»Er ist zu indolent, um sort zu get-ein« sagte sie sich zum Trost. »und Croßpapa giebt es nicht zu —- und ich auch nicht« —- So lange sie Johann Leopold als ihr sicheres Eigenthum be-« trachten konnte, war er ihr mehr alsj gleichgiltigx jetzt, da er Miene machte,: sich ihr zu entziehen, wollte sie ihn um jeden Preis festhalten und nicht nur aus Berechnung. Heute hatte er zwar ihr Entgegenkommen unfreundlich ab-? · gewiesen, aber Eis schmilzt nicht beim »ersten Sonnenstrahl, —- auch ihre Lie Mswiirdigteit mußte wie die Sonne durch die Ausdauer siegen. Wenn nur erst der Doctor fort war —- seine schar fen beobachtenden Augen waren ihr un bequem. Jshr Wunsch sollte schnell erfüllt wer den; Ludwig reiste am folgenden Mor gen ab Jn aller Frühe, während er noch mit dem Einpacken beschäftigt war, kann Johann Leopold in sein Zim ster. »Ich will nicht stören,« sagte er, in dem er sich tu’z Sopha warf. »Aber ih setze tuit den Minuten Jhres hier feins; Sie haben mich verwöhnt, ich Ist-de irnich nun doppelt einsam süh Endo-is runzelte die Stirn. »Sri"err Sie nicht so weichmüthig,« Ke- er; .es taugt Ihnen nicht, —- wie auss Wehen — Sie haben schlecht ge- , schlafen?« I , »Ga: nicht« antwortete Johanns Leopold.· Mach unserem Gespräch von ; xstern Abend, nach dem Bescheid, denj — ie mir auf meine Fragen gegeben . . .« i »Sie verlangten Wahrheit,« fiel ihrnT » Eudwi .in’s Wort, »und ich glaubte sie Ihnen chnbdig zu sein.« . »Das waren Sie « sagte Johann Leopold; »ich Dante Ihnen dafür. aber es wird mir schwer, enich damit abzu sinden.« Ludwig’s Lippen zuckten wie immer, wenn est bewegt war, und eine Weile stopft-er schweigend seine Sachen in die Reisetnschem dann sagte er: «Machen Sie schnell ein Ende — nur - seine bit-then Maßregeln, kein Zögern, wo das Messe-e nöthig ist." . Johann Leopold strich mit müder Ueber siiber Stirn und Augen. »Sie WE- » es ist Zeit, daß ich thue, Ists W doch gethan werben muß,« Ists-Mit er. ists-feste das einsehen, thun Sie’s . M-— He —- diese Stunde noch!« « Dies Ludvz »Sol! ich Jhnen helfen? - ROHR würde es Ihnen leichter, kenn ich mit dem Freiherrn spräche . .« »«. Wer Leopold fuhr in die Höhe. —x-Ikeiszzspeini« rief er die Farbe wech selnd. »das muß ich selst thun — muß »der A erst selbst im Klar-en fein· Mr si danke Jhnen.« fügte er ruhiger If- ; ·,,.und später bitte ich unt Ihre — in anderer Weise. Jch darf du«-auf zählen, nicht wahr?« »Auf meinen guten Willen unbe dingt,«-antstvortete Ludwig und drückte die feine, blasse Hand, die ihm Johann . Leopold.reichte. »Doch was will das sagan —- ich liebe solche Versprechun gen in’s Blaue nicht« »So-bald als möglich sollen Sie das Nähere hören. Ihr Schiff segelt arn vierzehnten März —- Zeit vollauf, Alles zn ordnen,« sagte Johann Leopold, in dem er sich in die Sophatissen zurück lehnte. »Zeit vollauf, um in den alten Schlendrian zurückznsallen,« dachte Ludwig, aber er sprach es nicht aus nnd schloß hastig den Rest feiner Hab seligtetten in den Koffer und in die Reisetasche.. Det Diener karn, um zu melden, daß vorgesahten fei. »Sie bleiben -l)ier,« sagte Ludwig in Minnnten Tone, als Johann Leopold aufstund »Der Morgen ist bitter kalt; die Abhärtunsg. die ich Ihnen anrathe, ist anderer A . Leben Sie wohll« Sie schütte ten sich die Hände. »Leben Sie wohl!« wiederholte Jo hann Leopold und ehe er ein Wort des »Dann-s hinzufügen konnte, machte sich Ludwig los, und ging schnell aus«- der Thüre, die er hinter sich zuzug. Jedes Abschied-nehmen war ihm so Pein-lich, »daß er im Familientreise die Stil-Oe seiner Aufahrt verschwiegen nnd erst spät Abends von Johann Leo pold den Wagen zum Frühzuge erbeten stxitte Dennoch sollte er dein Adieu sagen nicht entgehen. Als er die erste Etage erreichte, bat ihn die alte Chri stian einen Augenblick im Wohnzirnmer einzutreten, und zu seiny Ueberra schung fand er, bis auf Johann Leo , alle Familienmitglieder versam melt; selbst Magelone hatte nicht ge rn t, ssich auszuschließen r Freiherr kam anit ausgestreckten Händen an ihn zu. - uLieber tor, Sie wollten sich fort setlen,« sagte er; »das können wir nicht dulden. Von Dankbarkeit zu Drachen, ist nicht meine Sache, —- aber IWH Sie wissen, was Sie mir, uns M geleistet haben. Sie sind uns Eed Morden und ich erwarte, daß Ste Dönninghausen fortan im vollen Sinne des Wortes als zweite heimath an sehen. Sobald Sie von Ihrer Reise zurücktommen, erwarten wir Sie.« Darauf küßte er den jungen « cann, wie er das beim Abschiednehmen von seinen Angehörigen zu thun pflegte. TanteThella wünschte ihm unter Unä .nen glückliche Reise und wollte wissen, iob er ordentlich gefriilystiickt hätte; tMagelone reichte ihm lächelnd die Fin hgerfpitzen und Johanna, die in Hut Fund Mantel an der Thüre stand, er !klärte, daß sie ihn bis Thalrode beglei ten würde ! Mit aufleuchtenden Augen folgte er pihr in den Corridor, aber als sie die Treppe erreichten blieb er stehen undj jfaßte ihre Hand. i j »Liebe Johanna, ich danke dir —( faher laß mich allein fahren« sagte er. »Es ist nur verlangertes Abschied-ich men, wenn du imich hegleitefi. Bleibe hier — mir zu Liebe —- lehe wohl! lebe wohll« I Die lesten Worte hatte er kaum hör sbar hervorgeftoßen Nun schloß er Jo hanna in die Arme, drückte — zum er isten Mai im Leben —- einm naß aus ihre Lippen, einen langen, heißen Kuß, der sie durchschauerte, und eilte, wah rend sie noch wie im Traume dastand die Treppe hinunter; im nächsten Au geanick fiel lkachend der Wagenfchlag zu und die Räder donnertemüher das Pflafter des Hoer : (FortseHu-nd folng l i Die Treue. s « Von c. cum-. ' Sie hatten ssich seit Jahren gekannt ftin-d geliebt. Sie waren sogar schon einmal verlobt gewesen; da traten; zeoingende Verhältnisse zwischen sie. Bei ihr nahm dieser Zwang die Gestalt eines kränklichem egoistischen Vater-El an; bei ihm trat er gebieterisch auf als verzweifelter Kampf um’s Dafern als elender Mangel an Geld. Er retteie seinen Lebensmuth durch eine Flucht hinüber in die neue Welt," wo er eine tüchtige Portion Fleiß nnd Ausdauer (se«m einziges Kapitals bes fer oerwerthen zu können hoffte als in der alten. —- Sie blieb daheim und pflegte abwechselnd ihren Vater und ihre Erinnerung. Seitdem waren sechs Jahre verflos sen. san-d die Situation hatte sich geän dert. Das, was die beiden einst ge trennt -hatte, existirte nicht mehr. Der alte Vater war dahingegangem wo er keiner siweiteren Pflege bedurfte. Wal ter, dein jungen Manne, waren die schweren silbernen Dollars so über reichlich zugeflogen, daß er sich nun in der Lage befand, sich endlich von feiner anstrengenden Thötigleit ausruhen zu können und eine Reise nach seiner Hei mathstadt zu unternehmen Er hatte nun Zeit, alte Bekannte auszulachen nnd alte Verpflichtungen zu erfüllen. Das Wort »Verpflichtnngen« hat ei nen herben, sreuntdlosen Klang. Es klingt nicht wie: »Liebeözauber, Braut ftand und ehliches Glücks und doch bedeutete es in Walters Gedanken das selbe. Der junge Mann besaß einen durch-aus ehrenwertben Charakter-. Er war treu und gewissenhaft lnach sei ner eigenen Ansicht und auch in den Augen der Welt); ein Mann, dem ein Woribruch einem Verbrechen gleich ggt Einst hatte er Anna heiß geliebt, a r — — ! Ja, ja! Es ist so eine eigene Sache imit verjährter Liebe! Walter war nach B zurückgekehrt Er .hatte seiner Freundin den ersten Besuch Zsiir diesen Nachmittag angemeldet und ischlenderte nun, da die Stunde dasiir Tnahte, gemächlich durch die belebten HStraßen der Stadt, seinem Ziele zu. jUnterwegs betrachtete er mit hellen, Zneugierigen Augen die ihm fremd ge swvrdene Umgebung . « Eine gewisse Neugierde bemächti gte sich auch seiner, bei der Erinnerung an Iseine Braut. Er freute sich das Mäd ;chen, welches er heirathen wollte, nach Iso langen Jahren wiederzusehen »Die liebe gute Anna,« sagte er sich, ,,tvie mag sie wohl fest aussehen? Ob sie sich erheblich verändert hat? Nun ja, jünger sind swir beide nicht gewor den!« Schmunzelnd stellte er sich vor ein Schauserrster, dessen Hintergrund aus einem riesigen Spiegel bestand und« sei ne stattlicheFigur wiedergab. ; »Na«, dachte et wohlgesällig, »mit? mir steht es noch nicht so schlimm Vier R ist just ein nettes Alter sür einen ann; — sechs Jahr-e war ich »heil ben«'; Anna muß jetzt uber dreißig sein. Wieeh die t vergeht! Die gute Armes esie wirklich noch rgecht herzlich l bl« Ei ist ein erhebend-ei Gefühl zu wis sen- M- man rechtle M Mit Isrosbem Versen schritt Wetter die Stra ße entlang Jest lane er an einem Fenster· vor bei, sto- Gemiilsde zur Schau standen. Wultee bkrch wiederum siehe und neu sterte die zum Theil recht guten Bilder. Seine Aufmerksamkeit wurde haupt sächlich dicch das Bildniß eines schö nen blonden Mädchens in weißem Klei de gefesselt. »Es ist, als sähe ich Ada Dalisax vor :niir,« murmelte er und verlor sich in »dem Anblick des reisenden Gesichts. JWie ein Traum stieg die Erinnerung »an eine Scrne aus der Vergangenheit Jvor seiner Seele auf. Er saß beim ’Diner in einem eleganten Speisesaal, Ineben der Schwester seines Kompag inons «Wie verführerisch blitzten die Ebraunen Augen seiner lieblichen Nach ibarim wie schelmisch lächelte ihr rothes iMiindchen Noch nie zuvor hatte die jbesgehrte Erbin ihm so deutlich gezeigt, ;daß er ihr nicht gleichgiltig sei-»daß es Hnur eines Wortes seinerseits-bedutste, Juni sie als seine Braut an sich zu ists-. sein« Die Versuchung war groß. Siesi Twar jung, schön. reich, und sie liebte; ihri; —- wäre er nicht eiti Thor, wenn« er da nicht zugrissS Nach dem Dian zog ihn Ada’s Buder bei Seite und sliisterte ihrn zu: »Ich habe euch drob-s achtet; ich darf wohl gratuliren, alte s Junge?« —- - j Und doch zögerte Walter nur mäh rend der Dauer einer Minute; dann! antwortete er mit fester Stimme: J « »Ich habe dir nie von meiner Brautf sergählt Jch bin seit Jahren schon ver- J lo t.«·- . » I Die Zeit ver-ging; Walter wurde von der vorüberrilenden Menschen un sanst gestoßen, während er traut-oder lores das Bild anstarrte, das Aha ha lisax so ähnlich sah. Endlich wandte er sich mit einem Seufzer ab und setzte seinen Weg fort· »Schade, wirllich schade.« er sagte die Worte nicht laut, er fühlte sie bloß. E Jn ein-ern behaglichen Wohnzimmer, jdessen gediegene, aber nicht prunthafte sEinrichtung von einer hellen, schirmlo sen Lampe beleuchtet wurde, saß Anna und wartete auf ihren Freund. Jn ih ren sanften Zügen lag der Ausdruck einer glücklichen Zufriedenheit Man tonnte ihven guten Augen den Gedan ten ablelen, daß nun die schwerste Zeit bunt-täuspr die Sorgen, der Kum mer hinter ihr lagen und sie einem glücklichen Leben entgegenblicken durfte. Kein Mel, tein Bedenken trübte das Bild, welches sie sich von der Zukunft machte; sie vertraute ihrem Walter ihrem Bräutigam, von ganzem Versen War er nicht sechs Jahre siang um ihret willen anvermählt geblieben, und hatte er ihr nicht seine ganze schöne Jugend zum Opfer georachti War er nicht jetzt, in diesem Augenblick, unterwegs zu ihr, —- gewiß mit iehnsuchtsvollem Herzen, und würden nicht vielleicht die nächsten Minuten sie mit ihm vereint sehen? Sie malte sich aus wie er in S Zim mer stiirzen und sie, die vor Freude weinte. in feine ausgebreiteten Arme schließen würde. Sie hatte bereits viele Thränen in ihrem Leben vergaffen aber diese sollten infolge allzugroßen Glückes fließen. Bei diesem Gedanken waren sie auch schon da, die Thränen, rollten lang sam über ihre Wangen herab. Allein Waltet durfte nicht merlen, daß sie geweint hatte, wenn es auch aus lauter Glückieligteit geschehen war. Schnell fuhr sie mit ihrem Battilttuch über ihre Augen und trat vor den Spiegel, um ihr Aussehen zu prüfen. Ein zartes, feines Gesicht leuchtete ishr aus dem dunkeln Hintergrund entge gen, — ein Gesicht, dem die Kroaten ftubenluft, die vielen durchmachten Nächte die letzte Spur von Frische und Jugendlichteit genommen hatten, wie die Finsterniß allmälich einer Blume die Farbe raubt. Ja, sie mußte sich gestehen, daß sie alt aussah, —— älter als ihre Jahre. Mit einer ungewohntem fast furchtsa men Regung von Eitelkeit. eilte sie an einen Schrank und entnahm demselben einen kleinen Lampenschirm aus ge tniffenern rothen Seiner-papier, den sie über diesLarnpenglocke zog.« »Das verschönt ein wen-ig,« murmel te sie leise. Aber im nächsten Augenblick gewann ihre etwas übertriebene Gradheit Und Ehrlichkeit die Oberhand. Vor sich selbst erröthend, nahm sie den hübschen Schirm sorgfältig wieder ab, glättete ihn und legte ihn in den Schrank zu rück. »Nein.« sagte sie laut, »-—— das war schwach! Er soll mich sehen, wie ich bin und nicht mit einer Illusion an fangen, um morgen bei Tageslicht um so mehr enttiinscht zu fein. Liebt er xdoch mich und nicht mein Gesicht, ber; JTheure!« J Jeßt wurde die Glocke aezogenJ Anna preßte die Hände ttampfhaft inl einander. Nun war er da. und es würde so kommen, wie sie es sich aufge —c—·—"-"" f f- — gemalt hatte. Gleich mußte er in’s Zimmer stürzen. —- — Asber ee stürzte nicht. Jm Gegen theil, er öffnete gemächlich die Thü und trat mit würde-vollem Lächeln ins Gemach. Anna sah statt des bekann ten blossen, feurigen Liebhabets einen großen, starken Mann, mit dunklem Voll-hart, der gemessenen Schrittes aus sie zutrat ein Dand in tadellos Men dem Handschuh ihr entgegenstreckte untd sagte: — »Na, guten Tag, liebe Ante-ji« Dann standen sie und blickten stumm einander an. Der weltgewandte Mann und das einfache, schüchterne Mädchen fühlten sich beide von einer peinlichen Verlegen heit ergriffen. Die vielen Jahre, in de nen sie sich nicht gesehen, thiirmten sich zwischen ihnen zu einer hohen Mauer auf, die sie trennte, nnd sie hatten nicht den Muth, eine Presche hinein-zuschw gen, um zu einanderzu gelangen. Da geschah etwa Landes« Alltägs liches, Lächeeliches, das die Situation erleichterte. « . Er ries: »Die Lampe qualmt!«« z Sie wandte sich mit den Worten um: »Ach ja, du hast rechts« und eilte? an den Tisch, um die allzu hohe Flam-? me herabznichrasubem Dann lachten sie Beide. Der Bann swar gehtochen,; —- die Mauer fiel, — sie durften sich niern —- —-— — ie saßen zusammen aus. dem So sa und blickten einander in die Augen« während er von seinen Kämpfen und Erfolgen erzählte. Sie unterbrach ihn von Zeit zu Zeit mit theilnehmenden Fragen. Noch war zwischen ihnen lein Wort svon Liebe gefallen. Zuerst hatte sie ein solches erhosst und erwartet- aber zehn Minuten hat ten genügt, um diese Hoffnung zu Grade zu tragen. Mit dem seinen Gefühl eines lieben den Weibes hatte sie in sein Herz ge schaut und dort, wie in einem ossenen Buch, seine Gedanken gelesen. Sie sühite daß er sie alt und well sand; trotz seines lächelnden Mundes traf sie der prüfende Blick seiner talten Augen, —- dieser Augen, dieschon so ost sür sie in heißer uth geslarnrnt, wie ein Mes serftich in' »Verz. Sie überlegte nicht, sie solgerte nicht, sie zog keine Schlüsse, aber sie swußte trotzdem. Sie hatte mit unerschütterlicher Gewißheit die iThatssache erfaßt, daß er sie nicht mehr Titel-te nie wieder lieben würde — I Jn diesem Augenblick starb der letzte IRest ihrer Jugend dahin, und mit ihm schwand alles, was tdie Welt und das , Leben für sie noch an Schönem und Be glückendem barg. Nur ein Gefühl be feelte sie noch und nahm, jeden anderen, Gedanken verdrängend, ihr ganzes Zein gefangen, —- nämlich das Bestre ben, ihre Empfindungen nicht zu ver Irathen, froh und glücklich zu scheinen und den Schmerz zu verbergen, der sie zu vernichten «drohte. Lachenden Mun des folgte sie seinem Bericht und drückte fin ihrem Wesen die Theilnahme einer jguten Freundin aus. z Und nun tarn für sie das Schreck ;liche, woraus sie jeyt nicht mehr gefaßt Zwar: —- er sing an. zärtlich zu werden. ! Nur in ierZLersten Briesen war von Iihrem Brautstanssd die Rede gewesen; ! später wurde diese Thatsache stillschwei « gend als etwas Selbstverständliches an denommery und dann waren es nur jganz turze, nüchterne Briese gewesen, Jwie zwischen obersliichlichen Bekannten. EJetzt fühlte Walter die Verpflichtung ials Ehrenmann« sein vor Jahren gege ibenes Wort einzulüsen. Er wollte das iMiidchen glücklich machen, sie tsür die Ylange Zeit des treuen Harrens belohnen. stät erwärmte sich an seiner Ausgabe, er ziaßte ihre Hand und hat sie, den Tag ; der Hochzeit bestimmen. Er zog sie an jsich und wollte sie küssen. : Und sie, infolge jener unglückseligerh snenentdeckten Gabe des Gedantenlesenå, iwar sich bewußt, daß er in diesem Au ngnbtict dachte: — ! »Was bin ich doch siir ein rechtschaf »sener, edler Mensch; —- wte muß sich Idie arme Anna »durch sotche Treue be glückt fühlen!« — ; Mit beiden Händen stieß sie ihn von zfrch und sant blaß urrd zitternd in die Sosaecke zurück. Walter glaubte zu träumen. ; »Aber, Anna,« rief er erschrocken, »was hast du nur? Bist du mir denn gar nicht mehr gut? Jch frage dich, wann wir hochseit feiern wollen« und stat; aller Antwort stößt du mich von dir « «Nein, nein,·' schluchzte das Mädchen erregt, beide Hände vor das Gesicht schlagend, — »ich sann deine Frau nicht werdens« H Dann, wie sie gewahr wurde, daß ers ganz verblüfft dasah send sie anstarrte,; als wäre sie von Sinnen. gewaan ste» mit großer Anstrengung ihre Fassung wieder. ,,Sei rnir nicht böse,« bat sie mit ei nem matten Lächeln; »e« ift zu spät. Jch bin eine alte Jungfer geworden nnd mag nicht mehr ans heirathen denken.'« « »Anm,« rief er noch immer ungläu» big, —- du liebst mich nicht mehrt« l Sie zögerte; -:dann — l »Meine Freundschaft wird Dir stets bleiben, « sagte sie ausweichend, indem sie ihm die schmale Hand hinftreckte: »nicht wahr, wir bleiben Freunde?«— Kurz daran verließ Walter das· Haus. Sein Selbstgefiibl hatte einen empfindlichen Stoß erlitten, doch sein; Herz swar dabei nicht betbeiligt gewesen« Er ärgerte sich, daß er von Amerita sgeq kommen war, um sich einen Korb zu ho-’ len lind einen so unberechtigten, unbess gründeien noch daz u - »Eigentl)iirnlicher Geschenack,« brummte er ärgerlich, »das Loos einer alten Jungfer dein Leben an meiner Seite vorzuzieheM Und ich Esel hätte aus ihre Treue geschworen! Vielleicht liebt sie einen andern! Da sage nur ei ner, die Frauen seien das treuere Ge schlecht. Na, mir-soll es recht fein!« Er bestieg eine Droschle, zündete sich eine Cigarre an und faßte den Ent schluß, an Ada Halisox zu schreiben und sie um ihre Hand zu bitten. Wanst-Sonnenschein Uooellette oon C. Merk t’l·llünchcn). War das schon Und neu! Einmal bei weitgeössnetem Fenster in behag licher Ruhe zu sriihstiickenl Ganz lang sam. Zeit zu haben, um sein Brödchen einzutunlen, Stück sür Stück; dazwi schen hinaus zu gucken aus den herr xlichen blauen himmel über den ;Dächern. ·Einrnal ohne Eile! Jan Tit-Ellen Bewußtsein der Feiertags-Frei it. . » An eine so schöne Frühstücksstunde, wie an diesem Pfingstniorgen erinnerte sie sich in ihrem ganzen Leben nicht. ISonst mußte sie ja stets gleich fortda Hsten in d« Schule; auch an den Sonn ztagen. «u Ostern hatte es noch ge !schneit. Und früher? Du lieber Hirn mel! So lange ihre Mutter noch lebte! TWaS würde die gute alte Frau gesagt shatben zu solchem Nichtsthum zu solch ssaulein Dreinschauenl Sie hatte ja Innnier den Strickstrurnps in Händen sgehabi. Nun ruhten die steiszigen, wel ! ten Hände siir immer. Mino war allein sin der Welt seit dem Winter. Kein sMensch trug, wie die tleine Volks-schul slehrerin da oben in der vierten Stock swohnung ihre paar Mußestunden her sum-brachte s Da sing plötzlich eine Amsel zu sin sgen an, so lustig, so jubelnd, so malen shaft übermüthigl Gerade vor ihren sFenstem War das ein bescheidener jBogelZ Jn der rußigen Dachrinne saß Jer, vor ihren paar armseligen Blumen stiickenl Ganz leise stand sie aus und betrachtete den schwarzen kleinen Kerl, »der solchen Frühlingsjubel in ihre Seele hineinzauberte. Ia, so ein Vogel, der hat’s freilich gut! Hebt die Flügel —- huschs —- sort war er! Schwebte dahin in die blaue Lust, weit hinaus über das Häuserge winlel in’s Freie, in’s Grüne . . . Aber warum that si-e’s nicht auch? — Das Fliegen mußte sie ja wohl bleiben lassen. Aber eingesperrt war sie doch »auch nicht. Es schien nur gar so fremd Hund wunderlich, daß sie einmal an die sseni Sonnentag ganz thun konnte, was s sie swollte — Eine Stunde später swanderte sie un ter lnospenden Alleebäurnen auf einem schmalen Fußpfade neben der Land straße dahin. I Sie war eine Strecke weit mit der Pserdebahn gefahren. Die Stadt hatte hier ein Ende. Nur vereinzelte Häuser standen noch zwischen Getnüseaärten und Baue-lägen Dann tam freies Land; Wiesen und Blumen, weite Felder. und dahinter standen blau und klar, niit id rem alten zauberhasten Fernendust, die schneeglitzernden Berge. Mina stand still, erschrocken fast vor Ldieser Schönheit, die ihr so nahe war, sdie zsich gleich da draußen vor den nüch sternen Stadtstraßen entsaltete, wie eine liniirchenlsast reine, lichte Welt. i Es war schon ganz friedlich einsam um sie her. Heute ruhte alles Wagen gerassel, dampstenteineFabrik-Schleie. Radsahrer kamen auf der Landstraße voriibergesaust. E’ner ries dem Mäd chen von weitem » uten Morgen!" zu. Sie ärgerte tsich im ersten Augenblick, fand das keck und zudringlich. Aber als sie ihm dem Kopf zuwendete, sah sie in ein so vergnügtes srisches Gesicht, daß sie den Gruß ganz heiter erwiderte. Warum sollte man sich eigentlich nicht, wie die Landleute, ein freundliches Mttsagetn wennntanächdiekidmußen We nete in dieser Dorsstille, an diesem t« lchen Maientag? Fast wie dem kleinen schwarzen Vo gel schaute sie dem Rat-sahen nach. heischt war er satt. Oh, even-VI bei ihr auch langsamer ging, reizend war es doch, dieses Dahin marschirem einmal ganz fern-von den-. täglichen, til-getretenen Trab. Sonst lief fie ohnedies wie ein Rennbahn-. pferdchen immer den gleichen Weg, — heute einmal frei, planlos, nur fo in’s Blaue hinein. Ein Bauernwagen kam vorüber; neben dem Pferd lief ein aitggelaffenez« Fällen« das die dtolligfien Seiten fprünge machte. Sonst Stille. Glo ckengeläut von eines-n fernen Kirchlein Letchengezwiifcher. Plötzlich sah sie auf der fonan fchienenen Landstraße einen dunklen Fteck. Was dort nur lag? Sie ging rascher. Wahrhaftig ein Menfchi Lang ausgestreckt unter dem Allekbautw TEin , Betruntener am Ende? . . . Arn hellen Morgen! — Jhr grzute Da wollte sie lieber nicht vorüber; « Aber war das nicht ein umgefallenesk Rad was da neben dem Baume zum Vorschein ihm? Also ein Unfall? Un williirlich lief sie nun. Schrecklich, wenn es ein Verungliiclter, ein Schnitt-verw ter wäre! Und weit und breit tein Mensch, um zu shelfen, als sie ganz al lein! ! « Mit iingstlichen Augen trat sie näher. i Ein langer, schlanler junger Mann, »in seinem grauen Sportsanszug, im Staub der Straße. Er war mit dem »Kon an den Baum angeschlagen und- - bewußtlos Nun erkannte sie das Ge ’sicht, so flüchtig sie es auch gesehen: es war derselbe, der ihr vor kurzem so lfriihlich"»guten Morgen« gewünscht. - i Zum Glück glänzte dort m der Wiese Lein Bach Sie besann sich nicht lange, nahm die Ledetmiiha die ihm herabge fallen war, rannte in das feuchte Gras, und holte Wasser. Dann nehte sie ihm die Stirne, das Haar. Es dauerte nicht lange, so schlug er die Au en aus« sah sich verwundert um. »Gefallen? Donnertvetteei So was idummesi Aber nur das Pferd war daran schuld! Und der verdammte Grabens« Nun er kam er vollends zu sich und sah das vor ihm stehende schlante Mäd chen das ihn halb verlegen, halb be sorgt anhlielte. mit scheuen, gut-mithi gen Augen. Sie hielt nochdie Mühe in den Händen, aus der nun das Wasser tdurchtriiuselte unld bemühte sichebenmit ihrem Tuch eine talte Compresse herzu stellen. »O —- gräuleini Dante herzlich. Verzeihen ie nur, daß ich Jhnen da so im Wege liege!". · Jst Ihnen besser?« frua sie freund lich. »Haben Sie sich nicht sehr wehe gethan ?« Er fühlte seine Arme und Beine »Zerbrochen ist nichts, Gott sei Dant!" lachte er. »Mir ist’s nur ganz wirblig im Kopf. Du lieber Himmel! und smein Rad! Wenn das nur auch heil geblieben ift!" Sie half ihm, da er bei dem Versuch sich aufzurichten, taumelte, die Ma schine emporzuheben. »Dante, dantet Nun .ltiegen Sie auch noch Staubflecke an Jhr Kleid, um meinetwillen! Schändlich! Aber froh bin ich doch: das Rad scheint in Ord nun Kann ich nichts für Sie thun?" sagte sie mit ihre sanften Stimme und sah ihn ein wenig rathlos an, als er sich von neuem schwindelnd an dem Baum festhalten mußte. «Wasser vielleicht? . . Wenn wir nur ein Glas hätten! Es scheint ganz tlar zu sein in dem kleinen Bache dorti« »O einen Becher habe ich wohl. Aber, daß Sie nun solche Mühe mit mir ha beni« ! An den Baum gelehnt, schaute er ils-r lnach, wie sie leichsiißig zwischen dem » Hrischen Grün und en Blumen dahin · .eilte. Nun kam auch ein tleiner Junge des Weges, im Feiertags-Anzug mit « grellrothen Hasenträger ülher dem ischneaveiszen Hemd. ,,Magsi eine Mart verdienen?« rief der Radiahrer ihm zu und liesi das aus der Tasche geholte Geldstiick in der Sonne blitzen. Der Kleine grinsie. »So nimm das Rad dort und schieb’ es, wohin ich Dir sage. Es wird sich wohl irgend ein Haus sinden, in dem ich es lassen iann.« « »Nämlich, weiiersahren, das geht nicht!« erklärte er dem mit dem gefüll ten Becher zurückkehrenden Mädchen. »Ich finde ja aus meinen Beinen kaum noch die Balancr. Und wenn ich den Baum loslasse, so sängt alles um michs her zu schwimmen an· Mr ich sann doch nicht wohl als Säulenheiliger hier sieben bleiben.« Er lachte iiber seinen unsichere-i Schritt. Minna streckte erschrocken die hand aus; sie meinte schon, er würde wieder zu Boden schlagen. Er griff auch krampshost nach der Stütze und ilegte schließlich seinen Arm m den « iihrem E »Wollen Sie mich ein wenig führen, Fräuleins Es wird gewiß rascher