Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 24, 1896, Sonntags-Blatt., Image 13

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L .
Gleichen war; zu loben ver-stand er
freilich auch. Aber er todte nsuk Leute,
die außer ihm deiner voll ziu würdigen
wußte, wie er durch alle seine Reden
Wdlichen ließ. Und schr dgl-d mußte
ich nun auch, daß er Knut Olas’s Ent
decker gewesen
Die Taf-til war aufgehoben, man
hatte sich die Hände miiIe geschüttelt
»und ern-to um den Tisch »Ma-hlzeit!«
Fensünicht und nun «3-3rstreut:n- mir uns
n kleinere Räume. Der Hausherr lief
iiberall mit einem Diener umher, der
auf silberner Platte einen Berg von
Cigarretriistchen und Cigarettensschach
Lein trug
,,Das ist eine Mannel "Carcia, shier
eine Bock — die kleine Hean Clay
Iann ich Jchnen sehr empfehlen —,
oder die Uppmann, wenn- Sie etwas
Kräftiges wollen!« Weg war er und
pries einem Anderen seine dustige
Waare an.
« Jch blies den blauen Rauch meiner
Jmportirten ins die Luft und wollte
anfangen zu träumen. Da klang hin
der ein-m Losbeerbufch der neben mir
sinnt-, eine Stimme vor.
»Jetzt wirid gleich dise Klavierkom
nweiei slosgehen halten sSie sich an
mich-Sie mopsen sich ja doch auch—.«
«Oh Gitte! Seien Sie nur ehrlich
—- zudem bin ich einer von den Zenti
« men des hauses unsd gest-ehe es Jtnren
zuerst ein, daß mir die Zeit innig wind·
Der gute Kommisisronörath lädt sich fa
immer ein schauerliches Sammelsu
rium von Schangeistern und berufs
·smiißiger Dineritiasfsage zusammen —
Herrgott schon wieder das Intermezzo
aus der Cadalleria!'«
iMeinNachdar kam hinter demBsusch
hervor unsd ich sah, daß sein Aseußeres
recht angenehm mar. Der frühere
Kriegsmann in Civii war unschwer zu
erkennen — »das irästigrathr. vermei
terte Grsichh der gewaltigr Schnauz
ldart, die ganze Haltung — und ein
paar große, lustige Augen sahen mich
sachend an.
«Dornberg! Donner und Dorio,
Sie Dornberg — und in Cinil!«
»Ja natürlich! Die Uniform habe
ich schon speist zwei Jahren ausgezogen
und nicht einmal den Rittmeiiter erster
Masse abgemattet- Der bunte Rock
hat mir auMdig besser gepaßt, ais
inwendig —- Wolien Sie einen Sog
mc W, Leidensgesiihrtei Das ist
ein beimessy mit oier Sternen! Frech,
wie ich bin, habe ich gleich die ganze
Flasche vom Cadavet genommen —
Guier Tropfen, was? Ja, wenn un
sereins, das tdies zu würdigen versteht,
nicht in solche Häuser Lärm, es wäre
- schade, um das schöne Gewi«
Jch sagte ihm, wie ich mich freue,
sehn in dieser Wüstenei angetroffen zu
haben, war er doch immer ein diaman
ier Gesellschafter gewesen. Und dann
fuhr ich fort:
»Ich habe freilich noch einen Be
sannren aus sriisheren Zeiten hier, aber
sich bin noch damit nicht fertig, über
dies Wieder-begegnen den Kopf zu
schütteln.
»Na, und?'«
,.Knut Ole Schnitze, ein Schul
freund«
»Das dort? »Quanid on parle du
«io«.xp.«
Jm Nebenraume las eben der neu
entveckte große Satiriter etwas vor,
ein neues Opus —- nsin, es war tein
man Opusl Manchmal kommen Er
innerungen blitzartig ist-er den Men
schen; ich sah mit einem Male den
hagem lächerlichen Kanan in un
Iserer Studien-seit anj dem Fußende
meiner Bettstatttsitzen mit lange herab
Dunkeln-den Beinen ten-d shörte ist-n ein
Gedicht lesen, dasselbe, idas er da Drin
nen zum Besten gab. Asber damals las
er mit leuchtenden Ausgen, begeistert —
Doppelt grotest in iseine-r Begeijtemnig.
Heute klang fes-ne Stimme trocken,
innerem-, widenspenlstig. Er las so
schlecht wie möglich und die jammer
« « vollen Verse kamen noch jammervoller
heraus dabei·
»-Haben Sie jemals ein-e bessere Pa
rodie auf Rodroitz gehörtW jchnakrte
ein Organ, das ich an diesem Abensb
mehrfach mit Mißbehagsen vernommen.
Man klatschtr, man lachte. Knut Olaf
mußte noch etwas zum Besten geben
und die Stimme seines Mentors er
läutekte es wieder:
»Geibel, wie er leiht und lebt!«
Und dann nsoch eins: »Schefjel, wie
or im Buche sie-du«
Ja Revis-is Geibel, Scheffel, wie sie
Iim Buche standen! Das war ja im
mer fein-e Schwäche gewesen« daß seine
tyriichsn sheWrgüsse nichts waren
als täppissche Nachonwfinbeleiem « Aber
sie wirren-dem guten Anat Olaf immer
blutigen Ernst gewesen und nicht weni
r als bewußte Same Aus jedem
Ziner Gedichte lonnte man ertennem
was er zuletzt gelesen hatte.
Und das gab er jetzt als geistvolle
Persiiflage aus « ja, wie kamer denn
bezu? Jch fragte den Rittmeister: ·
Haben Sie jesilåiiheres über —- die
1
sen neuen Stern des Berliner Litera
tenhimsmels gehört:
Er lachte:
»Sie sehen ja merkwürdig verblüfft
aus? Haben Sie Jhrem Schsulfreund
dies Talent nicht zitgetvaut?«
»Talent!—— Der und Talent?«
»Sie halten ihn —- um mich tlapp
und tlar auszudrücken —- für ein Ka
meel?"
»Ich halte ihn nicht TIafLir —- ich
weiß daß er eins ift "
»Na, Offenheit für Offenheit —- das
futb gar keine -Parooien, was her Herr
dort vorträgt —- purer Schwindel!«
»Auch das weiß ich —- er hat mir
das Zeug ja unbarmherzig oorgeloien,
als wir bei-de noch in jenen Jahren
standen, wo man ohne Rücksicht auf die
Mitmenschen seine Empfindungen in
thit auszugießsn pflegst. Kanne-n Sie
ihn auch aus dieser Zeit?"
»Nein! Ihn ten-reich überhaupt
nicht und verdanke die Kenntniß dieses
Æimniisses lediglich dem Champag
ner des Kornmissionsraths. —- Es war
ein- Abend wie der heutige —- viel Ge
sellschaft und wenige Menschen Auch
diese satirische Größe war da, ver
schonte uns aber mit seinen Vorträ-;
gen Man sprach nur von ihm. Da
mais hieß er nur »der neueMauthnerC i
ietzt hat er’s, glaube ich, schon bis znm
neuen Aristophanes gebracht. Es war
spät und ich faß in diesem meinem
Schmollwinkel, von dem sichs fo köst
lich auf die Asfenstomödie da draußen
blicken läßt. Der Hausherr, der meine
Lust an solcher stiller Beschaulichkeit
ten-ni, hatte mir gang sachte ein-e Fla
sche Pommery hertstellen lassen und ich
fing eben an, mich an meinem Allein
fein zu vergnügen, als der schwarzbär
tige Herr herrintan, den sie als Bären
iiihrer Meister Knut Obafs gesehen ha
ben. Er setzte sich zu mir, nahm eine
Von den Brevas da, stellte sich mir als
Doktor Steinberg vor und fing ein
Gespräch an, über sich selbst, über seine
Bedeutung, feine Grfoige in sder Ber
liner Presse Jch ichenite ihm fehr
wenig Aufmertsasmieit, die betrunken
Zudringlichteit des Gesellen war mir
zuwider. Das focht ihn weiter nicht
an; er hatte, weiß Gott, meinen Pom
mery herausgekoiegL holte sich ein Glasi
und trani mit. Mit jedem Schluck
betam er eine höhere Ansicht von sich
und verwechselteisich nach und nach mit
der öffentlichen Meinng überhaupt.
,Sthtn Sie, Rittnreifterchens", saigte
er, »im Grunde mache-n wir sdochAlles,
wir, Kerle wie ich Unter uns gesagt
— da ist da draußen »diese neue litera
rischeErschseinurrg KnutOlafSchultze.
Wer bat ilyn gemacht? Ich! Jch al
lein. Es war eine granbiöse Jsver. Er
kam zu mir mit einem Stoß Lyril —
gegen meine Gewohnheit las-. ich das
Zeug, denn es war tvirllich ultig. Jn
allen Farben schillerten diese Liebes
lieder, vom Meister Wolfgang in Wei
mar bis zum Meister Detley in Hol
stein waren alle unsere Dichter in un
freiwillig komischen Copien vertreten.
Es war zum Wälzen. Mir zuckt’s
wie ein Blitz durchs Hirn. Knut Olas,
sage ich, « hre Lieder gebe ich heraus
unsb sschrei eine Einleitung sbaszu. Er
strahlt. Gesagt, gethan. Jch schreibe
ein sulminantes Vorwort, redigire
noch einige Glanzlichter und Schlager
hinein, füge ein paar geistvolle Fuß
noten und iParenthesen dazu, präsen
tire den vilettantischen Blöbsinn, tden
ver Gute zusammengereimt, einem ver
ehrt-en Publikum als pitfeine Satire
—- unld der Mann ist gemach-it An-»
fansgs war der Her-r tilutor freilich nicht i
wenig verblüfft über das, was ich mits
seinen Musentinbern anstellte als alber
ver Erfolg kam, gab er sich willig in
sein-e neue Rolle als — Parobist! Lang
wird’s ja nicht dauern, dann merkt es
wohl auch die Menge was für eines
sGeistes Kind sie bewundert bat —- aber
er ist M doch einmal beriilymt gewe
»sen. Und das ist mein Wert —- ein
gutes Wall«
Er war-de weich und traust den Rest
meines Champagners aus- Dann
··steckte.er noch ein Paar Cigsarren eisn
und ing. Das ist »die Geschichte der
Ber« the-it Jiyres Schulsreundes
Mut Olasf Schulze —- erbaulich,
nicht?«
»Das ist häßlich« sagte ich. »Wie
schlecht seine Gedicht-e auch sind, sie
entsprangen einst doch einem tiefen,
aufrichtige-n Gefühl, einer schönen und
starlten Liebe zu einem wackeren Möb
chen. Wie bat er für sie geschwäomt,
wie hoch hat er sie geb-altem echte Thra
nen um see getweisntl Und es war et
was Rüshrenbes, wie er in der Ferne
bewunderan stehen blieb, seiner unvor
tbeilbastenePersönlichleit bewußt, ent
schlossen, lieber stumm zu verzichten,
als sslch nur der MöglichVeit einer Ab
weisung aussasehem wie den himmel
Seiner Träume hätte in Scherben gehen
lassen. So schrieb er Lied um Lieb
zusammen, las bie Sachen einem oder
den anderen gedulsdigen Freunde vor
—I
und nun! Es wäsre zum-Lachen,·wenii’s
nicht so traurig «ioäre.«
»Gut Teufel!« rief der Mit-meisten
»Es macht doch nichts den Menschen
so schädig, als die lieb-: Eitelkeit Da
«hat Ein-er das Glück der Erinnerung
an ein großes und reines Empfind-ein,
ein Glück ohne Reue und ohne Elell
Asber statt die Blüthen dieses Gefühls
—- so turios ifie sein mögen, Blüthen
sind’s doch — wie was Heiliges zu hü
ten -— trampelt das Nshiniozeros vor
versammelt-ein Volk-e daraus herum
wir-d schmun-zelt, wenn sie ihm für das
Getrampel Komplimente machen.« —
Als wir bald darauf aufmachen
kam ich an dem Gegenstand unseres
Gesprächs vorbei. Knut Olaf wandte
sich ab und sprach eifrig mit einer
Dame —
Er schämte »sich —
—».—.-.....-.....--..--- .. .. .
Aus einein derschollenen Für
stenthum.
« Der Kabinetsrath des Fürsten von
Liechtenstein, Karl d. In der
Maur, hat sich »der Aufgabe unter-ko
gen, dir Konstitution und Verwaltung
des Fürstentlyums, welchem er seine
Dienste widmet, in einer Broschüre
niederzulegen Unter Atufführung al
les Wesentlichen werden die Maximen
geschikdert, auf welchen sdie Liechten
stein’schse Verfassung sich aufbaut, sioird
gesagt, worin ssie lden Gesetz-gehangen
ansderer StaatengebiIde gleicht und wo
rin sie ioon diiilsen akwei—cht. Jn der
Einleitung entwirft Herr v. Jn der
Maur ein-Bild der historischen Entwick
wicklung Liechtenssteins. Er erzählt,
sdsaß die reichsunsmittelsbaren Herrschaf
ten Vaduz und «Schellenberg, welche »der
Reisen-de vorn Coupefenster sieht, ivenn
er die österreichische Grenze bei Buchss
pas-sitt, im Jahre 1719 zu einem Reichs
fürstenrtjum vereinigt wurden- sdaß der
Wienser Consgreß Liechtenstein dem
deutschen Bunde einverleibte, daß 1818
eine landständische Verfassung dort in
Kraft trat, welche allmählich ,,oerne
wert« wurde, unsd daß mit dem Jahre
1868 die Zugehörigteit zum deutschen
Bunde aufhörte.
Yie »Ihronfo1ge" tin Furftenthurn
ist derart geregelt, daß dem im Sinne
der Erb-Uirion vom Jahre 1606 nach
sder Prirnogenitur in das Majorat
Haupt - Fideicornmiß succedirenden
männlichen Mitgliede des fürstlichen
Hauses als dem Chef des letzteren jeder-s
zieit auch die Regierung des F«’rften-«i
thums mit der souveränen Würde zuis
kommt. Das gesetzmäßige Organ »der;
Landesrmgehörigen gegenüber der Nie-s
gierung ift der Landtag; dessen Rechtes
congruiren ungefähr iniit den Macht-I
vollkommsnheiten der mitteleuropäsi:.
schen Parlamente, nur das Recht der
Truppentontingentirung wird seit der
Auflösung des deutschen Bandes nich-i.
methr ausgeübt.
Der Landtag zählt fünfzehn Mit
glieder, wovon Odrei durch den Landes
fürsten ernannt, sieben durch indirekte
Wahlörnnner der Unter-landes, der ehe-s ;
gen Herrschaft Vaduz, fünf durchl
Wahlmänner des niUterlawdes, der ehe
maligen Herrschaft Schellenberg, auf
die Dauer von vier Jahren entsendetk
werden. An ’der Spitze der Regierung, Z
welche in Vaduz ihren Sitz hat, steht
der Landesverivefer, welchem zwei vom
Landesfürsten für je sechs Jahre er
nasnnte Landräthe unid zsrvei Land
raths-Stellevertreter beigegeben sindxk
die Politische Returs-Jnstanz befindet
sich in Wien; hier befindet sich auch das
Appellationsgericht; das Oberlandsges
’richt in annsbruck verüehtlaut Staats
vertrag für Liechtenstein die Funktio
nen eines obersten Gerichtshoses Die
Stellung der österreichischen Finanzor-,.
igane in Liechtenftein findet ein Ansalosi
gon in der Stellung der französischen;
Douanensbeasmten sin Monacm die öfter- E
reichischesnFinanzconimifsärehaben demi
regieren-den Fürsten Treue unsd Gehor- l
I
l
sa:n ansagelabem unterstehen jedoch in
dienstlicher Beziehung den österreichi
fchens Behörden« sie tragen neben derl
österreichischen auch die Liechtensteinkå
fche Kolarde. Jn tirchlicher Beziehung
gehört Liechtenstein zur Diörese ChurF
an der Spitze der Geistlichteit steht einl
bischöflicher Landesvitar. Es tann als l
Maßstab der Intelligenz betrachtet wer- !
den, daß die Schulpflicht, welche mit’
dem sechsten Lebensjahre beginnt, bei
den Knaben bis zum vollendeten sieh-»
zehn-ten, bei den Mädchen bis zum nol-l
lendeten sechzehntewLebensjahredauert.
..- »sp— .- .-..—--...
Eine Bettler-Republik in Japan.
Die japanische Zeitung ,,Kotumin«
enthält einen intere unten Bericht über
eine Bettlergomeinlde, die in einem
Wald in der Provinz Shinano ihren
Wohnsitz hat. Sie besteht schon
feist 40 Jahren und zählt gegen
300 Mittalsiadey Ida-bunter auch vie-le
Frauen unid Kinder-. Am sder Spitze
L —l
steht ein RönigC ein Mann von
jeher 60 Jahren, der Im«it fast unum
schräntter Gewalt »regierst«, aber sich
nicht etwa von seinen Unterthanen er
nähren läßt, sondern gleich ihnen tags
über betteln geht. Bei warmem Wetter
schlafen die Bettler einfach im Freien,j
nsur im Winter, oder wenn es resgnet,1
errichten sie Abends Zeslste aus dickem
Oelpapier. Am Morgen wird das La
ger abgebrochen. Alles wird in Kisten
und Kasten gepackt und jede Spur ihres
Aufenthalts vertisbgt Daraus verthei
kens sie sich in die umliegenden Dörser
und gehen »aus den Bettel«, um am
Abend wider ism Walde zusammenzu
kommen, gemeinxschastlsich ihr Mahl zu
'kochen, zu essen, zu schwatzen, ziu singen,
zu trinken u. s. w. Dabei wissen sie —
dies ist eins der wichtigsten Gesetze ih
res ,,Kön-igs« —- die Spuren ihres je
desmaligen Nachtquartiers so geschickt
zu verwischen, daß bis vor wenigen
Jahren sebbst idie Einwohner der umlie
genden Dörser keine Ahnung don- dem
Dei-sein idieses Bettel-staates, sozusagen
in ihrer eigenen Mitte, hatten. Uebri-’
gens sollen diese Bettler, obgleich viele
»von ihnen ehemalige Spieler, Diebe
Fund dergleichen sind, sich jetzt, wenig
stens in den Dörsern, wo sie als Bettler
bekannt sitt-d, aller Diebstähle und son
stigen Gaseywldritgkeiten enthalten
Wen-n sich ein neuer Ankömmling zur
Ausnahme meldet, muß er zuerst dem
»König« seine Lebensgeschichte erzäh
len, woraus dieser iiber seine Zulassung
entscheidet Ebenso steht ihm auch das
Recht zu, tin-geeignete Mitglieder aus
zustoszen, Streitigkeiten zu entscheiden,
Strafen zu ver-hängen u. s. w. Nie
mand würde gegensden Ausspruch des
,,.Ki"ynigs« izu murren wagen. Seine
Autorität schreibt Tich daher, tdaß er ider
Gründer dieses Staates ist, indem er
zuerst seinen Aufenthalt in diese-m
Walde nah-m, wdvaiuf sich nach und nach
immer inethtr Anhänger sbei ihm einsan
den. Als Kuriasum Verdient nsoch er
wähnt zu wenden, daß tdie Bettler sich
sogar den Luxus eines heißen Ba.des,
dieses jedem tJapianer unentbehrlichen
Genusses, zu verschafer wissen, und
zswar dient ihnen auch hierzu jenes —
Oelpapier, dais überhaupt in ihrem Zi
geunerhaushasltse sei-ne große Rolle s pielt
Sie mach-en nämlich eine siisnf Fuß tiefe
Grube und kleiden die Wände sorgfäl
tig mitbesagtem Oelpapier aus. Dar
auf füllen sie die Grube smit Wasser und
wer-sen so diele Steine, die sie vorher in
einem Feuer neben der Grube erhitzt
haben, hinein, bis das Bad die ge-.
«wiinschte'Temperatur erreicht hat. Al-;
les in Allem geht aus der Schilderung;
des japanischen Blattes hervor, daß
»diese Bettler sich durchaus nicht so un
glücklich fühlen, wie man von Vettlern
gewöhnlich annimmt. Und warum
sollten sie auch? Besitzt doch das Reich
einen »Staatsschatz«, der, wie man
muntelt, sich ans mehr ais 100 Yen,
oder nach unserem Gelde 855 belau
fen soll!
Deutschlands neues bürgerliches
Gesetzbuch
Nach fast dreiundzrvanzigjahrigem»
heißen- Miiheni That das Deutsche Reichs
endlich sein bürgerliches Gesetzbuch ein;
einheitlichses deutsche-es bürgerliches;
Recht. Denn es- war asm LU. Decemsberi
1873, daß auf Antrag Laster-s Das-!
Reichsgesetz erlassen wurde, welches das-«
gesammtesbiirgerlichelliecht in oenCom
petengslreis der Reichs-Gesetzgebung zogs
und den Entwurf eines bürgerlichen
Gesetzbuches anordnete.
Es lbedurfte vierzehn Jahre, ehe Der
Entwurf zu Stunde karn. Am 17.
September 1874 trat Die zu dessen
Ausarbeitung ermannte ausv k) prakti
schen Juristen and 2 Professoren be
stehende Commissron unter Vorfilz des
damaligen Präsidenten des Reichs-:
OberiamdesgerichteT Pape-, zusammen
Und smachie sich an die Arbeit, zu mel
cher noch elf Hülfearbeiter zugezogen
wurden, und im Jahre 1888 konnte eg
«den aus 5 Büchern iunsd 2,1l34 Para:
ataphen bestehenden Entwurf vorlegen.
Das erste Buch enthielt den allgemeinen
Theil mit sden Unternbiheilungen:
Rechtsnormern Person-en leinschlieszlich
der juristischen), Rechtsgefchäfte, Fahr
lässiglleit unsd Jrrthum, Zeitbestim
mungen Anspruchsverjährusnlg, Selbst
vertheidigung und Selbsthiilse, Ur
ztheil, Beweis, Sicherheitsleiftung Das
Izweiie Buch umfaßte das Recht der
sSclMdverhöltn-isse, sdas dritte das
jSachenrechh sdas vierte das Familien
irechh das fünfte das Erbrecht
I Der Entwurf wurde veröffentlicht
kund der allgemeinen Kritik übergeben
jun-d hat eine ganze Bibliothel von
Streitfchirsifteni für und gegen hervor
lgerufern Nachdem für diese öffentliche
Befprechung drei Jahre Zeit gegeben
wer-r, tvat im Jahre 1891 eine neue
Commifsion, bestehend aus Juristen,
lGeschäftsmiinnern und Parlamenta
riern zufammen, der-en Vorsitz zuerst
l 1
der Reichsselretiir für das Jsrctstizamh
Dr Bosse, daan sein Nachfolger, lDr.
Hanauer, zuletzt der Geh. Oberjustiz
rath Küntzel führte, sund nahm, Unter
zu Grundlegung der erhobenen Ein
wäwde eine Revision des Entwurfes
bor, welcher dann dem Reichstage im
vorigen Jahre vorgelegt wurde.
Die Commisssion des Reichstag-es
welcher derselbe übergeben wurde, hat
daran eine Anzahl Aendersungen vorge
nommen, welche aber der Einheitlichckeit
des Werkes keinen Abbruch gethan ha
ben-. Die Hasupstangrifse richteten sich
gegen »die Bestimmungen über »die
Rechtsfähigkeit der Vereine, vornehm
lich seitens sder Socialisten, sowie gegen
das Recht der Schwl-denoerihältnisse,
und es sind neben solchen Von zsweitslel
haft-m Werth einige idsie Lage der
Dienst-boten erleichtern-de Bestimmun
gen angenommen worden, die ssich als
entschiedene Verbesserungen bezeichnen
lassen. Die Elerilsalen unsd preußischen
Junker richteten ihre Stöße hauptsäch
lsich gegen die sbüvgerliche Ehe, und Er
ster-en gelang es, einige ganz usnwessent
liche Zugestänsdniiss e zu erlangen, welche
das Wesen ·der obligastorischen bürger
lichen Ehe ganz unberiihrt lass en. Doch
hat die Commission in den Von der
Scheidung handelnden Paragraphen
manche wichtige Aenderunig vorgenom
men, —- so shat sie unsheilbare Geistes
tvankheit als Scheidungsgrund ver
worfen, und sdsieBeisbehaltIung der Tren
nun-g der Ghe bon Tisch und Bett be
schlossen. Am geringsten waren die
Abänderungen des aus das Erbrecht
bezüglichen Theiles des Entwurfs
Allerdings hatte man wohl das
Recht zu erwarten, daß an einer von
s achverständigesr Seite so gründlich dor
bereiteten Vorlage groß-e und einschnei
dende Aenderungen nicht würd-en ge
troffen werden- skösnsnen Die große
Mehrheit, mit welcher das Gesetz jetzt
angenommen worden ist, beweist, daß
es die Mehrzahl der Reichs-boten befrie
digt, oder daß wenigstens die Erkennt
nißsdurchgedrungen ist, es sei besser, die
Mängel des Gesetzes durch die Praxis
feststellen Izu lassen, als noch über diesen
oder jenen Punkt lang-e Debatten zu
führen. Die Befürchtung, daß der
Bundesrath gegen die getroffenen Ab
änderungen Einwand erheben -k"o·nnte,
ist durch die Vertagung des Reichsbages
und den ldemselben ausgesprochenen
Dank ihinsällig geworden. Und das
gewailtsige Werk steht geborgen!
Denn es ist ein-gewaltiges Werk und
ein sneuer Markstein in der Geschichte
des deutschen Reiches, ein schöner Ab
schluß der Jnsbelfeier feiner Gründung
Jetzt gilt von der Maas bis an die
Memel, vom Bodensee bis an den Belt
ein Recht! Und »dieses eine Recht wird
sich als ein gewaltiges Bindernittel er
weisen, auch wenn das neue Gesetzbuch
den Vorwurf verdienen sollte, daß es
immer noch mehr römifch wie deutsch
ist Das war bei der historischen Ent
wickelsung sdes Rechts in Deutschland
leider nicht zu vermeiden, ohne alle bis
herige Rechtsordnung auf den Kon zu
stellen.
Deutschland hat jetzt ein Straf- unds
ein bürgerliches Recht! Wann wird
wohl in Amerika Ider Lascker erstehen,
welcher einen Antrag irn Congreß auf
einen Versassusngszusdtz dkurchsetzt, daß
die ganzen Ver Staaten ein und das i
selbe Recht erhalten? Nöthig hätten
wir ihn .
——-«————-.—OO - ----———
Aus Kamerun.
.
Jnterssante Mitthei--Liungen aus Ka
merun entnimmt der »R’t)«ein Cour «
dem Privatbriefe ein-es dort weilenden
nassausischen -Landsn1annes. Es heißt
dar-in: Arn 1.1. März Id. J. kam in Ka-.
merun Professor Wohltsmsasnn don der
Landmirthschaftlichen Akademie zu
Poppelsdorf an, Studien iiber die Bo
densbesch saffenheit des Kanieruwgebirges
und dessen Umgebung zu machen Der
stellvertretende kaiserliche Gouverneur
Kanzler Dr. Seitz und die Vertreter
der Hamburger Firmen C. Woermann«
und Jantzen unsd Thorrnählen waren
angewiesen, »dem Professor, dessen Au
fenthalt ism Schutzgebiete sehr knapp be
messen war, in jeder Weise zur Erfül
lung seiner Aufgaben entgegenzutom
men. Schon Tags nach sei-net An
tunft, am 12. März, trat Prof. W
auf dein ihm von der Regierung zur
Verfügung gestellten Pertdleurnmotor
seine Reise in s Land an, besuchte zu
nächst die Haupt- unsd steigplanitagen
der KamerumsLansdplantagen-Gesell
schaft Woermann, Jasntzens unsd Thor
mäshlen zu M’«bamba bei Bimtbia und
ging dann nach Viktoria, woselbst er
unter Führung des Dr. Preuß den bo
tanischen Gar-ten im 5Bliugsenschein nahm.
Von hir wurde die Reise über das in
etwa 1000 Meter Meeresshöhe an idem
Südwftalbhansge diessKarnerunbersges ge
logene Bsua nach Mpsunda fortgeseyn
wo W. am 19. März ankam uwd von
den Vertreter-n Oder beiden genannten
Firmen empfangen wurde. Jn Be
1
igleitrmsg Idieser Herren wurde des wie
dewn Wasserstandes wegen :i-m Kam-u
sdie Reif-e asuf »dem Flusse bis Mundasme
fortgesetzt, das astt 21. März« erreicht
wurde. Je nach-dein W. glaubte, feine
Studien besser mach-en zsu können iging
man über Lanle zu Fuß oder blieb tm
Kann Die Flußreisse führt-e zur Ent
deckung von vorher nicht geabsnten Kall
steinlagsern Von Mtuntoasme aus Mir
ben noch die Mungoroasserfälle besuchst
»und man-n ging es über Monlonje, Jo
Ithanm Albrechtshijhe am Elephantenssee,
Deliundu, Lisoni, M.ifoko, Ma:msbasnda,
.«Mot·oko-nra, Miitundu, Gango, Moto
li, Marmusbia etc. nach der sschwesdifchen
Faltorei Bonge arm Mem-e. Von (va
wurde der Marsch über Di·komlbe-Lien
go, Mofokko, Bang-i, Mielli. ILo-me,
Liesombe, Mon«gosngo, Listvoko, Biwa
na nach Bibusndi an die Küste fortge
setzt, wo die Expedttsisons am 29. März
ankam· Jn Bisbunldsi nahm W. noch
Einsicht vorn der Pflanzusnsg sder Ta
batsbawGesellschaft »Ka-mierun« Jan
tzen, Thormählen unlb Dollmann, ging
dann am 31. Mär-z mit sdemGouverwe
msenitsdampfer ,JWach-t—igall« nach Ka
merun zurück, »das er am B. April wie
sder Ver-ließ, um sich- in San Thome wm
6. April nach Europa einzuschiffen Jn
San Thiome shatte er noch Gelegenheit,
die Kaffeeplantagesn des deutschen
Konfuls Spenglesr zu besichtigm So
wurde vorn 12. bis 31. März, also in
20 Tagen, fast ohne Raest eine ansehn
liche Landstrecke Kameruns behufs Er
forschung der Bodenbeschaffenheit des
Landes sdurchswansdert, Notizen, Ge
steins- unsd Erdproben gesammelt, eine
große Anzahl phiostosgsrsaphilscher Auf
nashmen gemacht unsd Ein-ficht Von den
bestehen-den Fasltoreien, Plantasgen und
sonstigen Einrichtungen genommen.
Gräfin Katinfka Andrassy,
die Wittwe des ehemaligen Ministers
des Aeußern, Grafen Julius Andrassy,
ist im 63· Lebensjahre zu Pest gestor
ben. Grätsin Antdrassy swar die Tochter
des siebenbiirgiischen Magsnaten Grafen
Adaim Kensdefy aus dessen zweiter- Ehe
smsit «Gvä«sin Var-bara Traun. Vom
Jahre 1855 ab lebte die EGräfin in Pa
ris. Mittlernreisle wiar »die kleine Ka
tin-la zur blühen-den Jungfrau her-an
gewachsen- und in Paris eine der meist
usmworbenen jungen Damen. Dort
lernte sie den Grafen Juli-us Andrassy
kenn-en, der sie im Jahre 1856 zum
Trasuialtiar führte. Bei dieser Gelegen
heit fordert-e der österr«eichisch-eBotschaf
ter Baron IHüsbner die Gräfin auf, ih
ren Gatten zu bestimmen, daß er beim
Kaiser Franz Joseph usm die Erlaub
niß zur Heimkehr bitte, er, der Bost
s chafter würde dieses Gesuch swärsmstens
unterstützen Sie werde ihr-en Gatten
niemals zu einem Schritte bewegen-, der
gegen sein-e Ueberzeugsunsg verstoße, war
die Antwort der Gräfinu Als Ungarn
die Verbanntesn wieder aufnahm, kehrte
auch Graf Juliius Asnidrsassy in die Hei
;·matth zurück. Gräfin Kiatintka nahm
Idann an der politischen Thätigikeii ih
zrses Gatten jenen lebhaften Ainrheih wie
ihn nur eine hochgedildete Frau neh
;men kann. Als tGras Julius Andrassy
die politische Arena ver-ließ und als ein
jfucher unsgarischer Masgnat lesbte war
der Salon ihres Osner Palais das be
JIiebteste Rendezvuus der vornehmsten
;ungarischen Gesellschasftskreisr.
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Recht hat sie.
! Mutter: »Willst Du keinen Schirm
imitnieshmenZ Es wird gleich regnens.«
J Tochter: »Wozu? Für ein junges
lMädchsen findet sich immer ein Be
schirnier.«
—-—-——-ss --.-0O -«-—.—
Jn Verzuweiflung
Jusnsge Frau (zu ihrer Freundin):
»Ach, meine Köchin ist plötzlich wegge
gangen, und jetzt -soll lich das Mittag
essen für meinen Mann selber kochen.«
Freundin: ,,Des«hal«b muß-i DU- nicht
Pso verzweifelt sein, von dem einem Ma
le lwird er niichst gleich sterben.«
Aslerdissngs.
Maslier (der feinem Kollegen im Ate
elier sbes-uchst): »Mein Lieber, das Ma
lenoon Hei-ligensbildern darfst Du aus-·
sil:cken! Die ckaufi Dir ja kein lTeufel
al I«
—— --—-". — -—- --———- —
Kasernenhof blüthe.
Feldwebel: »Na, arbeiten wollen die
Kerle nicht, aber den ganzen Tag auf
dem S--trohssack herumlümmeln, wie die
Venus iin Wellenschausm —- das wäre
so ihr Geschnisack!«
Vereinfachun-.g
A. (sein«em Freunide in den Brief
ichciuenwy »An den thinpen schweibst
Du: »Hochgeehrter Oeer?!«
B.: »Ja, wie soll sich ihn denn an