c 7 wahrem Schrecken sah ich Dich diesem Heuchler verfallen. Wende Dich nicht ab, Jlta — und lasse die bitteren Thriinen nicht Deine Augen verdunteln, wenn Du diese Zet len liesest — Du hast ja so schwer Dein Vertrauen gediißt. Zu eben der Zeit, als Du mir Deine Liebe zu Milan von Paschedow gestan deft. hatte ich mich eines Abends aus der Jagd verspätet. »Die Nacht brach plötzlich herein, und schwere, schwarze Gewittertvolten zogen, tiefhängend, iiber den Wald und die Berge. Ich befand mich auf meinem Grunsd und Boden nnd kannte genau die Um gebung Noch den Waldpfad hinab, und ich mußte an der Wildschlucht sein, in der sich eine Höhle befand Dort konnte ich den Aufgang des Mondes erwarten. Noch war ich nicht unten, als der Orkan und das Gewitter zu toben ·be gonnen. Da war mir plöylich als tsne in den Aus-ruht der Elemente der schritle Ton einer Geige hinein. Erstaunt blieb ich stehen und lauschte. Mich an Baumstämmen und Buschwert haltend, gelangte ich in die Schlucht. Die lu-f stigen Klänge der Geige führten mich bald in die Nähe der Höhle. Ein son derbares Schauspiel zeigte sich mir: Auf einem hoch aufgerichteten Fasse im hintergrunde des Baumes, den dlendende Kieniaaeln erleuchteten, stand ein alter Zigeuner, mit dem Fie delbogen mächtig seine Geige bearbei tend. Um ihn bar tanzten jubelnd wilde Gestalten, Männer und Weiber — während ein Dutzend halbnackter Kin der sich, an der Erde liegend, seitwärts um einen Kessel schaarte, den eine alte Frau bediente. Der Hunger und die Erwartung sah aus ihren listigen Au gen. Yeicht itveit vom Eingang aver, vom Kienspan grell beleuchtet, stand einsam sund von den Anderen unbeachtet ein Mädchen —- grofz, schlank und von seltener Schönheit Der Teint, ob wohl noch dunkel genug, war denoch heller als der ihrer iigyptifchen Genos fen, aufgelöst fiel das üppige, lange Haar übe-r den Rücken hinab. Was mich in tiefster Seele bewegte, war der trostlose Ausdruck, mit dem diese merkwürdigen brennenden Au gen in den vvn Blitzen zerrissenen Nachthimmel schauten. Was mochte in sdiesem jungen, zu allen Freuden des Daseins geschaffenen Wesen vorgehe-it Nachdem ich eine gute Weile die lar menden Seenen in der Evdhöhle be obachtet hatte, tündigte ich mit der mir nothwendig erscheinenden Vorsicht den Zigeuner-n meine Anwesenheit an, in dem ich mich etwas vom Eingang der Srdhödle entfernte, und irgend einen Renten rief Sie hörten mich endlich. Vonfichtig und mißtrauisch tamsen lsie näher »- da see jedoch einen einzelnen Mann sahen, wurde ich gastfreundlich empfangen. Nahrung Feuer unsd ein Lager erhielt ich bald und Cardovilla —- so nannte man »das schöne Mädchen, brachte mir einen warmen Nachttrunt und ließ kein Auge von mir. Jm Morgengraum suchten meine um mich desovgten Leute den Forst ab. Als ich von »der Zigeunerbande mich verabschieden wollte, bettelte Pettytarv, ilyr Anführer, um hundert Sachen aus einmal. Der schönen Cordvvilla zu Setzt-e versprach ich, Mancharlei zu sen Sie und ein Begleiter tamrn Abends aufs Schloß und holten »das Zuge fagte. Jhre teuchtenden halsbverschlei erten Augen entflammten heiße Liebes sehnsucht in meiner Brust. Die Bande blieb in der Höhle und ich fand bald Selegenkheit, Cardovilla da unsd dort disk-zisch zis- sie-p »Ich liebe Dich, —-- heiß und innigJ Abgvtt meiner Seele« s— so tagte mit-; das Mädchen —- »ach, könnte ich meiner I Umgebung entfliehen. Meine Mutter? war ein gestohlenes Pattbzietlind, und» ich selbst hasse diese toll-den Gesellen, die; mehr zu fürchten sind, als Du ahnst. —: Wisse, man hat mich dem Den-iu, Ei nem der Band-e, zum Weibe verspro chen! Weigere ich mich, wird es mein? Tod seini« ! Mit dem Küssen zärtlichstet Liebe! beruhigte ich vie Gedugsngte. Wi: ver-; obre-deleti, daß ich mit Carvovilla ent fliehen. und sie zu meinem rechtmäßi gen Weibe machen wolle. Den St. Stefanstag, wenn Alle im wüsten Tau mel sich drehen würden, hatten wir für die Flucht ausersehen Ich erinnere mich-der seltsam fragen den Blicke, mit denen Du, geliebte Schwester meine zunehmende Unruhe betrachte-kein Am andern M suchte ich die Bande aus« Jch hatte sdie Absicht, Pet tyfaw sei-n Gntelkintn Ladentisch te geltecht obsolet-Mem In ver Dshle bot Hch mit ein häßlicher Anblick: Männer . und Frauen völlig berauscht, und unter ihnen Milan von Poschedcs.v, der mit roher Gewalt Liesbtosunsgen von Car : dooilla erprefsen wollte. Der Zorn unsd die Eifersucht ver liehen mir Riesenträftr. sJch packte den, der meiner teuschen Schwester Liebe be saß und warf ihn in weitem Bogen aus der Höhle. Knirschend vor Wuth kroch er davon. »Das gedenst ich Dir!« fchr e er und ballte mir drohend die Faust. Als sämmtliche Bewohner der Höhle in tiefern Schlummer lagen, schlichen wir davon. Jch Kerl-arg Cardovilla im kleinen Pavillon des wPartes zu wel chem nur ich den Schlüssel besaß. Jn fieberlyaften Eile traf ich alle Anstalten zur Flucht Ein Reisewagen, tden ein vertrauter Diener lenkte, stand bereit. Mit dem frühesten Morgen lief ich hinunter in den Part. Einer Ohn macht nahe, taumelie ich zurück. Die Thür des Paoillons war eingeschlagen — das Häuschen leer. Als habe er mein Kommen hier er wartet, so fah ich Milan von Pofche sduw an der Partmauer vorüberreiten. »Das Vögelchen ist aus-geflogen!" Er lachte scharf und gellend auf und lgab seinem Pferde die Sporen, daß es davon flog. Wie rasend stürzte ich zur Wildschlucht —- —— die Zigeunerbande; Iwar fort — von Cardovilla leine; sSpun T Wie ein Wahnwitziger durchsuchte ich lmeilenweii die Gegend! Denn daß man Cardotvilla gewaltsam davonge schleppt, und der elende rachsüchtige Milan die Hand dazu geboten, war bei mit zur Ueberzeugung geworden. In qualivollster Stimmung durchlebie ich so drei Tage. I « Die Buchse im Urm. »das Mener zur Seite, wanderte ich am vierten Morgen in den goldenen Sonnenschein hinaus. Da ssiel mein Blick auf die in den Sand : am Rande des Waldbaches deutlich ge- i drückte Fährte eines Hirsches, und ne ben dieser Fährte sah ich die sest in« den vom Regen nassen Sand gepreßten Fußtapsen nackter Mensschmfüße. Das schien mir seltsam. Der Jäger erwachte in mir, und ich verfolgte diei Fahrt-, hager-tun hegt-wo —- plötzrich,1 keine hundert Schritt von mir entfernt,J sah ich einen starken, großen Sehnen-den s dessen Geweiw ssich ins eine Gruppe Krummholz ver-sangen hatte. « Er lag mehr, als er stantd, und ans! seinem Rücken —- groszer Gott! —- der blutige, zerschundene Leichnam meiner Cardovilla. Die Unmenschen, Bettv lary unsd Genossen, hatten mit starken Stricken die Abtriinnige ihres Stam mes an das gesangene nnd wieder in den Wald gesagte Thier gefesselt. Eine tiefe Ohnmacht umnachtete meine Sinne. - · . Als ich wieder zu mir lam, lag ider Hirsch halb verendet noch aus derselben? Stelle. Jch zog mein Messer und gab ihm den Fang. Aus dem kleinen Dorflirchhose habe ich Cardovilla unter weißen Rosenhü schen begraben. Kein anderes Weib wird mehr an ihre Stelle treten Daß ich Milan von Poschesdow dann gefordert und ihm den linlen Arm zer-; schmettert habe, das ist Oir betannt.j Sein Besitzthum gerieth unter den» Hammer; um sich vor sder Armuth zu» retten, heirathete er eine alte, reiche Ba jarin. Als-Du plötzlich in’5 Kloster zurück slohest, meine Schwester, blieb mir nicht Zeit, Dir meinen Schmerz und das erlebte Leid «an31wertrauen. Jch sthue es nun, nach vielen Jahren· Jch iweisz, meine Jlla —- Du verstehst und sbetlagst mich tief. Das Leben hat siir uns Beide, Dich unld mich, nur Dornen Und Disteln ge habt. Mit innigem Kasse Dein Bruder Egon.« —- —— Jn sdiaser stürmischen Nacht mochte ich teine Alten mehr lesen. »Am Nachmittag des nächsten Tages tasm Graf GnertnasnXelllmassy von sei ner Busdaitester Reise zurück Er glich nur noch dem Nest-hatten sei nes Jugendbildes, das ich im Speise zimmer gesehen: die Gestalt von hohem, schlarften Wachse, ein« bleichestesichh langen Idunstlen Vollbart und zwin aensde Auge-n —- aber mit einem ganz besonderen Stich in’s Trostlose. -....-. ....... , .«..·.,. Die Katastrophe auf dem Cho dynfki. Zu der entsetzlichen Katastrophe auf dem Chodynssti-Felde, die so futchkbar unerwartet ihren Schatten auf den Glanz der Krönungsfesklichteiten warf, entnehmen wir den ausführlicheren Be tichten der Restdenzblättek und der Moskauer Presse nachstehende Daten, die einen Gefammtblick über den Ort des Voltsestes und die näheren Um stände der Ratsstropthe gestatte-m Wie daraus zu ersehen.ist, sbefand sich der für das Vobtsfkst bestimmte Theil des ChodynstäsFetdes ungefähr gegenüber dem WiiWalaiQ in dem das I Kaiservaar vor dem feierlich-en Krön Angs- Einzug abgestiegen war; der Feitplatz umsosyte einen Flächenrazi m von 25, 000 Quadrai-Faden unid wurde aus der einen Seite von der Weins-darg Mosåtauev Chaussee, liwts von dem Platz der ehemaligen Ansstellung von 1882 und aus der den bei den anderen Seit-en von den unabsehbaren Rassenle chen sdes riesigen Cshodynsli-Feldes »be grenzt. Das sC«hodynssti-Feld, das hinter dem Tswerschen Thor (Tiverstia ja Sastawa) beginnt, ist ans der Seite der Petersburg-Mostauer-·Ehaussee von ein-er Reihe soon Landhäusern einge säumt, welchen rsich sodann der große Petrow’sli-Parl anschließt; im Süden wird das Feld von dem Verbindung-s zsweig der Petersdurger und Smolens tet Eisenbahn abgeschlossen und zwi schen diesem und dem Palais liegt der Ren«nplatz und (l)art an der Chaussee) der Platz der Aussiellung von 1882. Das Cshodynsti-Feld dient im Sommer als Lagerplatz und Manöverseld fiir die gesammten Truppen des Moskauer Militärbezirts und danach kann man seine Größe beurtkyeilem Das Feld stellt teine glatte Ebene dar; nament lich die zu Chaussee unsd zum Festplatz näher belegenen Theile des Feldes sind von Gräben und Kanälen und förm lichen Schluchten durchzogen. Eine dieser Schluchten war auch die unmit telbare Ursache der großen Katastrophe. Dieser Vertiefung ist ca, 10——20 Fa den breit und zog tsich ins-einer Entset nusng von etwa 30 Faden svosn der Um ziiunung des Festplatzes quer üsber das Feld hin, aus dem die Volksmassen -hierandrängten. Es ist möglich, daß diese Schlucht die 2 Faden ties ist, noch ,aus dem Jahre 1775 stammt, wo gerade lin derselben Gegend des Choydski-Fel- " Fdes die Feier des Fruedensschlusses mit den Türken (Kutschum- Kaisknardsch HFriedem mit einem kolossalen Volks seste begangen wurde. Wie die Histori ter berichten. waren damals auf Cho .dnns7ti-Felde riesige Teiche und KanäleT gegraben, die das Schwarze und das Asoiosche Meer darzustellen hatten und; auf welchem Schiffe, Festungen etc. zu sehen waren; es wurden hier -v:«rschie dene Momente aus dem eben beendig ien tiirtiichen Kriege veransschaulicht Vielleicht stammt die Schlucht, von der in den letzten 1.lnalücls-Botschasten die IRede ist, noch aus jenen Zeiten. : Das Volk hatte sich bereits am Frei ziag Abend zu dem Fest, das am Sonn labend urn JOUhr beginnen sollte,arnfges: Imacht. Von allen Enden der Sattt und Ider Umgebung, aus allen benachbarten FIabrilen und Dörsern zogen die Mas sen in di chten Schaaren, alle Cbausseen und Landwegse überschwemmend, auf das Feld und Hunderttausende ver bracht-en die Nacht mit Weib und Kind im Freien. Das ganze riesige Feld war ein Lagerplatz geworden, »aus dem Iunzahlige Feldfeuer brannten; von Iallen Seiten ertönte Gesang, Harmo nita -Spiel, Gelächter und heiteres Po Itnliren tm Grünen Dieses Vollslager iumgab von brei Seiten den eigentlichen ’Festplatz, der natürlich gesperrt war und erst um 10 Uhr Morgens geöjjnet Hverden sollte. I Der Fest-plus umfaßt genau 25,000 sQuadrahFaden und uvar mit zahlrei chen zum T«hei«l sehr hübschen- und effekt vollen Gebäuden bedeckt An der Pe tersburg-Moslauer Chausssee war dem lPetrowtstisPalais gegenüber der tat serlichesPavillan errichtet, ein wunder hübscher, im altrussischen Stil gehalte nerzweistöckiger Holzbau mit einem Kuppeldach und seiner breiten, husbschen Estrade im zweiten Stock. Von dieser Estrade aus schaute das Kaiserpaar mit seinen Gästen dem Vollsfeste zu Rechts und lints ivom Kaiser-Padillon erhoben sich szwei Tridünen mit je 400 resenvirten Plätzen sür die iibrigenf Gäste und weitevhin zogen sich zwei rie-j sstge Tridiinen mit je 4300 Plätzen fiir das Publikum Diese Plätze wurden verkauft Eine Log-e kostete hier 25» bis 40 Nubel, ein Platz hinter den Lo gen 10 RubeL weiter hin-Auf 2 bis 5 Rubei. Durch diese Trisbünen wurde der Festutatz an der ganz-en Linie der Chaussee abgeschlossen An der linslen und an der rechten Seitenlinie des Fest platzes zogen Jsich die Reihen der soge nannten Buffetts hin, und zwar an der linten, zur Stadt näher gelegenen Seite Buffets für das Volk, das aus den und an der entgegengesetzten Seite 50 Bufsetss für das Volk, das aus den umliegenden Dörfern und Fabriten heranziehen aviirdr. Diese Buffets wa ren start gebaute hölzerne lBudcm in welchem dte sitt das Vol-i bestimmten tleinen Bündel mit der Festmahlzeit ausgestapelt lagen. Zwischen den Bu den befanden ssich die Eingänge zu dem Festplay und aus den Buben-Oeffnun aan ersielt jeder Msirende das Ge schenk. Alle Baden befanden sich auf beiden Seiten unter gemeinsamem Dach. Was die viel-begehrten Bündel anbetrtsst, so bestanden lsie aus einem bannt-vaenn- faudigan Tuch, das in H der Mitte mit der Abbildung des Krean unsd an den vier Ecken mit dem Reichs wavpens verziert war; in dieses Tuch war ein Weißbrod (1 Psunsd), z Pfund Wurst, Z Pfund Nüsse und Konsett in Extra-Bitten mit dem kaiserliche-n Mo n«ogramn1, ein großer feffersluchen und ein sehr bübisch-er etallbecher mit Grimme-Schmuck in drei Farben einge bunden; in jedem Bündel befand sich noch eine kleine Broschüre mit dem Programm des Festes wnd der Vorstel lungen. Jeder Gast erhielt außer dem Bündel noch eine Flasche Bier oder Meth nach Wunsch, die er sich an einer unabsehbar langen Kette der Bier- unsd M«eth-Busfets holen konnte. Diese Bier- und ITtltetlHBussets schlossen den Festplatz von der vierten Seite asb. Auf dem Festplatz selbst erhoben »sich dier schön gebe-MS elegante Theater mit offen-en Bühnen, -wo ununterbrochen Vorstellungen gegeben wurden, ein rie siger Ei rcus in der Mitte mehrere Klet terstanaen und zahllose Karussels, Or chester-Gnaden u s. w. i bannte, Um 4 Uhr Morgens war bereits auif dem C«hodrynsti-«Fel"de Alles aqu den Beinen und nun begannen die Hundert tausende zum Festplatz chin svorzaedrim gen. Je näher die Massen kamen, desto dichter wurden die «Schaaren, und bald begann das unbeschreibliche, entsesliche Gedränge. »Es war namentlich furcht bar auf der linken Seite von den 100Buffets H ter spielte sich denn auch Idie beispiellosse Katastrophe a-b. Sie Ipcustsirte zwischen 6 und 7 Uhr Morgens. Kopf an Kopf, in fürchterlich-er Hitze, entsetzlich drängend, sriictten die Hun derttausende sheran unId nun mußten sie c. 30 Faden von der Buden-Reihe ent fernt, die bereits erwähnte zwei Faden tiefe Schlucht passiren Wer hier fiel, wurde sofort non »den Nachdrängsenden unter die Füße getreten-—und die Men schen fielen hier zu Hundert-en! Von der 23. Bude befand sich zudem in der Schlucht noch »ein tiefer breiter Brun nen, der mit einigen Brettern zugse deckt war, diejedoch bald eingedrückt wur-.den ! Dieser Unaliicksbrunnen wurde das» Grab von 28 Menschen; zwei der Un-J glücklichen wurden noch lebendig her-·l ausgezogen, saber in Grauen erregendem « Zustande. Viel-e stürzten übrigens nicht nur von den Adhängesn der Schlucht,; sondern wurden in dem bierstiinsdigen Gedränge ohnmächtig; ssie war-en ret-; tungslos sverloren. Arn meist-en sind Frauen und Kinder verungtiictt; aber auch baumlange, kräftige Männer fan den in der entsetzlichen Enge den Tod. Es kamen auch Fälle ganz wunderbar-er Rettung bor. So waren z. B. Mann und Frau an einer Stelle zu Tode er drückt und unter idie Füße getreten,’ während ihr ivierjiihriges Töchtsercheti auf den Köpf-en und Schultern der Masse über die gesihrlichste Stelle hin wegtam und unverletzt aedliseben ist! »An den meisten Leichen ist der Erstick ungstod zu tonstatiren. Die Leichen wurden später, als gegen 8 Uhr die Po lizei wieder Ordnuna geschafft hatte, auf den benachbarten Waaanlsii-3’fried hof übersü-,hrt wohin Tausende des Vobkes szoasen, um Verwandte und Be dke vermißt wurden, auszu ksuchen Unmittelbar svor den IBuben rnit denE Bündeln spielte lsich ein-e neue Kam-! strophe ab, Die zum Glück nicht so furcht-»« date Dimensionen annahm, aber gleich falls tvielen Hunderten das Leben ko-« stere. Wie die »Pet. Gas« schreibt, pas strte diese Zweit-e Kataltropkke nur, weil sdie Beamten, welche die Bündel zu ver theilen thattem Unter dem furchtbaren Ansturni der Volks-messen nnd um die Stauungen zu verhüten, die Bündel nicht nur den Nächststehenden einstweil etn, sondern in die Massen hineinzu wersen begannen. Das Voll beganni sich um die fliegenden Bündel zu reißen,l ;Vie1e bückten sich, Hm ein-Bündel auszu-; Ishebem wurden uns-gestoßen und nieder--i zgetretem und so bildeten sich schließlichs Haufen von Leichen . . .. Gegen 8 Uhr gelang eö schließlich, Ordnung zu schaffen, und in oern Volk selbst trat Der Rückschlag ein. Die Gier war verraucht und zude. hatte die Botschaft von dem entsetzlichen Unglück bereits die ganzeMasse vuvchflogen und nun machte sich Alles an die Rettung! der Verlsetzten und an die Biergung der· Leichen. Bis zum Nachmittage zogen Sanitäts-Militär-Fnshren und Feuer wehr-Wagen mit Berg-en von Leichen» gom Fest-platzt zu dem Waganiki-Fried of. Bemerkenswerth ist es, nach der «Pet. Gas.«, daß die ganze Katastrophe nur auf einem sehr beschränkten Raum, nicht auf der ganzen sLinie der Buben paslsirte Sie spielte sich hauptsächlich um den Brunnen vor der 28. Bude in der erwähnten- Schlucht ab; hier kamen ins kaum 15 Minuten Hunderte um« während einige Faden weiter nur ein mäßiges Gedränge herrscht-e und kein Unglücksfall passirt ist. Die Kunst- einen Gläubiger los zuwerden. »Klein-e Künste« sbetitselt sich eine Plauderei im Neuen ,,«»Psest«er Journal«, die den« kaum norhmendigsen Nachweis führt, daß die Frau in gewissen Fines sen des Lebens dem Manne überlegen s.i, und u. A. folgende Episwde zum Besten giebt: Wie eine Frau ohne alle Vorstudien Gläubiger abzufertigen versteht, wird ein Mann niemals zu lStsna de bringen. Bei einer schönen ,und eleganten Dame meiner Bekannt schaft hatt-e ich einmal Gelegenheit, eine interessante tleine Scene zu beobachten. Wir führten gerade eine sehr unter-halt »liche Diskufsiom als das Stubenmäd chen eintrat. »Was giebt ess« fragte die Fr-au. ,, Der Wieinshändler ist da —,,Schicken sSie ihn sort!« —- »Nicht möglich Ersfagt, er sei schon sviermal hier gewesen und gehe nicht fort, bis. — »Gut, lassen Sie ihn sei«n-tvet.en.« Ein kleiner, dicker Mann mit turzgeschorenem lHaupte, stark ge röthetem Gesichte und wüthigen Blicken, eine Rechnung in der Hand, betrat das Gern-ach. ; Die-Dame erhob sich nicht vorn Sitze. «,,«Ach, Siesmd es, lieber Herr . . . . Gut, daß Sie kommen, da brauche ich nicht hinüber zu schicken. Der Arzt hat mir nämlich guten, alten Vordeaux ver schrieben, haben Sise so etwas auf dem »Lager?« s »Ich shätte schon, aber —« , ; »Gut, so schicken Sie mir zur Probe Zwölf Flaschem Und was ist denn mit unsere-r Rechnung? Warum schicken Sie uns nicht die Rechnung?« »Ich war-schon svisermal hier -——« »Ich habe teineRechnung zu Gesichte bekommen-. Apropos, wer war die hüb sche jun-ge«Darn-e, mit der wir Sie jüngst gesehen hab-ens« »Meine Braut —« »Ah, Ihre Braut! Da haben Sie wirklich einen guten Geschmack bekun det! Ein reizen-des Mädchen, so ssittsam und so bescheiden! IDas ist recht, daß Sie heirathen. »Er-it jüngst tadelte es eine meiner Freundinnen, daß sein se scher Mann, wie Sie, ledig-bleiben will. Ganz in der Ordnung, daß Sie auch Jshre Meisterin gefunden haben. Sie werd-en uns doch Jhre Frau vorstel len?« »Wenn Sie wünschen . . . . aber darf ich nun bitten —- die Rechnung!« »Ab, die Rechnung! Jch werde sie durchsehen —« · »Ich brauche das-Geld sehr nöthig-« »Sie brauchen das Geld, Sie Anm siserl Geh-en die Geschäfte so schlecht?« »Das gerade nicht, doch —« »So hat es ja bis zum Ersten Zeit. Oder besser, wir lassen die Sache bis zum Halbjahresschluß. Und wenn Jchr Bordeaux wirklich gut ifi, so können Sie mir zwei Dutzend Flaschen schicken. Griißen Sie mir Ihre Braut!« »Wo sind wir g-eblicben?« fragte die Dame, als sich der Weinshändler darauf etwas verlegen und ärgerlich, doch unter Bücllingen entfernt hatte. »Sie glau ben also, daß man Bourget nur ver steht, wen-n . . . .« Nun zeiae mir » iner einen Mann, der fähig wäre, einen erbosten Gläubi ger so unbefangen, grsaziös, gutlaunig nnd gründlich abzuthuin, wie diese Dame, die nach der stören-den Espisode sofort wieder mit aller Frische des Gei stes die Diskusision ·ii-ber »die heiklen Stellen des Bourget aufnahm· Batnnin und Nikolaus-. Jin dem jüngst veröffentlicht-en so zial-politischen Vriesroechsel Michael Vatuininks mit Alex-ander Herzen und Ogsarjotv (6. Band »der Biibliotihsek rus ssicher sTsenkiviirdigsteitem Stuttgart, Cotta) ist auch ein Brief Batunin’s vom 8.1Deszember 1860 aus Jrkutsk abge druckt, in welchem der russische Revolu iionsär seine iErtliebnisse in der Peter Vsaul’s-Fest·.1ng und in Schlüsselburg, sowie seine merkwürdig-en Beziehungen ,zu Kaiser Nikolaus l· schildert. — Nach dem DressdnerAufstande im Mai 1849, bei welchem der russsische Ver schwörer eine sehr hervorragende Rolle gespielt hatte, wurde er ergriffen und Isaß danin idem August dieses Jahres Tibis zum Oktober 1850 zunächst auf dem Königstein, später in Prag und Olmütz iin sehe sschrverer Kerkerhaft, bis its-n die österreichische Regierung-, nachdem sie ihn zum Tode verurtheilt -iyatte, der russischen auSlieserte. »Im Mai 1851: wurde ich nach Rußland in die Peter ·Paul’s-Fsestung gebracht,« schreibt iBsatuniin in dem angeführten Briefe, ,on ich drei Jahre verbrachte. Etwa Zwei Monate nach meiner Ankunft er schien Obei mir Gras Orlow im Namen des Kaisers: »Da Kaiser bat mich zu Ihnen geschickt und smir aus-getragen, Jshnen Folgendes zu sagen: »Sage ihm, daß ee mir wie ein geistlicher Sohn an seine-n aeistlichen Vater schreiben soll« —- wollen sSie also schreiben?« Jch dachte etwas nach und süberlegte, daß ich bei ösentlicher Gerichtsverhandlung meiner Rolle bis zu Ende treu bleiben müßte ; aber szwischen vier Wänden. in der Gewalt ein-es Bären, dürfe ich, ohne mich zu schämen, 1die Formen milo dern, unsd daher ersuchte ich um einett Monat Frist, willigte dann ein unsd vevcs faßte in der That ein-e sArt Beichte, ein« wa in der Art boin Dichtung und Wahre heit. Meine Handlungen warens übri gens so offene, daß ich nichts zuber jhehlen brauchte. i Nach-dem ich dem Kaiser in gebühren den Aus-drücken fiir seine leutselige Auf merksamkeit gedanslt, fügte ich hin-zu ,,Majestät, Sie wollen, daß ich Ihn-en meine Beichte niederschreibe, gut, ich werde isie schreiben, aber Sie wissen doch, daß bei einer Beichte Niemand fiir fremde Sünde-n Buße thun muß. Nach meinem Schiffbruch-e blieb mir nsur ein Schatz, die iEhre usnd das Bewußtsein, »daß ich Niemand ver-rathen, vder mir vertraut hatte, und daher will ich Nie mand bei Namen nen-n«en.« Darauf schildert-e ich ihm mit einigen Ausnah men mein ganzes Leben im Ausla«nsde, mit allen Plänen, Eindrücken und Ge fühlen, wobei es nicht ohne Iviele be ilsehrende Bemerkung-en über seine innere usnd äußere Politik abg-ing. — Mein Brief, erstens im Bewußtsein meiner scheinbar aussichtslosen Lage und zwei tens in Anbetracht des energischen Eiha rakters N»ikolai’s tberfaß-t, 'war sehr ent schieden unld kühn, unld eben darusm ge fiel er ihm. Und wenn ich ihm wirklich für etwas dankbar bin, so ist es dafür, daß ier nach Empfang meines Schrei bens imir keine Fragen mehr stellt-M Nach Herzen, sagte Nikolaus, nach dem er Batunin’s Bericht gelesen: »Er ist ein kluger, braiber Kerl, aber ein ge fährlicher Mensch, man muß ihn hinter Schloß und Riegel halten« Backunsisn fährt sdann in seinem Briefe über seine fern-even Schicksale fort: ,,Nachdem ich drei Jahre in der Peter IPaul’s-iFest-un.g zugebracht, wurde ich bei Beginn des Krieges im Jahre 1854 nach Schüsselburg gebracht, wo ich !wei tere drei Jahr-e saß. »Ich bekam den Musn dbrsasn-d, unsd alle sZähnse fiel-en lmir aus. Schrecklich ist die lebenslängliche Gefangenschaft, das Leben ohne Ziel, ohne-Hoffnung ohne Jntersse hin-schlep pen zu müssen! Sich täglich sagen zu müssen: »Heute bin ich dummer ge worden, und morgen werde ich noch mehr «verdu"msmsen!« Wegen des schreck lichen Zahnschmerszes der wochenlang anhielt und wenigstenszwieimsal ism Mo nat w-Eederkehrte, konnte ich weder bei Ta gnoch bei Nacht schlafen, mir-b wasich auch that, was ich auch las, sogar wäh rend des Schlases wurde ich von einem beunruhigenden Schmierzgefiihl in Herz undLeber Von dersixensteegepeinilgk ich sein ein Sklave, todt, Kadasvet Doch verlor ich den Muth nicht; wäre in mir das religiöse Gefühl noch Vorhanden gewesen, so swäre es in der Festung gänzlich sdsernichiet worden. Jch wünsch te nsur Eines: unlversölhnlich und un veräinidiert zu bleiben, ohne resignirt zu wer-den, ohne mich so weit zu ernied rigen, daß ich in irgendwelcher Selbst tiiuschung Trost such-te; ich wünschte nur, bis an mein Ende ganz und voll das heilige Gefühl des Aufruhr-s zu be wahren·«« Beim Tode Nikolaus I. scheint Ba kusnin jedoch einer Selbsttäuschung Trost gesucht zu halben, nämlich in der, daß der neu-e Kaiser ihn bei der Krön ung begnadigen werde. Alexander ll. aber strich Ibei dieser Gelegenheit eigenhändig den Namen des Verschwö res aus der ihm Vorgelsegten Arme-stie liste uind sagte zu sein-er Mutter, die ihn um Begnadigung ihres Sohnes san flehte: »So lange er lebt, Madame wird er niemals frei sein.« Jn diesen Punkte erwies sich sfreilich der Cear all kein auter Prophet. Als er Bakunii die Wahl zwischen fsernerer Festunsgss haft und Ver-bannuna nach Sibiriesn life, zögerte Jener kein-en Augenblick, das Letztere zu wählen, und im Jalhsre 1861 aelang es ihm ohne große Gefahr nnd Mühe, aus seinem ,,ern)-eiterten Kerker«, trie Arnold Ruaze sich aus driickte, zu entkommen. Beißendes Bonmot. »Sag’ mir aufrichtig, wie gefällt Dir mein-e Büste2« »Man ksakm wohl sagen, »Die Büste«, aber nicht »Das sbiste!« . -O—————-—-— Auf dem Wasser. Gr: »Wenn wir nicht im Boote wä ren, würd-e ich Sie küssen!« Sie: ,,Au-gensblicklich fahren Sie mich a(n’s Land, mein Herri« — ————————— M-- —-—--—— Uebereilung. Gast (der aus eine-m Wirthshause hin-ausgeworfen wird): »Ist das eine Pressirerei.. . nicht ein«-mal Zeit hat man, gute Nacht zu sagen!«