AJ Irr Augen sah. Aber wenn fte ihn ver itssen hatte, war es, als ob er aufath Orte und Magelonens anmuthige Arbeiten-erschienen ihm anmuthiger Als fe. So war die zweite Hälfte des August M damit fein Geburtstag herange bannen Den Morgen vorher hatte Dante Thekla allen Muth zufam n genommem um ihren Bruder dar zu erinnern. »Da morgen Sonntag ist, wird er, wie gewöhnlich zu Tisch herübertom stem« fügte ssie hinzu. »und ich wollte sich fragen, lieber Johann, ob es dir recht wäre, wenn wir ein paar Bekannte dazu einluden —- keine große Gesell schaft —- nur acht bis zehn Personen vielleicht —- — —« »Wozu?« fiel ihr der Freiherr in’s» Wort, und von feinem aufflamrnenden; Blick senkte sie erschreckt die Augen« Doch n·icht, um den Geburtstag dieses( Burschen zu feiern? Wird dreißig Jahre alt und benimmt sich wie ein Wzigjähriaer.« · Tante Thetla rafft sich wieder auf. ( »Lieb« »Bruder,« sagte sie, ,.es folll l use-he Freude sein über einen Sünder, Der Buße thut . . .« »Der Buße thut,« fiel der Freiherr Mmals ein; « »daoon ift hier nicht Die Rede. Monsieur accornmodirt sich vorläufig, ist aber jeden Augenblick zu neuen Eseapaden bereit. Nein, Thekla zum Schlachten des fetten Kalsbes ha ben toir keine Veranlassung« Willst du Jdem Jungen einen Kuchen backen, fos habe ich nichts dagegen; ich will ihml glich Das herkömliche Geldgefchent da-, rumter legen, und ihm anftandshallrer qutulimy che: weitere Festivitäten verbitte ich mir.« Dieser Erklärung zuwider zu han« deln. war unmöglich, und obwohl Tan te Thetla fiir Kuchen und Kranz ge sorgt und das Geldgefchenl des Groß saters nach Kräften vermehrt hatte, vöhrend Magelone und Johanna al-. krlei Zierlichkeiten auf den Geburts-! Wtisch legten, empfand Otto diei Schwü«le, die auf dem Familien-kreise iaftete, und es hätt-e der Mahnung des-s Freiherrn feiner dreißig Jahre einge-T dent zu fein und keine Jugendfireiche« Mehr zu begehen, kaum Ibedurft, urn ihm ] die Laune zu verderben. . Aber je unbebaglicher ihm zu Muth wor, um so weniger wollt-e er es zeigen. Dem otten Manne zum Trotz, der jede Telbstsiämdige Lebensäußerung nieder zrrhalten strebte, suchte er, undetüm-i mert um Tante Theklcks swarnendel , Blicke, ein Tischgespräch zu erzwingen,j »und da ihm dies mißglückte, machte er Mich nach aufgehobener Tafel, aller « nsordnung entgegen, den Vorschlag,l »den ges-see im Waid- bei den drei Eid chen zu trinken, einem Platze, der in der ganzen Umgegend als Zielpunkt für Luudpartieen beliebt war. i Der Freiherr, der eben die Thür er- ’ reicht hatte, biieb stehen. i «Nun, Kind, du wirst dich doch von dem Pliisir nicht ausschließen?« sagte et in scharfem Tone, indem er fich nach Johanna umfah, die ihm folgte· »Ich will schon ’rnal ohne dich fertig wer-. M « Sie warf einen raschen Blick, in deni der Ausdruck des Verlangens aufleuch tetc auf die Gruppe am Fenster, dann ich ·sie in des Großvaters oerdiiftertes -—-Sesicht «Jch danie,« antwortete sie, indem sie vollends an seine Seite trat, »ich bleibe lieber zu Haus bei dir.« Im nächsten Augenblick hatte ksich die Tbür hinter den Beiden geschlossen. Otto biß tsich unmuthig auf die Lippen, Wogelon lachte spöttisch auf. »O, diese Johanna!« rief sie, durch Otto’s sichtlicher-i Verdruß gereizt; »wie gsfchickt Este ist! —- Da hat sie nun ini Dom-umdrehen ein Strählchen für ih ren Oeiligenjchein fertig!'« »Aber Ein-d,« fiel Tante Theila dorwnrstoll ein. »Du meinst doch sticht — —- — Johanna ist wirklich gut —- — —- und so einfach, so beschei den . . . .« - » - « «Qjebe Taute, das m ja gerade lyre Kunst, daß die Wenigsten merken, wie ji« anstellt, sich geltend zu machen,« antwortete Magelone »Ein ein faches Menschenkind wie ich hätte ge sagt: »Danle, lieber Otto, mir MS file dein Pläsie zu -heiß.« Aber sie opfert H fiit Großpapa — bleibt seinetwegen im kühlen Zimmer.« »Du bist ungerecht!« sagte Otto mit nugeloöhnljchem Nacht-euch «Un"d du sbist parteiisch!« rief Mage csne gereizt. »Aber nur Geduld —- Euch seiden werden« schon die Augen auf sehen . . . Jetzt möchte man sie freilich zumachen,« fügte sie in leichteeem Tone hinzu. »Diese unerträgliche discl« und indem Isie sich mit großen Fläche-c Mnigen Kühlung zufächelte, folgte sie Ante Theils in’i Wohnzlmmee, ließ G, während die alte Dame ihre ge Mukiche Sopbaeele einnehm, in den MM neben dein quiuofen W M blickte mit-et den niederge 1 schlagenen Lidern zu Otto hinüber, der sich mit mißlauniger Miene an das Mittelfenster zurückgezogen shatte und ein Journal durchblätterte. Magelonens Fächer gerieth immer heftiger in Bewegung Wie sonder bar, daß Otto diese settene Gelegenheit zum ungestörten Zufammensein nicht benützte. Sollte ihn der Angrifs auf Johanna ernstlich verdrossen haben? War das der Fall, so mußte er dafür gestraft werden. Ein paar Minuten vergingen in ungeduldiger Erwartung, dann, als Tante Thetla’s Athemziige oerriethen, daß sie eingeschlafen war, lnief Magelone mit gedämpfter Stim ,me: ,,·Otto.’s« und als er aufsah. winkte sie mit dem Fächer und deutete aus ein Tabouret in ihre Nähe. s CFortsetzund folgt.) Der Verräther. Erzählung von A. Miklosi. Gott gebe den Herren seinen reich lichenvSegent Ach, wie schön haben Sie meinen armen Sohn beerdigt!« Also tsprach zu uns »Herr Darorzi Juhasz La zlo, als schon die Schollen haufenweise auf den in das Grab ge senkten Sarg Kollet-ten. Usnd während über sein brauneö Gesicht Thränen rie felten, zerdrückte er szast mit seiner. tnochigen Hand unsere Rechte und wie- i derholte immer: I »Gott fegne Sie! Wie schön, wies -schiisn halben Sie ihn beerdigt! Ver-i tgessens See nicht, zu mir herein-Jud blichen, wenn Sie einmal nach SzolnotI siemmenk l Gewiß wir haben den armen; thastz Mista schön beerdigt, welcher· gerade Zwei Monate vor der Matt-ri tätsprtisung alle Grammatik und Lo garithmen verlassen mußte. H Vierundzwanzig junge Männer im! vollkommenen ungarischen Paradean-i zuge mit über die Schulter geworfen-ern ? Mantel und gezücktem Säbel begleiteten i jden mit Blumen überhäusten Sarg,« jwelchenr die ganze Jugend des Gymnas åsiums mit der umslorten Schulsahne und die ehrwürdigen Patres folgten. Gewiß, wir haben ihn schön beerdigt. sEinem Fürsten hätten wir nicht mehr ;Ehre erzeigen tön-nen. sEs Inar kein Wunder, daß Herr Daroczi Juhasz .Laszlo vor lauter Dankbarkeit unsere Finger ganz blau drückte. i Seitdem versloß eine lange Zeit. ich idachte immer lett-hast an jenen trauri «gen Tag, als mich an einem trüben sWinterasderrd mein Dienst nach Szol snot führte. s »Lebt noch »der astte Daroczi Judasz "Laszlo?« redete ich meinen Kutscher an, der mich von der Bahnstation zur Stadt brachte. i Der Bursche sah mich verwundert, fast zornig an. Was ist das sitt eine Art, nicht zu wissen. daß ein so hervor ,ragender, geehrter Bürger der Stadt, lwie es Herr Daroczi war, noch am Le ben sei? »Nun, even-n Jemand vor einigen Jahren in Berlin gefragt hätte, ob« der berühmte Kanzler noch lebe? Er hat doch erst heute Mittag zwei Stunden lang im Stadthause gesprochen. Ge wiß tomsmt lder Herr von weiter Ferne -daher?« »Nun, nun,«,begiitigte ich ihn, »ge wiß komme ich weit genug her. Also ist das haus des Herrn iDaroczi noch weit von hier? Denn ich tvill zu Seiner Wohlgeboren einkehren.« »Es ist nicht weit, so wie wir aus diesem Winkel herauskommen wenden wir uns in die Csongrader Gasse, gleich ist es das dritte Haus rechts-. Es giebt sonst in der ganz-en Gasse kein solches herrenhaus.« »Du-so ist der alte Herr ein wohlha bender Man-n ?« Der Bursche fah ans ein«-e Weise zu ·riicc, als ob er unendlich bedauere einen Menschen gefunden zu haben, der über eine so allgemein betannte Sache nicht aufgeklärt tei. —- »—Ob er sich gut steht? Das glaub’ ich. Viele hochgeborene Herren würden gern mit ihm tauschen. Das sind alles feine Aecker, welche der Herr vorn ifiisnsten Wächterhause bis zum neunten gesehen hat« Hiermit tlatfchte er auf seine Pferde, der Wagen erhielt einen gewaltigen Ruck, so daß der Koth zu beiden Seiten aufspritztr. Jn diesem Augenblick trat aus einer niederen Thür, über der ein Schild mit der Abbildung einer großen Weinflasche befestigt war, eine derbe, taumelnde Gestalt heraus. »DerKoftgänger deöherrnDaroczi,« sagte lachend mein junger Kutscher, mit deriSpike seiner Peitsche auf idie an der Wand sich ftoßmde Gestatt zeigen-o »Wie tagt-en Stet« fragte ich mit ei niger Ueberraschung. »Der Kostgiinger desHeeraroezj,« wiederholte er. »Mein berauschte Gewitterst« ,.Jrei1ich dieser. Seit ich dense, ist er immer dort im hause. Der Wert-he F J iiebt den Trunk sehr. Auch seit würde er in seiner guten Laune die Sterne an stoßenf »Du-so wie steht er zum Herrn Daroczi. daß er ihn im hause behält? Vielleicht sein Diener oder ein entfern ter Berwansdter?« fragte ich. »Das nicht, man kann das auch nicht wissen, man sagt, sdaß der gestrenge »Herr ishn nur aus Barmherzigkeit be hält Nur hätte er ssich auch. dente ich, einen anderen Menschen aussuchen tön nem als diesen Weinsact Den ganz-en Tag steckt er im Wirthshause«« Jch hatte teine Zeit mehr, zu fragen, denn wir gelangten schon vor das Haus des Herrn Daroczi. Es war ein großes, schönes Hurenhaus. mit langer Fensterreihe, hohem rot-den Ziegeidache und geschmackvoll geschnitztem Thore aus Eiehenholz mit mächtigen Brause beschliigen. Man sah aus den ersten Blick, daß der Erbauer weder mit dem Gelde, noch mit »dem Material karg umgegangen war. Die glänzende Reinlichteit der Wände und Fenster be zeugte, daß sein Eigenthümer aus Net tigteit und Soliditöt Gewicht legte. Raum hatten die Diener des Hauses wahrgenommen, daß ein Fremder an gekommen sei, so verständisgten sie den Hausherrn davon. . Herr Dardczi wußte sich vor Ueber raschung und Freude kaum zu fassen, als ich meinen Namen nannte. »Aber das ist wirklich schön, daß Sie an mich dachten«h sagte er mehrere Male, indem er trog meines Abtvehreris eigenhändig mit den PAG Oberrock und; Stock abnckhm —- ,,getviß hätte ich Sie; "im erste-n Augenblick nicht ertannt,«denn1 -..seeh.. freilich, steilich.... Dieser Bart! Diesen hatten Sie damals noch nicht« Und seufzend iiigte er hinz u: — »Fiinftzehn Jahre sind es im Herbst ge worden, seit die herren meinen Sohn so schön beerdigten; nicht einen einzigen dieser treuen Kameraden habe ich seit damals gesehen.« Urn so weniger hatte er sich verän-! deri, nur sein Schnnrrbart war ganzi grau geworden und sein haar dünner. ( Sonst war er noch der seit austreten-de mit strammer, aus-rechter Körperhal-; tung, inaftsvolle Mann, ais den ich ihnz vor so Vielen Jahren kennen gelernt« hatte. . Ebenso ichianten Wuchs hatten seinej beiden Töchter, wahrhaftige untergan- . diiche, ungarische Schönheiten die seit: dern Tode ihrer Mutter die e: nzigce Frende ihres Vaters waren. Geer Taroczi erlaubte es n: ·,cht daH ich aus seinem Hause in’s Wirthshauot kehre Er wäre im Stande geweiernj das Haustbor zu ver-nageln, nur daßj ich nicht weggehen könne Selbstver-j ständlirh überhäufte er mich mit Auf- ; mertiarnteit, bei der Erinnerung daH ich es eben war, der di e rüstigen jungen Leute zusammngetromsmelt hatte, die den armen Mist-i einst rnit solchem Vorn-de hinaus aus den Friedhof beglei teten. Estvar schon recht spät —- wir stopf ten eben die Pfeifen nach dem Nacht mahle, ais eine heiser-e Wei ncktirnnie ein Lied vor dem Fenster zu singen begann welches damals besonders bei der Land bwötterung in der Mode war· Herr Daroezi zog seine dichten Brauen zusammen, stand von seinem Plan auf und schritt zum Fenster hin. Ich sah, daß er den Vorhang hob und mkf die Gasse blickte. —- »Ek"hai ji«-b wieder betrunken,« murmelte er. den Kopf unwillig schätteind » »Wie sagte-n Sie. Herr Damzi2« i Der Alte zog zornig die Schulter-H empor-»Ach es nicht der Rede werth;» ich habe hier einen Menscher-, der gern einen hinter die Binde girßt, jeth kommt er eben nach Haufe, der Gottver-: geilen-As · Z Jch lächelte. —- »Jch wersz schon, ich «l)iirte von -i-hrn.« — »Also wer hat Ihnen Das schon zugr tragen ?'« — ,,Der Kutscher erzählte es, der mich von der Eisenbahn hereinführtex Jhr Mann taumelte eben aus einem Wein hause·« Jch sah, daß die Sache oekn Herrn Daroczi nicht gefiel. «Hrn, hm,« sagte er geoehnt —- »als-I was erzählte er von dem Mka »Nichts, nur daß er hier in Jhrem hause schon lange Zeit sei. Jst es viel leicht nicht also?« »So ist es, so —- gewiß habe ich in solchem Zustande meine Noth mit ihm« »Warum schicken Sie ihn nicht weg?« fragte ich übereilt. herr Daroczi wurde ernst und stocherte mit seinem Finger die Asche in seiner Pseisr. —- ,,Weil, — weil ich nicht will, —- tpell ich nicht kann'« Ich hatte wahts inlich einen pos sierlichen Blick a ihn rosigen dieser Endo-Ort geworfen, denn mit sauster Stimme feste er hinzu: »Nun, ich werde Ihnen die ganze Sache sagen, da sie M ein so ter Freund mei nes »Geh-lex er nex- in Frieden, wa ren. Er stopfte feine Pfeife wieder, stieß mit mir an, trank feinen Wein aus, dann begann er also: »Dies ist eine atlte Geschichte. Warum sollte ich es leugnen oder gar verheinrlichen. Jn meiner Jusend war ich ein seht armer Bursche. Von meinen Eltern erdte ich nichts. Was ich sbeswy hasde ich selbst mit meiner beiden Hände Arbeit erwor ben, seitdem ich vom Militiirstande frei wurde. Jm Jahre 1848 diente ich bei den Nador-Hufaren, wir standen in Böhmen. Plötzlich siverbretete sich im Regi mentr die Nachricht, daß es zu Hause in Ungarn nicht mit rechten Dingen zu gehe. Man sprach, daß die Serben Wallachen iider di e Ungarn herfielen, daß sie die Männer morden, die Weiber schön-den und auch der unschuldigen Säuglinge sich nicht erbarmtem Dann lassen wir in den uns von Verwandten oder Bekannten aus der Heimath ge-; heim zugefchiclten Zeitungen, der unga- T rische Reichstag has-be die im Auslandel befindlichen ungarilchen Soldaten nacht Hause zur Vertheidigung des Vater landes berufen Alles Blut brauste daraufhin in uns Haus. Wir oerfammelten uns am Abend wir beriethen machten Pläne, endlich beschlossen wir, daß wir zurück nach Ungarn marschirenswollten Wir legten einen heiligen Schwur ab, loxroohl Unteroffiziere als auch Gemeine, treu einander beizu stehen. und wenn es an ders nicht möglich sein sollte, würden wir uns bei eintretender Verfolgung mit dem Säbel durchhauen. So ge schah es auch. Meine Estadron machte sich unter Anfii rung unseres Nimmt sters auf den eg. Ich jedoch konnte mit meinem Juge nicht mittommen· Drei Tage, bevor die im Orte garnisonirten zwei Essa drons abmarschiren sollten, wurde ich, da ich damals Wachtmeister war, mit 32 Mann in ein Dorf totnmandirt, wo »die böhmischen Bauern unruhig wur den. Hier hörten wir zu unserer Be trü-bniß. daß nnsere Kameraden glück lich gegen die ungarische Grenze ent tomrnen waren. Jch iversamrnelte mein-e Leute und fragte sie, rtb sie Muth hätten, der Es tadron zu folgen. Da doch das Vater land. unsere Blutsderrvandten und Freunde in Gefahr seien. Ihre gezoge nen Säbe! zusammenschlagewd ant worteten Alle einstimmig: »Der Herr Wachtmeifter führe uns wohin immer, wir gehorchen nnd folgen Euch in den Tod« Nie hätte ich geglaubt. daß ein Ver rather Isich unter uns befinde. Und doch fand er fich· Jch hatte einen ver soffenen, nichtsnuhigen Burschen, der mich haßte, weil ich ihn einige Male derart angefahren hatte. Der Elende warf sich noch in derselben Nacht aufs Pferd, jagte in die Stadt und machte von unserem Vorhaben dem Oberst die Anzeigr. Nächsten Tag zeitlich früh besetzte dentsches Militör das Dorf. mir-pass nete uns und nahm uns gefangen. Jch wurde als Aufwiegler vor ein Kriegs gericht gestellt und auf das Wort des Beitäthers hin zu zwei Jahren Schanz arheit verurtheilt. .Die anderen Ka meraden kamen mit leichteren Strafen davon. . Ach mein herr! Wenn ich bedeute, daß ich das Brod der Gefangenschaft essen mußte, während meine Kamera den hier zu Hause für das Vaterland tämpften, so zuckt mir noch jetzt das Hexe-« · «.-.---«.. Herr Darmin erhob das Glas und leerte es auf einen Zug, wahrsche nlich wollte er diese trauri gen Gedanken hin unterschrvemmen Jedoch beruhigt, seßte er dann satt: »Nun, die Gefan genschaft ging zu Ende, auch der Miti tärdienst währte nicht ewig. Jch lam nach Hause, ich nahm mich zufammen, lehte fleißig und sparsam, und mit Gottes Hitfe erlebte ich nach gute Tage. Jch heirathete ein braibes, fleißiges Mädchen, die mir in ihrem bescheidenen Sinn treu bei der kleinen Wirthschast zur Seite stand; unsere Ehe ward mit einigen Kindern gesegnet, und als mein selig entschlafener Mista ins Grimm sium tam hatte ich schon was Hübsches erworben Der Bursche wollte mit aller Gewalt lernen; nun, ich that ihm den LGesallen doch hätte ich ihn lieber zur. Wirthschaft besti rnmt. « Der Alte seufzte wehmüthig: »Es ist jept gleich viel. also! daß ich zur Sache komme. Es war eben Winter,i es ichneite seit zwei Tagen stark, jeder Verkehr auf den Landstraßen war fast hemmt, der Schnee tnisterte unter den iiszen der Dahineilendem Mitta, deri aus der Gasse mit des Nachbars Kin-: dern spielte, kam plölich akhernlos in das Zimmer gerannt. »so-armen Siek heranö, lieber Vater, draußen liegt ein etsrorener Mensch!« rief et lebhaft. » Ich und mein Kutscher ergriffen den. halb erfrorenm Menschen und trugen; ihn in mein Heu-, wo wir mit Oel-ch angiversuchen W Nach und H s I snach fing fein Vers an vftiirter zu schla Jgenz als jedoch mein braves Weib ihm einige Löffel warmer Weinsnppe in den Mit-nd schüttete. zeigte tsich auf seinem treideweißen Gesicht ein sblasses Roth.« Herr Daroczi lschwieg, fchluckte start und fuhr fort: »Wissen »Sie, mein Herr, wem ich das Leben gevettet habe? . . . . Dem sJofos Csota . . . , oder richtig, Sie haihen noch nicht seinen Namen ge hört! Es war der sTaugenichts, der trns im Jahre 1848 verrathen hatte . . . Ich erkannte ihn, obwohl das Etend sein Gesicht verändert hatte. Jch muß es gestehen, im ersten Augenblick wollte ich den sVagabuind sofort aus meinem Hamse schaffen. Für einen solchen Men schen ist die städtische Wachtftude auch noch gut genug, sprach sich zu meiner Frau — wer weiß ob es nicht ein ge fährlicher Landftreicher ist« den die Gensdarme suchen? Nun, Sie hätten sehen sollen, welche Bitten mein armer Sohn anwendete, als er dies hörte. Das Kind hatte ein gottgefegnetes, gu tes Herz. Jch fah noch nie desgleichen. Jedem Bettler, der in’s Haus kam, stopfte er den Sack voll mit Brod und Speck. « Schicten Sie ihn nicht weg, liaber Va tert« flehte er und streichelte 1meine Hände; dies war seine Gewohnheit, wenn er etwas von mit erhat. «Schi chen Sie den Armen nicht fort! sSie sehen doch, daß er hungerig ist und nicht gehen tun-n. Wir werden ihm ein Bett im Stalle bereiten, neben dem des Gewor. Er swar doch auch Husar, wie mein lieber Vater. Ich werde ihm schon jeden Mittag das Essen Bring-en. Nun bitte auch Du den lieben Vater, gal denes Mütterchen!« Herr Daroczi wurde ganz geruht r,t er legte seine Pfeife weg nnd stsiitzte den Kon ans seine lnochige Faust. » Jch selbst unterbrach endlich dasJ Schweigen. »Jetzt weiß ich schon al-? les. Sie schicktrn den Bettler nicht ausH dein Hause. Der Joses Csola ist wahr- E scheinlich mit dein besoffenen Menschen identisch, den ich von meinem Wagen aus gesehen habe-« »So ist es, mein Herr, den tonntef ich nicht mehr wrgschicken, selbst wenn ich es gewollt hätte . . .Misla erlaubte es nicht. Dieses Kind wurde dein ans der Gasse Axxifgelesenen zum wahren SchutzengeL Jch dulde ihn im Hause, ich gehe ihm Brod, denn ich konnte dem Flehen meines Sohnes nicht wider stehen. Als er noch auf dem Todten-beste lag, ließ er iich von-mir versprechen, daß ich seinen Schützling nicht in die Welt hi-« nauäjagen iwerde, der- wahrscheinlich ohne ihn dort im Graden erfroren» wäre. Wie sollte ich also mein Verspre- ’ chen nicht halten?« T »Und macht sich Jhnen der Alte ir gendwie nützlich?« »Er macht sich bei den Pferden nütz-" lich, hätte er nur nicht diese unglück selige Gewohnheit, jeden Kreuzer in die Schänle zu tragen. Selten giebt es einen Tag, wo er ganz nüchtern ist. Er hatte schon heim Militiir diese Leiden schaft, dort jedoch hat man ost aus der Bank versucht, ihn davon zu heilen . . .» Uebrigens grübeln wir nicht mehr da-« rüher, mein Herr! Wahrlich, sein herz ift gewiß wie mit einem schweren Stein belastet, wenn er bedenkt, wie er sich an mir vergangen hat. Jch behalte ihn bis an seinen Tod« daß mein armer Missla dort in der Höhe seine Freude daran W « Schwer seufzend schwieg der noch i--m . mer um seinen ISohn trauernde Vater. « Eilend, als ob er sich auf einer gro ßen Nachlässigkeit ertappt hätte. stand er aus und ging in das Nebenzimrner, two eben die Magd die Betten zum Schleifen richtete. Er sprach leise, doch hörte ich ganz deutlich jedes Wort: »Terzez, sieh doch einmal nach, oh der Alte sich schon nie dergelegt hatt Gebet Acht aus ihn. Jch möchte nicht« das-, er sich im Rausche be schädige.« Große Hände. Novelle von F. H. Das dritte Glockenzeichen ertönte. ,.Schnell! Schnell!« rief der Schafs net recht überflüssigerweise einem ohne hin athemlos hetbeieilenden Fahrgast zu, der sich bei einer heißen Tasse Kassee in dem Restaueationszimmee zu lange aufgehalten haben mochte »und schob ihn in das Coupe zweiter Klasse. in welchem jenes seinen Play hatte. So bald et die Thür mit besonderem Nach dtuck zuqqchlagem ließ sich der bekannte s chtille Psiss der Losomsotive hören, und dee Eiseschalynzug seh-e sich nach einem Aufenthalte von sechs Minuten am Bahndosesdes kleinen We Städt chens Zosingen Medet in Bewegung Noch waren indes die Stawande den Blicken der Reisenden nicht gänzlich entschwunden da kam der Zug von neue-n zum Stlllstmin , Allgemeine «Entriistsung. Man hatte es schon unerhört gesunden, sdasz der Schnemzug an einem Orte wie Zosingen sechs Minuten verweilt hatte, und nun noch eine solche Versäumniß. Was hatte sie zu bedeuten? JAus allen Fenstern reckten isich Hälse mit mehr oder minder charakteristischen Kopfen. Schon malte sich in den Mie nen isner Ausdruck des Zagens vor dein tin-bewußtem der sekbst dem intelligen Itesten « Gesicht einen Anstrsich von jDuminheit verleiht; schon ließen jene kLeute welche von den Ereignisse-n, die ,noch gar nicht geschehen sind, unterrich Ftet zu sein pflegen, sich in gewichtigen sAuåspriichrn über die Ursache sdes Au ssentlyaiies vernehmen; schon schalten andere über die schxveren unersetzlichen Verluste, die ihnen aus der Bei-zöger ung ihrer Reise erwachsen könnten. Jn wenigen Minuten erschöpste man sich in allerlei grausigen Möglichkeiten. Ein Zug Iwar entgleist, «lag unweit der Station aus den Schienen, und die zer triimmerten Wagen, die Verwundeten und verstümmelten Leichen mußten erst weggeschasft werden, um die Geleise frei zu machen. Nach einer anderen Variativn war man dem durch falsche Weichenstellung verursachten Zusam menstoß mit einein in der Einsalirst be griffenen Güterzug im lehten Augen tblick wie durch ein Wunder entgangen. iEs war ein Wagen in Brand gerathen, ider abgeknppelt werden mußte, beson ders seine Nasen spürten den Brandge such; eine sehr ängstliche Dame konnte nur mit Mühe davon abgehalten wer tden, aus dem Fenster zu springen — lwenn es gegangen wäret Doch da ram tschon die Untat-ung: Zosingenå Poiizeimacht riickte an. Keuchend und prustensd lies der wohlbe leihte Polizriwachtmeister die Wagen reihe entlang. sinpere Blicke um sich sweefend folgt-en ihm seine beiden Un tergebenen Wie vom Winde herge tragen verbreitete sich nun das Gerücht, man sahn-de aus einen Raubmörder und habe in grausiger und glücklicherweise in diesem Zuge entdeckt. Die Jnsassen des Coupeö musterten sich gegenseitig verstohlen und entdeck ten einer in der Physiognomie des an dern Linien, welche zu denken gaben. Hätte die Situation länger gedauert, wer weiß, ob nicht dieser oder sener in« seiner Erregung zum Angel-er gewor den wäre. Die Versuchung ging indisz schnell vorüber. Heuretai konnte srie Zosinger Hermandaso rufen; sie hatte gesunden allerdings erst im letzten Wagen der langen start besetzten Reihe Die Weiserer-sen baten einander still schweigen-d den gehegten Verdacht ab. Jn dem Coupe, vor welchem der Wachtnreister Halt machte, befanden sich vier Personen; eine ältere und eine jüngere Danke und ein zu beiden gehö rensder alter Herr, außerdem ein junger Mann, dersesbe, der rsich vorher bei sei nem Kassee verspiiiet hatte. Er saß jetzt in eine Ecke gedrückt, hatte, obwohl es ein warmer Tag war, die Reis-deckt bis zu den Schultern hinauf über sich gezogen und ·dei dem plötzlichen Still-· halten des Zuges einen Laut des Un willens von sich gegeben, sich dann aber weiter nicht gerührt. lsondern seinen Reisegefährten artig das auf lden Per ron gehende Fenster zum Ausblick über lassen. Er schien an den sich draußen abtspielenden Vorgånaen lein Interesse zu nehmen; ein um sso größeres nahen man an ihm. Der die Polizisten begleitende Schassner riß Idie Thür aus; beide Da men stießen einen Schrei aus, aber der-« Wachtnreister beruhigte sie: »Wengstigen Sie sich nicht, meine Da men,« sagte er mit start thüringischein Dialekt, »aus Sie ist’ö nicht gemiinzt, und gethan scheint er Ihn-en ja auch noch nichts zu haben-" »Wer? Was?« fragten die nun Dop pelt erschrecktten Damen, aber der Wachtmeister bedeutete see durch eine Dante-bewegung, daß Zeit, Ort undAmt ihm nicht gestatteten, ssich auf nähere Er tlävungen einzulassen. Er hatte sich dem jungen Reifean zugewendet, Ge- , trachteieahn eine Weile prüfend, fah seine Gefährten an, die zustimsmend nickten, und gebot »dann: »Steigen Sie auss« »Was wollen Sie von mir?« fragte der Reifendr. O Die Polizisten sahen ssich wieder an iund nickten einander befriedigt za. i«Foigen Sie uns,« sagte »der Macht-mei- · liter, ohne die Frage des Reisen-den zu beantworten. »An-hin? Weshale fragte dieser, ohne feinen Plan zu verlassen. Mach dem Palizeiarnt; das brauche ich Ihnen svoch wohl nicht erst zu sagen, und weshatlz »das wissen Sie auch am besten, lherr Zwirner.« Er ·fchleuderte ihm den Namen wie eine Brandraiete in’s Gesicht, aber der Andere was-v da von Oringt-ihesoegrichtet c » i nicht Streit-sum ondem Müller-« sagte er.