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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 22, 1896)
Sonntags - Blatt. Beiciige des »Anzeiger nnd Herold« zu No. 37, Jahrgang lö. F Z. P. Windocpii Herausgehen Grund Jsxaua Nebraska, den 22. ·Mai189(?s Femll etoU - Dönnmgyauskn Roman von Claire s. Giiimer E GOUMZUNN »Ach, ich störe!'« sagte die junge Frau mit ihrem sonstigen Lächeln; ! kann s aber nicht ändern, mein Anlie gen geht dot. .Jch habe dich um Vers ! X » »zeihung zu bitten . . habe vorhin ein! häßlicheö Wort gesa .« Dabei wat sie auf ohanna zugeste ten und bot ihr die Hand. . . »Laß nut,'« an wortete Johanna, indem sie die zierlichen Finger zwischen I beide Hände nahm. »Ich dachte mit schon. daß du dich übereilst hattes Magelone schüttelte den Kopf. « NNein io war es eigentlich nicht,«( sagte sie und seßie sich auf den Stuhl neben den Schreibtisch »Du glaubsti nicht wie kindisch ich bin. Es ärgerti mich, daß Großpapa dich auf meine Kosten lobte, und da mußte ich dasi sagen — C’etnit plus fort que moi. «j »Bekenntnisse einer schönen Seele »F sagte Johanna. ; »Du lachst —- o, du bist gut!' tief! Moqelone. »Es soll aber auch nie mehrl vorkommen, daß sich meine Unqezosi genheiten gegen dich kehren . .Glaube1 mit, Johanna, ein Wesen wie du hat mit immer gefehlt.« »Du kennst mich ja taum," antwor tete Johanna. — s was mir fehlt. Schon die Ruhe dei-t neitWesens» .wie habe ich dich darum beneidet und bewundert! So lange Großvapa die Zeitungen tas, konntest du aus einem Fleck bleiben Mich! treibt s umher wie ein Jtrlicht. « i »Das ist deine Natur,« antwortete Johanna. »Dein ganzes Wesen hat etwas, nicht vom Jrrlicht, sondern von der Welle-« ; Magelone schüttelte den Kopi. »Ich bleibe beim Jrrlicht.« sagte sie. »Die Welle hat ein Ziel, stießt im be stimmten Geteise, ich fahr', ich weis-; nicht wohin!« - »Aber du bist srijbiich was will-It du nichts« rief Johanna. , Magelone seufzte. i »Nicht im er,« sagte sie. »Ja irr letzten Zeit it tmir sogar mehr schickst ais g tt zu Muthe gewesen. —-——- Was denkst du von Johann Leopold?« siigte sie nach einer Pause hinzu. »Ich habe noch tein Urtheil,« ant- J wortete Johanna. »Habe iaum mit ihm gesprochen. Z »Er spricht auch nicht« « iiei Mage lone ein, »und wie du ihn heute gesun den hast, bleibt er einen Tag wie den andern. Das thut hier Jeder. Groß papa ist immer gleich herrisch; Tante immer gleich gut und lan weiligz Jo hann Leopold immer gleicts unheimlich Sieht er nicht aus wie der steinere Gast?« »Melancholisch und trank sieht er ausf« antwortete Johanna. »Und doch hat er, so viel ich weiß, ' teine bestimmte Krankheit,« sagte Ma gelone. »Ich glaube, er vergiftet sich bei seinen Experimenten Die Chemie ist sein Steckenpserdz so ost er nicht bei Großpapa Dienst hat, sitzt er in seinem .Laboratorium im Gartenpavillom und da dampft es und qualmt und zischt — eine wahre Hexentiiche — Kannst du dir ein sonderbareres Paar denken als ihn und mich?" i »Magelone!« ries Johanna, »du willst doch nicht sagen . . .« »Ja, ja, wir wollen oder vielmehr sollen uns heirathenf siel Magelone ein. «Groszpapa hat es ausgesonnem also muß es geschehen. Jch bin Witt we, Johann Leopold ist die Braut ge storbenz ich habe mein Vermögen verloren, er wird Maiorathsherr; wir sind ebenbürtig; er wird dreißig Jah re alt ich einund nzig —- turz, die Partie ist die paen endste, die man sich denken tann.« »Aber du wirst nicht daraus ein geben«-F sagte ohannea »Was oll i machenk antwortete Magelone, die Achseln Wend. »Ich bin verwöhnt; der arme Willfried hat mein Vermögen auf Heller und Pfen nige durchgebracht; aus Eroberungen tann ich in dieser Einiide nicht aus gehen — und wer würde denn auch eine arme Wittwe heirathen?" »Wer sie liebt!« sagte Johanna. ,,Glaubst du an Liebe?« fragte Ma gelone; »ich nicht. Was ich von soge nannter Liebe gesehen habe, war im mer nur ein Sport . . Man tolettirt, man sucht sich gegenseitig zu beschwir bein; man läuft Anderen den Rang ab . . . aber lieben-, so daß man sich dadurch zu einer unvortheilhasten Heirath bringen ließe —- ,,Never!« Die Heirath ist ein Geschäft.« »Die deinige scheint das nicht ge we en zu sein,'« meinte Johanna. ,, laubst du etwa, ich wäre in meinen dicken Rittmeiiier verliebt gewesen?« sagte Magelone. »Nicht im mindesten! Es war mir angenehm, mit noch nicht ganz achtzehn Jahren zu heiratheten. noch dazu einen Garde-du-Corps Ofiizierz es war mir angenehm, nach Berlin zu lommen und zuHof zu gehen, —- aber daß Williried seinen Tänze rinnen und- Spielpartieen nicht länger entsagen würde, als aus die Dauer der Hochzeitsreise, habe ich mir vorher gesagt. Meine Thorheit war nur« daß ich nicht bedachte, wie schnell ein Ver mögen verspielt werden lann. Das hätte mein guter Vaier überlegen müssen; aber er war schon lrant, woll te mich vor seinem Ende, wie man das nennt, versorgt sehen — so ist’S gewin men.« »Armes Kindl« rief Johanna und ergriff Magelonens Hände. »Armes Kind. io jung und so glaubenslosi — Deine Umgebung war schuld — du! wirft das Leben anders tennen lernen. — Habe nur Muth, hoffe!« »Wenn ich das tönnlel« sagte Ma gelone und ihr wehmüthiges Lächeln bildete einen seltsamen Contraft zn den ilimmernden Augen« »Weißt du« ich dente mir zuweilen, daß ich kein Herz habe. Es hängt wohl mit demz Namen zusammen; das Jauberweibl Magelone, nach dem ich genannt bin, hat seine liihle Nirenart auf mich ver erbt.« i »Nein, nein. du wirft lieben lernen,«s fiel ihr Johanna in’5 Wort. Sie dachsf te an Otto und die Art und Wcifo, wic. er von Maaetane gest-stocken tsaiteJ «Wirtlirh verlobi bist du wähnt-st nichs« fiizrtefir hin«;n. " »Noch nicht,« antirrsrkcste III-Jac lone. »Bi-: jetzt hat Groijpapa nur« uns Beiden, Johann Lrepatd und nier seinen Willen lundgeihan E: lich tin-Z dazu in sein Cabinet tarnntem und sprach sehr feierlich." »Und Ihr?« fragte Johanna. »Johann Leopold machte feine Fritz-« taniatenverbeugung ——- »Es-ein :1’engaan a tieri« —- und ich werde wohl getiichelt haben,« erwiderte Magelonr. »Die-ers was liegt an dem, was wir sagenll Glaub’ mir, wenn wir alle Verrat-Z samteit der Welt gegen Großpapasj Anordnungen in’s Feld führten, esj änderte nichts. Um Weihnachten, wennz die hohe Familie hier beisammen ist.? wird die Verlobung proclamirt, und zu der vom Großpapa bestimmt-Ins Stunde stehen wir am Altar und wech- i selciä die Ringe, wir mögen wollen oder: ni t.« L »Das begreife ich nicht,« sagte Jo-l hanna. »Du wirst es begreifen. wenn du erst einmal erlebt hast, wie schrecklich Großpapckö Zorn ist,« antwortete Magelonr. »Wenn er die Stirn zu sammenzieht, seine Augen nnter den boritigen Brauen vorblitzen und seine Stimme kracht und donnert. Es tommt seiten, aber uns Allen liegt die; Angst davor im Blute, oder man hat uns von Kindheit an daraus dressirt—— ich weiß nicht recht!'« « »Hast du Großpapa so gesehen?« fragte Johanna. »Einmai nur, ais Otto — der sehr heftiq ist —- dem Istster eine Ohrseige gegeben hatte-. Einen Ehrenmann, dem man nicht Satisfaktion geben könne, so zu behandeln, wäre ein Schuttenstreich, schrie Groß apa. Otto wäre nicht werth, den amen Dönninqhansen zu führen. Wenn ich das wiederhole, sagt es nichts — aber ais Großpapa auf den armen Jungenz swsdrüllta war mir zu Muth, als schlüge er ihn zu Boden, und Alle, diel es mit erlebten —- es war während der erquicklichen Familienversammlung nach dem Frühstück — waren wie ver steinert vor Entsetzen.« »Aber Großpapa hatte Recht,« sries Johanna. »Das scheint auch Vetter Otto eingesehen zu haben; er spricht mit tieser Verehrung von ihm, nennt ihn einen Edelmann im vollen Sinne des Wortes.« Magelone zuckte die Achseln. »Liebes Kind, das ist die Dönning häuser Marotte,« sagte sie. »Sie Alle bilden sich ein, dieses Namens wegen besser sein zu müssen, als andere Men schentinder; und da sie das nicht smd —- ich meine die jüngere Generation-— treiben sie Götzendienst mit dem alten Herrn, in dem die Marotte Fleisch und Blut geworden ist. —- Aber was geht uns das an,« suhr sie fort, indem sie aussprang und Johanna umarmte, »du bist nicht mit dem heiligen Namen belastet; ich habe ihn —- wenigstens sitr eine Weile —- abgewälzt, und ich wollte nur, daß wir uns einmal so recht gründlich, ungenirt des Lebens freuen könnten . . . Da geht’s schon an!« fügte sie mit dem Ausdruck to misrher Verzweiflung hinzu. — «Tischglocke — zweites Frühstück —— und dann vier schöne leere Stunden, bis sie wieder klingt, uns zum Diner zu rufen. —- Arme Johanna! wie die vierundzwanzig Stunden, die du bis jetzt hier verlebt hast, geht es nun sort: tagaus tagein -« jahraus jahrein, und uns bleibt nichts übrig, als mit Hein rich Heine’s Proserpina zu klagen: i i t . Hier unter bleichen Lemuren und Leichen Mein junges Leben vertraur’ ich.« Jndeß Magelone der neuen Haus-» genossin diese melancholischen Aussich-; ten erössnete, hatte der Freiherr seine. Schwester im Wohnzimmer ausgesucht und sagte, während er in gewohnter Weise mit den Händen aus dem Rücken aus und nieder ging: »Ich bin überrascht und erfreut, zu sehen, wie gut Johanna zu uns paßt. So turze Zeit sie erst hier ist, steht sie, mir schon näher als Magelone.« ; Ja, weil sie mehr Gemäth hat«, san ke die aite Danie. Ter Freiherr inette die Achseln. » ,,(7iemiith! Liebe Thetla, was get-t: mich ihr Gemiiih an!« ries er unge. » Tut-»in- ,,(."»tescheidt ist sie und s——— so lTensam daa tiingt und so sehr mich das Wort oon Esjtagelone aciirgert hat« ed ist Rate in ihr. Sie ist Ineber ais jedes andere meiner Enteltinder Fleisch von meinem Fleisch und Bein oon meinem Bein.« Lante Thetla begnügte sich mit ei nem zustimmenden Kopsnickem und der Freiherr suhr fort: »Das macht mir freilich auch Sor gen. Was soll aus dem Kinde wer den? —- Jn unsere Kreise gehört sie nun einmal nicht. —— Sie mit einem der neumodischen Edelleute zu verheii rathen, die trotz ihres Stammbaums bereit sind, sich an die erste beste reiche Brauers- oder Bauerstochter wegzu werfen —- dazu ist sie zu gut; —- unds sie wieder in das bürgerliche Elements zurücksallen zu lassen, sie wieder ganzl von uns abzutrennen —- — schade! schadet« »Mus; denn durchaus geheirathet sein? sra te Tante Thetla. »Natürl ries der Freiherr. »Ich habe es auch nicht gethan . sing die alte Dame an. Der Bruder siel ihr in’s Wort: »Aber du bist standesgerniiß verlobt gewesen« sagte er; »daß du deinem Bräutigam, als er kurz vor der Hoch zeit starb, Treue gelobst hast habe ich respettirt, so sehr es mir wider den Strich war.« »Lieber Johann, würdest du nicht ebensogut Johann Leopod’5 herums wünsche respettiren?« sragte Tante Theilen · » Der Freiherr blieb mit einer kurzen Wendung vor ihr stehen. »hat sich der Junge beschwert? flüchtet er hinter Weiberroete. .?« »Durchauö nicht!« siel Tante Thetla ein. »Nicht ein Wort hat er gesagH Von Maaelone weiß tch’5 . . . Und? ich tenne Johann LeopolW herz; ichj weiß, daß er Albertinens Verlust noch heute nicht verschmerzt hat.« »Unsinn!« rief der Freiherr. »Er, als Majoratsherr, ist verpflichtet zu heirathen. Das weiß er auch, und wenn ihm, ohne daß er zu suchen und den Hof zu machen braucht, eine pas sende Partie geboten wird, so gebe ich dir mein Wort, daß er ohne sich zu sperren Ja und Amen sagt.« Tante Thetla schüttelte bedächtig den Kopf. »Eure passende Partie nennst du» das?« sagte sie. »Ich fürchte, daß Magelone mit ihrer Vergnügungssucht und Oberslächlichkeit den ernsten Leo pold unglücklich machen wird — oder er sie . . .« »Das glaube ich nicht,« rief der Freiherr. »Im Gegentheil! sie wird ihn austrahem und er wird sie ducken, was siir Beide nur gut sein kann. Der Stärkere wird schließich das Com mando führen —- wem es zufällt, ist mir einerlei. Meine Ausgabe ist ein zig und allein, fiir das Gedeihen des mir anvertrauten Geschlechtes zu sor gen.« »Lieber Johann. nimm mir’s nicht übel . . es kommt mir vor, als sorg test du etwas zu viel,« sagte die alte Dame in schüchternem Tone. »Ja viel«! wiederholte der Frei herr, indem er abermals stehen blieb, und seine Augen blitzten die Schwester an. »Meinst du wirklich, man könnte in dieser Zeit der Lauheit und des Ver salls zu viel thun? — Daß es der jüngeren Generation so scheint, kann ich begreifen; sie ist doch größtentheils mars- und willenlos —- und ist’s doch am bequemsten, sich treiben zu lassen, wohin die Strömung geht. Jch aber —- ich hoffte, du hättest das ohne Er klärung verstanden —- ich habe mir ge lobt, sestzustehem so lange ich kann, und festzuhalten so viel ich vermag. — Man hat uns gelehrt und wir haben geglaubt, daß wie Alles aus Erden, auch der Unterschied der Stände von Gott gewollt und eingerichtet ist. Seit wann soll denn das anders geworden sein?« Er schwieg und schien eine Antwort zu erwarten, aber die steigende III-eisig teit seines Tones hatte die Schwester eingeschiichtert. Sie sah stumm vor sich nieder und nach einer Pause fuhr der Freiherr fort: »Ich will steinern einenVcrwuri ma chen, der anders denkt. Dach Unglücks iahr 1848 hat unsere Reihen gelichtet. Aber wer noch meines Glaubens ist, nat um so mehr die Pflicht. sich zu denisets tien zu ibetenneik Jch hab’5 gethan-— Jch habe meiner lleberzeugung schwere Opfer gebracht und glaube damit das Recht ertaust zu haben,so lange mir die Augen offen stehen, Dönninghausen nach meinem Wissen und Gewissen zu verwalten. Thue ich Eure Meinung nach zu——viel——gut,den Vorwurf muß ich tragen!« Die alte Dame ging deni Bruder nach. »Viel-er Johann,« sagte fre, indem sie die Hand auf seinen Arm legte, ,,ivie kannst du glauben, daß dir Jemand von uns einen Vorwurf macht? Wir wissen, daß du immer das Beste willst und sind dir von Herzen dankbar . . « »Das glaube ich nicht —- ist auch nicht nöthig!« fiel der Freiherr ein. »Ich thue meine verfluchte Pflicht und Schuldigteit und damit basta! — Hat der Junge, der Johann Leopold, bisher nicht in allen Dingen seinen Willen ge habt? Er hat studirt, was und wo er wollte; ist jahrelang auf Reisen ge wesen; hat sich mit dem Mädchen, das er liebte, verloben dürfen ——- und was ist das Resultat? —- Ein Duckmäufer und Stubengelehrter ist er geworden — das darf mein Nachfolger, der Herr von Dönntnghausen nicht sein. Jeden falls muß der Versuch gemacht werden, ihn durch die Heirath mit Magelone aufzurütteln, und so ift Weihnachten Verlobung, Oftern Hochzeit. —- Aber lomm’, Theilu, es hat schon vor einer Weile zum Frühstück geläutet.« Siebentes Kapitel. Johanna an Ludwig. »Dönninghaufen, den 19. Dec. 1878. » . . . Heute bin ich vierzehn Tage hier und bin völlig eingewöhnt. Du glaubst nicht, wie mir nach den Er schütterungen der letzten Zeit dies stille Leben mit seinen gleichmäßig wieder kehrenden Beschäftigungen wohl thut. Den Großvater begleite ich aus seinem Morgenritte, den er zum Jnspiziren der Holzschläge, der Sägemiihle oder der beiden Vorwerte zu beniißen pflegt, und Abends lese ich ihm Zeitungen und Journale vor —- eiii Amt. das mir Jo hann Leopold stills weigend übertra gen hat. Jm Laufe es Tages gehe ich mit Tante Thetla zu den Armen oder Kranken im Dorfe, oder wir nähen und stricken Weihnachtssachen siir ihre Schüßlinge. Tante Thetla ist ein sanf tes, gutes Wesen. Als neulich Mage lone darüber spottete, daß wir müh sam anfertigen, was jetzt in jeder Stadt zu tausen ist, sagte sie: »Du glaubst nicht, welch’ ein Trost sür mich in dem Gedanken liegt, daß das Werk meiner Hände — die aus der weiten Welt sonst nichts zuthun haben — so und so viel kleine Füße aus kaltenl Schulwegen wärmen, oder so und soi viel Kranken, Altersschwachen denI Winter erträglicher machen wird.«i Magelone verstand das nicht —- oder; wollte sie es nicht verstehen? —- Sie» gibt mir noch immer zu rathen auszi das heißt, ich weiß nicht, ob sie von Na-« tur so ganz oberslächlich ist, oder ob sie sich nur so gewöhnt hat« —- Sie will beschäftigt, unterhalten sein; »aber je des ernste Buch ermüdet sie, -— jedei ernstere Composition macht ihr Kopf schmerzen, obwohl sie technische Schwie rigkeiten nicht zu scheuen braucht, —— und von iedein Gesprächsthema, es müßte sich denn uni Toilette oder Ball erlebnisse handeln, schweift sie ab, umd aus allen Fernen etwas herbeizuholemi das sie ebenso schnell wieder stillen läßti Dabei ist sie aber geistig ebenso gra-i ziös als körperlich, und der Zauber, den sie im ersten Moment aus mich geübt hat, ist noch gewachsen Es ist etwas Unbestimmtes, Schillerndes in ihr, so daß sie den Beobachtenden unablässig beschäftigt Auch in ihrem Aeußeren driickt sich das aus« Sie ist eigentlich» klein, und doch tann sie mit ihrer bieg-« icimen, nymphenhaften Gestalt in ihren» Zangen Schlepptleidern den Eindruck schlanier Gro· e machen; ihr Haar er-: : scheint je na Beleuchtung und An ordnung aichdlond oder aoidbririim ihre Augen nennt der Eine Maxi, der Andere grau der Dritte griin --s-— nnd Jeder hat ditechtx ihr Lächeln ist ge 4ioöhnlich dei- eiiies trink-es, aber plötz lich toiiiint ein pitanter, spöttischer, liriisiiaster Zug hinein Jn diesem Ali geiiblirt nennt sie mich schwerfällig, pe-; daiitischx im nächsten bin ich ihr Trost, ihre Stütze ihre Herzensfreundim nach der sie sich iinmesr geselint hat. Jetzt nimmt sie den Anlauf, sich zu begei stern, um gleich daraus sich selbst und das ganze Leben zu ver-lachen Ob ihr dabei wohl zu Muth ist, weiß ich nicht. !Jch glaube, es wird ihr nicht klar. » »Merlwiirdig ist nur, wie gleichgli-; tig sich Johann Leopold zu ihr verhälH Obwohl sie versichert, er wäre ihr«greu- i lich langweilig,« läßt sie zuweilen ein kleines Feuerwert von Kotetterie zu seinen Ehren ausspriihen. Dann siehtl ler sie mit den glanzlosen Augen ein« ohne nur zu lächeln, und wenn es ir gend möglich ist, erspart er sich die Ant wort. Und die Beiden werden sich hei rathen, beareisst du das? i ! «Ueb·tigens habe ich heute Morgen sein kleines Abenteuer erlebt, das mir Johann Leopold verständlicher macht; - bisher hatte ich noch nicht eine mensch liche Regung in ihm entdeckt. —- Groß ,papa betam einen Anfall von Wodu aka, konnte nicht ausreiten und ärgerte gsich, daß eine Anordnung, die er auf dem neuen Holzfchlage treffen wollte, nun unterbleiben müsse. Jch erbot mich, mit Martin hinzureiten, erhielt meine Jnftruktionen und brach auf. »Jenseits des Dorfes, aber noch im Thale, überholten wir die Frau eines Taglöhners, die mir weinend erzählte, sie wolle in die Apotheke laufen —- ein Weg von wenigstens anderthalb Stun den —, um neue Medizin für den Mann zu holen, der so lange mit dem fechsjährigen Töchterchen allein fei. Natürlich schickte ichsdie Frau an das Krankenbett zurück, gab artin den Auftrag das Rezept zu eforgen und I schlug allein, oder vielmehr unter Goldhunds Schutz, meinen lieben Waldweg ein. »Bisher war ich ihn nur mit Groß papa geritten, hatte mich an den schö nen Buchen erfreut, unter denen er sich anfangs hinzieht; an den Ausblicken, die er — höher und höher an der Berg wand aufsteigend — über das Thal von Dönninghausen und die gegenübe liegenden Schluchten gewährt, bis et, in das Jnnere des Waldes einlentend, zu den herrlichsten Tannen führt, die ich je gesehen habe —- aber von der »Spuci- und Zaubersphäre,« die ich beim Anblick des Albumbildes erwar tei, hatte ich nie eine Spur entdeckt. »Heute jedoch schienen die Wichtels männchen geschäftig, mich in die Jrre zu führen.· Obwohl ich meiner Mein- » ung nach zur rechten Zeit waldeinwärti gebogen war, wollten die Tannen nicht kommen. Der Weg wurde ungewöhn lich steil; zur Linien staarten unb tannte Felszacken aus dem Gestrü hervor, aber zum Umkehren konnte Z mich nicht entschließen. Vielleicht führte auch dieser Weg an’s Ziel. Je denfalls bewiesen frische Spuren im Schnee. daß hier kürzlich Menschen und Pferde aufwärts gegangen waren, und ich ritt ihnen weiter und weiter nach, obwohl ich mir nach einer Weile sagen mußte, daß ich meinen Holzschlag mehr zur Rechten zu suchen hätte. Aber der prickeInde Reiz des Pfadfindens mir ’ über mich gekommen; jetzt mußte ich vorwärts Die Lust war belebend frisch, die Sonne schien, der Schnee glitzerte auf Bäumen und Gebüschen; immer gewaltigere Felsmassen stiegen zur Linken auf, immer tnorrigere Wurzeln« umklammerten das zerkliif-" tete Gestein; eine krächzende Krähen schaar flog vorüber; sonst war nicht zu hören, als das Rauschen der« Tan nenwipfel und das Schnauben meines Pferdes. Endlich — ich mochte wohl eine Stunde so geritten sein, erreichte icht ein kleines mit Eichen bestandenes Pla teau, kam an ein Wildgatter, dessen Thor der kluge Goldhund ausstieß, nnd erblickte bald darauf über einer Tannenschonung ein hohes Dach misi rauchendem Schornsteine. Als ich näher kam, sagte niir das Geweih an der Thür, -daf) eg e: n Försterhaus war. nnd nun stiir«ten mir auch fünf, sechs Hiihnerhunoe mit Teckel bellend entge-. gen, sonst war kein leitendes Wesen zu seiten. »Ich stieg ab, band Elinor an und trar , gefolgt Von der kläffenden Meute, die Goldliund hochmijthig überfah, in einen sauberen Flur mit mehreren Thüren. Jch klopfte rechts — keine Antwort; klopfte links, da hörte ich Menschenstimmen, im nächsten Augen bliel wurde die Thiir geöffnet; auf der Schwelle erschien eine kleine, ält liehe Frau mit verängstigten Mienen und im Hintergrunde des tiefen, däm merigen Zimmers stand an einem Gar dinenbette eine Gestalt, die mir bekannt erschien. »Johann Leopoldl« rief ich unwillkürlich und ich hatte mich nicht getäuscht; der Angerufene wendete sich um und kam mit raschen Schritten auf mich zu »Johanna wag bringt dich hierher-li« rief er in einer gewissen Erregung, und als ich zur Antwort gab, ich hätte mich verirrt, bat er die Frau, mich in ihre Wohnstube zu führenund versprach, in wenigen Minuten bei mir zu sein. »Sie brachte mich in das gegenüber- « liegende Zimmer, fragte mit verlegener Hast ob sie mir etwas zur Erquickung bieten könnte, bat mich, zu verzeihen. daß sie mich allein lassen müsse, um dem gnädigen Herrn bei dem Kranken-s -" hilfreiche Hand zu leisten und ver schwand. — s »Daß ich hier zur unrechten Zeit ein gekehrt war, ließ sich nicht verkennen. und sich ging eben mit mir darüber zu Rath, ob ich nicht, statt Johann Leo pold zu erwarten, ohne Weiter-s den Rückweg antreten sollte, als sich aber mals vielstimmiges Gebell erhob und ein Förster, dem ich hin und wieder mit Großpapa begegnet war, am Fen ster vorüberging. ,,Frau!« rief et mit schallender Stimme, indem er in’s Haus trat, und dann hörte ich ihn fragen, was zum