Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 07, 1896, Sonntags-Blatt., Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    H
’ r Isich haben und nicht für die mahn
n Springinsselde mit «den langen
ann, den-Samtjappen und den Breit
randigen Schlapphüten . . . . Dagegen
darf Max Deinen Klub mehr tbesuchen
Unterwegs vom und zum Klusb lauert
die Versuchung in verschiedensten For
men und Gestalten —- iwozu einen
schwachen Erdensohn in sGesahr Grin
gen-—- unsd nun gar einen, der, iwie Ka
toltne überzeugt ist, jeder Frau in’s
Auge stechen mußt Ich glaube- es ist
nsut aus Eifersucht, daß-sie teine Kinder
bekomxnem Aber sdie Hauptsache haben
—- sie erreicht: sie tsind glücklich, stvie nicht
baskdstvieder ein Ehepaar.
Linchen’s Reise.
—
Lustige Geschichte von W. Forst
Ader Linchew Du mußt sdoch Ber
msnsft Wehmut-. Es Seht doch nun
mal ni
»Warmn den-n nicht, Mamachen2
Elly Sixtus ist zu Ostern auch ganz
allein nach Stettin Pia-drein und Frie
dda Peters .....
«Wenn ihre Elstern es gestatte-ni«
Aber Papa will Dich nicht allem reisen
» «assen; und offen gestanden, ich sinde
auch nicht schicklich daß Junge Mäd
« en so oi e jede Beateitsung m die Weit
: 4meinfar r.en Zu smeiner Zeit ......
Fräulein Karolinse Brandt wars bei
i rkWortIen ihrer Mutter triumphi-?
Blowdiopf mit den kraus-II
. - — in den Nacken und spöt
, ; e ein dvmig inaseweiß: »Zn Deiner
it!. ..-. Ja, Mann-them idas ist schon
« as iange her! Jetzt sind wir ein
bischen smehr vorgeschritten . . .. mehr
mehr tin de siecie . . . . mehr ..... «
»Mehr einsacdildeM evgänzte Frau
Brandt in smiitterlichem Strastone, der
.- einen smersroiirdisg sschnellen Erfolg sbei
der jungen Dame des fm de siede
hattr. Fräulein Karoline brach p:öt3
’ , lich in einen lheftigen Tdriinenstrom aus
amd begann ins kläglichster Weise in
»das vorgehaltene Taschentuch hätte usu
ichkuchzens
Einem solche-n Thriinenvergnsse ver
mag tein Muttevherz zu wid:rfte;7en.
Frau Brandt streichelte ihre-m einzigen
- Tochterchen das blau-de Haar nnsd suchte
« szu«beru«71ngind, Kind« Warte,
"-«"7·-« « s Papa kommt! Ja» .ja Du
OF sollst zur Tante Lotte fahren! Höre
« os auf zu wein-en!«
Diese letzte Mannung war eigentlich
· Aberskiissisg. Fräulein E-i«nchen, die so
bm noch »igan.z Niobe, sganiz Ihr-Einseit«
wesen, sprang wie eiettrisirt ans und
drohte tdie admahrentde Mutter rnit ih
« n heftigen Umarrnungsen zu ersticken,
is giiietlicherwei se der Hans-nett ein
"-:t«tund die Gattin von den gefährli
... Umstrickunsgen sesnies ausgeregten»
öchterchensdesreite Gleichwrausfaniok
«-’n Familienrath statt und — Fräulein
n hatte wieder einmal ihrem Wil
» «- durchaeietzti
Uic Uuuusuc ka ou Unsqu- Heu-sue
" ’-«·-hlte zu den angesehegsdssien der abge
s- -,- en Provinziaistadt Aber » eit dem
. sisrischlaß an die Bahn- machte ch na-«
get » . tiich bei sder jümeren Generation
« iks r Stadt ein iranlhaist austretcndes
:2" treben nach dem «Höheren« geltend.
Auch das einzige Töchterchen
ssrandt’s, das bis via-hin zu einem ein
.» ,chen, lieben, hübschen Mädchen sich
z «i wickelt, verspürte den unwidersteh
ilchens Drang, die modernen Bitt-rings
D sttrsanaganzen nachzuahmen Am
- isten stören-d wurde für »das kleine,
ncipationsluftige Dämschen ihr Na
as « . KaroslineSL Das klang so schreck
Hks ch Haus-»Men- um aikiüngfekiichn
sk- «· s m Rathe ihrer Freundinnen gemäß
«.»FT3«. « is Musen-war des An de sichs
tak S est stets Kara. was ihr, trotz des aut
i . this-en Spottes der nachnchtsxgmdk
ji
« « , »furchtbar Meressant« vorkam.
Ei « Heute endlich ihatte das mitleidige
« Tiernherz sich zu »der Erlaubniß ver
s Ader-, daß ihr Töchterchen »den ersten
Zi- »- fing in der Welt ganz allein, ivie
»Es- I den Kontinent ibereiseirde englische
»F; · dy oder amerikanische Miß zu Tante
T « « Wen durfte
Fs Kardinens Gesicht ergliishte van’
V - -- er Fremde, alsste den Brief, in Inn-l
" s-- « ihr Vater diese neuesie Wendung
s Dinge seiner Schwester in der
F iuptitqivi kurz much-ein« »zu: Post
;- « ch0.e. Unterwegs mußte sie natür
It - erst die beiden Busensreundinnen
«- s« ihrem Glücke Genachvichtigen Da
; misv Fkniu www-nimm es
Js; Z kam chic san-dem tot-nn- ,.Kara«
e
zj »gute Lott diesmal ibberraschtr. so
« i tsich die unsicher-leerte abenteuerliche
rvline schließlich daliin bestimmen
» s; sie sdas väterliche Schreiben nicht
,· r Post aufgab, «smisdern«sdei sich be
« s t
ndlich war der awsie Moment ge
mstin. Das schriille Abiailirissianal
Inte: Karoline ieihnie sich aus dem
»s« mieniter und erwiderte die zärt
Js- -·- Adschiedsariiße ider Eltern und
TJI . hinnen, die sie znr Bahn geleitet,
. s· : »
si
·;iksi «
L- I
mit dem unermüdlich-en Wehe-n ihres
Ta—schenstnches.
Eine war-me Friilylinsgslsuft sdrang
durch die cherunteryeslassenen Fenster »in
die einzelnen Abtheile des Zuges, ider
noch einer eintstiintdiigen Fahrt in Eden
Bahwhof einl·ief, itoelcher einein Knoten
puintt für die nach allen lhitnsmelsrich
trangen ssich trennenan Züge chibdetr.
Hier sollte sdie junge Reisensde die erst
Probe ihrer Sel"bststäwdigteit liefern,
da sie in den nach »der Hauptstadt ab
damspfensoen ISchsnellzucg rennst-eigen
mußt-e. Der Perron wimmelte von
großen und kleinen Vergn’iig·un.gL-rri
sen-den-.
Kawline erreichte endlich, nachdem
sie einige Male von der Brandwng bei- H
nahe verschlungen worden und nur mit
Mühe die sah-weichen- tleiinens Gepäch
stücke.igerettet, die Watte-halle, woselbst
sie erschöpft auf einen Stutlyl nie-der
snnh anischen fuhren vorn in« »der
glasbedecltm halle immer neue Züge
vor, unld Karoline erinnerte sich plötz
Ilich smit Schnecke-n daran- Odaß sie noch
sschnell ein Billet Hur Wei sersuthrt zu lö
sen ihattr. Sie stürzte aus sdem Warte
saal in sden langen Gorridor hinauf-.
Die vielen Seitengänsge mit dsen man
nigfachen Schultern nnd Expeditionen
machten einen solch’ verwirrenden Ein
druck aus sie, sdaß sie erst nach vielem
ver-geblieben Suchen, san-d nachdem sie
beinahe von ein-ern chsbelndenen Ge
päckmagen überfahren worden, den rich
tigen Schulter ausfindig machte und
dassBillet ertämspftr.
WA- vt , t.,·1-«.s, , , » rn,,s11 .,«k sit-.
gis-U syuuzkgsusqcssuumu weist-we uns juc
gsendem Athem lief Ksarolisne isn den
Wortesan zurück. Aber-. . · . mein
Gott! . . . Jhsatte sich dann der große
Raum-inzwischen so verändert, »daß in
ich-m »rechster und linker Hand alles ver
tauschj« ·war?! . . . Wo swar dean ihsr
Tisch mit den vselens Gepäckfkücken, sdie
sie sooglos zurück-gekasson?!
sKarolisne — dsie nur idurch eine an
svere Pforte ein-getreten —- verlor Voll
stänsdig das Orimtirunsgsvsevmöfken
tin-o den Kopf. Der Schaffnser rief
zum kehren Masse, »das Pfedfchen schein
te, der Schnellzuq brauste ab. Wie
rzrnichtej sank Karolisne auf einen
Stuhl zusammen unsd brach im Timä
nen aus-. Was fing ssise jetzt hier tm
»:wildfrem«den Lande« an?! . · . . Der
nächste Zug gänsg erst in vier Stunden
ab und war Hadern ein Bumimelizusg,
der sich reichlich Zeit ließ sind erst gegen
elsf Uhr in der Hauptstadt ein-Hef.
Mun, das war Ia iaynesuaz rein 10
großes Unglück; Tante Lottchen erwar
tete sie auf dem Bei-habest an diefem
Augenblick wuvde es der tiiihnen
Pfingftreifeniden sieben-heiß Zum er
sten-Meile erinnerte tfie Tfichtwietder daran,
daß sie Tante Lottchen fo »chic« hatte
»iiberraschen« wollen, und der väter
liche Brief noch immer der rechtmäßig-en
A.dfen«dung entaegenxharrtse . . Jsetzt traf
die Sünderin sdie qerechte Strafe des
Himmels-! O..o! Endiich bestellte
sich sdie Kleine sbei du«-n Kellner, der sie
forznätkyrend in dien1fttbofliffener Nen
aier u·:n«trei.fte, eine Tasse Koffer und
schöpftesaus dem belebenden Tranke
wieder Muth und Lebensluft
Ja, nach einer kleinen Weile tasm frch
die noch kurz zuvor verzweifelnde Pro
vinizdame wieder VII-Hi interessant vor.
Es fehlt-e zur Vervollständigung der
Situation nsur noch der Held.
Aber, da nahte er fchosnt Die Pforte
öffnet sich, ein elegant get-keimten jun
ger Harr, der fehr tin elc siecle aussah,
trat hinein, muftette »die wenigen Pai
fsagiere des Wartefaales mit größter
Unbefangenheit, sdie der dreistrften Un
verfchämtheit zum Verwechfeln ähnlich
fa-h, und nah-m fchiiefzsiich mit einem
fchnsarrenden ,,Gnsäsdisgsfte gestatten!'« an
Karolinens Tische Piav.
Diese begann fich sgarrz ais »Kara«
im Sinne ihrer emsancipationsiuftigen
Busenfreuwdinsnen zsu füshlen und »be
fand sich bald warsan in einer »in-ch
interessanten Converfatsion« mit ihrem
Tifchnachbar, dessen Ziel auch die
Ruft-IN war. Der vornehme
tleman —- der feibft für den ober
fliichlichm Menfchentewner den ausge
prägten Typus ein-es Reisenden in
Wein und Cigarrens trug — imponirte
der »Gniisdigfien« ungemein durch feine
gen-sue Kenndniffe »der Züsae, »der Sta
tionen und einzelnen Städte, deren
Pläne er förmlich ciusxventdig wußte.
»Als der Zug vors-achr, sbeforgte er in zu
vortommensdfter Weise das Gepack, half
ider entzückend-en Reifeaefährtiin in das
sCoupee und ftieg fchkießlich felsdft ein.
Die oLoiomotive dampfte ab, unsd
Karoline befand fich »zum ersten Male
in ihrem Leben mit einem ganz fremden
herr salleäm eine unheimliche Angsft
verurfachte ihr Herzbetlemmungen unsd
schnürte ihr die Kehle zu, daß sie neur
mühsam die vielen Fragen und Reden
ihres immer qefprächiger und vertrau
licher werden-dein Reisegefährten zu be
antworten vermochte
»Wenn sdoch reur noch ein einziger
Waffe-gie- .einftseigen wolltet Das war
s AI
das fortwährende Stoßgebet der zt
Tode geängftigtem kleinen Dame.
Endlich, ensdlich auf einer sder letzter
Stationen erfüllte sich ldieser Wunsch
Ein h . wachsemer Mann, Anfang
der udreiß ger, stieg rasch ein, kurzen
,,Gutsen Absurdi« wünschend und msachtl
es esich in einer Ecke bequem. Korolirst
betrachtete hin-der ihrem Schleier das
von einem langen-, limiteonde Boll
sbart ein-gerath, -«miiwn«lich-e Gesicht,
,««oessen Züge ihr nnit dem ihres lieben
Popas etwas Aehnlichkeit zu haben
schienen-, «un«d«i-hr-war zu Muthe, als
wäre sie einer drohenden Gefahr entt
ronnen, die freikich nsur in- ihrem über
triebenen Asngftgefiishl bestand Gott
lobl Am idiesen Herr-n wollt-e sich sich
wenden, falls ihr eine neue Urian-nehm
lichkeit sausf der Reise zustoßen sollte!
Sicherlich besorgte ihr Dieser Herr eine
Rachtsdroschte und begleitete sie u Tan
te Lsottchen, wo dann die « öhrliche
Reise überstanden unsd sie isn »den retten
·den- Hafen-eingelwa -war. s
Eben rollte »der Zug in- sdie von elek
trischem Lichte erleuchtete Halle. Der
elegante Dantdy, lder nach Eintritt des
neuen Reisegefährten gänzlich ver
ftumimt war, lrvollte Karoline ibeism
Aussteigen sbehiiflich sein. Karoliine
warf einen sbitteriden Blick auf den.
blonlden Riesen, sden dieser sofort ver
stand.
Er bemächtigte sich des Gepäcks und
hob ldie shiiibsche Rei«fegefä«hrtin fo leicht
unid sorgsam asus dem Wagen, als wäre
sie ein kleines, der Mutterpflege noch
bedürftisges Kind.
Eben srvollte Karoline ihren Ritter
um sein-en weiteren Schutz bitt-en, als
ein frohlockewdes ,,Gottlob, Lin-chan, da
bist Du enpdl-ich,« ertönte. Es war
Tante Lottchen, sdise glückselig ihr Nicht
chen in die Arme schloß. Die iiberaus
sorgsamie Mutter hatte nach Abgang
des Zuges zur ver-mehrten Sicherheit
an Tante Lottchen noch telegraphirt:
»Li«nchen soeben mit dem Schnellzuge
Abgefswhren,« so daß die kleine, reusrnii
thige Stirn derin mit sder ausgestanden-en
Anlgst aufJVer Reisenoch gnädig davon
kam.
«- -- . - k ssk -
Ycl VlUIliUc ZJclh Mc III-V Ucll Wlllkll
als Hütt—ensinigen-ieur Wolsert vorstellt-e,»
zeigte sich als echter Cavalier vom;
Scheitel sbi s zsur Sohle. Er wich nicht
eher von cder Seite der dankbaren Da
men als bis sie glücklich in einer the-;
quernesn Droschle saßen unld er selbst dies
Erlaubniß ern-alten Chatte sich morgen
mach dem Besintden der Damen erkundi- »
gen zu dürsen ;
se- si
Ein Jahr später besaner sich Karoline
wieder in dem Schnellzwge, lder isn sder
Richtwng nach der Hauptstadt zu rollte.
Sie war nicht allein. Neben ithr saß
tin «blowder, stattlicher Herr, der sie
zärtlich um »den Leib sgefaßt hielt, wäh
ren-d Karolinse sich an seine Brust
schmiegte Das junge Paar befand sich
aus der Hochszeitsreisr. Aus dem et
was phantastiischen Fräuleins »Kara"
var eine verniinstige, kleine Frau Hüt
endirettor Karolinse Wolsert geworden.
Weißt Du noch, LinchenLk lachte der:
Flückliche Ehe-nann, als der Zug aus
der letzten Station hielt.
— OO - s-·
Das Bülldclchkn.
Novelle-m oon Emit Reichtum
Am Morgen jenes Tages —- so be
gann Frounsd G. seine Erzählung —
fuhr ich in Schweiß-gehauen mit einem
wilden Angsvschrei aus Edern Schlafe
ausf. Das Her-z schlug mir, als wollte
es zerspsinsgem uwd mein-e Arm-e fuhren
zudem-, trampfihaft in die Luft, als
müßten isie dort etwas evfassen, festhal
ten, an meineVrwst reißen. Es dauerte
lange, dhe ich ganz Zusm Bewußtsein
Imm. Mtatt »mit- fisbotnd lag ich ’da,
starrte Oeowunldert nach den Bücherre
ga«len, nach wem mit Schresbeteien be
dieckten Miche, nach dem Glas-schmal
mit-der elektrischenlsattierie, den-Draht
fpulen, den kleinen Ballons und Phio
len. Gelt allmälig besann ich smich so
wett, »daß ich ja ins meinem Aubeitsziw
met auf dem Sopha lag. lDa thing auch
meine Talchth an dem Genus-stän
vet,. sdesson Fiülkung meine Frau so
hütbsch gespickt hatte . . . . untd dort vagen
die Pantoffeln, «die auch svon ihr (noch
viel ·hiilbschet) gefticht twaren . . .. ich
hat-te esben igettäumt unld nsun kam mir
auch Ider Traum, den fich »so sschwer ab
zusschijtteln vermochte, ganz deutlich in
die Erinnerung. Jch hattest-en trauri
qen Heribst geschen, genau so, nvie er
jetzt Durch »das Ivosm Regen Iaettiiithe Gie
belfenster zu -mit Gekeife-blickte sdie lach
len Bäume, das Omelancholifche Rieseln,
die eintsam im Nobell verschwinden-den
Felder, lden ·mi·kden, graue-n Himmel.
Unsd iplötjlich Iwat »die Thür nasseres
Häuschens sgeöffnet worden, leise, vor
sichtig.... unsd tröstean Man-men
schauerntd, Eben Kopf smit einem; ärm
lichen Tuche verhüllt, Iwantkte eine weitb
liche Gestalt bin-aus in dieMntmetuna
Jn der Hand ttsmg lsie ein Bündelchem
1
L
; und als ich aufschreier lmeine Frau
erkannte, da hielt lsie mir das Bündel
, chen entgegen und Oswgte smit einer
» Stimme, die cwie aus ldem IGrmhe itang:
» »Es isst mir das bischen Leichen-wasche«
; George . . . ich nehme sonst nichts mit.'«
Und nun schrie ich izwm Ziweitensrnal
auf . . » und erwachte
Ja, das hatte ich geträumt. Untd in
der Erinnerung ldaran trat rnsir der
Schweiß Jwieider ausf die Stirn, das
Atlhmen wurde smir schwerer und von
neue-m stam die Angst, das henzzev
reißende Mitleid. Dann alber auch der
Widerspruch, Ider Hohn. Wie lsie Iwohl
geschlafen Ihatte niach dem Zanck »von ge
stern? Ob auch tsie durch solch einen
Traum gemartert IworsdenZ Oib sie jetzt
auch so «da)ba1g.... sichernd» .. mit
diesem !Wehgesvii«hl.. .«die·se-m Gefiithh
das ncur jemand »kennt, »der geliebt hat.
Bilds-lich lhörte ich draußen ein teises
Schleichen. sDie Treppe thercrus, an den
Wänden, sdansn nach der sThijr zu, jetzt
wurde «lei«se ansgetlopst
»Was gibt’s?« tsrage ich, vom Sovha
fpringend. »
Dann hörte ich die Stinrme unserer
Auguste. s
»Ich Iwollte nur fragen, oth oder Herr
Doktor sden Kassee auch m Ihrem Zim- s
mer nehmen werden «
»Nein, nein, « erwiderte ich rasch
»Ich tormne hinab. IAlber es i-·st ja doch
’ es ist sdoch noch nichtt Zeit. «
i »Der Herr Doktor gehen ja heutel
schon sriither in’s Bureau. Wir thaben
Donnerstang
,,Donsnerstag? Natürlich sDarasuf
hätte ich ganz vergessen. Jihr . . . Du
denkst doch an alles Ausgulste Meine
Furfagu.... sie ist woshl noch gar nicht
a «
»O Doch. wie grau Vor-rot nnoi
schon uim sechs Uhr aus den Federn ge-.
«wesen.« ,
»Um sechs Uhr? Wirt-dich A·Ugusste?« "
»Die Frau Doktor Platten nämlich.
Jch muß jetzt auch nach dem Eisen
sehen.«
»Ich komme ·,ckleich,« tief ich ihr noch
nach, während sie sich entfernte Meine
Frau plättete! Als Its-as Mädchen dass
sagte, fühlte ich einen Stich ism Herzen
uwd ich saib wie-der sdie rüshrendse Gestalt
mit »dem Blündalchen hinauswancken in
die Dämmer-umg. Was hatte MathilldJ
um »sechs Uihr Movaens Zu ipilätitenZ
Warum lwar isie so früh awfgestansdenZ
Jch hätte sdoch lieber. »Aber nein, es
war gut so. Der Zank hatte Isich nur.
über einer La-ppa«1ie entisponnem aiber
wkkm siie mich geiiebkt Hätte wie ich . . . .O
wie ich sie jetzit liebte, seit)de-rn"ich das
Biünsdelchsen ««aese«hen . . . I
»Herr Doktors rief die Drum-me Au- «
gusstens ivon unten.
»Ich kom«7ne,« antwortete ich und
dann beenldete ich mich meine Toilettei
Als ich zehn Minuten sspäter in unser
Eßzicmsrner trai, saß Mathilde bereits
vor dem Kasseetisfch undd ich Gemertte,
wie ssie eben recht trälsitsig in eines lder
knufperigen Fuiihftsücksjbrödchen biß.
Mit ihren rolsisgen Wanigen un«d ilhren
.bereits zierlich geoitdneten lblonden
Löctchen, mit »der schneeweißen sauber
aefteiften Schürze vunsd dern trotzigen
Ausdruck um das süße Ischwellende
Mündchen herum, Essah sie «s-o gar nicht
nach Dem Bündelchen aus, Daß Isich smein k
Her-z wieder ein wenig iverhäriete Ich,
war enit einem Gefüihl ein-getreten, als
müßte ich sie in meine Anme nehmen
und -mit ishr sdurchs Zimmer tanszen . . .«
nun aber faate ich nur kalt: ,,Gsute«n
Momen, Mathilde« ·
»Guten Morgen, «George,« euxviderte
sie.
Dann scheustte ssie mir Kassee ein,
reich-te mir Idie lBriidchem ldie Butter,
immer olhne ein Wort zu sprechen, im
mer msit dersebe imehr gleichgültigen
als trotzigen Miene.
Um Odem peinllichen Seh-neigen ein
Ende szu machen, Fragte ich endlich, wie
sie geschlafen halbe
»O wankte ganz !gtut,«' swar die Ant
,tvort. ,,1Da3«heißt»»«
i »Das heiß-Ps«
’ »So gut twie Du lhatbe ich allerdings
nicht geschlafen. Joch-bin sschon vor sechs
Whroaufigsstaridesn.«
»Ach ja....lDuth-aht».. Du hast
ja geplättei.«
qsun Ian- usueaaxtpjeaa IZEI Aquin
Plötzlich tfushr Idas Blonde Köpfchen,
das bisher vermieden hatte, Mich anzu
sehen, in sdie Höhe un’d die Idunitlen Au
gen tbolhrten sich fast feinsdselig in die
meinen.
,-Dusweiß-t,tdaß ich. . . . Dushast da
ran ge’dacht2« »
,,Woran· soll ich gedacht halbenW
fvagte ich oeuwuntderi. ;
»Daß ich heute zum Kasseelränzchen
bei Bahrens wuß.« ’
,,Kafifeekränzchen bei Behren·s?«
dachte ich atulf, obwohl ich wieder einen
fchmevztlichen Stich empfunden hatte.
»Nein, sdaran . . . .«daran habe ich wirt
lich nich-i gedacht!« · »
»Ich imeinte,« erwiderte sie spitirt,
»weil Du tdoch lWen Matten sprach-ist
L l
Unsd Du tweißt ja, daß ldas eins-ig·
Kteid, in sdem ich zsu »so etwas gehen
tann . . . . meine schwarzes Spitzen
ttleid . . . .«
i »Ich miß gar nichts,« unterbrach ick
sie veridrossem »Ich war iheute morgen
wirst-lich nicht drin-ach gestimmt, an Klei
I der uwd Krängchen zu denken. August(
hat mir gdsaigt, daß Du Platte-st. Uebri
gens ist es jetzt chöchtste Zeit Isiür «mich.
Du lroeißit ja, ldaß »ich Donnerstag . . . .
Asdieu, Matthilede.«
l Sie swar ausgestanden untd an’s Fen
ster getreten . . . ich snrachcke jetzt ein paar
Schritte nach lder Thijr Fu.
,,A«die-u, ·Mathi-l«de!«
,,'Adieu,« tönte es statlt und tut-g zu
rück.
Sie wandte Tsich nicht um unld ich er
gtiss die Klinstr. Jn diesem Augen-blies
crber schien es mir, als lkönnte ich nicht
iiber die Schwelle 1schreiten. ·Unid Ider
Zorn, der isn cmir ausgestiegen war,
kämpfte vergebens smit diesem wunder
lich schmerztichm diesem qualmoll wer
zsehreniden Lsiebesigesüihb Ich Esalhs ja
wieder ldas artme Weib, lwie es sröstelnd
hinaus in die Hertbstdämmerung wank
te, sdas Bündelchens in der Hand. Untd
wie aus »dem Gralbe heraus zitterte es
durch »meine Seele: »Es ist nsur das
bischen Leichenimäische Genug . . . . ich
nehmesonst nichts mit.«——»Mattbi-lide!«
schrie ich aus uan nun Iwanidte sie sich
uim usnidssah mich erschrocken an
»Was iwillst Du? Was llhatst IDM«
staimmeilte iste, oihne näher zpu kommen.
»Du wirst den Zsug Oersätumen."
»Ich hatbe pheutse einen Traum ge
habt,« sulhr ich ·sort, »einen Traum . . .
ich träumte von Dir, Mattkkcis«dse.«
Nun tatm sie mir einen Schritt ent
gegen-. »
s- ove
,,W1ml·«lcc1:s uuo uy . . . tax uuur out
Dir aeträusmt . . . . So ’fchön, George!«
Sie machte nsoch drei Schritte u«n!d
im nächsten Auaenlbslicl stansd ich vor ihr
usnsd faßte ihre sHan«d.
»Ich, Mut-Milde, ich thabe gar nicht
schön geträumt Jch ssah Dich asus desm
Hausfe gehen» .. mit einein- Blinde-l
Ein Lächeln glitt iitber das süße Ge
sichtchm Wie hiilbisch sie doch war.
»Ich M) Dich auch mit einem Bün
delchen, Georae, « erwiderte iste.
»Das ist seltsam. Unld ichigiwa auch
so fort? So ...so als sollte ich
nimmer wiederkehren. . . . als ginsge ich
in wen Tosd?«
Sie Ifchidttseilie den Kopf und sah mich
nachdeniklisch ams
»Das hasst Du vom mir geträumt,
Geovge2«
I- -k vD M...-tf—-»:a.k-AsL-f-k1. I
t
»Ju. UIPU UIVIUUIV-«u.u:-suyuu-«t, H
jamtmervoll und sasatest, tDu nähmest
nichts mit, atls das tbischen Leichen-wä
sche, tda skam es mir fürchterlich, fürch
terlich. Mathilde . . . · wie närrisch ich
Dich tlietb thatbet«
Sie sah mich noch immer nachdenklich
an und plötzlich schossen ihr Idsie Thra
nen in toie Autgen.
»Die Triuuime kommen ldvch wohl aus
ldeirn Blut, Geor«ge?« frasgtessie mit son
derbar zitternder Stimme. »So rrecht
aus lder eigensten Natur?«
»Das Genie »ich auch, -Mathi.kde,« er
widerte ich.
Und nun iroar tsie mir an dein Hals
geflogen, untd twie bat tsie tmich lda ge
küßt, lwie halben twir einander ge
küßt! . . ·.
,,Närrchen!« sasgte ich endlich, »was
hat Dir denn eigentlich tgeträuimi. War
es den-n auch ein Liebestra-usm?«
Den Kon zurijchbiegensd — ssie saß
jetzt aus meinem Schoon — unid ihre
thränensnassen Augen asuf ldie meinen
besten-d, bisweilen meine Häntdse ewie im
Fieber drückend, so enzätbslte lsie mun, iwie
ich ihr im Traum erschienen war.
»Ganz geheimnißyvoll Ihattetst Du ldie
Mr gseölstfnet... leise, bottsichtiig...
und dann tamlstiDu herein, Geortge, daß
ich vor sAtnigtst awsschrsie . . . · lso finster
sathst ·Du aus . . . . sumtd tdann, iGeorge, ;
hieltttst IDu iniir das tBtiindelchen entgegen t
untd sagtest Idrohensd: -,,«D"a!« Als ich
es aber nicht netbmen wollte untd sweiter
floh, tota llachtsst lDu asuf, warsist Dich
ausf Idie Knie rund tswgtest: »Wer-sitz
Macht-libe. . .. lsei swietder gut . . . . da
sich . . . . ich hatbe ja ismmer atn Dich ge
dacht.... immer.... und tmesil Du
doch eigentlich Ikeim rechtes Kleid ihavst,
um in solch eine Gesellschaft zu igehen
.ssie"h nur, tsie’l-y, tMatbi.lIde. . . . da
halbe ich tDir eines mittgetbrachi. Alber
Du slachst ja, Geor-ge?«
»,Ja Närrchen, soll ich denn Idarülber
nicht lachen?« jauchzte ich la«uts. »Ist
Dir tdenn qar mächtt ztum Lachen. Gar
nicht zum Lachen?«
Sie schüttelte lden Kospr cuntd die
Thränen dran-gen ihr lwieder in tdie Au
en.
g »Ich fühle jetzt erst, wie cvietl besser
Du bist. Georiget Wie wie-l mehr Du
mich gelietbt tbastt Aber jetzt liebe ich
Dich geratde ssolwie Du midch lier lhast —
ja aeratde »so.«
Und tdainn neigte Este ihr Gelsicht stotte
der nach «dem»·smeinen und das Kii en
begann aufs Neue.
.
: Als lder Doktor vseine Erzählung so
sweitt Ibeendet lhatte, ldesutete er mit ider
Hand nach Odem Glassturs, der auf ei
nem Schranke im Wohwzimsmer steht.
»An jenem Tage,« ssuthr er wann fort,
,,«hcoben awir »das Bärbelchen ldort ge
macht uintd einen Glassturz dazu ge
kauft. Untd Iso Iblieb es immer ibei uns.
obwohl dwir das idyllische Häuschen ja
dann verlassen mußten-, sotbtwolhsl Iroir viel
herum-gezogen in Ider Welt, obwoihil esi
dann zlweismal vorkam, ltdasz der Glas
stsuriz izevschlsagsen wurde: sEinmal vons
einem kleine Hans unko ein-mal von« ei
ner kleineren Mathilde. «Unld Iso ost ir
ganld etwas unsseren Fridden stören
wollte, sda llyieß es immer nur: »Ma
t«hislde, nismsm Idochs ldas Bündelchen,«
oder ,,Georsg, troillst Du nicht nach dem
Bünldelchen sehen ?« Dlanm stieg immer
sofort die »Liebe lsieigend lherauf in unse
ren Herzen, untd was uns aus ein-ander
bringen wollte, Iwurlve Ihisnlweggeküßt
und hinweggelachi. Bis Iwir’s nicht
weih-r nötihisg «ha·tten. IDenn Ivon Jahr
» zu Jahr drouride was Musdelchen seltener
asnsgerutfen rund jetzt . . . . jetzt thront es
nur nsochldort obern als unser Familien
heiliathum als eine Erinnerung an die
köstlichsten Augenblicke die uns sdas Le
ben sgdboten hat . . . .«
———...-.———-—
Ameriknnisches Vieh in Deutsch
land.
Wie Iwir von maß-gehender Seite er
fahren, wird Obinnien Kurzem die Frage
der Ei-nfuihr-Erschiwerunsg von ameri
kanischem Vieh in Deutschland wieder
ziur öffentlichen Diskussion gelangen.
Jsm Reich sind gegenwärtig wegen
Seuchengefashr eine Reihe von -Einfushr
ver-boten in Kraft; auf anderen Grenz
strecken ist eine Quara«ntäne-Zeit ein-ge
führt, welche that-sachlich einem Ein
fsthrtvertbsoste gleichkommt Jtm Jntereffe
einer Erhöhung der Viehpreise wirsd
von agrarischser Seite unter dem Deck
mantel der Bekämpfung von -Seuchen
gefahren darauf gedrängt, die Grenzen
gegen cdie Einfuhr ausländischen Viehes
a«bzusperren, oder doch diese Ein-fuhr
nach Möglichkeit ziu evschsweren, — so
nothwendig diese sEinfuhr auch fiir ein
zelne dichtbevölkerte Jn'duftriebezirke,
unsd im Interesse »der Lasnsdwirthschaft
selbst zu Zucht- unsd Mästusnsgszsweckem
sowie zur Wieder-Ergänzung des Vieh
bestsandes nach Jathren der Futiternoth
ist« Gegen amerikanisches Vieh ift
deutsch-eriseits im Novemtber 1894 »we
gen des Texsasfiebers ein vC-in«s-u-h-rver
bot erlassen iworden Gegen diese Maß
regel soll demnächst eins neuerlicher
Vorstoß von zwei Seiten erfolgen: von
den geschädigten deutschen Interessen
ten und von dem amerikanischen Seku
tarisat für Landwirthischaft im Inter
esse des hiesigen "Vieh-Exports.
Es ist san dieser Stelle schon wieder
holt dargelegt worden, daß die Vor
wänide, auf welchen diese Maßregel be
ruht, jeder thatsächslichen Begründung
entbehren. Man that behauptet, daß
das zum Export gelangende amerikani
sche Vieh stark mit Texsasfieber behaftet
sei. daß in Amerika die Maul- und
Klasuensseu-che »g-raissire, daß die von un
seren Behörden dorgenommene Fleisch
beschiau unzuverläfsssig sei u. s. w. Dem
gegenüber ist wiederholt mit aller Aus
fijshrlichteist nachgewiesen worden, daß
das Texasfieben welches unter dem
Vieh im Süden der Ver. Staaten aller
dings sporadisch auftritt, längst nicht
so gefährlich ist, wie es von den deut
schen Agsrsarierns aus Eigennutz darge
stellt wird. Die Maul- und Klauen
seuche ist isn Wmerita in den letzten zwöllf
Jahren überhaupt nicht epidesmisch auf
getreten. Unsere Fleischdeschsau imag
anfänglich allerdings nicht ganz tadel
slos funktioniin shabem jetzt aber ist sie
m·uIstergiltig. In Deutschland hin-ge
gsens stoimsmt es jetzt oft genug bor, daß
behördlich untersuchte Schweine doch
als trichinös Lbefunden wenden
Da die ·yäl11figen und nachdmauchen
Widerlegungen- ider eben gekennzeichne
ten Behauptungen bis-her fruchtlos ge
blieben sm«d, -s o beabsichtigt die amerika
nische Regierung, wie wir vernehmen,
gegen Deutschland scharfe Repressio
Maßregeln zu ergreifen, lwenn nicht die
Ausfhekbunsg des durch nichts begründe
ten Bieh-«Einsu-hr-Verbots erfolgt. Un
ter Ainderem ist ldie zwangslweisse che
»misch-analytische Untersuchung aller
von Deutschland eingeführten Weine
vorgesehen; eine Maßregel, welche die
deutschen Weinprodmcenten unsd
Schaum-wein-Fabrikanten unleugibar
schwer schädigen würde. Inwieweit
eine derartige Verfügng auf sdiie Ge
sammtheit der deutschen Agrarier Ein
fluß haben -wii«r’sde, braucht hier nicht
näher erörtert zu werden. Aber schon
im Prineip müßten die Agra-ri» be
strebt sei-n, amerikanische Repressio
Mußsregelsn zu «vermei«den, welche leicht
zu Weiterungens füshsren könnten-,«·die der
deutschen Lanldwirthschsaft zu großem
sNachtheile gereichen würden.