Sonntags - Blatt Ema-» M ,",A..z-"ig« iiiiv Hemis- z.. N».sd,skyrg««g-ss J P. Windmle Herausgeber Grund Island-, NeIasküF Adevnmä21. Aug-list 918965 ZEKUMW Dönningljaufrn Roman von Claire v. Glümer GorisetzungJ »Ich lasse dich nichi!« ries er leise in leidenschaftlich zitterndem Tone. »Ich will d e Thränen sehen, die mich glück , lich wachem-wir werden uns entschä , digen siir das leyte bischen Glück, das uns der Zufall zu rauben s ucht. Du wirst ni t immer sticken, nicht immer mit Elsr ede spazieren gehen. Da ich alle Tage in Danninghausen Dienst D können wir uns täglich im Walde eg...n . . und anders verkehren als hier unter all den Augenl« Er stand vor ihr in einer Fenster nische des Wahn immer-s und hatte ihre beiden hände gefaßt. Sie suchte sich los zu machen. »Laß mich, laß mich! Was du da sagst, ist abscheulich,« sliisterte sie. Jn diesem Augenblick trat Johanna zu ihnen. »Streitei ihr schon wieder?« fragte sie; »was habt ihr denn immer?« »Otio’s Schuld — er isi ungezogen. — Arme Johanna, du wirst schwere Arbeit mit ihm haben!« rief Mage lone, und indem sie sich an Otto vorbei driingte, wars sie ihm einen Blick zu, der ihm zugleich Vergebung und Ver heißung zuzuwinken schien. CHchatte geregner.. Der Freiherr, den die Frühlingslusi an riss- wollte nach dem zweiten Frühstii zu schlafen versuchen, und Jo anna ließ. die freie Stunde benii end, Ellinor satteln und ritt der Wald lause zu, um einmal wie der selbst nach Christine zu fragen. Der einsame Waldritt that igr wohl; die Last, die ihr seit einiger eit das Her-z bedrückte, das unbestimmte Ge iih einer Entsrerndung zwischen ihr und Otto, versank in der heiteren Le benssiille, die sie umgab. Jn durstigen gii en athmete sie den bitterlichen u t, den stischgeträntt Bäume und Kräuter und die Erde selbst im Son nenschein aushauchtem sie lauschte voll Freude, wenn aus dem Summen, Schwirren, Zirpen und Zwitschern um sie her hier ern sröhlicher Fintenschlag, dort der Lockruf der wilden Schwarz drossel den ganzen Wald durchhallte. Tausend liebe, fröhliche, wehmüthige Erinnerung riefen diese Vogelstim men in ihr wach. « »Otto!« sliisterte sie und einWonneschauer ging ihr durch Leib und Seele. Ja, Verzagtheit und Zweifel waren ein Unrecht — ein Un dani gegen den Gebet so viel »guter und volliommener Gabe.« Wie im Traume ritt sie weiter, und doch waren Sinne und Seele dem Le ben um sie her erschlossen wie nur je· Kein Ton der süßen Frühlingssymphw nie entging ihrem Ohre, ihrem Auge kein Farbenblisz der Millionen Tropfen die beim leisesten Windhauch von den Zweigen niederieselten. Ellinor spitzte die Ohren. Gleich dar aus rauschten die Busche zur Seite des Weges, ein Mann iam daraus hervor und nahm grüßend die Mütze ab. Es war der rothe Jakob. Johanna zog den Zügel an. ,,Guten Morgenl« rief sie ihm freundlich u. »Was macht Christine? Jch bin aus dem Wege zu ihr.« »Danie, gnädige Frölem es geht bes ser,« antwortete er mit gedämpster Stimme, indem er näher trat. »Nur der Nachtschlas will noch nicht wieder kommen, dasiir schläft die Kleine viel am Tage. Das thut sie auch jetzt.« Und mit lauerndem Blick fügte er hin zu: »Sol! ich Sie werten, oder wollen niidicge Tritten ein bischen warten? — gech k« nn e Ihnen unterdessen was zei en. das man nicht alle Tage zu sehen riegt.« · Zu anderm Zeiten hätte sich Johan na, durch sein schadenstobeö Grinsen ewarnt, nicht daraus eingelassen; te beachtete sie das n cht und fragt( unbefangen: wo sich seine Raritcit be siindelt »Gut nicht weit von hier,« antwor tete er; »aber absteigen müssen gnädig· Frölen. Das Pferd binde ich an, Und dann geht"s da hinauf um die kleine Klippe herum. Gesprochen werden darf freilich nicht und ganz vorsichtig müssen wir austreten, sonst ist’s Nichts mit der Ueberraschung. »Ein Vogelnest also!« sagte Johan na heiter lächelnd, sprang vom Pferde, bedeutete Goldhund, bei Ellinor zu bleiben, und folgte dem voranschreiten den Jakob auf einem Wege, der nur sel ten benützt zu werden schien, denn er war von Unkraut überwuchert und von beiden Seiten durch überhängendesGe sträuch versperrt. Borsichtig bog ihr Führer Zweige und Dornenranlen u rück, ihr das Gehen zu erleichtern. « u toeilen sah er sich, den Finger aus den Mund legend, nach ihr um, dann lauschte er wieder nach vorwärts, und dabei sunlelten seine Au en und die spitzigen Zähne gruben Lsich tief in die eingezogene Unterlippe. Jetzt hatte er die Felsenecke erreicht, lauschte abermals und winkte Johan na, heran zu kommen. Nun war sie an seiner Seite, mit hastigem Griff riß feine gesunde Hand das Strauchwerk auseinander-, dann trat er zurück und Johanna stand in sprachlosem, re gungslosem Entsetzen Otto und Mage lonen gegenüber. Auf einer niederen Felsenstufe sitzend. von dichtem, über bängendem Gebüsch beschattet, hielten sie sich umschlungen, und lächelnd mit .· halbgeschlossenen Augen duldete sie seine Küsse. Das heisere Auslachen des rothen H Jakob schreckte sie aus ihrer Versunten i heit. I ,,Johanna!" rief Otto, indem er auf sprang. Seine Stimme löste den Bann, der , sie gefesselt hielt. Zusammenschaudernd drückte sie beide Hände an die Schläer, und als Otto ihren Arm fassen wollte, wendete sie ihm hastig den Rücken und suchte stch durch das Dickicht Bahn zu brechen. Magelone, die wie ehrochen dageses sen hatte, fuhr aus un eilte ihr nach. »Bitte mich, höre mich!« rief sie, in dem sie sich an Johanna’s Neitkleid klammerte. »Ich lasse dich nicht gehen, sohochmiithig... so... so ...« »Magelone, sei ruhig, ich beschwöre dicht« hat Otto. Sie schüttelte wild den Kopf· , »Nein, nein, ich will endlich sprechen , und Johanna soll mich hören! Lange genug hbe ich ihre Falschheit ertragen l— ihren Hochmuth, ihre verächtlichen .Mienen ertrage ich nicht. Vor mir soll - sie fchamroth werden, vor mitt« Nach diesen Worten, die sie in na menloser Hast hervorstieß, ließ sie Jo hanna’s Kleid wieder los, trat schnell vor sie hin und flüsterte, indem sie ihr mit suntelnden Augen in’s Gesicht sah: »Weißt du, warum er sich mit dir verlobt hat? —- Um mich vor Großva pas Zorn zu schützen. Für mich war das Billet geschrieben, das Großpapa in die Hände fiel ——— fiir mich —-—— frage ihn nur selbst!« Unwilltiirlich folgte Johanna’s Blick Magelonens deutender Hand. Otto, der blaß geworden war, sah, die Lippen zusammenpressend, vor sich nieder. Magelone, außer sich vor Zorn und Be schämung, packte seinen Arm und schüt telte ihn. »Sprich!« rief sie. »Bei deiner Ehre verlange ich,dasz du die Wahrheit sagst: für wen war das Billet? —— für wen?« wiederholte sie, als er ihre beiden Hände faßte. »Du bist feig und verächtlich, wenn du jeßt nicht s prichst! Für wen war das Billet?« »Für dicht« sagte er hart, und indem er ihre Hände beinahe fortstiesz, trat er auf « ohanna zu. » erdamme mich nicht!« hat er; ,,lasz dir ertlären.« Aber sie hörte ihn ni t, oder wollte ihn nicht hören. hastig riingte sie sich durch die Büsche. die h nter ihr zusam menschlugen, und als ihr Otto folgen . wollte, rief ihn ein Aufschrei Magelo nens zu dieser zurück. Krampshaft schluchzend lag sie auf den Knieen und , sah mit irren Augen umher. Er lonnte sie so nicht allein lassen. »Bitte, steh’ auf und laß das Wei . nen,« sagte er ungeduldig, indem er ihre J. hände faßte. Sie gehorchte wie ein er schrecktes Kind, liesz sich aufrichten und trocknete die Augen. »Was soll nun geschehen?« fragte er, t. und als sie. statt zu antworten. nur mit dem Ausdruck der Rathlosigleit zu ihm aufsah, fügte er bitter hinzu: »du wirst doch bei der Scene, die du eben aufge führt hast, irgend eine Absicht gehabt haben.« »Ich eine Absichtl« wiederholte sie. »Kann ich dafür, daß Uns . . . daß Jo hanna hierher kam?'« »Laß die Wintelziige!« fiel er heftig ein. »Du weißt sehr gut, daß ich nicht von dem Zusammentreffen spreche, son dern von der Erklärung, die du mir in deiner Raserei abge wungen hast. Erst durch sie ist jede Verzsöhnung unmöglich eworden . . . . Einen Augenblick der erirrung hiitte Johanna verzeihen s tönnen . . . ." fvh Magelone erglühte. Das sagte er r r. »Ich wußte nicht, daß du darnach verlangteft!« rief sie mit bebender Stimme. Ohne die Unterbrechung zu beachten, fuhr Otto fort: »Und ich glaube, daß ich sie dazu ver mocht hätte. Sie ist großherzig und selbstlos . . . .« »Aber warum bist du denn noch hier?« fiel Magelone ein und ihre Au gen spriihten. »Eile doch, eile und wirf dich deinem großhetzigen, selbstlo sen Wesen in die Arme —- zu Füßen« wenn es sein muß!« Auflachend wen dete sie ihm den Rücken und wollte gehen. Er vertrat ihr den Weg. ,,Bleib’!« sagte er mit einer Be stimmtheit, der sie unwillkürlich ge horchte, und während sie mit niederge schlagenen Augen und herabhängenden, leichtverschlungenen Handen vor ihm stehen blieb fuhr er in hartem Tone ort: l ,,Du weißt recht gut, dasz deine Aus schlüsse über den Anlaß zu meiner Ver lobung unsere Heirath unmöglich ge macht haben. Aber hast du auch be dacht, daß ich damit meine Existenz mittel verliere, und daß auch du nach diesem Eclat nicht wie bisher in Dön ninghausen sortleben kannst? Darum sragte ich, was nun geschehen s oll.« Magelone zuckte stumm die Achseln; nach einer Pause fuhr Otto in bitterem Tone fort: ,,Uns Beiden, darüber täusche dich nicht, bleibt nur Zweierlei übrig: ent weder dirert mit einander in die weite Welt zu gehen, oder — da uns hierzu leider die Mittel fehlen — als reuiae Sünder vor Großpapa zu treten und seine Verzeihung nebst seinem Beistand zu etbitten. Je schneller wir das thun, um so besser, am besten in dieser Stun de noch. Komm’, wir gehen gleich!« Mit diesen Worten trat er auf Maaelone zu, aber sie wich zurück und streckte ihm wie zur Abwehr die Hände entgegen. »Ich danke dir!« ries sie in ihrem alten spöttischen Tone. »So weit, daß ich dies Opfer von dir annehmen müß te, fühle ich mich noch nicht reducirt . . . Du lieber Himmel, was habe ich ge than? —«-— einen Vetter in seiner Cour macherei etwas zu weit gehen lassen! Diese »Verirrung eines Augenblicks« werden mir sowohl Großpapa wie Jo hannLeopold verzeihen können ..... Meinst du nicht auch?« Otto wechselte die Farbe. i »Miiglich!« antwortete er mit er zwungener Ruhe. »Versuche dein Heil. Deine geschickten Hände werden doppelt geschickt sein, wenn es sich um Wiederer angung eines Majorats handelt . · . »Und deiner Johanna großes Herz doppelt selbstlos, wenn für sie der Na me Dönninghausen aus dem Spiele steht,« fiel Magelone ein, und sich leicht verneigend, rasste sie ihr Kleid zusam men und ging an Otto vorüber der Fel sentreppe zu, die von hier aus nach der Klausenburg hinunter führt. Jetzt stand die schöne Gestalt am Rande der Klippe, nun tauchte sie zwischen dem Strauchwerk nieder; noch einmal flat terte der blaue Schleier aus, dann ver schwand auch er in der Tiefe, und Otto war allein mit seiner Beschämung, sei ner Unentschlossenheit, seinem ohn mächtigen Grimm, seiner unllaren , Empfindung Jm ersten Augenblick erschien es ihm unerträglich, sie ohne Weiteres gehen zu lassen; er wollte ihr nacheilen, sie sollte wenigstens wissen, wie er sie haßte und . verbrachte. —- Dann aber sagte er sich selbst, daß sie in ihrer Eitelleit seinen Zorn nur siir den Ausdruck der Ver l J l « zweislung über ihren Verlust ansehen » würde, während er es im Gegentheil · als Erlösung empfand, daß sie ihn und den Beistand, zu dem er sich verpflichtet gefühlt, zurückgewies en hatte. — Statt ihr zu folgen, schlug er die ent gegengesetzte Richtung ein, und wäh I rend er auf dem Wege sorteilte, der ihn s in der lehten Zeit so oft zu ihr geführt, F zeigte ihm die Erinnerung das totette I Spiel,das sie mit ihm getrieben, in vol I ler, quälender Deutlichkeit Und um fdieses eitlen, herzlosen, berechnenden .Weibes willen, hatte er sein und Jo hanna’s Glück verscherth — Vergessen war Alles, was ihm noch vor Kurzem s im Wesen seiner Braut mißfallen hatte, und —- nun -sie für ihn verloren war, erblickte er in ihr die Vertörperung al les Wünschenswerthem Aber war sie ihm denn verloren? — Wenn er mit dem offenen Bekenntniß seiner Schuld und der Bitte um Ver zeihung kam, mußte sie nicht vergeben und vergessen? Mußte sie es nicht um so mehr, da auch äußerlich seine Exi stenz davon abhing ?-—daß er, wie Ma gelone höhnisch hervorgehoben, seinen Namen dagegen einzusetzen hatte, war um so besser, der Gebende zu sein ihm überhaupt viel lieber, als sich beschenten zu lassen. — Je länger er die Lage der Dinge überdachte, um so mehr tam ers zu der Ueberzeugung, daß « ohannas durch Auslösung des Berlöbni es nochi mehr verlieren würde als er selbst, nndi in dieser Ueberzeugung fühlte er sichs nicht nur berechtigt, sondern geradezu! ver slichtet, jeden Trennungsvorschlags entfchieden zurückzuweisen. Als er ani der Kreuzung derWege von Tannhagen ; und Dönninghausen s chnell ent- » schlossen den letzteren einschlag, ums die ,,fatale Geschichte« so schnell als «möglich zu Ende zu bringen, war er bereits so weit gekommen, sich selbst die größte Geduld und Müßi gujig zu geloben, wenn Johanna nach Frauenart seiner »etwas zu weit gehen den Eourmacherei« übertriebene Wich tigkeit beilegen s ollte. n-- s-- k Uocr cis-D cr, soll Ucl UUccöcUgcllUcll Kraft seiner Bitten und Vorstellungen durchdrungen, Dönninghaus en erreichte und Johanna zu sprechen verlangte, hörte er, daß sie von ihrem Morgenritt noch nicht zurückgekommen sei. Was nun? Jhr entgegen gehen? — Nein! der Fuß änger war der Reiterin gegen über zu isehr im Nachtheil; er beschloß, sie zu erwarten. Nachdem er Befehl ge geben, ihm Johanna’s Heimkehr sofort zu melden, begab er sich in den Part, um der Unterhaltung mit Tante Theklai aus uweichen. Nie war ihm das War-! ten zfo schwer geworden! Er versuchte zu rauchen, aber nach wenigen Zügen warf er die Cigarre weg; immer ringe duldiger ging er in der Mittelallee auf und nieder, und —— was das Schlimm ste war —- mit jeder Minute, die ver strich, wurde seine Zuversicht geringer. Johanna war, als sie Magelone und Otto verließ, ohne Weg und Richtung zu beachten, geradeaus in den Wald ge gangen. Die Vögel sangen noch immer wie zuvor; zitterndes Sonnengesunkel spielte durch die bewegten Baumkro nen; blitzende Tropfen fielen von Zweig zu Zweig oder schimmerten in den wei ssen Aneinonen, die überall aus der Ibraunen Laubschicht des vergangenen Jahres hervorsahen, Alles drängte sich sJohanncks Sinnen seltsam deutlich ? auf, und doch fühlte sie sich wie da I von abgetrennt, nur dem Einen, jSchrecllichen gegenüber, daß sie weder Zzu fassen, noch zu nennen wußte. k Endlich kmichte sie den Waldes »saum; mit trübem, stumpsem Blick sah s sie umher. Vor ihr lag ein steil abfallen « der Haidestrichz unten im Thale schim ! inerten die frischgriinen Saaten der · Dönninghäuser Feldmart, zwischen ih nen zog sich die Fahrstraße nach Klau senburg hin. Sie kannte das Alles — aber es war nicht mehr wie sons -—und sie selbst war nicht mehr wie sonst und das ganze Leben nicht! Das Herz war ihr so schwer, so wüst, und die müden Füße trugen sie nicht weiter; aufseus zend wars sie sich in’s Haidetraut Plötzlich rauschten und knackten die Bü sche hinter ihr; sie sah sich um —- Gold hund war’s, der daraus hervorstiirzte und im nächsten Augenblick vor Freude winselnd zu ihren Füßen lag; dann sprang er an ihr aus« die treuen Augen sahen sie so beweglich an — die treuen Augen! —- Und nun war der Bann ge ; brochen, der ihre Seele gefangen hielt . ihr ganzes Elend la tlar vor ihren i Blicken, das ganze efiihl desselben Inbekftuthete ihr Herz, und den Hund s umklammernd, der die Noth der Herrin zu verstehen schien, legte sie bitterlich weinend die Stirn auf seinen Hals. So saß sie noch und weinte, als der rothe Jakob und Christine, die Gold hund gefolgt waren, aus dem Dickicht hervortraten. Jakob blieb stehen, Chri stine eilte aus Johanna zu und warf . sich neben ihr auf die Knie. Johanna ; erhob den Kopf. Bei dem Anblick ihres ; blassen Gesichts, ihrer starren, ver ’ weinten Augen brach auch Christine in I Thränen aus. I »O gnädiges Fräulein!« rief sie; « ,,bitte, seien Sie-nicht böse . . . Der Ja kob hat mir Alles gesagt . . . Es war ; unrecht, aber gewiß und wahrhaftig, er ? hat es nicht schlecht gemeint . . . .« ,,Laß es gut sein, Christine!« fiel ihr Johanna in’s Wort, indem sie auf stehend die Augen trocknete; aber die junge Frau hielt sie am Kleide fest und bat nur noch inständiger: »Bitte, seien Sie dem Jakob nicht böse . . . bitte, nicht!« Jetzt trat auch er heran. ,,Christine, thu1 doch nicht, als hätt’ ich Gott weiß was verübt!« rief er mit steigendem Grimm in Ton und Miene. »Ich tonnt’s nun einmal nicht ansehen, wie die Beiden unsere gnädige Frölen betrogen . . . Du weißt’s ja, es ist heute nicht das erste Mal gewesen, daß sie sich hier oben getroffen haben . . . Und hab’ ich’s etwa nicht gesehen, wie der saubere Herr auch mit dir anzubandeln versucht hat? . . . Hab’ ich’s nicht gesehen? . . . Mit diesen Worten hob er die geballte Linie und schütelte sie. ; »O Jaroo, Davon hast ou ja nicht sprechen wollen,« sagte Christine in ih rer sanften, beschwichtigenden Weise. ,,Solch’ ein Herr denkt sich nichts dabei, wenn er sich mitunsereins seinen Scherz macht . . . .« »Aber ich, zum Teufel, denk’ mir was!« schrie Jakob, und die wild fun kelnden Augen gaben ihm mehr als je das Aussehen eines Raubthiers. »Wie einen Hund schlag’ ich ihn todt. . . .« Plijtzlich verstummte er vor dem trau rig vorwurssvollen Blick, den Johanna auf ihn richtete. »Wie die Augen vom Edelwild, wenn’s unterm Schuß zu sammenbricht und verendet,« sagte er zu sich selbst, und laut fügte er hinzu: »Ich hab’s wirklich und wahrhaftig gut gemeint . . . . Wenn mir gnädige Frölen nur glauben könnten!« Johanna nahm sich gewaltsam zu sammen. »Ich glaube Jhnen,« antwortete sie nach kurzer Pause: »und weil ich das thue, bin ich auch überzeugt, daß Sie Beide von dem, was hier eben vorge gangen ist —- mir zuliebe — mit Nie mand sprechen werden.« ,,Darauf können sich gnädige Frölen verlassen!« rief Jakob, indem er sich stramm aufrichtete, und Christine drückte weinend Johann’s Hand an die Lippen· Johanna machte sich sanft von ihr los.« »Ich muß nun fort,« sagte sie; ,,wie gehe ich am besten, um schnell zu mei nem Pferde zu kommen?« Der rothe Jakob erbot sich, das Thier zu holen; Christine sollte das gnädige Fräulein inzwischen zu der großen Buche am Dönninghauser Wege süh ren; dorthin wollte er Ellinor bringen. Johanna war einverstanden, und der ’rothe Jakob stürzte fort, während Jo s hanna mit ihrer Führerin dem bezeich i neten Baume zuging. s Und dann kam Jakob mit dem Pfer ;de, Johanna schwang sich in den Sat ikeh sagte hastig Lebewohl und jagte . ort. i »Als oh drr Tod hinter ihr wir-reg E meinte Christine, die ihr angstvoll nach ;sah, bis sie zwischen den Büschen ver ! schwunden war. Isweiundzwizigstes Cupi Y te l. l Als Johanna in Dönninghausen ! ankam, wurde ihr vom alten Martin . gemeldet, daß unter Otto schon lange j auf sie warte. inen Augenblick starrte zsie den Alten an, als ob sie ihn nicht ! verstanden hätte, dann antwortete sie: I »Ich kann jetzt Niemand sprechen,« und ! ging mit müden Schritten die Treppe ihinausi l Martin sah ihr kopfschüttelnd nach und begab sich, sobald er Ellinor ver sorgt hatte, in den Part, um Otto Nachricht zu bringen. »Die Gnädige waren so weiß wie der Kalk an der Wand,« fügte er mit der Vertraulichkeit eines seit mehr als vier zig Jahre zum Hause gehörenden Die ners hinzu, »und hatten ein paar Au gen im Kopfe, noch ’mal so groß wie Lonst . . . wenn sie nur nicht krank wer en.« Otto murmelte eine Verwünschung; jetzt ohne Weiteres fortzugehen war nicht möglich, wenn er nicht der Diener schaft zu allerlei Kommentaren Anlaß geben wollte. Dazu ertönte in diesem Augenblicke die Frühstücksglocke; ihrer Einladung nicht zu folgen, hätte der Großvater als Verletzung der Haus ordnung angesehen, und es lag Otto mehr als je daran, den alten Herrn in z guter Stimmung zu erhalten. T »Es ist wieder einmal einer meiner : Unglückstage —- ich möchte nur wissen, ob andere auch so damit behaftet sind wie ich!« sagte er zu sich selbst, wäh rend er dem Schlosse zuging. ,,Soll mich wundern, wie mich Johanna em pfängt. Jn dieser Eile kann sie Groß papa noch nichts gesagt haben, muß sich also zusammennehmen . . . Vielleicht ist’s so am besten . . . . vielleicht bringt sie der Zwang zur Besinnung.« Auch diese Hoffnung erwies sich als trügerisch: Johanna war nicht da. Mit besorgter Miene erzählte Tante Thekla, sie wäre auf die Meldung hin, daß Jo hanna wegen heftiger Kopfschmerzen nicht zum Frühstück kommen könne, ei nen Augenblick bei ihr gewesen und hätte sie zum Erschrecken blaß gefun den. »Sie lag auf dem Sopha,« fügte die alte Dame hinzu, »hatte die Augen ge schlossen und sagte mit matter Stim me: »Ich brauche nur. Ruhe, liebe Tante!« Jch meinte, auch frische Luft würde ihr gut thun, aber als ich die zu gezogenen Vorhänge zurückschlagen wollte, fuhr sie auf und rief: sie wollte nichts sehen und nichts hören, ich möch te sie in ihrer Dunkelheit lassen; und dann sank sie wieder zurück und lag ganz still.« »Hast du zum Doktor geschickt?« fiel der Freiherr ein. »Den hat sie sich verbeten,« klagte die Tante; »ich weiß auch warum — sie ist selber schuld an ihrem Unwohl sein, hat wieder einmal einen verrück ten, wilden Ritt gemacht und will das nicht beichten, lieber Johann.« »Unsinn!« rief der Freiherr; »was hat das Reiten damit zu thun? . . . Ihr Frauenzimmer könnt einmal ohne Eure Migräne nicht leben . . . . Die Mode macht Johanna mit . . .. Aber was zum Kuckuck ist’s denn mit dir, Jun ge?« fuhr er, zu Otto gewendet, halb lachend, halb unwillig fort: .,T·’(ede Schüssel läßt er vorübergehen und sieht aus . . . Hast du etwa aus vurer Sym Pathie auch die Migräne? . .. Mach’ mich nicht wild!« (Fortsetzund solgt.) Offene Critik. ; Junger Mann (nachdem er als Pro jbe feines Talentes eben einige Lieder gesungen): »Wie finden Sie meinen I Gesang Musiker: »Wenn Sie vor zwei guten Freunden singen, rufen dieselben »Bro vo!«; wenn Sie aber für Geld singen, und es kostet nur zehn Pfennig’, ruft Alles :,,Pfui Teufek ·« »O — Das richtige Holz. Festkommissär: » . . . Aus was für Holz machen wir denn die Rednertri büne?« Zimmermann: ,,Ei dazu nehmen wir am besten P a p p e l holz.« ——————- 0-0 -—-- -- -— Zuängstli·ch. Atdvokah »Ja, mein Lieber, ich smuß Euch leider sagen: »Den Prozeß haben wir.mit Pausen und Trompeten verlo ren.'« Bauer-: »Ja, »was S’ net fag’n, — da derf i« aim End-' d’ Minuten auch noch zahl’n!«