Der Bahn-Fried Von W. Garschirn « Weit draußen, viele Meilen von den andern menschlichen Wohnungen, lag das häuöchen des Bahnwärters Si mon.« Weiter entfernt von ihm lag eine fabrrh von der er nur den großen vehwarzen Schlot durch die Bäume des Waldes sah. Er selbst war vor kurzer ·. Zeit aus den Diensten eines Offiziers heimgelehrt, mit dem er den großen türkischen Feldzug mitgemacht Hatte. Recht müde und alt war er dort gewor den. Bei großer Kälte oder brennen der Sonne war er unter nagendem Hunger lange, lange marschirt, hatte auch im Feuer«gestanden, aber keine Kugel hatte ihm auch nur die geringste Verletzung beigedracht. Wenn er sei nem Herrn den heißen Samowar oder das Essen aus der Feldliiche brachte, so :- sausten die Kugeln nur so um seinen " - Kopf; dabei hatte er nicht einmal eine Hand zu feinem Schuhe frei. Die Oifiziere waren mit seinen Lei stungen zufrieden, oersorgte er sie doch täglich mit heißem Thee und Essen. So war er heil aus dem Kriege heimge iehrt, als Andenken war ihm nur der Rheumatismus in Händen und Füßen geblieben. Armer Simon, was harrte alles seiner! Kaum zurückgekehrt, mußte er denVater begraben, und kurze Zeit nachher folgte sein Ist-jähriger Sohn dem Vater nach. So stand er allein mit seiner Frau. Auch die Wirthschast ging zurück. Mit geschwollenen Beinen und Armen kann man doch keinen Acker bestellen. So mußten sie ihr heimathliches Dorf ver lassen, um draußen in der Welt ihr Glück zu versuchen. Die Frau fand endlich eine Stelle, er aber mußte weiter suchen. Eines Tages, als er mit der Bahn reiste, kam ihm aus einer Station der s der Chef so bekannt vor. Simon blickte : ihn an, und auch der Chef wurde auf merksam. Da erkannte ihn Simon. Es tvar sein ehemaliger -Ossizier. Auch : der schien ihn erkannt zu haben; denn er stagtet »Sirnon, bist Du ess« »Ja, ich bin Simon.« »Was führt Dich hierher?« Da er zählte ihm Simon von seiner Lage. »Wo wohnsi Du ?« , »Das weiß ich selbst nicht.« «— »Dumm: Mensch, das mußt Du doch wissen.« .. »Ach, herr Lieutenant, das ist es ja, » ich suche Arbeit.'« ...« »Wenn es so mit Dir steht, dann . bleibe vorläufig bei mir, ich werde Dir etwas verschaffen. Aber Du bist doch « verheirathen wo hast Diqdenn Deine -« qu?« s: »Bei einem Kaufmann. « »Du kannst sie kommen lassen. Ich . verschasse ihr ein Freibillet, und dann -; werde ich Euch einen Wärterposien be sorgen« » So blieb er bei dem Stationsvor stehet und machte sich vorläufig in sei , rtem Hause nützlich. Mehrere Wochen - daran kam die Frau, und zogen Beide in das schlichte Häuschen ein. Wie freuten je sich über den Besitz, denn . auch die Heizung Par frei! Der früh ere Besitzer hatte ein kleines Gärtchen -angelegt, und Simon überlegte wie es wohl am- besten zu verwerthen sei. Dann bekam er die zum seinem Dienst erforderlichen Geräthe dazu zwei Bü L"cher, den Fahrplan und das Dienst reglement. Jm Anfang wollte es ihm ,?—schwierig vorkommen. aber nach· mehr .-»"eren Tagen fand er sich zurecht. Frei Iich kam es day-daß der Zug mit zwei Han Verspätung vorbeifuhr, aber Guten lief schen vorher seine Strecke Ich nnd wartete dann so lange vor sei ssm hat-scheu - die Ankunft des Zu J H Und dan« kam der Sommer. «. » gab ei keinen Schnee zu kehren, Find vieie Züge passtrten die Strecke »Ein-b nicht. un ging er zweimal in TM Stunden den Schienenweg entlang, Hain-suchte Alles auf das Genaueste »sich kehrte dann heim zu seiner Wirth vDiese war sein und seiner Frau Mater Nichts durfte geschehen, ohne VI die Sache dem Verstand zur Faminiß gebracht wurde, aber bis der gescheid kam, war es meist schon zu Isse ging die Zeit verüber,und Simon trachte steh mit den zunächst stationir III Bärten-bekannt Der eine war ;- OreiT und feine Frau versah, da Zeus der Dienst so schwer fiel, seinen ixefm Der andere Nachbar hingegen Hier ein junger Mann. Das erste Mal R ihn Simon auf der Strecke. Höf , s, ber seine Wärtermüpe und grüß « freundlich: »Guten Morgen, Her Rachbar.« - Mk Andere aber blickte ihn kaum an life-sie leiife: Zeiten Pkorgerf W ein get i tra en ich die » J Sieg-uns Frau wollte freund ? Mit der Nachbarin sprechen, doch diese blieb ernst und kurz. Eines Tages fragte Simon die Frau, warum denn :der Mann so kurz wäre. - »Was soll er denn mit Euch reden? Jeder hat genug mit sich zu thun. Be sorgen Sie nur Jhre Strecke.« Nach vier Wochen jedoch plauderten die Männer zusammen, d. h. Simon erzählte, und der Andere hörte zu. »Ja. ja, Wassely Stefanowitsch- ich habe wenig Glück aus der Welt gehabt, denn was Gott nicht giebt, kann der Mensch nicht erlangenk Wasseld löschte seine Pfeife und sag te: »Der Mensch ist oft selbst an sei nem Unglücke schuld, nicht die Bestim mung. Ein Wolf verzehrt nicht den andern Wolf, wohl aber ein Mensch den anderen.« »Nein Freundchen, damit sollst Du mir nicht kommen. Der Wolf ist doch nur ein Wolf. « »Das sollte ja auch nur ein Beispiel sein. Jch bleibe aber bei meiner Be hauptung. Der Mensch ist grausamer »als ein Thier. Wie gut könnte man le ben, wenn die menschliche Bosheit nicht wäret« Nachdenklich erwiderte Simon »Bruder wenn Du so etwas glaubst, dann ist jedes Wort verlor-en, dcks ich darüber sage. Wenn Gott einfach seine Hände in den Schooß legi, während die Menschen Greuelthaten begehen, dann ist derjenige, der an Bestimmung laubt, einfach ein Thor. So, da hast u meine Meinung.« Hieran ging er ohne Gruß davon Simon blickte ihm nach und sagte: »Warum beschimpfst Du mich denn-« Der Andere hörte gar nicht danach hin, sondern lief seines Weges weiter. Simon ging heimwärts und sagte zu seiner Frau: »Weißt Du, Armina, un ser Nachbar ist kein Mensch mehr, son dern ein wildes hier.« Zu einem ernst ichen Streite kam es jedoch zwischen den beiden Nachbarn nicht Bei einer späteren Begegnung lamen sie wieder auf ihr altes Thema ziseru ruck. Wasselh sagte: »Glaubst Du, undchen, daß wir in so elenden Hüt Pen wohnen müßten, wenn die Men scher-recht wären?« »Aber können wir denn hier nicht le ben?« »Lebe’n! ach was verstehst Du vom Leben, Du hast nichts gesehen. Jst das ein Leben, hier im Wörtethäuschen, oder wo anders? Ueberall wird man IVon den Leuten ausgebeutet, die einem ·wie Henker das Blut abzapfenz nnd ist man alt, so wirft man uns vor die Thür.« »Wie hoch ist Dein Gehalt?« « »O, nicht sehr hoch, nur 12 Nubel.« ; »Mein Gehalt beträgt 13 und einen lben RubeL Warum alo dieser Un terschied? Die Verwaltung setzt doch sür alle Wächter eine gleiche Summe aus-les Rahel, freie Heizung und Be ,leuchtung. Wer hat also die Preise so Ihetabgedriickt ge es mir? Natürlich, Du meinst, m könne auch so leben.« «,,Utn ein paar Nabel spreche ich nicht« L "· l Yamasaki Gehalt som- mcm uns geben. Jm letzten Monat hatte ich das Glück, den Herrn Direktor zu 3.sehen Er suhrsn einem besonderen JWagen und blickte sich majestätisch um. IHier bleibe ich nicht, ich laufe so weit ich nur lann.« « I »Aber Wasseer wohin willst Du denn? Du hast doch hier ein Häuschen, Licht und Heizung dazu ist Deine Frau »sleißig, und ein Stückchen Erde habt iJhr auch « »Was soll ich mit dem Stückchen Erde, wenn nichts daraus gedeiht« Voriges Jahr im Friihling hatte ich et was Kohl gepflanzt, da kam dann der Aufseher und sagte: «Was hast Du Ida gemacht? hast Du um Erlaubniß gefrath Gleich ausreißen, damit man nichts mehr sieht· Und dann bekam ich noch 3 Rubel Strafe. Am liebsten hätte ich ihn gleich todt geschlagen.« »Aber Freundchen, Du bist sehr hist .« « ch verklage ihn noch beim Vor stand.« Und er that es. Dann lam der Bor stehen aus Revision. Derbesah sich die Strecke, denn wenigeTage später sollten hohe Herrschaften aus Petersburg vor bei fahren. Der Damm wurde glatt gemach die Schrauben befestigt und zuletzt rischer gelber Sand gesinnt Auch Simon machte Alles ordentlich, ließ seine Kleider fliclen und sein? Milde mit dem Schild paten. Zuletz lam der Vorsteher nnd sah, daß bei Simon Alles in Ordnung war. »Wie lau e bist Du hier angestellt?« »Seit Ansang Mai." »Es ist gut. Wer hat die andere Strecke?« » Der Aufseher antwortete: »Wassely Stesanowitsch Spiridow.« » »Ist das nicht der gleiche, iiber den man zu klagen hats Es ist gut, wir wollen sehen, wie er es mit der Ord nung hält« . Sie fuhren fort, und Simon dachtet s I AI »Jetzt mag sich Freundchen rn Acht neh- l men.'« Eine Weile nachher, als Simon die Strecke untersuchte, sah er einen Mann, Fett ein Bündel trug. Er erkannte-Was e y. »Wohin geht die Reise, Wassely·?« Der Angeredete trat näher. Er war kaum zu erkennen. Sein Gesicht war weiß wie eine Wand und in seinen Au gen leuchtete ein unstiites Feuer. »Ja die Stadt.« .Wohl zur Direktion? willst Du Be schwerde führen? Laß es doch lieber.« »Nein. nein. das vergesse ich nicht, Schau nur her, er hat mich in’s Gesicht geschlagen, daß es blutet. Solange ich lebe, vergesse ich das nicht« Simon ergriff seine Hand· »Be ruhige Dich, Wassely, Jch meine es gut Fnit Dir, bleibe hier, es führt zum Bö en.« «Jch«weiß, Du hast cht. Du hat test immer recht, aber i lann nicht an ders, die Wahrheit muß vertheidigt swerden.« ffsi »Erzähle mir doch, was geschehen .l .« »Was geschehen ist? Jch war auf eine scharfe Revision von vornherein gefaßt Hund hatte zu diesem Zweck Alles rn beste jOrdnung gebracht. Aber als sie schon fort wollten, kehrten sie wieder um, und jener schrie: »Jetzt ist Revision hörst Du, strenge Revision, und Du betlagst Dich über den Aufseher! Da isi leine Zeit zur Klage. Auf der Strecke fah-« ren hohe Herrschaften, und Du llagst über Deinen Kohl?« Da hielt es mich nicht länger Jch sagte ein Wortchen, er nahm es als eine Beleidigung auf und da — schlug er mich so, daß das Blut rann.« »Und was wird aus dem Dienst?« »Meine Frau bleibt da. Was küm mert mich überhaupt Jbre Bahn!« Dann brach er auf. »Leh« wohl, Si mon, wer weiß, wie es mir ergeht.« »Wie. Du gehst zu Fuß Z« »Auf der Station werde ich um ei nen Schein bitten. Morgen bin ich in Moskau« Dann trennten sich die Nachbarn. Wasseley blieb lange fort. Die Frau versah feinen Dienst. Stündlich erwar tete sie seine Rückkehr. Dann tarnen die Herrschaften, aber der kann larn nicht »Ist Jhr Mann lommen.« »sragte Simon aber die Frau schüttelte nur den Kopf. ) Schon als Kind hatte Simon das Pseifenschneiden erlernt. Nun erin nerte er sich dieser Beschäfigiung und schielte seine Pseisen durch einen Bahn schafsner in die Stadi. Drei Tage nach der Revision überließ er seinen Posten der Frau und ging i den Wald, um Rohr für seine Pset en zu holen. Als er ans dem Wald zurück kehrte, kam es ihm vor, als ob aus dein Bahnkörpet ein Geräusch vernehmbar sei, als wenn Jemand Eisen un Eisen schlägt. Und doch gab es aus dieser iStelle nichts zu repariren. An der Bö lschnng sah er einen Mann knien. lWahrscheinlich ein Dieb, der Schrau ;ben stehlen will, dachte Simon nnd ging näher. Der Mann wollte die Spchienen aufheben, und a er sie jetzt mit einem Haken heben w ie, erkannte Simon Wassely. All-mich rannte er zu ihm «hin.· »Mein Freund, Wasselh, Brüder chen,« schrie er, »iehre um und rette Dich vor dem Verderben.« Wasselh sah sich gar nicht um, son dern ging in den Waid. Da stand Simon vor der beschädig ten Schiene. Was wird nun? Der nächste Zug führt Personen. Simon hat iein Sig nal bei sich, hätte er nur die Kraft, nach Hause zu eilen, um die Fahne zu holen. Er stürzt vorwärts, noch trennt ihn eine weite Strecke von seinem hause, da erschallt die Fahritpseise . . . sechs Uhr . . . noch zwei Minuten, und der Zug kommt. Gott erbarme Dich der armen Menschen! Ei scheint ihm, als sähe er sie schon Alle zermalmt, die vie len, vielen Menschen« die jetzt harmioö schen, plaudern, finstern ,lachen. »den Gott. gieb mir nur ath!« Nach Hause ist es u weit. Simon rennt bewußtlos weite. Er weiß nicht, wie helfen. Da, ein Gedanke! Er reißt die Mütze vom Kopfe, zieht ein Messer heraus —- beireuzigt sich-— und dann stößt er das Messer in den Arm, daß das Blut- ausspritzt Da mit tränkt er den Lappen, bindet ihn an einen Stock und hält ihn in die Höhe. Aber wird es der Maschinst auch sehen? Er glaubt es nicht, der Zug rast daher und hört tein RothsignaL Das Blut fließt immer stärker, er drückt den Arm in die Seite, aber das Blut läßt sich nicht stillen. der Kops schwindelt ihm, dann wird es dunkel vor seinen Augen. Er hört das Mad pern der Räder, und sein einziger Ge danie isi: Jch halte nicht aus, ich breche zusammen, der Maschiniit sieht mich nicht und fährt iiber mich hinweg. Lff 1 htt, stehe-mit bei und schicke Jemand. mich vertritt! Er fühlt sich machtlos, aber die Fah ne fällt doch nicht ein starker Arm hältl sie. Da braust auch schon der Zug· Der Maschinist läßt den Dampf ab — und der Zug hält. Die Passagiere stürzen hinaus, vor ihren Augen wälzt sich ein Mann ini seinem Blute neben ihm aber steht eint Anderer und hält eine blutgefärbte Fahne in der Hand. »Nehmt mich gefangen," schreit Wes- s seley, »ich habe die Schienen ausge« hoben.« Als Arzt bei den Bedninen. l Seine Eindrücke, die er als Arzt bei den Beduinen vom Alltagsleben dieseri hageten Söhne der Sind-Halbinsel. gewonnen, erzählt der Physiologe Prof. Lamm-Jena in der »Dtsch. Med.. Wvchmichtift«— Mein Standquartier, schreibt er, be fand sich in dem Fischer-stecken El Tor, der etwa an dem unterm Drittel des Golf von Suez, unmitteibat am Ran de der Wüste Kaa liegt. Jn einer zwi schen Palmen erbauten Lehmhiitte rich-; tete ich mit den mitgenommenen Appa-I raten meines physiologisches Labora-: torium ein« Hier trat ich mit den Ein-. wohnern von Tor, sowie mit den Be duinen der Tanarastämme. welche die Halbinsel bewohnen, in engsten Ber tehr und von hier aus unternahm ich« kleinere und größere Kameelreisen in die Sinaiwiiste· Ein Zufall begrün dete meinen Ruf als »Hatim« (Arzt). Es war gleich im Anfang meines ersten Aufenthaltes in Tor als im Gebele, einem berühmten Beduinenlager, eine hochzeit gefeiert wurde. Da dieses.Er eigniß mein Interesse lebhaft heraus forderte, so ritt ich hinüber. Bei mei ner Ankunft war die Festlichteit schon im Gange. Die Männer saßen im Kreise und plaudetten bei- Kaiser und; Tabak, die Weiber waren in ihremj Zelt und machten eine einiönige, lär-( mende Musik. Nach dem Mahle, dem man fich. in Gruppen um einel große Schüssel mit Brei und einer( Schüssel mit getochtem Hammelfleisch hockend, Bissen auf Bissen mit den Fingern in den Mund schob, begannen die Spiele. Zuerst gab es ein Wett rennen aufMameelen in der Wüste. Es war ein äußerst fesselnder Anblick, die geichmeidigen Gestalten der Wit ftensöhne, taßenartig an das Kameel geirallt, pfeilschnell dahin fliegen zuj sehen Dann folgte das Preisschießeml Der Kopf des geschlachteten Hammels wurde in die Wüste gestellt und bannt wurde danach geschossen. Wer-ihn traf,j konnte ihn- als Preis behalten — für; die armen Tanarabeduinen immerhin! schon ein Werthstiick Die Flinten wa ren indessen sehr schlecht, io daß das Schieszen ziemlich lang dauerte Ein Beduine lud seine Flinte und teilte den Ladestock mit einem mächtigen Stein in den Lauf. Jch war noch m Gedanken « darüber, daß nicht dfter mit diesen er biirmlichen Waffen ein Unglück ge schehe, als plötzlich ein lauter Knalll entstand. Sobald der Pulverrauch sichl erhoben hatte, fanden wir den Bedu inen, den ich eben noch seine Ftinte be-, arbeiten sah, bewußtlos und blutüber ströznt am Boden liegen. Der Häuten-i ISUI Wlll geplllsh klile ch Blllclc ocm « Mann den rechten Oberarm und die rechte Kopffeite aufgerissen hatte, Als er wieder zu sich gekommen war, wur den die verschiedensten Rathfchliige laut. wie man ihn behandeln solle. Ei ner war für Oelaufgießen, einer wollte Kaffef aufsteeuen, die Meisten aber hielten Schiefzpulver für das Befle. Jch nahm den Berwundeten mit mir nach Tar, um ihn zu flicken. Die Wun den waren nur Ileifchwundem Nach einigen Tagen waren die Wunden »Wer Primam« geheilt und damit mein An sehen als hatim tiindet. Meine Praxis nahm bald einen beträchtlichen Umfang au. Bald aber merkte ich, daß nicht selten Leute kamen, denen gar» ( nichts fehlte. Der Araber hat große; Ehrfurcht vor Arzneimitteln, und na-" mentlich der Beduine der Wüste, der» bei feinem Nomadenleben fern von al ler Kultur nur selten in der Lage ist« sich ein Arzneimittel zu verschaffen, sucht sich gern bei einer Gelegenheit, wie sie meine Anwefenheit bat, fiir die Dutunfi damit zu versorgen. Zu die sem Zwecke erheuchelt er auch unter Umständen eine Krankheit und wenn es ihm gelungen ist ein Arzneimittel zu bekommen, fo hütet er es wih einen Schatz, ja er entfchliefzt sich fogar im Nothfall nur schwer, es wirklich zu ge brauchen, weil er immer denlt. es könnte später einmal noch nöthiger sein. Das Vertrauen in die Wirksamkeit der Mitteljft meift ganz tindifch und manchmal geradezu rührend. Ein Fall wird mir immer in Erinnerung bleiben. Jch saß spät Abends noch in meinem Laboratorium und machte mir Notizen. Es war nach Sonnen-« l AI L T untergang sehr kalt geworden und mich I sror. Da klopfte es an die Thür der : Hütte, ein Beduine trat, herein, begrüß- « te mich und klagte mir, daß er starkes ·’ Fieber hatte und nicht schlaer könnte II Da ich bald den Grundsah angenom- i men hatte, mich immer erst sorgfältig « zu überzeugen, ob keine Verstrllun · vorlag, so untersuchte ich ihn und mag zunächst seine Temperatur in der Ach selhöhle. Währen der Thermometer - steckte, schrieb ich weiter. Nach einiger . Zeit sah ich nach und fand 3.67. Jch ! ionnte mich getäuscht haben, legte das ( Thermometer noch einmal sicherer in die « Achselhiihle und ließ es ihn festhalten. Als ich wieder maß, fand ich die gleiche : Temperatur. Daher sagte ich ihm, es 1 sei gut, er solle nur gehen. Am andern Morgen tam der Mann schon in aller Frühe zu mir mit einer Anzahl schöner « Teller, die er von einem gestrandeten Dampfer gestohlen hatte, und wollte sie· mir als Honorar dafiir übergeben, daß " j ich ihn so schnell eheilt hatte. Er hätte · die ganze Nacht fehr schön geschlafen, « das Fieber wäre sofort weg ewefen. « Der Mann glaubte steif und Fest, ich hätte ihm mit dem Thermometer ge- . heilt; und hat seitdem nicht versäumt, wo er Gelegenheit fand, seinen Stam mesgenoisen mich mit den begeistertsten « Worten als den größten Hakim zu drei-; sen Die Honorare, die ich fiir meine ärztlichen Bemühungen erhielt, waren « oft seltsam genug. Die Leute von Tor, sowie an der Küste lebenden Beduinen sind Seeräuber, die jede Gelegenheit be nutzen, um Dampfer zu plündern, wenn diese, wie das nicht selten ge-4 schiebt, auf die gefährlichen Korallen riffe des Rothen Meeres aufgelaufen sind. Man trifft daher die sonderbar sten Erzeugnisse europäischer Kultur bisweilen mitten in der Wüste, Dinge, sderen Zweck den Beduinen oft völlig unbekannt ist. Damit wurde ich manch mal honorirt· So brachte mir einer eine Wagenlaterne mit geschliffenen dicken Glasfcheiben, ein anderer eine Weckeruhr, wieder ein anderer ein Du tzendTaschentiicher und einer schließlich zwei Flaschen Bremer Bier, die mir bei langer Entwähnung von diesem Ge tränt trotz ihres Alters vortrefflich: mundeien. ! t. Zunahme dir-Verbrechen Man hört zuweilen die Behauptung aussprechen, daß in keinem ctvilisink ten Staatswesen Leben und Eigen-! tbum mehr gefährdet seien, wie in den? Ber. Staaten, daß sogar in Rußland weniger Mord und Todtschlag, weni-? ger Raub und Diebstahl voriämen, alsE in unserer gepriesenen Republit, und; daß das Eigenthum überall sonst sichs eines größeren Rechtsschutzes erfreue, wie in den Ber. Staaten Vor Jahr-· zehnten war dazawch anders; da hörtes man eine solche Behauptung nicht. Dass Schlimmste bei der Sache aber ist« daß « man sie immer öfter zu hören bekommt, I daß die Angrisse aus das Leben undi Eigenthum immer häufiger werden und unsere gepriesen Civilisation Leu- . te erzeugt, denen es sogar aus einen? Massenmord nicht ankommt, wenn sie damit ihre Lüste und Geldgier besrie-l diaen lönnen. Cripple Creet z. B ist zweimal hin- k ier einander in Brand gesteckt worden« um den Räubern -wöhrend der Auf-? regung und Verwirrung Gelegenheit zu geben die Kassenschriinle der Er-! slen Nationalbant zu sprengen. Glei- «· ches ist in Vicior, Colorado, versucht worden und sast jede Woche kommt es vor, daß Bahnräuber zwecks Plün derung des Expreßwagens iige zum Ent leisen und dadurch die eisenden in ebenögesahr bringen. Ein Scheusal wie holrnes der kürz lich arn Galgen verendete, hat Europa noch gar nicht erzeugt. Ein Mensch mit Universitätsbildung der des Gel des wegen unschuldige Madchen ver führt und abschlacht seine sogenann ten Freunde kalten Blutes umbringt und cheznze Familien ausrottet ein sol§ usbund aller Niedertracht un Schlechtigleit konnte nur in der At mosphäre hierzulande ausgebriitet wer den. In unseren Bergwerten und Fa briten werden jährlich Tausende ge tödtet, ebenso aus den Geleisen der; Straßen- und Dampfeisenbahnen, denn die Eigenthümer finden es nicht der Mühe werth, —- was liegt an ei nem Menschenleben? —, die nöthigen Vorkehrungen zu tressen und Schutz vorrichtungen anzubringen Bald fällt eine schadhaste Auszugs maschine in die Tiefe, bald stürzt ein Neubau wegen schechter Fundirung ein; dann wieder ,,verlsust« ein ban lerotter Ladenbesitzer sein Waarenla ger an die Feuerversicherungsgeselk schasten und wird von Gewissensbissen nicht getödtet, wenn seine Angestellten durch die Fenster springen und sich aus dem Steinpslaster tief unten alle Kno chen im Leibe zerschlagen. Absolut vertrauenswürdige Bedien L tete werden immer seltener; Clerts nit einem tleinen Gehalt leben wie die Brinzen und bestehlen ihre Herren sy-, « tematifch Jn keinem Lande der Welt Hausen so viele Ehemiinner mit Hirsch zeweihen herum, wie in.Amerita, denn Die Weiber leidet’s nicht im Hause; Ko hen, Flickem Strümpsstopsen ist längst ichon keine Beschäftigung mehr fiir die .Damen'«, und da der Mann nicht im " Stande ist, sitt den Putz und theuren daushait aufzukommen, sorgt die Frau dafür, daß ihm die Last erleich tert werde und sie selbst ein« Vergnügen Iabei habe. Diese immer mehr sich steigernde Ge rußsucht und zwar in Kreisen, die sich ion rechtswegen in bescheidenen Gren Ien bewegen sollten, ist die Hauptur sache der Uebel unserer Zeit und der sich mehrenden Verbrechen. Wenn wir lesen, daß in den Irren hiiusern des Staates New York über 20,000 Patienten sich befinden, daß in ;edem County eines jedenStaates Irr sinniåe und Verbrecher hinter Schloß ind iegel sitzen, dann muß Einen ein ent liches Grauen vor dieser Armee krsa en, fiir die jedes Jahr mehr Re truten ausgehoben werden. Wenn aber gar durch äußerliche Beranlassungem wie z. B. beim lehten Eisenbahnstreit in Cbicago, die Bande Ier Ordnung sich lockern und eine knie schwache Obrigkeit den Funken des tlusruhrs nicht rechtzeitig erstickt, dann tommt erst recht die wahre Natur des rmeritanifchen Pöbels zum Vorschein, dann werden ganze Eisenbahnzüge in Brand gesteckt, Wagen zertriimmert, die Weichen vernagelt und die Geleite rusgerissent Es wird nicht besser, sondern schlim mer. Je dichter die Bevölkerung und je schwerer es siir den Einzelnen wird, sich iiber Wasser zu halten« um so ge fährlicher für-die öffentliche Ordnung und Sicherheit werden unsere Zu stände Und wer da meint, daß durch Pon sei und Militär Schutz geschossen wer den könnte, der irrt ich sehr. Die Krankheit sidt ties im örper des ame rikanisches Volkes und kann nur durch eine gründliche Umgestaltung der Er ziehung und Lebensweise gehoben wer den. Schon in den Familien, wo es nur äußere Formen, aber keine Seele und kein Gemüth giebt, w rden die Keime geboren, die sich dan später in der Sumpslust unseres öffentlichen Lebens entwickeln und bereits den Sast der Jugend verderben. Unserem Volke ist es zu gut gegangen; es ist zu rasch aus einfachen-Verhältnissen in den Luxus hineingewachsen. Was zu rasch wächst, taugt selten etwas und wir Iei den daher alle an einer »Jnslation«, die uns zu »Geschwollenen« gemacht hat. Je eher wir den Dunst los wer den und lernen· uns in bescheideneren Grenzen zu bewegen, desto rascher wer den auch die Verbrechen gegen das Le ben und Eigenthum abnehmen, desto Weniger werden in »die Nacht des Irr sinns versinken, in Hospitiilern und suchtbiiusern zu spät eine vergeudete Jugend und ein versehltes Leben be klagen. (Jlls. Stsztg.) Eigene Auffassung. Verfickerungsagentx »Sind Fälle von Beifteeftörung in ihrer Familie vorge !onirnen?« Applitank »Mein Bruder hat ein irnies Mädchen geheirathet.« Von Neuem bereit. Mrs. Denn-lage »Sie sehen dem cranip sehr ähnlich, dein ich in der try ten Woche eine reichliche Mahlzeit geben ließ.« Kamp- »Ich bin derselbe, aber ich habe mich jept gerade von den Wirkun gen derselben erholt.« .--.--— AniStammtisch.« Schulze: »Was ift der Unterschied zwischen eener niedlichen Van uff’n Lande nnd eener Blattlans welche Ec nen nff deHand kriecht?« Lehmann: »Was nicht« Schulze: »Das Erste is een Land höuschem das Zweete eenhandläuschen « — ...,..... ...... ...«...-..-...-. Aufklärung Mutter: »Meine Tochter leidet ietzt wieder öfter an herzkriimpfem « Haut-aw- »Haben Sie sonst eine Begleiterscheinung wahrgenommen ?« Mutter: »Dann und wann einen Brenners Lieutenant.« -....«. .. , . Die Kratheit des Jahr hunderts « Student (der einen Arzt tanfnltirt): Sind Sie auch Nervenarzt -"« Aizn »Ich bin Spezialift für Ner oenleiden « Student: Dann bitte ich Sie, mir sehn Mart zn pinnpen Ich leide am I Ud lcnklllll