Dann unter sich. Nur langarn riiexte die gewaltige Kette von Wagen vor dem Pottale der Philhatmonie vorwärts, immer wieder durch neue Gefährte ergänzt und in’s Unendliche verlängert Eine größere Menschenmenge ais sonst drängte sich zufammen, um dieAusfieigenden zu be trachten, eine Menge, die auch in ihrer Zusammensetzung sich anders ais ge wöhnlich zeigte: junge elegante Herren, die Vände in den Uebetziehertafchen, den Hut aus der Stirne zurückgesent, wie in der Stimmung nach einem gü ten Diner, alte Herren mit würdigen Augengliiferm ’den hals gegen die Wintertälte im faltigen Foulard ge borgen. Hin und wieder fah man ein "ffnetes Notizbuch, einen thatenlu si; gezückten Bleiftifh »Wie reizend!«——,,Alle Wetter, ganz famos.« —- ,,Ein entzückendet kleiner mit-s« —.— . — .- — s-· Ul- vle Junge-» Dame vie Yroychle verlassen, hatte sich ihr langer Abend mantel um den Griff der Wagenthür gewiclelt —-— einen Augenblick stand sie da in der ganzen dustigen Pracht ihres Schmetterlingsgewandes, den gaffen den Blicken p isgegeben, und erntete alle die Bewun rung ein, die bei den andern, bis zu den Ohren in ihre Bur nusse gehüllten Frauengestalten, die hastigen Schrittes die Garderobe zu ge winnen trachteten, nicht anzubringen gewesen war. Schnell gab sie ihren Mantel ab und im nächsten Augenblick befand sie sich mitten im Saale, in der bunten, sehn-ätzenden, lachenden, singenden, wirr durcheinander sluihenden Menge —- in Wahrheit wie ein armse, kleiner Schmetterling, der vom Winde willen los weitergetrieben wird. Das also war das berühmte Costiimfest des Ver eins Berliner Künstlerinnem das seit Wochen in Künstlerinnenlreisen jeden Gedanken beherrschte, das man gesehen haben mußte, wenn-man mit der Kunst auch nur die geringste FühlunO besaß; dieses Fest, das alles vereinigte, was als Berliner Malerin oder Bildhauerin einen Namen besaß oder zu erringen hoffte; das, und dies war bielleicht die Hauptursache seiner Berühmtheit, nie mals durch die Anwesenheit eines Mannes entweiht werden durfte. Hier sollte bewiesen werden, daß sich intel ligente Damen auch unter sich sehr wohl zu arniisiren verständenl Der kleine Schmetterling, in Wirk lichkeit Nellh Barnelow, angehende Malerin in den ersten Stadien der Entwickelung, amiisirte sich einstweilen nur sehr mäßig, das ganze lam ihr recht sinnlos vor. Zwar war sie sicherl viele gute Bekannte, Ateliergenossin nen und Pensionöfreundinnen vorzu iinden, das ganze v. Wangen’sche Pen sionat, dem auch sie angehörte, war dort, jede Dame aber war einzeln hin gethren und ohne von dem Costüm der anderen zu wissen, damit die Ueber raschung doppelt groß sein sollte. Ob gleich niemand mastirt war, machte das Ausfindeniivvn Bekannten unter den Tausenden von Menschen große Mühe. Dort wandelte der Doge von Bene dig, im rothen, schleppenden Gewande das energisch geschnittene, dunkeläugige Gesicht, von weißen Locken umrahmt. —- eine bekannte Porträtmalerim dort die schöne Schotteniönigin im schwe ren, weißseidenen Hinrichtungålleide, ein Perlenviadem über der bleichen Stirn, —- die Gattin eines berühmten Bildhauers, beide aber viel zu hoch und erhaben, sich ihnen zuzugesellm Und weiter zog es an ihr vorüber, in vor nehrn echte Prunlgewänder gehüllt, Gewänder, die ihre Geschichte hatten« die in früheren Jahrhunderten aus tö niglichen Schultern gelegen, und nun in die Ateliers, zur Ausstattung der Modelle übergegangen waren, — aber auch in ebenso echte Lumpen gekleidet: italienische Briganten, Savoyarden s jungen und deutsche Handwerksbur schen von einem schauderhasten Redis mus; historische Berühmtheiten und . wunderbare Phantasiegebilde, Ritter und Edelfräulein, Mönche und ernste Klostersrauen, Angehörige aller Natio nalitäten neben echt Berliner Gigerln nnd Ossiziesken Daneben auch aller lei Zeitgemiiße3: Qatao und Gesund heitslassea Liebi «’s Fleischextract, den Oberkörper von gerjetannten grauen Ernte, mit dem blauen Namenszug umschlossen, und endlich sogar Prof4 Königen mit seinen X-Strahlen unt der AllerweMcamera, sehr gesiirchtet· den »e: sieht den Menschen durch unt .dnsh.« »Meine-r Outteroogeh kennst Du Uns sichtli« Die drei Müden-Möb sich untereinanderzum Verwech « ähnlich, versperrte-i der jungen M rnit ihren Riesensächern M Osa- ch Dich- mich solltest M missimi erkennen, erst heute Mor QUI Ost Du im Atelier mit mir gespro chen — Edith von Werner.« Und wäh rend Nelly noch überlegte, wie es mög lich gewesen« dasz aus der Malerin mit den beinahe classisch regelmäßigen Zit gen sich diese rothbäutige Tochter Ja pans, mit allen Eigenthiirnlichieiten ih rer Rasse, den geschlitzten Aeuglein, den aufwärts gerichteten Brauen, dem straff emporgekämmten Haar habe ent wickeln können, waren die Drei schon wieder in dem Gewirr untergetaucht. »Schatzerl, so allein? Wie kann das einem so reizenden Mädel wie Dir pas siren!·' Dabei legte sich ein »Am: um ihre Taille, sodaß die schönen durch sichtigen Schmetterlingsflügel in Ge fahr geriethen, und ein rothgeschrnink ter Mund drückte einen derben Kuß auf ihre Wange. Entsetzt rang sich has junge Mädchen aus der Umarmung des weißbaurnwollenen Pierots los, des sen scheußlich bemaltes Gesicht unter dem brennend rothen Haarschopse Isie gar frech anstarrte, und klammerte sich an den Arm eines eben vorübergehen den Engländers. Im ersten Schreck hatte sie vergessen, daß der, vor dem sie floh. wie der, an den sie sich schiedsri chend wandte, ihresgleiches seien"««·-— Damen. Mit dieseri Erkenntnis karn aber plöslich die echte Faschingsfröhlichkeit über sie. An dem Arm des Pseudo Engländers, der ihre zierliche Gestalt um Haupteslänge überragie, fühlte sie sich wohl und geborgen; mit i m durch kreuzte sie kühn die Menge. etzt war ihr auch der Zufall hold, sie traf mit ihren Genossinnen aus dem Wangen’ schen sPensionat zusammen, es gab ein freudiges Vergnügen, ein gegenseitiges Bewunderu. Da war die muntere Ameritanerin Kate Sparling als Wi ckelkind, das weiße Steckkissen mit rosa Schleifen geschlossen. die gewaltige Milchflafche in beiden Händchem die russische Aristokratin Souja leistete im blauen, kurziirmlichen Katuntleid chen, mit der weißen Latzschiirze Wär terinnendienste. Zwei andere Pensio närinnen waren als Gigerl und Ma trose, eine fünfte als Lotosblume er schienen. Alle waren aber darin einig, Deß die kleine Nella, das »Nesthiikchen«, als Buttervogel in ihrem gelben Gase kleidchen mit den ausgeklebten schwar zen Sammetaugen, dem schwarzen; Sammetmieder nnd den kleidsamenj Fühlhörner-n auf dem piianten dunklen ; Kopfe dieallerhiibscbeste sei, das »füsze-« sliesskleine Thierchen,« das sich denken a e. Man wurde auseinandergerissemiras sich wieder, die Paate wechselten und schließlich fanden sich doch immer wie der dieselben zusammen, auch Nelly und ihr langer Engländer. Schön war er eigentlich nicht zu nennen, in seinem schlasrockartigen, großiarrirten Ulster, dem schleierumwundenen grauen Cy linder, dem mit sehr großen und dun-· leln Sommersprossen gesptenielten Gesicht, einem selbst siir englische Ver hältnisse enorm langen, röthlichen Ko telettenbade und den blauen Augen gliisern. Dagegen war der dunkle, tiefe Ton seiner Stimme bestrickend. waren seine Manieren distinguiri, feine Art, Nelly den Arm zu bieten und sie awa liermäßi sorgsam durch das Gedxäm ge zu ge eiten. unvergleichlich, gerade zu qei71;t«. Nelly vergaß wiederum fast, daß sie es mit einer Dame zu thun habe; wie eine Vision zog eine ziemlich Anzahl junger Lieutenanis und Künst ler, fiir die sie in der letzten Zeit »ge schwärmi« hatte, an ihrem geistigen Auge vorüber —- aber die Wagschule neigte sich zu Gunsten ihres jetzigen Euvaliers Die Luft des Abends steigerte fich zur Tollheit: ,,Kühner toird jetzt jeder Schäfer, fanfter jede Schäferin" — alle die Pseudo-Maler, -Offiziere, -Gigerl" hatten sich in ihre Rollen ganz einge lebt, rauchten mit oerblijffender Selbst verständlichteit Cigarretien und leifte ten das Erstauniichste an Courrnache rei. —Dort erschien Pfarrer Äneis-, ge folgt von feiner barfiißigen Gemeinde Seine Füße waren »mastirt«, d. h. die schmalen Mädchenfüßchen steckten in mächtigen Futteralfüßen aus Papier machee. Seine Anhänger trugen Strümpfe und Schuhe in den Händen. Das Gigerl fchlenkerte fein fchwarz und roth geringelten Strümpfe und die spitzen Lackschuhe an dein Ren-unmit itoch einer alten Jungfer diente ihre» Fußdekieidung als Quafte des Son-! nenschirrns Beständig walteie desj tHerrn Pfarrers Gießkanne ihres Am es Jeyt nahten fich zwei fromme Kapu ziner, —- ge eniiber der Sittenverderb-; niß eines iinftlerinnenfeftei erfchien einer wohl Zute wenig Juni den Ver-: farnrnelten Vergehen vor uhalteu » Merkwürdigerweise richtete terms-I zinade HERR-i die lig ien Sah-; ringen des ereins feil-st, en die her renlosigkeit des heutigen Festu. In anmuthiger Wechfelrede tönte es her über und hinüber. l l « ,,Ein schönes Weib, das sieht kein Mann-« »Ist wie ein Buch, draus niemand lesen kann-· «Ein Kunstwerk ist’s, in einen Schrein ge schlossen-· »Ein edler Wein, vom Kenner nicht genos en «"—— »Aus schönes haus, mit sestverschlosfnein Thor.«—-— - »Ein Paradies, wo steht der Cherub vor.«— »Glaubt Jhr frommen Brüder nicht,« meinte Nelly, »daß wir uns heu- ; te so köstlich amüsiren wie nur je? Wirj zeigen. daß Damen unter sich geradej am vergnügtesten sind, daß sie die dum- ; men Männer gar nicht nöthig haben.«s »Weise gesprochen« bemerkte ani Stelle der Kapuziner der EngländerJ »das Weib soll des Mannes entrathenj können —- so heißt ja wohl das cito-i derne Schlagwort. Unser entzückendesl Künstlerinnenseft bedeutet einen Meri-l stein in der Mancipation der Frau,j einen gewaltigen Schritt vorwärts.3 Wie schade nur, daß die Herren der Schöpfung in ihrer gottesjämmerlicheni Eitelkeit nicht an die Echtheit des Ver- ; gniigens ohne sie selbst glauben wollenj —- jainmerschade, daß es ganz- ausge-; schlossen ist« daß sie sich je davozi über-. zeugen.« l «Doch nicht,« sagte die Kleine ge heimnisvoll, und rängte sich enger an ihre Begleiterin, « ch will Dir’z erzäh len. Aus dem ledien Feste vor zwei Jahren, d. h. ich selbst war nicht dabei, ich war damals noch gar nicht in Ber lin, soll es doch vorgekommen sein. Zwei Herren von der Presse. Man hat eö schließlich daran gemerkt, — den Rest sliisterte sie dein »Englishnian« in’S Ohr. »Wahrhastig9« »Verbiirgt wahr, aus Ehre!« Und als wenn der Zufall i r zu Hülfe korn tnen wolle, die Möglichkeit dieses Un erhörten zu beweisen, erhob sich nicht fern von dem Paar ein wüster Lärm. Alles drängte nach der einen Saat thiir. Rufe der Entrüstnng wurden laut, Fragen, was denn eigentlich ge schehen sei. Achselzucten, unbestimmte Antworten. Ein Herr habe sich einge schlichen, aber man habe Lynchjustiz gi iibt, mit Schimpf und Schande sei er soeben an die Lust befördert worden. Unerhörti Empörendl Aber wer denn? Ach der Scheit. der so sonderbar bis sast zu den Augen vermummelt gewe sen sei. Ach der! Natürlich! Alle Welt wollte von nun an gleich anfangs Arg wohn geschöpft haben. Uebring ein bekannter Maler, der zum Stizziren hergekommen sei. Die Güte der Sitz zen habe ihn denn auch verrathen. Die Güte der Stizzend Auch das noch! Als wenn wir nicht verstanden, ebenso gut zu skizziren! Nellrfö englische Genossin führte sie zur Seite. «Abscheulich! Es giebt in »der That nur ein« Mittel, uns diesen unerwiinschten Herrenbesuch vom Leibe zu halten." « »Und das wäre?« I . »Man giebt den Frechlingen einfach »den Eintritt freil« s »pho!« » « -·.· « -«---· »Das Will UlllYl Isgcll Ullclllgcilll O, im Gegentheil, man stellt ihnen Billets » zur Verfügung« das Stück hundert iMarh meinetwegen zu irgend einem stoohlthiitigen Zweck, und tein Herr Jwird uns mehr belästigen. Keiner hätte Tdann nöthig, als Musikant oder als lKellner verlleidet hier einzudringen, Jsreilich wäre es noch ein Stück Roman tik weniger, an der wir so wie so teinen Uebersluß haben. Aber nun müssen .wir uns aus den überstandenen Schreck ersrischen, hier ist gerade eine aller liebste, himmlische kleine Nische. Kell ner, eine Flasche Seit!« Ein Unheimliches Gefühl kroch bei diesem Akt unerwarteter Generosiiiit Ner an’s Herz. Jhre Begleiterin, mit der sie sp oft cordial verkehrt hatte, war sicherlich eine anerkannte berühmte Malerin, daß sie die elenden Silber linge, mit denen Malerinnen in der Regel sehr geizen müssen, so verfehlen dern konnte Sicherlich eine ganz be rühmte Malerin, —- vielleicht Frau Begas- ParmentiFX Oder Frau So phie Koner? Den Ton wechselnd und aus dem traulichen Du in das Sie ver sallend, sagte sie zaghaft: Jch glaube, es ist nun genug des Maösnscherzeg—— würden Sie mir nun noch als beson deren Beweis Jhrer Güte Jhren Na men nennen, gnädige Frau-oder gnä diged Fräulein?« · »Mit Vergnügen, mein allerliebster Schmetterling; fest und sitt ewige Zei ten Dein getreuer Lord AlcocL Bei der Echtheit jeder meiner 999 Som mersprossen sei es geschworem Aus Dein Wohl! Auf die Befestigung des deutsch- -englischen Bündnissei, der Staaten und —- zweier Personenk« Ein Kuß brannte aus ihrer hand, der ihre Wättglgen in etwas beschwichtigtr. Frau oner oders rau Legal-Par mentier würden das Znicht thunt Zu gleich kam ihr ein erleuchtete-.- Gedanke· «8eige rnir Dein Stizzenhuch, das l «1 dort aus Deiner Brusttasche ragt, mein Trautet,« sliisterte sie. " « »Nicht doch, es verlohnt nicht, denn es ist ganz leer-« »Wenn es leer wäre, würdest Du es doch nicht bei Dir.siihren,'« beharrte sie, »gieb also her-« »Wie Du weißt, gehört ein Stizzen huch zur Ausriistung des reisendenT Engländers, selbst wenn er nicht zeich-; net.« z »Ich sah Dich aber vorhin zeich-J nend." , l »Also erlanntl Nun Du wirst Dich; über meine Kunstfertigkeit gut» lustig machen." »Wir wollen es darauf ankommen lassen.« Mylord ösnet das unberührt neue Stizzenbuch, legte es aus den Tisch und hielt es mit seiner elegant behandschuhs ten Rechte sesi. »Nun, hatte ich nicht recht?« Ja, was sich dort aus der vollgezeich neten Seite offenbarte, war in der That eine greuliche, dillettantenhaste Stri chelei. Zeichnungen einzelner Figsen in der Art des lleinen Morih, jedoch nicht des genialen, von dem Talent Oberliinder’s inspirirten, sondern ei nes beliebigen, echten, dummen, kleinen Dorsbuben. —- Nellh wurde mit einem Male sehr vergnügt, nachdem das Ge Zspmsi de- Vekiihmtheit ihm Gestirn tin sich versliichtigt hatte. Zutraulich erzählte sie von ihrem Daheim, ihren Eltern und Geschwistern und dem net ten Hause, das sie in der Provinz be-; saßen. von ihren Aunststudien in Ver-l lin. reilich war sie nicht gerade daraus» angewiesen, ihr Brot selbst zu verdie-; nen,»aber Papa meinte, bei drei Mäd-J chen sei es doch gut, wenn eine etwas Rechtschassenes lerne, denn man könne« in- heutiger Zeit doch nie wissen, wie es komme, und die Männer seien rar.? Damit nun ihr Studium nicht allzu; theuer werde, habe sie sich aus Blumenä und Stillleben verlegt —- Hermine von« Preuschen habe ja bekanntlich auch nach nur dreijährigem Unterricht in diesem Fache aus eigenen Füßen stehen können. Und wenn sie, Nella Barnelow, nun auch leine Preuschen sei, so habe ihre Lehrerin, Frau von Sievers, ihr doch viel Muth gemacht. Jetzt male sie an einem Stillleben, das diese ihr zusam mengestellt: neue Heringe aus einem Holzbtett und Pelllartosseln, wunder voll geplatzt, in einer grasgriinen Fa henceschiissel. Mhlord müsse mal kom men, es anzusehen; schon ietzt sei es Tzum Anbeißen. l Nun sollte auch die Gefährtin von fsich erzählen, behauptete aber, niemals Fetwas Erzählenswerthes erlebt zu ha ;,ben viel lieber höri sie Nellh zu« Und Hder lleine Schmetterlin schwatzte mun jter weiick. Rings um die beiden her um saßen ruhende und trinkende Grup pen, plaudernd, lachend, zärtlich wie die Turteltauben. Ein langer Jn crohable hielt eine üppige Carmen um faßt, das Gigerl kniete vor dem Babh und zog seine händesammt der Milch kfcqsche innig an vie Brust »Wenn doch nun endlich mal bischen umgiinglicher,« schmollte Nelly, »nimm Deine abscheuliche Silberpap pel alt und zieh die garstigen hand schuhe aus, die Du den ganzen Tag aus lden Händen gehabt hast. Sieh, ich ha lbe meine langen schwarzen Schmetter lings andchuhe längst abgelegt.« Da Ihei suchte sie, der Andern den , ut dont Kopie zu nehmen, und mit san ter Gewalt deren Handschuhe auszuan psen; Mylord aber wehrte es mit ern lster Entschiedenheit ab. Er mhrte es Iauch ah, als sie wiederum das Sitzzen duch errisiz zum Schutze versuchte et, es in die Tasche zu stecken. - Aber Nellh hielt es fest «Laß sehen, da hinten ist etwas ge schrieben —- was sür eine famose l Haut-schreien - Rein Jndöcretiom Kleine. Es ist lnichts sür Dich« ! Jch will’ö lesen, ich will daraus er tsesm ob Du mir gut bist, mein süßer, süker Lord Alcock.« . »Ich bin Dir gut —- von ganzem !Herzen.« »Aus Ehrenwort?« »Ja, aus mein Ehrenwort« »So gied mir zur Bekräftigung ei nen schönen Kuß!« Jhre Augen leuchten, ihre Lippen blühen ihm entgegen. Da geht es wie ein Ruck durch die Gestalt Mylords, seine Wangen röthen sich unter den Sommersprassen. Wie var etwas Entsetzlichem streckt er ab wehrend die hände aus. »Unrnöglich.« «Unntöglich? Wiss-It Nun erst rechtl« —- und »das Unvergleichltche, hier ist’s gethan,« zwei weiße Arme Lchlingen sich um seinen Nacken, zwei smae totlte Lippen presse-I sich hetzbslt aui die feinen. —- »k Måu späterer Stunde als ant Morgen jenem Künstlertnnensefte war es wohl kaum jemals tn dentPenitpnat der Frau von Wangen Tag geworden. Aue Wen schlief die tu deckt-cum Mak e c l gen hinein, am ausdauerndsten aber wohl das »Nesthiikchen«. Zuerst hatte sie sich schlaflos auf ih rem schmalen Pensionsbette hin und her geworfen. Die Eindrücke des Festes wirkten noch nach, noch immer sah sie das Durcheinander, hörte die Musik, besonders aberbeunruhigte sie der un vermittelte brüske Ausbruch Mhlords nach ihrem kindischen Ausse. War sie zu weit gegangen? hatte sie die Unbe kannte, für die sie im Laufe des Abends eine so fchwiirmerische Sympa thie gefaßt hatte, durch ihr stürmifches Vorgehen berlehti Als sie sich, die Letzte, an dem inzwi schen wieder abgeriiumten Kasseetische etc-sand, machten sich neben ihrer ein sa en Tasse ein Blumenstrauß und ein Brief breit, ein Blumenstrauß so aus gesucht prächtig, wie er selbst im Wan gen'schen Pensionat, in dem umworbene russische und amerikanische Erbinnen hausten, etwas besonderes war. Das Schreiben schien auffallend groß und enthielt etwas Bartes, Glattes. Die Potographie im Kabinetformat stellte einen hübchen, jungen Mann dar, mit duntlen Augen, intelligenten Zügen und kleinem schwarzenSchnurr bart —- siir Nellh einen durchaus Un bekannten. Dagegen erschien ihr die handschrift des Briefes bekannt, wie kürzlich erst gesehen. Jn dem Schreiben stand folgendes zu lesen: - »Mein gnädiges FräuleinP »Die Zeilen, die ein bekannter Unbe tannter, Lord Alroch an Sie richtet, werden selbst einem berufsmäßigen Federmenschen, den eben dieser Beruf zu einem nicht mehr zu sühnenden Ber gehen trieb. schwer. Vielleicht ist Ih nen das Wort »Journaliftenwahnsinn« bekannt, die Bezeichnung jener Manie des Schriftstellers alles sehen, alles-er -leben zu wollen, um über alles nur aus eigener Anschauung berichten zu tönnen. Dieser Wissensdrang ließ mich in die carrirte Haut des Lord Alcoct schlüpfen, mein Gesicht mit geiben Sommersprossen. meine Augen mit blauen Brillengliisern und meinehiinde mit ockerfarbigen Glacees bedecken. Je ne Aufzeichnungen, die Sie in meinem Stizzenbuch fanden, enthalten den Festbericht für meine Zeitung, die JhH nen heute Abend zugehen wird. H »Ich habe gegen Sie, mein gnädiges· Fräulein, gesündigt , habe von deri Ahnungslofen empfangen, was ich nicht zurückgeben kann, ohne dabei wie derum hinzunehmen und wiederum zu sündigen. Wenn aber eines Sie über Jhre Gaben trösten kann, so lassen Sie es jene Antwort sein, die ich Jhnen auf Jhre Frage gab: Jch bin Dir gut — von ganzm«.s)erzen.- Für die Plötzlich teit dieses Empfindens, das eine einzige Ballnacht, das aber auch Jhr unbefan genes Sichgeben zur Entfaltung brach te, hat unser größter Seelentenner die Formel längst zuvor gefunden: das ift nicht Lieb', die plötzlich nicht gekom men. . Es würde mir ein Leichtes sein. von jetzt ab auf alltäglichem Wege Ihre Bekanntschaft zu suchen; nichts könnte Jhnen dabei verrathen, mit wem Sie es zu thun haben. Mir selbst aber würde! jenes Begegnendie Schamtöthe in's-i Gesicht jagen, in der Erinnerung an· einen Kuß, der nicht mir galt. Lasseni Sie die Blumen, lassen Sie mein Bilds inir mich sprechen, versuchen Sie es, ob Sie von dem edlen Lord Alcoet auf den dargestellten schlichten deutschen Ne dakteur so viel Interesse übertragen können, als nothwendig ist, um Sie seine nähere Bekantschaft wünschen zu i ssen. Dann schreiben Sie ihm nur d e Worte: »Komm-In Sie!" — sie sol len Sie zu nichts verpflichten. Dr. Paul Mertens.« Der Brief war lang genug, um Nellyl eine ganze Stufenleiter der verschieden- ( sten Gefühle erklimmen zu lassen:« maßlose Ueberraschung, Schreck, Ein-l pörung, Scham, geschmeichelte Titel-i teit und abermaligen Unglauben, undl dann noch etwas anderes-, für das sie! einstweilen noch keinen Namen hatte,i das aber pticlelnd und reizvoll und ei gentlich doch ein wenig süß war. Jrn Laufe des Tages, während Nelly sichs schließlich noch an das Stillleben mitj den Heringen und den Pelltartofselnt begeben hatte und sich halb geistesab-( wesend bemühte, die blauen Lichter ausl den heringsrücken recht »piiant« aus zusehen begann dieses «Siiße«« über’ die anderen Empfindungen zu siegen-« bis schließlich nichts als ein großes« jubelndes und·noch erwartungsvollesi Glücksgefiihl übrig blieb. Jhtewar zu; Muthe nzie Einem Hinde, das man unsi erwartet überreich beschenkt hat und’ dem man noch detlicheres versprochen« Mit der lehten Abendpost erschien denn auch unter Kreuzband der ver heißene Bericht. Des ganzen Wangen’ schen Pensionates war in liebenswür diaer Weise gedacht worden, mit ganz besonders zarter und unanffälligq I— huldigung jedoch des kleinen, gelben , Buttervo els Rellh altete das Blatt zusammen und legte es unter ihr Kopftissen, als wenn es ihr solcherart eine gute Einge- « bung bringen müßte. Und es war, als oh von den noch nach feuchter Bruder schwarze riechenden Lettern eine eigene Suggeftion ausgehe. Wieder floh die Kleine der Schlaf, wieder umwogten sie s die Bilder des gesteigert Abends. Sie j hörte eine Stimme, deren tiefer Wohl laut sie sofort bestochen hatte, salfeine große Gestalt, die ihre zierliche gerade " so weit überragte, daß die S ulter ihrem Köpfchen einen bequemen uhe-« play bot, fühlte einen- warmen Hände druck, ein paar Lippen, die sich den ih een zwar entzogen, und die den noch —- -—- —- ’ Plötzlich fand sie sich im Nachtge — wande vor ihrem winzigen Schreib-. tische sihend, der aus feinen geschweifte Roccocobeinen recht altersschwach da stand. Bot ihr brannte die Stearin terzez ihre hand suchte lange in dein. Vorrath von elegantem Briefpapier,", der ihr zur Verfügung stand, um dann ein langgestreckteg, rosa und griin tri sirendes Kärtchen zu wahlen, neuest Mode Loi Fallen Sie glaubte ihr Her schlagen zu hören, als sie die Adresse schrieb, ihre Hände zitterten, sie wußte nicht, ob vor Kälte oder vor Aufregung, - und plötzlich, ohne daß sie es ilar ge- I« wollt, standen sie da aus dem kleinen gärtchen die großen Worte: »Kommen T ie» « Beruhigt iroch die Schreiberin wie- , - der in s Bett und schlug die Decke dicht « um sich. Nach zwei Minuten war sie fest eingeschlafen, ein erwartungsvollesf Lächeln auf dem rosigen Kindergesichh , Humotiltifrljeg. — Jmmerderselbr. Professor der Mathematik ( im Re stanrant, im Begriff das Lokal zu verlassen, zu dem ihn bedienenden Kell ner): »Bitte, Manch reduziren Sie doch einmal die Entfernung zwischen mir und meinem Hut ans Null!« « —.-.........—.....-»»»-.. Sachtednrch. Hen- »Aber wie können Sie nur so gegen den Laternenpsahi antennen? Ha ben Sie ihn denn nicht gesehen?« Student: »Er —- erlanden Sie ’mat —- ich sah zwei — und wollte so sachte wi n dnt .« z sche ch « Malitiös. Fräulein Calte Kokette): Heute srng ich Ihren Freund, den Herrn Grad meyer, wie alt er mich schätze. Was glauben Sie, daß er antwortete ?« Herr: »O, dem trau’ ich zu, daß er ,,sünszig Jahre« sagte!« Aue einem.Roman. Das Mittagmahl ging in dumpfem Schweigen vorüber. Der Gane vers zehrie seine Sappe, aß den Braten nnd trank dazu eine Flasche Wein, ohne ein einziges Mal den Mund zu össneii.« Gitter Rath Diensimädchem «Msrgen sonnt-« nicht, Fritz — wik habe Mich-« Soldai: »Aha, da haft Du leine Zein Dienftmädchem »Das schon, Fritz-— aber morgen kocht die Frau!« sp— »sp« » www .--.... Modern. Sie: » ber, Mann, bist Du endlich fertig? D denlsi wohl, ich will in dem 3(.n)-Mari-Kostüin, das Du mir gelaqu haft, im Hause versauern!« Er: ,,Einen Augenblick, liebes Weib chen! Jch will nur nach die Franien von den Dosen schneiden!« Empfehlungsbriei eines Theater-Direktore. »Den Ueberbringet dieses Schreibens kann ich Ihnen nur bestens empfehle-is er spielt Hamlet, Wallensiein, Narziß und Stat, am bestenaber lesietes!« W-«-—.-.«.-... - .-.-.---« Schlußfolgerung. Fräulein Un einein anderen)- »Ge siern fragte mich der reizende Neure nant, der bei uns wahrn, über meine Freundinnen aus« Ich erzählte auch von Diel Zweites Fräulein- »Nun, und was hast Du gesagt?« Ersted Fräulein- »Ich schilderte Dich als sehr seistreich -——« Zweitei Fräuleins ,,Psuil Da wird et glauben, ich sei haßlichl« .Jm0egentlpeil. . A.: »Nimm Sie denn gar nicht le ten Glänbigekn etwas entgegenkom men?« B.: »Im ·0egenil)eil, ich verstecke mich vor ihnen.«