sie schmeichelte weiter, indem sie sich mit ihm aus und ab wippte: »Was habe ich? denn gemach-t, mein klei ner.... « » »Acht« Es war der erste Ton. j Sie horchte auf, hielt mit Wippen inne und sah ihm gerade ins Gesicht: »Na? — Sag’s doch!« »Ach, ich meine blos . . . . Wenn ich Dir hier für zu Hause gut genug bin, dann kann ich’s auch siir außerhalb feint« Sie lachte. »Aber Männe. . . .!« »Na ja —,« seine Stimme wurde lauter: er hatte sie, seine Braut, wirt » lich von seinen Schultern gedrängt, — »wa3 sind das sitt Sachen-! Wir sind doch ordentlich und ehrlich verlobt, wa rum sollen wir denn das nicht zeigen dürfen?" Sie lachte wieder. »Aber Scha , weil wir uns doch nicht auslachen las sen wollen!« »Ach, Unsmn!« Seine Stimme ging noch höher, die Falte wieder tiefer. »Weil Du Dir aus mir nichts machst, weil Du mit mir nurspielen willst . .!« Da mußte sieaber wirtlich sur bar lachen. Sie umschlang i - Micheli-en beiden Armen. »Aber änne,« rief sie noch immer lachend, .Du· bist ganz und gar von Gott verlassen-» Da be «merttesieinseineensartoothtt eine kleine Brot-kennte Abgelen , hk sie fort: »Was Dir doch lieber nnnssswenssw Im , a o » Sachen ichs-Mk Al hu — da wurde er aber böse! -«Was? Thörichte Sachen schwase ich's« Er sprang aus von seinem Sti. ,,Abet na ja —- das ist Deine Liebe! Wenn ich einmal ernst mit Dir rede kommst Du mit solchen Dunmiheiten wie dem Krümell Und wenn er schon in meinem Barte sint,« schrie er lau ter, »wen stört er dat? Aber natürlich, ich schwatze thörichte Sachen . . . .!«' Und so ging es noch eine ganze Wei le weiter. Mit einem Wort, der Zank war da. Der erste! Hestig, groß und bitterböse! Er endigte mit Fortlau sen, Thürenwerfen und blassen, ver grämten Gesichtern. Trost war nicht zu bringen; der Schmerz, der mußte sich verbluten. Einen ganzen Tag, bis zum näch sten Abend sahen sie sich nun nicht. Er hatte seine Kollegen absagen lassen und philosophirte ernst und eingehend bei sich zu Hause. Sie war auch zu Hau se; doch ihre Philosophie bestand im andauernden Weinen mit salzigen — verliebten — Thränen. Sie glaubten schon Beide, es müsse zwischen ihnen zu Ende sein. Aus — der Traum von Liebe und Glück und ewig brennend der Schmerz und die Trennung! Es war ja auch zu arg gewesen« ihre Verschiedenheit in so großen Dingen! Ul-—Ld «--s-A- L-— Ost-—F..,»., t Abends pochte der Schwiegervateri an des Privatdozent-I Thür. Er steckte! nur den Kopf durch »Hö: Schwiegersohnt Du sollst heute nicht kommen, die Olga ist itatrkl« Fort war er wieder. , ; Der arme Mann! Er wußte noch. gar nichts. - Aber den Privatdozenten faßte es merkwürdig an. Seine Braut, seine kleine, geliebte Olga trank! Es war so eigenthiimlich —- nach dem gestrigen Streit. Unruhig fing er an, zu überlegen. Was war denn eigentlich gewesen? Er wußte es kaum noch. Das war alles so schnell gekommen. Na, und ..... nun? Sie konnte doch nicht kommen, das erste Wort geben. Das mußte doch —- — dazu war er doch der Mann! J, und gerade jetzt, wo sie trank ist! Rasch seßte er sich den Hut auan mußte er doch bin —- gerade jetzt! Mit Blumen trat er in ihr Zimmer. Sie saß traurig am Fenster und-als sie ihn . . . . «- « s Ach was —- sie ist ihm an den hals gesprungen und hat ihn wild und lei denschaftlich geiiißt, daß er selbst ganz überrascht war Gesagt hat er aber doch nichts, jetzt —- bei der Erfüllung seines Lieblingswunsches, nur am nächsten Tage schrieb er in sein Buch: Der Streit gehört zum Glück; er verstärkt das Gefühl.« Als sie ihm aber bei der nächsten Ge sellschaft gelegentlich auch ganz heink lich einige zärtliche Blicke zuwarf und ihm sogar unter dem Tisch die Hand drückte, strich er das wieder aus und schrieb dafür: : »Das Gefühl des Glückes wird ver-; stärkt durch das Fehlen eines Strei-j Les-· « Nach seiner Hochzeit strich er auchj das wieder und schrieb —- —- garl nichts! Einmal störte ihn seine kleines Frau, und später wurde das Glücks-H gefühl so start, daß er iein Problem« dafür und keine Lösung ausfindig ma chen konnte. Da ließ er es. Die» Rats-Mache war ja doch —. das Glück e . — OO — Tet Bann-un Von Theodor Lange. Max Buschbauet war in der Aug wahl seiner Eltern ziemlich vorsichtig gewesen, so daß er bei deren Ableben es sich erlauben konnte, wenigstens eini germaßen seinen Neigungen zu leben. Die Mechanik bildete fein liebstes Stu dium und das Gebiet der Erfindungen war gerade das richtigeIashrwasser, auf welchem feine Phantasie am besten flott zu machen war. Er hatte schon vieler lei Stellungen bekleidet, alles Mög liche und Unmögliche begonnen, aber stets verstand er einen Theil seinet, von anderen ges-achteten Zeit für sich zu re serviren, um dann iiber weitere Erfin dungen nachzugriibeln oder an deren Vervollkommnung zu arbeiten. Das Perpeiumn mobile wäre ihm beinahe gelungen und auf eine neue Anwen dung des RitteÆlyeerins für Gelo schranksprengun en "tte er aller Wahrscheinlichkeit na das Patent recht erhalten, wenn er —- sich darum beworben hätte. Seine Schulbildung stellte das eiser ne Ratursefä von den leeren- Räumen auf den o , in feiner Erziehung je doch hat-den seine ster großar tige Erfol eaqu en- Jn Amerika Mäfäxs MWYF ä« W g n i rnii en diese Herren wohl gewußt und in wei 1 ser Bornnzsi t ihre Kenntnisse dahin verwerthet ha n. Tro dem aber hat ten sich im Laufe der t engere Ve ziehungen zwischen ihm und Ernst Komtura heran ebildet, der als tüch tiger Geiger eine olle pielte und durch Ertheilung von Muttstunden seinen Lebensunterhalt verdiente. Man konnte das Berhälaniß eigent lich nicht als wahre, ächte Freund schast bezeichnen, denn diese vermochte Buschbauer niemandem zu bieten. Ein Freund hatte ihn einmal um ein gutes Patent schnöde bestohlen und dasselbe zu hohem Preise an denMann gebracht. Seit der Zeit war Buschbauer miß trauisch im höchsten Grade Und sobald sich jemand nach dem Stande seiner Er sindungen erkundigte, schnauzte er ihn ab und betrachtete ihn als Spion, der ihn um sein Erfinder-recht betrügen wolle. Der Verlust des Geldes. um das man ihn gebracht hatte, und das ibm bis zu einem gewissen Grade ab banden gekommene Prestige wurmtcn ihn gewaltig. Auch Komtura’3 Wesen war an Undfiir sichiiberhaupt nicht all zu umganglich und so ist es wohl er klärlich, daß er bei all seiner Gewinn tät und seinem stoischen Gleichmnth sympathisches Entgegenkommen weder erwartete not-b verbinde kllWllclk llUq Uhu-Ulyss Buschbauer’s Verlobung mit Fräu lein Veronita Muth überraschte Nie manden, da man etwas Derartiges längst erwartet hatte. Sie war hübsch und aufgeweckt und in guten Verhält nissen ausgewachsen; Bufchbauer liebte und suchte ihre Unterhaltung und fand in ihrer Gesellschaft jene Anregung, ve ren er in Verfolgung seiner sonstigen Ziele und Studien so sehr bedurfte. Dabei versuchte er keineswegs, ibre ganze Aufmerksamkeit fiir sich allein in Anspruch zu nehmen; er liebte es im GegentheiL sich an der allgemeinen Un terhaltung in mehr passiverWeise durch Zuhören zu betheiligen. So tam es daß er Korntura häufig einlud, ihn zu seiner Braut zu begleiten, wo auf den schattigen Rasenpliitzen der Mutb’schen Besihmrg meistens schon andere Gesell schaft sich eingefunden hatte. Komtura gefiel sich hier manchmal in der Aeufzes rung allerlei absonderlicher Ansichten und er batte dabei bieGenugthung, baß ihm Fräulein Muth mit mehr als ge wöhnlichem Interesse zuhörte. »Mich freut es immer, daß ich kein Genie bin,« sagte er eines Abends. »Genialität macht den Menschen auf die Dauer unglücklich, da er, mit Aus fchlusz eines einzigen Gegenstandes-, für alle anderen Dinge unbrauchbar wird. Man kann keine geistreichen Abhand lungen schreiben und dabei aus dem Felde pflügen. Und nun gar ein ver heirathetes Genie! Das ist erst recht ein Fehlschlag. Handelt es sich darum, das Bahn zu traan oder eine Erfin dung zu ver-vollkommnen so wird sicherlich das Kindchen hingelegt. Wenn ich aber so einen lleinen Erbenhiirger hätte, ich wiirbe ihn unter keinen Um stänben niedglegen;« L « »OI«"JVU! VIUUUL llcscll Ul( su:"sscll Damen im Chor. »Gcbiirte das Babn aber sonst Je mandem, so würde ich es sofort loszu tverden suchen, falls es anfinge zu wei— nen.« «Schmachvoll, schändlich. Sie Ego ist," ertönte es nun von allen Seiten. »Mir gefällt die Art und Weise, wie ein Gelehrter Angelegenheiten be handelt, die für andere moralisches Ge wicht haben«, sagte ein junger Arzt, der sich in der Gesellschaft befand. »Alle-z, was nicht seine eigensten Angelegenhei teråy betrifft, existirt für ihn einfach ni t.« »Da-J paßt auch aus das Genie«, ant-· wartete Komiurm »Dort findet man die Entwickelung einer einzigen.Gabe, alles Uebrige ist eitel Dunst und rode einfach oergessen.« »Das erinnert mich,« bemerkte der Doktor mit mehrSarlasmus als Tatt, »an eine töstli Bemerkung« welche Buschbauer neu ich abends —- er kam grade von seiner Braut — mir gegen über machte. Die Uhr schlug grade neun. »Um himmels Willen«, rief er aus, »wieviel kostbare Zeit habe ich da wieder verschwendet!'·« Die kleine Episode rief all erneines Gelächter hervor, am laut en aber lachte der Doktor selbst. Fräulein Muth erschien am wenigsten berührt, ihre Stimme zitterte jedoch ein klein wenig, als sie ihren Bräuti am fragte, ob nun seine Erfindung ni t bald ein mal in Au enschein nehmen dürfe. »Das odell ist bald fertig«, ent egneee er, »und ich hoffe, daß der th meiner Erfindung alle etwai en Bemerkun en entschuldigen wird, ie ich viellei i im Hinblick au verlorene Zeit gemacht haben mag. ancher be greift nicht, wie vollkommen man in ei ner bestimmten Arbeit ausgehen kann und mit welchem Eifer man dieselbe zu vollenden trachtet. Dem Unbetheilig ten erscheint solcher Eifer absurd, aber ohne diesen Enthrstasnius ve nie mand etwas Ordentliches u lei n." »Das ist auch meine Anschic sagte —l Veronika mit Wärme. »Bei Enthu siasmus Andeter kommt uns immer lächerlich vor.« »Aber wozu denn diese Geheimnis trämerei mit Ihrer Erfindungs« stag te lachend der Doktor. »Es wird wohl so etwas wie eine Flugmaschine sein. O, Fräulein Veroniia, mein Verdacht ich wohl begründet! Als ich ihrem Bräutigam vor einigen Tagen einen Besuch abstatten wollte, bemerkte ich aus dem Fenstetworhang den Schatten eines sonderbaren Dinges, das mit Fächern und liigeln ausgestattet zu sein schien. ollte Max sich mit der Lösung diesesProblembsbeschiiftigenso bezweifele ich seht start, daß er sogleich aus Erfolg rechnen dars. Das Fliegen ist eine der schwierigsten Kkastäußerum gen det Natur.« »Mir scheint, daß man sich unbefug ter Weise mit meinen Angelegenheiten besaßt", antwortete Buschbauet gereizt. »Ich möchte mir denn doch aus-bit ten —« Veroniia nahm ihn aus die Seite und fliisterie ihm ins Ohr: »Ereiseke dich doch nicht über den Doktor; er liebt die Neckerei und denkt sich gar nichts dabei.« Gnka -------- !L-—.L- spzxtg -l’.-- . Bulchbauer erwiderte nichts, aber er war sichtlich verstimmk und da die Un terhaltung nicht so recht wieder in Fluß kommen wollte, so brach die Gesellschaft kurz darauf aus und er und Komtura traten gemeinsam den Heimweg an. Während des Spazierganges und mehr aus dem Grunde, um seinen Freund wieder auf andere Gedanken zu bringen, als aus Interesse an der Sache, sagte Komtura plötzlich: »Ich habe eine Idee, die von Jhnen vielleicht nutzbringend angewandt werden könn te; fiir mich ist sie natürlich werthlos, doch erscheint sie mir ausführbar." »Und die wäret« fragte Buschbauer im Tone stumm vor sich hinsbriitender Gleichgültigteit,herbeigeführt durch die sixe Idee, daß jeder, auch der Dottor, ihn auszufpioniren versuche. »Sie kennen doch die elektrischen Fächer?« antwortete lächelndentura. »Nun ist mir der Gedanke aufgestiegen daß eine ähnliche Vorrichtung zur Fortbewegung eines Bootes, eines Dampfers inAnwendunggebracht wer den tönnte.« Er fuhr dann fort die Einzelheiten zu erklären und mit oen Worten: »Lächerlich, nicht wahr?« brach er selbst in schallendes Gelächter aus. Bufchbauer blieb stumm wie ein Fisch, gab dann einen unartitulirten Laut verhaltener Wuth von sich und plötzlich fühlte sich Komtura am Halse gepackt und gewürgt, bis er zu Boden sank. Hageldicht sausten die Hiebe aus ihn hernieder, bis er das Bewußtsein verlor und wie todt liegen blieb. Der Ueberfall war so plötzlich und unerwar tet gekommen, daß an eine Vertheidii gung nicht zu denken war. Verräther! Schurke! Spioni« brüll te Buschbauer in furchtbarem Muth Paroxismus. »Also auch du hast den Spion gespielt und willst mich um mei ne Erfindung betrügen! Jch habe dir nie getraut und tro dem hast du meine Geheimnisse belau chtt Da arbeitet man und müht sich ab und ein Anderer ernt.t die Früchte! ft das Gerechtig keit? Jst das ehrli gehandelt? Jch könnte dich umbringen!« Er hatte blindlings darauf losge schlagen und mit der einen Hand hielt er noch sein Opfer an der Gurgel. Kom tura hatte nur ein paar Worte hervor bringen und um« Gnade stammeln län nens. Die Muth bemächtigte sich Busch bauer’s aufs neue. Er sprang von s ei nem Opfer auf, versetzte ihm einen hef tigen Fußtritt und rief: »Enthitlle mir deinen Verrath in seinem ganzen Um fange! Du und der Doktor, ihr steckt unter einer Decke! hr habt meine ' Wirthin bestochen, eu Zutritt zu inei nern Zimmer verschafft und mein-e Mo delle gestohlen. Gestehe deine Schurke rei oder ich bringe dich umt« Aber Komtura antwortete nicht, sein Mund war stir immer verstummt. Fröstelnd be te sich Buschbauer über die leblose G talt. Die Augen waren ebrochen, kein Pulsschlag war zu füh hörn das Herz hatte zu schlagen aufge ·rt. »Todt!« murmelte er bestürzt. Sein erster Gedanke war Flucht. Er war fest davon überzeugt, das; sein Freund ihn-. einen Schurienstreich ge spielt habe. Der Trieb der Sechster haitung erwachte in ihm —- der Verrä ther war todt; die Leiche mußte aus dem Wege geschafft werden. Die That bedauerte er nicht, aber er fürchtete die Folgen. Kothra hatte den Tod ber dient, doch ihn selbst sollte wegen des Mordes keine Strafe treffen. Der Leichnam mußte verscharrt werden und er wollte sich aus dem Staube machen Dai konnte ohne Aufsehens geschehen da er schon länger davon- gesprochen hatte, eine Reise anzutretenr » Sofort machte er sich an dieszufübs rung seines Planet Jn der Ruhe de Tbatortel am Keeuzwege befand sich ein frischgepfliigter Obstgarden und in F — der weichen Erde ließ sich schnell ein Grab aufwerfen-. hinter feiner na - bei eleglenen Wohnung befanden ch i ta Gartengeriithe und Skatern welche er in kurzer it herbe holen konnte. Auch das Mo ell, dessen An blick ihm jetzt Grauen ein-fleißig sollte mitsammt dem Diebe, der ihm die Jdee gestohlen hatte, begraben werden ; fitr ihn war sie jetzt werthlos. Sollte spä ter einmal die Leiche gefunden werden, so konnte er zu seiner Vertheidigung anführen, Komtura habe ihm das Mo dell gestohlen; er habe ihn unbeabsich tigt getödtet und das bei dem Leichnam vorgefundene Modell konnte dann als Beweis seiner Behauptung dienen. Bufchbauer lehrte schnell an den Ort des Verbrechens zurück. Das Halb duntel der Nacht b ünstigte ihn bei seiner Arbeit; mit ieberhafter Hast warf et Schaufel um Schaufel auf und in verhältnifzmäßig kurzer Zeit war das Loch tief genug, um den Körper des Gemordeten ausnehmen zu können. Vorsichtig senkte er die Leiche in die Grube, legte ihr das Modell auf dir Brust, fchaufelte das Loch zu unsd ebnete sorgfältig die Oberfläche,um jede Spur zu verwischen. Grade war er mit feiner Arbeit fer tig, als plötzlich aus der Tiefe ein Stir ren und Schnurren an sein Ohr drang. »Ich habe vergessen, daß die Feder ausgezogen war,«« murmelte er. »Sie wird bald abgelaufen sein.« Nachdem er noch ein-mal sorgfältig Umfchau gehalten hatte, ob auch alle Spuren der grausigen That getilgt seien, eilte er befriedigt seiner Woh nung zu, um der Ruhe zu pflegen. Am nächsten Morgen mit dem Frühzuge reiste er ab; feiner Wirthin theilte er mit, daß er wegen seines Patentes eine Reise unternehmen müsse und dieselbe Nachricht übermittelte er schriftlich sei ner Braut. — -.-« Buschbauer war mehrere Monate lang abwesend. Die Korrespondenz mit seiner Braut war eine lückenhaftex ihm ging die Federgewandtheit ab und keine Briese erwiesen sich als wenig be riedigensd für die junge Dame. Sie athmeten sein völliges Aufgehen in seine mechanischen Probleme und wim melten von Ausdrücken wie Triebtrast, Schwerpunkt und Trägheitsgesetz, welk che siir Fräulein Muth meist unver ständlich blieben und ihr Jntresse nicht wachzurusen vermochten. Der Gedanke an eine Flugmaschine nahm fein ganzes Sinnen und Denken gefangen Er machte hin und wieder vage lndeutungen über seine Joeen und Entwürse, aber nur ein ausgespro chenes mechanisches Genie hätte ans seinen Fingerzeigen sich darüber tiar werden tönnen, was eigentlich in sei nem Schädel spukte. Es mag bestemdend erscheinen, dasz während der ganzen Zeit keine Silbe über ben Mord laut wurde. Busch bauer dachte in Wirklichkeit gar nicht daran, weil ihn als Genie erstens seine Erfindungen völli in Anspruch nah men und weil er ich zweitens fiir be rechtigt hielt, einen aufbringlichen Spion aus der Welt zu schaffen. Sol daten und Scharfschützen welche ein jelne Individuen aufs Korn nehmen, leiden auch nicht, mit seltenen Ausnah men, an Gewissensbissen Bösewichter haben in Wahrheit tein Gewissen und der Durchschnittsmensch hat nur ein sehr unvollkommen entwickeltes. Busch bauer lebte in dem Wahne, die Welt halte ihn süi einen zweiten Edison und der Gedante, daß- er seinen Freund ek mordet und verscharrt habe, erlosch all mälig in seinem Gedächtniß. Da tras ihn eines Tages ein Malen chlag. Seine Braut schrieb: »Ich sehe rnich Veranlaßt, Dir eine merkwürdige Mit theiluna zu machen. Vielleicht kannst Du mir Aufklärung darüber geben; solltest Du das jedoch zu thun im Stande sein, so begreife ich nicht, wa rum es nicht schon längst geschehen ist. Aber unsere Ansichten gehen manchmal so weit auseinander, daß ich oft be fürchte, wir passen nicht zu einander -—· doch darüber ein anderes Mal. Am Abend vor Deiner Abreise be fand sich der, dem Schnapsleusel ver sallene Schuster Thomas Schnell ver hältniszmiißi niichtern aus dem einr wege. Unge öhr halbwegs von einer Wohnung, in der Nähe des Obst ar tens am Kreuzwege, hörte er ein s ar rendes Geräusch,als ob ein alter, wacke liger Wagen über einen holprigen Fahrweg gezogen werde. Es war bei nahe Mrtternacht und der Mond war eben ausgegangen, als er einen blanten, blinkenden Gegenstand aus dem Obst garteu hervorkommen sah. Das Ding purzelte vom User des Baches runter, surrte und schnurrte im Wa er, stieg am anderen User empor bis zur Land straße und nahm seinen Weges-is zu dem nahen Teich, in welchen r Bach sich ergießt. Genau konnte er die Ge stalt nicht unterscheiden, aber sie schien ihm theilweise die Form eines Bootes und theils die eines Niesenslrebses zu haben, der eine Länge von etwa drei