iKenntrzieumks Smmr. Damens-e von Il. W hildevknnon Jedermann kannte Kommerzien tath’5 Granatr. Das »Jedetmann» beschränkte sich natürlich auf die 5000 Einwohner von Windheim, einem Städtchen, das in einem kleinen Für-l stenthmn des großen Deutschlandsi liegt. Also Jedermann in Windheimf kannte Kommerzienrath’s Granated Aber es war auch leine gewöhnliche Granate, wie man sie wohl öfter auf Schreibtifchen als Briefbeschweter oder als Aschenbechet erblickt, o nein, diefe Granate hatte ihre Geschichte und des halb wat sie dem alten jovialen Kom merzienrath Braune sozusagen an’s Hekz gewachsen. Friß Braune’s,Aeltester, war als Einjähriger beim 34. Regiment 1870 mit in’s Feld gezogen und hatte die alte deutsche Stadt Straßburg dem Reiche zurückerobert; zu diesem Schlusse tam man wenigstens wenn man den alten Braune erzählen hörte. Nachdem die Geschüße der Belagerer ihre unheil bringende Todesboten reichlich über die unglückliche Festung ausgestreut hatten, und die wenig energischen Aus siille der Belagerten stets zurückgewie sen waren; nachdem in den Tagen vorn 23. bis zum 26. September Bre sche gelegt war in dem Hauptwall Von astion 11 und 12, und am 27. Sep ember die deutschen Soldaten von den Lausgriiben das Erscheinen der weißen Fahne aus dem Münster mit freudigem Hurrah begrüßt hatten, nachdem ferner die Besaßung mit dem tapferen Gene ral Uhtich an der Spitze an Gene ral Werber und dem Großherzog von Baden vorbei in Kriegsgesangenschast gezogen war. standen die Thore von Straßburg den Deutschen offen. Fritz Braune zog es im ersten freien Augenblicke nach dem alt-ehrwürdigen Münster, das unter dem Kugelregen nicht verschont geblieben war. Der Dachstuhl war weggebrannt, ein Stück der Giebelfacade war weggerissen, und mehrere Kugeln hatten ihn durchlöchert. Dort hatte Fritz eine Granate gesun den, sie von einem Artilleristen entladen lassen und nach Hause geschickt. Nun stand sie in ber besten Stube von Kommerzienrath's, gewöhnlich auf einer Konsole neben dem anderen Stück, aus das der Kommerzienrath stolz war, einer Uhr im Rototostyle unter einer Glasglocke. Diese war ein Geschenk des damaligen Landessiirsten an den Großvater des Kommerzien rathes, und als sichtbares Zeichen der »Wer-höchsten Huld Seiner hochseligen Durchlaucht'« an den seligen Großva ter stand sie in hoher Achtung. Aber wenn die Pendule höheren Re spekt einslößte —- größeres Interesse nahm doch die Granate in Anspruch. Es fand keine Gesellschaft bei Kommer zienrathssstatt, ohnedaßdasmörderische Geschoß herumgereicht, bewundert und seine Geschichte erzählt worden wäre. Der alte Braune war der sriedsertigste Mensch, den man sich nur deuten konn te. Blut zu sehen war ihm unange nehm, und eine Schießwasse hätte er nie in seinem Hause geduldet, aus Angst, daß sie einmal aus Versehen losgehen und Jemand verwunden könnte. Schießwaffen thäten das stets, behaup tete er. Aber wenn er seinen Gästen die Granate verführte, hätte man mei nen können, er wäre der blutdürstigste Kriegsmann. Daß er die Konstruk tion der Granate aufs Genaueste stu dirl hatte, braucht wohl taunt gesagt zu werden· Und die Belagerung von Straßburg konnte er schildern, als ob er selbst mit dabei gewesen wäre. Er« führte seine schaudernden Zuhörer» vom Ziehen des Belagerungsgürtelss -« durch nächtliche Flammen-Were durch» gemeine, slüchtige und völlige Sappen, über Lünetten und Bastionen, durch die zerschossenen Mauern, durch ausge brannte Straßen, vorbei am botani schen Garten wo Grab an Grab sich reihte, zur evangelischen St. Thomas tirche, wo die Deutschen Dankgottes dienste feierten, und zuletzt bis in den Münster, wo die Geschichte mit dem " Finden der Granate endigte. « Während der Erzählung ging die j , berühmte Granate, die den Straßbur « get Münster zerschossen hatte, von d zu hand, und wenn sie die ge «rige Bewunderung eingeerntet hatte, wanderte sie wieder aus ihren Ehrenplan zurück zu ihrer alten Freun 1 dir-« der Rololouhr. Manchmal wurde ’ sße aber auch von Rath-den« der einzi gen Tochter des Hauses, ganz respekt ivng in die Ecke gestellt. Es war einmal so, die junge Generation hat Lock uichttstneht Agtung und es wäre W · aune on zuzutrauen ge Usph daß sie sogar dann- dieselbe IWiloßgkett an den Tag gelegt M wenn das Geschoß eine von je nen historischer-i Gmaten gewesen wäre, die bei Gravckotte um König Wilhelm gesaqu sind. Wo hin du hin, du gute alte Zeit! Vielleicht spannt es gar noch dahin, daß man die Könige-. Und Fürsten auch nur als Menschen von gewöhnlichem Fleisch und Blut ansicht; wenigstens bei Käthe Braune lag der Verdacht nahe, daß sie von ih rem hans und an ihn mehr dachte, als an ihren allerdurchlauchtigsien Lan desfiirsten Aber ehe wir von Käthchen s Hans reden, müssen wir uns ein wenig mit dem Siatklub beschäftigen, zu dem Kommerzienraths gehörten. An zwei Abenden jeder Woche, Montag und Donnerstag, war Skaiabend, und diel Sitzung fand der Reihe nach in den Behausungen der zugehörigen Faun-I lien statt. Es waren selbsiredend nur» die pitzen der Gesellschaft denen der! Zuit itt zu diesem exllusiven Zirlel ge statiet war Außer Kommerzienraths waren da’ vertreten der Herr Ghmnasialdirettor; und seine Gattin. Er war ein tüch-. tiger Schulmann und hatte das Wind ,heimer Ghmnasium, das unter denis früheren Direktor etwas verlottert: war, wieder in die Höhe gebracht. Die» »Disziplin gab der militärischen bei-’ nahe nichts nach, und der leichtsinnigste sPrimaner zitterte, wenn der Tyrann ;wie sein Spottname lautete, das Klas ssenzimmer betrat. Gerecht war er aber auch von rückfichtsloser Strenge gegen Faulheit und Leichtsinn Der einzige Mensch beinahe, vor dem er Re spekt hatte, den alten Griechen Plato und ein paar ähnliche Ehrenmanner ausgenommen« war seine Frau, eine kleine hagere Person mit scharfer Stimme und spiher Nase. Sie hielt die Zügel des Hauseegirnents straff, und manche ergötzliche Aneldote tur firte unter den Gymnasiasten, wie der gestrenge »Thrannus direx« unter ih sren energischen Händen weiches Wachs ;.wurde Jm Statllub wafder Herr Direktor die Seele und höchste Autori tät Ein eifriger Spieler war auch der Herr Oberpfarrer. Und warum sollte er auch nicht; es lasteten auf ihm so viele Amtsarbeiten während des Ta ges, Berichte an die verschiedenen Be hörden, Theilnahme an allen möglichen und unmöglichen Versammlungen Schulinspettionen u. s w. und er war so viel Scheerereien und Aerger ausge setzt, daß er sich am Abend wohl einen erquickenden Skat gönnen durfte Auch der Postdirettor und der Bau rath waren regelmäßige Theilnehmer am Statabend. Der letztere war na mentlich groß in Leichenteden'« und oft hatten die Anderen schon wieder die Karten zum neuen Spiel fertig in der Hand, während er sich noch immer nicht zufrieden geben konnte und sich erregte über einen vermeintlichen oder wirt lichen Fehler, den einer der Spieler verbrochen hatte. »Er hätte das zu geben miifsen, und ich hätte in der hin terhand gestochen und meine lange Flöte gespielt und dies gethan und das gethan." Aber wirklich un angenehm konnte er werden, wenn ihm selber Jemand einen Feh ler nachweisen wollte. Dann kam es wohl vor, daß er voller Wirth die Karten wegwarf, seinen Hut nahm und fortlief. Am nächsten Statabend war er jedoch pünktlich wieder zur Stelle. Eines der jüngsten Mitglieder des Statklubs war Käthchen’g Hans, oder um ihm seinen vollen Titel zu ge ben: Herr Reserendar Dr. jur. Hans Schulze. Eigentlich berechtigte ihn weder seine gesellschastliche Stellung noch sein Alter zu einein Platze in die ser würdigen Gesellschaft; aber der alte liebenswürdige Amtsgerichtsrath dessen Liebling er war, hatte ihn ein geführt und brachte ihn wgelmäßig mit oder schickte ihn als seinen Stellver treter, wenn ihn fein Rheumatismus zwang zu Hause zu bleiben. Um ihn nicht zu beleidigen, nahm man auch den jungen Mann gut auf, zumal dieser ein ausgezeichneter Spieler war. Als er zum ersten Male bei Kommer zienraths zum Statabend war, hatte er Mithe kennen gelernt, die zuweilen als dritter »Mann« aushalß wenn ge-J rade einer fehlte. Jhr Vater behaup-i tete freilich, daß sie gewöhnlich ihren: Partner mit Nennen oder Sieben ab speise und dafür der Gegenpartei Zeh-; nen wimrnle, und daß sie weder Trüm- ; pfe noch Stiche zähle; aber Hans spielte besonders gern mit ihr. Die jungen; Leute hatten sich fast beim erstenmai.s Sehen in einander verliebt. Sie hat-l ten sich ihre Liebe gestanden und Rath-J chen hatte ihrem Hans nicht verhehlt, daß es schwere Kämpfe kosten würde, ihres Vaters Einwilligung zu erlan gen. Der alte Braune hatte einen ge wissen Dünkel und Ahnenftol3. Er hielt etwas aus seine Vorfahren. und nachdem seine beiden Jungen standes getniißig eheirathet hatten, wie er ez nannte, w ’nschte ernunauchseineTock ter in einer hossiihigen Familie unter zubringen. Oossiihig aber war dont Schulze’i Familie ganz und gar nicht. Sein Vater war ein Kleinbauer, der sich nur so gerade durch's Leben durch schlagen konnte. Nie wäre ihm der Gedanke in den Kon gekommen, daß» sein hans ein «Studirter« werdens könne. Schneider oder Schuster sollte» der Junge werden, da er zum Bauer nun doch einmal nicht zu passen schien. Da war »der Pfarrer des Ortes auf den geweckten Jungen aufmerksam ge worden, hatte mit den alten Schulze’5 gesprochen und sich vor der Hand erbo ten, ihrem Sobne Privatunterricht zu ertheilen Hans lernte fleißig und wurde, als er sich zur Aufnahmepriif ung auf dem Gyninasium meldete, so gleich in die Obertertia ausgenommen. Mit Hülfe von Stipendien und Pri vatunterricht an jiingere Mitschüler half er sich durch das Gymnasium und aus ähnliche Weise durch die Universi tät, bis er endlich sein Examen machte. Man war schon aus der Universität aus den strebsamen und talentvollen jungen Mann aufmerksam geworden und gab ihm nun Geiegenheit. stets in der Lage zu sein, seinen Unterdalt zu verdienen. Jetzt war er dem alten Gerichtsrath in Wingheim beige« eben worden und hatte sich, wie wir ge eben haben, in die Tochter des reichen Korn rnerzienraths Braune verliebt, er, der arme Neierendar mit nichts als einer ungewissen Zutunst vor sich. Aber morgen ging er hin zum alten Kommerzienrath und hielt um die Hand seiner Tochter an. Das war er seiner Ehre schuldig. Mochte dann tommen was ,wolle. So tröstete er sich. als er wieder einmal zum Stat abend zu Kommerzienraths ging. Es war eine stattliche Versammlung heute, die meisten Mitglieder waren an wesend, draußen trachte und tnactte es vor Frost. aber. desto molliger war es in der warmen Stube neben dem alt modischen KachelHem der von der da nebenliegenden Stube aus, und durch eine lurze Mauer mit ihr verbunden war. Braune hatte eben einen kleinen Vortrag gehalten iiber den indirekten Breschenschuß, der bei der Belagerung von Straßburg zum ersten Male pral tische Verwendung gesunden hatte und dabei die Granate herumgehen lassen. Da siel sein Blick aus die Uhr. »Was, schon halb Neun, da wird’s ja aber höchste Zeit, daß wir anfangen; bitte um Entschuldigung meine Herr schasten, daß ich Sie so lange aufge halten habe.« " Es siel ihm nun nachträglich erst aus, daß der-Oberpsarrer schon seitmin bestens einer halben Stunde kampf bast gemischt und abgehoben und abge hoben und gemischt hatte. . »Bitte, Käthchen, stelle schnell die Granate wieder weg.« Käthe stellte sie in der Eile hinter den Osen aus die Verbindungsmauer und bald war alles in eisrigster Arbeit· Käthe und Hans waren durch’s Loos an densele Tisch gekommen, aller dings nicht ohne Nachhiilse von Hans. Ein Glück war’ö nur. daß der dritte Mann der alt-e Amtsgerichtsrath war, der höchstens behaglich schmunzelte und sich nicht im Geringsten ereiserte, wenn die Unachtsamleit der Beiden auch noch so seltsame Böcke schoß. Am Neben tisch gings lebhast zu. Da waren der Bæurath der Oberpsarrer, der Ghmnasialdirektor und der Kommer zienrath zusammengewürfelt worden. Der Direktor tonnte den Baurath nicht leide-n wegen seiner Leichenreden, und dem Oberpsarrer war er ein Greuel, weil er so entsetzlich fluchte wie ein Un terossizier. « » An diesem Abend hatte der Baurath Pech, entfesliches Pech. Erstens bekam er überhaupt tein Spiel in die Hund« und wenn er doch eins bekam, ging ein Anderer höher; wenn er aber dennoch; spielte, ging er sicher rum. Dazuz mußte et noch die höhnenden Bemer-; langen der Mitspielet mit in den Kaqu nehmen. Kaum that er den Mund auf: »Wenn ich noch den zweiten Buben gehabt hätte« oder ein ähnliches »Wenn«, so fielen mindestens zwei An- ! dere ein: »Ja, wenn meine Großmut ter Räder hätte etc.« Und da soll der Mensch nicht einmal fluchen? »Him mellreuz — —- Ach so! Bitte um Ver zeihung, Herr Oberpfarter.« ’ Aber endlich hatte er ein Spiel, das lonnte ihn ein wenig herausreißem ein Eicheln mit Vier. Da konnte doch wohl leiner drüber. Aber sich ja nichts merken lassen· Mit seiner bärbeißigftenl Miene forderte er den Oberpfarrer auf: »Sie reizen!« » !" begann dieser. »Bist-ei fangt’s an.« »Zwölf!« « daj.« ,,A Vierzehn!«i «Natitrlich!« « nzig?« al« aden l« ! « : « und nzig·i« . Wann Mk W« »Schon lahm gelaufen, here Ober pfarretTi Wollen Sie etwa noch etwas sagen, here Direktor i« »Na, dreißig will ich mal sagen.« «hab’ ich selbst« »Dann Vierzig.« Der Bauraih war noch sehr sieges gewiß: «Vierzigisi si« »Auch Fünfzig?« Es wurde ihm schon unheimlich, aber noch konnte er«s aushalten. »Sechzig?« Auch das hatte k? noch, ek zitterte schon vor Wuthz er wußte ja nun schon ziemlich gewiß, daß er sein Spiel nicht behielt. Und als der Direktor nun mit dem unschuldigften Gesicht ,,Fiinf und Sechzig« ankündigte, da schleuderte er erbost die Karten auf den Tisch: »Da soll doch gleich ein Don s ——.« Bumm!!! ging s da auf einmal, als ob eine Kanone im Zimmer losge schossen würde, und ein Klirren wie non zerbrochenem Glas folgte. Sämmt liche Lampen erloschen und Jud-raben ichwarze Nacht umgab die entsetzten Spieler-, die sich in der Finsterniß iaum zu rühren wagten. Jn der Dienstbotenstube hatte man den Knall auch gehört und bald erschien Marie aus der Schwelle, die brennende Lampe in der Hand. Was der Gesell schaft zuerst in die Augen fiel, war Käthe, die Zuflucht an Hansen’s Brust gesucht hatte, der sie zu trösten ver suchte. Die Beiden schienen ihre Um gebung ganz vergessen zu haben und sahen auch nicht, wie der Kommerzien rath, der unter den Tisch Ietirirt war. mühsam aus seinem Versteck wieder emportauchte. Endlich wurden sie sich über ihre Situation klar· Und da faßte hans einen verzweifelten Entschluß Angesichts der ganzen Gesellschaft trat er mit dem erröthenden Mithchen an der Hand vor den Kommerzienrath der aussah, als möchte er am liebsten sofort wieder unter den Tisch triechen und hielt in aller Form um die Hand seiner Tochter an. Athemlose Span nung! Die Explosion war beinahe ganz vergessen. Selbst der Direktor, der seine Karten noch trampfhaft in der Hand hielt, um ja nicht um seinen «Grand ohne Viere« zu kommen, schielte herüber. Was wollte der alte Braune thun? Alle hatten gesehen, wie seine Käthe mit dem jungen Manne einig war. Sollte er sich und seine Familie all dem unausbleiblichen Klatsch aussetzen? Sollte er seinem Stolze das Herzens gliick seiner Tochter zum Opfer brin gen? Sollte er einen gebildeten jun gen Mann nicht als Schwiegersohn an nehmen wollen, blos weil derselbe von niedriger Hertunst war? Das war doch schließlich das Einzige, was er gegen die Parthie einzuwenden hatte. So warf er denn seinen Stolz über Bord und ertheilte mit möglichst guter Miene und würdevoller Haltung sei nen väterlichen Segen. Aber die Explosion? Wie war die entstanden? Ganz ausgetlärt tonnte sie nicht werden. Washrscheinlich war in der Granate die Ladung nicht gänz lich entfernt worden. Jn der großen Hiye hatte sich der Pulverriietstand ent zündet und ein Stück von dem Geschoß abgesprengt. Durch den starlen Luft druck waren die Lampen ausgelöscht worden, einige Fensterscheiben waren zersprungen, und das abgesprengte; Stück der Granate, ebenso respektlos» wie Küthchen Braune, war auf die Ro-J totouhr gefallen und hatte die Glas-T gloele zerschlagen- » »Das Alte stürzt, es ändern sich die? Zeiten, und neues Leben blüht aus dens Ruinen,« detlamirte der Oberpfarrer, der mit Vorliebe citirte. . ,,Und nun, meine herrschaften, las sen Sie uns in's Speisezimmer gehen und eine Bowle improvisiren zur Ver-s lobungsfeier von Käthchen Braune und; De. Hans Schulze,« schlug der Kam-J merzienrath vor. ; »Und mein Grand ohne Viere?«s fragte der Direttor. der noch immer’ am Tische saß und mit seinen Karten liebäugeltr. « v Edelmuxh der Baker« Jn englischen und englisch-ameri lanischen Zeitungen wurde gerade in den allerleyten Tagen wieder über »Mir-te und Grausamkeit« der Buren geschiknpst und getobt. Warum? Weil einer der gesangenen englischen Ber schwöret, Frev. Gren, sich im Gesäng niß zu Pretoria in einem Wahnsinns ansalle mit einem Nasinnesser den hals abgeschnitten hat. Aber was tön nen dafür die Buren? Jn dem Berichte, welcher diesen Selbstrnord meldet, wird gesaxzt daß zu derselben Zeit wieder zwe Gesungen-s wegen Kränllichleit en Messchast aus seeien Fuß ge sät wurden. Die Schuld am Tode GreW laslet wahrlich nicht aus den - Bureru sondernan Denen, welche ihn r Betheiligung an der schändlichen rschwörung verlettetent Englische und leider auch englisch ameritanifche Lümmel machten sich Monate lang ein Geschäft daraus, die Buren als rohe, harte Kerle zu ver schreien. Seither hat aber die Welt eine Menge Beweise dafür erhalten, daß in diesen holländischen und nie derdeutschen Afrikanern, auch in den niedersten derselben, ein humaner ed ler Sinn herrscht. Davon erhält man jeht einen neuen Beweis. Die Freibeuter-Bande, welche unter Dr. Jameson in die Südafrikanische Republik einbrach, bestand bekanntlich zum großen Theile aus Englandern der vornehmsten Art. Darunter be fand sich auch ein militiirischer Spröfz ling des alten englischenGrafenhauses Coventry. Das Weitere ersieht der Leser aus folgendemBriefe, welchen der Earl of Coventrv von seinem Sitze Croonre Court in England aus an Präsident Krüger gerichtet hat: »Euer Gnaden! Unter Gottes Schuß ist nun mein Sohn, der Mavor E. F. Eoventrv, hier eingetroffen. Er lag mehrere Wochen als Berwundeter im Krankenhaus von Krügersdorp und spricht mit größter Dankbarkeit von »der Güte und Aufmerksamkeit Jhrerx iLeutr. Sobald das Gefecht vorbei! ’war, haben sich dieselben in der Thatl folg kdecmiithigk Feinde bewiesen. unt-s jmein geliebter Sohn ist von ihnen so sliebevoll und zart behandelt worden,i Hals ob er zu Haufe bei feinen Eltern Igetvesen wäre. Lady Coventry und ich. Jerlauben uns daher, Eure Gnaden hiermit zu ersuchen, für Jhre Lands leute unseren innigsten Dank entgegen-» zunehmen für alle die große Güte, dies unserem Sohne erwiesen wurde. Nie-I mais —- desfen seien Sie versichert —--» wird die Erinnerung daran aus tin-J sereni Gedächtnisse schwinden. Sollten : Euer Gnaden England besuchen, so? hoffen wir Jhnen persönlich danken zu? iönnen.« I Das haus Eoventrh schuldet aber; den Buren nicht nur Dank für die hu-l mane Berpflegung seines SprößlingTz sondern auch dafür, daß sie auf jedes Bestrafung desselben von ihrer Seites verzichteten und es England überließen, ihn wegen seiner Betheiligung an dem; schändlichen Freibeuterzuge zur Sie-l chenschaft zu ziehen Und welche Großmuth übt Präsi dent Krügen indem er die tückischen Verschwörer und Hochverröther von Johannesburg zu verhältnismäßig für sie so leichter Buße begnadigt! Ameisen nudvlsummi Ambi entn. «--— «Gummi arabicum« wird vorzugs weise auf dem asritanifchen Festlande gewonnen, den Namen »Arabicum« erklärt man sehr einfach dadurch. daß dieses Erzeugniß früher nach den aka bischen Häfen verschifft wurde. Am meisten betheiligt an der Gummier zeugung find die oftafritanischen Sied penländer, die Gebiete des oberen Nil und verschiedene größere Stromgebiete. Während der Trockenzeit lassen ver schiedene baumartige Atazien das Gummi bald in wallnuß- bis faustgro ßen Kugeln bald in langen, bernstein gelben Zapfen austreten, ungefähr so, wie es gelegentlich unsere Kirschbäume und Aprilosenspaliere zu thun pfle gen Das Einsamrneln geschieht durch arme Eingeborene, die Waare wird in Säcken ver-packt, auf dem Rücken der Kameele nach dem nächsten Küstenplatz und durch europäische Dampser weiter befördert. Vielleicht die Hälfte des in Ostasri la gewonnenen Gummi stammt von der Ssassar-Alazie, welche Schwein surth unter dem wissenschaftlichen Na men ,,Acacia sistula« beschrieb. Der dünne, mit glatter, grüngelber Rinde übertleidete Stamm erhebt sich zu einer Höhe von 7——-8 Metern, ist im Gegen satz zu anderen Aladien gar nicht oder nur wenig getheilt und läßt ziemlich rechtwinllig biegsame. loclere Zweige abgehen. welche mit fingerlangen. el senbeinweißen Dornen bewehrt sind Die Ssosiar-Aiazie gedeiht nur an Standorten mit genügender Boden seuchtigteit. Jn den Galeriewäldern längs der Flüsse und Ströme bildet sich neben Dulunpalmen und Tarnariöien ausgedehnte Bestände, tritt aber nicht selten in die ossene Steppe über, um bald kleinere Gruppen, bald eigentliche Waldpartieen zu bilden. Während sonst die ostasrilanischen Waldungen von dem betäubenden Lärm einer bun ten nnd vielgestaltigen Bogelwelt er siillt sind, herrscht hier lautlose Stille; die Weidethiere vermeiden die genannte Atazie ängstlich —- nur der schwarze Anwohner macht sich darin zu schassen, indem er mit seiner langen Lanze die Gummizavsen ansticht nnd herunter holt. Die Erklärung dieser aufsallens den Erscheinung ist sehr einfach. Jede Atazie beherbergt regelmäßig eine Truppe schwarzer Ameisen, die nach Tausenden zählt. Allzeit kampfbereit, stützen sich diese Thierchen aus jeden Angkeiset, um ihn mtt ihren Bissen zu belästigen und zu verwunden. Es ist gleichsam eine Meute zur Berti-ewig ung, welche die Atazie in ihren Dienst genommen, und die dabei gut gedeiht. So allein wird erklärlich, daß dieser Bau in nächster Nähe der menschli chen nsiedlungen sich behauptet, wo sonst Ziegen, Schafe und Kameele alles Erreicht-are abweiden —«— alle diese Ge schöpfe wissen aus Erfahrung. daß die so geschätzte Gllmmiatazie ein »Noli me tangere« bedeutet· Es leuchtet ein, daß die bissigen Ameisen dem Men schen einen großen Dienst erweisen; sie erhalten mit det Alazie auch ihr werth volles Etzeugniß. Wohl Wenige den ken daran, wenn sie einen Briesum schlag sorgfältig verschließen, daß die Wahrung des Briesgeheimnisses in len ter Linie durch die Ameisen ermöglicht wird. . .,.--. —.---—-.0 Ein endiahrhundertliches Ver gnligen Die neueste Verriiätheit, die Paris beschäftigt ist nach der »Voss. Ztg.« das Unternehmen eines gewissen Durand, der sich im Zustande des Gehängtseins zur Schau stellt und in diesem Zustande dreizehn Tage und Nächte angeblich ohne Unterbrechung ausharren will. Dieser Durand war früher Anstreicher geselle in Marseille. An schwerer Hy sterie leidend, pflegte er mitten in sei ner Arbeit plötzlich in lataleptische schlasähnliche Zustände zu verfallen« und tagelang zu schlafen. Er lam aus den richtigen Hhsteriter-Gedanlen, aus seiner Nerventrantheit Kapital zu schlagen. Er unternahm es, in einem Marseiller Bergniigungslolal 28 Tage lang unbeweglich aus einer Säule zu stehen, und er führte, von einer wirt samen Auto-Suggestion unterstii t, diesen Vorsatz auch aus. Dieses Krak stiick hatte angeblich die seltsame Folge, Durands Körperlänge um voll 5 Cen timeter zu vermindern. Die Vermi nerung seiner Gestalt ärgerte Durand, und um seine frühere Größe wieder zu erlangen, verfiel er auf den Einfall, sich fiir die Zeitdauer von 13 Tagen aushängen zu lassen. Zum Schauplatz dieser neuen Heldenthat wählte er ein Tingeltangel von Montmatre. Jn ei nem Raume. der durch einen grünen Vorhang vom allgemeinen Saale ge trennt ist, baumelte der Kerl thatsäch lich an einem Strick, der an einem Haken der Decke befestigt ist. Natürlich ist die Schleife ihm nicht um den hats gelegt, da er sonst von den 13 Tagen derPriifung nicht IszSetunden überlebt hätte, sondern sie ist ihm hinter Kinn und Hinterhaupt geführt, wahrschein lich mit unterstützenden Schleifen un ter den Armen, obschon diese nicht deut lich sichtbar sind. Der Raum ist näm lich in ein günstiges halbduntel ge hüllt, theils um den Anblick schauer licher zu machen, theils um kleine Knif fe zu verbergen. Das Hängeverfahren ist in der Heiltunde nicht unbekannt. Man hängt Kinder bei Verlriimmun gen der Wirbelsäule, um ihnen einen Gipspanzer um den Oberleib zu legen, man"hängte bis von drei Jahren häu fig Nücienmartsleidende. was aber seht wieder in Abnahme gekommen ist« Al lein es handelte sich immer nur um eine ganze lurze Zeit, und iiber die Wir kungen dreizehntägigeu Hängens aus den Organismus sehlt es an allen Er fahrungen. Angel-lich halten zwei Aerzte fortwährend bei Durand Wa che. Er nimmt nichts zu sich als einen unbelannten -braunen Traut, wahr scheinlich eine Opiumtinttur in Wein. Jn der Nacht wird zeitweilig eine Lei ter herangeriickt, aus die er seine Füße stützt, um ein wenig vorn Hängen aus zuruhen, losgehalt soll er jedoch nicht werden. Die Musil die aus dem haupt saale zu ihm dringt, scheint bei ihm Be wegungstriebe auszulösen, die er nicht hemmen kann. Wenigstens sieht man manchmal seine Gliedmaßen zum Rythmus der Musik zucken. Der An blick, den der Mensch an feinem Stricke, mit geschlossenen Augen, geöffneten Lippen, fahiem Galgengesicht und häu fig zappelnden Beinen in dem beschat teten Saale bietet, ist abscheulich. Aber die Pariser finden ihn reizvoll und strömen in hellen Haufen in das .-e clercqsche TingeltangeL um sich gegen geringes Eintrittsaeld ein wonniges Grufeln zu verschaffen. - —...—-—-- ..- - —-».«—.-.. Auf Abs-hing. Liruteuant: »Ich komme heute, Sie um die Band ihrer Tochter zu bitter-, Beet Tommerzienrqihl« Eier (im Bauptbnch ein come qnssch qgend): »Zum größten Theil ha ben Sie sie aber schon, Herr Betaut-«