Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, June 12, 1896, Sonntags-Blatt., Image 14

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    WILL-M
Von Karl Reuter Kerne-n
upBillht Weit is de Mättek
xdi.k Mk Stiesstewel!«
Hisfkigee Ruck an der Lei ne be
ishktsete diesen Ausruf, und mahnte den
W staunen an sei ne Pflicht, einen
: W Pfkug womit das junge Korn
angchäuftwsedh mit möglichst rascher
Gangcktt durch den schwarzen Boden
In ziehen. War er hierin abe: nachlässig
Furde so hatte es seine guten
Indes indem sein Lenker es an den
Weichen ausmunternden Zuntsen
und stecken än der Leine hatte fehlen
CIts-as sonst nie zu geschehen pfleg
tie. Wenn dies nun doch geschehen war
mU ke eme besondere Ursache Dafürj
vdr tiden fein, und die bestand in ei- «
ouStück Papier-, welches Der junge
nin der Westentasche trug. Eg»
enein Brief von feiner Braut ans
LIMan Gestetn Abend hatte er
ihjt erhoffen und so oft gelesen daß etj
den Inhcklk wörtlich ausmendig wußte s
Betstibe lautete folgendermaßen
i
l
Mein lieber Fritz !
Jch habe Deinen Bri ef bei heiter Ge-j
snndheii erhalten und daraus ge-;
sehen, daß auch Du noch gesund und
Irr-Anker bist, und noch auf Deinem al
teil Platz bist und viel Geld verdi enst,
und Dir gut was gespart hast Und daj
hat der Vater am letzten Sonntage ge
saTgh wenn Du Geld genug hättest, um
ein-en Hausstand gründen zu können.
M mir das Reifegeld schi cken wolltest .
st- würde ich gleich kommen, bat er ge -
sagt. Also laß mich gleich w Issen was:
Der willens disk zu thuen gedentest, und
in der Hoffnung daß Dich dieser Brief
in besier Gesundheit antreffen wird, »
verbleibe ich mit vielen Grüßen von
uns Allen
Deine treue Braut
Elisabeth Bühl-bauen
« Vier Jahre waren verflossen, seiter
Elisabeth zum letzten Male gesehen
hatte, denn so lange we: lte er schon in
den Vereinigten Staaten Als der
Drittiilteste von sieben Geschwister-n
hatte er 17 Jahre alt seine Eltern
arme Landleute verlassen, war nach
Hamburggegangen der nächsten Groß
stadt,-und hatte dort Stellung als Bä
cketknecht gesunden Hier lernte er
Elisabeth kennen, welche als Kind-er
miidchen dei der Bäckermeisthamis
lie diente. Das hübsche muntere Mäd- «
M mit den blauen Augen und gold
sblonden Haaren, die ein Gesicht von
Milch und Blut umrahmten hatte es
ihm gleich angethan Da auch er ein
schmucker Bursche war, konnt-e es gar
nicht fehlen daß sie mit der Zeit Braut
End Bräutigam wurden. Zwei Jahre
vergingen wie im Fluge. Da erhielt
er eines Tages die Nachricht, dasz sein
uin ein Jahr älterer Bruder Soldat
werden müsse.
Dies gab ihm zu deuten Noch ein
Jahr-, und ihn würde das gleiche Loos
fressen. Zwar hatte er gegen das Sol
Aktenleben nichts einzuwenden, aber
daß er drei Jnhre lang nichts verdie
ern und das Ersparie vielleicht noch zu
sefen soll-te wollte ihm nicht in den
Kopf »Um diese Zeit herrscht-e unter
der AMitertlasse eine große Aus-nd n
dereinsslust welche durch die herabge
fetten schendeckWreise in Anreg
ung racht unds genährt wurde
Mirz und gut beschloß er also nach
Amerika aus-zuwandern. sich dort ein
m zu gründen, und dann sein-e
raut nachtummen zu lassen. Sein
Entschluß wurde von Eltern und Ver
wandten"-gebilligi. Nach einem schweren
Abschied von diesen und seiner Braut,
ibie ihm unter Thränen ewige Treue
schwur, Dampfie er ab An einem
schönen Septembertag landete das
Schiff in- Nsw York. Er hoffte, hier
weht bald Arbeit zu finden, sollte sich
aber sehr täuschen. Nach zweite-scheut
lichern Aufenthalte in einem billigen
Boardinghauie in- Hoboken hatte er
noch nichts gefunden Die kleine, von
der Reise ernbrigte Summe war auf
sein Minimum zusammwengeschmolzen
und eines Morgens zog er mit leeren
Teichen in S Land hinaus Arbeit auf
einer Farm zu suchen. Zwei Tage
Mr er schon gewandert, hatte von Obst
gelebt und des Nachts im Freien ge
schlafen Als er am Nachmittage des
dritten Tages einem am Ufer des Pai
swip Flusses entlangfiihrenden Land
Wfolgie, wurde er von einem Wagen
überholt- Ein gemüthlich tauchener
- Former lentte die Pferde, und merkte
es nicht« daß Lehrers-von den mit Kar
toffeln gefüllt-Lin Säcke-I geplatzt war
und sein Inhalt »in-Boden rollte. Er
machtedi Fiirmer anf dies-en ,,Tüite·n
atrfiit ani, und half» ihm die
Frucht aqu en, worauf Mk FUWU
W
· XII freienle Hain Mnsaliren einlttd
Ein Wort gab daskånveåeäM bal:
WW ne e un
Mltht Rast W Mbeelvguna
smchte et sit-« M Wa-M « W
Wsuwwnndsm
Freuden schlu et ein« Vier - ahre
diente-set nun chvn beim Fatmer e1d-·
mann,v und fühlte grch bei den gubn
Leuten ganz wie zu ause. Merkwür
dtgerweise war et nie dazu gekommen
»ihnen an unertrauen, daß er eine Braut I
"in Deutschland habe. Eine unerklär
liche Scheu hätte ihn stets daran gehin
dert. Jetzt aber mußte er es sagen,
der Brief zwang ihn dazu, und das war
es, was ihn seit gestern Abend beschcIf
tigte. Jmntex wieder fragte er sich:
Was werden Fddmann s dazu faøgenZ
Was wird Annie davon denken
Annie war die älteste Tochter des Far
mets eine hübsche Brünette von acht
zehn Jahren, die auf dem Felde gerade
so gut Bescheid thußth wie in der Rü
ckke. Aber was ging ihn Annie an?
Sie w: rd sehr erstaunt sein gewiß. ,
Wa er doch auch erstaunt gewesen als:
erersut1r, siedadeeinen»Mäsch« mit«
Tom Brown Und gerade diesen jun
gen Menschen konnte Fritz nicht Iei pen
san-eilen glaubte er gar, idn zu dass!
sen War-um's Nun dafür waren doch
Gründe genug vorhanden Tarni
Btoton der einzige Sohn eines wohl
habenden Wagenmacders aus dem
nächsten Städtchen war ein Tauge
nichts-, ein »Dude"«. Sein Vater« »The;
old Man« hatte Ia Gekd genug, ward-n «
sollte er da arbeiten? Die Zeit lie߫l
sich ja ans viel angenehmer-e Weise
todtschlagen Er spielte Base- Ball unt-1
Jtroqnet, lang-erte, Cigarretten rau ;
chend am Eisenbahn-Depot herum, «
oder saß, Spahne schnitzelnd im Gro-·
cery- Store aus dem Konnter —- und;
l
i
so ein »Windd.rdel", so ein »Lack
Skkwcl«.
«Billd, oller dösiger Nacker wat sällt1
di denn ein?« · -
Das Pferd nämlich, welches fchon4
seit einer Weile kein Ledenszeicden von
seinem Herrn spürte, war in immer
langsamen Gangatt verfallen und
endiich sieden geblieben, um zu ver
suchen wie die saftig grünen Korn
sträuche wohf schmeckten Bei diesem
plotztirden Stillseden wäre Fritz bei-;
nade iidet den Pflug gestolpert
Bin mußte nun ersadren wie trü
gerde osi die Stille ist Die grödsien
Schwpswörter Hand deieidigendsten,
Nantm mußte er iider sich ergehen las
sen Wen-n der Zügel nicht dazu ge
braucht wurde jdm die eiserne Kan-.
darre recht fähier n machen, sansten
ihre Ende klgtschend auf. den Hinter
theil seines Körpers Da half kein nn
williges Kopfschätteln und Brustety
immer schnekfer ostwärts mußte
Sein Herr sedien offenbar das Beer
säumte nachholen zu wollen
Plötzlich erschalltrn aus der Fern-e
delle Glockenklangr. «
Fritz blickte Ebene-seht Ins und
murmelte erstaunt: »Wat —, oll Mid
ngss
So war es Die Sonne hatte ihren
Hishepuntt erreth. « —
Er spannte aus, schwang sich ans-sei
nen Braunerh und senkte dem Hause zu,
weiches mit seinenskmnvtnnen weißen
Wänden aus seinem Kranze grüner
Obstbäume dervorleüchtete. Heute ge
wahrte er nichts donder Pracht. die idn
neigen-, hatte-kein Auge für das gesin
eoohende Kot-selb, .von her Eichen
mnmdmN spürte nicht den süßen Hen
wst von den Wiesen am Flusse; ach
tet-e nichts-M das muntere Böttchen der
Insekten, die im warmen slimmeneden
nganze ihn must-martert Nur
and den in seiner Westentasche
dachte et, und was Feldmanns dazu
sagen totirdeth
i
I Als et, nachdem et das Pferd ver
sorgt hatte, in die Küche trat, saß hie
ganze Familie schon bei Tische. Annie
saß neben ihrer Mutter unsv füllte ih
ren beiden jüngeren Schwestern »die Tel
let aus. Jkyt gegenüber saß Hatt-y.
her einzige Sohn des Fauna-T ein
kräftigen sechszehtsiähtiget Bursche
Mit einein steundiichem »Come on, old
Boy«, rückte er den Stuhl an seiner
Seite sjir Iris zurecht.
Allen fiel bald hie Schweigsamteit
Ides sonst so fröhlichen und ges prachigen
jungen Mannes aus
»Well, Feitz,« sprach der Former
endkich mäena »ist:s Dit- denn die Butter
vom Probe gefallen? Heut-e sollst Du
doch ein solches Gesicht nichi aussetzen!
Weißt Du nicht« daß heute Nachmittag
in unserm Grove Vicnic ist«-"v
»Was — Picnic?« l
»Geh doch weg, Junge, das hast Du
doch gewußt? Das gern-se Dorf kommt
heraus-! Schau mal vie Mädels an,
was sich die schon ansgehonnekt ha
bonI«
»Deshalb ist et gewiß so traurig«
speach rasa Felhinann lächelnd, »daß
ee kein ädchen hat, das ei mitnehmen
kann. Und es giebt ihre dach ,,Ple«nty""
hier in her Nachbarschaft-, hie gerne
nntgehen Mitben. Du bist zu blooe
»Er kann mit Annie gethem « meinte
lezie, ein naseroeises Ding von els
Jahren. . » » «
sssMgeht met-W« W
sprach Harry fpötiitå der den jungen
Brown ebenfalls ni leiden ihnntn
Das Gesicht der älteren Schwester
überzog sich miteiwer tiefen Rothe, und
heftig sprach fre: »Schweig, Du dum
mer Junge, ich gebe mit Niemand-F
Der also Angefabrene ließ flch durch
aus nicht aus der Fassung bringen« und
pfiff mit ider größten Gemüthsruhe die
bekannte Melodie: »Dort the Fence«.
Es wurde Abend. Am Saume des
Eichenhaines in der Nähe des Feld
mann’schen Hauses ging es ausgelas
fen lustig here Beim Schein mehrerer
Laternen, die an den Aeften hingen-,
wurde getanzt, auf einer -Plattform,
deren abgehobelte Bretter durch abge
schabte Kerzen glatt gehalten wurden,
bei Den Klängen einer Musik wie fo
laut und treifchend zwei Violinen und
ein Cornet fee nur hervorbringen konn
ten. Auf den ien Halbkreife Zwischen
den Bäumen angebracht-en Bauten sa
ßen die-Alten, much-nd kund plnudcrnd,
mit lächelnden Gesichtern dem fröhli
chen Treiben der Jungen zufchauenn
Auch Fritz saß da im Schatten ein-es
Bau-nein und schaute idem Tanze zu.
Besonders einem ,Paare, es wann die
besten Tänzer. folgten feine Augen un
ablässig. Diesebetden waren Tom
wan und Annie Feldrnann
Endlich verstummte die Musik. La
chend und , plaudetnfd . strömt-en die
Pan-e auseinander« begaben sich auf
ihre Plätze, oder machten einen Spa
ziergang in den dunkeln duftpgen Hain.
Viele traten zuerst zu den Eil-frisch
ungsbudem wo; Ltmomde und Bier
verjchenkt»wutde- Auch Tom Brotvn
begab sich mit feiner Tänzerin dahin.
Jäin Glas Beet kann ich aut drin
»ten." dachte Fris, nnd erhob sich.
; Tom Brown reichte eben seiner Be
jgieiterin mit. einer zierlichen Verbeug
ung und schmachtend-km Lächeln ein
Gias Limonavr. , .
Fritz hatte gerade das Bier an den
Mund gesetzt, stellte eiS aber wiederzu
riiet und murmelte ingrimmigx »Ver
dervt rni de Kierl mit fm Lassengesicht
nach den ganzen Durst!« ,
’ Er setzte sich wieder auf seinen aiten
Platz. Nicht Lange hatte er da gesessen
lass eine hanv leicht feine Schuster be
rührte Er wandte sich um ten-d er
blickte Annie Lächean nrit dem Fin
ger drohend, sprach see: i
I »Hören Sie mal Mister Fritz, das-I
Hist aber gar nicht schön von Ihnen!
Den ganzen Abend warte ich schon dass
ran von Jhnen zum Tanze aufgefor
dert zu werden« aber wer nicht tömmt,
ist Fritz. Da dachte ich mir jetzt drei-sit
Du die Sache um, und forderst ihn
anf! Also mein herr» kann ich das
Vergnügen habenkf
Fritz dreht-e verlegen an seinem
Racktnopf- blictte seitwärts in s Dun
kel, und sprach: -
»Ich glaubte, MißsAnnie —- weil
Sie sich ja gut antiisitten mit —« -
Er schwieg plötzlich. -
»Sie scheinen Bieies zu glauben!«
sprach Amrie lachelnd, dabei hatte ihre
lStimme doch einen etwys scharfen
Klang.
Ja dieiern Momente begann die Mu
»Da geht es losl« sprach sie und hing
sichern seinen Arm. Stumm schritt er
mit ihr in die Reihen der Tänzer
Bis der Tanz beendet spar, wußte
Iris nicht Recht, wohin er seine Tän
zerin führen sollte. Er blieb stehen
und fragte: »Miß Antrie, wollen Sie
nicht etwas trinken, ein Glas Limo-"
nade9«
»Nein, ich Wei« entgegnete Annie
lwlnds X
Fritz fing wieder an, den Kopf zu
drehen, zog dann ein« großes buntes
Taschentuch bewar, und rieb damit
kräftig sein Gesicht.
»Rosen wir uns nicht kptrrseteMN
fragte das jun-ge Madchm.
Erst jekt gewahrte er, baß sie ganz
allein auf der Platssartn standen.
Geducki. als fürchte-en irgend ein
Gegenstand Weine ihm under-hofft auf
Poe- Kapf fallen, schritt er Ver nächsten
us äu '« .
Annie liek Hch an ferner Seite nie
-
r.
Er wollte etwas sagen, aber die Reh
le war ihm wie zugeschnürt es fiel ihm
auch rein gat nichts ein« Endlich er
Ik ang das Stimmen derJnsiruneente
die Paare stellten sich auf. — Es wurde
ein Nonne-Tanz aussaufen den er
iGotttob miktanzen konnte.
»Miß An’nie?«
Tom wan stand lächelnd und sich
versengend vor ihr. Sie blickte fragend
auf sitz-.- «
eh — ickz msgßnoch hat-fes« plasie
dieser hetani. » Jm felden Momente
sprang der Knopf ad "
Annie hing schon atn Arme des jun
Mem-ne und Maudeknd schritten sie
Ists OM sich " «
Aber init dem Fisch Hanse gehen
schien et es nicht so eiliq In häde
, , « , · nochMertiesWi
Ekel an einem Baum gelehnt und schagte
udenganzenden Einst-en Dann ta
ete erlangsam aus die Gegend seines
Rai-ex wo der Brief aus Deutschland
stat, not-d schritt langsam die dunkle
Nacht hinaus. » ·
Asm folgenden Nachmittage. als der
Farmer der Sonntagsruhe pslegend.
rauchend und die Zeitung lesend im
Schatten eines Birndaumes saß, trat
Fritz zu ihm, und setzte sich neben ihm
aus eine leere olzliste nieder. Während
er· seine Psei e aus der slachen Hand
anstlopste, sprach er: »Well, wag gibt
esdenn Neues?" .
»Nun —- wie gewöhnlich. das Altes«
Eine Zeit lang schwieg Fri , dann
begann er wieder: Meister Fe mann,
ich dade Ihnen etwas zu sagen!«
»Weil daller man last« ,
«Mister Feldmann. ich — nämlich
ich möchte mich bald verheirath«
Der Former ließ erstaunt das Blatt
sinken, schaute den jungen Mann groß
an und brach in ein lautes Lachen aug.
»Jnnge, einen« solchen guten Witz
hast Du lange nicht gernacht!«
»Das ist tein Spaß- das ist mir
ernst!·" «
»Wirklich, Du ibist doch ein Teufels
terl!« hatte nicht gedacht, daß Jhr
schon so bald einig .würdet!«
»Wir sind — schon seit sechs Jahren
einig!«
»Wa —- wasx Von welcher sprichst
Du denn eigentlich?"
»Von meiner Braut — in Deutsch
land!«
Der Former saß eine Weile ganz
starr, dann lachte ei wieder laut aus«
aber diesmal klang es etwas gezwun
»Sieh mal ane· ein, Braut in
Deutschland, und das erzählt der
Mensch erst heute!'«
Iris klopfte noch immer mechanisch
mit der Pfeife auf die hand, und sprach
weiter:
»Da möchte ich Sie nun bitten, mir
einen Theil meines Lohnes auszuzah
len .ich möchte ihr das Reisegeld schi
cken. «
. »Gewiß, das Geld kannst Du gleich
;haben!« "
z »Da ist nicht nöthig. eine-Woche hat
ses noch Zeitl«
»Ihr nehmt es mir doch nicht iibel?"
fuhr er nach einer Pause fort, als der
Farmer schwieg
Wahre Fritz, was sollte ich Dirs
übel nehmen? Heirath-en muß jeder
richtige Farmer Jch war nur etwas
verblüfft, es kam ein Bischen plötzlich
aber darum keine Feindschaft nicht!" .
. Er reichte dem jungen Man-n d;e
hand, die dieser kräftig drückte " ·
Frau Feldmann war vor Erstaunen
au er sichs als sie die Hunde von
Frist baldiger Verheirathung ver
nahm und schlug ein über das andere
Mal ihre Hände zusammen. Harry
lachte, sdie beiden kleinen Mädchen sperr
ten den Mund auf, und Antrie? Sie
bückte sich, um ihrem kleinen Schwester-·
chen etwas am Kleide zsrecht zu zu
pfen »Wie sind Deine Schuhches aber
unsauber,« sprach sie dann, »komin,
wir wollen Sie blank machenf Sie
nahm das Mädchen bei der Hand und
schritt hinaus.
Frih machte durchaus nicht ein glückJ
licheö Bräutigamsgesicht Jm Gegen-«
theile, er wurde mit jedem Tage ern
fter und worttargeL
Vier Tage verflossen. Es war ein
stiller dustiger Abnd schon etwas spät.
hoch über den Feldern stand der Volk
mond. eldmasnn sasz mit seiner an
zen Familie vor der Thiire. Nur riß
fehlte- Er war in s Städtchen gegan·«
gen um sich Tabak zu holen.
Endlich tauchte ein grüner Schatten
jenseits des Zaunes aus es war Fritz
Er kam bis an die Pforte da blieb er
»Was ist denn los mit Frist« sprach
der Former nach einer Weile, »er steht
ja da wie angetrageltl«
»Das werden wir bald sehenk« sprach
harm, und schritt langsam der Fenz
Die Nacht war still, daß die Zurück
gebliebenen jedes Wort verstehen konn
ten. «
«Fkitz —- olv Boy«,"slang die Stim
me Hatty’s, »Du meinst? Was ist
los, Junge?«
Dann war es still.
Bald aber erichall von Fritz’s Lip
pen ein lautes Lachen.
»Wat fällt Dir in, Jung? Jck
wemn? Do is mi so nen verflixten
Moisitek g’t.ad in’s Aug’ kinner flogen!
Tönt-Ren Augenblick. So, n"u is se
rut!« « « ·"
Bald kamen die Beiden herange
fckyriiten und Fritz war seit Zagen nicht
mehr so lästig wesen wie in stefee
selben Sinn-oh ie sienoch im trauten
Moddenschewe zusammen«saßen.
Am andern Worqu doch, als er ajm
FAMILIE erschien, MU! Mk
ahead bleich aus und works »Meist
- s . .- - « -«. " .
s .
MW
sog-»s- » M W
achdein Z
rief et den Farmeraldei geite
sprach: Wertder Feldniann. wen Sie
jetzt so gut sein und mir vom me enem
Lohn 100 Dollars auszahlen wollten
— ich möchte heute das Reis
fortfchicken und swill mit dem 9 Felrk
Zug nach Newakt fahren.«
»Gut, sollst es gleich habm!«——
»Wenn das Mädel vorbereitet ist«
kann sie ja in vier Wochen beinahe schon
hier feint« sprach er, während er ihm
das Geld in die Hand zählte
»O ja das könnte «er schon!« ’
»Warte mal —- das würde ja An
fangs July sein! Donnertoettet, da
könnte es ia ein Doppelte-it geden, Hoch
zeit und den 4. July!«
»Ja das ginge vielleicht. So —
dante!« .
Er eilte mit dem Gelde auf sein
Zimmer und tam bald wieder reise
fertig zum Vorschein Mit einein«
mertwürdig gepreßt klingenden »Good
Bis-" schritt er dein Städtchen«3u. —
Als der Farmer des Abends zum
Essen hereintrat, war seine erste Frage:
»Ist Ftttz schon da?«
»Nein." hieß eg.
»Merltoiir.dig, der Zug ist doch schon
seit einer Stunde vorüber-S«
»Vielleicht tömint er mit dem Nacht
zug!« meinte hartn.
Jn der Erwartung, daß dies ge
schehen würde, ließ der Farmer die
Thür unverschlossen Doch auch am
folgenden Morgen war Fritz noch nicht
»Wenn ihm nur lein Unglück zuge
stoßen iii, " meinte Frau Felninann be
sorgt
Jn diesem Augenblick iroi Annie
herein, welche oben die Zimmer gerei-i
nigt hatte. Sie iah bloß und erregt
aus, unbhieli ein Papier in der Hand.
.Dieser Brief« Vater —- ich fand ihn
auf Fritzens Zimmer, er ist an Dich ge-.
richtet!«
Hastig riß er das Papier ani, und
las foigenbes:.
Werts-er Herr Felbrnanni
Es thut mir leid. baß ich ohne Ab
schied davon gegangen bin Aber ge
stern Abend erhielt ich einen Brief von
dein Mädchen in Hamburg, worin siie
mir einen Korb schickt Ein Bäcker
geielle hat ihr Angst-gegen das große
Wasser und gegen bie wilden India
ner eingejagi und da will sie doch lieberi
jben Gesellen nehmen« was rnii keinerlei;
sGefabren verbunden ist Jch ware
igern bei Jhnen geblieben aber es ge-1
niri mich doch. daß mir das passiri ist. -
nnd da inbchte ich mir einen neuen Plan1
suchen. Wohin ich gehen werbe, weiß
ich noch nichi aber sobald ich Arbeii
fhnbe werde ich Ihnen schreiben, unb
i
cie sind dann wohl io gut, und schi
cken mir meine Sachen. Sie brauchen
sich meiner nicht zu beunruhigen,
cem gero rochenen Herzen sterbe ich vor
läufig noch nichi Uebrigens: was da
purzeln soll das puezeli doch.
Hochachiungsvoll größern-, .
F r i Z R u g e.
- Drei Tage waren vergangen. Die
Morgensonne strahlte hell durch die
Fenster einer Witthschast an der M
LStrasze in Ren-art. Der Varieeper
Lgähnte und putzte die Gläser und Fla
Lschen. Zuweilen warf er einen Blick
Laus den einsamen Gast welcher, eine
LZeitung m der Hand, im Hintergrunde
des Lotals an ehem Tische saß L
L Es war Fritz. Der Inhalt der Zei-»
tung schien ihn doch nur wenig zu in
teressiren. Er schaute darüber hinwegL
aus ein Gemälde an der Wand welches
eine Alpenlandschast vorstellen sollte. L
Die rothgelben Berge hoben sich essen-L »
voll gegen den ultramarinblauen Viert-L
mel ab, ein aschgtauer Fleck in der Mit-L
Lie, sollte einen Seee bedeuten, an dessenL
.Usern zwischen grasgrünen BönmenL
Lschnaeweiße Häuser - mit gelbenthenL
IZiegeldächern sich erhoben. So sehrL
jschien der junge Mann in der Betrach-"
stung dieses Bildes versunten zu sein.T
Ldaß er das Hei-eintreten eines Gastes
Lgar nicht vernahm. Erst als er Tritte
Lganz in seiner Nähe hörte, wandte er
: sich um« Der Former Feldmann stand
lvor ihm·
L »Da, ha, ha!« lachte er, «endlich
habe ich Dich, Du Ansreißeri Seit ge
stern Abend suche ich Dich in allen
Wirthshäusern der Stadt! Junge,
Lwie kannst Du nur solche Streiche ma
cheni Deine Hand »Old Boh«, so L
Lund jetzt gehst Tu sogleich mit mir
?heim!« s
- Fritz hatte sich unterdessen von sei
ner Ueberraschung und Verlegenheit et-«
was «eeholt, nnd sprach nach einein tie
fen Athenezuge leise: ’
»Ich kann es nichtlTa
»Was? Na hör nial Fris, eilen-nie
mir nicht übel aber solche vösige Ideen
sind mir noch nicht vorgekommen Jst
das denn eine Schande, wenn man von
einem Mädchen einen Korb belbnimi7«
»Der-Mic- nichts- xkks Ists Hei-;
as, HERR n- kocht Fig mt
—- es freut dgat, ds- es so ge
kommmfl ifl !« '
, Der Fakmee schvuie ihn publicpr än.
»Na da werde aber Einer klug daraus-L
Wie reimt sich die Sache denn zufam
men?«
»Ja issen Sie,« fuhr Frih langsam
stutzig hatte Clisabeth ja sehr lieb —
friihek —- abet jetzt ——-«
»Jetzt nicht mehr?«
,,Rein!«
»Hm — hm!« machte der Fatnier .·
und nickte bedächtig mii dem Kopfe.
»Hm —- hmi« wiederholte et noch ei
nige Male.
Dann zog er einen Stuhl heran
sente sich nieder legte sei: e dann auf
das Knie des jungen Mannes und
sprach: »Jetzt höre mal vernünftig zu,
Fritz. Du weißt daß wir Alle Dich
»gekne haben, daß Du wie zur Familie
gehörig behindelt worden bist Wenn.
ich nun sage: Fris, komm Inii mir, Du
bist uns Allen her lich willkommen fo
weißt Du, daß es io ist Könnleft Die
da wirklich nein sagen? Komm, laß;
Dich doch nicht so lange nöthigen!«
»Aber —- ich kann es nicht, here
Feldmann, es geht wirlli ch nichi!«
»Na« aber sowas —- da muß ich doch
deutlicher werden. Also höre weite-r
Als ich Deinen Brief vorlag, wurde
Annie blaß und roth. Gestern kam der
junge wan herüber-, that sehr unge- «
nirt und lud Annie zu einer »Party«t
ein. Na, Du hättest aber sehen fallen, —
wie sie den bat abfuhren lassen. Die
Sache lam mir etwas verdächtig vor,
und ich nahm sie ordentlich ins Gebet,
«und fragte sie, ob sie mit dem jungen
Mann etwas gehabt hätt-, was ihn be- »
rechtigte, fo intim zu thun. Da fing sie
an zu weinen, und sagte, der junge Laf
fe sei ihr ein Greuel, und sie hätte nur
schön mit ihm gethan, um Jemand da
mit zu ärgern Wer dieser Jemand fei,
wollte sie durchaus nicht sagen. eö war
auch gar nicht nöthig, nachdem ich Dei
nen Brief noch einmal gelesen hatte,
J wußte ich genug, zog mich an, und kam
Emit dem ersten Zug hierher. So, und
inun frage ich Dich noch einmal, Frid
Igehst Du mit mir?«
; Die Wangen des jungen Mannes, die
jAnfangs ganz bleich geworden. glühten
lin heller Mitbe. Mit leuchtenden Au
sgen ergriff er die band des Farmers.
s drückte und schüttelte sie mit einer Kraft
wahrer Begeifterung und rief: »Ich
gebe mit, sogleich!«
Der Farmer lächelte und sprach
»Siedst Du Ju e endlich kömmst Du.
zur Vernunft! nSeht trinken wir noch
Eins, und dann geht’s beim zu Mut
tern.« —
Wie der Former vorausgefeben, gads
es Anfang Juli ein Doppelfest. Arn
dritten war die hoch-zeit. Nur-· dies
Braut war eine andere.
Auf dem Feste. welches arn 4..J1-li
in Feldmann’s Grade gefeiert wurde,:
gab es lein fröhlichereö, schöneres und
glückliches Paar, wie die jungen-Hilpe-v
leute, Fritz und Antrie.
W-—-.. W- . —-.-.
Der »ho"tvk« Mai.
»Komm holder Mai,« beißt es in
einem schönen deutschen Liede, das Fe
lix Mendelsfobn Bartholoy in Musik
gefaßt hat. Der diesfäbrige Mai ist
aber tein holder. sondern ein rechter.
Unhold gewesen« Am s. wurden 127
Personen in Cincinnati bei einer Ex
plosion getödtet unb anr lö. fanden
120 Menschen durch einen Tornabo ib
ven Tob; am 18. tödtete ein Wirbel
sturm 44 Leute in Nebraska, am 21.
kamen in gleicher Weise 10 Bewohner
von Otlahoma um's Leben. Am 22.
wurden 5 in Missouri und am 24. 40
in Iowa getödtet. Am 25. gingen weih-s
renb eines Wollenbtuches 40 Einwoh
ner von McGregok, Iowa, zu Grunde,
und 86 wurden in Michigan durch ei
nen Wirbelsturm in's andere Leben
binitbergefegt. Am 26. tödtete ein
Totnabo 12 Menschen in Catto, Illi
non-, und fanden in Viktoria, B. C.,«
in Folge eines Brückenzusatnmenbrm
ches nahezu 1.(t0 Menschen ihren Tob
Aber damit bat bet Mai noch nicht ber
Opfer genug. Am 27. brach die Wind
braut über St. Louis, Ost St. Louis
und viele benachbarten Ortschaften in
Missouri und Illinois bereim sie ver
nichtete nahezu 500 Menschenleben unb
vertrüppelte fast die doppelte AnzabL
Wie viele von ben Opfern des Mai
haben Anfangs ibei Monats gedacht,
daß man tnn Gräberschenitckangstag
auch auf ihren - Grabhügel Blumen
streuen will-dei» - -
Wahrlich, der-.- Menfch ists-sie das
qus « J» " :""J««
Atm- Morgen steht-I noch aufrechtba
unsb funkelt tbaubenth tm Sonnen-.
lichte-, am- Aheiw hegt es von der
Sense geniäbtzsomsstttonf »der Muts