Um Ziele. Skizze von Karl Reuter Kerger. «Slakk up Pensi« Mit diesen Wor ien erschien der erste Maschinist in der Thür zwischen der Maschinenkammer und dem heiserraum Jn letzterem wa ren drei Männer beschäftigt, große, musloliise Gestalten. Jhre ganze Klei dung bestand aus dannen Beinkleidern unid einem runden Käppchen auf dem kurzgefchorenen Kopfe. Die bäriigen Gesichter, von der Gluth des Feuers ge riithet, waren mit Schweiß dedecki. Auf Rücken und Brust der nackten Oberkör per zeichneten herabrollende Schweiß tropfen graue Furchen in den dunkeln Kohlenstauh Sie machten bei den Worten des Maschinisten, der gleich wieder der schwann erstaunte Gesichter. Kurz zu vor hatte es noch geheißen: »Dum) up Bot-s, more Sieam!« Jn diesem Augenblicke wurde in ei ner dunklen viereckigen Oeffnung am andern Ende des Kesselraumes ein jun ger Mann sichtbar, welcher mühsam ei nen Korb mit Steiniohlen herbei schleppie. Er war gekleidet wie die Heizer, und ungefähr zwanzig Jahre ali. Die äußerst schwere Arbeit in dem heißen. dumpfen Raum hatte sein Ge sicht gebkeicht und geschmälert, und fei nen Rücken gekrümmt »Laß’ nur langsam gehen, Theodor," sprach einer der Heizer gutmüthigen Tones zu ihm, »wir werden wohl bald ans Land kommen; besser, Du steigst mal hinauf und schnaufst etwas frische Luft, für die nächste halbe Stunde sind Kohlen genug vorrätihig!" Der junge Man-n ließ sich das nicht zweimal sagen. Mit einem dantbaren Blick seiner großen, müden Augen nach dem Heizer ergriff er Zwei Sacklappen, damit er an den heißen Sprossen der steil aufwärts steigenden eisernen Leiter seine Hände nicht verbrenne, und stieg empor. Der aufwärts schlagende heiße Dunst benahm ihm fast den Athem. Am Deck angelangt, lehnte er sich an die Brüstung und schlürfte mit tiefen Zü gen die kühle, reine Luft ein· . Ein gelber Schimmer vom Osten drängte die auf dem Meere ruhenden grauen Schatten der Nacht immer wei ter zurück. Das regelmäßige Arbeiten der Maschine durchzuckte wie dumpfe Pulsschlii e den Dampfer, vor dessen eisernen ug die Wogen zisch-nd und brausend zurüchvichein und eine weiße Schaumstraße auf den grünen Fluthen bildeten. Theodor blickte mit großen, glänzen den Augen nach Narr-weitem wo ein schmaler blauschwarzer Streifen aus der Dämmerung tauchte. Das mußte es sein, das Ziel seiner Sehnsucht, das Land seiner Hoffnung und Träume: Amerika. Wie-hatte er verlangt nach diesem Anblick, nach dieser Stunde. Vor ihm lag die neue Welt, lag ein neues Leben, und wie die alte Welt ihm längst in Nebel unsd Ferne der schwunden war, so dünlte ihm, lag auch fiir immer seine freudenlose Kindheit und Jugend hinter ihm, im Meere der Vergangenheit begraben. War doch sein Leben, so lange er denten tonnie, ein ununterbrochener Kampf um's Da sein, um’s tägliche Brod gewesen. Sei ne Eltern hatte er nicht gebannt. Arme» Tagelöhnersleute hatten sich seiner an-; genommen, aus christlicher Nächsten-l liebe und Barmherzigteit, wie ihm im mer wieder versichert wurde mit dem» Bedeuten, daß er gar nicht zu viel undJ schwer arbeiten tönne, dies zu vergelten. Als er neunzehn Jahre alt geworden,’ war ihm das Ertenntniß aufgedäm mert, daß jener Alt christlicher Näch stenliebe durch zwölf Jahre Frohndienst genugsam vergolien sei. Er wollte nun endlich fiir sich Geld verdienen, und ging davon. Kaum hatte er wieder Ar beit gefunden, als ihm eine Vorladung zur Militär-te·lughebiing Jst-gestellt wurde· Dies rüttelte ihn auf, und er begann über seine Zutuan nachzuden len. Soldat zu werden verspürte er nicht die geringste Lust. Da tam ihm der Gedanle, ausznwandem Rasch entschlossen reiste er nach Hamburg, rnit der Absicht, sich aus einem Post dampfer hinüber zu arbeiten. Bald aber sah et ein, daß dies nicht möglich « war uwd er mußte froh sein, auf einem handele-dumpfen welcher zwischen Westindien, New Orleans und Ham burg verkehrte, eine Stelle als Kohlen schausler zu finden. Kaum aber war dte helmisehe Küste seinen Augen ent schwunden, hätte er Alles darum gege ben, wieder zurücklehren zu dürfen. Ein tiefes heimweh die ungewohnte schwere Arbeit, von der Behandlung gar nicht zu reden, hatten ihn bald fast zur Ver slung gebracht. Er mochte an jene a nicht zurückdenlem es war ja fest g ckltch überstanden, er nahte sich seinem Ziele. Die ersten Strahlen der Morgensom ne vergoldeten vie Kamme der sanften Wellen, so daß das Meer wie mit sun "ielnden, zitternden Wölkchen übersäet erschien. Immer· deutlicher trat das Land hervor. Die dunkelblaue Far be verwandelte sich in grüne. Der rothe Leuchtthurm an der Mündung des Mississippi zeichnete sich ilar gegen den Horizont ab. Der junge Mann erinnerte sich plötz- . lich seiner Arbeit. Noch einen langen; Blick warf er über das schimnierndek Meer nach dem fernen Lande dann be-; gab er sich wieder hinunter. : Die Sonne stand schon hoch am Him mel, als Theodor wieder an Deck tam Der Dampfer glitt langsam die gelben Fluthen des Mississippi aufwärts. Seine Collegen begaben sich bald zur Ruhe, er aber nicht. Mit gespannten Blicken betrachtete er die vorüberzie hende Landschaft, welche hier dem Auge nur swenig Abwechselung bot. Niedrige Weidensträucher säumten die seichten Ufer. So weit das Auge reichte, dehn ten sich mit hohem Schilf bewachsene Flächen, von braunen Wassersiiinpfen wie mit biinienden Wolken durchstreut. aus. Hier und da stand ein niedriges Bretterhaus-, welches wohl einem Fi scher oder Trapper zum Aufenthalte dienen mochte. Je weiter der Dampser aber kam, desto wechselvoller und rei cher wurden die Bilder. Unter hohen Bäumen «mit lang herabhängendem grauen Moose, welches Theodor stir nach einer Ueberschwemmung an den Zweigen hängen gebliebenes Unkrauts hielt, standen nahe am User oereinzeltei Blockhiiuser Krausiopfige Negertimj der spielten vor der Thür; bunte Rin derbeerden grasten in der Nähe Die Wasserslächen verschwanden, das Schilf wich den Reisfeldern, und diesei Hintergrunde erschienen dämmerige Ur-s wiilder, gegen welche die weißen Häu-i ser der Plantagenbesiger unid der Ka mine der Zuckermiihlen sich scharf ab hoben. Dunkele Orangenhaine grüß ten mit ihren sgoldsarbigen Früchten das Auge. Erst als die Sonne den Zenith über schritten hatte, begab sich Theodor zur Ruhe, und spürte erst « ßt seine große Müdigleit. Bald um ing ihn ein tie fer Schlaf. Groß war seine Ueber raschung beim Erwachen; er glaubte erst einige Minuten geschlafen zu ha ben, während ihm die Abendröthe zeig te, daß es mehrere Stunden gewesen seien. Am rechten Ufer erhoben sich schöne Landbau-sen von blühenden Gärten umgeben. hohe Magnoliabäume mit» großen, lilienweißen Blüthen bildeten schattige duftende Allern. Jn der Fer ne tauchte mit seinen grauen Thurm-en und Häuserreihen New ereans em por. Die Fenster blickten goldig im Abendsonnenschein. Der Vater der Ströme entfaltete sein immer regereä Leben. Mächtige Flußdanispfer von hohem, eleganten Bau, mit langen schlanten Kaminen brausten vorüber; Ferrn-Boote, Schleppdampfer, Warten und Schooner durchtreuzten nach allen Richtungen die fahlen Fluchen »Dann up,« Theodor, wir müssen noch einmal hinunterl« Mit dieer Worten wurde der junge Mann plößlich »aus seinen Träumen gerissen. ! Noch einmal hinunter in die hine, Haber es war das letzte Mal. Dieser Ge Tdante tröstete ihn. Anfangs war die xArbeit nicht so schwer, bis der Dampser Edie Anker geworfen hatte. Dann Emußten die Feuer gelöfcht werden. tMit großen, eisernen Halen wurden die ’gliilyenden Kohlen unter den iiesseln hervorgeholt. Eine erstickende Hitze füllte den engen Raum. Als nun auch noch Wasser auf die Gluth geschüttet wurde, und aus dem zifchenden und jtnatternden Haufen weiße Dampfe sbersengend um Gesicht unsd Hände schlugen, tun-nie Theodor es doch nicht Imehr aus«-halten« er sprang in die Ma jschinenlammer Von oben fiel der l matte Schein einer Laterne und erhellte tdie blintenden Räder und Kalben. Nie imand hatte ihn bemerkt, teiner folgte sihm Mit raschem Entschluß stieg er leise Die Treppe hinauf. Auf dem Vetdect herrschte ein leb haftes Durcheinander. Auch die Dun kelheit begünstigte sein Vorhaben. Er wollte defertiren. Jn feiner Kabine orrvollfdändigte er seine Kleidung Idurch Hemd, Bloufe und Dut; sie ganz zu wechseln getraute er sich nicht. Sei nen Koffer sammt Inhalt, er war nur sehr gering, mußte er zurücklassen. Am Bua führte eine Strick-fester hi nab zum Pier. Klopfenden herzens betrat er dieselbe. Jeden Augenblick glaubte er das Wort: »halt!« über sich zu vernehmen. Aber nein, seine Angst war grundlos, unbemerkt erreichte et den Boden. Mit hastigen Schritten eilte er quer über die Levee und befand sich bald unter der Menge in Sicher heit »Frei! freil« jubelte es in seinem Innern. Alle Mattigkeit tvat von then gewichen, und mit elastischen Schritten I eilte er weiter. Wohin, wußte er nich-t. Er besaß nicht einen Cent, aber das machte ihrn keine Sorge. Ein Plätz chen. wo er sich zur Ruhe hinlegen konnte, fand er schon. Bald erreichte er eine breite, rnit hohen Bäumen einge faßte Querstraße, welcher«er in nörd licher Richtung folgte. Die Nachtluft war geschwängert mit dem lauen Hauche des Südens und mit dem süßen Dufte der Rosen und Mag-« n.olien. Fusnkelnde Leuchtkäfer umkrei sten die dunkeln Baumwipfeln. Alles dies, verbunden mit dem fremdartigen, fast betäubenden Schwirren und Zirpen der Lotust’s und Grillen, übte auf das empfängliche Gemüth des jungen Man nes eine tiefe Wirkung aus. Es war ihm, als sei er in eines jener Märchen länder versetzt worden, wie sie die Dich iker mit glühenden Farben schildern. !Daß er Ubeimatbsloö mitteilt-T ohne sKenntniß der Sprache sich in einem fremden Lande befand, batte er ganz yvergessen Staunend und träumend wandelte er dahin. i Der Vollmond erschien über den dun ieln Häufermassen, und enthüllte neue Reize Die Straße wurde stiller, die Häuser größer und vornehmer. Sie !ftanden nicht mehr Wand an Wand, sondern ein jedes war von einem blühenden Garten umgeben. Jm Mondlichte glitzerten murmelnde Springbrunnem leise flüsterten die hohen Palmen, die duftendcn Magno lien und Olivenbäume. Auf den blü thenumrantten Verandas ruhten auf Hängeniatten und Schaufelstiiljlen splaudernde Gestwalten Endlich erreichte er das Ende der Straße, und wie es schien auch das der Stadt. Schmale Wege führten zwi schen Gärten, sworin die mächtigen Blättergruppen der Bananaö mit Orangen und Pfivsichbäumen abwech selten. Im Hintergrunde schimmerte eine weiße «Villa· Durch das thau feuchte Gras eines schmalen Rsaines an einer Hecke entlang schreitend, erreichte set eine hohe breitlronige Platane. Hier beschloß er fein Nachtquartier aufzu Ischlagen, und legte sich ohne weiteres Znieden Als Kopflissen diente ihm eine wie eine dicke Ader aus dem Boden ra gende Wurzel. Noch teine Minute hatte er geruht. als er im Gesichte und an den Händen ein schmerzhaftes Jucken verspürte. Als er sich aufrichtete, schwirrte ein leises, seines Sunismen um feine Ohren. »Sind shier aber die Mücken frech,« brummte er, zog sich den Hut übers Gesicht, breitete sein Taschentuch dar über, und verbarg seine-Hände unstet die Blouse. Eben wollte er einschlafen, als plötzlich ganz in seiner Nähe eine Kuh brüllte. Verwundert richtete er sich auf. Das helle Mondlicht zeigte deutlich jeden Gegen-stand ringsum, aber von einem Thiere. dessen Stimme er vernommen hatte, war nichts zu sehen. ,.Sonderbar«, msurmelte er, »sollte ich so lebhaft geträumt haben? Aber nein —« »Muh! — Muh!« —- ertönte es, kaum einige Schritte von ihm entfernt. Nun fing die Sache aber an, ihm nn heimlsich zu werden. Er war doch nicht mit Blindheit geschlagen? Rasch sprang er anf, die Umgegend zu durchsuchen. Schon nach wenigen Schritten ertönte zu feinen Füßen ein lautes Plumpfen," und vor ihm im hohen Grase schim-’ merte ein schmaler Wasserstreisen. Jetzt war ihm das Näthsel gelöst, ein Frosch war es gewesen, ein Bull Frag, wie er hierzulande genannt wird. Ueber sich selbst lächelnd streckte er »sich zum »zwei temnale nieder. Von großer Müdig keit überwältigt, fant er bald, trotz der Mut-dürftigen Mosquitos und all der fremdartigen Laute, in einen tiefen, traumlosen Schlummer. ------ Um neun Uhr des folgenden Istior aen wandelte Tsheodor am Uer resJ Mississippi entlang. Zu feiner Rechten zogen sich die von Gärten und Baum gruppen umgebenen Häuser von Car rolton, einer Vorstadt von Neio Or ieans hin. Heute hatte er teine Augen fiir die Schönheit der Pflanzen-dein wie sie hier unter der warmen Sonne des Süden-St so üppig gedeiht. Ihn quälte der Hunger, und fein-e Gedanken beschäftigten sich mit dem Proble::i, wie er es anfangen follte, ihn zu stillen. Schon dreimal hatte er ang«efragt, wo er etwas zu essen haben könnte. Die Betreffenden hatten ihn entweder ver wundert angeschaut, oder ihm Worte zugerufen die er nicht verstand. Ein fchrilles Klirren drang an fein Ohr. Er nahte sich einer Sägmüle die unten ans den Fluß gebaut war. Hohe Bretterhauer bedekten eine ganze Strecke weit das Ufer. Ein rothbärti get Mann war mit dem Aufschichten der-Bretter beschäftigt Zu diesem trat Theodor, und fragte schüchtern: »Spie chen Sie Deutsch?« Jener nicktr. »Nimm Sie mir vielleicht sagen, wo ich ein deutschei Dank finde, fd’rin ich etwas zu essen kriegen könnte?« « »Wel! —- toart’ mal —- ves. Gehft noch fünf Block hinunter, zwei Block nach rechts, und dort findest Du am: nsorsdiistlichen Cornet ein deutfches Re staurani.« »Dante fchön,« erwiederte Theodor, und ging weiter, innerlich feine falfche Scham verwünschend, die ihn abgehal ten hatte, sich zu erkundigens, was denn eigentlich ein Block und ein Cornet sei; er wußte es ja nicht, und war noch ge rade so tlsug wie zuvor. Planlos irrte er weiter, und erreichte endlich die letz ten Häuser der Stadt. Da fiel fein Blick auf ein Schild mit dem Bildniß eines Pferdes und der Umschrift: »L, L. Müller, Livery Stable.« »Das ist gewiß ein Deutscher«, dachte er, und fteuerte auf den Platz los. Durch das offene Thor in eine-m hohen Brei terzaun neben dem Hause gelangte er in einen geräumigen Hof. Derselbe war im Hintergrunde von Siallungen und Renrisen abgeschlossen Ein Bursche, ungefähr in feinem Alter, war mit Schwamm und Leder beschäftigt, eine Kutsche zu reinigen. An dieer wandte er sich mit der Frage, ob er bei Herrn Müller vielleicht Arbeit finden könne. Der Bursche gab sich eine wichtige Miene, und meinte: »Na, warum nicht? Wenn er Jemand nöthig hat, gewiß. Wo haft Du zuletzt geschta«fft?« Theodor erzählt-e ihm, daß er grade vom Schiffe käme. « ,,Also noch ein ganz frisches Grün-l horn,« sprach jener mit überlegenem Lächeln, »ich bin schon cdrei Jahre hier« Eins will ich Dir sagen, »wenn Du beim Alten um Arbeit anhälst, und er stellt) Dir Fragen was Du leisten tannst,« mußt Du zu Allem tJa sagen, auch wenn Du keine blasse Ahnung von der Sache hast; das ist hier Mode in Ame riia, sonst kommt man nicht vorwärts. Paß auf, da kömmt er!« Die letzten Worte sprach er hastig, und halblaut, und war im selben Mo mente anscheinend so eifrig in seiner Arbeit vertiest, daß er nichts von dem» hörte und sah, was um iihn vorging. Ein Mann mit grauem Bart, ohne Rock, die Aermel ds- schneeweißen Hemdes aufgekrempelt, ein-e Flasche »Hu-se Liniment« in der Hand, kam herangeschritten Mit einer tiefen Verbeugung zog Theodor seinen Hut, und brachte seine Bitte vor Der Mann blickte ihn scharf an, unsd fragte: ,,Kannst Du zuHorses tenden?« Eingederck des erhaltenen Rathes antwortete Theodor: »Ja!« s ,,B·uggies waschen-s« . »Jv!« j l i »Den machen und ein Daniel-Team treiben?« . s« »Verstehst Du Gartenarveit und Bäume zu trimmen?« ! . s« »Auch Hausarbeit und Carpets rei nigen? ! »Jo!« ’ ,,.5tannst Du des Nachts zwei bis dreimal auf-stehen, um die von einer späten Ride heimbehrenden Pferde trocken zu rei"be-n?« .« ,,Well, dann will ich’s mal mit Dir ;-oersucksen; bin ich mit Dir zufrieden, erhälst Du zehn Dollars monatlich und TBoard ——— Hier Frev, führe ihn in die !Kiiche, undsageMrs Müller, sie möge Iihm etwas Lunch geben. Nachher kann er Dir anspannen helfen, und mit Dir »den River hinunterfahren zum Heu )machen.«—— ) Als Theodor In der Küche am Tische saß, kalten Braten, Brod und Butter ,und eine Flasche Bier vor sich hatte, idiinlte er sich ein glücklicher Mensch. Freilich, als sein Hunger gestillt war, fing ihn einigermaßen der Gedantx an Hu beunruhigen, ob er wohl im Stand: Pfei, alles Das zu leisten, was leisten zu -iönnen er behauptet, und von dem er Inicht die Hälfte verstanden hatte. I Das wird sich schon finden, tröstete Ier sich. Immerhin war er am Ziele, im ILande der Freiheit, wo auch dem Aerm Islen die Pforte zu Glanz und Reich ithum offen steht. Werden sich seine Träume verwirklichen? Wird er auch die anderen Ziele erreichen? « er weiß, vielleicht —- und wenn nicht, steht doch Isie ihm treulich zur Seite bis zum letz ten Ziele, das uns Allen am Ende un serer Laufbahn winkt; sie, ohne die selbst der Millionär arm ist: die trö stende, belebende, ermuthigende schöne sBetriigerin ,,Haffnung«. — DoppelsinnigeReplik. . . Frau Assessor, Sie haben so schöne, gepflegte Hände —- was thun Sie dafür?« »Ich . . Jch thue nichts!« Die Hauptsache. »Hast Du gesehen, Männchen, swie gut es gestern dem heim Rath ge schmeckt hat — von Allem hat er ge nommen!« »Nu: von unserm Mädvln keine!« Die Gräsin ist durchgegangen Von Anton Kozmm Jm Präsidiailgebäude in der Woh nung des Unterpriisidenten herschte tie fes Schweigen. Fräulein Magarsethe wiegte sich langsam in einem Schaufel stuhl hin und her und schien in irgend einen französischen Roman sehr ver tiest. Die Mama plagte sich mühsam mit einer Handarbeit und wars von Zeit zu Zeit ein-en neidischen Blick aus das Buch in der Tochter Hand. Denn sise lasen jetzt Beide diesen Roman. Zueost die Mama hundert Seiten, dannIGretchenz doch die Mama mertt, daß das Töch terchen liest und schon weiter ist, als sie. Sie kam gestern nur bis zur spann-end sten Stelle, Gretchen ist schon um einige Seiten weiter. Die Mama sieht sie mehrmals wü thend von der Seite an, — dann kam sie ihre Neugierde nicht mehr Schweigen gebieten: »Sa-g mal,·Gretch-en, was ge schieht mit der Gräfin?« »Die Gräsin ist durchgegangen!« »Nicht möglich!« »Doch es ist so. « »Mit dem Baron, nicht wahr?« »Natürlich, mit dem Baron.« ,,Entsetzlich! Jch wußte wohl, daß sie veine leichtsinnige Frau war; doch das hatt-e ich smir nicht von ihr dargestellt . . nun und der Mann?« · »Der weiß noch Nichts davon; er denkt, die Gräfin ist in’s Bad gereist.« »Na, was wird daraus werden!« Hinter der offenen Thüre des Nach barzimmers fiel plötzlich klirrend ein-e Vase herunter; Marie, das Stuben mädchen, setzte die Scherben schnell zu sammen und stellte die Vase wieder an ihren Platz. Dann eilte sie ganz außer sich in die Küche hinaus und machte dem Geplauder der Köchin mit dem Bedien ten ein Ende, indem sie Beide mit ihrem Staubtuch berührte: ,,Pst, eine schreck liche Neuigkeit!« - »Was denn?« »Die Gräfin ist durchgegangen !« ,,Jesus sMaria!« rief die Köchin. ,,Woher swisssen ISie das ?« »Die Gnädigen erzählten sich’s drin nen, natürlich leise. Der Herr Graf weiß es sogar noch nicht!« »Nun, wie soll er’s1wissen, wenn der Diener, sderStepham es sogar noch nicht weiß. Diesen Augenblick habe ich ihn gesprochen, er ging gerade an der Küche Vorüber; ich fragte ihn noch, wohin die Gräsin gefahren wäre; er sagte, ge stern Abend wäre «sie in’s Bad gereist." ,,J-sawohl und der Graf glaubt das auch. Trotzdem ist das ein Schwindel! Die Gräfin ist nicht in’s Bad gefah ren, sondern mit dem Baron Hager burg durchgegangen.« »Jmmer dachte ich, daß das ’mal solch’ Ende nehm-en wird,« meinte die Köchin. « »Jn einem fort hörte man in der Wohnung des Oberpräsidsenten das Säbelgerassel der vielen Ofsiziere, aber welcher war denn der Baron THagserburg Z« , »Der hohe, rothe Blatternarbige,«. erklärte der Diener. » , ,,Komischer Geschmack!« , »Ja, meine Liebe-der Geschmack der Herrschaft ist anders als der Von Un sereinenr.« s ,,Gehen Sie, Johann, und sehen Sie sich in der Küche des Oberpräsiden ten um. Wenn Sie Etwas erfahren ha -ben, so kommen Sie und erzählen es uns.« Nach dem Mittag traf Johann den lStephan im Vorzimmen · ! »Na, schön sind wir dran, Kame kad!« s «Wieso sindwir schön dran?« » »Die gnädige Frau Gräsin ist doch durchgegangen« l »Aber fafeln Sie nicht! Sie ist ink Bad gereift.« E »Gefoppt hat sie ihren Mann, wie» Jauch Euch. Sie sagte: Ich reife in’s’ Bad; doch auf der Station erwartetej sie der häßliche Rothe, der Baron Ha-j «qerburg, dann reisten sie zu Zweien in die weite Welt.« »Woher weißt Du’s3 Hast Duk gesehen?« »So una«efäl)r, als ob ichs gesehen «hätte. Es ift sicher fo.« »Teufsel! Das muß ich der Kam merjungfer erzählen, die wird wissen, was wir thun sollen. Der Graf ist nicht zu Haufe,er ist in Wien.« Nach Verlauf einer Minute wußte die Kammerjungfer der Gräfin, nach zwei Minuten die ganze Dienerfchaft, daß Jhre Gnaden, die Frau Gräfin, durchgegangen ist. Jn san Minuten swar das ganze Präsidialqebäude in Aufregung, die Leute liefen hierhin und dorthin, und flüsternd und sgeheimnißvoll gan die interessante Reuigteit von Mund zu Mund: Die Gräfin ist durchaeasangenl Nach sieben Minuten erzählte man diese Neuigkeit schon auf dem Nachbar hofe; dort wurde gewaschen, und in hel ler Aufregung unterhielten sich die Wä scherinnen darüber, daß die Frau des Oherpräsidentem die Gröfin, durchge gangen sei. f Und wer nach Verlan von zehn Mi nuten in dem Städtchen noch nicht wußte, daß die Gräsin durchgegangen war, der durfte nicht darauf Ausspruch erheben, zur städtiischen Intelligenz ge zählt zu werden. Nsach fünfzehn Mi nuten trafen sich zwei taubstumme Bettler auf dem Marttspladr. Schon von Weitem erzählten sie sich mittels ihrer Zeichensprache die Neuigkeit. Ganz öffentlich wurde dann allge mein auf das Bestimmtefte versichert, daß die Gräfin durchgegangen Auf dem Bahnhofe erhielten die Durchrei senden, die ihre Köpfe aus den Coupes steckten und die dort Her—umschlendern den nach Neuigkeiten fragten, als Ant wort die letzte interessante Nachricht, daß die Gräsin, die Gemahlin des Oberprässidentem durchgegangen sei. So wude die alarknirende Nachricht auf Flügel-n des Dampfrossies weit-er in die Hauptstadt getragen. Indessen war nicht soviel Zeit ver gangen, das; Fräulein Margarethe den Rest des ihr noch von Rechts wegen zu kommenden Seitenquantums durchge lesen hätte. Die Mamsa fäidielte von Neuem ihre Nadel ein, blickte dabei wiederholt un geduldig nach dem Buch und warf schließlich die Handarbeit newös bei Seite. Plötzlich wurde die Thüre sehr ge räuschvoll geöffnet und -;geschlossen der Unterpriistdent trat ein, ganz außer sich vor Aufregung. »Habt Jhr schon die: schreckliche Nachricht vevnommen2« »Was denn? Welche?« ,,Also Jhr sitzt hier noch ruhig zwi schen Euren vier Wänden und ahnt noch nicht, was geschehen ist?« »Was denn, um Gottes willen?« »Die Gräfin ist -durchgegangen.« »Unmöglich!« »Gewiß, es ist so!« »Mit wem denn?« ’ »Mit jenem dummen Offizier, mit idem Affen, dem Baron Hagerburgz ihrem Manne hatte sie dasselbe gesagt, wie uns Allen, daß sie in ’s Bad gehe, und mit dem Abendzusge ist sie abgereist. Schon auf der Station erwartete ssie der Baron und der Diener des Oherpräsi-« denten hat mit eigenen Augen gesehen, wie sie zusammen in ein Cosupe stiegen. Natürlich reisten sie nicht in der Rich tung des Badeortes, sondern mit dem Wien-Berliner Schn·ellzuge. Wer weiß, wo sie jetzt lbereits sind! Der Oberpräsident ist, wie Jhr wißt, jetzt in der Hauptstadt und weiß von alle dem noch sgar nich-ts.« »Vielleicht bringst Du’s ihm schonen-d bei.« »Der Teufel, soll sich in solche schmu tziaen Familien-Angelegenheiten mi schen!« »Großartig,« rief Fräulein Mar garethe, »da soll noch Jemand sagen, Ponson du Terrail schreibe unwahr scheinlicbi Seht! in diesem Roman las ich einen ganz ähnlichen Vorfall. Das ist fast zu wunderbar! Ein Gras be tet seine Frau an, da kommt ein Baron dazwischen, und die Gräfin geht mit ihm durch . « It- sk Il Während die ganze Welt so sprach, streifte der Oberpräsident mit sein-er schönen Frau in größter,innigsterGliick seligteit in den Tannen-wäldern des Badeortes Mi- iumher. Der Verliebte Gatte war von Wien aus geradewegs seinem lieben Frauchen nach MI- vor ausaeeilt, um die später Eintreffende bei ihrer Ankunft zu iiberraschen. Baron Haare-barg exerzirte fast zu gleicher Zeit draußen in der Raserne mit seinen vierschrötigen Dragonern. Pariri. Professor mev.: »Aber smein Lieber, wann endlich werden Sie sich das ewige Pumpen abgewöhnen?« Studios med.: »Herr Professor, erst gestern haben Sie in Ihrer Vorlesung gesagt: das Herz ist ein Pumpapparatz und sehen S e ich bin nun kmal so ein Herzensmensch!« 0-0————-—-—— Seemannsrviy. Dame: »Herr Kapitän, wie weit sind wir noch vom Lande?« Kapiiäm »Ungefäsl)r zwei Seewei len.« Dame: »Man sieht doch aber gar nichts, in welcher Richtung liegt denn Land?« Kapiiäm »Direkt unter uns, Strä -disge.« W—-O-O«Os Jm Vertrauen. Bankiers (zum neuen Kafster): »Wenn Sie vielleicht einmal Lust haben sollten, mit der Cassa durchzugehen, so sagen Sie mir si. .Jch geh’ auch gleich mit!« «