Jus dkt alten Heimllly. Provinz Brandenburg. Sehdenich Erhängt hat sich auf dem Faltenthaler Plan der frühere Schneidetgeselle jetzige Kuhfiitterer Denker aus Zehdenick. Der Selbst mörder bat der Stadtgemeinde seht-es nick viel Geld gekostet, da derselbe hier seinen Unterstützungswohnsitz hatte und durch den ersten Selbstmordversuch zum Krüppel geworden ist« Derselbe ist auf Kosten der Stadt geheilt und viele Monate lang aufKosten der Stadt erhalten worden. P a n t o w. Zwei Radfahrer fuh ren auf der Chaussee als plöylich eine Heerde von 200 bis 300 Schafen im vollen Lauf auf sie zukam. Die Thiere kamen, eine breite Masse bildend, auf die Fahrer im spitzen Winkel zu, die Gefähtdeten wurden, trotzdem sie durch Schreien eine Spaltung in die Heerde zu bringen vers achten, zu Boden gewor fen und die ganze wilde Jagd ging über sie hinweg. Durch den Sturz war tei ner von ihnen beschädigt worden, doch wurden sie durch die Tritte der Schafe arg zerschunden und die Räder zer brachen. ProvinzOst-Preußen. S a a lfe l d. Es brannte das Ge fchäftshaus des Kaufmanns Gotdsteiin Die Bürgerschaft befindet sich durch die vielen Feuer, bei denen nie die Ent ftehungsursache entdeckt wird, in großer Aufregung Jnfolge der vielen Bräude hat sich jetzt auf Anregung des Bürgermeisters eine sreiwillige Feuerwehr gebildet. Als Brandmeister wurde Baumeister Kum mer Und zum Schriftführer bezw. Ieugwart die Herren Kaufmann Ja coby und J. G. Schulz gewählt. Also erst mußte es neunmal brennen! Nur keine Uebetstiirzung! Provinz West-Preußen E l bing. Der Gasanstaltsarbeiter Obersteinz der bei der Gasexplosion im Rathhause schwere Brandwunden da vontrag, ift seinen Berlehungen erle gen. T h o r n. Ein trauriger Unglücks fall hat den zweiten Vorsteher der hiesi gen Reichsbanistelle, Meter-, betroffen. Seine Gattin litt seit längerer Zeit cn Schwerrnuth; jeht stürzte sie in einem tin-bewachten Augenblick von dem Bal ton der Wohnung im zweiten Stock auf dastSteinpflaster und brach das Rück gra . Tiegenhof. DerJnfpeitor und zwei Arbeiter des Amtsvorstebers Dritt aus Gr. Mausdorf kamen vom Felde gefahren und sahen auf dem Wege, der nach Gr. Krebsfelsde führt, am Graben rande einen Stiefel und ein Werkzeug zum Sensenschärsem Bei genauerem Zusehen fanden sie im Graben, mit Kraut bedeckt, die gräßlich zugerichtete Leiche-eines Mannes liegen. Der linke Arm war aufgespalten und auch am Kopfe zeigten sich große Wunden. Da neben lag ein Spaten. Weder ist die Leiche erkannt, noch ist über die That selbst irgend ein Anhalt vorhanden. ProvinzPommern. Stettin. Jn der Parnitz beim hohen Bollwerk wurde die Leiche eines» sjiilykigen Knaben aufgefunden und nach der ftiidtischen Leichenhalle ge-2 schafft; sie ist als die des Sohnes CarlJ des Arbeiters Block, Große Lastadie,» erkannt worden. Das Kin war vor etwa acht Tagen von der Mutter nach dem Central-Bahnbof an der Parnitz geschickt worden, um seinem Vater Kas fee zu bringen; er war dort nicht ange kommen und seitdem vermißt. Man vermuthet, daß es in einen Kahn gestie gen und unbemerkt in das Wasser ge fallen ist. Jn der Oder bei Kurow wurde die Leiche einer 70 Jahre alten Wittwe Kriiger aus Kurow aufgefunden Ob Selbstmord oder Unglücksfall vorliegt, ift noch nicht aufgeklärt G a r z a. R. Den Tod durch Ver schüttung fand vor einigen Tagen im Kreideerch bei Durnsevitz der polniiche Arbeiter Cheiorosli. Sechs Arbeiter wurden durch herabstiirzende Kreide nrassen verschüttet, von denen fünf mit leichten Verletzungen davonkamen. Chetowski wurde als arg verstümmelte Leiche aus den Kreidemassen herausge zogen. · ProvinzPosen eutonrischel. Vor Kurzem R M in Paprotsch ein Mädchen von ei be- M, so daß er etwas davon ver sp — , TM mußt-. Pan damit starr- tm - «v ii r f die spznuecmrhsgaz Wei W stiegnmtn und Der-sann Kramp von hier, welche als diejenigen ermittelt und gefänglich eingezogen sind, die kürzlich den Schornsteinfeger » in die Küddow warfen. ist die Vorurt ; tersnchung wegen versuchten Todt schlags eröffnet worden. I ProvinzSchlesien. Königshiittr. Ein schweres » Unglück hat den aus der Gräfin Lautn Grube beschäftigten Arbeiter Anton Maniura ereilt. Derselbe tam in. der Duntelstundc nach seiner belegenen Wohnung. Jedenfalls von Durst ge plagt, ergriff er ein Wasserglas, in welchem seine Schwester 24 Nähnadeln aufbewahrt hatte, füllte es mit Wasser » und trank daraus, wobei er die 24 Na Ideln mitverschluckte. Einige derselben blieben ihm in der Kehle stecken. Tags daran wurde er in’s Knappschaftsla zareth geschafft. Nach schweren Leiden » verstarb der Bedauernswerthe. Bei der « Section fand Inan, daß die Nadeln in den Eingeweiden verstreut waren und an seine Rettung überhaupt nicht ge ; dacht werden konnte. J L i e g n i d. Erschofsen hat sich Ar H thur Bern, der Lehrling eines hiesigen i Colonialwaaren-Geschiiftes, im Betro I leurnteller seines Prinzipals, und zwar ; ohne jeden Grund. Der jugendliche ;Selbstmiirder stammt aus Parchwitz. Hioch unmittelbar vor der verhängnis jvollen That war er munter und guter Dinge. L I v i ne. Der Bergmann Freitag svon hier verunglückte auf der Mathil dengrube Westfeld in schwerer Weist-. Er wurde durch herfallende Kohle derartig verletzt, daß er bereits auf dem Transportwege nach dem Kranlenhausr seinen Geist aufgab. R u d a. Das 10 Monate alte Kind des Bergmanns Kur-et hier wurde von den Eltern mit der 10jiihrigen Schwe ster aus das Fensterbrett gesetzt und stürzte, als es einen Augenblick allein blieb, aus dem Fenster in den Garten hinab, wo es von der herbeigeeilten Mutter todt aufgefunden wurde . T a r n o w i tz. Jn der Rohrstuhl fabril auf dem Redensberg war ein tieizebnxiihriger Arbeiter Otto Metz mit dem Auflegen eines Transmissionsrie mens beschäftigt, als er von der Taus mission erfaßt und in Stücke zerrissen wurde. P r a u s n i n Der Stellenbesitzer Weißie aus Langawe bei Prausnitz qurde in dem nahegelegenen Puditscher Teiche todt aufgefunden Die Leiche nur mit Hemd und Hofe bekleidet Als man sie aus dem Wasser zog. bemerkte man-, daß die Pulsadern und der Hals durchschnitten waren. Es liegt Selbst smord vor. Der Beweggrund ist noch nicht ermittelt worden. W. stand im I besten Mannesalter und hinterläßt eine Frau und zwei Kinder. Prov.Sachsen und Thürin gen. Weißenfels. Bei Besta ist die Leiche des Bauunternehmers A. Zeh mser von hier aus der Saale gezogen worden. Ob der unglückliche Mann aus Kummer über sein schweres Leiden freiwillig in den Tod gegangen oder das Opfer eines Unfalles geworden ist, wird sich nicht mehr feststellen lassen. Bei der Leiche wurde der gesammte Ta scheninhalt mit alleiniger Ausnahme des Gelddeutels vorgefunden. G o s le r a. H. Der Fuhrmann Ehl von hier kam im Ockerthale auf eine gräßliche Weise zu Tode, indem er zwi schen feinem mit Bauholz beladenen Wagen und einem mtgegenivmmenden Schleifholszhrwerk erdrückt wurde. Der Verungliickte, der eine Frau und unversorgte Kinder hinterliißt, war so fort todt Schafft-itzt Beim Baden im Fabriiteiche erirank »das 5 Jahre alte Söhncherr des Fabrikschtnieds Nagel. Mehrere Kinder waren Zeugen des schrecklichen Vorfalles,dochionnte Leider dem unglücklichen Kleinen keine Hülfe gebracht werden. Rheinland und Westphsn len. H e r f o r d B. Der dreijährige Sohn des in der Mühte von Huth be fchiitigien Heizers Wemhöner stürzte in den Radewichet Mühlenkolk und er trank. Langerfeld. Ein Sohn des Hauptlehrers Schneider stiirzie so un glücklich von dem Gerüste des vierten Stockwerk-s in den Kellerraum, daß der Körper des Verungliiclten vollstän dig zerschmettert wurde. B a r m en. An der Kreuqu der Berlin-er und Bredder Straße wurde sengt 14 Jahre alwäddgeuäs Anärea ·, von einein , vo r hri in die lettgermmie Straße ein erfaßi tin-d til-erfahren Die Ver lesnnmg war aber agents-schwere daßj das W gehe . s Westereappecn Die siebzig( Ich-e M Im- W its-Its sich in einen W nnd ern-M. Podinz Schlestvig - Vol stein. Jßehor. Jn der Nähe des hiesi gen Bahnhofes wurde der hiesige Dach decker und Gelegenheitsarbeiter J.Möl ler todt aufgefunden. An dem Kopie befanden sich mehrere tiefe Wunden, die höchftrvahrscheinlich von Messersiichen herrührten, so daß anzunehmen ist, daß Möller an einer Schlägerei betheiligt ; gewesen ist und sich dabei die tödtlichen Verletzungen geholt hat. G l ii ck st a d t. Bei dem Schleusen bau zu Hollertvettern stürzte der oben « auf der Psahlramme beschäftigte Zim kmermann Schmool aus Süderau in E die Baugrube und blieb aus der Stelle todt. Grabenstein. Erhängt hat sich aus demFelde der Kaufman J. C. Pe tersen. Hannaver und Braun s ch w e i g. Ach i m. Beim Baden in der We ser ertrunken ist der aus Achim gebür tiqe 20-jäl)rige Schneider Heinrich Meyer. . B o m l e. Jn der FeldmarlBomte erhängte sich der 50-jährige Arbeiter Liberty aus Wittingen. Dransfeld. Die Wittwe Ro sine Gerte geb. Jeep wurde aus ihre-r Schlafkammer im Hause ihres Schwie gersohnes, des Tischlermeisters Justus Ludewig. erklingt ausgefunden L e be. Hinter dem Aue-Spiel bat sich die Ehesrau Wilhelrnine Caroline Olschetvsli geb. Meyer erhängt. Mecklenburg und Olden burg. Broolstreet. Jm Löninger Broolftreet hatte die Heuerlingssrau Cloppenburg eine Leiter zur Hille be stiegen: unten spielte ihr Kind. Als die Frau sich nach dem Kleinen umfah, wurde sie schwindelig, stürzte herab u. brach das Rückgrat Neben ihrem spie lenden Kinde gab die arme Frau bald ihren Geist aus. R o st o el. Fel. Hedwig Dragen dorss in Rosiock, die Erzieherin des Dichters Grafen v. Schael war, isi im Alter von 90 Jahren gestorben. Königreich Sachsen. P eg a u. Jn. der Nähe des Pul verthurmes erschoß sich der 17-jiihrige Seminarist Amelang aus Began. Grün-de sind nicht bekannt. Pirnm Ein verhängnißvoller Schiffs-Zusammon ereignete sich bei Tetschen, indem dort das Dampf schiss «Austria« mit einem Kette-eisum pser der österreichischen Nordwest SchiffsahrtsMsellschast zusammen rannte. Das Dampsschifs erlitt am Vordertheil einige Beschädigungem hatte dann aber noch das Malheun nachdem Gegendamps gegeben war, ei nen in demselben Augenblick thalwiirts saht-enden beladenen Kahn eines Zeh ! denicker Schiffe-es derart anzurennen, Edaß lenterer vollständig Habarie »r E litt. Das Dampfschiff, welches nur z T Frachten an Bord hatte, konnte später E seine Reise nach Dresden fortsetzen. i P la u e n. Der wegen Sittlich E leitsverbrechens verhaftete Fuhrwerk-Z E besitzer Dietsch aus Greis hat sich in ei t ner Zelle des Gerichtsgesiingnisses er hängt. i l g s ( « - 1 s Königreich Bauern. Marltdreit. Aufsehen erregt-, T ’ hier der Selbstmord der 35 Jahre alten E Schreinersehefran Grötsch, die den Tod in den Wellen des Mains suchte. Motive waren-Furcht vor einer Ge richtsverhandlung wegen verläumderi scher Beleidigung und Kränkung da rüber, daß der Beleidigte und Privat kläger, der Bäckerrneisier Hühnertorzf, die Klage trotz aller Bemühungen der Bis-klagten (öffentlichen Widerruf u. s. to.) nicht zurückziehen wollte. Saal. Schmied Anton Schmilt stürzte beim Aufladen auf dem Felde vorn Wagen und erlitt hierbei so s chine re innerliche Verletzungen daß erTags darauf starb. Seligenstadt. Der bekannte Gutspächter Johann Constantin Fi scher von hier ist infolge Herzschlag-s gestorben. R he i n p f a l z. Ka serslautern Ohnma fchinenrneisier Dürr wurde im hiesigen Bahnhof überfahren und sofort getöd tet. Diirr war 73 Jahre alt und wollte in zwei Tagen in Pension treten. S i J n g b e r t Ein unglückliches Opfer der Petroleuwlxxplosiom Frau Angeln Lovisa, ist durch den Tod Von ihren schrecklichen Schmerzen erlöst worden. Srendlingen. Ein hartnäcki ger Selbsimörder ist der anrAnfang der 70er Jahre stehende A. Schiner. Erst hat sich derselbe auf dein Kirchhofe er hängt. Er wurde in's Leben zurückge rnferk Am selben Tage wurde er in das Landmnlenhmis nach Darmsladt verbracht. Dort wurde er nach eini gen Tagen als gesund wie-der entlassen. Nun wurde der Lebensmiide abermals, und zwar in der Nähe des Gestüts, er hängt aufgefunden diesmalaber war der Tod bereits eingetreten. Königreich Württemberg R o t t w ei l. Jn Dunningen, hie sigen Oberamts, gerieth das zwei Jahre alte Mädchen des Metzgers Fal ler an eine etwa z Meter hobe, mit Wasser gefüllte Gelte, fiel in dieselbe und ertrant. Blaubeuren. Jneiner hiesigen Cementfabril ereignete sich ein sehr schwerer Unglücksfall. Ein jüngexer Arbeiter Namens Federle von Geryon sen kam einem Transmissionsriemen zu nahe, wurde von demselben erfaßt und mit aller Gewalt in’s Triebwert gerissen. Den schweren Verlesrcngem die der Bedauernswertbe dadurch er litt, ist er sofort erlegen. Aulendorf. Jrn Manöver auf dem Lechfeld liegt der Einsiihrig-Frei willige Unteroffizier Buck, ein Sohn des erst kürzlich verstorbenen Bahn hofsreftaurateurs Buck, von einer Gra nate getroffen, schwer darnieder, wäh rend ein weiterer Mann todt auf dem Platze blieb. Großbottwar. Der 9-jiil;rige Sohn desJohannAuracher, einesWeins gärtners hier, fiel in einer Scheuer durch das Garbenloch auf die Tenne herab und so unglücklich auf den Hin tertopf, daß ·er starb. Großsherzogthum Baden. Oberwolfach. Philip Herr mann und dessen Ehefrau Franziska Bonath begingen das Fest der diaman tenen Hochzeit. S ch ö n a u. Die Nachricht über die polizeiliche Einstellung des ganzen Rathhausbaues ist unrichtig. Weder haben sich die Kellergewölbe gesenkt, noch hat sich die hintere Mauer gegen den Garten ausgehaucht Es sind nur kleine Unregelmäßigkeiten an einer in neren Mauer vorgekommen, die, wie jeder Fachmann wissen wird, bei jeder größeren Bauausführung eintreten können. Die Ausführungsiosiens des Rathhausbaues belaufen sich ferner nicht auf 100,000 Mark, sondern sind wesentlich niedriger. Oesterreich-Ungarn. Karlsbad. Arn 28. August ist den Karlsbader Kurgästen mit fri schem Schnee ausgewartet worden-. Ein leichter Schneefall soll die dortige Um gebung auf kurze Zeit in ein blenden des Weiß gehüllt haben. Kr a i a u. Der hiesige Universi tätsprofessor Dr. Anton Rosner ist an herzlährnung plötzlich gestorben. Pest. Ein Dampfbahnwagen, der in’s Rollen gekommen war, fuhr in die Menschenmenge hinein, welche eine Mi litiirkapelle begleitete. Dabei wurden zwei Personen getödtet urw zahlreiche andere schwer verletzt. S ch w e i z. A a r g a u. Zur dreihundertjähri gen Judelseier der Scharfschiitzenge sellschaft Aarau wurde ein mehrtägiges Schätzenfest veranstaltet Den Glanz vunlt dieses Festes bildete der Fest zug. SömmtlicheGruppen brachten die verschiedenen Zeitalter, von der Rö merzeit bis zur Gegenwart zur Dar-« stellung. Dieses Jubiläumsschießen gilt der Erinnerung an ein Gesellen ichießen, das vor 300 Jahren in Aarau abgehalten wurde und von mehreren damaligen Schüsengesellschasten aus den heutigen Kantanen Aargau, Bern und Baselland besucht worden war. Protokoll und Absendliste jenes Schir ßens sind noch prächtig erhalten. Fabrikant Karl Landolt gerieth, als er mit Reparaturen am Motor be schäftigt war, mit der elektrischen Lei-» tung in Berührung und wunde sofort getödtet. Der Verungliickte war erst. 35 Jahre alt. ’ --«.- — Der Verlust. --—.-—.-· Von Julius Nemahelm Herr Glaßmann ift Mitglied eines der vornehmsten Klubö der Residenz. Er spielt gern und findet, wie er sich ausdrückt, jeden Abend den grünen Tisch gedeckt. Er ist ein reicher Mann, und dirs Spiel regt ihn angenehm auf. Man schätzt ihn sehe als eine erfreu liche Erscheinung unter den Mitglie dern, denn er ist immer bei guter Lau ne. Die Klubmitglieder sind sehr sel ten bei guter Laune, denn sie sind mei stens Verlieren Wer verliert, ist ver stimmt, und wer gewinnt, will sich niibt durch oussallend gute Laune verrathen Auch scheint dem Gewinner diese Zu rltckhnstung geboten, weil er weiß. daß er die Verlier-er durch seine gute Laune nnr noch mehr oerstimmen würde. Der in Spielerlreisen blühende Galgenhus mor lyit den Sah von foagwtirdikier Gestalt erfunden-: Spiel ist ein Laster, wenn man nicht qewinnt Herr Glaßrnann spielt hoch. Aller dings spielt er nur hoch in den Augen derjenigen, deren Mittel nur bescheidene Säße gestatten. Die sehr stndigen Ki bihe sagen diesen Mitspielern auch. daß si-, wenn sie ein Zwanzig-Mart stiick rislirten, ebenso hoch spielten, wie here Glaßmann, wenn er tausend Mart s«tze. Das war richtig. Ja, das Verhältniß mußte wohl auch bei einem noch bäheren Risiko des Herrn Glas rnann bestehen. Denn Herr Glaßma tn zuckte nicht mit der Wimper, wenn er einen seiner hohen Sätze verlor, nnd ohne ejn Wort der Klage verließ er den Klub, wenn er eine Summe verloren hatte. von der er es unter den allezeit schlagiertigen Kibitzen hieß, von ihr länne eine Weberfamilie einen Monat lang leben. Das sollte eigentlich hei ßen, daß sie bei einem selbst leichtsinni gen Leben mindestens süns Jahre da von leben könnte. Herr Glaßmnnn sreut sie nicht übermäßig- wenn er ge winnt, und ärgert sich nicht ausfallend, wenn er verliert. Weder ein großerGe winn noch ein großer Verlust ändert et was an seinem Leben. Er spielt täg lich, weil ihm das Spiel zur Gewohn heit geworden ist, und sagt sich: Was ih heute gewonnen habe, kann ich morqu wieder verlieren, und meinen heutigen Verlust larn ich morgen durch etwas Glück wieder vollständig ausgleichen Es war spät geworden, als er heute den Club verließ. Auf der Straße wir der Tag sebon sast lebendig. Herr Glaszmann wurde von einem seiner Freunde bis zur Droschle begleitet »Du bist heute aussallend verstimmt,'« saate der Begleiter, »hast Du viel ver loren·’« »Ich bin ganz zusrieden,« antwortete HerrGlaßmann mit einem Ansluge von guter Laune. »Es hätte schlimmer sein können Dies Baccarat haßt mich seit einiger Zeit. Die letzten Schläge tosteten mick heute zwischen zehn- unt siinszehntausend Mark· Genau weis ich es nicht. es kann auch etwas mehr sein.« ) »Es ist eine runde Summe. ich möchte sie haben,'« wars der Freund sin. »Das bestreite ich nicht,« warf Herr Glaizmann bin, »aber dieser Ver-Just verstiznmt mich nicht. Das fehlte noch, daß mich ein Verlust wie der heutige verstimmte! Gar nicht. Dann diirste ich überhaupt nicht mehr spielen, denn in der letzten Zeit verfolgt mich das Pech, daß es schon nicht mehr schön ist Jch bin brutal angeschossen. Zum Glücke rechne ich nicht. Nein, lieb-r Freund, wenn ich wirklich ver-stimmt bin, so bat das einen anderen Grund.« »Dari man ihn lennen lernen?« »Ich denle iiber etwas nach," sagte Herr Glaßmann, ,,iiber etwas reibt Aergerliches Denke Dir, ich habe ei nen Thaler verloren und weiß nicht, wo und wie. Jch weiß ganz genau,das-. ich ihn gestern im Portemonnaie hatte. und heute Morgen war er nicht da. Jst habe ibn also verloren, aber, so sraae ich mich,wic kann man einenThaler aus dem Portemonnaie verlieren? Dar über denke ich nach und ich lann nicht dabinterkommen.« Der Freund lachte. »Du has: ihn also verloren, Glasz mann. Das ist doch höchst einfach Wie und wr- Du ihn verloren hast, das ist doch absolut gleichgiltig. Er ist eben weg. Ueber die näheren Umstände dieses nichtigen Vorganges nachzuden ken, das ist doch wirklich nicht derMuhe werth; Jch dachte Wunder, was Du mir zu ivertrauen hattest. Na, gute Nacht und lasse Dir was Angenehmes von dcrn virlorenen Thaler träumen, zum Beispiel, wie ein armer Mann, der diesen Silberschat gehoben hat, sich mit Hilfe desselben einmal ordentlib satt iß. und zum Nachtisch den Verlie rer seanet. Ein holder Traum. Gusse Nachtl« Herr Glaßmann schloß die Thür der Droschle Der Gedanke an den Thaler verließ ihn nicht« Unwillliirlich suhr er mit Daumen und Zeigefinger in die Westentasche, als könnte da der Thaler sein, weil er dieGewohnheit hatte, dann und wann einiges Silbergeld in die Westentasche zu stecken. Aber er hatte im Laufe des Tages wenigstens schon; zwei Dutzend Mal vergeblich hineinzie-i arisfen und nichts gefunden, als ein-us Zahnsiocher. Durch seine Gedanken schlich fortwährend ein: »Es ist desh äraerlich!« Vor dem Einschlasen las er noch ein Abendblatt. »Ja dumm!« rief er, als1 er es sattwars. Aber dies unfreundli che Wortvaar hatte nicht etwa irgend ei ner telegraphischen Depesche gegolten. Es war der Verlust des Thaler-, den Herr Glaßmann als zu dumm bezeihs wi , e. » Am andern Morgen beim Frühstlick W saß er still seiner Frau gegenüber, die ihn plöylich fragte: »Fehlt Dir etwa-i« »Ja« sagte er, »ein Tshaler.« Seine Frau lachte. »Da-nie Dir, mein Kind,« fuhr Heer Glaßtnann fort, »ich weiß genau, daß ich vorgestern einen Thaler im Port monncic hatte. Jch sehe ihn förmlich darin liegen. Und gestern, nun, ge stern ist er fort. Jch habe ihn verloren. Wo? Wie? So was ist mir noch nie passiri. Was sagst Du dazu?«« »Nichts,« antwortete seine Frau, in dem sie wieder lachte. »Hm ist h?n, und teLn Leid bringt Gewinn,« citirte sie noch zum Uebersluß. . »Das scgst Du so,« meinte Herr Glaßmann. Pause. Dann fragte er plötzlich, wie von einer großen neuen Jdee erfüllt: »Unser Diener und das Hausmiidchrn sind doch ehrlich?«' «Aber!« — rief Frau Glaszmann, um auszudrücken, daß die Frage ihres Gatten zwei Menschen verdächtige. Die sie fiir absolut ehrlich hielt »Man darf doch fragen,« meinte ru hig herr Glaßmanix »Es ist zu riith selhaft, auf welche Weise der Thaler verschwunden sein« kann. Das ich ihn verloren habe, das scheint festzustehen. aber wie? Aus dem Porternonnaiek Ich spiele doch aus offener Straße nicht mit dem Portemonnaie. Aber der Thi xer ist fort, es ist rein zum Verzwei eln!« wieder die Dame des Hauses. »Be freunde Dich mit dem herben Verlust und sei künftig vorsichtiger mit Deinem Gelde, dann wird lein ähnlicher Schmerz Deinen Lebensabend triiben " Mit diesen munteren Worten ist die Diskussion geschlossen. Am selben Abend oder richtiger- in der Frühe des anderen Morges sifgt Herr Glaßmann wieder die Treppe des Clubtmuseä hinab, begleitet von seinem Freui de. Leise pfiff er das leichtfer tige Auftrittslied der Lola in der »Ca valleria«. »Du bist ja gut aufgelegt,« sagte sein Freund zu ihm, »das freut mich. hast Leute wohl besser als gestern ab geschnitten?« »Ich und besser abschneiden." ant wortete Herr Glaszmann. »Das giebt es bekanntlich nicht-" »Hast Du wieder verloren?'· »Allerdings, aber mäßig. Jch bin « mit dem so sehr beliebten blauen Auge s davongetommen. Als ich mit cito-i Idreitausend Mart hineingefallen war, iertliirie ich mich fiir befriedigt, freute ) mich, daß es nicht mehr geworden und f betheiligte mich nicht weiter. Du siehst, smeine Ansprüche an die Verluste sind i bescheidener geworden. Wenn ich ei » nige Tausend verloren habe, dann b ! danke ich mich bei meinen lieben Baru I ratbriidern siir daß genossene Vergnü E gen und lasse meinen Platz einem An ’ dein, sein Glück zu versuchen.« f »Seht vernünftig,« sagte der Freund ;energisch. I »S-i nicht kindisch, Akt-ex 1achee«"«i s »Aber Du willst wissen,« schloß Herr T Glaszmann, als sie bis zur Droschte ge kommen waren, ,,weshalb ich so gut ausgelegt bin. Jch habe Dir gestern ja von dem Thaler erzählt, den ich verlo ren zu haben glaubte und der mir zwei Tage lang wie ein Mühlrad im Kon her-umgegangen war.« »Mensch,« sagte sein Freund, »tann denn dieser Thaler nicht zur Ruhe kom men?« »Die dunkle Geschichte ist zu meiner großen Freude aufgekläri.« »Wie ich heute Abends aus dem Hause gehen will, bringt mir mein Die ner einen Thaler, den er in meiner We stentasche gefunden habe. Jch war starr. , »Jn welcher Westentasche?« sragte ich ihn. Daraus sagt mir der Bursche, er habe beim Säubern meiner Garderobe gesunden, daß sich etliche Knöpfe an· der Weste, die ich getragen hatte, gelockert hätten, und er habe mir daher eine andere schwarze Weste hin gelegt. Eben nun habe das Hausmiid chen beim Ausbessern den Thaler ge funden. Wie mich das freute, das kannst Du Dir nicht denken« Allerdings nicht,« erwiderte der Freund. »Aber Du giebst doch zu,'· sagte Herr Glaßmann, »daß es höchst ärgerlich ist, einen Thaler, von dem man weiß, das-J man ihn besessen hatte, aus der Tasche heraus zu verlieren. Ein Thaler ist und bleibt ein Thaler, für den man je denfalls etwas Nühlicheres taufen kann, als das Bewußtsein, ihn verlo ren zu haben. Das mußt Du einse hen. Du gehst doch sonst nicht leicht sinnia mit Geld um· Jch wenigstens bin sehr froh, daß ich den Thaler nicht verloren habe. Gute Nachtt« »Gute Nachtt« Und vergnügt suhr Herr Glas-wann davon, ohne genau angeben zu können, ob er heute im Club etwas mehr oder etwas weniger als dreitausend Mark verloren hatte