Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 25, 1896)
Die Mauer-. Minore-te von Julius Renard (Paris). I. Sie waren sich böse oder gut von ganzem Herzen und jedes Vierteljahr hatten fre eine Woche lang Streit mit: , einander. Ein-e Zeit lang waren sie die besten Nachdarinnen von der Welt, und plötzlich schienen sie einander gar nicht mehr zu kennen. Alsbald machte sich dann Frau Morvaud dar-an, die Fehler ihrer Nachbarin, Frau Gagnard, aus zuzahlen Bei dieser arbeitete die Zun ge vielleicht nicht so leicht, aber dafiir gelang es ilfst am häufigsten, die Letzte beim Nachaeben zu sein-. Enlvlich lächel ten sie einander wieder zu. Frau Gag narid wurde zu einem Besuche eingela den und betrat die Wohnung ihrer? Nachbarin, wo sie von Neuem die Sau- « berkeit der Fenster, des Osens, derä Lade, des Geschirrs und vor Allem des« Wassereimers bewunderte, der so einla dend glänzte, daß man vorn Ansehen Durst bekam. »Wie stelien Sie es nur an, Alles so sauber zu halten? Bei mir ist es immer so schmutzig. Dies log sie, um die Andere auszu forschen. »Bei anen,« antwortete Frau Mor vaud, ,,lönnte man glauben, Sie leckten die Möbel ab." Und so tauschten sie Komplimente M, ohne ihrer Würde etwas zu verge Aus der Thürschwelle gerieth Frau Gagnard nochmals in Elstase vor dem Mistbaufen der Morvauds. Er war viereckig, glatt und regelmäßig geformt Pfähle und Baumzweige hielten ihn zusammen. und man konnte über eine sehqu gelegte Planke hinausgehen, Inie aus eine Bühne. Lassen Sie sich bald bei mir sehen, Schatzsp sagte Frau Gagnard. »Jet. komme bald!« antwortete Frau Morde-un 2. Worüber sie sich an diesem Tage ent zweit hatten, brachte das Dorf nie in Erfahrung Die Einen behaupten, die Gagnard hätte einen Eimer Spülwaffer in den gememfamen Hof ges chiittetz die Art-dem-h zn den-en der Schulmeifter ge hört, berichten, die Morvaud hätte ih rer Nachbarin einen Korb fauler Aepfel, Vielleicht unabsichtlich, zwischen die Füße geworfen. Und was geschah nach her? Die Gagnard zerbrach mit einer Mistgabel einer Gans, die ihr nicht ge hörte, beide Beine, und die Morvnud drehte einem Gänserich den Hals um, ohne das Recht dazu zu haben. Und dann machten sich Beide tapfer daran, ihre Stimmen zu gebrauchen. Die Morde-nd schalt und die Gagnarts fchimrfta Die Morvaud lief in den Hof, raffte Dinge auf, die sie fallen ließ, um sie wieder aufzuheben, und zerkratzte sich mit aufgeregten Fingern das Ge sicht. Jhre einzige Beschäftigung be stand darin, laute Schreie auszustoßen die nicht set-r harmonisch, aber recht kriegerisch flangem Häufig näherte sie sich der Feindin, indem sie ihre nach dem Gesicht der Gagnard zuckean Hände hinter dem Rücken festhielt. Und auf ihren rothen Kopf, auf ihren Hals-. auf ihre Schultern hagelten wie eine Die-Weiße Douche die iochenden Schirnpfworte der Gagnard hernieder. Diese blähte sich auf wie ein Trut hahn, wenn sie so mit getreuzten Ar men, keuchend vor Wirth ihre Gegnerin anfchrie. So standen sie einander ne geniibsr. heulten und zeierten und wa ren nahe daran, vor Zorn zu platzenx If Z. Die Morvaud zog sich aus dem Hof zurück und betrat die Schreinerwerk statt ieres Mannes. Sie warf sich auf die Hobelsptilxne und blieb lange Zeit liegen, ohne ein Wort zu sagen. Sage-. nicht klebte sich an ihr schweißbedecktesj Gesicht Sie drehte sich mechanisch ei-? nen Ring ans einem Hobelfpahm Mitl trockenen Augen seufzte sie von Zeit zu seit, daß es iaft wie Schluchzen klang. Phtttpp Morvausd sah nicht nach ihr hin. Er war ein kaltbliitiger Mensch nnd brachte fein Leben mit Nachdenken . BLenn er ein Brett gemessen hatte, o ums-, er ed noch einmal, unsd wenn er —· sie-selbe Länge fand, dachte er nach. Be » sonder-s aber dnchte er nach, wenn er ei J" sen Sarg machen mußte. Dann nahm et seine Maße, ohne die Leiche zu her-Ih m, need er zitterte in allen feinen Fa · fem. toenn er dachte, er kiinne am Ende i . staat-h arbeitern sodaß man den Tod - nuiainrnentnicken mtisse »Das kann nicht lo Wesens stöhnte » die Winden-d dumpf. W erwies-nie keine Siche. Er Nie ein Wirt M vor sich nnd - tM text m den tin-Wink eue, W er ein case schlei. Dann saht sein Hob-I rasch darüber hin, undt schaffte die Buckel in dünnen Streifen weg. »Dieses Leben isi nicht zum Wust-al ten!« sagte die Morvaud und fügte hinzu, es müsse ein Ende gemacht wer den. Philipp widersprach nicht, stimmte »aber auch nrcksi bei. Er begann nachzu denken. Die Morvaud setzte ihm die Sache auseinander. Sie war ruhig· und um gerecht zu erscheinen, insultirte sie Nie-ianden. Sie räumte ein, weder sie nocki die Andere war sehr sanfmii thi·g. Sie batte nichts dagegen. Zuge geben, auf beiden Seiten ist man im Unrecht. Wenn man sich nicht mehr vertrat-en kann, geht man eben am be sten auseina nder. »Nun, was sagst Du dazu, Phi !ipp?« »Dannerwetter.« sagte Philipp, »lehr’ ilpr den Rücken !« »Wenn si-: aber zu mir spricht Z« »Gieb leine Antwort!« »Damit sie mich Gans schimpft!« »Dann gieb es ihr zurückt« sagte Philipp. »Wenn Du einer langen Stanae alte Lumpen anzögest und die Vogelfchmckie in der Nacht vor ihrem Fenster aufstelltest, würde die Gagnard sich am Morgen gehörig ärgern. Man kann es wenigstens versuchen. »Du thust mir leid!« sagte die Mor band. »Dannerwetter!« sagte Philipp. Der Fall interessirte ihn. Gern hätte er einen anderm Rath gegeben, aber er hatte keinen. Er nahm seine Pfeife stopfte sie. unsd da er inmitten seiner Hobelspähne vor Feuerngahr Angst hatte. begann er ernsthaft und ruhia talt zu tauchen. Von Zeit zu Zeit schob er die Pfeife in den andern Mundwin tel oder nahm sie ganz heraus, spuckte auf den Boden, trocknete sich die Lippen und schien im Begriff, etwas zu sagen. Es war ein falscher Alarm. Einmal nahm er seine Brille von der Nase, legte sre feierlich zusammen und deponirte si in einer sauberen Ecke der Hobelbanl Man bäitte geschworem er sei zu einem Entschluß gekommen. Die Marvand warteie. Aber Philipp wartete eben salls. »Weißt Du was," sagte endlich die Frau des Schreitens-, »ich habe eine Jdee.« Sie hoffte, daß Philipp antworten würdet »Welche?'« Philipp schwieg. »Und ich lkabe nur Deinen Rath ver langt um Dir zu zeigen, daß Du noch dummer bist als ich.« Philipp· dachte nicht daran, seinen Hammer zu ergreifen oder überhaupt eine nach Revolte schmeckende Bewe gung zu machen. Er hatte schon andcre Dinge angehört und kannte sdie Frauen, seine eigene nicht ausgenommen Di Morrartd aab es auf, feine Effekte ber auszullügeln, sondern befahl einfache »Du gehst zu Gagnard und verstän digst Dich mit ihm, eine Mauer zu bauen, die den Hof in zwei Hälften theilt, boch genug, daß ich die Pers In nicht mehr Zu sehen brauch’, aber nicht zu hoch, so daß ich den Hahn auf dem Kirchtbum sehen kann, denn ich hör besser das Messeläuten, wenn ich den Hahn betrachte.« l »Das wird theuer sein," sagte Phi ipp. »Gagnard muß die hälfte bezahlen Er hat so viel Nutzen davon wie wir. Jeder Hat dann feinen eigenen Hof." »Die Sache gefällt mir nicht sehr,« gigte Philipp. »Gagnarsd ist ein guter erl." »Und mir gefällt die Sache seh-r gut,« ; erwiderte die Morde-nd »Und dann, toor allen Dingen gehst Du mir von » heute an Deinem Gagnard aus dem Wege-« »Er bat mir nichts gethan.« »Es schickt sich nicht, dasz die Männer gut Freund bleiben, wenn es die Frauen nicht mehr sind. « »Drine Feindschaft wird nicht lange dauern.« »Nun hör’ aber auf, Philipp. Wenn Du das noch einmal sagst, werde ich ernstlich böse. Wahrhaftig ich wollte lieber mit unserem Schwein gut Freund sein, mit unserm Schwein« »Ja. was soll ich da zu Gagnard sa gen? »Saq itskn, Du wolltest nichts mehr mit einem Dreiliiseboch zu thun haben, dessen Beine aufhören, wo bei anderen Leuten die Knie sitzen.« »Na, na,« meinte Philipp. »Jawohl, sechs Zoll lange Watschel beinex hast Du etwas dagegen?« Sie reckte sich auf, gar Schlacht o-·» reit, und die Hobelspalme uni sie her zitterten und bebten Philipp feste sei ue stille wieder auf und besichtigte das Brett, ob noch Umbenheiten da seien Willst Du nicht still sei-M sagte er mehr tragend als drohend Unbill, wenn ich will!« t, dann rede weiten« · Seit er die Jahre der Vernunft er reichtbatte, warernichtmehriusorn gerathem unid die Jahre der Vernunft hatte er bereits vor seiner Heirath er reicht. Die siegreiche Frau fiillte ilrre Schürze mir Hobelspähnem was sie nie unterließ, wenn sie die Werkstatt ihres Gatten betrat. Am Abend leuchtet und wärmt ihre Flamme zu gleicher Zeit. Dann ging sie davon. 4. Die Unterhandlungen zogen sich in die Länge, denn Theodule Gagnnrd war ztzsar kein böser Mensch, aber er hatte die Angewohnheit zu sagen: »Das kommt darauf an.« Jn Folge dessen war es schwieriger-, den Plan für die Mauer feitzustellem als sie zu-.banen. Zu Anfana schlug Philipp eine »so nie idrige Mauer vor, daß eine Ente hätte darüberspringen können, unsd jener jBacksiein mehr schien ihnen unter JSchmerzen aus dem Leibe gezogen zu ; werden. ; »Mir-lieu Toir die Mauer einen Meter hoch und damit gut,« sagte Theodulr. »Dann geben sie sich Ohrfeigen dar iiber hinweg,« sagte Philipp. »Dann noch eine Backsteinlage,« ent schied Theodulr. »Sollen svir Mörtel nehmen?« »Mir scheint, man könnte einfach eine trockene Mauer hinstellen.« »Unsere Weiber schmeißen sie mit den Schuttern zufammen«, sagte Philipp· Theodule ließ den Kopf sinken und sagte etwas lauernd: »Deine Frau hat die Jdee gehabt Mir scheins, Du könntest die Geschichte bezahlen.« · »An-r Freund,« erwiderte Philipp und machte eine Handhewegung zuerst als fegc er etwas, vielleicht die Mauer, von dcr Erde weg, und dann, als werfe er ein-its Anderes gen Himmel. Dies bedeutete ohne Zweifel: »Wenn das der Fall rit, dann möge meine Frau die Deine nach Luft rölten und in kleine Stück-nen- rcißen.« Theodule war nicht eigenf··nnig nnd verlanget nur, daß ein Papier unter-zeichnet würde· Natürlich würden sie die Mauer selbst bauen. Das war billiger und die Mauer würde je denfalls schöner. Jeder gab dem An dern nach, und das stimmte sie weich. Sie waren untröstlich darüber, daß ihre Reundschast bedroht war, denn auch die Gagnard hatte zu ihrem Theo dule ·c»isagt: »Dir wirft mir den Gefallen thun, auf der Stelle Streit mit ihrem Mann anzufa:iger., nicht wahr-?a »Das ist ein Unglück!« sagte Philipp. Beil-e wollten nichts von einem Ende ihrer Freundschaft wissen. Beide saßen im Geneinderath und stimmten stets miteirsander, und obgleich der Eine groß nnd der Andere klein war, schätz ten sie einander gleich hoch. Sie verab redeten. sich böse zu stellen und sich heimlich zu treffen. Der Eine wiirde ein wenig mit dem Kopf nicken, der An dere wurde dies Zeichen verstehen, und dann würden sie sich beide im Hinter zimmer des Wirthshauses treffen. Dieser Ausweg tröstete sie, uan Beide riefen. »Ac- die Arbeit!" Bei der Arbeit halfen die Frau-n tapfer mit. Sie präsidirten bei der Auf zeichnung der Baulinie und machten sich späte: nützlich. Die Morvaud reichte ihrem Gatten eine volle stelle und sagte: »Da, Lipp!« Und die Gagnard brachte einen Back iiein und sagte: »Hier-, Dule!« Sie redeten voller Liebe zu ihr-n Männern, um sich gegenseitig zu zeigen-. wie gut ihr häusliches Leben war, und heimlich dachte eine Jede: »Da siehst Du es, wie glücklich mein Mann mit mir ist, und das beweist, dafz von urisr Beiden Du die unt-erträg liche Person und die Schuld an tun Streit bist' Auf-,erdem gaben sie dem Bedürfnis nach, sich an eine andere Person anzu schlieizein wie dies die Regel ist, wenn man einen Freund aufgiebi. Ueber die sen Liebtosnngen hatten Mowaud und Gagnard nicht die Kraft, die Frauen wegznjager, unsd waren so verwirrt daß sie togar die Kosten des Märtle ver-gaben 5 » Sie arbikieten drei Tage lang. Als H am driiten Tage Alles beendet und ein .Velohi-ung verdient war, gab Willst-n «Morvaud das verabredete Zeichms Theodule Ekagnatd zwinlertemit dem Auge. und tsimi schlich sich Einer nach dem Andern fort. Sobald sie weg wa ren, weilten die beiden Feindinnen Be sitz von der Mauer ergreifen. Die Mor vaud stellte eine Hühnetleiter daran um ein-: kleine Relognoszitnng vor-u nehmen, und im nämlichen Augenblick wo ihr Kopf übe-e der Mauer erschien zeigten sich die Haare der Gage-card auf der anderen Seite. Dies war ihnen un angenehm, aber trosdem verhatkzenz Beide in ihrer Stellung denn sie wa ren davon Eil-erzeugt, dazu das Recht m haben Philipp und Theodnle hatten die Mauer oben hübsch glatt und eben gemacht. und dies brachte Frau Mor vaud auf die Idee, da oben ihre Blas rnentörfe auszustellen, uin in Zukunft statt der unangenehmen Gestalt ihrer Nachbarin Rosen und Reiten vor sich zu haben. Die-s war eine gute Jdee und gesiel der Gagnard so sehr, daß sie als bald las Beispiel ihrer Nachbarin nach ahmtc und ebenfalls ihre Blumen her beibrachte. Ohne ein Wort zu sagen, fingen die beiden Frauen an, Jede an einem an deren Ende der Mauer, ihre Töpfe ani zustellen, und rückten so einander im mer näher. Plöhlich entwich ein Topf aus den Händen der Morvaud und roll te aus die Gagnarg zu, die ihn zur rech ten Zkik auffangen konnte. »Danie!« sagte Frau Morvaud. Bitt-sk« erwiderte Frau Gagnard Das- war trocken, aber höflich. Sie konnten natürlich ihre Blumen nicht alle a-- demielben Platze aufsiellen, s on dern mußten einander näher und näher kommen. Schweigend arbeiteten die beider Frauen, als zwei hohe Maßliebz litausxchen sich begegneten und ihre trüb schen deichen zusainmensteckten. was nicht ohne einen Schauer von Blüthen bliittchcn abging. Schnell wurden sie getrennt und Eine machte der Anderen Platz. »Nein, nein," sagte Frau Gagnard. »Ist-ch, s:ellen Sie Ihren Ton da hin,« erwiderte Frau Morwaud, denn ihr hatte dii Feindin den letzten Gesal len gethan und sie mußte sich revanchi ren. Die Wagnan gab nach, rächte sah aber einen Augenblick später. »Was,« sagte sie in mürrischem To ne,« Sie verstecken Jhre arme Reseda hinter meinen großenDahlia und glau ben, die Sonne könne dort dazu tax-i men. Der Stock muß dort ver-derben »Er sieht gut vons ,,Acl; was, Sie verstehen nichts da von.«· Und mit gewaltthätigen Händen er griff sie die arme lleine Reseda nnd stellte den Topf allein für sich auf einen schönen sonnigen Platz Das war ein Signal. Eine überließ der Andern die besten Plätze und es schien, als ob alle Töpfe der Einen nach der Seite der An dern auswanderten Und das ging so lange fort, bis Frau Gagnard mit feuchten Augen und etwas gedruckter Stimme sagte: »Was-ist man doch so dumm manch mal!« Und Frau Morvaud antworteten-U nicht alles aus den Frauen sihen su lasset-: »Unsere Männer sind diimmer als wir. Die haben die Mauer gebaut, nicht wirt« » »Und wrnn man jetzt mit einander plaudern will, muß man den Umweg da herum machen,« sagte Frau Gag nard, und obgleich »da unten« eine Thür lautr- drei Schritte von ihnen war, zeigte sie mit ausgestrecktem Arm aus sen fernen Horizont »Als ob das für immer unsd ewig wäre,« fing die Morwaud wieder an, »man zanlt sich, weil man sich gern hat zur Abwechslung zur Unterhaltung Weshaib sind wir uns eigentlich böse geworden? Wissen Sie es? Jch weiß es wahrhaftig nicht. Nein, meine Freun din, das geht über meinen Horizonts am set-ten Sonntag war hier keine Mauer, und jeht ist eine da, eine hohe Mauer, zwischen uns Beides-U »Ein schön-e Mauer, meiner Treu,« erwiderte Frau Gagnard, »ich könnte so ein Männchen mit dem Fuß umsto ßen!« «Mein Schah,'« sagte Frau Mor vaud ohne Weiteres und breitete ihre Arme aus, »geben Sie mir einen Kuh, und dann holen wir unsere Blumen wieder herunter: Ich habe eine Jde2!« Noch- einek Das- war die dritte, die iriinende Jdeel W J 6. i Philipp und Theodule kommen vom Wirihshaus zurück. Sie hatten ge nug getrunken, um ihre Ueber-einkauft zu vergessen und Arm in Arm zu gehen. an dcc Gefahr hin, ihre Frauen zu cr zuknm »Ich denke nach,'« Philipp. »Viel l leicht lassen sie uns jetzt in Ruhe.« »Das kommt darauf an,« antwortete The-wille ,,A!ik was-W fragte Philipp beantw higt. , ,,O, das kommt darauf an,« wieder zholte Jsheobule und wiegie fein zwei ifelndes haupi hin und her. »Wenn Ewir uns jetzt trennten?« »Wir haben Zeii,« sagte Philipp «(.7-I ist kein Mond und kein Stern am Himmel. Sie können uns nicht sehen.« Die Dunkelheit und der UmstanDH daß st: beide zusammen, die Frauen » aber anderswo waren. machten ihnen WI ,,Dar-:mk karmst Du Dich verlasserg,« sagte Philipp, »wer-a mich meine Aste Eärgerh so werde ich sie schon zurecht idrechseln.« »Siill!« sliisterte Theodule, und bei de bild. en sich plötlich nnd schlichen dann wie Jagdbunde auf einer Fähre leiie und behutsam vorwärts »Was machen sie denn eigentlich?« fragte Philipp. »Das kommt darauf an,« erwidertei fein Genosse, und Beide blieben stehen» und schaut n dem Treiben ihrer Frau en zu. Träumten fie? War es ein Gaulelspiel der nächtlichen Dunkelheit oder die Wirkung des Weins, den sie getrunlen l;ntten? Gebiickt standen Te bewegungssos und tauschten anzusam menbängensde Bemerkungen aus. »Das ist ein Frauenzimmer!« »Da hört doch Alles auf!«» »So eine Geschichte!« Aber anstatt sich auszurichten und drohend ·au5 der Finsierniß aufzutau chen, wie zwei tüchtige Ebemönner Ins Zwei Ebeweiber, die Priiael verdienen, setzten sie sich auf den Boden, iibernJM tigt vor Erstaunen. Vor ihnen, ganz in der Nähe, stan den die Mcrvaud und die Gagnard, die Eine mit einer Spitzbacke, die An dere nsit einem Brecheisen, keuchend wenn ein Stein zu feft saß oder wenn ein Brocken Mörtel ibnen in’ö Gesicht spritzir. zuweilen Nase an Nase und immer Herz an Herz, voller Eifer, und rissen heim Schein einer kleinen La terne die Mauer ein. « .- » .... Anf dem Lande. » "Uovellette von Guy de Maupassant. Am Abhange eines Hügels in der Nähe eines kleinen Badeortes standen dicht neben einander zwei Hütten, de ren Besiher in harter Arbeit den un fruchtbaren Boden beackerten, um ihre Kleinen zu ernähren. Jede Familie hatte vier Kinder. Vor den beidsn Thüren krabbelte der kleine Hauer vom Moran bis zum Abend· Die bei den ältesten waren sechs Jahre und die beiden tleirtsten ungefähr fünfzehnMo nate. D(.s erste Häuschen, das vor Der Station de. Bäder von Rolleport lag, wurde von der Familie Tuvache be wohnt, die drei Mädchen und einen Jungen hatte; das andere beherbergt die Vallins, die ein Mädchen und drei Jungen hatten. All das fristete sein Dasein von Suppen," Erdäpseln und der freien Luft. Um sieben Uhr Morgens, dann Mittags- und des Abends, versam melte die Familie ihre Kleinen, um sie abrufiirterin ungefähr, wie Gänsehir ten ihre Thiere zusammentreibenf Die Kinder wurden der Reihe nach vor den lactirten Holztisch gesetzt, der ieit fünfzig Jahren im Gebrauch war Das kleine Schmutzfintchen reimte kaum mit dem Munde an den Tisch. Man stellte vor sie eine große Schüssel, in der man Brot mit Wasser aufers weichi hatte unsd worin sich Kohl mit Zwielseln gekocht befand. Die gam Gesellschaft asz, bis der Hunger ne stillt «onr. Die Mutter sütierte selbft das Kleinste. Ein wenig Fleisch isn Topf war des Sonntags ein Fest für Alle, und der Vater, der sich an die isem Tage länger der Ruhe hinan-» Ewiederholte oft: »Ich möchte es wohl alle Taae so haben.« An einem Nachmittage im August hielt einmal ein leichtes Gefährt vor den beiden Hütten, und eine junge Dame, welche selbst tutschirte, sagte zu dem Herrn,der an ihrer Seite saß: »O, sieh’ :nal,Heinrich, diesenHaufen von Kindern, wie reizen-d spielen sie im Sande heruml« Der Mann antwortete nichts, denn er war an diese Art Begrifterung ne wiihnt, die einen Schmerz und fast ei nen Vorwurf fiir ihn ausdrückte Die Zunge Frau fuhr fort: »Ich möchte tie nnarmen!« Ach, wenn ich doch eins haben könnte, das da, das al lerklernite!« Unt. damit sprang sie vom Wagen-. lief zu den Kindern, nahm eins der jüngsten, dasvon Tuvaches, umarmte es und tut-te es so leidenschaftlich aus die schmutzian Backen, aus die blonden Haare. die von der Erde unordentlich und feucht geworden waren, und auf: die Händchem daß es sich sträubte vor diesen ungewohnte-i und übertriebenen Liebloiungen ; Daan stieg sie wieder in den Wagen kund fuhr davon. Aber sie kam schon tin der folgenden Woche wieder, fette ifich mit zur Erde, nahm das Schmutz sintchen in die Arme, stopfte es mit Kuchen, gab den anderm Bmäons und spielte mit« ihnen wie ein Straßen iunae, während ihr Mann geduldig in feinem kleinen Wagen wartete. Ihr Name war Frau Dem-h von Ohr-bietet Eines Tor-ex als sie wieder aekom men war, stieg ihr Mann mit ihr sa ammen vom Wagen herunter, nnd hne sich bei den Bälgern die sie jetzt schon tanrtem aufzuhalten, traten beide in die Wohnung der Landieuke em. Diese wandten sichganz verwundert um, gaben den Gästen Stühle und warteten dann auf ihr Begehren. Schiießlich begann die junge Frau mit stockender, zitternder Stimme: »L:-:k«e.Leute, ich komme, um euch zu spsechem weil ich —- ich möchte — ja, ich möchte euren tleinenJungen — ich möchte ihn mit mir nehmen« Die-Bauern, die ganz verdutzt waren und nicht verstanden, antworteten da rauf nichts. Sie schöpfte Athem und fuhr fort »Wir haben keine Kinder, wir sind allein. mein Mann und ich — wir wer den ibn pflegen —- wollt ihr?« Die Bäuerin begann zu begreifen-. ;Sie sagte: »Sie-wollen uns unsern Charlot nehmen? Daraus wird nichts!« Herr von Hubieres unterbrach: »Meine Frau hat sich schlecht ausge drückt. Wir wollen ihn adoptiren, aber er wird euch besuchen. Sollten wir doch noch Kinder bekommen-, wird er gleichmäßig mit ihnen theilen. Sollte er indessen nicht unsern Wün schen sntivrechen, werden wir ihm, wenn Or mündig ist, die Summe oou zwanzigtausend Franken geben« die sofort bei unserem Notar deponirt wer- , den soll. Unid da man auch an euch ge dacht bat, wird man euch bis zu euren Tode eine Renie von hundert Franken monatlich aussetzen. Habt ihr wohl verstanden?« Die Frau hatte sich ganz wüthend er -hoben. »Was-r Jch soll kaen venCvarZoi verkaufen? Nein! Das ist ia nett: so etwas einer Mutter anzubieten, ach nein! Das- wäre ja eine Niederträch tigtert.«« Der Mann sagte nichts, er war ernst und nachdenklich, stimmte aber seiner Frau mit einer kräftigen Kot-share gung.;:1. Frau von Hubieres war sehr betrof fen und sing an zu weinen und sich an ihr-en Mann wendend, stammelte sie: »Sie wollen nicht, Heinrich, sie wol len nicht« Daraus machten sie einen lentenVers such »Avcr liebe Freunde, denkt doch nn die Zukunft eures Kindes, an sein Glück, an —« Dis Bäuerin schnitt ihnen empört das Mart ad: »Um-B ist gesehen, alles gehört, alles iiberlegt —- Gehen Sie, psui!« Beim Herausgehen bemerkte Frau v Hubieres, daß zwei ganz kleine Kinder da waren. und sie fragte unter Thra nen mit der Hartniickigteit eines eigen sinnigen und verzogenen Kindes, das niemals warten mag: »Aber das andere Klein-e gehört doch-. nicht ruch?« Der Vater Tuvache antwortete: »Nein, das gehört den Nachbarn.« Und er aing in sein Haus zurück, wo man die Stimme seiner empörtenFran immer noch hörte. Dis.l Vallins saßen gerade bei Tisch nnd ais-en gemächlich, währen-d Je Stücke von Brot in einer Schüsset rie ben, die zwischen ihnen stand. Herr von Hubieres begann wieder mit teinsen Vorschlägen, aber unter schmeichelhaster Einleitung, mit Vor sicht und List. Die beiden Landleute schüttelten den Kopf zum Zeichen ihrer Abweisung, als sie aber hörten, daß sie hundert Franken monatlich erhalten sollten, überlegten sie, fragten sich mit den Au gen und waren unschliissig. Lange schwiegen- sie unter Qualen und Zweifeln. »H-. Mann, was sagst Du dazu?« Er meinte in feierlichem Ton: »Ich sage, daß das verächtlich ist." Frau von Hubieres, die vor Anaft zitterte-, sprach daraus von der Zutunit des Kindes, von seinem Glück, von all dem Gelde, das es ihnen später geben xtönntr. Der Bauer fragte: »Mitt) die Rente von zwölfhundert Franken bei ’nem Notar versprochen?« Herr von Hubieres antwortete: »Aber gewiß, schon morgen-" Jetzt nahm die Frau, die die Sache überlegte, wieder das Wort: »Hundert Franken monatlich, das ist nicht genug, um uns unsern Klei nen zu rauben-. Jn einigen Jahren wird das Kind schon arbeiten. Hun dertundzwanzig Franken müssen wir schon habest« Frau von Hubieres, welche vor tits geduld fiebrrte, bewilligte sie sofort, nnd als sie das Kind aufhob, gab sie ihr hundert Franken zum Geschenk, wahrend idr Mann etwas Schristli che- aussetztr. Der Bürgermeister und ein Nachbar-. die sosort gerufen wurden. dienten gern als - . « Die junge Frau trug glücksteahlend