Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, August 07, 1896, Sonntags-Blatt., Image 11

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    k ! theil. Sie smv die uksqche cum Selbst
1
iishevhehun und eurer verkehrten Le
bensaqu ung. Schau Dir hier den
Gefchiiftsnwm an. Er plagt sich, ihm
ift keine Arbeit zu gering oft auch kein
Geschäft zu fchWig, um Guid damit
zu verdienen. Die Frau aber soll eine
Dame fein-, ihre sJours haben unsd von
Ver Gefchiiftsmifere nichts erfahren.
Natürlich, die Männer haben nichts ge
lernt unsd staunen euch an, weil ihr doch
ein bischen Französisch und Klavier
fspielen tönni. Jhr seid die höhere Rai
fe, der gehulsdigt werden muß, die Ver
treter der ,,Bildung« im Haufe. Auch
Du ftainmsft aus einer Familie, in« der
diese Auffassqu gegolten hat. Dein
Vater hat klein angefangen, und daß er
Deine Mutter zur Frau belomsmen hat,
ldas swar fchon ein Erfolg für ihn, auf
Oben er stolz war. So geh-i es hier in
vielen tausenden Familien. Der Mann,
der Ernährer, blickt zur Frau auf wie
zu einsem höheren Wese. Das wird dann
allgemeine '«Lasndesian«fchauunig. Du
haft ein-en Arzt geheirathei, der —- Du
verzeihst mir schon — in jeder Hinsicht
über Dir steht, auch an Güte, geschweige
an Bildung und Verftanidz asher Du
verlangst doch, wie es Lsandessitte ift,
daß er sich Dir unterordne. Jn Frank
reich und Deutschland wo die Ge
sfchäftsfrau sich mit dem Manne plagt,
" bis sie Beide etwas für ihre alte Tage
erübrisgt !ha-ben, denkt keine Frau Da
ljkw am Abend sden Mann mit den
u iinfchen ihrer Eitelkeit zu belästi
Jetzt lasse asber auch mich ein Wort
reden. Warum hat er imich als Bräu
tigam verwöhnt? Warum hat er mich
meinen lassen, daß ich aus Händen ge
tragen wende? Warum lwecr er idamcrls
s nie müde? Nein, Du entschulsdigst ihn
vergeblich Damals shat er mich noch
s geliebt; jetzt ist er gesättigt unsd ich bin
s ihm gleichgiltig geworden. Das ist die
) Lösung.
, Ich stelle die Gegen-frage Hat er auch
, als Bräutigam und als Verehrer sür
F Dich gearbeitet? "
s, Natürlich nicht.
Sie-hist Du, damals hatte er nur siir
’ sich selbst und nicht auch noch für Frau
unsd Kind xzu sorgen. Naturgemiiß bat
er auch ltveniger geaoheitei. Zu Dir
gekommen ist er, wenn er Lust dazu ge
habt hat. Heute plagt er sich für Dich
und kommt nicht, wie damals, aus ein
freies Stündchen zu Dir, sondern er
tommt in seine Behausung, um sichs
Fbequem zu machen, um auszuruhen
Den Ausnahmszustsantd der Bräuti
gamsFeit könnt-e auch tein Mensch aus
die Dauer ertragen
Aber wen-n ein Fremder kommt, ist
er doch wie ausgewechselt; dann kann
- er auch ein-mal wieder munter sein . ..
D Freilich, weil er gewohnt ist, vor
Fremden sich zusammenzunehmen
Möchtest Du, daß er auch bei Dir sich
Zwang auferlegen soll?
Nein, er soll von Natur liebenswür
dig sein unsd mir Unterhaltung bieten.
Er soll!...«Wenn ich Dein Mann
wäre, möchte ich Dich an den Ohren«
nehmen und Dir hineinschreiem Du
sollst! nicht er. Du hast die Pflicht,
am Abend den Mann aufzuheitern und
ihm die Häuslichteit angenehm zu ma
chen. Er kommt soon draußen, todt
miide, ost mit Vevdruß und Kummer.
Er hast Elend gesehen, Undanl ersah
ren, sich bucken müssen; er hat sich"ge
plagt, unaufhörlich, ohne Müdigkeit
zu kennen, weil er für Dich unb Euer
Kind zu sorgen hat. Er kommt nach
hause und erwartet Ruhe, Liebe, Für
sorge und Du machst ihm Scenen, weil
er lnicht den huldigeniden Verehrer
pie t.
.- -·
·
Ia, over Ratten kann er Iprelenx
Schlimm genug, wenn es schon so
weit gekommen ist· Als Junggeselle hat
er nie gespielt. Was beweist also dies
neue Laster? Dusz er sbei sDir die Aus
spannsung nicht findet, die er nöthig
hat. daß er wirkt-ich schon anfängt, sich
Dir zu knisterndem Durch wessen
Schuld? Durch Deine Warum be-»
mühst Du Dich wicht, ihn zu Isesseln unidt
zu unterhalten? .
Ich ihn? Dieiumgetshrte Welt! »
Siehst Du, wie tief Du drinnen.
steckst in den vertractten Ansichten von
hierzulande Vor »der Hochzeit wirbt
der Mann um das Weib; später hat
das Weib um den Man-n zu werben.
Denn er ist Euer Ernäshey Euer-Schutz,
Euer Alles. Jhr aber sollt seine Freude
sein« sein Genuß, seine Zerstreuung.
Warum liest Du nicht ein Buch, von
dem Du ihm erzählen kannst? Warum
beniißest Du nicht sdie Frische, über die
Du am Abend versiigst —- Du versügst
darüber, denn Du willst Dich ja anrü
stren, und müde Leute brauchen nur
Ruhe, —- uni Zerstreuungen sitt ihn
ausfindig zu machen« stir die et Dir
dankbar wäre?
Du bist »der reine Orientale
Unterschätze mir den Orient nicht;
er hat in vieler Hinsicht gesiindere An
sichten als der Westen, untd namentlich
als wir im Halbtwestem wo euch Frau
J
en die Courmacher ·die Köpfe verdrehen,
die euch wohl erobern, atber nicht ver
sorgen mögen. Vor allen Din» ist
im Orient das Gruntdvevhältnigqnoch
nicht verschoben, daß »der Mann der
Herr ist. Wäret ihr Frauen auch hier
schon darnach ergogenz zu wissen, daß
die Natur euch Dienst-harten auferlegt
hat, dann wäret ihr auch in der Ehe
dankbaren weniger ansspruchsvoll unsd
—- tvie soll vich sage-n —- ihr wäret nicht
der Fluch eurer Männer. Was aber er
reicht ilhr wurch ein-re natunwidrige
Haltung Den Mann könnt ihr doch
nicht unterjochen, denn ihm sind tau
send Wege essen, sich von euch zu erho
len, ihr verliert ihn höchstens und wer
det unglücklich euer Leben lansg. Willst
Du das? Jetzt frage ich Dich noch
einmal: Liebst Du Dein-en Mann als
eine Frau, «wie xsie sein soll, oder willst
Du ihn verlieren? Miit anderenWortem
Jst Dein Manns-werth, daß Du Dir ihn
zu bnvahrens suchen sollst oder nicht?
Werth itst er’s. Er ist wirklich der
geduldig-sie und Beste Mann und er
kennt keine Zerstreuung, er kennt keinen
Bissen, den er nicht ·tnit mir theilt . . ..
Also .....
,,L-asse mich, ich wer-de noch nach
denken.
OOO - --—
Sein Abganng .
Friedrich Tennsurg tm »B. T.«
—
Daanteresse san ihm lwar schon ganz
erlahmt —- da flammte es noch einmal
hoch aus. Am Freitag frug sich ganz
Berlin: Wissen Sie schon, Fritz Fried
mann ist frei-gesprochen? Die Frage
war mit dem bekannten Lächeln beglei
tet, das sich in die Worte übersetzt: Da
hat sich wieder einmal Jemantd schwer
blam"irt. Merswer? Vielleicht kriege
fammte Rechtspflege?
Die menschliche Rechtspflege kann
wur im Ganzen und Großen begriffen
werden —- im Einzelnen bleibt sie allzu
oft fragwiirdig. Sonderbarer aber hat
sie sich selten präsentirt als in dem Fall
Friedmann.
Was war alles aufgeboten worden,
um Fritz Fried-wann vor das Moabiter
Gericht zu bringen? Die gesamsmte
europäifche Polizei, die deutsche Diplo-'
matie, der französifche Ministerrath
Die Auslieferungsoerhamdlung war
journalisiisch wie ein großes politisches
Ereigniß aus-gestattet wordenmit Spe
cialberichterstattern, einem fortlaufen
den Depeschendienst, mit loem Tamtam
von Jnterviswunsgsen, dem Ausputz
seuelletoniftisch gruppirter Richtigkei
ten. Wer nichts sanloeres von der Lage
des Falles erfahren hatte, wußte we
nigstens zu berichten, baß Fritz Fried
man ein duntles Jacket und einen gol
denen Kneiser trug, seine Cigarren
tauchte und sei-n Diner mit gutem Ap
petit verzehrte. Die bestinsormirten
Korresponsdenten wußten sogar das
Menu mitzutheilen. Die Einleitung
zu dem großen Krimsinalroman war
fertig. Eine etwas lange Einleitung,
man muß es gestehen. Aber endlich
war er da, er saß —-—(- ein pitantes De
tail s— in lder Zelle Hammer-items Jetzt
mußte es to.mmen, und es tasm, aber
mehr in Form ein-er Holsberg’fchen Ko
mörsie als in ·der eines großen Schick
falsdra-mas.
Es zeigte sich, daß der Fall Fried-ft
mann zu lauter Charpie zerzuEpft want
An allen rechtlichen Ziiunen in Deutsch-:
lanld hingen die Flocken davon, in Leib-i
zi-g, in Hamburg, in balder-findt Der?
größteTheil, wie es hieß, war inFrant-»
reich zurückgeblieben und ruhte dort
unantastbar unter sdem Schutz Toes
Afhlrechts. Ein ganz kleines Partikel
chen war Moaibit zugefallen —— es ver
hielt sich zu dem Gesamsmtfall wie der
große Schevurgerichtssaal im Krimis
nalgericht zu dem kleinen oertraulichen
Gemach, in das die Verhandlung ver
wiesen war.
Die Wahl dieses Lotolg war oen
auch wohl symbolisch gemeint —- von
diesem Gesichtspunkt aus tun-n man ein
Verstänsdniß dasiise gewinnen. So
etwa, als wenns der Gerichtshof sagen
wollte, niur ieiine übertriebenen Erwar
tungen. Und das mit Recht. "
Denn Edle ganze große juristisch
lriminaliistisch-internationale Aktion
beruhte — man tann nicht einmal sa
gen aus lder Aussage eines Zeugen —
nein, aus den Tons-all seiner Stimme,
aus seinem Kopfschiitteln, seinem
Lächeln. seinem Achselzucken Das
Schicksal Fritz FriodmanMS verlör
Iperte sich in der Person des »Mutter
ivflogerN Gottlolb Bengel-. Ein-geführt
in seine europäische Mission hatte ilsn
eine Komode, seinerzeit das einzige
Erbtheil seiner Piflegebesoblenm, die er
mit alomsonischer Weisheit unter sie zu
oert ilen hatte. Aber auch diese Rom
enodewar von dem Schicksal symbolisch
gemeint. Es ssorgte dafür-, daß diese
Dom-mode einen Inhalt bekommen soll
te. Zunächst allerdinns mir in Form
eines Empfangsscheins über sechstau
sen-d Mart, ausgestellt von Fritz Fried
mann. Bescheinisgte dies Papier ein
Darleben osder ein Depot, »das swar die
Frage. Von allem Anfang an ein ganz
schwan«tmdes, unsicheres Fundament,
aus dem die große juristische diplomati
sche Aktion aufgebaut twat Kein Wun
der, daß sie wie ein Kariensbaus zusam
menfiel. Mußte das sein? . . . .
Kennen Sie die Geschichte vom Ad
vokaten Patelin? Jene Volksposse, bei
der sich seit Jachrchsusnderten jedes fran
zösische. Parterre vor Lachen schüttelt.
Jm der That ein-e urtomische Figur die
sser verschlagene Adsootat, wie er sich
zwischen seinen Glaubt-gern durchwin
det und litt dem zudringlichsten dersel
ben, einem Tuchlsäntdler. nach einen
neuen Ansng für sich usnd einen für
seine Frau heraus-holt Jedermann
sieht ein, daß Patelin seine Streiche smit
Recht treibt, denn er muß sa leben unld
aut leben. Wm Schlusse ides Stückes
findet aber Patelin, der Rechtssreun'd,
seinen Meister an ein-ein Schasdieb, des
sen Verttheidigung er übernommen -hat,
ungeachtet dieser ihm rundheraus Zu
gsesteht, die Schaf-e wirklich gestohlen zu
haben. Patelin instruirt seinen Kliens
ten dahin, aus alle Fragen des Richters
nur mit »Wäh, Mah« zu antworten.
Der Schafdieb süibrt dies auch zum Gr
aötzen des Publikums durch, und als
sich Patelin zur Verkheidiavuna erhoben
bat, beweist er, daß ein Mensch, der le
dialich »Wäh, Möb««sasgt, verrückt, also
nicht strafbar sei. Ein so gewandter,
amiissanter Advotat hat merkwürdig
oft die Richter aus sein-er Seite. Denn
auch die Themis liebt es, sich hinter ih
rer Binde zu a-miisiren. Der Schasfdieb
wird auch wirklich sr-ei-ae«sprochen, und
Patelin nasht sich ihm triulmkihirend in
dem er das versprochene Honorar ver
langt. Aber der Schasdieb bat seine
Instruktion zu aut erfaßt. Wie auch
Patelin iiberredet, schmeichelt usnd mü
tl)et, antwortet der Kiient aus das
Dränan Patelin’s nach dem Honorar
aleichfalls lediaslich mit dem einstudir
ten ,,M«cib, Mä?b!« Patelin zieht unter
diesem »Mäb, Möh« ab.
Zu ven Geschichten, vie man von
Fritz Friedmasnsn erzä«l)lt, gehört auch
die von einem Kl«ienten, den er gegen
eine Anklage aus betrügerischen Baute
rott durchgebracht hatte, univ der das
ausgemachte Honorar mit einem prote
stirten Wechsel FriedrnanUns beglich.
Schon das erinnert ungemein an das
Wbenteuer Patelin’s mit dem Schaf
dieb. Aber auch in der Vertheidiaung
Fritz Frietdmanm s glaube ich etwas
von Patelins Geist und Tattit zu er
kennen. Diese Mischung von humori
stischer Naivetät mit tiefer Verschlagens
heit, diese Kunst, am richtigen Platz sich
zu erinnern und am noch richtigeren
alles vergessen zu shaben, diese Geschick
lichteit, mit idem Aersmesl zu ver-mischen,
was er smit der Hantd geschrieben hat.
Vor allem die Gabe, eine Atmosphäre
von Drolerie, Humor untd Bebaallich
teit u-m sich zu verbreiten, die bei den
gewagtesten Streichen noch frag-en läßt,
ob man nicht darüber zuerst lachen soll.
Unid in diesem Zeuge-n, dessen seier
liche Bedachtsamskeit und verschnörtelte
Sprechweise jedes tlare und lzielbe
wußteWort ausschloß, hatte ihm Mer
tur, der Gott der Pateli.n’s, einen Hel«
ser gesandt, der selbst einer noch schlim
meren Sache aushelsen konnte. Na
mentlich da er so viel subtiler isn dem
war, »was er beschwören wollte, als in
idem was er erzählte -—— das beste Mit-—
tel, wm ganz bei Seite geschoben zu
werden
ns - s L N« i-. , « »s,.t1.
ZIUUJ cll Uclll OlWlVUlHUuU gis-u
Fritz Friedmasnn eine sehr wirkungs
volle Unterstützung...ge.iunkde.;g, jedenfalls
vor dem Publikum, natürlich eine un
gewollte· Als er mit fo aewaltiaen
zerschmettemdenWorten gegen den An
aellagten voraisna, shatie er eins über
sehen, daß Fritz Friedmann zu Denen
aehörten, die das Publikum amiisirten
Und oh! welche Nsachsicht bat es mit
solchen. Seit Lan-gen! bat es ilm gar
nicht mehr im Ernste genommen, er
wasr eine Fiaur aanz besonderer Art
auf der Berliner Bühne Was würde
ein frasnzösifchesPublilum sagen wenn
man Patelin als eine Schande feines
Standes bezeichnete? Was bat der
Stand mit Patelin zsu thun? Patelin
war woskn in zweiter Reihe Rechtsan
wsalt — vsor allem war er aber Patelin
So sbatte der Staatsanwalt selbst
das gethan, was er vor Allem vermei
den mußte —- er lhatte den schwarzen
Hinsiersarund hingwinseli. auf dem sich
auch die aetvasaendite Tuaendswäfche
noch weiß abbob. Und wie bat Fritz
Friedmann diese under-hoffte Konjunk
tur »dem-unt, aevadezu askoßartia Jetzt
war ldas PatiboT gemildert durch eine
:iiberall durchlchimmernlde Selbitironie.
am Platte. feist war. was er von lich
Ytiiibmttr. ibm aufsaenötlhiat, und tin-»s- er
jnsachaalm eineHulidimma vor der öffent
llichm Meinuna. Das Wort »von dem
lettten ibm aebliebenen Fleck-km- Eine
war genial —- er hatt-e einen Abaawa
L A1
von der Bühne, ails shiitte er ihn bei Su
dermann bestellt.
»Nun klatscht, Ihr Freunde! Und
die Freunde klatschten.
Uetberzeusgt tljist tdersUrtheilsspmch na
stiirlich Niemandean itst mehr Fried
Imann’s Glück als sein-e Unschuld, was
Iman daraus heraus-liest Uebertslug,
iItvie er ist, läßt sich der Berliner nicht
nehmen, daß irgendwo in der Sache
eine starke Dummheit oder eine Pers-i
die stecke. Jch zwei-sie atber«n-icht, daß
Alles sganz genau snach Schema F ver
lausten ist. Gespannt war der Berliner
dann vor Allem, ob Friedmann bleiben
oder gehen werde. Er sa«k) darin etwas
wie eine authentische Interpretation
des freissprechenden Urthesils. Die Er
llärunsg des Staatsanwalts war sehr
einladenld zum Blseiben — wie Man
chem schien, verdächtig einladend
Aber Patelins ist alles andere, nur
nicht naiv. Er ist gegangen. Mit dem
ersten Nachtng nach Brüssel.
Jn dem Coupethat er nach aller Bor
ausisicht die Korrekturbogsen »Der Fall
Katze« revidirt.
II
Iis It
Eine jede Sache shat ishre Moral; der
Fall Fsriedmann hat sogar mehrere
Eine dieser Moralen hat sich am Don
nerstag in den Vordergrund der Ver
handlung gedrängt, sie bildete recht ei
aentlich das Leitmotiv. Es ist ein
Grunsdgebot unseres wirthschastlichen
und moralischen Lebens: Du sollst das
Geld ehren. auf daß es dir wohl aehe
aus Erden. Fritz Friedmann hat das
Geld nicht respektirt —— nicht im Gsuten
nnd nicht im Bösen —— nicht in seiner
Tasche, nicht in der Tasche der Ande
ren. Er hat in viele-m aesiindigt —
daran ist er zu Grunde gegangen .....
— -0-- s
Beriiner Aussicltnngs - Wandr
reini.
Der Münchener Allg. Ztg. wird aus
Berlin geschrieben: Jsmmer neueSchön
hesitesn Versmelyren die Anziselsunsgstraft
der Ansstellung, die in der That einen
ganz bedeutenden Fremdenzsufluß nach
lder Reichshiauptistaidt geleitet that. Alle
Sprachen hört maxn draußen an den
Tisschen des Eafe Bauer in der riesigen
WMdelihalle oider auf der Terrsasse bei
Dressel smit ihrer sanmutxhigen Aussicht
auf den gondelsbelebten See und das
große Hausptgelbäude in seiner weißen
Pracht mit der Riesenfontainse vor dem
noldstrotzenden Haupteingiange. End
lich sind sie fertig geworden, diese Was
«sertiinste, die einen swirktich hervorra
gen-den Schmuck des Centralpunttes
der ganzen Ausstellung bilden. Von
schönen, sorgfältig gepflegtcn Garten
anlogen umgeben, erhebt sich das künst
lerisch ausgefüshrte Hauptbecken mit
reich ornasmentirten U«mfsassun«gsw·cin
den. Neptun und Merkur in Beglei
tung der üblich-en Wasserjunsgfrauen in
üsberleibenssgroßen Figuren schmücken
den Hauptausbau, in dessen Mitteein
großes Becken die dem Beschauer nicht
sichtbaren Stmhlrohrsysteme unid
Spiegelscheinwerifer enthält. Bären
uan Delphine unterbrechen ldie Einför
misgteit der umsangsmauern uno vie-:
nen zur Vervielifältisgung »der Wasser
tiinste, während iitber breite Stufen das
Wasser lastaderrsörmig in die unteren
Mulden stürzt und von da in das see
artige Becken, das vsden Abschluß der im
posasnten Wassertunst bildet. Mächtig
steigen die Strahlen empor, mit der
Höhe des Hauptgesbäudes wetteifernd,
oder sie sallen mehr nach der Breite als
nach der Höhe strebend, in dichten Gar
ben in das Basin zurück. U-nge·niigsam,
ikvie der moderne Mensch eben zu sein
spslegt, begnügt er sich aber jetzt nicht
imit dem anmuthigen Spiel ldes Was
sers und den iblitzensden Tropfen, son
dern iwas Paris und Ghicago hat, lmufz
Berlin auch halben und es darf das
Wasser nicht seine Nat-urschönheit be
halten, es muß Feuer werden und
Feuer-Sarden müsse-n zum Himmel stei
gen, sonsst nützt Uns das ganze Wasser
nichts. Der Riesenspringbrunnen ist
in Folge dessen als «Fontai«n—e Lumi:
neusse« erbaut, wofür Owir noch keine
richtige deutsche Uebersetzung haben,
denn ,,el«eltrische Feuerspringsbrunnen«,
wie man ihn ossiciell benennt, ist erstens
zsu lang usan zweitens falsch, »den-n trotz
aller Elektrizität ist Wasser doch eben
Wasser und kein Feuer. Immerhin
muß man anerkennen, daß das Kunst
wert einen überaus impossanten An
blick gewährt und dasz Jeder, der noch
keine ,,Fontainse Lusmisneuse« gesehen
hat, daran mindestens so viel Vergnü
gen that, wie an einem schönen Feuer
werl, umsomehr als er statt des unan
genehmen Lärms und Pulvergeruchs
hier melodisches Rauschen und ange
nehme, frische, gereinisgte Lust als Zu
aabe ertheilt Vor allem aber ist eirn
Umstand sehr wesentlich sbei dieser
»Fontainse Lusmineuse«, daß sie nämlich
mit vollstem Recht nicht mir als
Schmuckstiiet sondern als Ansstel
lungssstiick aus Oder Gewerbe-Ansstel
]
Huug ihren Platz gefunden hat, dem bei
lder Anlage ist eine deutsche Ersinsdung
sznr Anwendung gekommen, sswelche den
iausländischenEiertwtechnnekni Respekt
ein-flößen wird. Bisher war niimlich
die Anlage einer »Fonr-aine Inmi
neuse«, wie sie bei der Pariser und der
Ghicasgoer Weltausstellunsg gebaut
wurden, ein iunsgiesmein sknstsspsieliges
Vergnügen« das in die Hunderttausende
ging. Die Berliner Anlage swurkde nach
eine-m neuen, von dem Jngeniieur En
lgelmann in Stuttgsari erstern-denen Sy
lsteme erbaut, wodurch die sbisher nöthi
gen überaus kostspieligen unterirdische-n
Gewölbe-Anlagen überflüssig werden
fund überdies neue Wassserspiele nnjd
!Beleucht«u-ngsarien smöaslich geworden s
san Weiß, -gk-ii-n, kotih und gelb sinsn
ssdie Farben, in denen die Wasserst-rah- I
Ilen erscheinen können und sdie eigenar
-t-i1ge «An»lsas,1e innid Verisinlnung des- wass
sertsechsnischen Theiis mit desm elektri
schen ermöglicht sogar die Abänlderung
der Wsasserformen nean dem Fanden
wechsel. Aus das große Publikum wird -
zweifellos die-se »Fontsa«in—se LumineuseH
dieselbe Anziebiusngskrast ans-üben, wiel
bei den enwähsntien großen Weliausstel
·lungen. s
-- - Do sit
s M Toll llull seyllll Im Ulrcau Iucul
iumd keinen sSinn »für Schaustellunsgens
iallezr Art haben, wen-den wir uns heut-ei
Ider Gartenba-u-A»susstisl«ung zu, die uns I
Jgestatteh bei dem herrlichen Wetter in l
sprächtigen Anlagen, schattigesn All-een,;
»z«wischsen Rosen unid artinesm Rasen zru
jlu«sttvec·nsdetn. Eine Rast machen wie
noch vorher am Ufer Ides neuen Sees, ;
lwo wir uns im Schatten köstlich dus-H
tender Linden —an eine-m »der Hunderte?
von Stühlen niederlassen, die eim Un
ter-nehmer hier ausgestellt hat. »Es ist
wirklich ein-e sdset sbesten Ideen, welche die
Ausstellusna hservoraebracht hat, dieses
Stushlverleih-Jnst«itut. Bei der kolos
salen Ausdehnsuna des Terrains ist das s
Bsediirsniß niach Sitz-aelegenshseitsen sehr
nron besonders in den Anlagen und in
der Nähe der zsashllosein Musitkapellen»
Ein Untevneshmer hat nun Tausende,
von Stühlen auf-gestellt unsd aibt Kar-;
ten zu zehn, resp. fiiinszethn Pfennigens
aus, welche für eineinhalbesn resp. gan- t
zen Tag zur beliebigen Benützung jedes i
i
i
dieser Tausende von Stühlen berechti
gsen. Man tanin also jederzeit sich ir
gendwo draußen niederlassen, smensnk
man nicht gerade vorsieht, dies in ei
nem der Erfrischusngslokale zu tthiun.s
Jn unserer Nähe, am linken Muse-wa- I
villon des Neuen Sees sehen wir alles
iverfiigbsarsen Stühle besetzt und Hirn-s
Jsderte von Menschen stehen täglich hierI
Hund tauschen «an Klängen- einer Ka-.
»v-elle, die in türzerster Zeit ungeheures
sPovularsität erlangt hat, ldenn der Ber- l
i
lliner ist ein großer Musiksreund Es
sist dies tdie Kapelle dses «B«cndi«schesn Leib
sGrenadievResgiments aus Karlsruhes
junier Leitung des königl. Msiisitdirek
stors Adolf Beettge Die Leistungen
Isind wirklich außerordentlich unid der
!Beisall, den die Capellse aus der Aus
»stellung erzielt, ist geradezu en-t«hus1a-s
,stisch. Ganz originell ist die Zusam-;
Iniensetzung der Capelle, in der sman u.
Ta. auch die sogenannten Saxovshone
teine Verbindung von Clarinette und
Blechinstrument, sowie die großen
Herolkdstromveten findet. Das Pro
gramsm der Kapelle bietet außer Wag
ner, Mozart, Mascagcni. Strauß u. A.
noch ganz sbesonsdere Dinge für Fein
schmecken uralte Mär-sche und altdeut:
sche Lieder. Wir hören noch den aus
dem Ende des 14. Jahrhunderts stam
zmesnsden Worinser Pfeiffer-Marsch und
gehen dann im Schatten der Wandel-—
halle an dem kleinen Pavillon vorbei, in
deim man Asbenlds aus elektrischem Wege
Edie Oper-nauffiihrungen in Berlin mit
anghijren kann, nach der Gartenbau:
Ansstellung.
Die große Ausdehnung des Ge
saunsmtterrains machte es möglich, die
ser eine-n Speciulausstellung einen un
gewöhnlich großen Raum zu r:eseroi
ren, der über sechzigtauseind Quadrat
meter umfaßt un«d nach dem anstren
genden Studium der Ausstellunsgssiile
Gelegenheit zur Erholung in frischer
Lust inmitten prächtiger Anlagen bie
tet. Die Entwicklung der Berliner
Blumeninsdustrie muß jedem Fremden
ausfallen-, der in den Straßen der
Stadt die zahllosen Blumenläden mit
ihr-en ism Winter und Sommer stets
reichthaltigem oft wirklich Zeschmsackvols
lsen Ansstellungen beachtet. Jetzt ist ge
rsade die Gartentbau-’Au"5stellunig am
schön-sten, den-n »die Rosen b«lii«ben,
Taussensde unsd aber Tausende der herr
lichsten Rosen in den entzückendsten
Farben dusften rinsgsuml Jn Hochstäm
men, Büschen und Töpfe-n, in Hunder
ten von verschieden-en Arten, in Pomp
haisten Massewgruppen lund elegsanten
Einzelstiickem wird usns die Königin der
Blumen gezeigt. Unter zahllosen un
bekannten farben- und formen-reichen
Arten finiden lwir auch unsere ILiesblinge
und Bekannten heraus, die vornehme,
elegasnte Murechal Niel mit ihrem aw
matischen Dust, die zarte La France,
die feurige Esmpereur ldu Mexique, die
glühend rothe sPrince Camille Noth-an,
die liebliche Sotuvenir lde la Msalsmaison
neben der iippigen Paul Neer und
die stolze, sblasse Gsloirse de Dijon neben
der blenden-d weißen Boule ide Neige.
Prächtige neue Arten mxit sneuen klang
vollen oder merkwürdigen Namens for
dern zum Vergleiche heraus-, sogar
grüne unsd schwarze Rosen vermag die
Kunst jetzt der Natur au«fIz«uzIwisnsg-en.
Die GantensbamAsusstellnng aber ist
für sden Nat-ur·freunld, der in Treptow
ohnehin mehr geboten erhält als auf
irgend einer ähnlich-en Aussstsellsung ein
Dor-ado. Die üppigen Rsosengrulppen
sind mnrahmt von Ihervlichen Naturw
l-agen, fchsattigen Ba-usmgsruppen und
saftiggrijnen Rasen-fli1chen; in Eden Ge
büsch-en schlag-en die Nachtigallen, die
aller Lärm nicht aus dem Treptower
Park sverscheuchen konsnte »Die Gar
tenbaukunst im große-n wie im kleinen
tritt uns entgegen, hier fintden wsir den
Misnsiatiurgarten einer Bill-a, der ausf
dem kostbaren, enge-n sRsamm ider Groß
stadt gedacht iist, wojeldeTZoll asustgenijtzt
werden muß und jeder stuasdratfuß
smit Gole bezahlt wird, dort zeigt uns
ein anderer Künstler eine richtige engli
sche-Parksan-lage, gslastt-en,«dichten, üppig
vgrünen Rasen uan smalerifche Baum
grusppen Daztwifchen finden wir Al
les, was zsusm Gartenbau gehört, Treib
LJUUITL sub UIUCOTU lUlc Iulp Muts-Ich
endlose Bauimschsulem alle Arten von
Csoniferen die herrlichsten Lorbeerbä-u
sme unsd Palmen, Otbstspalsiiere in allen
Formen unld Gattung-en, Blumen in
den den-Warst Verschiedenen Arten untd
Farben, prächtig-e Pelargonien und
Hortenssien bunte Nelken, kostbare Or
chiideen u. a.; dazwischen- Garten-ge
räthe aller Art, Ansstellungen von Sa
men iunid Gartenkies, isn den Anlagen
Verstreust or«ginselle Heinizelmännchen
unsd allerlei Gsetthiey aus Terraeotta
lebenswahr geformt tden sanmusthisgesnk
Paslimenumralymten Pavillon Edes be
kannten ,,Btl«ume«n«schsmied«t«, im annersn
mit sden kusnsstvollsten Werken der Bin
dekunst gefüllt, usan Anderes in großer
Mannigfaltigkeit Wenn wir dann an
der shbhen Sa«ndsteinsäule, die das am
neuen Domlbau zur Verwendung kom
men-de Material und seine Bsearbeitiuneg
zeigt, voriitbergsehsen und die eletktrischie
sAsus-st1ell-’un-gsbah-ns, die jetzt en dlich einen
geordneten Betrieb «durchzufiisl)ren»·
scheint, kreuzen, kommen wir zu einem
der thiibschessten Plätze »der GartensbaU
Ansstellung, zu dem Lawn-Tennsis
Platz. Von einem monumentalen Por
tal aus sieh-en ·wir shinab auf den schwel
len-den Rasen, der förmlich ziulm Spie
len reizt, mit seine-n sauber-en, durch
eingelegte weiße Latten getbieilten Fel
d-ern. Das Netz ist in der Miit-e gezo
gen und Alles zum Spiel vorbereitet,
selbst die Martirruhr fehlt-nicht Jn vor
nehmer, parkartiaer Umgebung ist die
ser Spielplatz gedacht, umgeben von
reizenden Bosq·uets, aus deren Grün
sich Msarsmorsstatuen esrxhetbsen Eiitn brei
ter Kiessgang usmgietbt den Platz, der ain
den beiden End-en auch Ruhesitze in ge
eigneter, der Umgebung angepaßter
Ausfijlhrsung bat. Zu beachten ist übri
-gens sbei der Neusanlasge ein-es L«awn
Tensnis-Platzes, tdaß man Edie Ruh-e
plätze fiir die fast immer vorhandenen
Zuschtasuer seitwärts ansutbrintgen hat
und nicht in der Spielrichtung ——- dies
ist das Einziige, was uns bei der sonst
mussterhaften Anlage hsier fehlt. Bevor
wir unsern Rundgang »durch die Gar
tensbau-Aussstelliung abschließen, statten
wir noch dem ebenfalls hiershergeshörew
den Pavillon 1der vereinigten Werder’
schen Obstzijchter einen Besuch ab. Er
liegt etwas weiter ab in der Nähe des
thiibschen norwegischen Blocksbanses und
ist ein schxmuckes, »von zwei schltanken
Thiirmen gekrönies Häuschen, in dem
Hman neben Fruchtweinen und Frucht
»säften aller Art frisches Obst in Menge
findet, vor all-ein die berühmten- Kir
schen von Wer-der, tder Obsttammer der
Reitchshauptstadt wosbin ism Frühjahr
immer die Berliner wallfabrtsem um
lven wir-nich entzückend-en Anblick von
jmeilenweit ausgedehnten Obst-pflan
zunigen zu genießen.
» ----- --- · -
Das-bessere Theil.
Bekannten ,,Kö»nnen Sie es denn
mit anhören, Iwenn thre Töchter sden
ganzen Murg-en Klavier spielen?«
Hamshern »Wenn ssie nicht Klavier
spielen, helfen lsie in der Küche, und das
isst noch schl»imnner!«
.-O
Offen-.
—
Förster: »Jetzt muß iich Jikynen doch
erzählen, Herr Schulze, »was msir mu
lich auf Oder Jathd Ipalssivt sirft Jch ——«
Jagdgwstr ,,Lie«ber Fövster, wenden
Sie sich nur casn Jhren anderen Nachbam
—- sich läge selbstl«