kgxiehte Kunigunde der diiinonischen walt der Pennts nnd Pussucht zu « überlieferm Rein, etwas gan Beson deres, etwas Upartes, etwas tnniges mußte es sein, das Kunigunde’s herz entzücken sollte. Aber wie er auch grü belte, was er auch ers ann, nichts tonnte -, . , keine volle Billigting finden; hier war - Kostenpunth dort die Nützlichkeit s- des Gegenstandes und hier wieder def sen Annehmlichkeit ein inderniß. Und s dabei standen die We hnachten ganz dicht vor der Thür, nur noch zwei Tage trennten ihn von dein hohen efte. Und , auch der Wein weigerte sich rtnäckig, j- seine lpriichwörtliche·Schuldigteit zu « thun, die «ungfräuliche Gottheit blieb standhaft einen spähenden, sehnsüchtig suchenden Blicken verschleiert. Muth lvs schlich er von dannen. Boreas fegie ihm die heiße Gluth von der Stirn und es wollte ihm fast scheinen. als ob der wilde Geselle ihm beständig: »Wäh nachten! Es ist da! Kunigunde!« in’s Ohr zische und höhnisch dabei lache. Fröstelnd zog er den Rvcktragen höher und besliigelten Schrittes eilte er seinen Penaten zu fDes Schlüsselloches län liche Spalte war nach einigen vergeht chen Versu chen bald gefunden und sein treuester Freund, der » austnecht'«, öffnete ihm narrend die forten seines Heilig thunis. Eiligst kleidete er sich aus, wickelte sich bis an die Nasensvisze in die Bettdecke ein und sanft schnarchend ruhte er bald in Morpheus weichen Ar men. Als er am nächsten Morgen erwachte, rieb et sich die Augen, eilte zur Wasser slafche und wollte soeben zum zweiten Male den blintenden Becher füllen, als er sich plötzlich verwundert umblickte und die einzelnen Beftandtheile seiner unggesellenwirthschaft aufmerksam trachtete. Aber dort war nichts zu sehen; Alles war noch unverändert, wie er es am Tage vorher verlassen hatte. Er hatte also nur geträumt; ja, jetzt erinnerte er sich ganz deutlich, es war nur ein Traum gewesen, aber ein süßer, beglückender. Die Götter, die ihn beim Un arwein so schmählich im Stich ge la en, führten ihn im Schlaf in ein großes, weites Gemach. Es war sein Gemach. Auf einem Stuhl drüben am Fenster lag ein prächtiger Damenhut mit langer Straußenfeder und zartem Spitzenschleier von feinstem Gewebe; hier waren waltende Gewänder ausge breitet; vorn Kamin her schwebte ein Mantel heran, aus welchem seine Ku nigunde ihn freundlich lächelnd an schaute. Kurz, der Traum zauberte ihm alle die vom vorigen Abend in Vor schlag gebrachten tausenderlei Sachen vor die Seele; Armbänder, Ketten, Uh ren, Kochofen und duftige Spitzenge webe. Jn der Mitte des ZimmerH aber hing von der Decke herab ein mit einem rosenrothenTuche seinem Auge verhüll ter Gegenstand, der sich langsam und feierlich bei den Klängen himinlischer Musik dein Teppich näherte, während eine, mit durchsichtigem Silbergewande umgürtete weibliche Gestalt vom Ka minsiins hernieder-stieg Wiinderlieblich war sie anzuschauen, die Jungfrau, und auch ihr Antlitz wollte ihm nicht ganz unbekannt erscheinen. Ehe er aber auf merksam die Züge studiren konnte, sah er, wie die Erscheinung mit der tlassiich geformten Hand die rothbehauchte Hülle erfallte, sie langsam hinwegzog und dann mit der Rechten aus den im Son nenlichte funkelnden Gegenstand deu tete. Staunend und zugleich freudig überrascht erblickte Eduard eine — Nähmafchine. MkIs «.-c,.«,t.t.!.--I EIN-«- h th ciuc Icuqlltususuu« Akt-? tvue das Richtige, das Aparte, das Sinnige, das er so lange vergeblich gesucht. Das war das Agebinde, welches die Königin seines Herzens entzücken mußte. Wo war wohl das Angenehme mit dem Nützlichen schöner gepaart! Jetzt ionnte seine Braut, seine junge Gattin, nicht allein ihre eigene, sondern auch andere, später etwa nothwendig wendende Gar derobe mit eigener Hand anfertigen, und das mußte ihr zweifellos ganz be kondere Freude machen. gar nicht zu re en von der bedeutenden Ersparnisz, die dadurch ermöglicht wurde. Die Mächte hatten gesprochen und Eduard beeilte sich- dem Gebote Folge zu leisten heiterm Sinnes schritt er die Straße entlang und begrüßte leutselig und freundlich den dicken Kapellmeister, der seines schlecht angebrachten Scherzes halber schon Abbitte bei ihm batte thun wollen. Dazu aber blieb leine Zeit, denn Eduard entschuldigte sich hastig und verschwand vor den Augen des ver wundert Nachbliekenden hinter den ele ganien Spiegelscheiben des renommir testen Nähmaschinen - Etablissements. Schnell ward er mit dem Berliiuser bandelseinigx er erstand die beste Ma schine und hinterließ die Adresse seiner Braut, bei welcher das Prachtstiick am heiligen Abend« am nächsten Tage, ab gelieseet werden sollte. Ordenttich erleichtert fühlte er sich, daß noch Alles so zeitig zum glücklich sten Abschluß getommen war und mit dem Gefühl doppelter Befriedigung umarmte er an jenem Abend seine Ku H nigunde, die betrübt schon sich selbst für die Ursache seiner Verstimmung gehal ten hatte. Ungeduldig eilte er am Weihnachw abend der Wohnung seiner Braut zu. Es»war spät geworden; dringende Ge schafte hatten ihn übermäßig lange an sein Bureau gefesselt; der Zeiger näherte sich schon der neunten Stunde, als er den Hausflnr betrat, auf wel chem ihm die Kleinen mit Peitschen, Trompeten und sonstigen Marterin strumenten freudestrahlend entgegeneil en. Und jetzt kam die Reihe an ihn. Ku nigunde überreichte ihm mit würdevol ler Verbeugung ein großes Etuis und ein geheimnißvoll aussehendes Säck chen. Eine große prächtige Meer schaumpfeife, eine selbstverfertigte Ci garrentasche und eine kleine Ladung Tabat und Cigarren kamen zum Vor schein. Die kleine Emma schleppte die unvermeidlichen Pantoffeln herbeiz. Paul verehrte seinem zukünftigen Schwaaer eine elegante Petzkappe und Emil händigte dem glücklichen Eduard, dem vor Rührung und Dankbarkeit die hellen Thriinen in die Augen traten, im Namen des ganzen Hauses, eine kostbare goldene Uhr ein. Nein, das war zu viel! Womit hatte er das ver dient? . Es dauerte geraume Zeit, ehe er sich zu fassen vermochte; endlich sprang er auf und begann, den Inhalt der tiefen und zahlreichenTaschen seines umfang reichen Ueberziehers und seines Rockes vor den Augen der jubelnden Kind-s auszubreiten Da waren Bücher, Peit schen, Puppen und allerlei Spielzeug; den Herzenswunsch eines Jeden hatte er so weit wie möglich befriedigt Der Hausherr füllte die Punschglä ser, man stieß fröhlich auf allseitiges Wohl an und rückte die Sessel dicht an den Ramim um den Rest des Abends in lebhafter Unterhaltung zu verplau- - dern. ossnznssvhs III-IF- m«n«I-m«f k-v stutzt-n über das Glas hinweg ihren Brautigam an und ein leichter Schat ten des Unmuthes huschte über ihr zar tes Antlih. Aber auch Eduard wars hin und wieder einen bang sragenden Blick· aus seine Braut und ärgerte sich im tiefsten Schreine seines Herzens, daß sie auch mit keiner Silbe ihrer Freude oder wenigstens ihrem Mißfal len über sein Geschenk Ausdruck ver lieh. Fra »e·n mochte und wollte er nicht, dagegen aumte sich sein Stolz mächtig au ; soviel Takt sollte sie doch besitzen, so dachte er bei sich, auch ohne direkte Aufforderung das veinliche Schweigen zu brechen. Die Eltern versuchten ge schickt durch munteres Geplauder und zahlreiche Späße die sich der Beiden be machtigten Mißstimmung zu verscheu chen, aber vergebens; Kunigunde wur de nur noch schweigsamer und kämpfte sichtbar mit den emporsteigenden Thra ne. Aber war sie denn nicht seine süße Braut? Er wollte ihr entgegenkam-. men als der Klügere nachgeben und sei- E nen dummen Stolz überwinden. i »Und Dir hat mein Geschenk gar tei- : ne Freude bereitet?« fragte er mit ’ schwach vibrirender Stimme, in der » sich eiu leichter Borwurs vernehmbar . machte. : »Dein Geschent?« entgegnete sief feuchten Auges und völlig erstaunt. ? »Du spottest; Eduard ; ich verstehe Dich nicht!« Und sie wandte sich ab, um schluchzend an der Mutter Brust sich auszuweinen. . Was war das? Sie hatte nicht em- L pfangent Das Geschäft hatte die Ab- « lieserung der Maschine vergessen? Un-i möglich! i Aber leider war es nur zu wahrt Eine kurze Auseinandersetzung genügJ te, den wahren Thatbesiand festzustellen I und Kunigunde, die er über die Natur; des Geschenkes natürlich noch völlig im s Dunklen ließ, damit zu trösten, daß ihrs nun die Freude für den nächsten Mor- ; en vorbehalten werden müsse· Aller? ESchmerz war selbstverständlich s ogleichs vergessen; sie war wieder die liebende, hingebende Braut und Eduard that ihrJ im nnern sreudige Abbitte dafür, daß ; er e der Undankbarkeit sür sühig ge-; halten hatte. Sonst aber sah es ziemss lich bedenklich in seinem Jnnern aus« es kochte und brodelte wie in einemi hexenlessel und in seinem Hirn treuz ten sich die blutdürstigsten Gedanken, wie er morgen früh den armen Versäu ser begrüßen, mit welchen höflichleits sormeln er ihm unter die Augen gehen· wollte. heute wäre der vorgerückten Stunde halber ein Gang in das Ge schäft verlorene Mühe gewesen, aber morgen, ja, morgen! Es war aber auch zu schändlich; die ganze Weihnachts sreude war ihm verdorben! Gegen Mitternacht eilte er stürmisch seiner Wohnung zu. aber lein Schlas senkte sich aus seine milden Augenlider. Beim ersten Morgengrauen kleidete er sich hastig an und mit Niesenschritten eilte er dem Geschäftshause zu, um die Schale seines Zornes über den Böse wicht auszugieszem der ihm die Freude vergällt und die Nachtruhe geraubt hatte. Aber das Geschöstslokal war » noch verschlossen und die schneidende Kälte zwang ihn, einer Schildwache gleich vor der Thür mit den großen Glastaseln im raschen Tempo aus und ab zu gehen. Endlich gegen zehn Uhr schlich langsam ein Diener des Hauses herbei und theilte ihm mit, des Festta aes halber bleibe das Geschäft ges chlos - sen; wenn er aber jenen Verläuser zu sprechen wünsche — er hatte den Na men genannt — so müsse er sich schon nach dessen Wohnung bemühen. Kochend vor Wuth langte Eduard dort an und nachdem er seinen verhär teten Aerger in einigen derben Höflich liten Lust gemacht hatte, theilte ihm der junge Mann gelassen mit, daß seinem » Austrage aus’s Gewissenhasteste ent isprochen worden sei. Zur Beltäftig » ung seiner Worte eilte er mit ihm zum ILaden zurück und hier war aus den ZBüchern ersichtlich, daß die Maschine zur gewünschten Zeit an dem bezeich neten Orte vom Agenten des Geschäfts hauses abgeliefert wurde. Eduard wußte nicht mehr, wo ihm der Kopf stand; aber was sollte er thun? Ob seines unziemlichen Beneh mens sich entschuldigend, stürmte er weiter, um den Agenten, dessen Woh nung man ihm angegeben hatte. aufzu suchen. Auch dieser bestätigte die be reits gemachten Mittheilungen und er klärte sich bereit, ihm das Haus zu zei gen, in welchem er am vorigen Abende die Maschine abgeladen hatte. » Ja, es war wirklich das richtige Haus und fremde Leute wohnten nichts darin! Die Geschichte wurde immer räthselhafter, immer unausllärlicher. Rathlos standen Beide im Hausslur, und auch Kunigunde’s Mutter, die mittlerweile sich ihnen zugesellt hatte, wußte nicht, was sie dazu sagen sollte. Ganz verwirrt aber wurde sie, als auf die weitere Frage der Agent die Mit theilung machte, ein junges Mädchen habe die Maschine in Empfang genom men und gesagt, es sei Alles in Ord nung. Das war denn doch stark; Ku nigunde hatte doch nicht etwa —— aber nein! Das war ja undenibart Mlc slcy Das Idch noch llullilll UND starr vor Staunen einander anblickten, öffnet sich die Hausthür und im Rah men erschien Marie, das schmucke Dienstmädchen mit einem Korbe voller Gemiise am Arm. »Da ist sie; der habe ich gestern die Maschine über eben!« rief freudig überrascht der geni. »Haben Sie nicht gestern Abend eine Nähmaschine von mir erhalten?" »Gewiß,« erwiderte das Mädchen unbefangen, »ich erwartete sie schon seit acht Tagen." »Sie erwarteten sie? Das muß wohl ein Jrrthum sein! sie war ja gar nicht fiir Sie bestimmt. Wie konnten Sie ——?« »Nicht fiir mich bestimmt? Und Sie sagten mir doch, Eduard Schultze sei der Absender!« »Ganz richtig! aber Sie vermuthen doch wohl schwerlich, daß der junge Herr hier Jhnen eine Nähmaschine als Angebinde schenken werde?" »Der junge Herr, der Bräutigam unseres Fräuleins!« lachte sie laut auf ,,Nein, in der That, von der Seite er warte ich freilich nichts. Aber mein Bräutigam theilte mir vor einigen Ta gen mit s-— doch halt! ich werde Sie gleich überzeugen.« Marie eilte davon und kehrte bald mit einem Briefe zurück, den sie der Frau des Hauses überreichte und in welchem ihr Bräutigam s— gleichfalls ein Eduard Schultze —— ihr mittheilte, daß er ihr im Laufe der Woche als Weihnachtsgeschenl eine Nähmaschine schicken werde. »Nun, zweifeln Sie noch?« fragte sie und daß ich unter solchen Umständen die Maschine nicht herausgebe, werden Sie wohl nicht minder erklärlich fin den.« ·-.- «- -«...a ·:. tx--..- -..c s!lccllus, Uu ILUUU cp stuurz uus weiß, und dagegen ließ sich in der That wohl schwerlich streiten. Die Verwi ctelung der Umstände war wirklich eine merkwürdige und Eduard, der vor lau ter Aufregung fast sprachlos geworden war, wußte doch ganz bestimmt, daß es tein Traum gewesen war, daß er die Maschine mi blantem Golde erworben hatte, und daß sich die Quittung noch in seiner Brieftasche finden lassen müsse. s Hier, da ftand es jedenfalls deutlich genug geschrieben, daß Eduard Schulze am dreiundzwanzigsten Dezember die Maschine Nummer eintausendneun hundertundneun durch Erlegung des vollen Betrages läuflich an sich gebracht hatte. Er überreichte die Quitiung dem Agenten, der rasch die Zeilen überflog und mit einem Lächeln der Befriedig ung auf seinem breiten, glatt rasirten J Gesichte das Mädchen höflich ersuchte, « ihm gütigst mitzutheilem welche Num: « mer in die Platte der von ihr in Ein " pfang genommenen Maschine eingegra ben sei. ; Die Nummer stimmte genau mit der L in der Quittung verzeichneten überein ! und eine genaue Untersuchung der Bü j cher des Geschäftshauses ergab, daß tei kne zweite gleiche Nummer einen Na J Iger derselben zu machen. Jn seinem « Sinn für das Prattische aber hat er sich menövetter Eduard zu einer Nithmcpl schine berechti te Marie mu te sich wohl oder übel in das Unvermeidliche fügen und das mit solcher Siegesgewißheit vertheidigte Streitobjett auslieserm sie vergaß zwar einige Thränen ob des herben Verlustes, doch auch diese sollten m we nigen Tage darauf getrocknet werden. Der schwer geprüfte Eduard sitzt jetzt als glücklicher Gatte im warmen Nest und lacht noch recht häufig mit seiner Kunigunde iiber die fatale Geschichte. Seit jener Zeit aber überwacht er stetsx in höchsteigener Person die Abliefer-i ung der Geschenke, wenn er es nicht vor ziehen sollte, sich selbst zum Ueberbrin noch nicht im Geringsten geändert. Er denkt heute noch genau ebenso wie da mals, und dazu hat er auch jetzt viel leicht ein vollkommenes istecht. s —-— —--O. — Abschied. Von K. S. Baranzewitsch. Ek- regnet Die Abenddämmerung ist « hereinge rochen. Sonst tiefe Stille, nur . zuweilen von dem Geträchz der Raben unterbrochen. Vom Walde her dringts das Wiehern eines Pserdes und kaum hörbar das Knistern des Lagerholzes. Nun verstummen auch diese Laute. Am Waldessaum erscheint die Gestalt eines - jungen Mannes. Er trägt Jagdmützel und Stulpenstiesel. Er schreitet vor sichtig weiter, sieht sich dabei immer um « und betritt den Bahndamm am Wal dessaum Er ist schlank, etwas über? Mittelgröße, und obwohl sein Gesicht etwas verlebt aussieht, findet man dochj Spuren von Schönheit darin. Zwischen den regenglitzernden Schienen, die sich in der Nebelserne verlierei, ist er stehen geblieben und späht in die Weite i Die Bahnstrecke durchschneidet den Kiefernwald mit einem schmalenj Durchgange, nur rechts und hinter dem « Hügel hat man einen Ausblick auf die Dächer der Häuser-, und von der an deren Seite erblickt man die Umrissel des Bahnwärterhäuschens. Aus die sem hat lange das zusammengetniffene! graue Auge des jungen Mannes ge- l ruht, endlich tlärt sich sein Gesicht auf,t denn dort im Gemiisegarten hat er eine weibliche Gestalt erspäht,die«e-1s·rig mit einer wartenaroeit beschäftigt mu »Aha!« ruft der junge Mann und schreitet schnell über den Bahndamm und den lehmigen Weg hinab. ,,Zums Teufel, der Boden ist glatt!« Vorsich-; tig drängt er sich durch die nassen Zwei- I ge und geht nach der Richtung zu, wo er z das weiße Tuch erblickte. Dort findet! er ein hübsches achtzehnjähriges Mäd- z chen, das damit beschäftigt ist, Kar-r toffeln auszugraben und zu samman »Als sie den jungen Mann erblickt, er-! köthet sie und vertieft sich doppelt eifrig? wieder in ihre Arbeit. E »Guten Morgen, Tanja!« rust der junge Mann, indem er näher tritt. Das » junge Mädchen sieht sich scheu um und sagt leise: »Guten Morgen, Wladimirz Nikolajewitsch!« Der junge Mann,f der unterdeß über die Umzäunung ges; sprungen, reicht ihr die Hand. »WasZ haben Sie? Sind Sie mir böse, daszk Sie mir die Hand nicht geben?« s »O nein, aber sie ist voll Erde,« ant- l wartete verlegen das Mädchen. » »Bah, Kleinigkeit! was thut das?. Na, wollen Sie sie mir gedeiht-« Ohne « die Antwort abzuwarten, ergreift er die Hand des Mädchens, welches über undj über roth wird. An den Boden bli-H elend, flüstert sie: »Ich glaubte nicht, Z daß Sie doch kommen würden!« ! »Haben Sie denn unsere Abmackpz ung vergessen? Sie wissen ja doch, ichl reis e heute Abend!« F Während es in ihrem Gesicht zuckt,« hebt sie den Blick an ihm empor, und et- « was Flehendes liegt darin. »Ich hoff- i te . . . Sie würden --—- —- ——doch noch; etwas —- — —- wenigstens einen Tag? — —- —— bleiben . . . nicht so schnell; fort ehen . . .« flüsterte sie mit zittern- s der Stimme ! »Wozu das Ausschieben!« erwiderte P er verdrießlich »Ob heute oder mor- i gen, das bleibt sich doch gleich, da es« einmal sein muß, was?« Fragend blickt er das junge Mädchen an. Es antwortet nichts und tritt nur etwas zurück. »Und dann dies fürchterliche Wetterl« fügt er hinzu und blickt genT himmel. »Nichts als Regen! Es ists zum Tollwerden. Sehen Sie mich nur einmal an, wie naß ich bin.« » »Das Wetter ändert sich, der Regen hat ja schon nachgelassen.« »Nein, Tanja, ich reife bestimmt, das sind alles trügerische Hoffnungen« »Mit welchem Zuge?« --—-- »Ich glau be mit No· 6. Er geht um 10 Uhr.« »Na.« —--—— »Ich bin gekommen, um Ab schied zu nehmen. Dort in der Lich tung wartet mein Wagen.« Beide stehen stillschweigend da. Der Ausdurck ihrer Gesichter scheint zu sa gen, daß noch sehr viel Wichtiges auf ihrem Herzen laste. Sie blickt zu Bo den. Er hat die Schaufel ergriffen, sie J in dfie Erde gestoßen und stützt sich da rau . »Es ist abgemacht, Tanitschta. der Sommer st vorbei, ich muß reisen,« be innt er »Erinnern Sie sich noch, wie fch chön es im Frühling war . . . unsere Spaziergänge . . . dort am Hügel?« Heftig arbeite ihre Brust und die abge arbeiteten Hände zupsen unruhig am Kleide. »Ich weiß ja nicht, ob Sie mir das nachfiihlen,« ruft er begeistert, »aber es war doch herrlich diesen Som mer! Jch werde etwas haben, woran ich in Petersburg denken werde! Dies herrliche Fleckchen Erde da! Sehen Sie doch nur diesen prachtvollen Sonnen iuntergang.« Jm Westen hatte sich die Sonne den Weg durch die Wolken abwärts gebahnt und goldig deren Ränder gesäumt. Alles lebte noch einmal auf, silbern er-? glänzten die Pfützen auf den Feldern, die nassen Sträucher schüttelten sich frilihlich und schüchtern sangen die Bä ge . »Ich nehme Viele Skizzen von hier mit,« sagte der junge Mann. »Herr liches Material! Das Bild wird groß artig! Ach, aber ich vergaß Jhnen zu sagen, wer die Hauptfigur bildet ..... Na, ahnen Sienichts?« Das junge Mädchen blickt scheu zu ihm auf, als sie aber seinem strahlenden Blick begegnet schlägt sie erröthend die Augen nieder. »Er-rathen Sie es nicht! Nun, kurz ge sagt, auf dem Bilde werden . . . Sie ge malt sein.« ,,Jch?« Gliihende Röthe überzieht wieder ihr Gesicht. »Dachten Sie es anders-? Nicht um-i sonst habe ich mir so viel mit Jhremi Vildniß zu schaffen gemacht. Stellen’ Sie sich nur ’malvor: Ein herrlicher Frühlingsmorgen bei Sonnenaufgang, die Sonne beleuchtet die Geleife, Jhr Häuschen, die Telegraphendrähte, Al les, Alles Dort Jhr Gärtchen mit dem blühenden Flieder, Sie unter derHaus thür auf den Stufen, wissen Sie, wie damals, als ich hier ankam und Sie traf?.. Doch warum dies Erröthen? Sie waren ja so bezaubernd in Ihrem einfachen Morgenkleidchen.. « »Bitte, bitte, nein, Waldimir Niko lajewitsch.« sk:.. s-..«.-;- O-«l»... ....i.-..(.-:.c.« n HIOI OUUILY OUWLII UUIILLULIU,I Ilco »Nein, gerade fo. . . so ist es künst lerisch. Jhre ausgelösten Haare, und dann ringsum Jhr ganzes Reich: En ten, Hühner, Gänse. Alle öffnen sie verlangend die Schnäbel und um drängen Sie, damit sie etwas von Ih nen bekommen . . . Einige sind sogar aus Jhre Schulter geflogen. Mit ei nem so glücklichen, sorgenlosen, zufrie denen Gesicht werfen Sie ihnen Hände voll Futter zu. Und dies Bild voll stil len Glückes wird betitelt sein: »Ein glücklicher Wintel«. Nun, wie gefällt Jhnen diese Idee? Aber glücklicher, zufriedener muß Jhr Gesicht aussehen, als eben jetzt. Fehlt Jhnen oder den Ihrigen etwas, Tanja? Wie geht es der Mutter?« »Mutter ist wohl.« —— »Aber Sie? Was ist Jhnen ?« »O, nichts, Waldimir Nikolaje witsch!« Noch tiefer ist der Blick des Mädchens gesenkt, aber er merkt nichts und redet ruhig weiter. »Gelänge mir doch dieses Bild! Ach, den richtigen Ton zu finden, es muß ja Alles in Lichterstrahl gebadet sein, ja die Beleuchtung . . . .« Die Mütze ab nehmend, fährt er sich durch das Haar. »Es zieht mich mächtig nach Peters burg. Fort muß ich, denn nur dort kann ich arbeiten. Jm Sommer, da streift man überall herum, macht Stizzen, merkt sich die Farben, aber zur Vollen dung des Bildes fehlt die Sammlung. Jn der Erinnerung empfindet man dann Alles nach. Das muß Peters burg geben, dort werden die Nerven angeregt. Waren Sie schon in Pe tersburg?« ,,Nein,« sagte sie leise. »Es ist wohl sehr groß?« »O, es ist sehr schwer zu beschreiben. Leben, Bewegung ist dort. Alles, Al- » les, was Kunst, Wissenschaft auszu weisen haben, ist dort vertreten. Da sind Theater, Konzerte, Ansstellun gen-. . . Sinnend blickt er in die Nebelferne, dort liegt sein Petersburg, die lärmende, lustige Großstadt! Und er wird dort bald ankommen, von der Landluft gestärkt und erstischt, mit vielen Plänen, und dann kommen die vielen Tage des Schaffens, der Sou pers, der lustigen Freunde· Dort ver geht ein Tag wie eine Stunde. Heitere Frauen, Genossen, Lektiire, geistreiche, anregende Gefpräche über die Kunst, dann wieder angestrengte Tage der Ar beit, nach der es ihm jetzt in allen Fin gern juckt und durch alle Glieder ver langend zuckt. Das junge Mädchen seufzt. »Dort . lebt man wohl lustig?« fragte sie. i »Was? Ach, Sie meinten . .. . E Was fiir eine Frage! Und vor allen . Dingen, man ist dort Niemand Rechen sschast schuldig. Keiner kümmert sich um den Anderen. Man kann sich völ lig absondern und kommt doch wiede1 mit einer Masse von Menschen zusam men, die das große Rad des Weltge triebes durch einander . . .« Jäh bricht er ab und zündete sich eine Cigarette an. Es ist i m eingefallen, daß das Mäd chen do nicht versteht, was er spricht. »Um es kurz zu machen, was man will, Niemand kümmert sich, so wie hier, um den Anderen.« »Ach, wie s chön!« rief das Mädchen. »Hier spionirt Alles. Sehr schlecht sind j die Menschen hier!« I »Nicht schlecht, Tanja, nur entsetz lich beschränkt« »Nein, nein, schlecht, sehr schlecht! Neulich, als wir spazieren gingen . . .« »Na, was denn?« ,,Traf uns die Müllersfrau, so ein häßliches Weib, das immer in Unfrie den mit ihrem Manne lebt . . . .« »Ich erinnere mich nicht mehr. Aber, was ist mit ihr?« »Sie hat gleich der Mutter gesagt: Jhre Tochter geht mit einem Herrn spa zieren. — Und dann hat das schlechte Weib noch gelogen . . . solch ein Ge schwätzt . . . . »Was hat sie denn gelogen ?«-—«Daß wir . . . .« —- ,,Ja, was denn, was denn ..... ?« »Daß wir. . . Beide Arm in Arm gegangen seieii!« Gelassen zuckt er die Achseln, thut ei nen Zug aus der Cigarette und sagt: »Gott, das ist nicht so schlimm, nur beschränkt. Der Teufel hat uns gerade diese Müllerin in den Weg geschickt! Was sagte Jhre Mutter?« »Mutter war sehr böse. Jch dürfe Sie nie wieder sehen! Ach, wenn Sie wüßten . . . aber nein, ich . .« Verlegen zupfte sie am Saum ihres Kleides. »Ach, nun wird es mir klar, warum Sie nicht an den Saum des Waldes ka men!« Er wirft die Cigarette weg und runzelt die Stirn. Jetzt erst kommt es ihm in den Sinn, daß die harmlosen Spaziergänge dem Ruf des Mädchens schaden konnten. Aber ihn traf doch kein Vorwurf. Er war nur freundlich zu ihr gewesen, so wie man es immer zu hübschen Mädchen ist, aber Tanja ist ja nicht zimperlich, sondern schlicht und natürlich. Den Künstler hatte sie be geistert inmitten ihrer Gänse und En ten und in ihrer ländlichen Umgebung. Er blickte das junge Mädchen mit mög lichst ruhigen Blicken an. »Das thut mir leid, Tanja, diese Klatscherei. Ver zeihen Sie mir. Nur eine Närrin konnte aber auch Anstößiges in unseren Spa ziergängen finden. Nun werden Sie »J- kq-»;«kt»-02 ZU O»i.»-.ct- « .»....g»...» »«.....» . . . Das Mädchen hebt plötzlich ihre Au gen mit einem brennenden Ausdruck zu ihm auf. »Ach nein, sie ist keine När r1n. Sie ist schlecht. Was geht das sie an? Warum hat sie geklatscht2 — Ach, Wladimir Nikolajewitsch, Sie haben mir von Petersburg erzählt . . . O, könnte ich nur einen Tag dort leben, ganz unbemerkt, daß Niemand über mich reden könnte! . . . . Nun aber gehen Sie fort, und hier wird der Schnee fal len, die Wölfe werden heulen, Niemand, mit dem man sprechen, kein Buch, das man lesen kann . . . und Alles spionirt. Was wird mit mir? Was soll ich an fangen? . . Sie verbirgt das Gesicht in ihre Hände, und ihre Stimme bricht unter dem heftigen Schluchzen. »Nicht doch, Tanja, beruhigen Sie sich! Sie haben doch auch, ehe Sie mich kannten, gelebt und nie geklagt, wenig stens mir nicht . . . Warum denn jetzt?« Sie entfernt die Hände vom Gesicht, und aus ihrem Blick spricht es klar und deutlich zu ihm. Alle Wetter, sie liebt mich! sagte er sich. Na, so mußte es ja kommen! Einen Augenblick überrie selt es ihn wonnig, dann aber kommt die Furcht vor den Folgen. »O, wie leid thut es mir!« murmelte er, zu Bo den blickend, »aber das hätte ich nicht gedacht, und ich bedaure, daß . . .« Sie erräth das unausgesprochene Wort, wendet sich ab und flüstert: »Wladimir Nikolajewitsch, Sie haben Recht . . .. reisen Sie, bitte, reisen Sie noch schneller . . . Alles ist Vorbei . . .« Er hat seine Selbstbeherrschung wie dergewonnen, hebt den Kopf, zieht seine Uhr und sagt besorgt: »Ohn, schon so spät! ich erreiche den Zug kaum noch . . . Aber Tanja, sagen Sie, ist es denn so . . . ?« ,,Gehen Sie... gehen Sie doch , .. Sie verpassen den Zug,« hastet sie sie ; bernd. ,,Leben Sie denn wohl, Tanjat . . .« Er will ihre Hand ergreisen, sie aber entzieht sie ihm und wendet sich ab. Wladimir geht denselben Weg zu rück, den er gekommen, bei der Unzäu nung bleibt er ein paar Minuten sin nend stehen, dann rasst er sich aus und eilt weiter. Tanja steht noch auf dem selben Fleck, das Gesicht in den Händen. Die Sonne ist längst unter, der Regen hat aufgehört Der Garten, das Ge hölz sind in Nebel gehüllt. Im Wär terhäuschen ist Licht angezündet Eine kleine Gestalt eilt rasch bis bis zum Bahndamm, bleibt in einiger Entfer nung stehen und ruft mit heller Kinder stimmet »Tanja, Tanja! Schnell, schnell nach Hause! Mutter hat schon - geschulten! . . .«