XI -tauchten, Wicht-i waren! Er lebnte sich in die nk zurück und zog die weißen Man chetten vor, die die Aermel seines Ta larö verdeckt hatten. Dann neigte er sich vor, giiittete mit den aussallend weißen Händen seinen verwühlten - schwarzen Bart und wendete nach einer Weile das Gesicht dem Publikum voll u· Seine Augen gingen jetzt langsam «ber die Reihen der Frauentöpfe, bis sie auf dem anmuthigen Antlitz der jun gen Frau des Staatsanwaltes wie ge bannt hasten blieben. Es war in den Blicken dieses Weibes etwas Sonder bares, das ihn anzog und seltsam er regte. Es war nicht die brütende Neu gier, mit der man einen Mörder an starrt. Er las in diesen itrahlenden Augen mit den erweiterten Papillen et was wie Mitleid, wie Erbarmen. Und nun, während ihre Blicke ineinander Iog sogar, kaum merklich, ein wehmütlyiges Lächeln um ihren Mund. Da war es ihm als erwachte er aus s ei ner dumpsen Betäubung. Der läh mende Druck, der seit Wochen auf set nem Hirne lastete, schwand. Ein neuer Lebensdrang durchglühte ihn. Von diesen zwölf Männern, die über ihn zu Gericht saßen, durste er nichts hoffen. Darum hatte er sich vorgenommen, auch hier ebenso verschlossen und einsilbig zu verharren, wie während der Unter suchung. Jetzt aber blitzte ein anderer « Entschluß in ihm auf. Es trieb ihn, sich zu rechtfertigen, nachzuweisen, daß er unter den Krallen eines wühlenden ·Schmerzes, der ihm jede Besinnung gre raubt, jene That veriibt hatte. Er wollte dies nicht wegen der Geschworenen thun. Wie auch immer die zwölf Män ner darüber denken mochten, das war ihm völlig gleich. Er hatte ja bereits mit seinem Leben abgeschlossen! Aber diese Frauen, deren Blicke ihn umkrei sten, die sollten anders über ihn deuten, anders über ihn urtheilen. Und vor Allen jenes schöne Weib, das ihn so wehmiiihig anlächeltek . . . . Der Staatsanwalt war denn auch sehr erstaunt, als bald darauf Pope Damastin sich erhob und zu sprechen anfing. Das war nicht der gebrochene Mann, den er bis nun gekannt. Er war wie umgewandelt. Ausrecht stand er da, das Haupt stolz erhoben. Seine Stimme hörte sich nicht dumpf und hei ser wie sonst an. Sie tlang voll und weich. »Ganz wie einstmals im Dorf tirchlein,« dachte Helene, die, den Mund halb geöffnet und das Haupt vorgestreckt« gierig jedes Wort einsog. Er erzählte, wie er vor einem Jahre eine jun Wittwe tennen gelernt, wie allgema seine Liebe fiir sie zu lodern-" der Leidenschaft aufschiiumte, wie er,’ fest entschlossen war, den geistlichen Stand, der ihm als Mönch glänzende Aussichten bot« zu verlassen, um sie zu heirathen, und wie er sie an dem Abend, da er ihr diesen Entschluß vertiinden wollte. in den Armen eines Anderen überraschte. Nun trat er einige Schritte vor. Die mächtige Gestalt schien sicht lich zu wachsen, die Stimme schlug um, sie tönte wie der fchrillestlang einer ris sigen Glocke, die Adern an seiner Stir-l ne schmollen an. sein Gesicht wurde ialtroeiß, während aus seinen Augen« die mit einem ftieren Ausdruck ins Leere starrten ein duntles Feuer glühte. »Der Elende,« brach es aus ihm her vor, «hatte sich feig gefliichtet. Sie aber blieb. Mit aufgelösten Haaren lag sie vor mir. Da zerrte ich sie empor· Mit dieser Faust. Und wie sie Vor mir stand, da sah ich tein Weib mehr in ihr, tein menschliches Wesen, sondern nur eine wilde Katze, die man vernichten muß. Mein Revolver lag auf dem Tisch. Aber dieses Weib war teine ehrliche Kugel werth. Mit diesen Händen umklam merte ich sie, so . . . . wie und was wei ter geschah, ich weiß es nicht« Er hielt inne· Todtenftille herrschte im Saale. helene starrte bebend und ängstlich ge duett auf den Mann. der in seiner Wucht, mit den unheimlich blitzenden Augen, mit den gewaltigen Fäusten, die er geballt hielt, wie die Vertörperung einer furchtbaren Elementargewalt vor ihr stand. Und bebend, angstvoll lauschte sie dein weiteren Verlauf der Verhandlung, bis endlich nach langen, bangen Stunden der Wahripruch der Geschtoorenen verkündet wurde. Er war freigesprochen! Das Plaidoyer des Vertigeidigers, der»die,Th-": als Ausfluß einer Sinnesverwirrung dar gestellt, hatte gewirkt. Die jungeFrau athmete tief auf. Eingliictlicheg Stacheln umspielte ihren Mund Iit It- II Da saß er nun wieder in dem Stub chen, in dem sich jenes Ereigniß zuge tragen. Aus dem Tisch, darauf eine Lampe brannte, lag ein Blättchen, das ihm irgend Jemand in die Hand ge drückt, als er den Gerichtsfaal verlas sen. Es enthielt nur wenige Zeilen ,,Eine alte Jugendfreundin wird Sie heute noch besuchen.«' Er hatte diese Zeilen überslogen,etnigeMomentenach gesonnen, wer diese Jugendfreundin wohl sein mäge, und dann das Blätt chen eingesteckt Er dachte ieht nicht mehr daran. Seine Blicke ruhten auf einem Bilde, das in goldigem Rahmen vor ihm an der Wand hing. Und in dieses Bild kam, während er sich in des sen Betrachtung verlor, Leben und Be wegung. Es wuchs und wuchs, bis es in leuchtender Klarheit vor ihm schweb« te; ein junges, lebenspriihendes Weib mit aufgelösten goldblonden Haaren. Und nun wurde wieder jene Scene in ihm lebendig, die er heute vor den Ge schworenen geschildert. Er sah das junge Wejb vor sich, das einstmal so reizende Gesicht grausig verzerrt. Er stöhnte auf wie unter einem unerträg lichen körperlichen Schmerz. Dann schob er mit einem jähen Ruck die Schublade auf, holte eine lleine blin lende Waffe hervor, und und schaute auf die Wanduhr. Es fehlten noch zehn j Minuten auf Acht. Um Acht, dachte er, ) wird die Haushälterim die er ausge fschiclt hatte, um Wein zu holen, wieder jzurück sein und dann ist Alles schon i vorüber. — Als der Zeiger auf die achte « Stunde wies, klopfte es auch leise, ein mal und dann wieder. Es war aber nicht die Haushälterin. Eine junge ele gante Frau trat lächelnd ein. Sie blieb zögernd an der Thiir stehen. »Der Arme, er schläft,« murmelte sie, als sie ihn, das Haupt zur Brust gebeugt, mit dem Rücken gegen die Thiir auf dem Stuhle sitzen sah. »Wie er staunen wird,« dachte sie, »wenn er hört, daß ich jenes junge Mädchen war, das er schon vor Jahren einmal geläßt.« Sie rief seinen Namen. Er regte sich noch immer nicht. Da iiberlam sie ein kindlicher Uebermuth. Sie lachte laut auf, trat dicht an ihn heran und. stieß dann plötzlich einen Schrei aus« Sie sah in seiner lrampfhaft geschlosse-j nen Rechten einen Revolver und an sei- ; ner Schläfe rothe Tropfen herabrinnen.i Eine Weile noch stand sie wie erstarrt dan, dann wendete sie sich um und eilte hinaus. todtenbleich, bebend, ein Vater unser murmelnd und mit der Rechten lmstige Kreuze schlagend . . .. Blond oder braun Z Original iFeuilleton des »kleinen Prsier Jouanal.« Von Hugo Kleien. Welche ist schöner, die Blonde oder die Braune? Müßige Frage, fo wird man einwenden, sie sind Beide schön. Aber eine solche Antwort läßt Niemand gelten, weder die Blonde, noch die Bräune, am allerwenigsten stimmt ihr der Areopag der Herren der Schöpfung zu, welche das Urtheil sprechen wollen Jn allem Ernste wird die Frage seit ei niger seit in Paris behandelt, und der intere ante Streit kommt nicht, zur Ruhe. Er tobt in den Spalten der Zei tungen und wird in jedem Cirlel erör tert. Und da die Prüfungsobjette, die sich den gestrengen Richtern bieten, stets sehr anziehend sind, so lohnt es wohl die MüheI den Streit weiterzufpinnen Hatirgend ein schöner Blondkopf die leidenschaftlichsten Anhänger der Brü netten überzeugt, daß dieGoldsarbe des langen Frauenhaares die fchönere ist, so steht es natürlich auch den anmuthi gen Damen mit nachtdunklen Locken frei, die begeisterten Lobsinger der blon den Schönheit durch erlaubte und uner laubte Mittel zu überführen, daß sie bislang von einem schweren Jrrthum befangen waren. So können die Strei tenden die Rollen wechseln und der Streit nimmt kein Ende. Wie wäre eine Beweisführung möglich? Die blonden Beautes müßten dunkle, die brünetten Blondhaarperriielen anlegen. Und auch dann wäre nochnichts bewie sen. Denn einer blonden Schönheit tönnte das schwarze Haar besser zu Gesichte stehen, die Brünette könn-. te neuen Reiz durch goldene Locken könnte neuen Reiz durch goldene Locken gewinnen. Und bei alledem muß es doch sichere Grundsätze der Schönheit geben. Welcher ist also der Apfel des Paris zu reichen, der Blonden oder der Braunen2 Jahrtausende lang war die Herr schast der Brünetten unbestritten. Es ist ganz zweifellos, daß das dunkle Haar dem Schönheitsideal der alt-asia tischen Völker mehr entsprach, als das lichte, was sich dort vielleicht bis heute nicht geändert hat. Alle Gesänge der alten Inder preisen das fchwarze Haar. Mann, der altindische, sagenhafte Noah, der nach den dortigen Ueberliese rungen bei der Sintfluth ganz allein übrig geblieben sein soll, gab in feinem »Buch der Gesetze« die folgenden Vor lschkiftm siik den König: »Laßi ihn [ nicht ein Mädchen heirathen mit brau nem Haar oder dessen Körper sonst ei i nen Makel aufweist; er nehme ein wohl gebildetes Weib, dessen Namen einen süßen Klang hat, das die Anmuth des Schwans im Gange besitzt, das sich durch schwarzes Haar, kleine Zähne und Glieder von vollkommener Schön heit auszeichnet.« Jn den Ramagana ruft Nala bei dem Anblick der Dana manti aus: »O Weib mit dem Haar so schwarz wie die Nachtt« Und bei der Schilderung der jungfräulichen Ieise der Draopadt heißt es im Ma i i ’I habsaratm ,,Jhre Gestalt war weder zu klein, noch zu groß; aus ihrem Munde kam der Duft der Lotosblume; ihre Augen waren blau, ihre Haare lockig und sehr schwarz.« Bei den Chi nesen bildete tiefschwarzes Haar stets einen Gegenstand besonderer Bewunde rung, nicht minder bei den Eghptern. Unter den Mumien des Pariser Louvre befindet sich auch die einer schönen Kö nigin von Theben Namens Mutaris. FEine Inschrift in Hieroglhphen tündet, s »daß sie in der Kunst der Liebe alle an s deren Frauen ihrer Zeit übertraf. Die ISchwärze ihres Haares war die Schwärze der Nacht.« Es gab tein schmeichelhasteres Kompliment im alt Ijüdischen Reiche, als wenn man einer zSchönen sagte, dasz sie das »schwarze ’Haar der Sulamith« besitze. Auch bei den Assyrern, Medern und Persern galt schwarzes Frauenhaar als das schönste. Die orientalischen Beautes pflegten es sehr mit wohlduftenden dSalden und schlangen Perlenschnüre arern. Das erste unter den alten Völkern, welches das lichte Haar bewunderte, war das der Griechen. Das Haar Apol lo’s glich den Strahlen der Sonne, Bachus wird mitgoldrothem Haar dar gestellt, Ganymed dantte seine Erhe bung in den Olymp dem goldigen Haar und Paris reichte den Apfel der Schön heit der blonden Venus. Man ersieht daraus, welchen besonderen Schön heitsreiz die Griechen in dem hellen Haar erblickten. Aber sie waren zu feine Schönheitstenner, daß sie darum das schwarze Haar verachtet hätten. Pindar singt von den «Musen mit schwarzem Haar,« Simonides klagt, daß die schönen griechischen Frauen ihre rabenschwarzen Locken in Tüchern ver bergen, und Anakreon beschwört den Maler ihm ein Bild der abwesenden Geliebten zu entwerfen »mit ihrem schwarzen Haare, wellig wie die Wogen D « der scec . . .. Der höhere Werth der blonden Schönheit wurde übermächtig erst durch die römische Mode proklamirt, welche die Weltinode war. Die blondhaari aen Frauen, die Germaniens in seinem Triumphzuge nach Rom brachte, erreg ten die höchste Bewunderung der Rö mer, und so wollten dann alle Röme rinnen Haar besitzen, wie die Weiber aus Germanien. »Spetulative Kaus leute machten sich sofort auf die Reise nach dem deutschen Norden und brach ten viele blonde Flechten nach der Sie benhiigelstadt, die hier geschickt zu Per riicken verarbeitet wurden und für wel che man riesige Summen zahlte. Allein den Luxus solcher Locken konnte sich nicht Jede gönnen, davon abgesehen, daß die Perriicken nicht dem allgemei nen Geschmacle entsprachen. So dachte möchte die schöne Frau den Gatten über man denn daran, das Haar zu färben oder, besser, zu entsiirben. Man wusch es mit Soda, unterzog es einer Be handlung mit Salben und setzte es so Tage lang der Sonne aus, indem man es durch eine Art Strohtranz zog, der auf den Kopf gelegt wurde, und dann über Schultern Rücken und Arme frei ausbreitete. Das Haar wurde wohl nicht blond, erhielt jedoch die entzückende ins Rothe spielende Farbe der braunen Bronze, welche sowunderbar zum Teint der Frauen sich fügt. Diese mühevolle Entsärbung des Haares überdauerte. wie alle kleinen Künste der Weiber, die Werke der indischen Größe, das römi sche Weltteich. Es gehörte längst der Geschichte an, da setzten italienische Schönheiten ihr feuchtes Haar noch der Sonne aus, besonders die Venetianes rinnen brachten es durch die tunstvoll erzielte Farbe des reichen, welliaen Haärmantels zu hohem Ruf. Jm Mit telalter puderte man die Flechten mit Goldstaub, wie es die Jiidinnen in Pa lästina gethan. Der Goldstan oererbt sich leider nicht swie es sehr viele Leute eidlich bezeugen töiinten), aber dac rotl)-braune Haar der Frauen vererbte sich mit der Zeit Von selbst auf die sein der. Ebenso tann heute schon auf Grund eingehender Untersuchungen festgestellt werden,daf7, das blonde Haar der nordischen Frauen ursprünglich auch nur durch lünstliche Entfärbung herbeigesiihrt wurde. Zu diesem Zwecke gebrauchen die Germaneu, Männer und Frauen, eine Salbe aus Ziegenfett, die sie mit Asche der Rothbuche iversetzten Lateinische Schriftsteller beschreiben die Pomade und nennen sie den »batavi schen Schaum«, der »dem Haar der Teutonen die Flammen leiht«. Der Name des ,,batavischen Schaumes« stammt davon, daß ihn römische Kaufs leute zuerst zu Schiffe aus Bataoien, den heutigen Niederlanden, holten. So weit Völker germanischer Hertunft leb ten, war der Gebrauch dieser Pomade allgemein durch viele Jahrhunderte und schließlich kamen die Kinder schon blond zur Welt, blond in allen Nuaneen bis zu dem ,,imperti nentesten« Blond der Unterthanen Ih .rer graziösen Masestät, das man an ders ,,brennroth« nennt und welches bei Frauen auch einen entzückenden Reiz bilden kann, wie wir alle Tage sehen. Alle altdeutschen Malerschulen malten ihre Madonnen, Heiligen und Evas blond; besonders berühmt wurden die Blondlöpfe von Albert Dürer und Ru bens. Die altitalienischen Malerschu len blieben bei den braunen und schwar zen Köpfen ihrerMuttergottesgestalten, etwa ausgenommen Titian, der roth blondem Haar so wunderbare Effekte abgewann, und Hannibal Caracci, des - sen blonde Engelsköpfe berühmt wur den. Nun nehmen Sie eine blonde Eva Dürer’s, eine braune Muttergottes von Rafael, eine rothe Venus von Titian und eine schwarze Madonna svon Mu rillo —- betrachten Sie ste lange, prüfen und wägen Sie, dann sagen Sie mir schließlich: Welche ist schöner? Ach, schwierigeWahll Fontanelle s agte, eine schöneVlonde ist wie der Tag von Sonnenglanz, aber eine schöne Schwarze ist wie die Nacht voll Ge heimniß und entzückender Pikanterie. Wenn man ein-e schwierige Frage mit einem Vergleich entscheiden darf, so ist er hier geboten. Aber Viele werden ihn « nicht gelten lassen. Der Vergleich wäre auch trefflich bezüglich der Charakter eigenschaften, welche mit der verschiede nen Haarfarbe verbunden sein sollen. Jm Allgemeinen gelten die Blondinen für treu und zärtlich, die Brünetten für feurig und pikant. Jch habe aber man che pitante und treulose Blondine ge kannt, und wenn ich nur ein Bischen nachdenke, so tauchen in meinen Erin nerungen auch schöne Schwarzköpfchen auf, die so kalt waren, daß ihnen eine Treulostgkeit nicht einmal in den Sinn kam Thatsächlich kennt die Geschichte auch viele schöne blonde Ungeheuer, trotzdem man den Blondinen gewöhn lich Sanftmuth, Herzensgüte und alle möglichen zarten Qualitäten zuschreibt Erst jüngst las ich ein Buch über eine sschöne Blondine, Giulia Gonzaga, s Gräfin von Fondi, die tn der religiösen Bewegung des 16. Jahrhunderts eine Rolle spielte Sie stand, wie es scheint, l seinerzeit in iiblem Rufe; ein gelehrter ; komischer Autor laßt nun dieser ; F altengestalt aus dem bösen Zeitalter i der italienischen Renaissance eine späte i Ehrenrettung zu Theil werden Nur Egegen eine Geschichte die man von ihr erzählt, wehrt er sich nicht, offenbar, weil sie auch tn riihmenswerthem Sinne i gedeutet werden kann. Man kann aber iverschiedener Meinung darüber sein. ’ Utn sich nämlich vor den Verfolgungen ’ eines lüsternen Admirals zu retten, der ste gefangen hielt ließ sich Giulia zu inächtlicher Stunde im tiefsten Negligee : von einem Edelmann entführen Den » galanten Ritter aber ließ ste erdolchen weil er sie im Hemde gesehen Man wird zugeben, daß solche Keuschheit über die Begriffe Vieler geht Selbst die Frau des GygeS war gegen diesen« Tugenddraehen ein Pappenstiel denn Jene wurde wirklich in ihrer Frauen i ehre getränlt, und zwar vom eigeneni Gatten. Da nimmt die moderne Mit-, Helyett an dem Maler, der sie unfrei willig in heiller Lage gesehen, eine ans genehtnere und gründlichen Rache: er muß sie heirathen So andern sichZ ten und Sitten, ohne etwas von ihreer Grausamkeit zu verlieren - Unter den modernen Erzahlern hat ein französischer Autor, Andre Thea riet, eine tragische und pshchologisch in teressante Geschichte geschrieben, deren Heldin er die »Schöne mit dem Gold haar« nennt. Die schöne Sascha Ra sielisf, eine arme Russin, die in Paris lebt, macht die ganze Welt verrückt mit ihrem herrlichen blondrothen Haar, das so reich ist, daß es sie umhüllt wie ein MdnteL und so lang, daß es ihr bis zu den Füßen reicht. Ein junger franzö sischer Edelmann verliebt sieh in dieses Haar und heirathet die nordische Schönheit. Aber das Haar ist nur eine Perrücke, die gar lunstvoll auf dem Haupte angebracht und mit dem eigenen Haar der Russin verflochten ist. Gerne den Betrug austlären, aber sie wagt es nicht. Sie liebt ihn nämlich leiden schaftlich und fürchtet, seine Neigung zu Verlieren, wenn sie ihm die Wahrheit .sagt. Sie möchte ihn umso lieber auf ? klären, als das Tragen dieser schweren T Perrücke mit besischen Schmerzen son ldergleichen verbunden ist, welche das zganze Nervensystem des schönen Wei s bes zerriitten. Die Perriicte führt sfchließlich ihren Tod herbei und der ver szweifelte Gotte schließt sich mit dem ientseelten Körper ein, um noch einmal in der entzitelenden Fluth goldblonder s Haare zu wühlen. die ihn so sehr ent l zückte. Da entdeckt er den Betrag. Ein wahnsinniger Zorn erfaßt ihn gegen die Todte, die ihn getäuscht, und in seinem Wuthanfall überhäuft er den leblosen Körper mitVorwürsen,und seine Hand greift schon nach dem goldenen Haare, um es der Entseelten vorn Kopfe zu reißen und mit Füßen zu treten. Aber da taumelt er zurück, und in bangen Stunden stiller Verzweiflung bedenkt er, wie ihn dieses Weib geliebt und wie die Täuschung, die sie an ihm begangen, so entzückend gewesen. Und er verzeiht ihr, und er hütet ihr Geheimniß bis zum Grabe, Niemand darf sie berühren l l außer einer kleinrussischen Magd, die Alles wußte; «mit dieser bettet er sie in J den Sarg, und die herrliche Fluth gold ; blonder Haare umwogt die Verstorbene « auch in der stillen Erde, in die sie gebet ; tet wird . . . . « Jch habe diese Geschichte wiederer zählt, weil in sie etwas hineinspielt von dem Zauber, den goldiges Haar auf den Kulturmenschen unserer Zeit ausübt. Dieser Zauber ist zweifelles, er macht die goldtöpfige Sirene zur Loreley, de rentwillen die Schiffer im Kahn noch immer so gerne untergehen. Natürlich ist der Zauber nicht bei Allen wirksam, aber doch bei den Meisten, und selbst Jene können sich ihm nicht ganz ent ziehen, die auch an den Brünetten viel Geschmack zu finden wissen und es, wie ich, mit Goethe halten, der da sang: »Nein, hier hat es keine Noth, Weiße Mädchen, schwarzes Brod! Morgen in einand’res Städtchen » Weißes Brod und schwarze Mädchen!«; Dieser Zauber ist vielleicht allein dies Schuld daran, daß die Frage ausge-s worsen wurde, welche schöner ist: diei Blonde oder die Braune? Denn schön sind sie ja Beide, und wie unter den Blonden giebt es auch unter den Brü netten so Manche, die man von einem speziellen Gesichtspunktefür die Schön ste hält, was aber gewöhnlich ein über eiltes, von toller Neigung eingegebenes Urtheil ist, da man mit der Zeit immer noch Einige findet, die man schließlich die Allerschönsten nennen muß. Jn der Zukunft wird man sich freilich mit sol- s chen tollen Fragen nicht placken müssen,» welche die Schönere ist, die Blonde oder die Schwarze. Die amerikanischen Aerzte haben ja neuestens entdeckt, daß die Kahltöpsigkeit eine Folge der gei stigen Arbeit ist, welche die LebenskrafP der Haarwurzeln ertödtet und sich nach- H gerade schon vererbt, wie das rothe Haar der Venetianerinnen und das blonde der nordischen Frauen. Ergeben sich erst alle Frauen den gelehrten Stu dien, hocken sie erst die ganzen Nächte, statt sie fröhlich durchzutanzen, in der schönsten Zeit des Daseins über Loga rithmen und griechischen Bokalen, ar beiten sie erst selbst das ganze Leben lang in gelehrten Disziplinen, statt froh zu genießen und Andere für sich arbei ten zu lassen, die das so glücklich machte, so wird keine blonde und keine braune Lockenfiille auf die Schultern der Hol den mehr herabwallen. Kein Dichter mehr die »goldigen Fluthen« besingen oder von »nachtschwarzen Haaren« schwärmen. Blanke Glatzen dürf ten nur in der Mitte durch ein lockenge brannte-s Schöpfchen und an den Schlä fen durch einige Härchen unterbrochen werden. Angenehme Aussichten! Wie gut, daß wir nicht unsere Enkel sind!.... --——-0-.—-—-—— Im Zuchthaus. Der Großherzog besucht das Zucht haus seines Landes. Er wird von dem Direktor und s einen Beamten empfan gen und herumgeführt Schließlich nachdem er alle Einrichtungen besichtigt hat, bleibt er stehen. Großherzog: M . . . m . . m .. jä, mein lieber Direktor, Alles sehr schön, sehr schön . · Aber sagen Sie mir, mein lieber Direktor, wo, wo . . . wo find nur eigentlich die Herren Strafgefange nen? Direktor Jn den einzelnen Zellen, königliche Hoheit. Großherzog: M»...m so. Jn den einzelnen Zellen. Sehr schön. — Sagen Sie mein lieber Direktor ..... mä . . es wiirde mich sehr interessiren, die Bekanntschaft des Einen oder des Andern dieser Herren zu machen. Wäre das möglich? » Direktor: Gewiß, tönigliche HoheitJ Wünschen iöniglicheHoheit einen schwe-« ren oder einen leichten Verbrecher zu sehen? Großherzog: M . . . ä . . . wenn ich biten darf, einen schweren, lieber Di rettor. lHierauf wird dem Großherzog der gewünschte Verbrecher vorgefiihrt.«) Großherzog: lbetrachtet ihn durch die Lorqnette)M..m»jä. Sehr schön· ---— Sagen Sie mir, mein Lieber: wie lange halten Sie sich hier schon auf, wenn ich fragen daer Verbrecher (mijrrisch): Fufzehn Jahr. Großherzog: Fünf-Zehn Jahre ..... sieh, sieh . . . eine schöne Zeit. Und was . . . weswegen, wenn ich fragen darf . . ä . . haben Sie Ihren Aufent halt hier genommen? Verbrechen Weg-en Mord. Großherzog: M . . m .. mii . .-we gen Mordes. So, sehr interessant. — Und . . und . . sagen Sie mir, mein Lie ber: wen, wenn ich fragen dars, wen ben Sie. . ii . . gemordet? f Verbrechen Meine Mutter. ! Großherzog: O, Jhre Frau Mutter? F—Hn1. Jä. Sehr schön.———Und..·ci ; . . . wie lang-e also . . gedenken Sie sich hier noch aufzuhalten? Verbrechen Lebenstänglich Großherzog: Hm, lebenslänglich So, s o. Dante sehr. Jch will Sie nicht l länger aufhalten. —- — Als o, mein lie ber Direktor: dem Mann sind die letz ten fünf Jahre seiner Strafe in Gna l den erlassen. ! -—- ---0- - - — De weiblichen Aerzte in Bos Mcil. Einen Bericht über die Thätigleit der weiblichen Aerzte in Bosnien bringt die »Wien med. Wochenschr.« in ihrer neue sten Nummer auf Grund amtlicher Mittheilungen. Die bosnisch-herzego winischie Landesregierung hat seit eini gen Jahren zwei Aerztinnen amtlich angestellt (Frau Dr. Theodara Kra jevska und Frau Dr. Bohuslava Keck), welche jährlich 1000 Gulden Gehalt, 200 Gulden Quartiergeld und 400 Gulden Zulage erhalten. Die Veran lassung dazu gab die Erfahrungsthat sache, daß die Mohamsedanerinnen sich nur selten in die Behandlung eines männlichen Arztes begeben, und wegen eben dieser Zurückhaltung der Frauen hygienische Maßregeln in, den Häusern und Wohnungen in jenen Landstrichen nur sehr schwierig durchzuführen sind. Da die Mohamedsaner 35 Proz. der Bevölkerung Bosniens und er Herzego wina ausmachen so war ein reich-es Feld der Thätigleit für weibliche Aerzie vor auszusehen. Das ist denn auch so ge kommen. Seit 1893 hat die eine Anz tin jährlich 558, 618 und 686 Personen behandelt, die andere 700, 769 und 829 Personen. Davon gehörte immer fast die Hälfte der mohamedanischen Reli gion an die übrigen den verschiedenen christlichen Religionen. Die Mehrzahl bildeten Frauen, daneben Kinder, ver einzelt auch Männer, deren Frauen bei der Aerztin in Behandlung standen. Es. kamen alle Arten Erkrankungen zur Behandlung, auch chirurgifche Fälle, sehr häufig wurde bei Entbindungen, Wochenbettsertrankungen und Frauen leiden Hilf-e verlangt. Die Mohameda nerinnen widersetzten sich Anfangs un ter religiösen Vorwänden der sachge mäßen Behandlung, zusehends aber schwindet ihr Widerspruch mehr, nach dem sie sich in jedem Falle zuvor die Einwilligung ihres Ehemannes einho len. Auch bei den Jnspeltionen der Wohnungen haben die Aerztinnen in letzter Zeit eine wohlwollendere Auf nahme gefunden, als Anfangs, und in den Bezirksstädten, wo es nur ein-en männlichen Arzt gab, oft Frauen mit weit oorgeschrittsenen Leiden gesundem die noch keinen ärztlichen Rath eingeholt hatten. Jetzt wird die Amtsärztin von den Mohamedanerinnen häufig schon bei leichten Krankheitsfällen im Beginn gerufen. Drei Uebelstände werden in dem Amtsbericht dieser Aerztin beson ders hervorgehoven, die sie beobachtet hat: Das vieljährige Stillen der Kin der durch die Mutter, wodurch beide Theile an der Gesundheit Schaden lei den, die falsche Ernährung dser Situa linge, welche die hohe Mortalität dersel ben bedingt, und die schlechte Ventila tion der Wohnunaen, welche die haupt sächlich-e Ursache der häufigen Blutar muLh der Mohamedanerinnen ist. A---A --. Ein Hort der Ehrlichkeit. M. Lagasfe, einer der eifrigsten Rad fahrer unter den Pariser Anwälten, pflegt seine Kunden in den Gefängnis sen auf seinem Fahrrad zu besuchen. Neulich traf er laut »M. N. N« hoch zu Stahlroß in Mazas ein und richtete an den Gesängnißportier die Frage, ob er sein Rad in der Einsahrt stehen lassen könnte. »Seien Sie unbesorgt,« erwiderte der brave Mann, »wir haben keine Diebe hier.« M. Lagasfe schüttelte dazu bedenklich den Kopf. »O » ---- -- Genitasam Haaert »Aber, Herr MaaerL das Fischen nuisz doch recht langweilig sein! Was der-sen S« denn eigentlich, wenn Sie so den lieben langen Tag am Was ser dasitzen?« Magerl: »Ich denk’ mir halit Wenn nur Einer aiibeißen thät!« Haaerlt »So, und wenn nun Einer Ingebisseii hat — was denken S Ih nen dann?« Magerk: ,,Al)a!« -OO Verungliicktesskosunl i ment. Fräulein: Herr Meier, niie haben - Sie mich denn so schnell erkannt?« Herr: »Ach, mein Fräulein, Sie sehen ja Ihrer Frau Mama — — schau derhaft ähnlich.« —-——-O Kathederbliiihe. »Der Zahn der Zeit, der so manche Thräne trocknet, wird wohl auch iiber sdiese Wunde Gras wachsen lassen.«