»F Statt-umli. — Von Edmondo de Amici5. tSchlußJ Die drei Briganten lachten. »Aber das Schönste ist,« sagt-e der eine, »daß er nicht spricht. Was wird es sein«-Z Hochmut«h.2" »Bescheidenheit,« sagte der andere mit einem flegelhaften Lachen« »Furcht,« fügte der Anführer hinzu. Der Karauiniere schüttelte den Kopf, wie um Nein zu sagen. »Ah! Nein?« tief der Brigant aus« indem er auf die Füße sprang. uNun werden wir sehen.« Und dann, zu den bei-den Gefährten gewandt, mit entfchlossener Miene: »Diese: sollte it gend einen Befehl überbringen, um uns im Neste auszuhebem Wir haben schon zu viel Zeit verloren. Lassen wir ihn ausspeien.« »Lassen ivir ihn ausspeien,« antwor tebetän die anderen, indem sie sich erho Der Karwbinsiere schüttelte den Kopf, Kopf wie einer, der sagt: »Ich bin de reit.« Die drei Briganten pflanzten sieh vor ihm auf. Wer in diesem Au blicke den jungen Mann beobachtet Mie, der auf seinem Wachposten stand, . .hätte gesehen, wie er zitterte gleich ei nem Blatte und sich umwandte, um es nicht sehen zu müssen, ganz allmälich mit fchreckensbleichem Gesichte. Der Anführer bemerkt-e es und winkte ihm mit einer gebieterischen Geberde, sich um seine Pflicht zu kümmern; dies-er nah-m feine frühere Stellung wieder em. »Also,« begann dann der Anführer, indem er sich an den Karckbiniere wandte, mit einem Tone, der kein wei teres Zaudern zuließ, »woher bist Du gekommen?« Der Karadmiere zog die Brauen zu sammen, heftete den Blick starr und durchdringend auf den Briganten, der einen entschlossenen Willen als den sei nen verrietb, und antwortete nicht. Der Brigant gab ihm, ohne ein Wort weiter zu sagen, einen so gewaltigen Faustschlag unter das Kinn, daß man ein Krachen hörte, wie wenn er ihm die Zähne zertrümmert hätte. ,,Wirst Du nun antworten ?« Der Karahiniere senkte das Haupt und ließ das Blut, mit dem sein Mund sich füllte, abfließen. Dann richtete er die Augen wieder auf das Gesicht des Briganten mit einem Ausdruck unent wegten Stolzes, und machte ein Zeichen der Verneinung. Der Brigant biß sich auf die Lippen und taufchte mit den beiden Gefährten ein gezwungenes Lächeln aus; dann griff er mit aller Ruhe in seine Tasche, holte ein Messer heraus, öffnete es, knüpfte das Hernd des Karahiniere auf und setzte ihm die Spihe der Klinge auf die Fontanelle der Kehle. sDas Opfer machte ein-e trampfhafte Bewegung, wie wenn die Klinge schon eingedrungen wäre. »sich-te Furcht!« murmelte der Brigant und ließ das Messer langsam und leicht vom Hals bis zum Gürtel hinabgleiten, wie wenn er es auf einem Tische thäte, um ein-e Linie einzuschmi den. Auf der Brust des Unglücklichen erschien ein langer rather Streifen wie der Schnitt eines Rasirmessers, der fo fort unterdenBlutstropfen verschwand die daraus hervorquollen; und Tropfen flossen hinab wie Thränen unter die Kleider und darüber, bis zur Erde. »Ah!« schrie mit bestialifcher Stim me der Anführer, »f«cing·-st Du an, es zu sehen? ?« »Siehe, wie es läuft!« sagte der an dere. . Der jugendlicher Brigant bedeckte das Gesicht mit den Händen. «Sprichst »Du nun ?" fragte der An führer wieder. Der Karabiniere sah das Blut her · vortropfen, dann erhob er das Haupt, schaute dem Anführer fest ins Gesicht und mit dem nämlichen Ausdrücke wie vorher derneinte er durch ein Zeichen. Die drei Peiniger sahen sich ins Ge sicht mit mehr Staunen als Zorn in den Mienen »Aber willst Du denn sterben ?« brüllte mit einem-male der Anführer, indem er sein Gesicht so nahe an das des starabintere brachte, daß er es fast be rührte, und die offene Hand in der Nähe seiner Wange schüttelte; »Gehst Du nicht« daß Du hier bist, in unseren Händen, allein, und daß wir Dir den sauch ausschliden »sama« rote einem Wirt Auf was has-It Du den-n? M man zu Deiner Befreiung kommt? Serse doch etwa-! Laß Deine Stimme Meer-. Bringe wenigstens ein Wort herant« Der Karabiniere vablieb stumm. Er rissen von einem Wuthanfall er hob ver der Brignuten das Messer Wr der Anführer hielt ihn am Arm - mit den Worten: ,Rtcht das erl« --- W packte er ehre Flinte —- «Uese muss er erproberM Und dir Waffe von der Erde erhebend, stieß er sie mit solcher Kraft ihm auf die Füße, daß die Knochen trachten; der Bedauerns weihe stieß ein-en gellend scharfen Klage laut aus und ziog sich ganz zusammen tvie von Epilepsie ergriffen. Aber zu gleicher Zeit stieß er. indem er aus dem Schmerze neue Kraft erschöpfte, den verwundet-en Fuß aus die Erde und schrie brüllend: »Nein!« Die Briganten ergriffen ihn alle brei am Halse und waren daran, ihm die Aug-en aus dem Kopfe zu reißen, als der junge Mann, der auf Posten stand, durch den Schrecken den er nicht mehr bezähmen konnte, kühn gemacht, mit der Stimme und dem Antlitz eines Rasen den schrie: ,,Tödtet ihn doch auf ein mal! Schießt ihm eine Flintenladung in den Kopf! Wozu ihn so lange lei den lassen?" Die drei Briganten, mehr durch seine Kii heit als durch feine Worte be .tro sen. wandten sich nach ihm, um ihn ivoller Verblüsfung zu betrachten; aber : die Verbliiffung währte nur kurze Zeit. HDer Anführer sprang aus den tolltüh snen Mann zu und gab ihm einen Faust jschlag in den Nacken, daß sein Kopf auf den Fels stieß. Der junge Mann. ganz ibetäubt, nahm seine frühere Haltung itvieder ein ohne ein Wort zu sagen; aber Ein dem nämlichen Augenblick noch, als er einen Blick den Bergabhang hinab warf, machte er eine leichte Bewegung des Staunens, ibeugte sich noch mehr nach vornen, und blieb unbeweglich mit starrem Blicke. Der Anführer der Briganten bemerkte es nicht und wandte sich wieder zu feinem Opfer. Er war todtenbleich knirschte mit den Zähnen und zitterte; seine Gefähr ten schauten ihn zagend an. Er legte eine feiner plumpen hände auf das haupt des Karabiniere, erhob die an dere drohend mit ausgerecktem Zeigesin ger und murmelte, ihn schief anschau end, rnit vor Zorn erstickter Stimme: »höre, Dir ist in einer unglückseiigen Stunde der Gedanke gekommen mit mir den Starrtops spielen zu wollen . . Du weißt nicht, wer ich bin . . .Bor mir standen schon Leuten die Haare zu Berg, die mehr Mth hatten wie Du . . Du hast teiren Begriff davon, was ich fähig bin, Dich leiden zu lassen . . . Jch bin fiihig, Dich bis morgen mit Dolch stichen zu quälen, ohne Dir das Leben zu nehmen . . . Dich so weit zu bringenl daß Du nicht mehr die Gestalt eines Menschen hast . . . Dir die Augen aus dem Kon zu reißen . . . Du weißt, wie es den anderen ergangen ist . . . Stellt mich nicht aus die Probe . . . sage, was Du sagen sollst, bevor mir das Blut zr Kopfe steigt. Bei den letzten Worten nahm er dir Hand von seinem Kopf-e, betrachtete sie es waren Haare daran. Aergerlick warf er sie ihm ins Gesicht, und sie blie ben am Munde hängen. Um sich diesei zu entledigen, spukte der Karabiniers aus. Die Briganten faßten dies als als ein Zeichen der Verachtung auf uni hielten sich nun nicht mehr. Alle dre stürzten sich mit einem Wuthschrsei au ihn; das Haupt vorgebeugt, die Au gen verdrehend, warfen sie sich auf ihr wie drei Raubthiere und begannen mi den Dolchspitzem mit den Fingernii geln, mit den Zähnen, mit den Knieen mit den Füßen ihn zu peinigem wii thend, aber stillschweigend; bald hiel der eine, bald der andere ein wenig insne um Akhem zu schöpfen; einer sagte zun andern: »Gemach!« — um sich gegen seitig zu erinnern, daß sie ihn nicht töd ten toollten; und sie traten ihn, brach ten ihm kleine Stiche bei, bissen; Bluts tropsen, hemdenfetzem Haarhiischel fie len zur Erde. Man hörte nur der schwachen Athem der drei Henkerstnechi te, das Geräusch der Dolche, die an ein ander siießem das matte Seufzen desi Opfersz sie waren blind, trunken, ver thiert; sie schienen nicht mehr drei Men schen zu sein,«sondern ein Ungeheuei mit drei Leibern, angeklammert an ei nen Menschen; sie boten dem Augt alles das dar, was Raserei, Gemein heit und Grausamkeit Schreckliches ha ben können. »Ti5dtet ihn noch nicht!« begann nur der junge Mann wieder voller Angst zu schreien, indem er sich eiligst balsd ge gen die Briganten, bald gegen die Ebem hin wandte, indem er die Stimme meha und mehr erhob, wie um ein nahen deö Geräusch zu übertönen —- »tödtet ihn noch nicht! Wartett Er wird alles sagen! Wenn ihr ihn tödtet, werdet ihr nichts erfahren! Versucht es noch einmal! Er hat ein Zeichen gemacht daß er sprechen will! Tödtet ihn het nachi Jch werde ihm einen Dolchstok in das Herz geben« wenn ihr es nicht thut! Mut die Dolche weg! Ridt ihn mir mit den Dolcheni Seht ihr denn nicht, daß er Mi« Ohne mit feinem Schreien aufzuhib ren, warf er einen Blick hinaus, . ganz nahe aulf den Fuß des Bollwerisx dann sprang er in dIeMitte der Uinzäunnng - änderte mit ehren-male den Ausdruc seines Wtk und seiner Stimme, in dem er mit einem Ton unaussprechlicher Verachtung schrie: »O Feiglingel Drei gegen einen Sterbenderi!" »Hol Dich der Teufels« brüllte der Anführer, auf ihn zudringend, den Dolch gegen ihn erhoben. »Es ift zu spät!« antwortete dieser mit einem Freudenfchaner; nnd indem er auf den Eingang deut-ete, rief er: »Da stehl« Jn dem nämlichen Augenblick, als die beiden anderen Briganten, gewarnt durch die Worte des jungen Mannes, in aller Eile einen weiten Mantel auf das Opfer warfen, und während der Anführer zur Flintse griff, um sich dem geheimnißsvollen, nahenden Feinde entgegen zu werfen, ließ sich plötzlich ein Getöse von Schritten, Waffen, Stimmen hören, blisten Bajonette und Flintenrohre vor dem Eingange, über den Felsblöcken, auf der Höhe des Fel sens, stürzte ein Trupp Karabienieri herein, der blitzschnell alle, die er inner halb des Walles fand, umgab, über wältigte, entwaffnete und zur Erde warf. Es folgten einige Augen-blicke der Stille, während welcher man nur die raschen und schweren Athemziige der keuchenden Karabinieri hörte. Helft dem Sterbendenl« schrie mit einenrnrnale der junge Briganst, der ebenfalls wie die anderen auf den Knie en lag, die Hände auf den Boden ge stützt, unter dem Vajoneite eines Kara biniere «Welchem Sterbenden?« fragte der Hauptmann, indem er vorwärts schritt, flaudig und athemlos »Dort in der -Ecke!« antwortete der junge Mann, mit dem Finger hindert tend. Alle wandten sich, um zu sehen, aber keiner entdeckte etwas. «Unter dem Mantel!« wiederholte öder Brigant Der Hauptmann, von den Blicken al ler-begleitet, näherte sich der Hütte, er griff den Mantel und wars ihn zur Erde Ein allgemeiner Schrei des Ent setzeiis hallte beim Anblick des Größ »lichen wider." Der unglückliche Ge fangene, aus der Ede knieend, die Hän de auf dem Rücken, das Haupt auf die Brust herabhängend, war ganz voll blauer Flecken voll Wunden und voll Blut, das aussah, als sei ihm die Haut abgezogen worden; er macht eine An strengung den Kopf zu erheben. »Bindet ihn sofort los-T« rief der Hauptmann. »Gebt ihm zu trinten!«' Drei Karabinieri eilten herbei, ban den ihn los, setzten ihn nieder und be gannen die Verwundiingen zu prüfen; die anderen, blind vor Zorn, schlugen die Briganten mit ihren Flinteirtolben »Die Waffen nieder!« schrie der Hauptmann. Dann wandte er sich an den jungen Mann: »Sprich Du!" Der Karabinierie, der ihn hielt, ge « stattete ihm, sich zu erheben. - »Wann wurde dieser Mann gesan gen?'« fragte der Hauptmann, »sag di· Wahrheit, bevor Du stirbst.« H »Diese: Mann,« begann der junge Brigant mit betiimmerter Stimme - noch zitternd vor Angst und Schre T cken . . . »Dieser Karabiniere. . . sie ha: s ben ihn heute morgen gefangen.... « sie haben ihn hierher geführt . . . sie ha , beii ihn gebunden...ioollten, er sollt - sprechen . . er sprach nicht . . . sie spran : gen auf ihn, ich habe es gesehen. Mein , Gott, mein Gott!« " »Aber iver bist denn Du?« rief dei Hauptmann, indem er ihm den Hut - vom Kopfe riß. - Alle drei wandten sich herum unt « tiefen: »Eine«Frau!« s »Ja,« schrie diese wie kniest-, »ich : bin eine Frau... sie haben mich ge - raubt . . . es sind vierzehn Tage her . .. - sie setzten mir das Messer an die Keh s le . . . haben mich mit sich geführt . . .. s Aber ich habe meine hände nicht mit : Blut befleckt, ich schwöre es! Jch be - gleitete sie nur, damit sie mich nicht tödteten. Jch bin aus Sau Sol-ern : bin eine arme Bäuerin . . .« »Warum hast Du nicht einem von Fässer einen Schuß in den Kopf gege . »Ich habe den Mut nicht gehabt, sie hätten mich gefoltertx man muß sehen· was sie thun . ..Jch glaubte närrisch - werden zu müssen . . . Wenn ihr gesehen - hättet. . . Aber er« — und sie deuten aief den Verwundeten —- »er ist ein Gott gewesen, er hat alles erduldet . .« - er hat kein Wort gesagt, tein Wort. »Schlepsn die seigen Hunde zu den Füßen ihres -Opferö!« schrie der haupt mann. Die Karabinieri schleppte-n die Bri . ganten oot den Verwundetm dessen Kopf mit einein Lappen verbunden war« der das Gesicht bedeckte. »Ich-bin hier,« rief sder hauptmann irdeni er sich zu dein Ungliiiuichen neig te, welcher wieder Zeichen des Bewußt seins zu geben begann; »Du bist ge rettet, Dir bi inmitten Deiner Ge fährten! Fa e Muth! Sieh' Deint ? Mörder knieen vor Ditt« Der Karabisniere erhob tangsain den Kopf und schüttelte sich. Das-m streckte er eine Hand aus, legte sie aus das lDaupt des Brigantensührers, zog sie zurück, lächelte mit blutigem Munde, streckte den Kopf vor und spukte ihm ins Gesicht. »Was ist dass« sragte der Haupt man-n indem er etwas Weißes und Wei ches aufhob, das, wie er zu sehen ge glaubt hatte, aus dem Munde des Un glücklichen gesallen war. »Die Antwort . . an . . den Oberst,« antwortete der Berwundete mit nur noch schwacher Stimme. »An den Oberst von San Severot Meine Antwort? Die ich Dir heute morgen gegeben?« Der Karabiniere nickte. Der Hauptmann sprang aus ihn zu, legte einen Arm um ihn und küßte ihn aus die Stirne; dann sprang er aus die Füße und ries seinm Soldaten zu: «Neigt euch svor diesem Tapfern, Kin der! Er brachte dem Oberst meinen Brief, welcher unsern Ausbruch anzeig te, sowie die Zeit und Richtung unseres Marsches; wenn die Briganten ihn la sen, waren sie in Sicherheit; er steckte ihn in den Mund und sprach nichts, um sich nicht zu verrathen und duldete die Folteraualen stillschweigend Es ist ein Held! Ein Märtyrer! LEr ist eine große Seele!" »Ja,« tiefen alle Karabinieri zusam men mit einem Tone. der aus der Tiefe des Herzens kam. »Küßt ihm die Füße, ihr seigen Hun de,« ries der Hauptmann den Brigan ten zu. Diese, wie Schlangen aus der iErde hinschleichend, tüßten einer nach dem andern die Füße des Verwundeten. »Hauvtmann!« ries dann die Frau indem sie ihn msit den Augen einer Wahnsrnnigen ansah; »ich tonnte ein Warnungszeichen geben, als ihr ta«met, und that es nicht . . . ich ließ euch kom men . . . Gewährt mir zum Lohne eine Gunst . . . Jch bin eine verlorene Frau . . . . ich kann nicht mehr nach hause zu rück...Laßt mich mit diesen da er schießen«« »Nein,« rief mit äußerster An strengung der Verwundete. Alle wandten sich um. »Jhr,« fuhr der Unglückliche mit hei serer Stimme fort, seine blutige hand der Frau entgegenstreckend, »Ihr müßt ein Wert der Barmherzigkeit khlm.« »Welches-? Sagt! Mein Gott! Jch bitte Euch darum um des Himmels willen!« rief die Frau, indem sie sich mitrfczesalteten Händen zu seinen Füßen wa · »wenn vegtenenz" . . . murmeire oer Unglücklichr. »Wohin?« fragte die Frau. ,,Ueberall?« Alle schauten sich verwundert an. »Was wollt Jhr sagen?« fragte die Frau wieder. »Ihr habt sie nicht alle gesehen, meine Wunden,« antwortete der Karabiniere »Seht her!" Und er erhob das Taschentuch, wel ches seine Stirn bedeckte. Alle näherten sich besorgt, schauten und stießen einen herzzereiszenden Schrei voll Mitleid und Schrecken aus. Der Unglücklicht war blind. »Zum Tode!« heulten dann alle Sol daten, indem sie die Briganten mit den Füßen stießen. Der Stimme des Hauptmann-s gelang es nicht, den Lärir zu beherrschen. Die Karabinieri stürz ten hinaus-, indem sie in ihrem eiligen Laute die Mörder niederwarsen. »Wer-da Ihr . . . dieses Wert . . . dei Barmherzigkeit thun?" fragte dei Verwundete die Frau, als sie allein waren. Jene erthob die Augen gen Himmel und sagte: »Mein Leben gehört Euch.« Dann drückten sie sich die hande, unt eine lrachende Salve. welche im Thale abgeseuert wurde, schien den edelsmni gen Bund zu begrüßen, welche seit zehn Jahren die mitleidwolle Frau mit dein Helden verbindet. -.—« »wi.».-«-.- . . » .«.--... ertscher Trost. Von Hugo Klein. Die alte Generalin hatte wieder ih ren Jour. Den Himmel Dant! Jn talten, trübseligen, regnerischen Früh lingstagen bot ihr behaglichen wohl durchwiirrnter, mildbeleuchteter kleiner Salt-n wirklich ein erquicken-des AsyL Letse und doppelt behaglich summte der Samotvar. Die Nichte der hanssrain die schöne Baronin, tredenzte den Ther. wobei »die plastisch entzückenden Formen ihrer weißen Gan-d vortresslich zur Gel umg kamen. Jch dachte an englische Riemann deren hell-innen diese häus liche Beschcks nng zu so vielen Erobe rnngenverhi t. Die Tassen sogen das seine Parsiitn der Sand an und der Thee mundete wie noch nie. - Es waren die gewohnten Gäste des Mses »du nnd noch einige junge Da men, die wir zmn ersten Male sahen und welche sich sriistelnd um den Kamin skUppkrten Man sprach dieses Mal über ein Buch des Vor-le ers der Kaise rin Elrsabeth, Dr. Cri omainoch das die schöne Van der hohen Frau qui Rats-u beschreibt. Mit rührenden Wor ten schildert der Verfasser die ewige Trauer der Fürstin, die den Tod des zzcirtlich geliebten Sohnes nicht ver ; schmerzen kann, und toie sie des Abends, Hin den Dämmer-stunden, zwischen den lweiten Säulen des Peristyls wandle, Hwährend ihre Gedanken weit iiber die Yblaueu Berge hinausfliegen. ; »Die Einsamkeit ist eine schlechte zTrösterin«, sagte eine bekannte junge zDichterin mit dunklen, schmachtenden IAu n. »Ich habe, so jung ich bin, schon Evie Kummer im Leben gehabt. Jn ZFällen eines großen Schmerzes treibt Tuns der erste Impuls stets dahin, uns in der Einsamkeit zu vergraben. die Menschen oder wenigstens die Be kannten zu fliehen und nur unserem Leide zu leben. Es ist jedoch ein wah res Unglück. wenn man solchem Im pulse folgt. Man spinnt sich förmlich mit dem Schmerze ein, wie ein Seiden wurm in feinem Cocon, und so dünn und traumhaft auch der einzige und alleinige Gedantenfaden sei, den wir immer um uns hüllen, zum Schlusse stecken wir in dem undurchdringlichen, festgeschlossenen Gehiiuse, ohne Licht und Luft, zum Erstickem wie eine Puppe, die sich häuten muß, um wieder zum Leben gelangen zu können. Jn gewissem Sinne muß das auch der Mensch. Er wird in herben Schmer zenstagen gewöhnlich ein Anderer in seinem seelischen Leben und Charakter und macht den Versuch einer neuartigen Existenz Jedenfalls findet man in der Einsanuleit nur den Trübsinn zum Ge nossen, und idas ist ein schlechter Bera ther . .. Reden wir lieber nicht davon » . Jm Trubel des laut-en Lebens, in Gesellschaft, bei Arbeit und Zerstreu ung gelangt man dagegen viel leichter über das Leid hinweg, so groß es auch sei. Zwar ist uns die ganze Komödie herzlich zuwider, eine Pein, die uns größer Hin-in als jede andere; wenn wir uns aber nur irgend einer noch so mächti gen Beschäftigung und dem gewohnten Versteht hingeben, wird es doch lauw möglich sein, immer nur an dem trauri gen, quälerischenGedanlen zu spinnen wie dies sonst geschieht. Die Haupt sache ist das Ver-gessen — wenn aucl anfangs nur auf Minuten und Stun den ——« in der Einsamkeit findet es sur aber nicht einmal auf Setundenl Mai ist »der Erinnerung preisgegeben, die er barmungslos ist und mit schönen Bil dern vielleicht noch mehr quält als mi häßlichen. Und in peinlichm Phonta fien verirrt sich der Geist —- es ist en wahres Wunder, wen-n er wieder au den rechten Weg findet!« · »Damm sieht man offenbar soviel närrische Menschenl« sagte die alte Ge neralin. »Die Zeit der Wunder is vorüber.« t »Er-ten wahren und wirklichen Uo fter habe ich kennen aelernt,« saate eii hoher Ministeriatbeamter, desse1 freundlich strahlendes Gesicht das in nerliche Vergnügen an den Freuden die ser Welt verrieth. »Das ist der Wein Wie oft hin ich der Einsamkeit ent flohen, weil ich dachte. verrückt werdei zu müssen! Wie oft stürmte ich it Thränen aus dem Hause! Nur hinaus auf die Straße, unter Menschen! Dani setzte ich mich an einen Gasthaustisd und beaann zu trinken. Und nach de ersten Flasche sah ich schon Alles in an dereni Lichte, wurde heiter und leichtei Muthes-. Jch glaube, es ist die rascher Bluicirkulation. die der Wein herbei aefiihrt und welche das Wunder voll brinat ———« »Darmn sieht man offenbar so viel Leute mit rascherer Blutcirtulationt fiel »die schneidiae alte Dame vom Haus - wieder ein. Und ihre Gäste lachten. l »Wir lachen«, nahm da eine junge tzarte Blondine das Wort, eine blau läugige Polin, die in zweiter Ehe seh lgliicktich mit einem Rittrneister verhei rathet war, »aber die Sache ist seh ternst Jn Wahrheit muß sich Jede· glücklich schätzen, der in bösen Kummer tagen irgend einen Trost findet, unt schöpfe er ihn auch aus dem Weinglase Denn nichts schwerer als das! Alli Trostworte, und wären sie noch so herz iich, klingen wie Phrasen. Und wem sich fiir Einen doch ein Trost bietet, s ist für Den- wirklich ein Wunder ge schehen. Mir ist das einmal recht tla1 und tehendig geworden in einem schwe: ren A - endlicke meines Lebens —-« Erzählen Sie! Erzähten Sie!« rie« man von allen Seiten, all die schön( Frau tnnehielt. »Nun wohl, es sei«, sagt-e sie. »Mein Geschichte ist to auch so ziemlich bei kannt, und ich vermthe keine besonderer Geheirnntfse. Mein erster Gatte versies mich, ging mit meinem Vermögen unt einem anderen Weibe nach Amerika In der Aufregung jener Tage verfiel iel in ein hihiges Fieber und schwebt wochenlang zwischen Leben uird Tod. Endlich siegte meine gesunde Natur. Aber die Genesung ging sehr langsam sdon Statten und ich swar so schwach, daß ich das Bett nicht verlassen konnte. Urwergeszlich wird mir nun ein Abend in meiner Kranierrstube bleiben. Jch erwachte aus einem unruhigen, quälen den Schlummer. Als ich die Augen ossiiete, fiel meiin Blick zufäll« auf die Barmherzige Schwester, die mich pflegte und am Fußende sdes Bettes saß. Jch hatte sie Uvch nicht genauer betrach- . tei. Es war eirt Weib Von etwa vierzig , Jahren, fruhzzeitig gealtert, mit man-« chen Futchen im Gesichte. Was mir in - jenem Augenblicke an ihr plöhlich aus- - fiel und meine Gedanken beschäftigte, » war ein Ausdruck absoluter Gleichgül tigieit und unerschiitterlicher Ruhe in - dem Gesichte dieser Frau. Die hat schon viel Leid gesehen, dachte ich bei mir, und die empfindet gar nichts mehr für ihre Kranken. Und es lockte mich, mit ihr darüber zu reden »Wie lange pflegen Sie schon Kranke?« fragte ich sie. »O lange, beinahe schon zwanzig « Jahre.« »Da waren Sie schon Zeugin vieler traurig-er Dinge!« fuhr ich fort. ,,Ja,« erwiderte fie. »Jn der Kran tenstube spielt sich nicht viel lustiges ab. Und mii der Zeit wird man wirklich abgestumpft, ganz und gar abge stumpft. Man sieht so uielGram, daß Einen selten mehr etwas ergreift. Aber manchmal geschieht es doch · . . So auch unliingst, bevor ich zu Ihnen tam.« »Was war das?« fragte ich neu gierig. »Den-ten Sie«, erzählte die Wörtc rin, »ein junger Mann, ein halbes Kind, suchte sich zu tödten, weil ihn ein Mädchen abgewiesen hatte. Er schoß sich eine Kugel in die Brust.« »Ach!« rief ich aus. »Es war wirklich herzzerreißend zu sehen«, berichtete die Frau weiter, »wie der Arme dalag. Die Kugel war glück licherweise an einer Rippe abgeprallt; aber bis man sie fand, bis man sie her auszog! Undsder Blutverlust und das Wundsieber! Er war schrecklich herab gekommen. Und ein so hübscher Junge! Er mochte wie Milch und Blut gewesen sein, ganz mädchenhaft, und hatte so gutherzige blaue Augen und ein so net tes Schnurrbärtchen « man war ver sucht, zu denten, Jede müsste sich in ihn " verlieben-« »Blieb er am Leben ?« fragte ich. ,,J·a,«« erwiderte sie. »aber es dauerte H doch rang-, bis sie um inss Richtige " brachten. Und dann nahm seine Her T zensgeschichte eine seltsame Wendung.« Die Sache begann mich zu interessi i ren und ich bat die Schwester, mir auch ’ das Weitere zu berichten. Sie berich tete nach Frauenart sehr umständlich, aber es- war doch Alles auch sehr lehr reich —- es betrifft merkwürdigetweise jenes Kapitel des Trostes, von dem wir eben sprachen. Die Wärieriii begann I also »Als der Aermste so weit war, daß man mit ihm wieder über die unglüc - liche Geschichte reden konnte, suchten ihn seine Angehörigen zu trösten. Erst lam · der Vater heran. « ,,Also, die Marie - ist’s, die Du so liwst?" fragte er. »Ja, die Maria« —— »Na, da hättest Du die Sache nicht so tragisch nehmen sollen.« — »Aber Vatert« —-— »Was ist? Die Liebe noch nicht geheilt?« ——— »Nein." — »Nach einem solchen Aderlaß«, sagte der k derbe Alte unerschiitterlich, »solltest Du »die Sache nüchterner betrachten. Jch tenne Marie nnd weiß, was sie werth ist. Zwar was Uebles tann ich ihr nicht nachsagen. Die Fehler, die sie hat, - theilt sie mit vielen Mädchen. Die Meisten lieben Putz und Unterhaltung und suchen einen reichen Mann; einen reicheren, als Du bist. Freilich — muß man sich gerade unter diesen Eine aus wäshlen?« Der junge Mann wehrte wieder gequält und vorwurssvoll ab, doch liesz sich der Alte dadurch nicht be irren. »Du hast Dich in das Lärvchen vergasst«. sagte er. »Das ist Geschmack sache. Doch ich will nichts mehr reden, oder, besser, ich will später mit Dir ernst über die Sache reden, wenn Du sie mit lühlem Blute betrachten wirst. Wer soll Dir die Wahrheit sagen, wenn nicht Dein Vaters Heute steht die Sache sehr gut siir sDich. Du hast in aller Form einen Korb bekommen Jch sage Dir, mein Junge, Du weißt gar nicht, was siir ein Glückspilz Du bist!« Da mit ging der Alte ..... Nach dem Va ter tam der ältere Bruder herbei. Auch ein sehr hübscher Mann, aber der stin gere war sympathischen »Gott sei Dant," sagte er, »daß wir Dich her ausreißen konnten! sDu bist ein wah res Kind, hanc, daß Du Dich eines - Mädchens willen tödten wolltest. Das kommt daher, dass Du alle Dinge zu ernst nimmst. Du mußt etwas lusti gere Gesellschaft suchen, als bisher, nicht so viel stusdirem nicht so viel ar beitenl Ich habe mir vorgenommen, Dich künftig unter meine Fittige zu