Des letzte ,,Gaudeamus.« f Inst Münchener Stadentengefchichte von M. cangenderg. Mir war damals recht wehmüsipig »Im das Herz, als ich München ver jfsen solltet Als ich, ein Norddeut cher, dorthin kam, um mich als »s-zu sis juris« immatriluliren zu lassen, da kam ich, offen gestanden, eigentlich weniger »Studirens« halber, als onl mehr deshalb, um Ihr-Athen mit pei nen Kunstschätzen und der lockenoen Nähe des Hochgebirges kennen zu ler nen, und wohlweislich hatte ich mir dazu ein Sommersemefier ausgewahlt Und nun waren aus dem antiinglrch in Aussicht genommenen Einen Seme ster deren vier geworden; mit Ehren trug ich die Burschenmiitze eines Mün chener Corps und gar manches-mal hatte ich an den, den Eingeweihten wohlbekannten Orten meinen blanten Schläger gegen den eines Gegners ce xchwungen und manche frohe Bursche ahrt an den Starnberger- oder Arn niersee mitgemacht. Jch hatte die schö ne Stadt an der rauschenden grünen ar von Herzen lieb gewonnen treue reunde dort gefunden und angenehme ’ nerungen hatten mir so manchen Ort geweiht. Alles das sollte ich nun aufgeben-, Korpsbriider und Burschen band, Schläger und Fechtboden, Kneipe und Kasseehaus sollte ich verlassen! Aber die Zeit drängte; ich stand nicht mehr fern vom Staatsexamen, und. dieses konnte ich als Jurist nur auf ei- I Jler heimathlichen Landesunioerfitätl ablegen, die ich also nunmehr, der »Noch gehorchend, nicht dem eiacnent Triebe«, zu beziehen mich anschickte « Man wird jeyt die stille Wehmuth begreifen, mit der ich dem Abschied ent gegensah. Außer mir verließen da - mals noch zwei Korpsbriider das Korps als Jnaktive, und es war vor auszusehen, daß die Abfchiedslneipe ziemlich lebhaft werde würde, da außer mehreren in München sich aufhaltenden . Jnattipen auch einige »alte Herren« daran theilnehmen wollten. Natürlich würde auch Muct nicht fehlen. Muclt L»FUU, guter Geselle mit den ehr-l lichen, treuen Gesicht, ich reiche Dir tm Geifte die Hand, und jefh wo ich DelnI gedenke, steigt die alte, chöne Zeit erftk recht lebhaft vor mir auf. Mir ist, als i hörte ich Dein dröhnendes Schmollisx oder Deinen mächtigen Baß. mit deml Du, gleichsam »de profundis«, ·das; Handelt-mus« oder den »Landcsvatcr« I Mstkmmkkik ich sei-e Dich. wie Du Ists « . « er sk« «en»«« Untzngestalt out sneiixz JEAN-in sitzt-syst als mein Setzlndants sehen inir b assem Muttersohnchen» andeft und mir zuflüstertest: ,.«Jiur "tne Angst, mein Junge, For einem bischen Blut! Bier macht«A-les· wieder l quil« un ich sehe Dich, wie Dun» Ge» lficht strahlte, als der »Unpakte33ikk;e derkiindete, daß »Abfuhr« auf»c-—eite»n meines Gegners wäre, und ich l)ore.»svr«e« Du mir zuriefst: ·Ein paar »Blutig·e st Du, aber ein verdammter Kerl bist Fu! Aus Dir tann noch was Oze kchgdiegzvekdmij — IIIin Mcx Atuu war ; Ein Student, ein Mensch mi: einem Herzen-, rein und treu wie Gold, und mit einem Gerniith, so kindlich und Zank-« wie ich’s nie wieder bei einem Manne gesunden habe. Als ich in das Lords ,,einsprang«, hatte Mart schon eine erileckliche Zahl Von Semestern hinter sich; er besa eine gewisse Anla ge zum »ewigen tudenten«. Beim Schlögelklang und Becherklang siikklie er sich am wohlsten. Seine Eitern, de ren einziges Kind er gewesen, hatte er schon frühe verloren und sie hatten i« m ein bedeutendes Vermögen hinterlassen, iiber das er jetzt unbeschränkt verfüan konnte. Er studirte Medizin, aber Vom Collegienbesuchen hielt Freund Mark nicht viel; das überließ er uns- »Ja-h jen« und sagte sich: ,,Wozu soll ich da m’3 Colleg gehen? ’s ist ja doch immer Halle Semester dasselbe! Singen wir lieber ein Gaudeamus!'« Und so geschah es, daß Freund Muck ein Gaudeamus nach dem andern fang, daß ein Semester nach dem andern über sein Haupt hinzog, daß der sun gen Füchse, die ihn »in litteri5« über holten, eine erkleckliche Zahl wurde, ohne daß der hemooste Bursch-. sich zu energischem Studiren entschloß. Plötz lich aber —- es war im letzten Semester meines Münchener Aufenthalts-war Biuck inaktiv geworden. ,, t wird gearbeitet!« hatt-: er la sen ch gesagt. Sämmtliche Burschen nnd Füchse hatten ihn starr angesehen, nnd wäre es nicht am frühen Mitaran --gmflesen, als dieses erschütternde Wort " sit-gesprochen wurde, so würd-: nan 1 thue Zweifel dein Bacchus die Schuld daran gegeben haben. Aber das ging f- doch nicht; Muck war fast feierlich ernst und keiner der Füchse wagte da « her, auch nur eine Miene zu verziehen Mel l nun eini e Tage lan III der Kinekipfåckicicht sehen-? Aber seht-Z ele- — M M M kam et wieder IF « regelmäßig wie früher, fast noch regel mäßiger. »Man muß sich nach der Arbeit doch eine Erholung gönnen!« sagte cr dabei. »Wenn Ihr Füchse so-gearbeitet hättet wie ich, so würdet Jhr auch Durst ba ben und Euch nach ordentlicher Gesell schaft sehnen!« — Die Füchse aber pflegten bei solchen inhaltsschweren Worten des bemooiten Hauptes verständnißinnig sich zuzu löchelnx denn sie wollten beobachet ha ben, daß Muck’s »Arbeiten« darin be stand, daß er sich aus der Staatzbi bliothek einige medizinische Werte ent lieh, würdevoll und mit feierlichem Schritte, die Bücher Unter dem Arm, einige Male die Ludwigstrasße vom Odeonsplay bis zum Siegesthor aus und abging und dann bei sich daheim die Bücher attfgettappt auf seinem Schreibtisch legte, vhne ihr behagliches Stillleben etwa durch eine frevelhaite Neugier nach ihrem gelehrten Jnhalt zu stören. So alsa munkelten die Füchse unter einander, und es gab — ich muß es lei-» der aestehen — auch mehrere »dierehr-; tliche« Burschen, die solchen Gerüchten d vollständig Glauben schenkten, weil sich Idas Gegentheil davon nicht mit aus freichender Sicherheit feststellen ließ; das einzige bestimmte, entgegenftehende Zeugniß, dasjeni Muck’s, wurde, be s onders von den Zeuristem als im höch sten Grade anfechtbar hingestellt. Je denfalls lag, setbst siir die läubigften Naturen, über Freund Mu ? »Arbei ten« ein geheimnißvoller Sch!:icr, den selbst seine wort- und tugendreiche Yauswrtthm uns gegenüber nicht zu lusten vermochte. " »Viel zu Hause,« pflegte sie zu sa gen, »ist der Herr Doktor nicht« —— alle Studenten werden von ihren Wir-thin nen »Herr Doktor« titulirt —-, »aber Morgens trintt er immer Koffer zu Hause!« Diese Gewißheit beruhigte uns außerordentlich, wenn uns etwa der bange Gedanke beikommen wollte, daß Freund Muck sich bei seinem »Arbeiten« überanstrengen und Schaden thun könnte. Jm Uebrigen wußten is iri ziemlich genau, wo er sich tagsuber auf: ; hielt: auf dem Fechtboden und auf der Kneive, und wo zwei oder drei aus un- . serer Verbindung sich zu fröhlicheml Thun zusammen»thaten, da konnte man " auch mit zweifelloser Sicherheit den au« ; ten Muck mitten unter ihnen, und nicht — als den letzten, antreffen. Aufs Tief ste mußte es natürlich sein couleur treues Gemüth betrüben. als er erful-r, daß am Schlusse des Semesters nicht weniger als drei Burschen ausscheidens wollten« . s « w enie Je- , Wink-ers meinte er und i » « · · i es auptp »1VM" · dachng sei-n wüxdb ericeiite hat« s« « das Kotps sp We . . Hi ich doch wohl wieder attw mer«-ers M » sen, bis ver tungzsstschszqchs ne- »et ausgemauiert hat Uud in des That trug Fittich mit die sem decnten umsomchh je näher der Schluß des Seinesiers heranrückie, Und gewisserrna en, um uns zu zeigen, ! mit welcher Wii e und Resignation er sich in das ihm unvermeidlich Schu nende zu fügen wissen werde, begann er bereits jetzt, seine berühmten Gange zur Küniglichen Bibliothet auf» ein äußerstes Minimum einzuschranten und weniger Bücher, als vordem, be decken seinen Schreibtisch. « ,,’n Morgen, Mutt! Wohin willst iDU,d-vp?«, . . , . ; »Ja-r Hm: Brechen vummem, dann Frühschoppen machen!« »Bist Du in der Bibliotlket gewe sen Z« Er sah mich mit einem Blicke an. als zweier er an meinem Verstande. »Willst Du Dich über mich lustig machen?« fragte er mich mit unfagba rer Verachtung im Ton. »Wer wird denn jetzt am Semester fchluß noch Bücher aus der Bibliothek holen ?" »Na, ich dachte nur -—«—— —" »Unsinn! Was Jhr junges Vol Euch im sogenannten Denken leistet, das übersteigt alle Begriffe! Das Deu ten, mein Junge, muß man in sehr ho möopathischen Dosen gebrauchen, sonst wird's schädlich! Das sage ich Dir und darum darfst Du es ohne Weiter-es glauben!« »Schon gut, mein lieber Mucik Du bist im Uebrigen ein trefflicher sie-ji« »Das will ich meinen! Nie fallen die Gassen, über denen das Münchener Kindel thront, einen Würdigeren! Und ich werde dafür sorgen, daß sie dieses Glückes für’s Erste auch nicht beraubt werden sollen!« Eben wollte ich mit einer launigen Bemerkungsentgegnem als ein geilen der, marterschütternder Schrei an un s sere Ohren drang. Wir sahen nach der Richtung hin, woher er erklungen war. Ein schweres Unglück war geschehen. Ein kleiner Junge von sieben bis acht Jahren hatte sich an zwei Pferde eines auf der Straße haltenden Wagens- her angewagt von denen das eine Thier plöilich autschlna nnd den Meinen so unglücklich was, daher Untend und zl ohnmiichtig zu Boden stürzte-. Man trug den Schwerverwundeten in ein nahestehendes Haus; händeringend kniete ein blasses, abgezehrtes Weib ne ben dem Kinde: seine Mutter. Wir traten hinzu. Der arme Kleine blutete furchtbar aus einer tlaffendexi Kopswunde. « »Es ifi schon zu einein in der Nähe wohnenden Arzt geschickt worden,« sagte uns ein Gendarm, ,al-er’ die Herren find ja in diesen Mun den fast alle auf Praxis unter wegs; und bis man das Kind in die Klinik transportirt, verblutet es sich unterwegs, wenn ihm nicht sofort ein Nothverband angelegt werden kannt« Der Mann hatte offenbar recht. Hier mußte, wenn nicht das Schlimmste ein ; treten sollte, sofort die Blutung gestillt Jwerden. Wenn man eine kundige Lunrd in der Nähe gehabt hätte! »Sag’ mal« Mach kannst Du das nicht?« fragte ich. · Er sah mich faft erschrocken an. »Jch?! Ja, eigentlich follte ichs können — aber —- ich iann’s nicht!« . Und dabei machte er ein so trauriges; Gesicht, wie ich’s noch nie bei ihmi bemerkt hatte. Minute auf Minnii-; te verrann, stumm standen die Arn-e- I senden neben der fchluchzenden und händeringenden Mutter. »Arme Frau," sagte der Gendarm, »es ist ihr einziges Kind!« »Wo wohnt sie denn ?« fragte Mutt Der Gendakm nannte die Adresse· Endlich, end-ich kqin km Arzt! ,E;t war sehr ernst, als er das Kind faci legte einen Verband an und aab dann Befehl, den Knaben in die Klinit zu schaffe-d — —- —— — Jch war etwas überrascht, als gegen Abend Freund Muck in meiner ,,Vude" erschien. »Weißt Du was,« sagte er zu mir, »wir wollen in die Klinit gehen und sehen, was der Junge macht! Er thut mir furchtbar leid! Und dann kannst Du ’mal ein Goldstück in Deiner Ta fche losmachen —- ich hab«s auch ge than; es soll für die Mutter sein« sie wird's gebrauchen können, glaub ich!·· »Du bist ein Prachtmensch, Muck!« entgegnete ich, ihm freudig beistim mend. Er antwortete nicht gleich; sinnend « sah er vor sich nieder. Erst nach eini gen Augenblicken nahm er das Wort-, »Es ist doch wirklich eine verte«« M geschichte, wem- mcm bei so -« » gl; , bei stehen muß und nicht « (-««s"k II Man kommt sich oerfl - NJM . EIN-I in der Welt vort« stacht metmsigT HEFT-r MU« ia te ich. »Die-» Has Mors . .«.it, der orfall von uesäte M ehr nachdenklich gestimmt( -. tun ja,'« gab er zur Antwort, »ich WårdI nie ver essen, wie das arme klei ne Würmchen Fa blutend dalag und die Mutter um ihren Liebling weinte und jammerte! Wahrhaftig,«s setzte ers-ei aufathmend hinzu, »so ein alter Stu dent glaubt gar nicht, wie furchtbar ernst das Leben ist! Aber nun ttzu mir den Gefallen und beeiie Dich ein wenig-Du bist heute von einer Lang samteit, als gälte es, faures Bier aus satt-intean l »Ja- mutz may over ooco ertrag av bürsjen -—« ; »Ach was! Bei Nacht sehen alle Katzen grau aus, und draußen ist ein z Hundewetter, daß sich kein Mensch Da E cum kümmert, ob Du abgebürstet bift ! oder nichk!" — · s Muck hatte recht. Als wir aus vie . Straße traten, pfiff uns ein schneidend Italter Märzwind entgegen und trieb uns Schnee un Regen in das Gesiisjt So schnell wir auch vorwärts schritten, es fröstelte uns doch, und wi:« waren froh. als wir in dem angenehm our-it ,wärmten Korridor der Klinil ange kommen waren. Ein Herr trat uns entgegen. Un . sete bunten Mützen verriethen uns ihm « als Studenten und er vermuthete kocht in uns Beiden Mediziner. ,,Wünfchen Sie den Professor X. zu sprechen?« fragte er. »Nein,« entgegnete Musk, »wir su chen hier einen Patienten, über dessen Befinden wir gern Näheres wissen möchten!« »Dars ich fragen, wen Sie nceinen?« »Gewiß!« meinte Muc. »Es ist der Zunge, der heute Vormittag in der udwigftraße von einem Pseroe ge schlagen worden ists« »Oh, der arme kleine Kerl! Da kann ich Jhnen die genaueste Auslunft ges ben —- freilich leine gute: er liegt be reits im Todeskampfe! Der Blutdu lust war für das arme, schlecht genaht te Bütschchen zu stark —- er ist nicht zu retten! Wäre bei dem Unfall gleich kundige Hülfe zur Stelle gewesen, so wäre der Junge zweifellos gerettet worden! Jeder junge Mediziner in den ersten Semestern pflegt s o etwas zu können, und ei muß ein eigener Un fkern über dem Bei-litten geschwebt ha ben, daß gerade zurskritischen Stunde kein thziget in der Nähe war. So ist fett keine Rettung wehkl« Ich sob, wie Mnck zusammen-neun und eine tiefe Rührung über fein brau 7 F H nes und narbenbedecktes Gesichthuschtr. Er trat an den Assistenzcirzt -—— ein sol cher war der Herr, der uns Bescheid gegeben — heran und sagte mit beweg-; ter Stimme: ! »Sie irren, Herr Doktor, wenn Siex glauben, daß tein Mediziner an der! Ilngliicksstätte zugegen gewesen wäre! Es war doch Einer da — aber ein Faullenzer, ein Bummler, der nichts gelernt hat« als Kneiplieder tu singen und auf die Mensur zu ehen. der aber aus diesem Vorfall sich eine Lehre fiir’s »ganze Leben genommen hat!« . Jn diesem Augenblick trat »F ci nem der Krankenzimmer eine Frau, iweinend und schluchzend hervor. Wir J erkannten sofort die Mutter des verun glückten Knaben wieder. Dem Umsta ien nahe, kam sie aus den Afsistenzarzt zu. »Er ist todt!« stöhnte sie. Der Arzt fiihrte sie zu einem Stuhle, in dein sie zusammenbrach. Muck nahm seine Börse, in der ich mehrere Goldstücke blitzen sah, und schob sie der Bewußtlosen in die Tasche. »Ich kann ihr den Jungen nicht er fehen,« sagte er leise. »Aber ich will ihr helfen, die Sorgen zu tragen — das, meine ich, bin ich ihr schuldigs« Er wandte sich an mich. »Komm’,« sprach er. .,Laß uns ehen! Jch ertrage den Anblick der prau nicht mehr! Sie mahni Mich -in —- — an meine Ver angenheiti J « aber — ich will die Zukunft sebent« Und festen Schrittes, erhabenen Hauptes schritt er an meiner Seite aus « der Klinil. Lange sprachen wir kein Wort. Plötzlich blieb Freund Muck stehen; eine ernste Entschlossenheit lag aus sei nen Zügen. »Du feierst heute Deinen Abschied,« sagte ck. » Es Wird Zciiz daß wh- In die Kneipe gehen! Ich gehe mit, »z wvhl mich heute das Schickka aus ki nem fange-streben Träume zu kipmi Mischlossmm Mann «."imgeichmiedeti hat- Wshkhastig ich hätte nie ges dqchjs Paß Ich sp ".nst werden könnte « W Ich W bin-! und wenns-k- nichi ges-? que Deinen Leqfchied qäue, so Fluge iss mcht Huk Kuttipd So aber maq’"g«« VFUUI.sp·-n —- zum letzten Male sollenj Ye « um Lieder erllingen und soll der " sp-chlsger blißem und drum skniin ,I mein Junge, zum letzten ihm deu: " mu5!" —- — , Er hat Wort gehalten· Heute ift Freund Muck ein gesuchter und ge schätzter Arzt, ein geschickter Cl)iriirg,; dessen sichere Hand schon Manchen being Tode entriß-. aus dem ,,Stuthen wurde ein Mann im schönsten Sinne des Wortes. — Grüß’ Di Gott, alter, treuer Ge selle, und griiß’ Dich Gott, alte viel-; liebe Stadt an der grünen Jsass die Du uns Männer werden sahst! A y-—«—— Von Reindold Crontkeinr. Seine-ersteEt1e. . i l l Alle liebten ihn. Wenn si: Abends-A zusammenfaßen auf der Veranda der Kantine, wo die große Petroleum lampe über dem weiten, runden Hei-« noratiorentisch qualmte und die weiß getünchten Wände hell erleuchtete, wo Tausende von Mostitos und allerhandl Stechfliegen saßen, zwischen denen diev flinken. kleinen Hauseidechsen herum-J huschten urn sich einen fetten Bissen aus uwiihlen —- und er war noch nicht« da, So fehlte eben Jemand. Von hier aus sahen sie hinaus in die schillernde Bai von Samarang, wo das lichtariine Wasser des indischen Ozeans lich in weiter Ferne mit den dunklen Batzen vereinte, wo die Sterne imFirmameni, · wo man das ewige Flammen der feu-« erfpeienden Berge beobachten kann. Aus der ganzen großen Garnison kamen sie allabendlich zufammen. Alle« europäischen Natione waren vertreten; alte französischk Ttvupies — cnfants » ele- gibt-me, wie sie sich selbst mit Vor-Ä s liebe nannten —, die in Italien undl 3Mexito, in China und in Afrila und« gegen die Deutschen getämpft hatten,l zneben den Deutschen, die in jener Zeit. snoch vielfach das Eiferne Kreuz aus« der Brust trugen. Ein alter Kerl wars dabei, der in den Jahren 1849 ——«.TI ge gen Jellachich sein Vaterland Ungarn ! vertheidigt hatte und er es hier glücklich so weit gebracht hatte, keine Stirn-he mehr sprechen zu können. Er behalfs sich mit einem Kauderwelfch, welches· jeweilig aus dern Deutschen und Un-l grrischem dem Französischen und! eutfchen, dem holländischen undMa-i laiischen zusammengesetzt war. Und Englander und Spanier. Dänen nnd Rassen, Czechen und Deutsche. Schwel zer und Italiener, Polländen Belgier und sogar ein Tür e war unter ihnen. Alle saßen sie friedlich bei einander und sie trauten ihren Ge , ernsthaft, wie es sich für ernst fte Kriegsleute gebührt. Aber fröh wurden sie erst, wenn er kam. Nicht etwa, daß er oteli Aufsehens von sich machte —- im Eli-« genthetl er faßte zum Gruß leicht · an« - , l isein Köppi und drängte sich dann an die Seite seines Freundes, eines alten Sergeant-Majors, von dem die soda -nischen Frauen sagten, daß er teinen Mund habe, weil der dichte Schnur-r bart und der rothe Vollbart, der ihm bis aus sein ledernes Säbeltoppel her abwallte, diese nothwendige Oeff nung durchaus verdeckten. Er selbst war das Gegentheil des Bärtigen. Schlant und geschmeidig war er, noch ganz jun , und wenn er eine Meinung versucht, so betrachtete man das immer als die entschuldbare Extravaganz ei ner weitherzigen, wohlwollenden Na tur, welche, da sie sich mit einer gewal tigen physischen Kraft vereinigte, teine Beachtung verdiente. Wenn er sich dann niedergelassen hatte, so legte er mit unnachahmlicher Eleganz und Grazie seine beiden Beine auf den Tisch, blies den Rauch aus der Stroh cigarette von sich und bestellte sich bei dem japanischen Diener ein ganz gro ßes Glas Genever. Und alle die alten Gur eln wunderten sich, wie der junge Bu ch trinten konnte. Aber erzählen konnte er noch besser. Tausend Schnur ren, erlebte und erdichtete Abenteuer, alte Witze, die dort neu waren, spru-; delten ihm von den Lippen, und wenn! er Jemandem am nächsten Tage einen Dienst erweisen konnte, so war er im mer bereitwillig am Plane. Dei-»wegen liebten sie ihn und sie wußten auch, daß er sich längst das Kreuz verdient hats-, gber er sur-ach nicht davon, son dern er lachte hoc-nichts wenn die Rede daraus lam, und wies spöttisch init dein Daumen tiber die Schulter dort hin, wo das Osfiziers-Casino lag. Nit türlich, die goldenen Sergeantenstrkh sen hatte man Ihm gesehm man konnte Mchk gut anders. un deäwegen saß er auch Zier trotz einst kurzen Dienstzeit in dit er erlaii en Gesellschaft. Doch ein ganz Mikeker war er, wenn»er die Aussicht hiitke iiber die Unteroiiiiiers und ,MLciD-.’nschaststantine. Dann saß er ruhig an einem besonderen Tisch, er hatte den Sturmriemen von . muri-i Kappi herabgeschlagen und spielte ge lassen mit seiner silbernen Säbelquaite. Wenn sich aber drüben aus der anderen Seite des Gebäudes die Mantiss-stiften schlugen, so ging er ganz still hinuber und wars, ohne ein Wort zu sagen, den oder die Rädelsfiihrer unsanit zur Thür hinaus· Und wenn sich diese Sünder im Straßensande wieder san den, so rieben sie sich das Genick ·und auch andere Körpertheile und schlichen beschämt nach Hause, weil sie .rsu«.r«iten, daß er sie niemals anzeigen wurde. Deswegen liebten sie ihn eben. An dem großen runden Tisch aber hatten sie ihn immer gehänselt, weil er den javanischen Mädchen nicht nach lief und weil er sich niemals in eine Liebelei eingelassen hatte. Das hatte er immer ruhig angehört, er hartem lächelt. wie etwa ein Weltweiser lawrln l würde. Jm Nothsalle aber, wenn die; Sache zu arg wurde, legte er« etwas: lärmend seine Faust aus den Tisch und; dann hielt man mertwiirdigerwcise die ganze Angelegenheit nicht mehr sur cr wähnengwerth Seine Abneigung ac gen die braunen Frau n war nainiich deswegen so merkwürdig, weil es in der bolländifch-ostindischen Armee iedem Soldaten frei steht, sich eine eingebore ne Frau zu nehmen, mit der er in wit der Ehe leben tann und stir die die Re gierung sorgt. Er hatte das immer verschmäht und deswegen wurde er so häufig ausgelacht , »Von Weibern und Hunden-— prccgre er zu sagen, »hat man siir jede Stunde der Freude ein Jahr des Schmerzer und der Enttäuschung zu tragen.« Und dabei machte er ein so überlegenes Ge sicht, als hätte er mit seinen siinsund zwanzig Jahren bereits alle Lied-nä meisheit und alle Genüsse der Welt ourchtostet. Eines Tages oder besser eires Abends sollte eine großartige Wen dung in seinem Schicksal eintreten. Er hatte die Aussicht gehabt in der stan tine, und weil heute gerade die Löh nung gezahlt war, so war es besonders lärmend hergegangen. Drüben in der Mannschaststantine waren zwei Streithöhne aneinander gerathen, der Eine hatte dem Andern die Nase etwas »ausgedessert«, wie der technische Aus druck lautete, und dabei hatten tie einen Tisch mit Gläsern umgeworsen, die sie nach kurzer Auseinandersetzuna bezah len mußten. Dann hatte er die beiden Missethäter hinausgeworsen was sollte er auch weiter thun: wußte er doch, daß ihre Mittel siir längere Zeit gänzlich erschöpft waren. so dasz jie vorläufig wenigstens keine weiteren Uebelthaten begehen konnten. Aber jetzt waren sie Alle singend und randalli rend nach ihren Kasernen zurückgekehrt und jetzt durfte auch er sitt-zurückziehen Einen Tropfen aber wollte er sich auch gönnen, er trat an das schmutzige Mis set und bestellte sich einen »ganzen Großen«. Teufel, da saß oder lag in der dunklen Ecke noch Jemand. Es war der alte Negersergeant Sa riman. Er trat aus ihn zu, unt iher zum Weggehen aufzufordern, und da W merkte er erst, daß der alte Satt-nun hoffnungslos betrunken war. Mit sci nem alten, saltigen Neger esrch!. wel ches von einem s pärlichen ranz weißer Pudelhaare eingesaßt war, von dem die unermeßliche schwarze Klatze sen sam als-stach blickte ihn der rief-ge Bursche verstöndnißlos an und mur melte in ganz gutem Holländisch wehr su sichjecosk »Mit Sariman ist es aus; er geht aus die Festung, viele Jahre; das Kreuz werden sie ihm nehmen und Bann muß er den Schubtarren schie en. »Sei doch tein Narr,« erwiderte er,. »nach zwanzi Dienstjahren geht man nicht aufdie 7 sinng. Trint’ aus unds jscheer’ Dich nach Hausei« » »Sariman ist ein Dieb,« sagte der« Neger mit der Hartnäckigleit einesT Trunkenen und fuhr mit seiner breiten Faust uber die schwarze Glase, als wollte er den peinigenden Gedanlen sortwischen. Mehr um den Schwarzen zu beruhi gen als aus Neugier setzte er sich zu ihm und fragte: »Sage, alter Junge, was hast Tit denn estohlens« » lein Gott« lallte der Regen »Sartman hat die Menage sitt die thgerlompagnie gehabt im letzten Monat und nun ist das Geld verstun ten, aber übermorgen muß er til-rech nen und der Kapitiin versteht keinen Spaß in solchen Sachen.« »Es wird nt t so schlimm sein,«’ « entgegnete er, » omm’ mor en zu mir und ich werde Dir die brechnung machen.« »Wenn Du das thust, wird sich Sa riman danlbar erweisen.« Und dann entfernten sie sich. Cr ging in seine Kaserne und Sariman taumelte seiner Wohnung zu. Er hatte außerhalb der Kaserne sein Heim, weil er lange Jahre mit einer Jaoavin ver heirathet und Vater einer zahlreichen Mischlingssamilie war. Il- li « Am nächsten Morgen erschien Sati man pünltlich mit seinen Büchern nnd Rechnungen. Er hatte das Schreiben in der indischen Armee gelernt, denn ursprünglich stammte er vom Konto, wo vor langen Jahren die Holland-r Neger siir ihr indisches Heer anwarben. Heute war er nüchtern und er schönste sich ein wenig über das Geständniß, welches er am Abend vorher abgelegt hatte. Und während der Andere rech nete und prüfte, saß er bescheiden in einer Ecke und betrachtete den weißen Mann, der so schnell und geschickt rech nete, mit unverhohlenem Erstaunen, und hin und wieder ging ein Schauder durch seinen herlulischen Körper, wie den Verbrecher wohl überlommt, der sein Urtheil erwartet. Endlich legte der Andere die Papieke aus der Hand. »Weißt Du, alter Bursche, wie viel Du durch Deine schwarze Kehle hast laufen lassen?« »Etwas Geld hat Sariman,« er widerte der Neger schlau und demü thig. »Na, wenn Du zehn Gulden drauf legst, ist die ganze Sache reparirt.« »Zehn Gulden tann Sarincan im mer zahlen,« sagte er stolz nnd sat tete die hände, daß die Finger in ih ren Gelenken tnaclten. Und er nahm seine Bücher und be theuerte noch im Weggehen, daß er sich -« danlbar zeigen würde. Er hatte den Zwischenfall eigentlich schon vergessen. Eines Nachmittags-, als die Hitze mit bleierner Gewalt über den Bambustasernen briitete, tlonfte Ies an seine Thür. Er lag auf seinem Jarmseligen Soldatenbett und studiice seines der vielen Dienstreglement3, an sdenen man dort wirklich leinen Man sgel hat. Sariman erschien, aber nicht allein, in seiner Begleitung befand sin seine älteste Tochter, ein schlantes, gro ßes Mädchen, olivenfarbig und woll töpfig, mit blanten Zähnen und bunt len Negeraugen und den feinen Glie dern der malaiischen Rasse. . Mit einfacher Grandezza sagte Sa riman: »Du hast dem alten Sariman einen großen Dienst erwiesen s« Sariman bringt Dir seine Tochter zum Geschenk: sie hat was sie braucht!« Damit vexschwand er. ohne eine Entgegnung abzuwarten, und ließ das Mädchen zurück. Er war etwas-. be stürzt aufgesprungen und musime das unerwartete Geschenk. »Du willst also bei mir bleiben?'« fragte er malaiisch. «Ja.'« antwortete sie ohne Zögern; sie chien diese Frage fitr ganz überflüs ig zu halten« »Donnerwetter,« brummte er ock sich hin, »den alten Sariman musz der Teufel geritten haben. Na, beteidigen darf man den alten Esel nicht Dann mach’"es Dir nur bequem, mein Kind Wai hast Du denn da mitgebracht?« »Das ist das-Gut, welches mir Ba »Kr« mitgegeben hat« « Dac.»tsllt«.bbftqnd« in zwei Koch