- X . ich ab die Straße links hinunter-, mei - mit lila Tinte.« »Un-zerstörbar allein 1 Dieser cArtikel wird überhaupt nur von Leuten getauft, die kleines Geld haben wollen« Er hatte inzwischen die Ladentasse’ geöffnet und den vorhandenen Mam-i mon nachgchählt »Es gcht wirklich nicht —- aber ich wer-de den Laufjsungen Ich san-Post schicken —- die liegt ja »Ur-ins nur nicht so sinnge dauert,« versente ich- »meine Frau wartet auf «mtch!« —- Aber schon flog der inzwi schen berbeigerufene Knabe mit der Ge schwindigkeit der neuen Brisangmuni tion —- sechshundertfiinfundzwanzig Meter in der ersten Sekunde — von dannen. Trotzdem aber dauerte es eine graut-me Zeit, ehe ich den traurigen Rest meines goldenen Besitthums wie der in hört-den -ha-tte. und als ich endlich auf die Straße zurücktrat, war meine Frau nicht da. Ich faih edie Straße rechts hinaus, ne rau war nicht da. » a, dann mußt Du eben noch einen Augenblick warten,« sprach ich zu mir selbst und beschäftigte mich eingehend mit den im Schaufenster eines Papier liefernnten ausgelegten Sachen: »Kat serö schwarze Tinte ist die beste.« Blaue Solon-Tinte ist -unitbertreff tich.« Die elegante Welt schreibt nur ist die deutsche Reichstinte." »Unmus löschsbar ist nur die blaue Eisentinte: wird fünf Minsuten nach Gebrauch tief schwarz.« Jch dantte meinem Schöpfen daß ich augenblicklich teine Tinte nöthig hatte, die Wahl wäre mir schwer geworden,s und bewunderte die anderen Sachen. Da waren ,,ech’tchinesifche Schirme«, die sicher ebenso wenig in China ge wesen sind wie die Leute, die mit ihnen angeführt werden; da waren Ansich ten und Photographien unserer Stadt, «Griffe1tasten für artige Kin«der«, — tin-artige Kinder betommen reine Grif fch folglich können sie auch nicht schrei ben, — wer ist im Vortheii, die artigen oder tin-artigen Kinder? Jch meine, die letzteren, denn mit dem Griffel zu schreiben, besonders auf einer »quiet-» Her-den« Tafel, ist mehr ais Hallen-I strafe. « Meine Gedanten oerwirrten sich.l meine Augen schweiften wieder in die; Fern-e, —- sie schen vieles, nur meine Frau nicht. ! Jch nahm von meinem Ladenfensterj Abschied und ging auf und ab: sfsiinf Schritte nach rechts und fünf Schritte; nach Elintsk und als mir das zu lang-E weilig wurde,machte ich wieder vor den Tintenflafchen Halt. Aber nur fiir Getan-dem ich tannte die Retlameauf schriften ja auswendig ich brauchte iie nicht erst zu lesen. z Und »meine Frau iam noch immer nsicht. Schon wollte ich in die heiligen halten der Schneidean ein-bringen« als ich meinen lieben Freund Blecken auf mich zutanrmen sah. Ein Hoffnungs schimmer durchdrang mich. , »Hast Du vielleicht meine Frau ge-, sehen?« fragte ich ihn, nachdem wir? uns begrüßt hatten. ,,Leider nein,« gab er mir zurück; »aber haft Du vielleicht meine Frau ge-« sehen?« »Nann,« fragte ich, auf das Höchste erstaunt, »bi st Du denn neuerdings ver-! heirathet?' »seiner-mag « gab er lustig zurück »aber gerade darm bin ich doppelt be- i gierig, meine Frau endlich ein-mal von Angesicht zu Angesicht zu sehen Komm, laß uns Beide suchen." « Und wir suchten: er mit geradeaus gestellten Kaps, ich, da rvir ins von dem Hausede r Schneidean entfernten, l nrit lints gedrehtem Haupte, so daß ich aussah, als wenn ich eine steifen Hais und die Geniastsarre hätte. Aber trotz dieser Gliederverrentum gen tam »meine Frau immer noch nicht. Eine Mbe Stunde waren wir so mit einander aus und ab gewandert, als Bienen zu mir sagte: »Nimm es mir nicht übel, wenn ich Dich allein lasse, Deine Frau Genwihlin muß ja auch jeden Augenblick tonrmen, — ich habe michszum Slat im Gase Bismarck ver abredet, ich dars nicht aus mich warten icssert." Jch reichte ihm die Hand zum Ab schied begleitete ihn aber trotzdem noch die Mnwenigen Schritte bis zum Restau »Schon wollte ich lintsum Kehrt machen, atls ich hinter der nur halb zu gezogenen Gardine den Raps meines Freundes Meister entdeckte. »Mein Gott ist das nicht —?« «Jatvohl, das ist er,« unterbrach mich stecken. »und Maltvckbn ist auch drin nen. Soll ich Dir einen Vorschlag ma chen? »Komm einen Augenblick mit herein und sage den Beiden guten Tag. Vorn Fenster aus Most Du die ganze Straße übersehen. und wenn Deine Frau Gemalstin aus dem hause tritt, thist Du in weniger als einer halben Minute beiibr.« Zuerst wollte ich nicht —- aber schon r in dem Wort »zuerst« liegt, sdaß sich schließlich doch mit-ging. Jch war müde geworden von dem Auf- und Abgehen. Eine Minute später saß ich, nachdem ich die Freunde, idie ich seit einer Ewig leit nicht gesehen,begrsiißt hatte,ineiner Sophaeele am Fenster und ladte mich an einem Glas Pilsener Bier, während meine Augen unverwandt an der Stra-. ße hingen. s Aber nicht fiir immer. Jch glaube, der Mensch muß erst geboren- werden, der neben Statspielern sitzen kann, ohne sich im Gerinsgsten an dem Spiel zu be theiligen Jch fiir meine Person er-l kläre mich einer solchen Entihialtsaw leit nicht für fähig, und so dauerte es nicht lange, bis ich nur noch mit« dem rechten Auge auf die Straße, mit dem linken aber auf das Spiel sah. i Selbst von Natur schielewde Men schen können nich-i imsmer »den-mer« schen, um wie viel weniger Leute, diel einen noomalen Blick haben. Meine Arn-gen fingen an zu schmevzen unsd zu thriinen, mein Blick wurde verschleiert, und ich tämpfte einen schweren Kampf, wo ich hinseben soll-te, ob aus die Stra ße oder aus die Karten. Beides zusam-; men tonnte ich auf die Dauer nicht er tragen. j »Na, da hört denn doch wirklich ver schiedenes auf!« rief da plöylich Malt-I mhn unserem gemeinschaftlichen Freunde Hameister zu; das Spiel muß« immer gewonnen wenden, wenn Du statt der Treff-Gehn die KareaikDamek spieltest und Du erst mit einem kleinen Treff vor-fühltest Jch hätte dann ge schnitten und wir hätten glänzend ge wonnen.« Asber mit Entriistung wies Malt rcrbn den ihm gemachten Vorwurf zu rück — und, wenn Statspieler sich zanlen einigen sie sich bekanntlich nie,t den-n Jeder ist nach seiner Meinung der beste Spieler, den es gibt. Die Wogen des Streites gingen hoch, bis ich mich schließlich in’s Mittel legte und die Ge müther beruhigte, —- bis mir dies aber. gelungen war, mochten sdoch wohl fiinf Minuten vergangen sein. Unsd ich hatte in der ganzen Zeit nicht einmal aus die Straße gesehen, und als ich es schließlich that, war meine Frau noch nicht da, oder aber sie war schon da ewesen. I Schne erhob ich mich von meinem Platz, aber die Freunde hielten mich zu rück. - »Ist Deine Frau Gemahlin noch bei der Schneiderin, so kannst Du sie bes ser hier bemerke-m als auf der Straße, ist sie aber, was doch sehr unwahr schein-lich, ietzt fortgegangen, so kannst Du ruhig noch hier bleiben, denn Deine Frau Gemahlin wird sicher annehmen, Du seiest nach Hause gegangen.« Von dieser Rede leuchtete mir amx -meisten ein, daß es sehr unwahrschein lich sei, »daß meine Frau gerade in je nem Moment das Haus verlassen ha ben soll-te, wo ich es zum ersten Mal seit mehr als anderthalb Stunden aus dem Auge gelassen hatte. ’ So blieb ich denn, osfen und ehrlich gestanden, ich blieb gern: das Pilsener Bier war vorzüglich und die Statpartie so interessant, daß ich endlich das Her zensgeliiste nicht mehr bezähinen konnte untd um Erlaubnis-, bat, als Vierter eintreten zu diirfen. Als ich nach Hause kam, überlegte-n die Nachtwächter gerade, ob sie schon nach Hause gehen sollten, oder ob sie noch fiir eine Viertelstunde in den! Thorwegen stehen bleiben müßten. Sie enttchieden sich für das erstere und ich schloß mich ihnen auf dem Heimwege an Alls ich nach Haus tarn, wollte ich meine Frau nicht stören und logte mich auf der Chaiselongue nieder. Erst ge gen acht Uhr Morgens fah ich sie wie der. ; Sie hatte geweint, ich sah es aus sdenI »ersten Blick, doch that ich, als ob lnichts svorgefällen wäre. Jch bot ihr keinen Guten Morgen-Gruß und setzte imich dam- sn den Frühstück-nich « »Uebrigens, swas ich noch sei-genl wollte, liebes Kin-d," bemerkte ich im· Laufe des Gespräches leichthin, ,,seil nicht »böse, daß ich gestern Nachmittag nicht länger auf Dich gewartet habe. Wie Du weißt, hat der Arzt mir streng lstens verordnet, jeden Morgen um ksechs ur» aufzustehen Dies rann mqnl Iaber nur, wenn man vorher zu Bett ge «gangen ift. Da Du aber nicht tamst——« Jch weiß nicht, welcher alte Grieche zuerst die Wahrheit ausgesprochen hat, daß msan nie etwas ishun unsd sagen dii"rste, daß man hinterher bereuen müßte. Leider habe ich den alten Herrn nicht persönlich lennen gelernt, sonst swäre mir seine Lehre vielleicht so in Fleisch und Blut übergegangen, daß ich sie auch befolgt hätte. Wie ich nun bereute, dieses Wort ge sprochen gu haben! JPfui. wie unfreundlich Du bist, aber das nicht allein, wie schlecht Dui bist,« sprudelte imeine kleine Frau nunl hervor, »ja-wohl, schlecht,« betonte sie, l J als ich ein etwas erstauntes Gesicht machte, »aber wundern kann ich mich ja eigentlich nicht «dariiber, denn Jhr Männer taugt im Grunde genommen alle nicht -biel. Nicht allein, daß Jhr Unarten und Utnhösslichteiten begehn — uns macht Jhr noch dafür veoantwort lich, wir haben- natiialsich immer die Schuld. Jch bin natürlich auch die Veranlassung daß Du heute Morgen erst um oier nach hause kamst —- ich habe Deine Schritte wohl gehört —- bis zwölf Uhr habe ich smit dem Abend brod auf Dich gewartet iund wohl eine Stunde bin ich aus der Straße aus- unsd abgegangen, um Dich zu treffen. Allerdings-hätte ich es msir vor-her sagen können, daß es vergeblich wäre — es swiire ja auch ein zu großes Opfer von Dir gewesen, wenn Du ei itrån.-Ausgenblick aus mich gewartet hät t.« »Halt ein,« bat ich. ,,Einien Augen biiek ist zuweilen ein Nichts, ein Ge danke — osst aber auch, wie gestern, eine endlose Spanne Zeit. Sei wahr, wie stets, wann bist Du gestern nach Haus gekommen ?« Ein dunkles Roth stieg in die Wan gen meiner Frasm ,,Einen Augenblick, nachdem ich Dich vom Fenster aus hatte in das Gase gehen sehen.« Untd wie lange dauerte dieser Augen-« blick?« »Höchsiens —- höchsstens eine Viertel- » stun-de.« »Sagen wir aiso getrost eine halbe Stunde,« entgegnete ich; »und darf ich wissen, was Dich so lange aufgehalten hat?« «Ach,«klasgte meine kleine Frau, »die Schneiderin ist zu dumm und unge schickt, sie hatte nichts wie Thorheiten gemacht, da gab es so viel zu bespre chen —« »Daß ich Dich darüber ganz ver gsaß,« ergänzte ich, als sie schwieg. Und nsach einer kleinen Pause fügte ich hin-" zu: »Was Gott zusammengesührt hat, soll eine Schneiderin nicht trennen. Laß uns wieder Frieden schließen und damit er »ewig« wähnt schwört mir, daß Du fort-an bei unseren Spazier gängen nie wieder eine Besongung ma chen willst, auch dann nicht, wenn sie nur einen Augenblick dauert.« Feierlich erhob sie die Rechte, und treu bat sie ihren Schwur gehalten und sie wird ihn halten bis zu jenem Tage, da sie mit schmeichelnder Stimme zu mir sprechen wird: »Bitte, laß mich hier etwas bestellen —- Du kannst ja so lange warten —- nein, ganz gewiß nicht — es dauert höchstens einen Augenb1"ick.« Das alte Haus am Wall. Von Nell· Es war um tdas Jahr 1878. Jch 1lging, damals noch ein kleines Mädchen, in die Töchterschule, die in H. am Walle steht. Einige mächtige, alte Linden ragten auf dem breiten Wege, der sich in der Mitte der Straße entlang zog, hoch in tdiie Lnft hinein usnsd warfen große Schatten auf die drei altmosdischen Häuser, tdie ioag Ge gen-über unserer Schule bildeten, und die, trotz ihrer drei Stock-verle, so nie drig waren, daß wir in der zweiten Etage gut in jienesStuben lhätten hinein schauen können, wenn die Entfernung es nicht verhindert hätte. Sie mochten wohl zu Anfang des Jahrhunderts nicht den einfachen Ein druck gemacht haben, den sie tdainals wachriefere; —- wber geralde ldiesse Ein fachheit gab ihnen etwas Ehrbares, und oft schweiften meine Blicke und meine Gedanken drüben nach den eng aneinander stehenden Fenstern, denen jetzt noch steif geplättete Gardinen ein Air von Ksorrelttheit verliehen Dietse ldrei Häuser hatten aber noch aus einem anderen Grund mein Jn trefse erweckt, —- unid dieser wird auch wohl zuerst Idie Veranlassung gewesen sein, daß sich übeohaupt meine lind lichen Gedanken mit ihnen befasiten, — von meiner Mutter wußte ich, sdaß ich Hin einem desselben sdas Licht der Welt erblickt hatte. s Damals schon schien es mir, alH ;«miisse das sehr lange her sein —- denn lweite Reisen in fremde Länder umd un lter andere Völler- hatten mir die Kin derjahre saht lang erscheinen lassen undi mein jungesGemiitlh siir alleEinldriickes sehr empfindsam gemacht. -. Auch an jenem warmen, dunstigen Irühlingönachmittage schweifte mein Blick öfters nach driiben, als unten auf der Straße etwas mein-e Aufmerksam teit erregte: Dfsiciere in Ooller Gala —- Generäle mit Federbusch und blitzonlden Orden, herren im Frack untd Cylinder kamen und verschwanden nacheinander in dem hause vis-a-vis. Jn dem ersten Stock waren die Rou leaux -hsvuntergezogan,——saber als Kind tombinirt man nicht sosschnell . . . . Ida-usw dieOEcke kommt einTrauer l j wagen msit vier Pferden bespannt, welche hohe, schwarze Federn auf dem Kopfe haben. —- . Dann rücken Soldaten heran. Laute Komsmansdos ertönen, Gewehriollbens stoßen prassebnd »auf das Steinplslaster — dazwischen Psevdegietrapspel und neue Komimasndoruse; —- eine Schwa dron Ulawen ist hemngserückt und hat Aufstellung gerwmimen — anwischm war unsere ganze Klasse in Aufregung gerathen — in Ausbe tracht dessen der Lehrer es vorzog, den Unterricht zu unterbrechen usnd uns zu erlauben, von den drei Klassensensstern »das Begräbniß« mit anzusehen »Das muß irgend ein- hoher Offizier sein«, meinte uns-er Lehrer. Aus der Tshür treten jetztAllh welche vorhin hineingegangen sind. Mit be sor-gter, theilnehmender Miene stehen sie umher. Ein hoher, sweißhiaariger Genersal,ider dem alten KaiserWilhelm sehr ähnlich sieht, fährt-sich oft mit dem Talschentuch über die Auge-n unsd über den Bart, aus-den die Thränen hinab perlen. Viele stehen in Gruppen und flüstern und blicken hinaus, und flü stern — « Plötzlich wir-d oben mit raschen Hän den eisn Rvuleau in die Höhe gezogenl Hastig schieben sie die weißen GsardinenT zur Seite, untd eine in tiefe Trauer ge kleidete Gestalt erscheint am Fenster; sre shat den langen Florschleier zurück gesschlaigen unsd ihre thränenströrnensden Aulgen unten aus die Straße gerichtet. Nie wende ich dieses Bild des Jam mers vergessen. - » Sie schien der Verzweiflung nahe,’ und ishr Körper bebte in wildem, aufge löstesm Schluchszen . . . . Fest an« das Fenstertreuz grimm mert, nickte tsie hinunter aus das, was jetzt langsam aus der Tshiir getragen w.urde... um !Dan.n, mit einem Aus schrei. rücklings in die Arme einer Dame zu fallen, welche die Aersmste liebevoll umfing. Jetzt wußte ich auch, wer der Ver storbene war. —- Jn der-Dame hatte ich Fräulein von D» vie Hosdame der Fürstin erkannt, und er, den man jetzt dort-hin trug, war sishr Verlobten Zwei Tage zuvor schon hatte man in allen Zeitungen von der tragischen Be gebenheit lesen können, die sich in Hos kreisen zugetragen hatte-und auch ich hatte zu Hause davon reden hören, wie jener Gardeossficie-r, — den Morgen nach seiner am Abend vorher im Schlosse gefeierten Verlobung, —- todtz —- eine Kugel ourch den Kopf geschon sen, den Revobver in lder Hand, — in seinem Zimmer ausgesunlden wurde . .. Man hebt den Sarg aus den Wagen.... Dusinspif wirbetn die Trommeln, — die Truppen präsentiren — das Musik torps spielt einen Ethoralz und lang-. sam setzt sich der Trauerzug zu deni feierlich ernsten Klängen in Bewegung« Die Ahnung von etwas schrecklichi Traurigem erfüllt unbewußt meini Kin«derherz, — es strömt über in Weh um Iden unbekannten Todten, den man dort zu seiner letzten Ruhe begleitet, und aufmeinentd her-ge ich mein Gesicht auf die Schulter einer Freundin. Von jener Zeit ab betrachtete ich die Fenster drüben mit ahnungsvollem Grauen und grübelte oft Darüber nach, was wohl den jungen, schönen Officier in den de getrieben haben möchte. Dann kam ich in eine andere sit-lasse, die auf den Schulle binaussah —-— und somit waren jene geheimnißivollen Fenster meinem Blicke nnd mit der Zeit auch snieinen Gedanken entrückt. Bald nachher verließen mein-e Eltern th. uwd ich sagte der Schutbant in dem lieben, votshen Gebäude auf immer Lebowth Auch die alten Linden und jeneHäu Ler sah ich lange Jahre nicht mehr wie s or. an fernem Lande dann — viele Jahre nachher, erfuhr ich von einer swwdsmännin das, Iwas unausgetlärt »der-einst mein Kinsdersherz schon so be wegt hatte. si· sit sit sEs war kein freudig-es Gefühl, was den Freiherr-n von R . . . so lhoch aus asthmen machte, als er an jenem Abend seiner Verlobung das Schloß verließ »— ein tiefer Seufzer war es, der fast Hwie ein Stöhnen klang. ; Er blieb ein-en Moment stehen und jcköhrt sich mit sder Hand über die Augen, Tinte um einen bösenSput zu vertreiben. Dann schweiften seine Blicke rückwärts zu den noch erleuchteten Fenstern des Schlosses, wo er eben in Huld und Gnade von den hohen Herofchasten ent lassen worden ist. War er doch dem direkten Wunsche lseiwes Fäuste-n gefolgt, als er sich mit ldkr Mdanve der Prinzessin verlobte; er hatte allevldiings nicht geglaubt, sich lsosschnell entschließen zu mässen, als er einigomale msiit der stolzen Blondine auf-den chosbällen getath hatt-e. —- Da noar es ihm plötzlich nahe gelegt wor lden, urwihe er noch Zeit zum Ueberle gen sand, stand er selbst oor einem »fait r accompli«. Man hatte es ja auch gut gemeint mit dem- chavnvantsen Gattin -hauptm·asnn, der noch immer kein-e An stalten machte, sich dauern-d in die Fes Eseln einer Schönen zusbegebsem Man swußte ja nicht-———— Ein tüshler Friithlinigsnachtwiwd weht duvch die Luft—er bringt einen Duft wie von Blumen usnsd von thaui gen, blühenden Wiesen. — Neben ihm, hinter dem alten Gar tenzaun steht ein Fliederbusch in voller Blüthe, —- unsd drüben tönt das Rau schen und Bvausen des Wassers in der Mühle. Silberne Lichter wirft der Mond auf idie sschäusmenlden Wellen; sie tanzen auf ten-d niiede —3bis ein »den tiefen, schwarzen Schatten, welcher un ter der Müshle gäsh.nt. Er nimmt den Helsm ab, lehnt sich mit den Ellenbogen auf »das Geländer und schaut in die Nacht Ihinein. — Um ishn ist Ruhe-tiefer Frieden; nur von ferne ertönt das Lied einer Nachtigall. Ein unevtliivliches Gefühl über iommt i·,hn in dieser Minute möchte er sterben, —er fühlt sich so gut-fast fromm — — Woher kann diese Regunng Seine Seele scheint weit weg zu schweben» Dann ist es mit einem Mal vorüsben Wo war er nur? Kam er wirklich von seiner Verlo buntg? Ein Schau-der durch-zittert seine Ge stalt. DasRaulschen des-Wassers dringt unaufhörlich an sein Ohr. Wie damals sk Auch schien der Mond genau so und die Nachtigall drüben-— wie da mals vor zwei «J«ash-ren. — szei Jahre! Unsd die hatten ge nügt, ihn Alles vergessen zu machen. Hatte er denn vergessen? Und nun war ein Unabänderliches geschehen unlo er mußte »die Liebe zu jener Anderen ewig begraben. Würde er das feriisg bringen, an desr Seite deren, die feine Braut — ? — E :n neuer Schauer durchibebt ihn. Wie hatte er nur eiwkvilligenkonnenT Nicht nur, daß er sie nicht liebte nein, in ihm emportess ich jetzt Alles ge gen sie.—— und er tam von teinesr Verlobunsg!" Wie swürsde es da sein, wenn er erist Hochzeit halten müßte. —- — Hochzeit —- ! Ein Lachen entsfdihrt ihm. Er setzt den Heim wieder auf und bittere Gedanken sinid es, die ihn aus seinem Nachhauiseiweg begleiten. — Ziemlich uns-anft wirft er die Haus thür in’s Schloß; auch ist es ihm einer lei, daß sein Degen gegen das Gelän der klappert, als er die klein«-, alt-e Treppe empor steigt. Jn ihm ist eine Wut-h. Er ver wünscht sein Schicksal —1sich selber. — Da, ausf dem Tisch-— ! Ja, träumt er denn ———— ? Oder ist ldas nicht ein Brief von ihr?— Und heute, gerade heute mußte er tornkneni Er nimmt ihn auf und dasteht die seine, tinldsliche Schrift. Fast zagihast berührt ersihn, — ein weicher Ausdruck gleitet iiber seine Züge, untd zärtlich dreht er das Schreiben urn unsd usm. Er hat Eso lange keinen Brief mehr von ihr gehabt, — fast zwei Jahre sind es sher. — Er muß sich esrist sammeln, —- vorhin «da war er ja so soerstört, — und dann bricht er ihn lang-samt auf. —- — Mein Gott — mein Gott — —- —! Il· Its s Er sitzt schon lange so da—-den Kopif tsieif awf der Bouistz die Hand mit dem Brit-f der Geliebten hängt schlaff asuf tder Seit-e . . . . Dieses hatte er gelesen: Geliebt-er! s Kannst Du ahnen, weshalb ich ischrseibeit — Nein? So komme und hör-e das, was ich Dir jetzt nur kurz antdeuten will! — Ein alter Onkel met-; ner Mutter hat rnir sein ganzes Ver-i möge-n »der-macht i Ferdinand, —- nicht nur ist dasHimJ idersnsiß wnlserer Vereinigung daidurch Iüberiwnnideni, sowdern wir wer-den auch veich sein. —- O, mein Liebling-— komm bald! Jch weiß, daß Du nvich noch liebst, noch innig liebst— und die Zeit war so lang! — Jch will wieder Deine lieben Augen sehen, die ich tüsse in idem Bewußtsein, daß nun Alles giut ist. Ewig Deine Lotti. Langsam lwie ein Nachtswaindler geht er an den Schrank; —- dort holt er eirke tlelilne Kiste her, die er auf den Tisch ste t.... Dann setzt er sich hin. Er fährt sich misit lder Hand zum Herzen, —- er fühlt einen Krampf. — Vovhin ida war es Iihm ja gewesen, als ob dort etwas zersprang . . .. ,,Lotti —- Lotti —- !« wie ein Schrei entfährt es ihm —«dann nimmt er die Feder und schrieb: Mein Liebt Wenn Du diese Zeilen empfängst, dann- wivd der, welcher sie schrieb, längst» todt sei-n. Mein Lieb— sei nicht traurig des wegen —- denn es konnte nicht anders sein« »Aber vergieb mir —- denn ich all-ein trage die Schuld, Lottsi—— und ldiie wat groß,— so groß, »daß ich sit mit dem Tode sühnen muß. Wenn Du dann hörst, wiseAllses kam-, dann habe Mitleid mit mir, der ich ver gaß, daß sich cLiebe nicht zwingen läßt, und meinte, sie in der Pflicht begraben zu können Da müßte man Dich nicht geliebt haben, Lotti — Und nun, da wir hätten- gxliicklich sein können, da ist es zu spät — Unsd die Schuld ist mein. Vergieb mir, mein Lieb, denn ich sgehe ja in sden Tod für Dich —- — Giebt es ein-e größere Liebe? Jch liebe Dich —- o Lotti —- ich lsielbe Dicht Ferdinawd Die Haustshiir knarrt schon zunr dritten Male in dieser Nacht. —- Es ist Fevdinand iwelcher von dem Brieka sten zurückkosmsmt, in den er ein Schrei ben wars. — Nur ein kleines, viereckiges Cousvert, — aber es birgt das Schicksal zweier Menschen-laben Und morgen, wenn es- isn dem klei nen, ruhigen Städtchen ankommt, das zwischen den Bergen liegt, wird esin weiches, tapferes kleines Herz lsawgssasm brechen. sie di- It Die Thurcmuhr schlägt drei. Zur selben Zeit fährt der Wirth in dem al ten Hause plötzlich aus tiefem Schlaf in die Höhe. — War das nicht ein Schuß? Aber alles bleibt still. Nur der Hinshiunid fängt nach einiger Zeit laut an zu heulen-— schaurig Idrinsgen die Töne in idie Nacht hinein. Gleichzeitig erlischt hinter ein-ern Fenster in der ersten Etaae der flack ern«de Lichtschein ein-er Kerze-— und tiefe Dunkelheit umsasielbt wieder die al ten Häusser am Wall. «Unsere Dienst-boten. »Na, R-esi,« wsie g’sällt’s Dir den-n in Deinem neue-n Dienst?« »Kann nsoch nichts Bestimmt-es sagens — sdie erst-en Tage smd die Herrschaften ja immer die «G’sälbi«gkesit ·selbst!« A«ufgeschnitten. ,,iS-ie waren in Italien, Herr Com merzienratihZ War-en Sie auch in Ve n-edi-g?« »Gewiß war ich auch in Venedig!«" Haben Sie den da lden Löwen vons San Marco gesehen?« Ob ich iihn gesehen habe! Jch habe ihn sogar gefüttert!« Kasernensbofblüthe. Unterofsizier fzu einem Rekruten): »Sie sind so dumm, daß, swenin Sie doppelt so gescheidt wären-, als Sie dumm sind. Sie immer noch ein Rind oieb «wären!« M osdiernse Ehe-werde r. — Dort sitzt Elsa, die Tochter deg reichen Verwaltungsvatshes —- evfasse «die IGeleaeniheit — ich stell’ Dich, wenn Du willst, vor. —- Nei-n«, nein —- noch nicht. —- Warum? —- Jch !hasb’ noch zu wenig Schulden. Im Restasurant Frau ( zsu ihrem Mann-e): »Warum » begehrst Du sbier nicht gerade so ans wie ’z«u Hause, wenn das Essew nicht rasch gebracht wird? « Mann: »Natürlich, daß sie mich« ’raußschsmeißen, -was?« Ein Kompliment »Frau-lein- Ella, Sie machen sich kei nen Begrijis, wie igut Sie mir gefallen! Heut’ ihaben Sie wieder ein paar rothe Backen — so schön rostdh, als ob Ihnen der Frühling eine Ohrfeig’ gegeben shästt’!« CO Ein Unverbesserlicher. Der Schauspieler Schlemmer ist bei seinem Direktor sehr belsiebt — nur bann dieser ihm nicht verzeihen, »daß er immer Vorschiisse braucht. Jn seiner Gesellschaft ksänsekt man Schlemmer damit unid dieser wettet mit dem anwesenden Direktor um 20 Mark, ldaß er zwei Wochen lang keinen Vorschuß ver-langen wind. »Herr Direktor,« bemerkt ksurz nachs her Schlemmer, »wir shaben um 20 Mark gewettet, da kösnsnten Sie mir ja —- einen kleinen Vorschuß data-us ge ben!«