Reihe Haare. Plauderei von Hans Ferdinand Geryon-. Wir saßen noch spät in seinem Sa lon. Lässtg hatte ich eine Nocturne Chopin’ö aus den Tasten des Beet-stein , Flügels hervorgetockt. Aber widerwil lig nur waren die Töne unter meinen miiden Fingern aus dem Ebenholz schreine herausgeschlichen und hatten äceilh sich in den schweren Vorhängen, eppichens und den« gelblich weißen Zotten des Eisbärselles zu verstecken. Hohe Zeit, daß das Stück zu Ende! — Jch zündete mir eine frische Cigarette am Klavier-Leuchter an und wandte mich wieder meinem Freunde Hans zu. Der Snbariti Auf der Chaiselongue lag er ausgestreckt Die feinen per-l grauen Pantalons —— es war just die Farbe, die Raphael einige Male als Hintergrund für seine Portraits ge wählt: jenes zarte, dustige, leichte, ari strslratische Grau — welcher Gegensatz zu dem goldgestickten dunkeln ShawL « der über die Oiromane herasbslvßt —————» Aber nein, der Kopf! Der Kopf! Die ser vierschrötige, traftvolle Gewinnen kopf mit den rothblonden Haaren; — persrmsken in den anschmiegenden Mel-i len eines lichtdlauen Plumeaus2 Und; alles übergossen von dem matten rosi-? gen Scheine der Lampe, die über dem Kapital der einen schlanken Marmor fäule sich scheu und lüstern verbarg hin ter den dustigen Falten des großen viergehörnten Schleiers . . . . Wrachivollk stieß ich hervor. Brachwom Wollt’, Du könntest Dich selbst so sehen, Hans!« Wollt’, ich könnk Dich malen so! — —- — diese Vernsteingelben Haare in der lichtblauen Seide!« »So —- o?" »Ja, Du schläfriger Thebaner! Jch bin begeistert! Aus mein Wort, wenn ich Farben hätte und Leinwand —- — ich würde Dich malen so —- in dieser Beleuchtung . . . .« »Na-len? — Mich malen 's —— Meine rothen Haare malen?« »Ja! Und dreimal ja! Denn sie find superb.« »Schwärmer!« Hans richtete sich mit eine-n Rucke awf und stieß —- gesentten Hauptes — die Spitzen Ifeiner Lackschuhe zwischen die geblich weißen Zotten des Eisbeiren B solle . «Mensch, siehst Du denn nichi,« fuhr er plötzlich fast hastig los, »siehst Du denn nicht, daß sie furchtbar häßlich find, — furcht —- bar — häß —- lich diese —- rothen — Haares« »O, hätt’ ich sie doch, diese »rothen Oaare!« —- Mit Uebekzeuigung stieß ich es heraus und fuhr unwillkürlich mit der Linken über die kurzgehaltenen Fragmente meines smiiusegrauen Schei tels, an dem die paar Jährchen tollen Künstleriebens vliingsfi die Prälimina rien der Priester-weihe vollzogen Danö mußte lächeln. Noch immer blickte er zu Boden und stieß mit dem Fuß zwischen die gelb-weißen Zotten. j »Mon vieux, Du weißt nicht, wasi Du sprichst! Hatk ich Dir einmal et- : zählt, wie mich die rothen Haare Zeit; meines Lebens gequält und geärgert haben? —- Nichts —- Run, dann höre mir mal zu! ? . - ·-. , ---» »Wir sm-d, wie Du weißt, drei Bru der nnd haben alle drei —- ja! —- alle sdrei — rothe Haare. Wolfgang, der mittlere, trägt das rothe Gold des Morgenlandes auf dem Haupte. Fritz, der jüngste, der Saufewind: er möchte nnd konnte deutsche Kronen aus- sei nen Haaren prägen —- ja, wenns nur angingeZ —- Und die meinigen? Well, ein mattgelber australischer Sovereign wäre wohl fschwer darin wiederzufin den. —- Ja, ja, see find gelb, »like a cornfield in Augsust«, pflegte die süße-sie kleine Miß zu sagen, wenn sie mein Haupt streichelte, das in ihrem Schocße lag. »Das reine Stroh drinnen und drauß-m« wiyelten meine Lehrer-, wenn ich über dem Zeichnen ihrer Karrikatur die Fragen nach der »Consecutio tempo rum« oder der Tangente X über-hört hatte. »Rotl;kopf!« aber schrieen mir die Bube-n zu auf der Gasse. »Daß kosppl Voßkopp!« johlten die Klipp fchsiiler und zielten smit den Schneebällen besonders auf mich. ,,Boßkop-p! Boß topps Schmeißt doch den Boßkopp!« Und wenn sie ganz besonders aufgelegi waren, so san-gen sie hinter mir her: »Ssonne, Mond und Sterne, Abgedrannte Fuchsslaterne!« Und die ileineniDirnlein mit den fei nen Stimmchen fielen ein: « ach-, du hast die Gans gesi-ohlen, ieb sie wieder her! Sieb sie wieder Iliess-! . . . .« M ich unter sie fuhr, wie Simfon nn — die Philister, die Buben peiisgelte und MZW schalt. Geisen aber konn mir weder Prügel noch Drohung. W nur Fig Schritte weit ent , fes die Buben nur lauter je zwei-: . Lege IF «Sonne, Mond nnd Sterne Abgedrannte Fuchslaterne!« Weinend kam ich dann wohl als Dreikäsehoch zum Großmtitterlein ge laufen und klagte ihm meine Noth. »Aber laß sie doch, die Gassenjnngen!« beruhigte ssie mich und steckte mir einen großen grasgriinen Fruchtbonbon in den Mund. »Du mußt wieder rufen: Schwarztopft Weißtoptss —- Siehst Du. die sind nur neidisch aus Deine schönen goldenen Haare, mein Junge!'« — So tröstete sie mich oftmals. gab mir aber selbst wieder einen Stich in’s Herz, wenn sie mir zurieft »Nun, mein klei ner Goldkäfer, ruf’ mir den Wolfgang! Jch will mit meinen Fuchzponies zum Garten fahren!« — Warum sagt nur( Großmütterlein das immer? dacht’ ich Ibei mir selbst. Sie ist doch sonst so lietb und gut und giebt mir so viele —- schiine —- große —- griine ——- Frucht bonbons. Und eines schönen Tages — ich war gerade aus das Gyrnnasinm gekommen —- da stand ich vor der Lehrer-Consi renz. Der Direktor schalt mich einen ganz unbändigen Schlingel, daß ich den Martin so unerhört geprügelt und sei nen Vater, den Consistorialrath einen Lügner gescholten hätte. »Warum haft Du das gethan?« herrschte mich der Gefürchtete an. Ich schwieg. « » »Willst Du es sent sagen oder nicht? Bist Du noch«stiirrisch obendrein ?« Jch schwieg. Jch hätt’ es um keinen Preis der Welt hier, vor der ganzen Lehrervetsammlung, sagen mögen. — So bekam ich denn drei Stunden Kar zer zudiktirt und wurde meinem Klas senlehret zur besonders strengen Ueber wachung anenipsohlen. Der junge Or dinarius, der mich Obisher ganz gern gehabt, konnte mein Verhalten gar nicht begreifen. Er nahm lmich nach Schluß der Conserenz mit nach Hause und re dete mir dort gütlich zu. »Nun, Jun-« ge,'« sagte er, «ma«l ’raus mit der Sprache! Du hast doch natürlich einen Grund dafür gehabt. daß Du den Mar tin-so geschlagen hast ?« Ich nurre numau »Nun, hatte er Dich vorher geprügelt oder gestoßen?« Jch schüttelte den Kopf. »Dann hat er Dich wohl gescholten ?« Jch nickte wieder. »Nun, stehst Du, jetzt kommen wir schon näher. Was hat er zu Dir ge sagt?« Jch schwieg und rang mit mir selbst· »Nun, sag es mir mal ganz leise in’s Ohr, wenn Du Dich schämst!« Jch zitterte vor innerer Erregung. Als aber der freundliche Doctor meine hand faßte und den Kopf gesenkt hielt, als erwarte er meine Antwort: da stieß ich es endlich schluchzend heraus: »Der Martin hat gesagt, wer rothe Haare hätte, der wäre vom lieben Gott gezeich net, damit Isich die anderen Menschen vor ihm in Acht nehmen könnten. Ju das hätte auch rot-he haare gehabt. ——— Und da hab’ ich gesagt: »Das ist nicht wahr! Du lügstl —- Und da hat der Martin gesagt. sein Vater hätte es ihm erzählt. —- Und da hab’ ich gesagt, daß sein Bater auch lügt. —- Und als der Martin dann gerufen hat: »Ach, ach, Judas! Judas! Judas mit den ro then Haarens!« da bin ich wüthend ge worden. daß ich ihn gehauen habe, bis seine Lippe geblutet hat.« heulend warf ich mich damals nach diesem Betenntnisse über den Tisch, während Dr. Möhrlein mir den Kopf streichelte. — « » « Jn den Karzer bin ich dann aver ooch nicht gesteckt worden. - So erging’s mir als Knaben· Ich wuchs heran. Doch das Witzeln und Spottet-c über meine rothen Haare wurde nicht geringer. Stand ich mit den Schultameraden am Walde-Brand fund schaute ergriffen in die Abendröthe ihinein und irgend ein seniimentaler IJiinsgling verglich sie mit einem Feuer meer: dann ton-nt’ ich daraus wetten, daß einer der Secundaner oder Tertia ner damit heraus-platzte: »Ach, Un sinn! Der hans und seine Brüder werden wohl auf dem Windmühlen ! berge dort droben fein!« — Man lachte. Wollt ich nicht Alles verschiitten, so mußte ich mitlachen. Und als ich Student wurde, da er lging’s mir nicht besser. Eines Tages Ilieg ich behaglich auf meinem Kanapm da läßt sich ein Herr melden. — »Ju lins Meyer!?!« Ein feines kleines flin les Kerlchen tritt in's Zimmer, ist sehr freundlich beginnt vom Wetter zsu sprechen und von der neuesten Posse dez Stadttheath. —- ,,Wa5 will der Kerl nati« — Er erzählt mir, das müßt ich eben. Das wäre zum Tot-Nachen Da käme ein Schreiber drin vor, der habe eine wihe Perriickr. Er habe sich todt gelachi. Eine rothe Perriicket Rathe haarewirtten ja immer sso komisch . . .« t« Jst-K Meinen Sie? —- Sehr zü r .« .AchGott-anch Sie . . . »t« Er wird roth. er häkelt er stammelt Entschuldi L J gungen. »Mein Gott« ja, stattlichen Leuten steht natiirlich Alles! — Abet jiåntircnn »sdoch nicht gegen meine An .Mein Herr, diese Auseinander setzungen . . . .« »Aber ich bitt’ Sie, ich bitt’ Sie, ich möchte Sie um keinen Preis beleidigen Wenn ich mir aber denke; Sie mit dunkelbraunen Locken anstatt der rothen —« »Jetzt wird mir’s zu bunt. Ich springe aus. »Was wollen Sie denn eigentlich von mir? — Sprechen Sie sich endlich aus! Wollen Sie mich an pumpent Oder sind Sie Weinreisen der? Oder . . · .« »Ach Gott, ach Gott! Jch bitt' schön, ich chitt’ schön! Lassen Sie mich doch aussprechen!« — Er windet sich wie ein Ohrwurm.-»Jch . . . ich . . . ich wollte mir erlauben . . . .« »Nun, was wollten Sie sich denn er lauben?« »Mein —- neues —- Haarsärbemittel «wollt’ ich. . ..« Er konnte den Satz erst aus der untersten Treppenslur voi lenden. »So ist mir’s immer seither ergan gen. Wohin ich nur den Fuß gesetzt aus der Mutter Erde, immer half ich’5 er fahren, daß man der rothen Haare spottete. Ein einz’ges Mal schöpst’ ich hoffnung. Die Straßentinder bat ten’s mir sranziisisch und italieniich nachgeschrieen. Da dacht ich: Wohlein, unter den schwarzhaarigen Romanen mußt Du natürlich aussallen, noch mehr als daheim. Vielleicht sind’st Du unter der blonden Rasse, im heiligen Albion Ruhes« — Froben herzeng tret« ich in Dover an’s Land. Buben drän gen sich um mich. Sie wollen mir das Kösserchen tragen. Jch brauche sie nicht. Der Koffer ist leicht. So weistq ich sie ab. Was aber schreien sie mir da zu? Jch"oerfteh’ zuerst nicht . . .. Ah, da soll doch .. .. »Carroty hair!« «Carroty hair!" tönt es um die Wette mit »Gerinan Sausages!« Allsmiihlich half ich mich nun aoer darin gesunden, daß meine Dante-wie mir Liebig beweist —- allzu reich mit Sauerstoss und Schwesel gesegnet find und dafiir der Kohle entbehren. Längst hin ich resegnirt und stelle heute nur noch philosophische Betrachtungen darüber an. Wie kommt es nur, —- srag’ ich mich oftmals, —- dasz man über die rothen Haare an allen Ecken und Enden der Welt spöttelt? Sind sie denn wirklich so namenlos häßlich? Es muß doch wohl sein! Wie sollte sonst das Voll mich überall damit höhnen? Die Kinder thun es ossen auf der Straße und die Erwachsenen thun es mit ihren alten Sprüchen und Versleim »Rood haar, teen good Haar!« näselt der Mecklendurger Joche-L Und der Laz zarone til-ersetzt es ihm: «Rosco mal pelo«. Kommst Du aber zum Bruder Hollander, so laß Dir sein Sprüchlein NUM Eeenen Man met rood haar, Eene Vrouw mit eenen Baard Groet ze ooer vier Mijlen oer os lang Met drie Steenen in de hand. » Und doch, allen diesen Zeugen, allen diesen Verslein zum Trotz: Es ist, seh’ ich, nicht immer so gewesen. Einst stand auch gekdes und toches haar im Preise. Kauste nicht die vornehme Rö merin das getbe Haar der Germanen trauen. um es über dem eigenen in hohen Coisfiiren aufzuthiirmen ? hatte Tiziams Geliebte nicht golddlonde — vulgo .rothe« her-are und galt doch als der Schönsten eine? Ja, schtvärmte nicht das ganze Cinauecento dasiirt Finden wir auf den Gemälden jener Zeit nicht den Heiland, die Jünger, die Jung frau« alle alle, häufig genug im Schmuck geil-er und roth-brauner Locken? — Und im Mittelaltert Wolfrain von Efchenbach erzähtt von theri dem rothen Ritter: »Warte was in vel, rot was sin har«. Und doch berichtet er, daß alle Frauen und Jung frauen an Artus’ Hofe um den tut-mec lichen ttanerten, als ihn der tumbe Parzidal erschlug. — Ja, selbst die Götter schämten sich des rothen haares nicht. hortes, der Gott der Aegypter, riihmte sich dessen und verlangte nur ,rothhaarige Menschen als Opfer. Wal » ten-des rothes Vaar gierte auch Lott, den Feuergott der Germanem und Thor, der die Blihe schleuderte und das Erd reich befruchtete . .».· « » Du lächelst . . LAhch ich werde pathe iiich . . . Was Götter? Was Vorfah »ren? A-uch·heuie. heute noch gilt es bei manchen ais schön, —- dieies Noth -—-—— .Gewiß! Gewiß! Da ist der Tütte: ,C·t schätzt koihgelockie Frauen als be vfanden Zierde feines Setails. Da ifi »der Spanien Er getäth außer sich vor iils-niziickceii, wenn ihm ein totlplondes jDirnlein begegnet Und ist es nicht die zneuefie Mode in Paris, London, Ber glith daß sich die elegauim Damen der IWelt und halb-coeli die schönsten Hscksvatzeu hause färben, —- fäkben mit «fi donc«! —- mii Noih . . . .? Doch wozu»quäi’ ich mich unkd Dich F 1 sinit all' den Philosophenrem alV dem ersthetisiren nnd Beweise-is Der Ge sschrnack der kleinen Mägdlein aus der IGasse, er gilt siir mich allein. Unsd sie swerden wohl nie das alten Liedes ver jgessenx 1»Fuchs. Du hast die Gans gestohlen, sGieb sie wieder her! LSonst wird Dich der Jäger holen ;Mit dem Schießgewehr!« —- —— — s Weist Du aber, wann mich das Worts Ivon den rothen Haaren am tiefsten ge ;trossen? Das war, als ich hoffnungs jsreudiger Studiosns geworden und dies jliehegliihendsten Verse dichtete für» »meine Elsa, den sonnigsten kleinenBackJ Isisch von der Welt. Welch herrliche’ Zeit! Ihrer Zuneigung war ich gewiß.? iDen ganzen Sommer hindurch hatt’ ·ch! ; ihr Fenster-promenade gemacht, und im jmer hatte sie hinter den Gardinen her vor imir freundlich zugenickt, wenn ich erröthend das blaue München zog. — IJeht war es Winter. Fast täglich tras iich sie aus der Eisbahn Jch glühte mehr Ials je. Der Entschluß stand bei mir Efest: ich mußt’ ihr meine Liebe gestehe-til Nur ein einziges Mal allein, ganz allein mit ihr! Doch wie ich es auch anstellen mochte, nie wollt’ es mir ganz gelingen, sie zu isoliren —- bis denn endlich, entk Elich der Augenblick lam, wo ich es wa lgen konnte, wagen wollte nnd mußte. sEö war an einem Sonntagmorgen in Jaller Frilhr. Die Sonne spiegelte sich in den tausend Krysiallen des Rauh reiseö. Schnellen Schrittes eilte ich? durch die Wallanlagen dem tleinenJ Teiche Fu. Und welche Freude! Nurj ein pa r Klippschiiler waren zu sehen und der lange hager-e Steuerasstslent und —- sie. Schon von weitem erkannte ich sie an der langen schneeweißen Boal und dem Pelzbesatz des kleinen Baretts·1 Sie steuerte dem Holzhiittchen zu, ans denen Seite gewöhnlich einige Schattens und Bänie standen zum Ausruhen. Die Feger waren noch mit dem Reinigen der Eislbahn beschäftigt. So mußte sie jetzt allein dort sein. »O, wenn ich sie doch träfe! -—— Vielleicht —- vielleicht könnt( ich sie gar küssen dort . . . . ! Ich zir terte vor Erregung Schnell schritt ichi der shokzhiitte zu. hinter der sie ver-s schwanden war. Schon war ich gani! nahe. Leise schlich ich heran. Jchs jmuszte sie überraichen. Da —- da san-. Idert mein Fuß. Stimmen tressenr Ernein Ohr. »Du« der Hans kommt eben T durch die Anlagen!« tichert es. Die Liese Krüger ist’s. Jch ertenne sofort die hohe Fistelstimme wieder. »So-ot« antrvortet Elsa und müht Isich augenscheinlich, möglichst arti-besan gen zu erscheinen. I »Ou, der ist so must-l in Dich, daß. er Dir gewiß bald einen Antrag macht. f— Ach. wenn Du Dich doch mit ihm; ;verlobtest! Es ist ein so reizender" sMenschP - l »Der? —— Nie! —- Meinst Du denn, Yich Mir-V einen heirathen mit rothen iHaaren?« —————— ? l Leise —- leise bin ich damals, dies Schlittschuhe über dem Arm, davonge-! schtichm.« ( Hans hatte geendigt. Triide tin-di nachdenklich schaute er vor sich niederj und schnippte ein Körnchen Asche dons den perlgrauen Pantalon5. Jch war ein wenig betreten. SolltU ich ihn trösten? Es war doch ein Un-? sinn, über ein so dummes Mädel noch? zu grübeln. l »hör’ mal Hans«, brummte ich end lich, »die Elsa ist wohl nicht gerade dies geistig volltomtnenste gewesen — na, l nimms nicht übel —- ich meine nur — —- —! Nachher haft Du doch — dent’ ich —- Gliick genug gehabt bei den Fraum?« Langsam hob der hans den Kopf »und schaute mich träumerischund ver ;loren an. Da zuckte es plisnlich wie ein LLichtstrahl in den blinenden grauen Augen. Langsani langte er mit der Rechten zum Fischlein hinüber, ans dein ein zierliches Gestellchen stand mit ei nein Dusend reisender Mädchenphoto grapdiern Er nahm sie eine nach der anderen herab und schaute sie lange, lange an. Und ein leises, feines, feines Lächeln spielte urn seine übermüthigen Lippen. sp» .....,.-.-. M- . ... ..«...—.. Ekmarafs Ehrenrettung. Auf dem 25· Conigsreß deutscher Chirukgen hat auch der berühmte Chiturge von Esmarch in Mel einen Vortrag gehalten, und zwar über seine Entdeckung der künstlichen Blutleerr. Seine Mittheilungen ver-dienen beson ders deshalb weiter verbreitet zu wet den, weil ssie ein glänzen-des Zeugnis absetzen für deutsche Geündlichteih Schossenjlust und Mächte-sieh wie für eine wahrhaft ideale Auffassung des ärztlichen Berufs wie sie heute leidet nm zu oft neun-ißt wirb. Ueber »den »Armes zur Chitin-gie« plaudette v. Eimatch in der Eintettun feines Vorm-geh wie folgt: »Als i vor sammeln 23 Jahren hier die erste » I Miuyeuuug um meine g kaum-Cl Macht-. habt sch nicht gesagt, me ich zu derselben gekommen bin, und da ich Mqu es tönntedoch von einigem -; Ists-ti- tmt»vies zu erfahren so ta m; Sie nnch ernmal ein-en Blick in meines Vergangenheit werfen und zunächst eini paar Worte über iden Beruf zurs Cshirurgie sagen. Wir Chiruvgen get-; ten betanntlich bei vielen Menschen für I grausam, fchneidelustig und blutdiir-i stig. Grade das Gegentheil ist der! Fall· Jch bot-in bei Ihnen nicht auf Widerspruch zu stoßen, wenn ich be-» haupte, daß, wer ein guter Chirurg sein will, ein mitleidiges herz haben muß, und daß es gerade der Drang ist, unsern Nebenmenschen zu helfen, wenn sie in Noth sind, toas uns zur Wahl unsers Berufes treibt. Was befähigt uns denn, die oft maßlofen Anstreng -ungen, die unser Beruf mit sich bringt, oft bis ins spätefte Alter hinein mit Freuden zu ertragen, wen-n es nicht das Mitleid für unsere leidenden Mitmen schen und der Wunsch, ihnen zu helfen, ist? Und wen-n die Liebe zum Nächsten das erste und hauptsächlichfte Gebot der christlichen Lehre ist, darm sind wahr-lich die Chirurgen ebenso gute, wenn nicht bessere Christen als manche, die das Glaubensbekenntniß stets im Munde führen Auch ich bin durch Isolchse Be weggründe oerasnilsaßt worden, Chirurg zu werden, und habe meist volle Befrie digung in meinem Berufe gefunden. Aber drei Uebelstiinde waren es, welche mir, wie wohl jedem Editor-arm die Ausübung unserer Kunst von je her verfeinerten Das waren erstens die Schmerzen, welche man sdurch die Ope ration den Kranken verursacht, zwei tens die Lebensgefahr, der man sie durch die Operation aussetzt (Jnfec tion), drittens-die Menge Blut, die man ihnen, meist ohne Noth, entzieht. Ich freue mich, es mit erlebt zu haben, daß Mittel gesunden sind, diese drei Uebel stände, wenn auch nicht ganz, doch zum großen Theile zu beseitigen, und daß ich selbst hier und da smit ziur Bekäm pfung derselben beitragen tonnte.« Der Redner erorterce spann komm wie Der erste dieser drei Uebelstärnde durch die Einfiihrung ver Nartose, Entdeckung des Chioroforms durch den englischen Arzt Sinivson 1847, der zweite durch die Erfindung der Anti septiL die sich an den unfterblichen Na men Listers Miva beseitigt wundern Der dritte Uebel-stand war auch ein be sont-ers schwerer und wurde von Es inarch, wie er sagt, seit Beginn seiner chirnrgischien Thiitigteit so lebhaft em pfunden, baß er oft über seine Besei tigung nacht-achte. Jn Oder ersten Zeit gebrauchte er eine große Menge von »Schieberpinretten«, mit denen vie durch den Operationsschnitt geöffneten Blutgefäsze geschlossen wurden. Da machte er itn Jahre 1854 bei der Amon tation eines Unterschentels, vie infolge vortrefflicher Compression der Panora lis-Arterie seitens des Assistenien faft blutlos verlaufen war, wie Beobach tung, daß das ckbgenommene Bein start blutete. Von setzt an entfchloß sich Es march, vor jeder Amputation das abso schneidende Glied von unten fest mit leinenen Binden einz«uwickein, um das Blut aus dein Gkiede hinwegzudräm gen, ein gewaltiger Schritt vorwärts zu der ssegenseeichen Entwertung Bei einer späteren Operation am Oberschentel einer Dorne im Jahre 1868 war Esmarch gleichfalls durch die vorliegenden Verhältnisse gezwungen, darüber nachzufinnem auf welche Weise am besten der zu erwartende Bluwerlust vermieden werden tönnte.· Es gelang ihm sdas auch vortrefflich, aber doch auf so eomplicirte Weise, daß die in diesem Falle sur Amomung kommen »den Maßnahmen nicht verallgenneinert indes-den konnten. Zur wirklichen Reife kam oer we danle der künstlichen Bluileere ini Jahre 1873. v. Esmarch erzählt darü ber: »Ich wurde eines Abends von einer Dame gebeten, ihr ihren Trauring von dem Finger zu entfernen. der infolge einer Verletzung angeschwollen war. Ohne Zweifel isi Jhnen allen das Ver fahren bekaan das in solchen Fällen meist rasch zum Ziele führt. Man um wickeit mit einem starken Zwirnssaden in dichten Gängen den Finger von der Spitze bis an den Ring, schiebt das Ende des Fadens unter dem Ring durch undivickelt nun den Faden rasch wieder ab, wobei der Ring leicht über den zu sarnnie adriickten Finger bis zur Spitze nabgleitet· Die Dame, welche sehr erfreut über den Erfolg war, hat mich, ihr den Vorgang zu erklären. Mit Hinweis auf die durch das Ein swickeln enifiandene erst blasse unsd dann wieder wide III-sung lonnte ich ihr leicht verständlich machen, daß durch den W das Blni aus dem Finger getrieben und dieser dadurch dünner gen-W sei. M sie imsth war, blieben meine Gedanken noch lange her cdiesern Vorgange haften, während ich spielend nicht nur den ssivirnsfadem sondern auch einen Kautschulsaden in verfchiedenen Richtungen wnt meine Finger wickelte, auch die Beobachtung machte, daß bei wiederholter Ums-viel lung des letztern an derselben Stelle die einischniirmde Wirkung sich sehr unan gukehm steigerte. Nachts triiurnte ich werter davon. Als ich aber am (an der-n) Morgen erwachte, stand plöylich vor meinem inneren Auge der fertige Gedanke: Du mußt fortan vor jeder Operation das Blut aus dem Gliede herausdrängen und es nicht wieder ein treten lassen- bis die Operation been det ist« Dann schweifien meine Gedan ten in die Zubunft, und ich malte mir die vielen und schwierigen Fälle aus, in denen sdas Verfahren zur Anwen dusng kommen und seine segensreiche Wirbung entfalten könnte. Jch war darüber fehr glücklich, machte gleich an demselben Tage eine Nelrotomie, dann in den nächsten Tagen eine Exartieula tion der Hand und mehrere Ausschn bungen cariiiser Knochen, alles ohne Bluwevlnst, ten-d war jedes-mal er staunt, wie sehr Viel leichter sich diese Operationen unter Anwendung des neuen Verfahrens ausführen ließen, als sonst.« Dann plauderie Dr. Esmarch in launiger Weise darüber, wie seine Er findung auch die drei Stadien. welche jede Erfindung durchmachen müsse, durchgemacht habe, 1. ldas Stwdiurn der Gleichgiltigieit, 2. das :der Nega tion, Z. das der Vrirorsitätsstreitigs leiten und wie, nach Uebertwindung al ler Schwierigkeiten seine Methode Ge meingut der Aerztewelt geworden sei. Das Verfahren bezwecke zweierlei: 1. das Blut aus den Gefäß-en sdes zu ove rirenden Körpertheils herausmdriim nen, 2.«die Rückkehr des Blutes bis zur Beendigung der Operation zu verhin dern. Fiir den erlten Zweck wird die Unwicklung der Glieder rnit einem Kautschulschlauch vorgenommen oder, wo das nicht angängig ili, das zu ove rirende Glied so lange senkrecht in idie Höhe gehn-den« bis es deutlich klar ge worden ili. Fiir sden zweiten Zweck wird ein Schnürgurt angelegt. OOO « LisHtingitsliang bei Bismant. Ueber den Besuch, welchen China’s bedeutendster Staatsmansn am 25. Juni von Berlin aus Deutschlands größtem Staatsmann in Friedrichs ruh abstattete, werden noch folgende Einzelheiten gemeldet: Es war vorauszusehen, daß Li hung-C-hang von dem Alt-Reichstanz ler mit dessen fast sprichwörtlich ge wordener Liebenswiirdigteit nnd Gast freundschaft empfangen werden würde, und in ver That kann sftch der Abge sandte des Reiches der Mitte über die Aufnahme, die ihm von dem Gründer des neuen deutschen Reiches zu Theil wurde, nicht beklagen. Bismsarch der seinem Gaste zu Ehren die Kürassirunifokm angelegt hatte, empfing ihn mit den Worten: er fühle »sich hochgeehrt, C-hina·s berühmtesten Staatsamnn begrüßen zu können ,,Wir hat-ein« sagte Bismatck während der Unterhaltung »Beide unseren her ren geholfen, ein großes Land zu re gieren." Worauf Li-Hung-Chang in wehmäthigem Tone erwiderte: »Es-der ich mit weniger Erfolg als Ew. Durch laucht; ich habe nur China, Ew. Durch-« laucht dagegen haben ider ganzen Welt »Gutes gethan.« i Jm Laufe des Gen-rachs- wandte »sich Bismarck on den gleichfalls anwe isenden Oberst Hanneien, der als ehe Emaliger Organisator chinesischer Land iund Schissötruppen so schwere Erfah jrungen im chinesisch-japanischen Krie kge gemacht hat. Indem Bismarct aus Idie Erlebnisse Hannelen’s während der kitatastrophe des chinesischen Kriegs schisses »Kow-Sing'«, welches Ende »Juli1894 von den Japanern in den Grund gebohrt wurde,-anspielte, sagte er in seiner jovialen Weise: »Der Herr iOberst haben in China eine böse Was Esersahrt gehabt!« Ha-nneten, der sich zoon dem untergehenden Schiff durch iSchwimmen rettete, nahm den Scherz Zvergniigter anf, wie er gemeint war. j Unter den zu der Empfangsseiek Ge- » ladenen besansd sich auch der Maler Cranach, ein Nachtomme von Lukas Cranach, dem Maler des deutschen Nesormationszeitalterö· Ihm sagte Bismant: er möge in seinem künstleri schen Streben riistig fortfahren, da die Führung eines großen Namens die Verpflichtung auferlege, Großes her vorzubringen Zum Schluß begleitete der greise Altlonzler seinen chinesischen Besucher, dem man- bekanntlich, um ihn beson ders zu ehren, den Beinnmen des »chi nesischen Bismant« ge ben hat, bis an den Wagen. wosel sich die schei dean Staatsmiinner herzlich vie hände schüttelten.