Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, July 24, 1896, Sonntags-Blatt., Image 12

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    Rückkehr-.
Von Paul Maraueritte (Hari-).
,Was?« rief die Wäscherin undt
hie-it im Zählen Oder Wäsche inne, »Sei
wissen nicht, was aus Camilla Senior-i
den ist?« !
Der jsunge -Mann, welcher hemdärq
enelig in der Unordnung des Studen-I
tenzimmers hin und her ging und seinenl
Cigaretten suchte, blieb stehen und ant-;
wortete: !
»Woh« sollte ich sdenn etwas wiss-J
sen? OES ist so lange her, undj
dann . . . fuhr er in gleichgiltigemJ
blasirtem Tone fort » . . . was geht esj
schließlich mich an ?« ]
»Ah-r ich weis-, wossie wohnt, undj
wie es ihr geht. Brillant, sage ich
Ihnen. Hat idie ein Glück gemacht!'«
sagte die Wöscherin mit einem lästigen
Wugenzwiwtern und Gand das Wäsche
bünsdel zusammen —- »Aber, wenn es»
sSie nichts angeht —- mir kanns recht
ern.« - J
Maurier pasfte imsächtige Rauchwol-.
ten aus seiner C-igarette. Seit gestern
inach glänzer soostasrtdener Prüfung
Doktor der Medizin, sollte er in acht
Tagen nach Brit-as, Oseiner Vaterstadt
zurückkehren Der Name Camillcks
unsd die Mahnung an diese klein-e Mo
distin waren ihm trotz Allem nicht ganz
gleichgilstig
»Gamilla!« murmelte er. —- »Ja.
ja- —-«das-«sinld alte Zeiten« Und er sah
die Wäscherin an, eine dicke ältliche
Frau aus Vers-UND die er während
seiner langen Stsudentenzeit als Wit
scherin behalten hatte, weil ssie in Pri
vas ein-e an einen Gendarimen verhei
ratheteSchtoester besaß, und seine Wä
sche mit besonderer JSoogsalt wusch.
»Na, gar so »al«te Zeiten« si-n-d’s
nicht, Herr Doktor!« rief sie, die Hand
in) die Hüfte sgastxemsmt unsd blickte ihn
mit einem gutmüthigen Gesichtsaus
druck an. Sie lhatte alle Freundinnen
des jungen Herrn gekannt, ihr konnte
man nichts sweismachem Sie sagte:
»Unt« uns: Sie waren ein wenig
hart sgegen das arme kleine Frauen
zimmer.«
Er soerzog den Mund, öffnete einen
Schrank und nahm eine Wacslasche
und zswei Gläschen, soie er füllte:
»Ich habe Eden Verkehr mit ishr ab
gebrochen, als ich merkte, daß die Sa
che ernst werden könnte. Das ist Ast
tes. Dn lieber Gott, «zu Zeitvertreib,
so etwas, ja; sman ist sdoch fung. sAiber
seine Zutnnst riskiren, sein ganzes Le
ben vernahm-. —- Ach nein! Aus Ihr
Wohl, Mutter Lsgrain!«
Sie sog tapser den Mtohol ein und
tagt-:
»Na, wies auch immer sei, jetzt ist
sie g-liicklich.«
Als sie daraus schwieg, srug nach-ei
ner Weile Maurier, neugierig ges-vor
den:
»Was macht sie denn-"
,,Ver«he-irathet ist ssie mit einem rei
chen Kaufmann. Das große Kontfeb
tionågefchäsft auf der lPlace Clichv, Sie
wissen j-a, das ,,z.u sden wrej -Prin3es
fmen«, gehört ihm«
»Ah! — Um fo besser für ifre!«
»Und Kinder haben fie, drei Stück,
washre Engel, yoick und rosiig mie oie
Aepfel. Wahrhaftig, Sie würden die
Camilla nicht wieder ertennen,« rief
gefchwätzig Mutter Lograsin
»Ja, kommen Sie denn mit ihr noch
zusfasmmen?"
,,Es ift feine acht Tage her, Herr
Maurier, stehe ich svor meiner Thüre in
der Rwe Morgue, als sie vor-übergeht
msit ihre-m Mann-, einem stiattlsichen vi
cken Herrn, und ihnen Kindern. Sie
waren nach Berfailles gekommen, um
das Schlpoß usnid der-Port zu liest-Ihrigen
Augenblicklich Ohat sie mich erkannt und
mich freundlich mgefprochen, den-n
ftolpz jft sie gar nicht geworden. Und
angezogen war sfie —— nobel, fwge ich
Ihnen-! Nicht fo, wie damals, ach nein!
— tsre «konntse ern feines Lächeln nicht
unter-Mehr —- ,,nicht mehr mit Kot-h
Ufprihth —tvie’9 skleine Asusträgerinnw
sit Mwstmosichiinm M. passe-In
sage ich Ihnen, man-Geht, ishr Mann
swa5.«
lMasurier that, als swüüde er gelang
weil götmmz aber sit Witte- voß sie
Um im Innersten getroffen hatte, und
warf befriedigt loai Wäfchobündel über
dte Schulter.
Also asm nächsten Month herr
Maus-im Viel-C « -
« Maurier kleidet-e tfrch unter folgen
Im Wpräch an
Schan, f , Odie arme kleine Ga
, nistet Umfosbeffer für Re, ums-o bef
- Uaydsie that ihr Glück gesucht —- mit
-- « I nur recht fein! Wie samt-erben
’ Im M eine alte Flamme so weit
M Batva ver-W hat-OW
«s-·-« tu W- ie n- i« nicht«-sw.
M is- W Wirt Wie- M fis
M! Seh-r tt
W « kais-ehs- anderm-nd
stig! Das derteufelte Gesicht mit der
kleinen Schmutze« immer weis von
Atti-nicht terw die Ware auseinander
wie ein Heiligenfchein tun-d um den
Kopf. Sie shastte Bewegungen eine
gewisse Art, die beiden Daumen mit
der Zunge zu defeuchten undidie Augen
brauen damit glattzustvaichen. —- Wie
sich Alles ändert! Wie man sich ran
girtt Sie verheirathet und ich wohl
hestallter Doktor der Medizin reif für
die Praxis und fiir die Ehe! Wer
würde glauben, daß all’ dies schon
fünf Jahre her ist! Fünf Jahre!
Wahrhaftig, ich Bin zwar nicht neu
gierig, aber es swiirde mich asmiisiren, fie
wiederzuiehen in ihrer neuen Stel
lung, in veränderte-m Rahmen wieder
zusehen. Und wer weißt — Sie liebte
mich, als ich sie verließ —- fee schrieb
mir damals wahrssmnige Briefe. Wo
wohnt sie? Plane Clsichyi Na, wir
werden ja sehen.
Ach was, ssie wir-d mich längst ver
gessen haben. Unsinn! Bergißt eine
Frau, wenn sie gelitten hat? Gewiß
nicht — meiner Treu, es wäre zu to
milch, wenn trotz Allem —- was ristire«
ich übrigens-? Jn acht Tagen reife ich
ab, und sie? sSchiin ika auch, zu
thun habe ich ohnedies nichts, also-was
liegt daran, überzeugen »wir uns!
« Unter diese-n Betrachtungen verließ
Maus-sie seine Wohnung, nahm Platz
auf dem Dache des anibus Odeon
—- Clichy und triillerte während der
Fahrt-fröhlich vor sich hin.
O O I
Die sechausfeniter des Konsettions
Ladens »zu den drei Prinzefsinnen«
«zogen durch den Faltenwurf der Sei
-dettstoffe, das matellose Weiß der
bamdbriiste, die Zierlsichteit der-Spa
Izierstöcke und Regmschirme und durch
sden Schimmer der Hals-binden die Aus
mertsanrkeit aufssich Ohne sehr aus
«gedehnt zu sein, oerriseth der Laden
die dequeme Austiimsmlichteit ja ’setbst
"«den Wohlstand seiner Besitzer.
« Maurier fühlte plötzlich, als er vor
idem" Schausenfter stand, eine gewisse
iuridehaglichteit Er wag-te jett nicht
einzutreten, weil er fürchtete aus den
EMann oder auf einen Commis zu sto
«.ßen Schließlich aber, aus Angst beob
achtet zu werden oder lächerlich zu schei
inem öffnete er mit raschem Entfchiusse
die Thüre.
I Camilla saß hinter dem Kassenschal
ter. Er ersann-te sie sofort an dem
imatten Tsint, von Reismehl über
haucht —- ganz wie früher — an den
auseinandergsetiimmten. seiden-weichen
ihaaren und an den feuchten Augen.
ISie erhob den sKops und richtete auf
ihn den friedlich-en Blick der Versäu
iferinnerh einen Blick. 4der »dem Anschei
ne nach seine Zuveusicht nicht im Ge
ringsten -trii-stigte.
»Sie wünschen mein Herr?««
Daraus war er snsicht gefaßt gewe
isem Er stotterte:
l »Ich möchte Craoatten und Dem-d
Iträgen haben."
Sie verließ den Kassenfchalter, in
ksdem sie sagte:
) »Der Commis ist beim Essen, ahxr
Lich werde Sie bedienen.«
Sie lschaute ihn nicht an, öffnete die
Schachteln untr- that, als hätte sie ihn
nie zuvor gesehen als wär-e er ein un
Etbekannter namenlvier Kunde, den der
Zufall des Weges geführt. Jhtn war
sehr anheim-glich, verschüchtert zu Mu
!the. Sie pries »die Wacre an, ruhig,
ohne Ziereeei:
»Diese Facon Krwvatten wer-den ietzt
stark getragen. Hier ist ein englisches
Fabrikat, vorzügliche Qualität, soiid
und dauerhaft; auch diese Sorte ist
Gesten-s etnpfehlen.«
Maurier wiegte verlegen den Kon
hin und her und konnie sich nicht ent
scheiden.
»Wenn sie mich erkannt hat, « dachte
er, gwirsv sie mich nicht übel dumm
sitt-den müssen!«
Und da er ttm ihre Lippen wie im
Fluge den Schatten eines Lächelns
haschen-steh das er sehr genau kannte,
sagte er siiche
»Kät- steifeL sie macht steh über
mich liest !«
Und asttch er lächelte, aber es war ein
kam-seh akhernes Lächeln, has plök
Jlith erlosch, als er merkte, daß sie, hie
Aztgen ganz two anders. ihn- gar nicht
itmsah und zu wartete schien, daß er
unter »den shittden wähie Er
trtsttvmelte
I »Ich nehme diese da, vie da tin-d jene
dort!«
l »Und sorrft Wicht ver Herr noch
Wrägett?«
I Ei nie-:- akit dem Kopf-. Wespen
vedete er nichts MS Ein glücklicher
Zufall hatte es W, daß er mit chr
asein me, daß »der Commis früh
W, der Mann nicht da war, und er
ten-m ihr nicht-sogen, mi ihn fast er
M: »Don-visit, ich Mc new Sie —
Duerkemistmichniehti«—Odo-h
sie hatte ihn erkennt; schon wieder di
M Wem-te sama ·
nettes-i ums-t- eim —.s-vtr- Zj
hatte ihn erkannt und er wollte ihr sa
MWM
Mr mer ein unverständiicher Laut
kam aus-seiner Kehle. sSie frug:
»Welche halMte?«
Er machte eine Bewegung, daß er
es nicht wisse. Ruhig mit gewohn
heitsmäßiger Swerheit entrsollte sie
ein Canimeterbansd und nahm an
Maurier’g Denn-tragen das Maß der
halseveite Einen Augenblick lang
hatte et sie M m stich. is nahe. daß
er sie hätte umarmen können
szdvievzigf sagte sit Und
schob einige Cartons vor ihn ·hin, in
denen zusammengerollsie Heini-trägen
lagen.
Er wähxte vier Sortenz doch, da
er sich noch nicht entschließen konnte
fortzngehen ließ er sich Mchirmel
zeigen. Dann tanfte er ein Cachenez
und Taschentiicher. Und Casenan
war noch nicht ein einzigesmal errö
thet oder erblaßt unsd hatte nicht sdaö
geringste Zeichen einer Gemüthsbaweg
nng verrathen. Unid doch, sie hatte ihn
erkannt, erhätte sich die hand ab
schneiden lassen mögen, daß sie ihn er
kannt hatte.
»Und außerdem?« frag sie weiter.
»Das ist «Alles.« —- Æer im Augen
blicke, da er bezahlte, blitzte ein Ge
Gedanke m ihm auss.
» »Kön·nte man nicht (er wagte nicht
zu sagen: »Könnten Sie nicht«
und hätte am liebiien gestottert .....
»Könnteft Du nicht« .«) Könnte
man mir nicht die Sachen nach hause
bringen?«
s »Gewiß mein herr! Welche Adres
se?«
; Er beobachtete sie aufmerksam, als
sie mit ruhiger Miene ihr großes Buch
aufschlug und schrieb, während er, die
iHWorte langsam und scharf betonend,
sagte:
» »Robert Maurier, Doktor der Me
dizin, Nr. 15 Rue Cujas·'«
I »Cujas.«' wiederholte sie ges-bösw
imiißig
; Ein-e Setunde lang hegte er die ver
keiickte Hoffnung, daß sie selbst inni
Imen würde um ihm die getausten
Waaren zu bringen Aber sie zerstörte
diese Hoffnung:
»Der Diener wird die Sachen heute
Abends oder morgen Friih liefern.«
»Ich rechne daraus.« sagte er, »weil
)ich morgen Paris verlasse und in die
Provinz sieh-B »
Sie antwortete mit dein Gesichts
auödruck der höflichen kund blasirten
Konsettionärim
»Ob, der here können sich verlassen
wir liefern pünktlich. Guten Morgen
mein Herr.«
sure-d Masurier ging, gar nicht
stolz . . . .
Am dritten Tage.
s
i
i
IEinr Geschichte aus dein Hochipestott von
l Fetdinand Kunkel.
. Der Flößer-Naz Von Mönchbetg war
»ein seltsamet Kauz, stökrig. arbeits
scheu, unbetttiiglich aber fromm und
von unbegrenztet Liebe zu Frau und
Eis-indem. Diese Liebe schien sich jin-inei
Twiedet zu ibker ersten Jugendtrast zu
Leibes-en wenn er nach hingen Wochen,
die et aus ·dein Wasser gelegen hatte,
nach Hause zurückkehrte
So asm Tage vor Pfingsten Ei
tam direkt von Holla-tin tdie Sehnsucht
nach den Seinen und das Psingsstschie
ßen trieben ibn bei-nd Ei- tain über
den Tannen-stieß zu Fuß und wollte
xvon hinten durch ssein Gärtchen über
traschend in die Küche treten. Da bötte
iet leises Flüstem un«b sab in dem
sscheidenden Tageslicht seine Ameiei
mit dein Försiet von Kollentbetg Er
bemerkte nichts Umechtes, aber die Ei
fersucht packte ihn, est wollte mit einein
Sie zwischen sie springen
!
«RiebigN az —- ersi eine Maß,« sag
te et zu sich selber. Er war ein pbieg
matischet Träumen vee zu jedem
band-wert zu faul und Juni Försteiz
wozu ihn sein meisterlichei Schießen
befähigt hätte, zu unwissend gewesen
Jn der Schule hatte et nichts als hgdie
biblische Geschi chte und die bei
Leser-den behalten. Der Flö tus
bot ibin die einzige Möglichkeit, inge
Wsuul dazuliegen ein-d zu träu
inm; und so swak er Flößer gewor
nRubig Nas, erst eine Maß!« mut
melte et noch ein unid ging dann
langsam bin-unter in- den Rappen
»Je l, Ober Ray —« tiefen ein
paar tin-nen, ais ei- in die niedrige
Misiube trat
« »Was Ieimmst den so sniib schon
beim, bist biet gar nicht nötqu
Miespk fragte Idez sinster.
»Na-bein- WIM bqlt doch
nichts which-in der Wollens-enger
Ists-T W Mk tder heilige Goet
sW ABC-. ».« Dei
Bursche Mmch lachte,
»Und imein Weil-W Raz luchte
grimmig mit.
»Ja die . . . ."
.halt’ s Maul!« sagt-der dicke Wirth
dazwischen, Jurist Dein Weib
na, Gott tote das so ist, schön ist iste,
jung ist sie auch sie will am Ende auch
mal zu einer Tmymttsit gehen. na,
und der Kollenberget Förster, der neue,
»der schwer-seit halt ein bischen um sie
sherum Aber es ist nichts dabei.
glauW nicht, ein Gettnie und Getanze
und Geschwiih.. .weiter nichts. Laß
Dir das Schießen nicht verderben, de
halt ruhig Blut. Der Herr Pfarrer
hat einen schön-en Becher gestistet «
Naz seste sich ruhig hin und trant
.sein«Bier.
s Es ist ein alter Brauch im Spessart,
ilotale Schiiyenfeste zu veranstalten
TDrei Tage währt die Lustbarteit: Arn
PMingstsormtug wird um die Schüsens
trone, am Pfingstrnontag um einen Le
cher, den der here Pfarrer stiftet, und
am Psingstdienstxag wir-d um Geld
einfätze geschossen. Naz war seit Jah
ren Schüyentiinig gewesen unsd hatte
auch schon ost den« Becher erhalten, am
Gelt-schießen betheiligte er sich fast n e,
Geld war ihm zu gut, um es aufs
Spiel zu setzen. Er trug es lieber in
die Stadt, um sür seine Frau Schmuck
tin-d Kleider zu taufen oder seine Bu
ben hübsch herauszupuken Diesmal
war ihm alles gleichgültig Mochte
der Grünrock Becher und Krone und
alle Reichthümer der Welt erschießen . .
Nur Amelei, nur sein Weib, die sollte
er in Frieden lassen. sonst mußte er aus
der Welt, denn wenn Zwei Eine mö-?
gen, da ist Einer zu viel. Das war die«
unerbittliche Logik seines dumme-n Ver
standes- Er sann nur hin und-her, wie
er es machen sollte . . . Morden? Nein!
Draußen aus der Dorfstraße ging ge
rade der Herr Pfarrer, und es war,
als ob usm sein Haupt in rothen stam
menden Buchstaben geschrieben stände:
»Du sollst nicht iiidten.·« Er wollte erst
Klarheit haben, dann richten. Amelei
stagen? Der Gedanke war ihm ekel
hast«
»Nu Naz, Du rad’st ja gar nichts
lheute. Wie war’s idenn in Holland
unten,« unterbrach seine Gedanken ei
ner von den Burschen.
Wie soll’s gewesen sein, alleweil
einerlei. wie sonst auch, wir hatten viel
Wasser und liesen gut.«
Er schwieg wieder, das Reden fiel
ihm sschtver. sein ganzes Sein bohrte
sich aus den einen Gedanken fest, war
sie ihm untreu, noasr ssie treu?
Die Dunsteiheit tam langsam über
die waldig-en Höhen geschiichen. Naz
stand auf und ging die Dorsstraße ent
lang nach Hause. Ein paar Schritte
vor seinem lbescheidenen heim traf er
auf den Kollenberger Ist-steh Ein
kschöner, schlanter Mann mit braunem,
wildem Adlergesicht sunsd sonnenhellen
blauen Augen.
;
v
!
; wie Beiden imagen mch von wen org
unten. Der Förfter öffnete zuerst den
Mund. Er schlug einen fcherzerrlden
HTvn an: »Ei, der Naz, auch minder im
Land Na, morgen werd ich einmal
mit Dir um die Wette schi eßen, ’s ist
jja doch nur ein Kampf zwischen uns
EZweierh die Andean kommen ja gar
En-icht in Betracht·« -
»Ja dast Recht, "5 nur ein Kampf
zwischen uns. Und wer regi, foll sie
;l;aben!" schäumte Netz ganz unvermit
Etelt hervor.
»So, haben -sie s Dir schon gewis
sen, die Klatschbauern·«
»Jst’s wahk?«
Mich darf-it Du nicht fragen-c ich
sit-ais die Bauern haben'ä Dir gesagt,
ihnen kannst Du allerveil mehr glau
ben als mir.
»Von uns ist einer zu viel auf der
Wett, hörst Du Grüner, einerl«
»Ich soll mich wohl mit Dir vitelli
ven wie der here Graf mit dem Forst
Zmeifted Dazu sind wir zu schlecht «
»Weißt, ich lenn’ da im Holländi
schen einen Monate-h der erzählt im
mer von den Amerilanilchm Wenn
die so was haben, da würfeln ji« ans,
und tvenn’s trifft. der ietzt sich ein Loth
Blei aufs Pulver new jagt steife in
den Rachen. Wir liinneMS ja heraus
schießen. Arn dritten Tag, wenn die
Anderen sum Gold wollen«
Sie sahen sich fest in Die-Augen« dem-n
schüttelten sie Isich vie Bank-. Die zwei
Tod-fände besiegelt-en ihren Pakt wie
Ehrenmännen
Als der IlößerMaz nach hause
inm, sprangen ihm seine Buben entge
gen. Ein flii « r Sonnenstrahl glitt
über tm harte sicht, er nahm- sie bei
der W, trat isn das Wchnzirnmey
kniete vor dem Eil-v des beklaut-S nie
der und murmelte leite: «Un1ern Eins
gang fegne Gott!« Da kam auch schon
die Anteiei Esspr
irr-z und kalt. Sie ver-stand .
«M auch was aus UII «
ists-FOR .
»Schon gut. » ist dgsPsinpfts
sw- da br ;- »Mit- thI
Bl-nt.... welcher « »Dir miterl«
mWsasm nach der Kirche
W sich dtr webt-da ten Bauern von
Mönchberg zum Schitßmzug an.
Schüssentönig war noch ider ZliißM
Naz. Er trug einen mächtigen »Du uchen
am Dut, seine Büchse über sder chfel
und einen langen Miker an
der Seite. Ein Tronrpeterchor erst-f
irste den Zug, der sich gemessen auf die
Kollenburg bewegte, wo der Stand
eingerichtet, Baden, Karousiell aufge
sbaut und Trinthallen aufgeschlagen
waren.
Um ein Uhr fiel der erste Schuß
Jeder schoß dreimal, und die zwei Be
sten lonturrirten in drei Meister-schüt
sen. Naz hatte nachltissi eine Kugel
nach der ans-deren in s rze ge
brannt, der Kollenberger Förster nicht
minder. Nun tam der Entscheidungs
kampf. Naz schoß gut, aber der För
ftet entriß iihm smit »der leßten Kugel
den Sieg Ein endloser Jubel brach
los, dCr sich in ein höhnischez Tuscheln
verwandelte, als dem Brauche gemaß
Winden die Schüsenliinigin dem För
fter einen neuen Buschen iiberreichte
und den Säbel umgürtete. Ein Kuß
gehörte auch dazu. Aber Naz brüllte
Istoiitlyenm »Das leid« ich nicht! und1
so untertblieb es I
Asm zweiten Pfingsttag war Naz
sehr unruhig, er schoß so vschlecht, daß
er nicht einmal in den Entscheidungs
iampf tam. Der Förlter erhielt auch
den Bech ch.er
Pfingstdienltag Der Förster und
sein Rival begegnen sich am Stand.
überlegenes Selbstvertrauen blißt aus
den Augen des Einem talte Entschlos
senheit aus denen des Andern. »Nun,
Grüner«, ruft Naz, »lomm, wir wol
len’s austragen«.
»Mir recht!«
Sie treten zum Stand. »Was wollt
Ihr seßen?« fragt der Schreiben »Gar
nichts, wir schießen um die Ehre.«
»Das geht nicht,a ertlärte der Schrei
ber wieder.
»Na zum Teufel, setzen wir doch ein
Gold-stum« ruft der Förster leicht din.
»Aber es gilt?« fragte Raz leise.
»Du hast meine Hand daran-fl«
»Direi Schuß ssind ausgemacht Die
Scheibe hat zwei Dutzend Ringe, das
Centrum trägt sdie Nummer vierund
zwanzig Wer mit der ausbedungenen
Schußzahl die meisten Ringe erhält,
der bat gewonnen-.
Naz tritt zuerst an den Stand, er
legt ruhig an, ein unmerkliches Zacken,
es tracht, und zwanzig meidet kder An
zeigen
Der Förfter hebt fein Gewehr, ruhig
steht die Mündung wie in einem
Schraubstock. Der Schuß geht hinaus.
Der Anzeiger wirft vie Mütze in vie
Höhe. Vierunsnzmanzigl Der Rollen
bevgek tritt lächelnd zurück
Naz geht schnell heran, zieht den
Kokben feist in vie »Schulden läßt das
Auge über den Lan fliegen und drückt
ab. Vierundzwanzig!
Der Förstet faßt wieder Pofto am
Stand, sein Schuß geht schlecht hin
aus. Zwanzig!
»Jetzt steht Jhr Beide gleich,« be
merkt der Schreiben Naz ist von ai
ierner Ruhe, er legt talt an, sein Blick
flammt rvie ein Blitzstrahl nach ver
Scheibe. Der Schuß tracht . . . . Drei
undzwanszigL
»Das kann ich noch besser msachen,««
meint der Jst-steh aber est ist doch um
einen Schatten blässer geworden Naz
sieht ihm ruhig zu, er beohachtet die
Mündung und bemerkt, »daß tfie im
Moment ides Abdrückens einen Milli
meter aus ihrer Stellung rückt, aber
der Schuß vfitzt gut, er fah im Sonnen
licht den Einfchlag in’s Centrum. Eine
fieberhafte Spannung hält beide
Schühen bis zur Meldung des Anzei
gets. Da tommt er hervor. Er
schwenitt nicht vie Mjitze, also nicht ge
siegt, sagte sich Naz. Jetzt erscheint die
Zahl der Ringe . .. Zweiundsxvawzigt
»den Ist-steh Sie haben verloren,«
ertliirte der Schreiben
»Schon recht!« antwortete diese-e
und dreht sich auf dem Abfah um« —
Als er am ander-n Tag noch nicht tm
Forfthaus eingetroffen war, machten
feine Wittwe-heiter sich auf die Suche.
Sie fanden ihn ganz oben auf dem
Gipfel des Tannen-findes, er hatte sich
aus der ungetreuen Büchse eine Kugel
in’s herz gejagt.
Tragttomiivlr.
Von F. W.
l
i
i
Nachts halb zwei Uhr hatte ich ir
gendwie die Wtfchaft des Korn
mifsionsvaths gemacht-- eines dicken,
kleinen Vertr- nnii bleicher Gesichts
jfarbe ten-v ein iwemg chfichtltch jema
Hlem Lächeln Um zwei Uhr nahmen
ist-it im Erwerican Bar« unter den
Jst-eben zusammen einen Muste
jCoctail nach Dei Konmissivnsvaths
» bftverbefsetiemth usw am nach
IFI Abend um 8 Uhr ficht ich inI
schwarzer Galatrncht oor seinem Hause
in »der Thiergartmslraße vor, um einen
»Mir! Suppe« zu essen.
Der Hauächerr lächelte noch jovialer
als am Tage vorher. Die hausivarsp
eine sch tun-kleine und Mieer
eleganie eau von etwa sünfunsdss
Wßtsg hun, die jedenfalls an der
SMTM Uppmesserei keine tiefgehende
und vinnerlich-e Freude hatte, «freutsr sich
säg« und daan ils-are- ich einem
warm von zemich le· iilti -
Mensche-; For-gerät Existan HEFT
men ga- ’ man r SW ·
und viel mehr-Schmuck aggtniirhig war;
unter den herren Vieles mit Mem
und kleinen literarischen Namen, Ein-i
ges in Uniformen und sogar Ciliches
mit langen Haaren. Der Letzte, dem
mich der hansherr vorstellte, hieß —
der langgestreckie Name wurde smit je
ner breiten Feierlichleit ausgesprochen,
wie etwa ein wohlgezogener Bedienier
bei Tafel einen seldenen Jahrgang
»Chateau la Rose« oder »Mouton
.Rothschild« anlündigen würde —- er
Ehieß Knut Ole Schulde-Caslelloni.
Knut Olas Schulye — der Mann
war der Erste von den Vorgesiellten,
dem ich mit einiger Aufmerksamkeit
in’s«Gesicht sah —
»Richtig,, das war er! Knut Olas,
unser alter, vielgehänselier, blöder,
schüchterner, gnimükhiger Schulde,--s
mein Schützling in Prim, den ich einst
mit der Betheuerung »Schuls;e ist auch
ein Mensch!« lgegen die Rnhlyeiien un
serer Miislegel so unglücklich verthei
digt hatte, daß er noch überdies den
Spitznamen »der Auchmensch« davon
trugz Knut Blas, der von der Turn
stunde dispensirt werden mußte, weil
er von jedem Gerüst fiel nnd immer
aus den Kopf; Knut Olas, der bis zu
Unxerselunda immer noch von seiner
Mutter bonI-gemachte kurze Hosen
trug; der auf der Univrrsitäi durch
Zufall mein Hausgenosse wurde und
dessen rührend-e Anspruchslosigleii mir
manchen Gewissens-biß in Anbeiracht
meines Mangels an Talent zum Haus
halten verschaffte — Knuilcf Olas. ter
mir —
»Ja, bxsi Diss denn wirklich, aiier
Freund?« rief ich, genau so start ver
wundert, als erfreut, und der Kom
missionsratb war entzückt und sagte:
»Aber das ist ja reizen-b. sdafz sie un
sern Schuize-Castelloni kennen, unser-n
geistvollen Satt-ritter, sden neuen Stern
am Berliner Literatensbimmel —«
Allmächtiger Gott! Freund Schultze
ein geistvoller Satiriber—war ich bean
recht bei Sinnen? —- Was stann man
Alles erfahren, wenn man Drei Jahre
im Ausland war!
Er lächelte mich merkwürdig scheu
und versiegen an unld smachte ein-: ab
wehrende Handbewegung —
,,So ist er immer, so bescheiden —
und dabei siihrt er eine so schqrse Fe
der. Uebrigens werden Sie ja selber
hören!«
Jmmer rötber wurde Knut Olaf.
So rotb »und so verlegen, dafz es über
das Maaß natürlichen Schüchternkeit
hinausging.
Unser Gastgebrr fliisstrirte mir noch
ins Obr
,,Er mir-d was zum Besten ge
ben —.« Dann ging er, »hocherfreut«
über die Ankunft eines neuen Gastes.
Knut Osle aber Oerabfchiedete sich
mit eins-ern geistvollen »Ja, ja, »so trifft
man sich«, von mir, schlingerie über
das glatte Parteti auf einen schwarzen,
spitzbärtigen jungen Mann zu, der in
der entlegenften Ecke des Saales stand
unsd ging schließlich an dessen Israel
tnöpsen »vor Anker
Die ganze Geschichte war imohr als
rätlyfelshast Und am allerräthselbaf
tsften erschien mir des guten Menschm
Aeuszeres. Er war tadellos elegant ge
kleidet, sein Frack Von-nie nicht besser
sitzen, seine Lackschube ·wa-ren, in Anbe
tracht der umfangreichen Aufgabe der
sie genügten, beinahe zierlich zu nen
nen, seine Wäsche war von cfraglosester
Weiße. Schädig, fleckig in schiestfitzmv
den Kleidern, die zu weit oder zu eng
waren,nrii sderbenmach oben getriienmi
ten Philistersiisfeln, so konnte ich smir
ihn vorstellen, sso wisse er imir vertraut
erschienen Jdber Mk Olaf in tadel
loskr Elegawz, das wert einfach gro
ies .
Man ging zu Tische und aß, asz las-u
ter tbeuere Dinge und transl tsbeure
Weine dazu. » Theater-Marsch sbibbeie
M MMCMOM Erichs-sprach
dcmn seinen- die Personalien einzelner
Litevamrgrsßen an die Reihe und es
war nun meet-würdig wie ida die
Herren mit »den Miste warm wur
den und Jeden in Grund und Boden
nieder-zogen, sder Erfolg hat-te und na
nkncklich klingenden-. Die schärfste
uwge shaite dabei jener sch« bäsrtige
ungeMwnrh indessenArmesi vorher
Freund Knut Olaf oor meinem Esc
scheinen gefliichtei hatte —- Doktor
SteWg,oderfoii-bnlichbies»r. Er
besaß ein Talen-i zu schenke-sen und
JMM zu Man-wein sbas ohne