. f — « Der Sonderling von Lone Hin. Eine Erzählung azrs dem Westen von Karl seiner Kerker. IES swar an einem Sonn-twgnach mittag im Oktober-. Die warme »Ju rsommer«-Sonne hatte mich zu einem Spaziergang sin die Maisfelder Esaus-gelockt Jn Geheimen vers-un , swar ich immer gerasde aus geschrit ten, und stand nun auf ein-mal asm Ufer des Kansas River. Am Stamme einer Lebens-siehe die ihre knsorrigeni Aefte weit über das vorbeimurmelnde Wasser streckte, ließ ich mich nieder. Die sanft aufsteigenden Hügel am ander-n Ufer prangten in wundervoller Havbensprsacht Hier leuchtete es gold gew mit purpumm Ränder-m dort zo m »sich dunkelgrüne, mit braun-m stecken- besprentelte Streife-n «hi—n, und das Ganze, von silberblauem Duft um woben, umralymt von einem tiesrblaum Himmel, sden am iüdlichen Horizonte zarte milchweiß-e WoRenurabestm zier tesm vereining sich zu einem Gemälde wie es so herrlich surrd zu dieser Zeit nur miter- dsiesem Hirnmelsdstriche zu fin den ist« Ein leises Hüfteln weckte mich aus meine-n Betrachtungen Auf dem von grünem Rasen eingerahmten Uferwege kam ein- alter Mann beransgeschrittm Unter seinem bwitvawdigms Stroh-hat Leucht-seien schneeweiße Haare. Ein Ograuer Noch welcher eirr blaues Hemsd aus der ibreiten Brust sehen ließ, unsr trmslle Betmkleider,twelche in den Schäf Itsrr lehmfarsbiger Stiefel stackenk vervoll Ieimdiigten sei-m Meist-ung- Er stützte sich auf ein-en starken Eichenstoch und Zelt mit der linken band eine irdcne »s«;·«; jin dem zashnlosem tieieingefalle ueiktthnlzez fl-«A-« wkqer Plan-n war »Du-let Zoqn , xo ; nannten ishsn die Leute, denn seinen an dern Namen wußt-en sie nicht· Seine Block-hätte worin er muttevfieelenallein heimste lag soben auf dem waldigen Lone-Hill, der wohl deßhalb der »ein sasme« Hügel genannt wurde, weil er etwas Elbe-r die ander-n emportagte. Wie die Leute lsZem war Onkel John ebner der ersten eißen gewesen, welche den Missouri gekreuzi, und asuf jenem Hü gel seine Blockhütte gsejbaut hatte zur Zeit, als noch die Wigtvasms der Miyau dotteandiam unter den Zhohen Histo ties sich erhoben. Er selbst sprach nie Mühen verkehrt-e ikberhaupj mit Nie Wsdem, soweit dies möglIich war, und Keiner vermochte Eber die Vergangen Mt des alten Sonderlings etwas Ve siithzk zu sggetk « ’ us . »Von-nei- seyen-r yeukr,1prau; er. mich grüßend, und blieb stehen. Ganz überrascht wandte ich mich um, denm seine eWortlargheit swar sprich toiirtlich, und da ich ihn nur ei n geniale flüchtig gesehen, wo er mich kaum be achtet ·hatte, war mein Erstaunen ein berechtigtes. Jch lud ihn ein, neben mir Platz zu nehmen. . »Besser nicht,« entgegnete er, »die Ieuchtigleit hier am Wasser könnte meinen alten Knochen n ichst wohl be Tristann ich gehe lieber zu meiner Hütte u « Hörte ich den-n recht? Hatte er mitl lich deutsch gesprochen? Ich war so verblüfft, daß ich auf englisch fragte: »San Sie dann ein Deutscher Z« Ein mattes Lächeln flog über sei-n sasltiges Gesicht »So glaube ich we riiigsftens, so ist es, obschon ich zuweilen wirklich im Zmieifel bin, ob der alte Drittel Iolyns derselbe Johannes Weid ner ist, der vor vielen Jahren mit Weib und Kind den sOcean lreuzte.« Ich kivar ausgestanden, währen-d er sich seiIne Pfeife wieder anzündeie und als er nwun wieder langsam weiter-ging blieb ich an seiner Seite Es war mir, als Verstande istch das von selbst als seien wir alte Bekannte Schmeigend schritten wir dahin, den-n ich wagte nicht, eine Frage an ihn zu richten. An- beitsensSeiten des schmalen Feld weges standen »in- grad-en Reihen die tmglblättrigen fahlen Maisstengeh wo M aus den geborstenen Hülfe-n die Ildgselben Kolben leuchteten. Hier und ragten gebleichte und angebrannte senmstamme empor, Reste des ehema Muuwaldes unt-Zeugen ein-er schnel Im Kultur Bot zwanzig Jahren,« begann mein Iesleiter endlich, war hier alles noch Ums-old, der Boden suenpsfig und tm stiehllng und Herbst überfluthet bis Abhang-e der Hügel, wo sich jetzt die Hisme Entstehn Iwo damals ein schmal-er Weg durch das Dickchit zu ei nem Indiana-Dorfe führte welches Mithi- æwf derselben Stelle sich be Mstm heute die Gänse-r von Manch Wir ckoeuzten das Bahngeleise und erreicht-i die Lernldsstraßefog welche sich am W d- Dido-l Mtl Ich blieb Akt-M Mdenn et Morast-en sich OR Du Mmcht zum Zone-Hm Gestank-frag sengt-er s· Itqu ich rwieder an seiner ( Seite F H Eine kurze Strecke folgten wir der Landstraße nnd schlugen dann- einen Pfad ein, welcher auf die Hügel führte. Axt sunddSägie hatt-en die alten Wald riefen hnulvegggemäht nur der junge Nachwuchs, meist aus Eichen bestehend, bildete hier und da dichte Gruppen. Das sLiaub glänzte im Strahle der Abendsonne wie flüssigeö Kupfer, und zsroischm den grauen Stämmen leuchte ten die goldenen Blätter der Haselnuß standen. Ungefähr eine halbe Stunde lang waren iroir gewandert, als wir wieder an eine Nisederung gelangten, welche von dem ausgetrockneten steinigen Bette eines Baches durchschnitten wurde. Jenseits desselben erhob sich der Lotte hill, welcher noch mit dem dichten Ge wande des Urwaldes bekleidet mar. » Ueber lyalbwermoderte Baumstämme s rund durch dichte Netz-merke wilder TWeinsransten füOHrte ein fchmaler Pfad ; im Zickzag empor. Keuchenden Atherns . erreichten wir das Plateau. . Ein- weiterer freier Platz lag vor uns, sporan in der Mitte eine Block hiitte stand. Große Fertfterscheibem wie man ·sie sonst nicht an diesen primitiven Bauten findet, leuchteten nns freundlich entgegen. TroMe Sonnen-blumen ftengsel mit großen braunen Samen töpfen lchniten tsich gegen die Wand, an welcher ein Lehrndamiin zum niedrigen Da»che«emkgrragte.» Mem Funrer onnere o-. e Tour un o ließ mich eintreten, und zwar befanden wir uns gleich im Woharzimmer. Jch war ganz überrascht oon der Sanher- . leit- und Orden-M die bis in den dun kelsten Winkel herrschte. »Der Boden war rnii gelben Strohmaiien bedeckt, in einer Ecke stand ein Kochofen und dane sben ein Mi schranl m t blanlen Ge- x schirtem ie mit Kalt gemeißten Wände waren mit Bildern bedeckt, mei- . stens Portraits berühmter Männer, wovon die von Ferdinand Freiligrath und Gottfriecd Winkel die größten wa ren. Auf eine Kommode standen die Büfien svon Schiller uan Goethe, deren Wer-le ich nebst denen von Lessing, Heime, Freiligrat«d, Kinlel Schaden hasuer und Humsboldi auf einem-Bücher gestelle bemerkte Ueber der Kommode . ihingen die Portraits von drei Frauen. « Der alte Mann schob mir einen nie drigen Rahrstnhl din, setzte sich mir ge- « genikber und sprach: »Nicht want, so hattest Du Dir Owiei Johns Wohnung « nicht vor-gestellt? Du Obifi der erste Fremde, der seii zchn Jahren diesen Rausm betreten Uhai undswei ßt Du, wer . ge Veranlassung hierzu ::var? Der »Wie, Ferdinand Freiligrm h?« r: es ichganz erstaunt. « Er nicktr. »Jaonl. Ferdinand Frei - ligrath, mein Jugendsreund!" Ich wußte nicht, was ich denken sollte Hatten die tLeute mit ihrem Mnnteln über eine»losesSch1-awbe« bei Onkel John vielleicht Recht? »Erinnerst Du Dich,«' fuhr er fort »eines Sonntags im August? Du saßest vor dem Hause und lasfest in ei nem Buche, als ich vorbettam und Dich um ein Glas Wasser sbat. Während Du dasselideiholtesi, warf ich einen Blick . in das Buch, es war ein Band von Frei iigsrath’s Werten, denn ich las die Stropthc Kein offener Hieb in offener «Schlach«—— Es fällen die Nücken und Tücken, Es fällt mich die schleichende Nieder trachi Der schmutzigen West-Kalmücken! — Seit jenem Tage hegte ich ein beson- - deres Interesse für Däch. Wie zwischen zwei Fremden, die in einem Garten sich ; bei eine-r Lieblingsrblume treffen, durch diesen gleichen Geschmack das Fremde rasch iiberöriickt wird, so erweckte dies geistige Begegnen bei den-herrlichen Geistesblüthen meines unvergeßlichen Freundes meine Sympathie sitt Dich. Wie weit dieselbe gediehen ist, kannst Du daraus entnehme-m daß ich, um Dich persönlich kennen zu lernen, einem Versprechen, das ich mir selbst gegeben, untreu wurde-, »dem Versprechen, daß skeiåiJe Fremder mein heiligihum betreten . o . Ja, ja, Du hast wohl keine Ahnung davon, daß ich hier oben so eine Akt Göymdienst mit-As Diese iitte ist meine Kirche Jene Povtmits md mir, was dem sen-Mitten seine Heiligenbik der sind. Diese Bücher dort geben mir geistige Nahrung, ssie smd mir Gebet buch und Bibel. Die Kommt-de ist mein Alten-. tDas ists-d die Bis-der der vdskei Wesen, die mir die theuersien auf Erden swatent Mutter-. Weib, Tochter; die Laden fmd gestillt mit Gegenständen die ssee getragen hoben, die unt-er ihren sleißisgen Stirn-den entstanden sind; das M meine Reliquie-ji« mir ebenso heilig, wie dem Gläusljigen der Rock Christi« Er Hielt inne. Seine Augen, die ans den Bis-idem the-steten, waren feucht ge worden ch war überteescht, gerührt. Einsehen-e für den- einsamen vers-i merk Greis ergriff mich. Jch wollte etwas sagen, etwas Tröstendez, »aber ichschwieg. Cis-M Momente, wo s s Al man nur empfinden, reicht reden kann Der-site entrolMchmdsprache .So, nachdem Du meine Kirche hast kennen gelernt, will ich Dir auch mein-m Fried hof zeige-U Stumm nnd erwartungsvoll folgte ich ihm auf dem schmalen Pfad, welcher durch sauber gehaltene Blumenbeete führte, woraus in bunter Farbmpracht Geranien und Petunicks blühten. Ein Stück urbar gemachtes Land war mitj Kartoffeln und Bohnen bepslanzt.« Dann führte der Pfad am Saume des ; Gehölzes entlang, zu einer im Halb kreis gepflasnzten Gruppe dunkelgrüner Cypvessern Im Hintergrunde dersel ben erhob sich eine Holz-dank und in der Mitte ran ten zwei bläuliche Felsblöcke empor, au- deren rauhe Oberfläche die Namen ,,Marie« nnd »Black Wing« eingeeneißelt waren. »Hier ruhen« begann der Greis langsam, »die sterblichen Reste der bei den Wesen. die mir nach dem Schiff bruche meines Glückes die öde Jnsel meines Daseins verschönte-m Marie ist der Name meiner Tochter Black Wing war ein rotthchäutiger Sohn der Wild niß mit einem Herzen »von Gold. Ne ben diesen bei-dar Steinen wird sich, hoffentlich daw, ein dritter erheben, mit der Jn;sche·rst: Onkel Jahrt. Hier ist mein liebster Michel-las an den-— stillen Sommerabmden, wem im Dickicht die Rokhvhel singen, die meine Tochter so sehr liebte, und diese Gedern die Black Wing pflanzte, mit Weihrauchdüften mich umfangen, während vom sbrauen Hinrnrelsdome die Sternenterzen aus mich niederstva’hlen.« Er schwieg eine Weile, setzte sich dann ans sdie Bank und Fuhr fort: Komm, setze Dich zu mir. Es thut einem alte-n derzen wohl, Isich einmal ausschiitten zsu können-· Jch will Dir das Geheimniß, weiches diese Steine decken, erzählen. Es shäsngt mit meinen früheren Schick sal-n zusammen-, und darum muß ich damit beginnen Ich verließ Deutschland jrn Jahre 1848. Diese Jahreszahl erspart mir die Erzählung des »Warums«, nach dem Du weißt, daß ich ein Freund und Genosse Freiligvatshs und Kintels war. Jch hatte die Stelle eines Lehrers an einer höheren Schule bekleidet. war mit irdischen Gütern wenig belastet, rmsd nachdem ich das Fabrgeld bezahlt, wa ren mein Weib und meine Tochter die einzigen- Schätze, die-ich mit an Bord nahm. Die ersten Wochen verflossen, außer der unvermeidlichen Gertraut heit, worunter besonders mein armes Weib zu leiden hatte, ganz angenehm Die meisten Passagiere waren politische Flüchtlinge, roie ich. Unser gemeinsa mes Schicksal sbeschleuniigte das Be laamdwerdem usnsd bald bildete-n wir Eine große Familie Wir Hatten gün stige-n Wind, und, wen-n auch die Sonne nicht immer schien, so trugen mir doch den Sonnenschein der Hoff nung im Herzen, entfacht durch das rnagische Wort «Freiheit«. Wie ein Traumbild schwebte dieses Wort vor uns in den blauen Fernen, mit Pur purgluth schrieb es die sinkende Sonne auf die Flut-ben. Doch während mein Wagen westwärts zusm Lande unserer Sehnsucht eilte, waren die Blicke mei nes Weibes nach Osten gerichtet, wo schon lange in grauem Nebel das Land oerschtxvmrden war, welches seine treue sten ·Sö«l)ne verbannte Jcb ermahnte sie, sich doch nicht zu sehr ihre-n semi mentalen Regungen hinzugeben Sie senkte stumm das Haupt und ihre Au gen füllten sich mit Ihrs-Um — Wer versieht immer die zarten Regungen ei nes Frauenfherzonss Ich wurde jrgw lim, wnsd zietz May zu yarren Murren hinreißuu Seitdem zeigte sie ihre Ge füshle nicht mehr offen vor mir. Jrn Verkehr mit meinen Gefährten und neuen Freunden fiel mir ihre Stille und Schweigfamkeit nicht besonders auf. Unsere Tochter, dise damals sechs-zehn Jahre alt war, verstand ihre Mutter besser, usnd ihre Augen fachen schärfen —- ,,Bater,« sprach see eines Tages zu mir, »f·rndeft Du nicht« daß Mutter im mer bleicher wird?« —- Wie Schuppen fiel es von meinen Augen. Jch sali, wie ihre Wangen eingefallen waren, ich ent deckte die blauen-Ringe um die Augen, worin ein Seltsam fremder admefender Ausdruck lag. Durch doppelte Zärt lichkeit suchte ich gut zu machen was ich durch Gleichgültigleit und Härte mir hatte zu schuld-sei kommen lassen. Ach, es irdar zu spät. »Wie eine Blume, die man gewaltsam aus dem Grunde ge niffem worin Sie mit laufend Fafern festgewachsspm unt fie in fremden Boden zu verpflanzem sfv wellte sie Min. Ein scharfer Südweftrvinsd ftellte sich ein, welcher Bald u einem wilden Or kan anlrvuchö. Die Wellen fchlugen rauschend itber das Verdeck, und alle mußten hinunter in die Kajütem Hier kniete ich Mit Lager meines sterbenden Weibes. Nur zuweilen zeigte mir ein durch-die fahl- Dlimnierunig leuchtender Blitz die khearen blaffen iige und die blauen-, »milden Augen. n fah ich such tvie sich ihr-e Indes-len- Lsippen beweg len, doch fo nahe ich irr-ich auch zu Skyr neigte, das leise Gmukmel erstarb, ehe F- J I es mein Ohr erreichte, in- dem gewalti -gen Brausen und Tosen ver Ele-« " mein-te. — . Als der Sturm Isich legte und die Wogen ssich im lSonlnamsttahle glätteten, lag dir Ruhe deststigceit auf den star ren Zügen meines Weibes. -—- ; Und dann —- eisn Brett —- eisn graues T Segeltuch verhüllte mir die geliebte-i Züge auf immer. —- Uebet meine Au - en legte sich ein- »Schlelier. Das Rau fchen der Wogen drang traumhasft dumpf an mein-e Ohren. Ein lurzes Plätschekm ganz leise nur, doch mit et stasrrendem Graufem hallte es in meiner ISeeje wieder-. Kalte Schauer zogen Edurch meine Adern, nnd mir war, als ob ein Tsheil von mit langsam hinab «sänle, immer tiefer in die kalte Finster niß des Meeresgru-ndes. Weiter -pflit-gte das Schiff durch das ossene Grab meines Glückes. Mir war, als mäßte ichsfeimen Ean hemmen, als könnte ich niut Ruhe finde-n und Hei lung für den dumper Schmerz dort unten in der Tiefe an ihrer Seite. Aber da tauchte ihr Ebenblid vor mir auf mit stummen, met-them stehenden Blicken, und an meiner Brust lag, laut weinend, meine Tochter. — iJch mußte lweitekrlsbens ihretwegen. Meine begeisterte Hoffnung, die ich asn den Boden der neuen Heimath ge knüpft ·ha-tte, die wir endlich erreichten, srvaågestzrben —k —- .L-.,s AL.-,.«kk ,,,,, OIL LUICUUUUU aufs ouyköcul Schul des folgend, fuslyr ich mit meiner Tochter nach St. sLouis. cDort bemühte ich mich eifrigfi um eine Stellsung, hatte »aber keinen Erfolg. St. sLouis war damais mit Leuten meines Faches gradezu überfülli, biiite ich die Axt oder Schau fel handhaben können, swiire es mir leichte-r geworden, mein Brod zu verdie nen. Endlich doch elasng es mir, auf Verwendung guter « reunde, in einem Städtchen im westlichen Missouri eine Stelle als Lehrer zu erhalten« Freilich bezog ich keinen großen Gehalt, aber es reichte zum fangen-freien Leben. Wir Wchlten uns bald heimisch in dem fried Tichen Städtchen, welches, lieblich von Gärten und Wäldern tumgeben, nahe am Ufer des Missouri lag. Anfangs Hatte sich einen harten Stand mit den wilden Rangen, bis ich ihnen etwas Disciplin und Gekfittung beibrachte. Doch hatte dies auch wieder fein Gutes, indem es mein Denken in Anspruch nahm und mich meinen schmerzlichen Grübeleien entriß. —- Beschäftigung das glaube mir, mein junger Freund, ift lindernder Balsam für jeden seeli schgt Schmerz-— -: D«I...- ---.Ls-sk-.- MI- fl-(..tj an Just-yet Murussksk Ork Juqu Mk Verlust meines get-»ersten Weibes « tschen mir uan dem Glücke gerissen hatte, tonnre zwar nie aus-gefüllt wer den, doch wurde Este einigermaßen liber brijcki und durch das liebende, forgende Walten meiner Tochter. Der Gedanke, daß sie rnsich verlassen uinsd das Heim ei nes andern Mannes heglücken könne, erfüllte mich mit geheimer Angst. Mein väterlicher Egoismer wollte nicht zu geben, das-, ich machtlos sei gegen ein ewiges Naturgesetz Mit fast eifersüch tigenAugen überwachteichihre Schritte, ihre Umgebung. Doch imo gelänge es Amor nicht, das Vaterauge zu täu schen? Die Gefahr tam von einer Seite, oon der ich sie am wenigsten oder gar nicht vermuthet hatte. Die Einwohner des Städtchens wa ren, mit wenigen Ausnahmen, Deut sche, so auch der Eigenthümer des größ ten Leidens, und zugleich Postmeister der Stadt, welcher als der reichste Man-n im Tonmship galt. Leider aber war er einer von jenen Deutschen, die sich in lächerlicher Beschränktheit ihres Vaterlande-Z schämen, und sich gerne als Erz-Ameritaner ausspielen. Na tiirlich hatte er auch sein-en deutschen Namen Baumarm in »Von-man Deren - lissirt So war es denn auch gar ni t zu ve-owunM, daß er sei-ne Kinder kein Deutsch lernen ließ, wie ja alle der gleichen Exemplare germanischer Klein linge ihre Kinder lieber ein-e Sprache lernen lassen, die sie selbe eben rad brechen können, wie die schöne, klang reiche, ei ene Muttersprache. Die Töch ter »Mi ter« Borvmans erhielten ihre Ausbildun aus einem amerikanische-n Tollng e enso sein einziger Sohn Georgr. Jch hörte, daß Letzterer seit einigen Monaten als erster »Cslert« in das Geschäft seines Vaters eingetreten, und auch, daß er. ein netter, intelligen ter, junger Mann sei. Allmali siel mir eine Veränderung txn dem Wesen meiner Tochter aus. Ihre ·terteit war einem stillen, sinnenden rnst wichen. Als ich einmal nach der Ur.oche dieser Wandlung besr te, brach tie in Schluchzen aus, wars ich an- metne Brust. murmelte allerhand unverständliche Werte von Undan that teit und daß siesichbessern wolle. Wei ter konnte ich nichts aus ihr heraus bringen-. Dies Mater-hist- mich sehr, ich ver-doppelte smerne Mir-Mein taten-te aber nicht hinter ihr Geheimnis kommen. Eines Sonntags mach-te ch meinen Köln-Eichen Spazier User des issouri entlang. von Wahr J Nellte sich George Von-man- zii mir. wäre lieber allein mit meinen Ge danken gewesen« doch wen mir seine Ge sellschaft asuch snicht gerade zuwider-, denn, wie ich schon sagte, er war ein netter Junge, und ich bodenierte nur, daß er einen solchen beschränkten Vater Hatte. : Er swar heute merkwürdig site-uns und mein-e Bemerkungen über s Wet ter und ähnliche Phrasen schien er ganz ! zu überhören. Endlichdegann er mit etwas unsiche rer Stimmen »Mi—st2er Weidner, ich habe JIhnen etwas zu sagen.« Dann begann er. — Seine Worte kann ich reicht mehr ge nau wiedergeben Er s , daß er meine Tochter «liebe,.daß er « ie durch ihr öfteres Erscheinen iin Laden seines Ba ters kennen gelernt hätte, daß sie beide einig seien, turz. er bäte um meinen Se gen. Jch war ganz starr. Das lan e Ge fürchtete war eingetreten. Dieser ann wollte mein sLiedstes von mir nehmen. Und dieser Mann redete nicht einmal meine Sprache. «Ein’großer Zorn er füllte mich. »Niemals!" rief ich, »n·ie wird mein-e Tochter sdie Frau eines Mannes, der nicht einmal die Sprache ihrer Mutter spricht. Sie es nicht, Mister Von-man ich meiner Tochter noch einmal zu nahen, geschieht das, so ziehe ich mit ihr sort von (hier!« Jn den Augen des jun en Mannes blitzte es zornig auf. Dois bezwang er sich gewaltsam und fragte endlich mit tonloser Stimme: »Ist das Jiyr letztes Wort, Mistesr Weidner'i" »Mein letztes-L« entgegnete ich seit. Ohne ein Wort zu sagen, verließ er mich. Einige Tage später ersieht ich, daß er nsach St. Louis gereist sei unsd Stellung in- einem größeren Hairse genommen hätte. »Er wollte sich dort noch gründ lichere Geschöststenntsnisse aneignen, hieß es.« — Dun- «lO-W»N-a K341P3004 ens- This-t ais-Wov- q eine Weile sinnend vor tsich hin Dann strich er sich mit der hand über die Stirne und fuhr fort: »Wo war ich denn? —- Ach so, als det« jun-ge Botvmcms nach St. Louis Zug Merkwürdigerweise nahm meine echter sich dies lange nicht so seh-e zu Hetzm, wie ich gefürchtet hatte. We nigstens so schien es. Viel ern r doch war sie geworden Imd das -öh1iche Lachen hatte tsie gcmz verlernt. Der Name des jungen Man-wes wurde nie zwischen uns erwähnt So verging beinahe ein Jahr unt- es skam Edas Weih nachtsfest. ME« k4-—k.— ...-. L- tx--s-s-—L Wil- HIJUUIZI uns UUI scksqsblskksl Christ-baum, welcher, der guten alten deutsche-I Sitte gemäß, auch im stern den Land-e an diesem Asbende in unserm einfachen Stäbchen nicht fehlen durfte. Doch Eines fehlte: der Frohsinn. Es war unheimlich still, nur die Kerzen tnisstertan leise. Kein fröhliches Lachen erscholl, tein begeisterter Gesang. Marie starrte träumerisch aus die Kerzensterne in den dunkelgrünen Zweigen, und ich konnte meine Augen nicht weg-wenden von dem Bilde meines Weibes, das disk Hand der Tochter mit griinen Tannen zweigen bekränzt hatte. Ein Klopfen an der Hausthüre entriß uns unsern Träumereien. Marie eilte mit einer Kerze hinaus, um zu sehen, wer Einlaß begehrte. Jch vermuthete einen Nachbarn XDa hörte ich einen teisen Schrei. ein Flüstern. Eben wollte ich hinauf-treten, da ging die Tlhiir aus und im Rahmen derselben standen, Hand in lHand, meine Tochter und Georsge Vorvman Noch ehe ich mich von meiner Ueber raschung erholt hatte, trat das Paar einen Schritt vor, und der junge Mann sprach in reinstem Deutsch: »Vert Weidener, ich werde zum ziweitenmale um die Hand Ihrer Tochter. Der Grund, warum Sie mir dieselbe das erste Mal verweigerten, existirt nicht mehr. —- Und« —1etzte er lächelnd hin zu —- ,,roe:in der Herr Professor mich in meiner eigentlichen Muttersprache exa miniren wollen, stehe ich zu jeder Zeit zu Dienstent« Jch tonnte immer noch tein Wort über meine Lippen bringen« Mart-e mußte mir aber wohl am Gesichte able sen, daß alles gut «se«i, sie wars sich an meine Brust, mit Thränen in sden Au gen, Thränen des Glückes. So endete dieser Weihwchtsabmd ebenso fröhlich, wie er traurig on nen, und wurde das erste schöne - ih nachtösest in der neuen Welt —- und auch das letzte. — Der Winter sverging unld endlich tam der ersehnte Mai eng Land. In zwei Wochen sollte die hochzait fein. Selt sagrer Ist chaxkß Per alte Bowman ni ts« ," ein SFU ein ar mes Mit , heirathete. s schmei chelte ihn, die Tochter des »Pwsessor«, wie ich allgemein genannt wurde, zur Schwiegertochter zsu halten« und daß die Leute sehen konnte-n da sein George zischt nöthig habe, um ld zu heira en. Eines Abends larn George rächt zur gewöhnlichen Zeit. Marie las mir vor, — tvar aber sehr zerstreut und schaute je ;den Augenblick asuf ldie Uhr. Endlich tam der Ersehnte. »Ich weiß, ich komm-e spät,« sprach Ck hqlstvgz »aber es war keine Nachläs fkgleit, wie könnte es? Bin ich doch am Liebsten hier«-sondern ein, ich darf wohk tagen,« alltckltcher Zufall shielt mich auf. NEWTO- UM schnell hier zu sei-n, nahm Ich MMW quer durch Münka Luni-bewarb - ls lich seitwärts zwi schyfl zwei Hohe Entscheierli- trat, unt mer-ne Cigarre anzuziiinven, schlugen aebamvfte Stimmen asn mein- Ohr. Neugierig, iwer sich hier noch so spät aufhalte, schlich ich Iweitser vor und lauschte. Die Stimmen ber drei Män ner, so viel schienen es zu sein, waren mjir fremd. Was sie verhandeltem war nichts Geringeres, wie der Plan, in dar sPost-foice einzubrechen Nachdem ich aus der leise gefiishrten Untenhaltnng genugsam unterrichtet war über wie »und wann Tfre khren Anschlag ausführen wollten« tschlich ich mich leise zurück und theilte meinem Vater das Gehör-te mit. —Nun, wir haben Alles zum Empfang der sa uihern Kunden Vorbereitet.« Mei ne Tochter nahm dtie Sache nicht so leicht. »Ich Bitte Dich, George,« bat sie mit Thräneini in den« Augen, »betheilige Dich nicht selbst, es ihn-nie Dir etwas passiren!« Er aber icheuchte ithre Befürchtungen mit Scherz-en fort. Nach einer Stunde heitern Geplaubers verließ er uns. Wir begaben uns daan bald zur Ruhe. Jch swar gerade im ersten Schiafe, als ich Durch das geräsuschvolle Oefan der Thüre aufgeweckt wurde. Auf der Schwelle stand met-ne Tochter. Sie hielt eine Kerze in der Hand und zitterte an allen Gliedern. Jch sah, daß sie noch gar nicht zu Bett gewean war. — »Ach Gott! Vater!« rief Oste, »ich habe schießen hören, o meine Ahnung — ich habe eine schreckliche Angst, ich muß zu ihm.« Dabei stellte sie die Kerze auf den Tisch, und ehe ich noch ein Wort sa aen tonnte, war sie fort, gleich darauf hörte ich hie Thiir hinter ins Schloß fallen. Es nahm rnir nicht lange, in die Kleider zu kommen und hinaus ins Frkspir. » s l i -.. -« « s Ol( LICUJI JWI IIIUU UND slclflckclLkIU Sämmtliche Hahn-de des Städtchens waren in Aufruhr-, und ihr unaufhör liches Bellen schallte smit vielfachenr Echo durch die Stille. Hier und da wurde ein Fenster aufgemacht und in den Dunst-hüten enschlesnen weiße Ge stalten. Als ich mich »der Post-Office nahte, drang ein wirket Lärm von Stimme-n an mein Ohr. Vor der Thür stand eine Gruppe von Männern und Frauen in dürftiger Toilette in dich tem Knäuel um einen was dem Boden liegenden Ge ensiand. Einige von ih nen trugen Internal-. Im Scheine derselben erkannte ich eine zerlnsnple börtige Gestalt, vie sich in den letzten Zuckungen auf dem Boden wand. Ich athmete erleichtert auf. Da vernahm Eh die Stimme des« alten Yopmam clchcUig sciksslm OclscL —— »L-« Lycclfzc —---— knein Sohn! mein Sohn!« schrie er Mich übersief es eistalt Gewaltsam rurchbrach ich die Menge und riß ri Thiir aus« Dort stasnsd der alte Bor rnan, sein Haupt aus den Ladentisch ge stützt. Ein dumpfes gewairiaekz Schluck-zart erschiitterte die starke Ge stalt. Aus dein Boden lag sein Sohn rnit der Todeemunde in der Brust. An seiner Esel-te kniete, ebenso blas-, und stumm wie er, meine Tochter. s-- Es war ein herzzerreißerrder Anblick, wie er sich vergeblich bemühte, ein verständ licheg Wort iiber seine Lippen zu brin gen, während dicke Schweißtropfen auf sein-e Srkrne traten. Sei-ne Augen blicks ten stehend, verlangend aus Marie. Sie neigte sich zu ihm nieder, pnßte ihre Lippen aus die seinigen so sest und in nig, ais könnte sie dadurch das- ent fliehen-de Leben zurück-halten «--— Auf ein«-nat fuhr sie empor. Ihre brennen den thriineriiasen Auge-n forschtrrr in den Zügen rei- Geliebten Um feine blassen Lippen lag noch ein sanftes Läche!n, unter ihrem Kasse war er ent schlafen. Mit einem furchtbaren Schrei iant meine Tochter ohnmächtig neben dem Todten nieder.« —--— Der Greis shiett inne. Die Erin nerung an diese Ereignisse hatte ihn tief er rissen. Er stand aus und schritt einge Jtale aus und ab. Vor dem Stei ne mit dem Namen ,,Marie« blier er - endlich stehen und murmelte: »Armes : Kind, »was mußtest Du «leider1, ehe Du - hier die Ruhe fand-sti« Dann ließ er sich wieder neben mich , nieder und suhr fort: »Als meine Toch- H ten nach wochenlangem Schweben zwi- , schen Leben tun-d Tod« zwischen starrer Bewußtlosigteit und swilden Fieber phantasien, sich endlich wieder vom La « aer erheben konnte, war sie eine g Andere. Sie war gleichsam wieder -. Kind geworden. Die letzten Jahre « res Lebens waren swie sortgewischt ihrem Gedächtnisse. So furchtbar — diese Entdeckung auch war, mußte rnir doch sagen, daß es eine g. Wtshithat siir mein armes Kind Besser in diesem memleben -.