H Die Ohrfeige 1. » tin-f Jahre mag es wohl her sein, M die Bewohner der Cansudastraße in »Herr-telan die Bügekwerkstätte Anitas « mtstehens ah en. Dieselbe enthielt außer sehr reinen Fenster-scheiden mit einfacher, grau an MichenerEinsassung und einer läng - n Anzeigetaseh die «dariiber, nach Ort eines Barbierbeckens, hin und her Mmelte und in tläglicher Prospektive tin gemaltes Bügel- und einige Kol weisen zeigte, nichts, was die Aufmert-:J soweit auf sich ziehen konnte. Die M die an dieser Häusserreihe vorbei kamen, gingen hurtig weiter, ohne aus same derartige Anstalt zu achten, ebenso der Wind, der den Haken des Schilde-E nicht einmal knarren lassen wollte That er es dennoch so flohen alle, aus Furcht vor einer Verletzung, erschrocken davon. Vielleicht hätte selbst die Nach « Herrschaft des Hauses nicht von dem Da-? » ", sein der Büglerin gewußt, wenn diese»i «- nicht beeilt hätte, durch die Hand » Nachtwächters Anzeigen vertheilen Zu Tasse-n Nun zwandten die Gewitte tinnen ihre Aufmerksamkeit aus die Be- « Wein des neuen Laden-T »Wer kann sie sein? Woher kommt Heli« fragten diese thue-stehenden Wei-; der durcheinander und schickten ihr « Häuflein Kinder zum Nachforschen MS . . Und von diesem Tage an sah sich die Uglerin zu gewissen Stunden vonj blonden Köpfchen umlagert, die sich an die Scheiben unter die Fenstertreuze drängten und Anita mit neugierigen Blicken Oerschlangem Der Athem der - jugendlichen vStrione trittst-se sbaild das Was Jwährend Anitsa, die die Unaus enerksame spielte, ihnen biigelnd den . Räckrn kehrte und aus diesen Augenblick Umirrte Als sie dann schon nichts mehr als die rosigen Flecken ver Näg chen fest an das Glas gedrückt sah, näherte sie rstch mit Verstellung tippte mit dem Finger aus jedes Näschen und betrachtete gleich daraus durch das zweite Fenster lächelnd die Flucht der Kleinen, die im Fluge dadoneilten und nicht eher stille standen, als Ebis sie sich» in den Rocksalten ihrer Mütter verber gen konnten. Dort berichteten sie dann tvas see gesehen, sund je nach den ver schiedenen Eint-rücken war die Büglerin groß, klein, blond, schwarz, alt, jung, dick, schlantz jeder hatte sie aus seine Weise erschaut und rnan konnte nichts Bestimmtes entnehmen. Jnfvlge dessen singen die ungedul digsten der Nachdarinnen unter irgend einem Born-and an, den Laden selbst zsu umkreisen. Die Scherfterin nebenan lehrte und spritzte sogar in aller Früh höchst eigenhändig vor ihrem Hause aus, noch ehe die Magd zum Vorschein kam. Jhr Fleiß wurde auch belohnt, denn das Fenster öffnete sich, und sie konnte Anita kenn-en lernen. Diese war ein prächtiges Geschsps, gut gebaut und sehr anmuthig; das Gesicht braun und niedlich, schwarz die Haare, die Hände gepflegter als es sonst bei Frauen ihres Standes üblich ist, in ihrem Anzug ge wählt und voll Geschmack, und aus ih rem natürlichen Anstand und dem Aus druck ihres Blickes leuchtete ein gewisser Ernst, der gleichzeitig anzoq und leichte Geister in ihren Grenzen hielt. Anita erwiderte den Gruß mit einem Lächeln, das weder heraussordernd noch iidermüthig war, aber dennoch in seiner ausdrucksvollen Beredssarnteit die Schusterin ihre Neugierde bereuen ließ. »Sie lhat meine Absicht errathen,« dachte ssie. Da aber jenes Lächeln eher nachstchtig als beleidigensd war, so zö gerte die sSchusterin nicht länger, ein Gespräch anzutniipsem um eine Verbin Imnsg herzustellen Am Abend wußten auch bereits sämmtlicheNachbarinnen, daß die Büg lerin sowohl in ihrem Beruf wie in »der Ehe ein Neuling war, daß ssie sich vor gansz kurzer Zeit mit einem braven Jungen, einem Metzgergesellen, verhei rathet hatte, daß sie bis dahin im hause einer Marqsuesa mehr als zehn Jahre gedient, daß sie Anita hieß, ein sehr gutmuthiges Gesicht lhatte und noch gutrrriithigere Worte im Munde führte, sehr häuslich zu sein schien und wenig geneigt, tstile mit Tritsch-Tvat«sch ask-zu ben, kurzusm »ein gang famoses rauenzsimmer!« - Diese Schilderung änderte vie Mienen aller Hörerinnem die bereits auf die neue Nachbarin los gey , noch ehe sie mit ihr zusam me ameri. Nun wußten ste, wie diese in Wirklichkeit geartet war, und daß ssie mhi taum zu ihrer Gilde gehören instit-de thbem gnvann sich Anita in kur zer Zeit nicht mir sdie Zuneigurrg, sm dern die deernng des , ganzen Sie-MIs· Der la- W Um an mit feineren Mars n hatte ihre » iten M ihre Sprechweife Y, Mississi- sie sei-ort- rsch inwen stvart »von Fremden zu beherrschen uns-d allen ihren Bewegungen einen so vor nehmen Anstrich zu geben, wie er den. , Leuten ihres Standes ganz sremd war. TOhne jene gewisse Steifheit, die die Gewohnheit, Befehle zu erhalten, in Dienern und Soldaten zurück läßt, würde sie jeder sfiir eine in ärmere Ver hältnisse gerathene Dame gehalten ha sben. Zuvovtommend, bescheiden, piinlt lich in der Erfüllung ihres Wortes, gab sie niemand Veranlassung zu irgend ei ner Klage Sie stand mit Tagesan bruch aus, ordnete ihre kleine Wohnung, einen Halt-stock wie die Kajiite eines Schiffes-, sstets ewie ein Schmuckkästchen, und wenn sich die meisten anderen Thü ren erst öffneten, stand Anita bereits mit dem Bügeleisen in der hand, das; Wäscheftiick auf dem blank geschmerten Tisch ihres Arbeitszimmers vor sichJ glänzend glatt das Haar, ein gestörttess Krögelchen um den Hals und vor ihrem ; Kleid eine schützende Layschiirze, schim- ; merndtoie acglättetes Papier. Und soj Tag siir Tag, bis die-Stunde des Abendessens lam, bis Lorenzo. ihr Gatte, die Fensterladen schloß und die Thüre versperrte. Das ganze Stadtdiertel bewunderte diesen unausgesedten Arbeitseiser, der stets don einem Lächeln auf den Lippen begleitet iwar usnd von einer unnach ckhmtlichen Flinrheit und Geschicktichleit unterstützt wurde. Wenn eine Nach barin sie besuchte oder spwenn Lorenzo am Nachmittag sich rauchend in einen Winkel setzte, sum mit ihr zu plaudem so hörte Anita zu, scherzte auch manch mal, ließ oft ihr helles Lachen ertönen, other ohne das Auge von der Arbeit zu erheben, stets weiter biigelnd, faltend, störten-d, gehend und kommend, und jene Herrlichkeit von frischer, weißer »Wäsche, unbefleckt wie der Schnee der Gerge in den großen Korb niederk Egend I »Sie plagen sich viel zu sehr," wurde ihr allgemein gesagt. Aber ohne die Warner zu verstehen, fragte ssie freimiitljig: »Warum ?« »Weil Sie so viel arbeiten.« «Ach Gott! weil ich arbeite? . . . es soll nur immer recht, recht viel Arbeit geben.... mit was wär-de ich denn sonst die Zeit verbringen ?« Anita arbeitete, wie die Nachtigall singt, weil ihr das Arbeiten angeboren war, und es stoiirde fiir sie nichts Lang vtveiligeres als die Sonntagnachmittoge gegeben haben, wenn sie see nicht mit ih rem geliebten Lorenzo in irgend einem Theater verbracht hätte. Dort, wenn der Körper ruhte, arbeitete die Sekte, schlug das Herz je nach den Aufregun am der dramatischen Vorgänge. die für Anita immer neu und entzückend waren. Sie weinte nnd lachte und folgte dem Gewebe der Dichtung mit der ganzen Träumerei eines Kindes. L »Wenn weine nicht so viel,« sagte ihr einmal Lorenza. »Das heißt ja nicht T sich unt-erhalten« ,,Doch, Männchen, doch! Freut es Dich denn nicht zu sitt-len, daß Du ein Herz dast? Es giebt ja so viele Men schen auf der Welt, die keines haben. Und dann denkt man: Wenn mir das wider-führe, was jenem armen Weibe wider-fährt . . . nnd ich mir sagen kann, wie glücklich ich bin, und mich darüber freue . . . . nnd dann, dann liebe ich Dich womöglich noch mein-« »Es braucht wohl nicht erst hinzuge sugt zu werden, daß sich das alles aus ein Trauerspiel bezog, in dem die Eifer sucht eine der hauptrollen spielte; und die Eifersucht sroar jenes Gefühl, das in dem herzen Anitas den stärksten Wi derhall san-d. I Lorenzo, der den eigentlichen Sinn der Fvorhergeganzgenen zart-sinnigen Bemer Ytungenseinec Frau nicht recht erfaßte, kwutde durch die letzte Erklärung über Izeugtz und der dramatische Verfasser war absichtslos die Veranlassung, daß das Ehepaar diesen Nachmittag glück -lichek und einiger als je in fein heim zurücktchrie und den Honigmong Mit Vollen Zügen genoß. Anita, anmuthig und schlank, mit ihren Scharlachöhr chen, die sich von der blauen Seide des Kopftuches abhotbem ging Arm in Arm mit diesem lraftfirotzensden jungen Mann, der sie feeudestrahlend führte. Beide glitten leichtfiißig wie die Rehe durch die Menschenmenge, die gleich ih «nen das Theater verließ, und das Pär chen gelangte an sein Haus in der Ca nndasstxaße, ohne nur die Lippen geöff net zu haben, nur sfesi aneinander ge schm-iegt, ohne jemand u sehen, wie eben das Glück einher-Jus reiteen pflegt. Die Rock-darinnen, die in der Bude sdes Schusters start-en spielten, riefen, als sie tfse fo vorübergehn sahen: »Wie glücklich sie de!« »Gott gebe, daß es immer so bleibe!.., wir alle haben damit begonnen!« — Und ein helles Eli-flachen voller Erinne rungen wurde rings im Kreise Erd-an 2. Von der Mvrquefa angefa n, wa ren ei nicht wenige, die sich « r die Wahl Anitas gewundert. Sie, so aller liebst, so ganz Fräulein, Isrch mit einem EMesgekvuvschm zu Dei-heirathen War Eveenzo auch ein ganz guter Junge, so war fein Hand-wert doch ein Zu rohes, um einem so «fein befaiteten Mädchen zu behagen. Aber Anita erwiderte allen, daß es in ihren Augen seine recht schassene Arbeit gäbe, die Unehrenhaf tes in sich Gerge, und sie gar keinen Stand roh finde, wenn er mit Ver ständniß und Mrde ausgeübt wird. Das, was Lorenzo auf seiner Fleisch bansk zurecht machte, das aß die Mar auesa und selbst der König auf feinem Tisch; und übrigens hatte er ja nicht das Abschlachten und Hautabziehen, was immerhin abstoßend sei, zu befor -gen. Sein ganzer Wirkungskreis de schriinste Hsich auf das herausichneiden von Ftlets, Koteletts, sRoftbeefö und so weiter und auf das Fällen der Wag schalen, um deren Jnhalt dann in den Körben der Köchinnen und in den Säcken sder Wsiungem die immer in den Metzgerhden kamen, verschwin den zu lassen. Das, was Eiie suchte, war ein guter Character und Liebe zur Ar beit, und diese beiden Tagen-den konnte Lorenzo nimand absprechen Er war wirklich gut und rechtschaf fen und erfüllte seinen Beruf auf das schien sich eine etwas ungezügelte Natur widerzuspiegelm die vie len kein Vertrauen einflößte, und am wenigsten der Marquefa. Anita dagegen, durch die Ob liegenheiten ihres Dienstes sehr in An spruch genommen, verkehrte zu wenig mit ihm, um ihn gründlich kennen zu lernen. Einigemale in der Metzgerei mit dem Messer in der Hand und einige Sonntaanachmittage, an denen sie auf ihren —Spaziergiiwgen in Barcelona fchon ernstlich von der Hochzeit spra chen, genügten nicht, um einen Charak ter zu durchscheinen Aber Anita war schon fünsundzswan zig Jahre alt, hatte das Dienen satt, fühlte in ihrer reifen Frauenseele die i Sehnsucht nach Unabhängigteit, diesen edlen Trieb, der aus jeder Catalanerin, , die dieses Alter überschritten eine uner iträgliche Dienerin macht, und war schließlich, wie man zu sagen pflegt toll I aufs heirathen ; Klug und ernst ·wie isie war, gesielen ihr auch nur die ernsten, gebräunten kMänner, die einzigen, die sie wirklich männlich und der Liebe werth fand Die Schwächlinge, die Eitlen und die Geckenhaften schienen ihr entsetzlich ent artet und sie wiirdigte sie seines Blickes-. ; »Wenn das Weib in der Ehe eine Stütze Zsuchtf meinte sie e, »so muß es dazu Ziehen daß es eine dauerhafte sei,'« und störperlich betrachtet gwar Lorenzo zwei Esellos ein Muster von strotzender Kraft L Sie hatte ihn auch immer so vor Au sgen, wie sie ihn das erstemal erblickt; dort im Metzgerladen, eine Stufe hiihei als die anderen Leute. die ihn umring I ten und ihn urn seine Dienste baten, hok sich seine umsongreiche Gestalt von der breiten marmornen Fleischbcint ah; der ;Kopf klein Jlilond und geschooren, wie Ejene römische Wüste, die im Solon dei ZMnrqresa stand; die Augen groß unt isunerschrockem die Nase aradlinig Ztnochig und start über einer Lippe die z ohne Schnurr- noch sonstigen Bart Re spelt einfliißtez das Kinn fest unt rund eine große Schürze die ihm dii ihreite Brust bedeckte, die Aerniel bis kzum Ellenbogen ausgeschürzt, die Arme smustuliis und rauh; in der newigen kLinlen eine blutende Ochsenteule, dii T die Rechte mit einem großen Messer von einer Seite zur andern energisch durch "hieb, so sicher und geschickt. naß nie mand on die schreckliche Gefahr einer Bekfttturinelung dachte. Und dann die Reinlichteit dieses Tischest Der feuchte Schrot-man glitt wie eine hiisterne Zunge til-er den Marmor dahin; die Fleisch theile, in weiße Tücher gehüllt, hing-en leuchtet-d von den Nägeln herab; die Werkzeuge waren von blank polirtem Stahl und die Geroichte glänzend wie Gott- War es da nicht natürlich, daß Lorenso nicht genug liesern konnte, trosdein er das Pfund um zwei Caur tos theueer verkaufte-i Andererseits war er, wenn auch et: twaö rauh, sso doch im Sprechen nicht unangenehm, er hatte sogar ganz drols iige Einsälle, die Anita lachen machten, umschukdige Scherze, die sie wahlthuenxd berührten. Einen Fehler entdeckte sie weis an ihm, der sie im ersten Augen sblick erschreckte, ishr jedoch bei späterer Ueberlegeung ganz gut gefiel. Lorenzo war hats-strittig er wollte immer recht behalten; aber selbst in diesen Fällen sprach er nicht viel und wurde niemaig laut; »denn«, sagte er, ins-dem er dabei an die Besuches-innen seines Mehgerlw dens dachte, »die-Lärmnvacherei ist blosz Sache der MU« »Ich weiß nicht. warum ihr LorenZo immer bei mir anschipövzen mllt,« tief Anim, wenn ihr ihre Freundinnen dies bezügbiche Bemerkungen machten Team-is mre et siir mich nur dann. wenn er zu allen Sinn-den Wer Laune und ein rechter Brumnrbiir wäre, aber das ist er durchaus nicht! Im Gegen "theil, ein solcher Feind aller öffentlichen Asuftritte wird sich schon leiten lassen Und wenn sich auch schließkich ein Mann im richtigen Augenblick geltend zu machen weiß, so ist mir kdaö ganz recht. Jch bin ja ohnedies gewohnt, mich un ter-zuordnen, demnach wird er nicht oft Gelegenheit haben, ssich mit mir herum zu zanken. Und wenn es doch idazw kommen sollte, so wer-de ich mich schon zu beherrschen und ihn zu besänftigen wisse-M s Nachdem diese Betrachtungen ge- » macht waren, fand die Verlobung und1 bald darauf auch die Hochzeit statt, und sie richteten sich nun unabhängig in ders Canudastrafze imit einer kleinen Diene- i rin von zwölf Jahren, die die Gänge zu besorgen hatte, ein. Das Bügelunternehmen wurde viel-1 fach besprochen, Stimmen für und gesj gen machten »sich geltend; aber schließq lich sagte doch der eine und andre, es; wäre kein übier Gedanke Denn nurs auf den Steigean Lorengcks zu zählen, war doch eine zu getvagte Sache, und sollt-e sie außer hause arbeiten geden, so wäre ihnen auch nicht viel geholfen. s Aber mit der Hikfe Gottes. der Unter-» stützung der Marquesa und sden großen ; Verbindung-im die dieselbe hatte, konnte » sie da durch das Bügeln nicht sehr gut vorwärts kommen? j Und wirkliich sie täuschte sich nicht. Vom frühen Morgen bis spät in die Nacht mit dem Bügeleisen in der Hand, hatte Isie sbald mehr Arbeit. als sie be wältigen konnte. Doch eben deähsaib war es ein Jammer zu sehen, wie sie sich zu Grunde richtete; und Lorenzo ruhte nicht, ibis sie sich ein paar Gehil sinnen genommen hatte, unter ihnen die Leonor, ebenfalls ein früheres Mädchen der Marquesa, die sich mit einem Schiossergesellen verheirathet hatte, sehr anständig swar und die anderen über wachen tonnte. Denn das einzige Bedenten, das Anita in der Aufnahme tediger Perso nen trug, war die Gefahr, die ihrer Ruhe ais Verliebte Gattin drohte. Das Metzgergetverbebeschöstigte ihren Mann nur während des Vormittags; Mittag war er schon zu hause, ging dann aus kurze Zeit in’s Case und ver-brachte die Nachmittage, da ihm sein Geist nur we nig Nahrung hat und er, als echter Spanier, verdammt wenig Lust zum Lesen ver-spürte, in der Bügetwertstätte oder saß an der Schwelle der Haus thüre, schienterte mit den Füßen uni rasste sich höchstens dazu aus, die Ta gesbliitter, die die Zeitungsträger für Zdie anderen Haushewvhner zurück stießen, nach allen Regeln der Kunst auf zuschneiden So lange Anita allein war, tam es «ihr nicht in den -Sinn, dieses mäßige IGebahren ihres Mannes zu tadeln. Im Gegentheil, es schmeichelte ihr, in sdem ssie seine stete Gegenwart als einen ;ihrer Liebe gezollten Tribut betrachtete, als unschätzharen Triumph ihrer An ziehungstrast, und es iwiirde sie ge schmerzt haben, ihn zu missen. Aber als jetzt auch andere Frauen in’s Haus kamen. und zwar junge, leichtserkige Mädchen, wie so viele durch diese Got tedwelt mit verborgenen Krallen gehen, dabetam sie Angst, daß ihr dieser Mu stergatte verdorben werden könnte. Mit tiefern herzeleid griibette sie mehrere Tage darüber nach, wie sie ihn dieser Gelegenheit, zu ständigen, entreißen könnte. Da sie ihn aber so sehr liebte, wollte sie ihm für alle Fälle eine nicht allzu anstrengende Beschäftigung suchen. Aber die Zeitverging, und ihre wachsende Liebe trug die Schuld. daß Anim, gleich Beete-Ido, der seinen Baum san-d, um sich aufzuhängen, teine passendeglrllzeit srürt Lesenzo entdeckte i Asder die Furcht Anita’s war nichts Zweiter als der Trug-schlug eines eiser -s-iichtige-n Weibes; Lorenzo’ö Sinn Istand nicht nach dieser Seite. Seine lrauhe und harte-Rinde liesz nur das Igroße Feuer nicht durchschimmern, das er für fein Weib un Busen hegte, wel ches er in seiner Weise liebte, wie er Leben alles that, wie ein Wilder. Amta iwar das erste und einzige Weib, an das er bisher gedacht, und es fiel ian gar nicht ein, an ein anderes zu denken Eber drohte ihm von einer ander-n Seite Gefahr. Als ·der Winter kam, bemerkte Antiia, daß er seine Kasseei danssitzungen verlängerte, und als sie der Ursache nachisorschte, erfuhr sie, daß ihn eine besondere Neigung zum Du menksspiel erfaßt hatte. Aus eine leise Andeutung, die ihm Amita hierüber machte, erwiderte er etwas erregt: »Hal teine Angst, ich werde nicht einen Deiner Groschen verlieren. Was soll ich denn mii der Zeit machen? Jst es vielleicht eine Sünde mit einem Freunde nm ein paar Euatos Zu spielen i« Unita schwi und ließ ihn gehen; dochi endet d versenkt-ietzt nut: Jene o r rei zeWt genn dein Steinen Mr alt er den ersten Seht-May da ließ er aus sreiein An l trieb das geringe Laster fahren. Und dieser sonst so unlenk Mensch kann von da asn gleich wiede aus dein Case zurück, stieg die Treppen znm Halbstoel empor, uan während Anita unten mit ihren Mädchen bitgelte, wurde er nicht müde, diesen lleinen Engel, blansd wie er, schön wie seine Mutter, zu betrachten und ihn, swenn es nsoth that, sogar herumzutragen. Die Bügelarbeit hatte inzwischen derart zugenommen, daß schon vier Ar sbeiterinnen nicht mehr genügten und Anita daran dachte, den Nebenladen zu msiethen. Auch Lorenzo wurde der Tagelohn erhöht, turzum alles ain über Ermatten gut. Beide sahen das Haus gedeihen, und mit der Ankunft ihres Söhnchens dachten sie erst recht daran, das begonnene Geschäft fortzu setzen, um ihm eine gute Zukunft zu sichern. Anita nahm sogar manchmal die Nacht zu Hilfe, usm die Arbeit ra scher svonvärts zu bringen und nm die gediigelte Wäsche pünktlich abliefern zu können. Die Piinttlichteit war das Hauptgeheimniß ihres Geichäfters. Um sie stets einzuhalten. arbeitete sie auch, wenn es nöthig war, zu ungewöhnlicher Zeit, nahm neue Gehilfinnen hinzu und duldete leine halben Leistungen. Und dadlrrch erreichte ihre Büaebwerkstätte einen derartigen Rus, daß alle Welt von dem Platze de Junaueras bis zu dem Plane de ka Universidad, von dem Platze de Cataluna bis nach Belen die Wäsche Anita zu bügeln gab. Z. Bald sah ssie sich auch wirtlich genö thigt, den Nachbanladen und die andere Hälfte des Halbstoctes zu »miethen. Wände wurden durchbrochen, um aus zwei Räumen einen einzigen großen Raum Zu schaffen, Verbindungsthiiren arden hergestellt und die Thüre des neuen Laden-s vergittert. Große Gas öfen und Maschinen zum Glattbügeln und Stärten wurden angeschafft, acht neueWehilsinnen ausgenommen und die Arbeit in Abtheilungen gesondert: aus der einen Seite die Bügel-wasche aus der andern die der Maschinen, oben im halt-stock die Faltenheniden, die feine ;Damenwäsche, turzuin das Zarteste »und Mühsamste. I Anita behielt sich »die oberste Leitung, Edie Vertheilung der Wäsche und das Empfangen der Kunden bor; und auch Lorengo hatte schon genug Zerstreuung, indem er allen diesen Vorbereitungen bewohnte Anita verschasste ihm aber auch noch eine andere dauernde Beschäf tigunig Sie betraute ihn mit der Bucheng der eingegangenen und wieder sabgelieferten Sachen; und ließ aus diese liWeise teine Langeweile bei ihn aufkom men, hielt ihn unter eine-m gewissen Zwang und das Geschäft gewann da durch sehr viel. . Lorenzo fühlte sich verpflichtet, das iibertragene Amt gewissenhast zu ers füllen, und thates auch gerne; denn das Geschäft seiner Frau brachte schon vier mal mehr ein als sein eigener Taglohn. Anita war die Seele des Ganzen und verdiente nicht nur, daß man sie bewun derte, sondern daß man ihr auch mit Begeisterung zur Seite stand. Da sie verschiedene Abtheilungen, oben und unten, zu überwachen hatte, tonnte sie nicht überall lihr Auge haben. ohne »sich zu Grunde zu richten. Sie war ohne dies müde genug, wenn das Tag-wert vollbracht war! Und so fing Lorenzo an, obwohl er nicht sehr sedetgervandt war, die Bücher zu führen, und richtete sich zu diesem Zwecke in einer Hinter stube ein. Diese Stube bildete eine Art Magazin mit langen Wänden voll nu merirtet Fächer, in die man die Wäsche vor und nach dem Bügeln hineinlegtr. Große Kattunoorhänge beide-ehrten sie vor Staub. Jn einem Winkel des hin tergrundes standen zwei Gasschriinte: einer zur Erwärmuna der andere zur Beleuchtung Zwei Gitter-senken die aus Gärten hinausgehng spendeten diesem Raum s ein Licht, und zwischen ihnen befand sich das Schreibpult Lo renzos. Da notirte er in sein Buch die Namen der Kunden, die Zahl und Art der von ihnen in Empsang gen-owne nen WWcke, die entsprechende Re gistermenmrer, den Tag und die Stun de, too der Austrag ausgeführt sein mäste. « Während des ersten Monats. da er noch bei jedem Buchstaben die Geduld eines Knlligrwphen anwenden mußte, konnte der arme Bursche kaum die Au gen vom Schreibtisch erheben, als ob er die Geschäftsbücher eines große-n Bank hartses vorssich hätte. Aber mit der Zeit erlangte er eine solche Gewandt -beit, daß er in kürzesier Frist sein Pen "sum erledigte. Er vereinsachie sich vie Anfzeichemwgen durch großes Abkür zenz unsd da er vie Nummern der Fächer auswendig wußte, so zählte er schon alles mit geschlossenen Augen zusam men. Aus diese Weise sing er ckber an, sich bei seinem Pulte zu langweilem er erhob sich, holte »sich aus eine Weile das Nin-d, das bereits Ue ersten Gebt-er snche machte, oder schenkte, während er L sich eine Eigarette drehte, nut den Ge yusinnein »die unter der Aufsicht Leo now standen unter diesen .tvar auch eine Namens stammt-, die gar klinte Oande hatte, dauernder dennoch die sautste (toat; ne thatte sschonesvtonde same, eine ttecsne, untersehte Gestalt und sah recht schmua aus. Sie unterhielt alle —- asuch Lo rengo — sinit ehren schelmischen Wem-k Iungem ihren heraussetdernden Wor ten und lustigen Liedern. Aus ihren Augen, ihren ausgeworfenen Lippen und ihren Bewegungen sprach eine derbe Sinnlichkeit, die den Männern gestel, ader die Frauen sdeunruhigte. Es Brauchte daher eigentlich nicht erst ge sagt zu werden, daß Amta ein Nachset -nies Auge austsieihattez sum so mehr, da das Mädchen auch die Neigung hatte, sich sehr leicht anzuziehen und Arme und iSchultern whermäßig zu zeigen. Sie hätte sie auch schon längst fortgeschickt, wenn sich nicht Leonor ihrer angenom men und ihre Geschwindigkeit und Leichtigkeit in der Arbeit shetdorgehoben hätte. Asber eines Nachmittags, als sie Anita wieder srech ausgeschnitten vor Lorenzo stehen sah, da konnte sie sich nicht enthalten, ihr ob dieser Ausschuß tung einen strengen Bei-weis zu geben. »Was soll ich Aermste thun, wenn es mir so heiß ist? Die Gluth dieses Bü geleisens erstickt mich, Frau Anita." Und während sie mit gesenktem Kon das Bügeleisen hin und her führte, zwinterte sie mit den Augen den ande ren, die sie von der Seite ansahen, ver schmin zu und fuhr fort: »Und übri gens zeige ich ja gar nicht«-, was nicht auch in der Messe gewesen ist. Gehen Sie, Frau Anita, seien Sie nicht so. . ." ,,Pst!« sagte Anita ernster als je und schnitt damit gleichzeitig der Blonden das Wort und den anderen das Lachen ah, auch Lorenzo, der ebenfalls lachte. »Ich sagte es Ihnen ja schon neu-lich, Ramona, daß ich teine Freundin von solchen Scherzen bin. Machen Sie sich das Kleid zu und genug davont« Und indem sie sich den Gatten unter irgend einem Vormund -mitn·ahm, ver schwand sie nachdenklich und schlecht ge launt aus der Werkstätte; hielt ihren Aerger aber tlugeswsise tzuriick und wollte Lorenzo keinen Vorwurf iiber sein Lachen, das ihr einen so schlechten Eindruck gemacht. ins Gesicht schleu dern, nahm sich assber vor, sobald sich eine andere Gehilfin «sände, Ramona vor die Thür zu setzen. « Jnxzwischen erschallte im Arbeits-eins nier, aus dem sich Leonor siir ein-en An aesnblick entfernt hatte, die lövmendsie Heiterkeit. Rainena ahmte die Gebie terin in drolligster Weise nach nnd machte sich über die Herrschaft, die diese auf den starken Mann auszuüben schien, lustig. Die Mädchen waren halb trtdt 1nor Lachen. »Ur-mer« armer Pantosselheld!« riesen sie kichernd· Lorenzo saß wieder in seiner Schreib stube und hörte das Gespräch der Mäd chen. Schamroth machte ihn das Ur theil, das sie über ihn gefällt, und die Belustigung, deren Gegenstand er war. Seine männliche Unabhängigkeit fühlte sich durch den spiyen Stachel des Lächerlichen verletzt, und es schien ihm als ob dieses Mädchen eigentlich recht hätte. »Er ein PantosselheM Ein Mann wie er unter dem Regiment sei ner Frank« Und indem er nun sein Betragen ais Ehemann überschaute, sah er sich in liicheriichster Weise an die Rockfalten Anitaö geheftet. Jm Ag fang schautekte er sich den ganzen Nach mittag bis spät in sdie Nacht hinein aus einein Sessel, ewiihrend sie biigeite; dann .trug er swie ein Kindermiidchen das Kind herunt,"spiiter war er ausdemSess sel vor dem Schreibpult wie festgenagelt und schrieb; aber tvaSi Unterrscke und· Hosen san-d Kragen und Stickereien und Winderhäubchem ——— eine ganze Wäsche rinnenliste; Frauenarbeit und nichts weiter! Und je mehr er seine Handlun gen überschaute, desto mehr schämte er sich, desto begründeter schien ihm das Urtheil jenes Mädchens, desto lächer licher tam er sich vor. Ja, er fing so gar an, gegen das Weit-, das er so sehr liebte, jene stachelige Abneigung zu em pfinden, die jede Täuschung des Ver trauenö erszeugtx und so sehr er isich auch über Ramona, die ihn so verspot tet, geärgert« gckd er ihr dennoch recht und es drängte ihn, mit-ihr zu sprechen. Jn sseinet Einbildung sah er sie so blond, so verführerisch, so lustig, rnit einem Wort weit begehrlicher als seine Anita, und in seinem erhitzten Zustand gtichen die use-bedeutendsten Forderun gen seiner Frau Staubtörnern, die, iwenn sie sich in ein Auge festsetzen, die Größe eines Kieselstesines zu erlangen scheinen. Da egen hatte ihm jenes Mädchen ein icht aufgesteckt, ihm die Binde von den Augen gezogen, die ihn im Finstern tappen nnd in den M grund des Löcher-sichert sollen stieß, in den beklagenswerchesten Zustand, inden ein Mann gerathen Kann. Er ein Pan Mseldeidi Mem-als, nein, nein, das gewiß nicht! : s