Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 12, 1896, Sonntags-Blatt., Image 15

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    Dass-»f- Was-»was
Die telegraphische Kunde fvon dem
Brande des« März-meir Residenz
schlosseg wird jeden Kunstsrexrntz der
dieses großartige Wert der Varus
Architettur gesehen hat, mit tieser Be
sorgniß erfüllt haben. Gerade in den
leyten Wochen ist dieAnfmerlsamteit
wieder aus diese-«- berühmte-Bauwerk
gelentt worden, aus Anlaß der Ge
sammtausstellung der Werte Tiepolo·o,
welchesegenmärtig in Venedig stattfin-.
det. wtiicklichertreise ist es den An-i
strengungen der dutqi die gesammtej
Würzburger Garnison unterstützt-cui
Feuern-ehe gelungen, das· verheerendei
Element einzndämmen und· abgesehen!
von einigen leichteren Beschädigungens
an den Fressen des Kaisersaales, dasl
ganze Schloß mit seine-n unvergleichliJ
chen Kunst-schätzen zu retten. Dasj
Würzburger Residenzschloß ist in jeneej
Zeit entstanden, in welcher zahlreiikes
deutsche Fürsten sich-verpflichtet glau -;
ten, so weit als irgend möglich den:
Sonnentönig Luowig XHI zu kapi
krn. Es ist aber jeden-falls die beste die- H
see Kopiem Jn seiner äuszern Fortn
schließt es sich ganz derjenigen des Ver
sailler Schlosses an; der großartig
angelegte Residenzplahiibertrisft sogar
dassmnzösrsche Original. rDie Archi
tektur desschlosseszjst eine durchaus
einheitliche, da es von demselben Bau
meistey Johann Balthasar Renmanrh
begonnen und vollendet wurde- Der
Bau wurde unter oem FürstbischofJoh.
Phil. Franz von Schönh-un 1730 in
Angriff genommen nnd nach 24 — ab
-ren, 1744, unter dem Fürltditchof
Friedrich Karl von- Zchönborn in lei
nen wesentlichen Theilen vollendet
Das Schloß enthält 812 sitt-mer« 5
grosse Säle, die etwas itberladene
Schloßkirche 247 Mich-en Sehr deiner
jenser ist die Gottenfacadr. an die
sich der große mit vielen Bildsoertm
Wassrrliiniten, Landgängeid oetzierte
ofgarten anlchließi. Der ganze
« loßdau hat eittefLänge von MTx
Meter und eine Tiefe von 89 Meter. J
Belondezs gelungen ist dem AkchlsI
tetten die große Halle im Etdgeichofz
desMittelbaueg und die idaran Rosen-de
Haupttreooq welche in. einem Lan das
hauptlchloß erreicht.· Es ist dies eines
der schönsten.Stiegenhöuser, welche die
Palaftarchiteltur aufzntoeisen hat. Es
ist mit Freslogemälden von-Tiepolo.
»Der Olymp und die vier Welttheile«,
verziert. Einen imposanten Eindruck
macht der große Kaifexfaal, welcher den
Mittelpunkt des Hanntlchlosses bildet.
DerselbeUt edenfgllsnnitMeiltertvets
ten Tiepolcksgelcht üclt, welche die in
Würzburg stattgehg te , Ver-mähluttg
des Knisers Friedrich Barbarossa mit
Beatrice von Burgnnd darstellen Sehr
deinertenswerth ist one Spiegelzimmen
in welchem chinesifche Malereien unter
dem Glase auf Spiegel rund gemalt
send, ternernteltrere Sii e, welche mit
"Gobelins« die Geschichte Alexanders des
Großen »dnxltelleno, ausgefchla n smd.
Diese Gobelins sindein Gel ent des
iranzissilcheuszhofes .· Vonleinek gro
In Bedeutung ist die Gemäldegallerie
« ielildesxnthält jedoch manches werth
,volle Poe-trät, », ,
Aus neuerer Zeit-stcnnmt die Einrich
tung einer Reihe von Zimmern im Ent
pire-Stil, welche file die GemahlinNa
poleon l» Mnthstouistz eingerichtet
wurden, die» das «Sthloß längere Zeit
bewohnte," Daß Nitpoleon wiihrend
feines Würzburgex Aufenthalts die
Schloßtreope hinanfgerittsen ist, ist
wohl nur eine Lege-fide Zu den Le en
sden dürfte auch gehören, daß die « est
dm,z durch einen innterirdifchen Gang
mit der jenseits- des;«Mai-ns·-l»iegen«den
Fett-nun Marienburg-verbunden sei.
Jn dem Schlosse befinden sich-die
«Sammlnngen-..des Würzburger histori
tchen Vereins, die namentlich in den
silevten Johrenwesenttich vermehrt wor
--Iden« sinds »Ur-geführt seien noch die be
rühmten lchntiedeelserum Gitterthore,
von denen leidet unterztkönig Lusdwig
l. ein Thei als nlxes Eisen verlnuft
wende S . sind d ndem Hoffchldsser
Egg angefekttgt." dessen Vater die de
tlthniten Schlossetttlrbeitrn eint Wiener
Belvodere geliefert hatte
Der hofteller ist einer der größten
Deulchlands. In ilnn werden die treff
lichen Erzeugnisse der- Staats-pein
berge, die berühmten Stein-, Leisten
und Witwen-Weine gelagert.
Das ganze esidenzlchloß ist die ber
vorragendite sehengwiirdigteit Würz
burgi. Zu feiner Erhaltung aus der
Mrgklchen euersnoth ist daher dem
wie r me lllhenden Gemeinwesen be
londetessch Zu wünschen.
Aus Würzburg, 16. Mai,« schreibt
man nacht Der. baumeisterlichen Vor
sicht früherer eZiten hat es die schöne
«-Mainsta-vt-Würszbarg zu buntem daß
sie gestern wert « fchMen 's bar-lieben
. Jeder nicht Vollstäan beraubt wurde.
ie Bösen aus jener-festem Material,
, til-er deeMesenttucht wantte
kiri s kniwölben habe-n dersWutsiy des
u »Einheit Hebt-ten fund tdie kostbare
Pia tiidet Zimmer-decken vor-Zerstör
ungs geschützt, —- voe — der Zerstörung
durchdris Feuer, nicht aber auch vor der
Perwikfmng des Wassers. Ob es ge
lingen wird, die Einwirkung der Feuch
tigteit auf die Kunstwerke für dieDaner
zu- behebem oder ob sie sich nicht viel
mehr sin Zukunft schlimmer erweisen
wert-»als mnnsheute noch hofer darf,
das läßt sich schwer voraussagen Der
Brand, der unt-er den Trtinrmern des
Dachtverts noch dieNacht hin-durch fort
briitete undltier »und da in hellem Auf
fackern zum Sternetrkiitnsmel loderte,
ließ die Dampfspritze nicht zur Rwhe
itammem bis der Tag anbrach. Doch
fwutde heute Vormittag bereits- ener
’gifch mit der Abräumung derTritmrner
begonnen, besonders über »dem Kaiser
lsaal, der die Deckengemälde Tikpolo’s
»Vermä-hlung Barbarossnes mit Beatrix
)
von« ButgunsM birgt und am meisten
gelitten hat. Das stolze Treppenhwus
ist ziemlich unberührt geblieben. Die
Kapelle liegt im SüdfliigeL vor dem
das Feuer glücklicherweise Halt machte.
Die äußere Architektonit des- mächtigen
Rototobaus hat, von wenigen Zerstör
ungen am Dachfirft abgesehen. keiner
lei Schaden gelitten. Ter Hofgnrten
ist durch die Löfcharbeiten wenig in
LIJiitleidenichaft gezogen worden; nur
in den unteren Partien bilden die nu
chenden Trümmerhaufen einen wen
mütbigen Kontrast zu dem üppigen
Frühlings-grün der Sträucher und
Beete.
Wenn man bedenkt, daß der Resi
denzbmt eine Länge von 167 und eine
Breite von 89 Metern aufweist, nnd
daß der Brand sich itber etwa drei
tFünstel des ganzen Duchtveries er
Istreckte, so femn sman sich eine Vorstel
Iltmg von der"Macht des Feuers-, der
Arbeit der Löschrnannschaft und der
Aufregung-der Bevölkerung machen.
sAls ichgegen Morgen die Absszerrungss
linie des Vrandvlatzeg. verließ, zogen
seibst die akademischen Spätlinge der
Nacht sinnt-m und ernst, gegen ihre son
stige Gewohnheit, dn dern Norden ih
rer geliebten »Nachträthe« vorbei. « Jn
Würzburg herrscht ge entvitrtig eifrige
Neuerungssuchtz die a ten-· Plätze haben
sich mit Denkmälern geschmückt und
neue große Freiplätze sind im Herzen
1der Stadt erstanden." Vielleicht wir-d
man je idem Baumeister der Residenz,
Battha r Neumanm in Anerkennung
seiner soltden Kunst ein ehrendes Denk
rnal Isetzen Schwein-weih im JershreJ
Hielt-ais eben der Bau seine Wollen-i
dring« erlebt, hatt-e er» dieselbe Feuer
probe zu bestehen; auch damals brannte
-der-—-Dachstt1hl nieder wie gestern; doch
fehlte der Residenz zurneist noch der
kostbare künstlerische Inhalt, denihtn
die Fürstbischöfe von Würzbntg in der
Folge zu Theil werden ließen
«Dir· Entstehung des·BrandeS wird
mit dem Ausbrennenoonktnniinen in
Zusammenhang gebracht, das gestern
durch Schornsteinfeger 1vorgenommen
wurde. Inwieweit etwa eine Fahle
sigteit vorliegt,f bedarf sder Unter
suchung, die «wo«ht nicht ausbleiben
wird. Diese Untersuchung wird sich
daraus zu richten haben, ob dtie Schloß
bertoaitung Alles gethanan das-Ge
bäu-de in gesichertern Zustand zu erth
ten. Das »Wilr·,zburger Journai« weist
daraufhin daß in der legten Haupt
vefsamrnliing der Irr-erweist deren
thmrimndanh Herr Gräs, die Anstände
in Oder Residenz fiir sehr verb ernan
bediirftig erlkhrte. Solltesi andrer
Tseitseitt Verschulden sder Kckniinkebrer
ergeben,· so ist Izu erwägen, ob das in
Bayern bestehende Schornsteinfegerpris
bsiegiuni der Jsctchgetitäfzeni Ausübung
und Beaufsichtigung dieses Beruf-H
nicht hinderlich ’ ist.-’ - -
Einiirghan s Äpfe; . -
—
Von Reriniee Wunt
»Wenn Du eine Rose scheinst, sag ich
«lnss« sie grüßen. t«
Diese Strvpiye Hei-ne s fiek mir jenes
Mai ein, —- sobdld ich an ,,Einirgk)1n«
vorüberfubr
Emirgiyan ist näinti ein reizend ge
legenes Dorf am herrichen Post-»vor
das vorzugsweise von Türken bewohnt
wird. sp
So oft ich nun von Bufatd«ere,« dem
herrlichen Sommeraufenthakt der met-«
stenVotfchnften hereinfuhr im schnellem
Knit oder im Dnmvsschiss dabinflie
gend auf der tietblauen Fluth des Bos- J
pokus, der zwei Welttheile verbinden
und zwei Meere scheidet so oft freute
ich mich auch auf das eine Fenster eines
Tgroßen »harems«, hinter dessen Gittern
ein« liebliches Wesen stets verstohlen her
nusschaute —-’— wenn wir mit dem
Dampfschiff an sder Brücke anlangten;
stinkt fah ich jedesmal, tvte sie geschickt
spat lGitter einen Moment so hoch zog,
»daß sie bequem gesehen wer-den konnte,
und obgleich das nur einen Moment ge
fchech, ich fah doch das Awflemchten ihrer
Augen, sah ein Geüßen hin- und her
iisber amf das Schiff und —- sah sie
dann sofort verschwinden -—— .
Das Alles ging stets so schnell, daß
ich nicht ergründen konnte, wem der
Gruß galt, und doch interessitie es mich
auf das Hschfte —
Jch feyte mich daher jedes Mal auf
die Seite, wo ich diese liebliche Mäd
chentnospe am besten sehen konnte, und
schon von Jenilen ab, einige Stationen
vor Eniirgizan, beschäftigte es mich
und ich ab mir Mühe, den Gegenstand
des Gtu es zu entdecken. .
Vergebens! für lange Zeit! —- Da
endlich eines Morgens-, als ich wieder
auf dein Schiff war nnd, angezogen
von der stets neu mich reizenden Küste
des Bosphor’5, hinübettriiumte nach
Asiem wp der Mont de Geant mehr und
mehr meinen-« Blicken entschwand, hörte
ich ungewöhnlich laute nnsd heftige
Worte neben mir im »Harm« des
Schiffes.v J »
Muf jedem Schiffe sbefindet sich näm
lich ein durch eine Gardine ckbgedheilter
Raum; hinter diesem Vorhankgsitzen
dann abgeschlossen Idie verichleierten
Türlisnrren.« Frauen aller . Nationen
dürfen hinein, nur kein Mann. —
Eine unendlich weicheStimrne Sant
wartete Oder ieifenden Franenstimnre,
sdie ich zuörst gehört, dann war-Alles
stille, bis kurz vor Emirghanv wieder
dieselbe scharfe Stimme, wenn auch ge
diinrpfter, erscholl und wieder in so
weichen; zu Herzen gehenden Tönen ge
antwortet ward, daß ich unwiwtiirlich
näher arijden Vorhang rückie andrer
suchte. die Sprecher-in zu entdecken.
«Meinse· Aufmerksamkeit jsollte jedoch
andererseits gefesselt werden, vdenn,n1it
rnir zugleich rückte auch ein· junger
Türke, der bis dashin scheinbar gleichgiIl-»
tig rnir vis-a-vis efessen, dein Vor-J
hang näher-» und m seinen- dunklen-,
melancholischen Augen drückte sich En
ergieunid Leidenschaft aus.
Er hestete diese großen, dunilen",Au"
gen auf den Vorhang, und während ein
Blitz von Haß und Zornsaus ftinen
Augenfchofk « bei der spitzen scharan
Stimme sder Einen, leuchteten sie ande
rerseits ins Freude auf, sobald die
weiche, süße Stimme der Anderen er
klang. « «"
Ganz wie bei uns, dachte ich. ,—— Er
interessirt sieh für die, der Stirnnre nach
jüngere Türiin nnd haßt die Aeltere!
J Gleich darauf hielt das Schiff in
JEmirglham sder Vorhang wurde zurück
jgeschodem und eine alte dicke Türkim
waticbelnd wie eine Ente, trat heraus-,
dicht hinter ihr aber tief verschleiert
und doch vollkommen sichtbar durch das
sei-ne Gespinnst des Schleiers erschien
meine liebliche LIJiädcheninospe von
»Emirghan«. —
Jhrreizendes Gesichtchen war unge
fchminlt, und ihre dunkelblauen Augen
waren nicht bemalt, dafür jedoch von
einem Ausdruck, so rein,"io sanft, so
weich, daß derjenige, der eininaktief
hineingefchaut, sie wohl nimmer vers-ges
sen konnte-. «
J Hochgeröthet bon innerer tirrezuna
waren dielieblich genundeten Wangen,
und um den «ileinen, seit geschlossenen
Mund war Charakter und fester Wille
gezeichnet. —« "
Fest- in ihren himmelblauieidenen
»Feredsche« fMantel der Tiirtinnent
gohiillst,· schritt sie leicht geneigtensHauv
ites hinter der Alten has-während Die
Harems-Sliavin,- ein-e Negerin, mit
»den «Sonnerefchirrnin ihrer Herrin
f«oigte.-s«—— . - - -
Mein vis a- vis, der jnnge Tiikt.
hatte sich vorgeboiagL und alle Vorsicht
v,etgessend hing er mit verkehrenges i
Biicken an dem jungen Wesen; das mit
langiam vorwärts konnte-, mgen bez
Fiille der ivor ihrer Begleiterin a-.1—:«
itetaenden Personen. Jesi aber! ietzt
war sie d icht vor ihm: jeyt hob sie die
Liver, tin-d sdll inniger Liede senkte iieks
der Blick ihrer dunstlen Augen in die
feinen- Jch konnte keine Sekunde mehr
im Zweifel sein, daß diese zwei-jungen
Menschenkinder sich lieb hatten vor
ganzem Herzen und von ganzer Sekte
Als das Schiff in Bewegung war
nnd die drei Frauen kaum mehr zu
sehen, starrte der junge Tür-te ihr kroch
immer ganz versteinert nach. » Hofer er
aus einen Blick, auf einen Wint? «
Vergebenst sie wandte den Blick
nicht mehr zurück und verschwand ohne
sich umzuwenden, in der Pforte ii«rc5
Hauses.
. Wochen waren vergangen; ich sing
bereits an, meine türkische Mädchen
knosve zu vergessen, denn umsonst hatte
ich sie von da ab immer an ihrem Fen- !
ster gesucht; auch der junge Mann war
mir nicht wieder begegnet. —- i
Wie solche Liebesgeschichten im.
Orient enden, wenn die Eltern der Be- I
treffenden nicht einverstanden sind mit;
ihrer HerzenönvahL soll-te ich bald er
fahren — —
Wie traurig war »das Ende meiner
Beobachtungen, das traurige, ergrei-.
.
feude Ende meiner liebjichen ,,Kndipe«.
Treu bis in den Tod war sie gestor
ben für ihre Liebe, :im Tode sich ver
einend mit dem Geliebten.
Die Fiuihen des Bvspokus hatten sie;
Beide aufgenommen; —- Sie sparen
Jugendgespielen geweien," immer zu
sammen seit frühestek Kindheit, bis sie»
erwachsen. Da bekam sie der Siiie spie-I
mäß den »Jaschmak« oder-e- chleier und
durfte keinen Mann mehr sehen, am ni- .
lerwenigften aber den jungen »Arie«-J
nier«, der ja zu den Christen gehörte, j
zu den »Ungläubigen« nach ihre Re
ligion und den fie«doch so lieb, fo innigl
lieb hatte. -
Ihr Vater war reich, hatte große
Gärten in »Emirghan-· —- und ,,Leon«i
war der Sohn eines Gärtners, der nee;
benan wohnte! . . i«
Jeh hatte ihn sit-r einen Türken aus
dem Schiff gehalten! Da fast glle
Griechen, Armenier sund Türken den
Fez tragen, ist es schwer für einen Aus-,
läwder,- zu unterscheiden; welcher Ra
tion sie angehören. Nur die Perser erp
lennt man an dem schwarzen Fez ,—«-—
und-die Türken erkenne ich jetzt meisten-Z
an ihren Galoschen, denn lein Türke
geht ohne-dieselben, da er weder ""die
Moschee noch-ein«Zimmer betreten dars,
ohne den« Staub der Straße-mit den
»Galoschen« inkder Vorhalle zu lassen.
Verstohlen hatten sich die Beiden
doch hini und wieder gesehen, und ohne
sich Rechenschaft zu geben- wie es enden
sollte den Traum der erste-n reinen Lie
be weiter geträumt» y
Es genügte ja, sich einmal ecrnikage
zu sehen, ein Blick, ein Gruß gemxxgte gk
unt zu beglückten ——-—«— -,
Sie wollte-n sich Beide treu bleiben
und hatten sich ja so liebl-— ; s
i Jeden Tag gab ihm neu ihr Grusz
am Fenster die beseligende Gewißheit
,daß ihr Herz ihm allein gehöre, und sie,
ne wußte daß er nur ihretwegen; nur
dieses eine-n Blickes und Grußes halber
boriibersuhr, trotz des schen-sen Verbots
ihrer Eltern beiderseits! —
Und dann kam das Entsetzliche über
die beiden jungen Herzen und legte sich
wie eine Eisvinde, erlältend auf ihre
Liebe. —- 1
Nein! —- nicht erkältend —- sondern»
nur seurisger sie ansachendlkw i
Es ist nur Strohseuer, dass erlischt,
wenn die Nahrung fehlt, dete- hell ans
lodernd durch jeden Zugwinid sich selbst.
verzehrt; die echte, wahre Liebe wird er
höht durch die Trennung-, und ihrs-z
Flamme blerbt gleich stark, weil sie stets
gleich genährt wird, dannewigen Feieer,!
der heiligen Liebe-,- die nur einmal imi
Leben jedes Menschenherzen erfnßtz »O
dann-erlischt kiir immer-—
Fatme sollte »sich vermählen! »- der
Vater hatte ihr einen reichen Türken
ausgesucht, vi war handeleeinig gewor-"
den: die Tochter hatte zu gehorcheln und
als fee sich geweigert, Ida war ed ihr-e
Mutter, jene alte, leisten-de TiiriitL ge- l
wesen, die ihre Neigung entdeckt undl
nun mit»allen ihr zu Gebot stehend-n
Mitteln auf das junge Wesen eisige
drungen war- urn sie-Port tder kreisen-·
lichen Sünde iher Neigung zu jäher-E
zeugenxssdorh Farme hatte Altes ruhig
über sich ergeben hassen »Gr« würde
gewiß einen Aue-weg- finden sie Der
traute ihm, und et fand ihn. s
Am Vorabend dir Hochzeit hielk der
prachtvolle Kail des alten Türken vdr
seinem"Hatrse, um die junneBraut nachE
Stenitr, dem nächsten Dbrse, zu führen,
wo sie die Großmutter. noch eintnnl
sprechen wollte. -
lSie war so gut imd tot lltq gewesen
die letzten Wochen — deshalb hatte mans
eiJ gern erlaubt; der »Ungläubigse«
war vergessen, man-hatte"ihnnie«ritehr·
in oder Tunr Einirqshan gesehm, "· nitd
morgen sollte-die Hochzeit seinJ «
Seiten schön geschmückt, hattenspibr
Lille nachgescan als si"e’in -««jug"en"o
licher Schöne herabgegangen war-Zum
inden Kait zu steigenx -’ « " 7
Noch einmal hattestr zuriickgewinit
szn ihrer Skknvin die sie scknoeren Her
zens zu beilnsssen schien, unsidannwnr
der Kais, von zwei rüstigen Raitpsfs
geführt, davon geflogen «
Da plötzlichgerade als das Dampf
schiff um"vie Ecke bog, ninnach Stenia
en steuern, flog derKaik «in’ eierhde
Richtung auf das Schiff Ju. " T "
Ein einstimmiger Schrei extöntekvcm
den«-am Ufer stehende-n Türkinnen bei
der nahenden Gefähr, diedem Kaik
drohte: —'Noch ein Raderschlag,«·sie
waren dicht vor deinSchisf und wish-.
rend der eine inkdji isheißt zsu deutsch
Ruderer) das· Ruder wegwerfenb zul
den Füßen Fatme’5 niederknieie, um
hüllte ihr licht-blauer Fetedsche Bei-de,
gerade alsjhaö Schiff Kaii nnd Jnhalh
unter sich begriih —- (
Sie hatte nicht vergebens geharrL er,
der Geliebte hatte sie geholt-Nin sie nie,
nie mehr zu lassen. Jm Leben-durfte
erste nicht besitzen, nnn war sxesim Tode
ein«-. . - . .
Nicht eine «Se!unde««hatte sie gezifgerh
ihm zu folgen! i
Man erzählte, daß sie selbst ihm in
, »—x x 4 .
! , «
den lett-in Wochen ein PnpierY um einen 2
Stein gewickeli zugeworfen Jhabei wok
ran sie ihm diesen Plan vorgeschlagen
Der andere Kaikdji war der- Sohn
ihrer Sklavin, welche, um die Vertief
dung des Andern wissend, ihr einziges
Kier geopfert ans Liebe zu ssishrer Her
rin. —.
Das war das Ende so heißer, treuer
Lieb-U As
Jch konnte es kaum fassen, und doch
war es so!
Freilich erzählte man auch anderer
seits, der alte Türkeiwater selbst hätte
sie lieber dem Tode geweiht, als einem
Unglänbigem und »er« hätt-e den Knik
dem Verderben entgegen führen lassen,
da er wohl gewußtzdaßsseiUEKind nicht «
dem von ihm erwählten Manne folgen
werde — Doch das war unwnxhrscheim
sichert-—
Streu-gen Gehorsam sondern sdie
Türken allerdings von ihren Kindern,
doch andererseits widevsprach dem das
Verschwinden des jun-gen Armeniers
und alle anderen Umstände s .
Still, leer, vereinsamt liegt seit
dem das Haus am Bosphor in Endr
ghan, und wenn ich dortnoriiberfxuhr
erfaßte mich stets tiefe -Wel1muth.«« «
Jn allen Ländern-,- ans-idem ganzen
Erdenrund das Gleiche: lieben, käm
pfen, vergehen! — Egoismns in all
nnd jeder Form!
Jst doch oft das ganze Leben nur ein
Kampf, in dem wir im eigenen Fort
schritt den der Menschheit fordern sol
len Wer es kömmt-—
Nach acht Tagen- erst gaben die Flu
then — ihre Opfer zurück.
Faime ruht in Scntari aus von ai
lem Leid unter Cypressen und Rosen-—
ein einsames Grab. —- Wie konnte isie
auch einen Ungläsubigenkliebenl —- «
Von Leon hat nie ein Mensch wieder
gehort. —x
Seine Verwandten traiterten nicht
um ihn;; denn auch bei ihnen war es
Sünde, eine Türtin zxu lieben. —
J«a! so weit nzur pochen Herzen,
Jst ildas Maß für Alte gleich, ,
Gleich die Lust und zgleich die
»Geh-merken
Und an Beiden — sind sie reicht
— M- »s-——«..
KarlBlind über einen Bitten
« Helden-. « ·
Obgleich selbst in England lebend-,
steht der brave Karl Blind noch immer
unerschrorten sitt« die den meisten Eng
ländern jetzt so verhaßten Buren, sur
deren Rechte und für deren Helden ein. T
Mit besonderer Wärme äußert er sich
Hn englischen und deutschen Kundgeb «
ringen über den tiirzlich verstorbenen, «
ihm persönlich bekannt gewesenen Vizeå
spräsidenten der siidasrikanischen Re-«
Epublit oder Trangvaalg, den Generalf
Nikolaus Jacob Sinit Er sagt über«
ihn: .
Sinit ist derselbe, der im Jahre 1881
als Feldbauntmann der Bitten die
icßngländer am Madschuba-Hiigel
schlug Das bat man isn England noch
knicht verwunden, u nd man läßt sich
nicht gern daran erinnern; darum s ucht
man den Todten noch todter zu schwei
gen. Unter der Ueberrinkunft von«
l1884steht indessen der Name des tapfe
Freii Mannes als eines der- Mitterna
zeichnet des in London geschlossenen
.Ver·trages, durch welchen die Oberherr «
slichteit der englischen Krone über
ITranfebaal abgeschafft wurde
J. General Smit war im Jahre 1884
Tals Mitglied des Volssrattse5,. zu Pre
toria mit dem Präsidenten Krüger irnd
aeni Unterrichtsminister Dr. Du Tbit
sür die Unterhandlungen über einen
neuen Vertrag nach Lenan gekommen
Wiederholt traf ich niit den Herren zu
vertrauteni Verkehr zusammen. «
(
i
j
; Der Kriegsmann S,mit, nach der ges
zloaltthäti.gen unt-er Disraclks Mini
.s:erium erfolgten « lletverumljclung
jTransoaaPsk die Seel-e Der ookktiaent
zPoltserhobung war ein looljlgesraltes
; ter, bärtiger Mann von edle-n Gesichts
;schm"tt. Er hatte rnittlere.Größe. Dag
tuelne Augenlicht war ihm-schon damals
;e"rloschen. Mit sdem andern Aug-e aber
Zbliclte er scharf b-eol)achtend, meist
Tschweigsam drein. Gleichflriigex loao
er nur seiner nisederdeutschonMutter-J
lprache kundig. Bssi den»Berl;andlun
gen sah sich die Abordnung daher auf»
Dr. Du Toit angewiefen,,der des Engxt
lischen vollkommen mächtig war, auch:
ein weni Deutsch verstand. Hollän-?
disch ver tehh sonderbarei Weise, in
England fast Niemand-« obwohl das
Englffche ursprünglisch eint-nieder
deutsche Mundaxt war. Wenigstens
habe kch nochteinsen Engländer getrof
fen,« der Holländisch konnte —- einen
einzi en ausgenommender ein-en hol
läsnd chkn Namen trägt und lau in
der ap-An«-si·etoe-lun gäwohnthage
Ein kleiner lsdbhaster Mann, von,
dunklem Haar- und Wchtsfarbe, als
diseandkrm Mitglieder der Transoaal
z .
Abordnun verleugneie der Unisets :.
zrichtsminiäer Dr Du Toi nichi seiw
shugenottische Abkunft Jch war etwas
überrascht, daß er sich nicht ins- der
Sprache seiner Vorfahren einser
konnte; allein die vor Jaiytthtm
zuerst nach Holland verschlagenenix Wind
an s Vorgebirsge der guten- stspüu
ausgrwanderten Hugenotketv vetwr
bilo die heimisckfe Zunge Manch-Weis
ihren Familien: Namen sind- Mide III-i
was umgeformt worden, so sdepßW
französische Ursprung oft schwer zu Jer- .
O
kennen ist «
Der Präsident Krüger redete bei uni- ·
ferem Verkehr in einer vom Holliind
schen eingermaßen abweichen
Mundari, der zu folgen mit hie iuid
schwierig war Dagegen vikfianb i
das Niederdeutsche des Generqlå Swi
ziemlich gut, das von Dr Du Takt mit
Kriiger geredeie vollkojnmen »Das
ächte Holländisch der Niederliiwde, ferL
ner das am Kap als Schriftsprache die
nend-e, und endlich die eigentliche Bu
renfprache l» De Taal«) bilden nämliH
eine dreifache Abstufung ,
Dem General Smit hatte in letztes
Zeit sein Augenleiden die ganze Seh
kraft ,zberstört, und dies wurde auch die
mittelb are Ursache seines Todes. Seit;
Name aber wird als der eines treue-t
uud erfolgreichen Freiheitskämpfers itk
der Geschichte ruhmvoll fortleben. E
Ein edles Herrscher-print - -.-si
«
—
yfsEiue Charakteristik des Königs-W
nelik und sein-er Gemahlin Tatttsntik
mancherlei neuen Zügen ojersfsenilichj
;der »Globus« nach einer Schilderckn'
ldes französischen Reisenäden Ei Man
devheyen, der sich im Jahreåthii
Hsanidelsangelegenheiten einige Zeit bei
Menelit aushielt Die gegenstpärtigs
Königin Taitu ist weg-en ihrerTGranIZ
samleit berüchtigt. JSie tantnlt Its
einer Familie, inwelcher zet Ans— «
erblich ist und läßt deshalb tin ganze-Y
Lande nach tadellos gesunden Kindern
suchenj die keinerlei Narbe zeigenjdiixfx
sen, deren Ohrläppchen noch unt-errett
bohrt srnid. Diese läßt« sie tödtenntt
bespritzts sich ccherglijuhiieh«Il tilit des
Viute oder siehaut ihnen entganan
ab und trägt dkeses als einZaubermitLf
tel« in einem Korbe mitfuh» Allesssulii
dadurch dem Aussatzezu entgehen-Es
ift deshalb Sittein Abessinienzgewotk
den, die Neugeborsenen« mit ein
glühenden Eisen zu brennendaniitsfk
Narben bekommen, umsie so den Klaus
en derJKöniginzu entziehen TUTTI
nig thut äußerlich so, als-ob er eiri
Vollssreunid wäre. Trotzdem Sklave-If
rei lind Frohndienste herrschen; hört efe
die Klagen seines Volkes an, wenn die
seg mit dem Geschrei: ,,Gerecht.i«gteii«,
GerechtigkeiW vor den Thoren des Pa
lastes erscheint; Wirst sich ein Be
drückter oor die Hufe seines Maul
tihieres, so läßt er ihm zuweilen eint-.
Portion Kalebtorn verabreichen odex
ihn mit Peitschenhsieben entfernen. Je?
den Tag geht der·fro«mme Mann in die
Hofkapelle; an Somi- unt-Festtagen
hört er die Messe in der Dreeinigteitså
litt-he mit der Kaiserin: Vor derselben
empfangen ihn dann die Priester, wet
che Tänze aufführen, trotnmeln, ihre
Krüetstöcke und Kreuze-von abessisndk
fcher Arbeit schwingen. Uebrigenshat
er zuweilen Jnit der Geistlichkeit Streit.
So wars ihm diese vor, daß er sich« von
einem ..E«11rop"cier« habe photographireg
l.1«fien,«« denn in dem Apparate sitze der
Teufel, mit rechten Dingen lönne so et
was nicht zugehen. »Ihr feideummk
töpfe,« erwiderte Menelikx ;,nur·der lie;
be Gott kann ein so wunderbare-s Get
räth gemacht haben nnd wenn Ihr- MI
det etwassae t, lasse "tch«Eiich·attspeiJ,L»
felienl« " Aug entopäische Neuigkeiten
snnd Erfindungen ifik Meneiik Wes
Ibaupt sel) r erpicht Durch dien JiaiiHi
ner Dr Traverfi hat er sich iiber
enropiiifche Hei liunde nnterrichien la
sen und seitdem pfuscht er den Hei·
schen Aerzien ins Handwerk und knujt
selbst Al g die Frau eines franziisischen
Jaktoreibeaiinten in Addis Abbaba azp
sk eber erkrankte nnd wiederholt Gaben
von Enininnicht anschlngen",« schickteilzt
Menelit ein runfeliibareg Mittel: eine
Topf voll zwei Jahre alter, ranzige
Butter die gläser oeise genommen idee
den solite, aber auch nicht half. Er be
sitzt verschiedene entopäische Handapo
tbeken und ein vollständiges chirurgi"
sches Besteci, das ihm Dr. Travertstr dei
ehemalige italienische Agent, schenkte-.
Alg man Menelik sagte, sei-n Land tön
ne zu großen Reichthümer-n gelangen
wenn man Steintohlen in dem-seid
fände, befahi er sofort, daß ProbX
von allein schwarzen Gestein Abes
niens nach Addis- Abbe-ba, seiner neue
Hauptstadt, gesendet iviirdenIT
seine Vasallen bei ihm ein,dai1’nc1
ihm stets ein besonderes Vekgü
neue Waffen, Maschinen, Spielereien
und dergleichen zu zeigen